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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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November 2011

 
Zuletzt geändert am 27.03.2014 @ 17:41

Zur Berichterstattung von Nolympia
Bis zum 1.11.2011 hatte unsere Webseite insgesamt 288.724 Besucher. In Oktober 2011 waren es 9410, das sind pro Tag im Durchschnitt erstaunliche 325 Besucher; der Maximalwert lag bei 544 Besuchern am 14.10.2011. Wir bedanken uns für das Interesse und möchten auch in der Zukunft über neue Aspekte und Zusammenhänge aus der Sportdemokratur berichten. Ein Dank gilt auch Ralf für seine Presseschau.
Es gibt erfreulicherweise einige kritische Sport-Journalisten wie Thomas Kistner, Jens Weinreich, Daniel Drepper und andere, die sich eine bewusste Distanz zu Sportlern, Sportfunktionären und Sportpolitikern bewahrt haben. Leider bleibt festzuhalten, dass sich die meisten Sport-Journalisten verhalten wie die im Motorsport: unkritisch und einseitig, die Propagandisten feiernd, den Verbänden und der Industrie verpflichtet. Bei der Kriegsberichterstattung nennt man diese Haltung embedded.

Der Sport feiert sich

Die Deutsche Sporthilfe initiierte am 5.11.2011 den 30. Sportpresseball mit einem Etat von 900.000 Euro in Frankfurt. Es kamen 2.800 Gäste.
Katarina Witt von München 2018 wurde vom hessischen Ministerpräsidenten zur „Legende des Sports“ gekürt. „Sportler mit Herz“ wurden die Boxbrüder Klitschko. Vitali Klitschko drohte: „Der Sport hat die Kraft, die Welt zu verändern“ (Trostpreis und Fauxpas, in weltonline 7.11.2011).
Schirmherr des Sportballs war wie üblich der Bundesminister des Innern, derzeit Hans-Peter Friedrich (CSU). Er hatte sich erst wenige Tage vorher bei der Sportministerkonferenz in Anwesenheit von DOSB-Präsident Bach für eine erneute Olympia-Bewerbung Deutschlands ausgesprochen. Die Konferenz der Sportminister fand im wie gewohnt luxuriösen Rahmen der Sportelite im Hotel Elephant statt (Sport und Staat einig: Olympia bleibt ein Ziel, in sueddeutsche.de 4.11.2011; Pille, Dirk, Rückenwind aus Weimar, in otz.de 4.11.2011).

„München leuchtet“, BMW zahlt

Was haben Katarina Witt, Rosi Mittermaier und Christian Neureuther gemeinsam?
Alle drei haben sich um die Bewerbung München 2018 dermaßen verdient gemacht, dass sie von OB Ude, quasi par Ordre de Mufti, die Auszeichnung „München leuchtet“ erhielten.
Und Katarina Witt ist BMW Group Olympia-Botschafterin, Rosi Mittermaier und Christian Neureuther sind BMW Sportbotschafter.
Denn schließlich ist die BMW AG stolz darauf, „aktives Mitglied der Olympischen Familie“ zu sein und stellt für die Olympischen Sommerspiele 2012 in London eine Flotte von 4000 Fahrzeugen zur Verfügung (PM BMW, Rosi Mittermaier und Christian Neureuther, www.bmw-xdrive-guide.com; PM BMW Group, Pressetermin 9.11.2011).
Diese „Münchner Sport-Infrastrukturpolitik“ wird die BMW AG noch einiges kosten!

Aktuelle Sportsplitter von IOC, Fifa etc. im November 2011

– Der Rundfunkrat des WDR stimmte dem Vertrag zwischen der ARD und dem Boxveranstalter Sauerland Event GmbH zu: Die ARD erwirbt für rund 30 Millionen Euro die Rechte an Boxkämpfen für die Jahre 2013 und 2014. Ursprünglich wollte die ARD für 2013 bis 2015 sogar die Summe von 54 Millionen Euro bezahlen (WDR billigt Boxvertrag, in SZ 20.7.2011).

– Der Präsident der Bundespolizei, Matthias Seeger, musste Ende Oktober 2011 im Bundesministerium des Innern antreten: Er hatte mehr Geld für seine Behörde gefordert, da die Bundespolizisten in der vergangenen Fußballsaison 2010/2011 fast 100.000 Mal Dienst bei Fußballspielen leisten mussten. Im Schnitt waren an jedem Spieltag mehr als 2600 Beamte unterwegs (Ott, Klaus, Zum Rapport ins Ministerium, in SZ 5.10.2011). Die kommerziellen Profiteure der Profi-Ligen müssen übrigens keinen Unkostenbeitrags dazu leisten: Die Polizeieinsätze zahlt allein der Steuerzahler.

– Russische Olympia-Funktionäre und ihre Familienangehörigen sollen bei Vancouver 2010 einen Großteil des Geldes ausgegeben haben, das für die russischen Sportler gedacht war: Es handelt sich um 5,9 Millionen Euro. Der russische Sportminister Witali Mutko lehnte Konsequenzen an: Er gehört zum Aufsichtsrat des Organisationskomitees für Sotschi 2014 (Verdacht auf Betrug, in SZ 16.9.2011).

– In der DFB-Schiedsrichteraffäre stelllte sich im November heraus, dass die Fifa und die Uefa den deutschen Fußballschiedsrichtern deren üppige Honorare – z.B. rund 4.500 Euro pro Länderspiel – in die Schweiz und nach Liechtenstein überweisen: steuerfrei, versteht sich. Steuerfahnder ermitteln im Rahmen der Aktion „Abseits“ gegen 70 aktive und frühere Schiedsrichter. DFB-Präsident Theo Zwanziger, dessen Frankfurter DFB-Zentrale durchsucht wurde, kannte dagegen sofort das Ergebnis:  „Ich gehe davon aus, dass bei den allermeisten Fällen eher wenig oder überhaupt nichts herauskommen wird“ (Regelhüter ohne Regeln, in SZ 7.11.2011; Buschmann, Raphael, Pfeil, Gerhard, Wulzinger, Michael, Aktion Abseits, in Der Spiegel 45/7.11.2011; Kistner, Thomas, Überweisungen nach Liechtenstein, in SZ 31.10.2011; Champagner-Tricks, in SZ 7.11.2011).

– Nachdem das IOC vor den Olympischen Winterspielen in Nagano 1998 der International Snowboard Federation (ISF) die Zuständigkeit entzogen und sie an die FIS weitergereicht hatte, ging die ISF in Konkurs. Snowboarder gründeten aus Protest im Jahr 2002 gegen das IOC und die FIS die Ticket-to-Ride-Tour (TTR) und erfanden „Slopestyle“, eine Mischung aus Schanzen- und Hindernisparcours. Nun reagierte das IOC imperialistisch wie üblich, klaute die Idee und führte bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 den Wettbewerb „Slopestyle“ ein – wiederum unter der Hoheit der FIS. „Bisher gibt es in dieser Disziplin, in welcher für den Bau jedes kilometerlangen Hindernisparcours enorm viel Geld und Knowhow nötig ist, nicht einmal einen Fis-Weltcup“ (Eder, Michael, Die Tür ist wieder zu, in faz.net 16.11.2011). Die TTR-Snowboarder müssten sich auf FIS-Wettbewerben für 2014 qualifizieren, obwohl TTR seit vielen Jahren wesentlich mehr Erfahrung mit der Durchführung von Slopystyle-Wettbewerben hat. TTR hatte noch eine gemeinsame Qualifizierungsserie vorgeschlagen: Die FIS lehnte sofort ab. „Die TTR ist, was Snowboard-Knowhow und die Qualität der Veranstaltungen betrifft, der FIS weit überlegen“ (Ebenda).
Die TTR ist nicht die erste Sportvereinigung und wird nicht die letzte sein, die das IOC plattmachen will.

Fifa-Ewigkeits-Präsident Sepp Blatter bestritt Mitte November 2011, dass es auf den Fußballplätzen Rassismus gäbe: „Das würde ich abstreiten. Es gibt keinen Rassismus“ („Soll den Hut nehmen, in SZ 18.11.2011). Da in Großbritannien gerade Rassismusvorwürfe gegen den Kapitän der Nationalmannschaftund andere Fußballspieler diskutiert wurden, forderten viele den Rücktritt Blatters. „In Spanien, Deutschland und Italien wird zu dem Vorfall auf Verbandsebene unterwürfig geschwiegen…“ (Honigstein, Raphael, „Wer sich beschwert, wurde geschnitten“, in SZ 19.11.2011).
Blatter selbst ruderte umgehend zurück: „Mir ist natürlich auch bewusst, dass es im Fußball leider immer noch Rassismus gibt… Ich führe den Kampf gegen Rassismus im Fußball persönlich an…“ (Ebenda).
Ist deshalb dieser Kampf so wenig erfolgreich?


– Mitte November 2011 wurde bekannt, dass der Vize von Fifa-Präsident Sepp Blatter, der Argentinier Julio Humberto Grondona, 72 Millionen Dollar auf diversen Konten gebunkert hat. Es wiird vernutet, dass es sich um Schmiergelder aus der Vergabe der WM nach Russland (2018) und Katar (2022) handelt. Grondona ist Chef der Fifa-Finanzkommission. Die argentinische Behörde für Finanzverbrechen ermittelt gegen Grondona. Die Fifa selbst unternimmt: nichts (Weinreich, Jens, Fifa-Vize unter Korruptionsverdacht, in ftd.de 14.11.2011).

Diese Aufzählung könnte beliebig verlängert werden.

Auf eine neue Olympische Bewerbung

Der Sportausschuss  des Deutschen Bundestages tagte am 9.11.2011 – inzwischen, wiie berichtet, nicht-öffentlich. Ein Ausschluss der Öffentlichkeit wurde erneut mit den Stimmen von CDU/CSU und FDP beschlossen (Voraussichtlich europäische Konkurrenz für münchen, in sueddeutsche.de 9.11.2011). Der sportpolitische Sprecher der SPD, Martin Gerster, äußerte: „Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass dem Deutschen Olympischen Sportbund  es offenbar recht ist, dass wir jetzt hinter verschlossenen Türen tagen“ (Kempe, Robert, Mit oder ohne Bach, in dradio.de 8.11.2011).
Die Sportdemokratur ist kein Freund von Transparenz und Demokratie.

CDU-Obmann Klaus Riegert, verantwortlich für den Ausschluss der Öffentlichkeit bei den Sitzungen des Bundessportausschusses, will eine neuerliche Olympische Bewerbung: „Ich habe in der Sitzung klargemacht: Ja, ich will“ (Irgendwann Olympia, in SZ 11.11.2011). Er rechnet mit 30 Millionen Euro Bewerbungskosten. Auch Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich und die Länder-Sportminister sind für eine neue Bewerbung.
Die Kuratoriumsvorsitzende von München 2018, Katarina Witt, stünde ebenfalls wieder zur Verfügung (Kati Witt: Ich stehe bereit, in Abendzeitung-muenchen.de 9.11.2011).
Das ist angesichts der üppigen Entlohnung durch die BMW AG auch kein Wunder
DOSB-Präsident Bach äußerte – als offizieller Teilnehmer des Sportausschusses -, es gehe weniger um die Frage des „ob, als vielmehr um das wann  und wie“ (PM DOSB zieht erneute Bewerbung Münchens für Olympische Winterspiele in Betracht, in www.bundestag.de, Sportausschuss 9.11.2011). traf dann vorsichtshalber gleich den Hamburger Ersten Bürgermeister Olaf Scholz und Sportsenator Michael Neumann, um über eine mögliche Hamburger Bewerbung für Olympische Sommerspiele zu sprechen (IOC-Vizepräsident Thomas Bach trifft Olaf Scholz, in abendblatt.de 9.11.2011)..
Als deutscher Kandidat für die IOC-Präsidentschaft 2013 macht es sich für Bach natürlich gut, wenn einige deutsche Orte so unvorsichtig sind, sich zu bewerben: So zahlreich sind die Olympischen Bewerbungsstädte nicht mehr, und irgendwo muss schließlich das Geld für das IOC und seine Funktionäre und Verbände herkommen.

München – Hauptstadt der Sport-Bewegung

Die Münchner Sportszene und Stadtverwaltung hat sich darum verdient gemacht, dass einige äußerst wertvolle Sportevents im Jahr 2012 und in folgenden Jahren hierher geholt wurden:
– Die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft fand im Juli 2011 erstmalig im zuasphaltierten Olympiastadion statt (siehe hier). Trotz Protesten der Anwohner wird dieses so tolle wie sportive Ereignis auch auch 2012 und 2013 hier stattfinden. Der Stadionrasen wird also noch zweimal herausgerissen und zweimal neu angelegt, denn er muss komplett dem Asphalt weichen.
Vielleicht wird auch immer der gleiche Asphalt verwendet, dann kann man das Ganze noch unter nachhaltiger Entwicklung laufen lassen.
– Die Stadt München zahlte im Oktober 2011 an die UEFA eine Million Euro für die große Ehre, Ausrichterort für das Endspiel der Fußball-Champions-League im Mai 2012 sein zu dürfen. OB Ude hatte dies allein entschieden und erst hinterher den Stadtrat darüber abstimmen lassen.
– Nach 2011 wird nun auch an den Neujahrstagen 2012, 2013, 2014, 2015 und 2016 das Event Parallelslalom am gewaltigen Großen Schuttberg im Olympiapark vor erwarteten 25.000 Zuschauern stattfinden. Der Olympiasee wird also noch fünfmal abgelassen – für die Zuschauertribünen.
Interessant wird es, wenn die Temperaturen für die Schneekannonen zu warm sind! Wird dann die Eismaschine des Siemens-Skibergs am Wittelsbacherplatz vom Februar 2011 wieder zum Einsatz kommen?
Bedenken wischte der Deutsche Skiverband beiseite: „… in der Form ist es vonseiten des Sports noch tragbar. Wir dürfen das aber nicht weiter aufblasen“ (Weltcup-Zirkus wird Dauergast in München, in merkur-online.de 16.11.2011; Skirennen in München, in SZ 17.11.2011; Tögel, Ralf, Nasenlänge vor New York, in SZ 17.11.2011).
Das wäre aber neu – dass in München nicht alles weiter aufgeblasen wird…

Münchner S-Bahn-Stammstrecken-Geschichten

August 2011: Der Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer und der Bayerische Ministerpräsidenten Horst Seehofer haben eine Gemeinsamkeit: Beide möchten möglichst wenig für die zusätzliche Münchner S-Bahn-Röhre bezahlen. Im Nahverkehrsetat stehen über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) jährlich knapp 333 Millionen Euro zur Verfügung – für ganz Deutschland (Fahrenholz, Peter, Hutter, Dominik, Müller, Frank, Geschickt getunnelt, in SZ 10.8.2011). OB Ude wünschte sich (vergebens), dass Fahrgäste auf die Barrikaden gehen (Hutter, Dominik, Krügel, Christian, Müller, Frank, CSU streitet über zweite Stammstrecke, in SZ 10.8.2011). Der frühere CSU-Chef Erwin Huber möchte die Röhre auf Pump finanzieren (Hutter, Dominik, Szymanski, Mike, Röhre auf Pump, in SZ 20.8.2011).

September 2011: Anton Hofreiter, Vorsitzender des Verkehrsausschusses des Bundestags, hält von der extrem teueren Zweiten Stammstrecke nichts: „… die entscheidenden Engpässe im Netz werden durch die zweite Stammstrecke nicht beseitigt“ (Kuhr, Daniela, Berlin fehlen die Mittel, in SZ 100.9.2011). Im September 2011 reichte die Deutsche Bahn den ersten Antrag für GVFG-Mittel für die Zweite Stammstrecke ein. Aber nicht nur München und Hamburg wollen ihre S-Bahn ausbauen: Es gibt Anträge für sechs Milliarden Euro – bei vorhandenen insgesamt 2,52 Milliarden Euro bis zum Jahr 2019 (Ebenda).

Oktober 2010: Seehofer, Ramsauer sowie der Bayerische (Noch-)Finanzminister Georg Fahrenschon (alle CSU) und Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) entwarfen ein Pump-Modell: eine Milliarde von Freistaat und Bahn, der Rest vom Bund. Die Staatsregierung schlug vor, dass die Landeshauptstadt München 300 Millionen Euro vorstreckt. OB Ude lehnte umgehend eine finanzielle Beteiligung der Stadt für den sieben Kilometer langen Münchner S-Bahn-Tunnel ab (Szymanski, Mike, Völklein, Marco, S-Bahn-Tunnel auf Pump, in SZ 14.10.2011).
Auch die Landräte der umliegenden S-Bahn-Landkreise lehnten eine finanzielle Beteiligung ab (Landräte wollen nicht für zweiten Tunnel zahlen, in SZ 18.10.2011).

November 2011: Der Haushaltsausschuss des Bundestags lehnte eine Erhöhung der GVFG-Mittel im Jahr 2012 ab. Der Verkehrsexperte der CSU, der Münchner Stadtrat Georg Kronawitter, sagte: „Die Verkehrswelt in Berlin zeigt, dass das Projekt nicht als wichtig erachtet wird“ und empfahl den umgehenden Ausstieg (Kristlbauer, Matthias, Bund verweigert Tunnel-Obulos, in merkur-online.de 11.11.2011). „Das Geld ist einfach nicht da“, kommentierte der Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl (Kein Zuschuss für den neuen S-Bahntunnel, in abendzeitung-muenchen.de 13.11.2011).
Derweilen befragte OB Ude in seiner Eigenschaft als MVV-Vorsitzender die Landräte zum CSU-Vorschlag, dass die Umland-Landkreise einen finanziellen Beitrag leisten sollten. Nicht überraschendes Ergebnis:  „Alle Landräte innerhalb des MVV-Gebietes lehnen die Idee ab“ (Völklein, Marco, Landkreise wollen kein Geld für Stammstrecke geben, in SZ 16.11.2011).
Und was passierte inzwischen mit dem riesigen Bauloch am Marienhof und mit den 35 japanischen Schnurbäumen, die hier standen und die „aus Sicherheitsgründen“ für Journalisten nicht zu besichtigen sind? Siehe auch „Christian-Ude-Platz“.
Dezember: Wen wundert es, dass der Chef von Industrie- und Handelskammer, Erich Greipl, und der Chef der Handwerkskammer, Heinrich Traublinger, für die S-Bahn eintreten? (Wirtschaft wirbt für zweite Stammstrecke, in SZ 8.12.2011). Sie wittern Aufträge. auch wenn das Bauwerk verkehrstechnisch äußerst fragwürdig ist.
Hier setzen sich Leute vermeintlich für die S-Bahn ein, die diese gemeinhin selbst nie als Verkehrsmittel benutzen!
Mitte Dezember schwärmten die Politiker plötzlich vom Model der „Public Private Partnership“ (PPP) für die Finanzierung. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Toni Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen), wies umgehend darauf hin, dass dann die Bahn auf Trassengebühren und Stationsentgelte bei der zweiten Stammstrecke verzichten müsste: Deshalb gab es bislang noch nie das PPP-Modell bei Schienenprojekten (Kristlbauer, Matthias, Fragwürdige Vorschläge für den zweiten S-Bahn-Tunnel, in Münchner Merkur 16.12.2011).

Was Garmisch-Partenkirchen nicht erspart bleibt

– Das durch Investitionen in den Wintersport völlig überschuldete Garmisch-Partenkirchen muss als Konsequenz aus dem staatlichen Förderbescheid für die Modernisierung des Skigebiets „Garmisch Classic“ 315.097 Euro plus Mehrwertsteuer in zwölf weitere Schneekanonen investieren – zum bestehenden Bestand von über 100 Schneekanonen. Ein CSU-Gemeinderat stellte fest: „Wir kaufen damit zwölf Kanonen, die wir gar nicht brauchen.“ Bürgermeister Schmid wusste dagegen sofort: „Nein, wir brauchen die schon“ (Garmisch-Partenkirchen: Mehr als 300.000 Euro für neue Schneekanonen, in merkur-online.de 6.11.2011; Schneekanonen, die keiner braucht, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 7.11.2011).
Kitzbühel hat 700 Schneekanonen – da will Bürgermeister Schmid wohl auch hin…
– Eine Kooperation der Gemeinde, des Skiclubs Partenkirchen, der Skischule Garmisch-Partenkirchen und der Bayerischen Zugspitzbahn mit der BMW AG. Ein BMW-Auto steht schon auf 2600 Meter Höhe (Holzapfel, Matthias, Kooperation soll für Garmisch-Partenkirchen Türen öffnen, in merkur-online.de 8.11.2011).
BMW darf sich also gegen Geld „ungewöhnliche“ Plätze für seine Fahrzeuge selbst aussuchen. Was dabei noch herauskommen kann, war beim AUDI-Kurpark während der Ski-WM 2011 zu sehen.
– Dafür fällt es anscheinend einer unwilligen Verwaltung im Rathaus schwer, die realen Kosten der Ski-WM 2011 festzustellen. Eine SPD-Anfrage auf eine Kosten-Nutzen-Analyse könne „ohne entsprechenden Gemeinderatsbeschluss derzeit leider nicht“ beantwortet werden, ließ der Leiter des Bürgermeisterbüros die SPD-Fraktionsvorsitzende Sigrid Meierhofer wissen, die daraufhin einen Antrag der SPD-Fraktion zu dieser Frage einbrachte. Ihr Hintergrund: „Jeder redet davon, dass zu viel Geld in den Wintersport und zu wenig in den Sommertourismus investiert wird. Ich will die Zahlen auf dem Tisch haben“ (Antrag der SPD-Fraktion: Kosten-Nutzen-Analyse für die Ski-WM, in merkur-online 27.11.2011).
Bürgermeister Thomas Schmid wusste es dagegen wieder ganz genau: „Eigentlich lässt sich das alles aus den Haushalten lesen“ (Ebenda).
Vielleicht wäre es für die Spitze und die Verwaltung im Garmisch-Partenkirchner Rathaus hilfreich, einmal  ein Grundseminar über demokratische Umgangsformen und die Bedeutung von Transparenz im Umgang mit den Bürgern zu besuchen.
Anfang Dezember 2011 lehnte der Finanzausschuss dann eine offizielle Kostenrechnung ab. Frau Meierhofer machte eine kurze eigene Rechnung auf: Seit 2002 wurden bis 65 Millionen Euro in den Wintersport investiert, davon gut 30 Millionen Euro in das Skigebiet Garmisch Classic, knapp 30 Millionen Euro in die Olympia-Skisprungchance und rund 5 Millionen Euro auf der Zugspitze (Holzapfel, Matthias, Kosten der Ski-WM in Garmisch-Partenkircheb: Verwaltung muss nicht rechnen, in Münchner Merkur 6.12.2011).
Dazu passt ein Zitat des Schweizer Professors für Tourismus an der Universität St. Gallen, Christian Laesser: „Ein Ferienort, der sich ausschließlich auf die Wintersaison beschränkjt, ist nicht lebensfähig“ (Die Wetterkapriolen ruinieren die Ferienorte, in Südostschweiz 24.11.2011).
– Die Skirennläufern Maria Höfl-Riesch beschwerte sich in der Bunten: “Ich kann nicht nachvollziehen, warum beispielsweise das ZDF so wenig Rennen überträgt… Skirennen sind nun mal die Formel 1 des Winters. Aber das Argument ist: Sonntagmorgen vor den Rennen kommt im ZDF Gottesdienst und danach erst Wintersport” (Bunte 24.11.2011).

Was Garmisch-Partenkirchen erspart bleibt

– Der Wank-Tunnel entfällt ersatzlos. Mit ihm wäre Garmisch-Partenkirchen zur Transitstrecke zum Brenner und nach Mailand geworden. Zur traurigen Geschichte des Kramer-Tunnels siehe hier.
– Das im Gefolge von München 2018 geplante „Zentrum für Nachhaltigkeit“, inhaltlich überflüssig und von den Folgelasten kostspielig, wurde von der Bayerischen Staatsregierung Mitte September 2011 klammheimlich beerdigt (Holzapfel, Matthias, Schlag für Garmisch-Partenkirchen: Zentrum für Nachhaltigkeit kommt nicht, in merkur-online.de 17.11.2011).
Dieses „Zentrum für Nachhaltigkeit“ war nur ein Appendix von München 2018 und wird niemandem wirklich abgehen.

Schmutziger IOC-Sponsor Dow Chemical

Der amerikanische Chemiekonzern Dow Chemical lieferte im Vietnam-Krieg die Brandwunden verursachende Chemikalie Napalm und das Urwald-Entlaubungsmittel Agent Orange. 2001 kaufte Dow Chemical den Chemiekonzern Union Carbide, der für die größte Chemiekatastrophe zuständig war. 1984 entwichen 36 Tonnen Methylisocyanat aus einem explodierten Tank und töteten über 20.000 Menschen; über eine halbe Million wurden schwer geschädigt, davon 100.000 bis heute. Dow Chemical verweigert als Käufer von Union Carbide weitere Entschädigungszahlungen für die Bhopal-Opfer (Vergleiche zu Dow Chemical auch hier).
Dafür wurde Dow Chemical im Juli 2010 neuer TOP-Sponsor des IOC: Der Chemiekonzern zahlt für den Zeitraum 2012 bis 2022 den Riesenbetrag von 100 Millionen US-Dollar.
Anfang November 2011 rief deswegen die Vereinigung der Opfer der Giftgaskatastrophe Indiens Regierung zum Boykott der Olympischen Spiele 2012 in London auf, sofern das Londoner Organisationskomitee LOCOG nicht den Vertrag mit Dow Chemical löst (Bhopal-Überlebende fordern Olympia-Boykott, in focus.de 3.11.2011).
Das IOC stellte sich natürlich stur – angesichts 100 Millionen US-Dollar!
Mehr dazu unter Aktuelles und im Kritischen Olympischen Lexikon.

Neue Begriffe im Kritischen Olympischen Lexikon

Zunächst  war ich skeptisch, ob nach der Vergabe der Olympischen Winterspiele 2018 nach Durban eine Fortführung des Kritischen Olympischen Lexikons mit den NS-Sportfunktionären Sinn macht: angesichts der vielen Arbeit und der widerlichen Inhalte.
Im Herbst 2011 mit den endlich aufgedeckten Morden und Gewalttaten der deutschen Rechten weiß man nun in Deutschland ja nicht mehr recht, wer die Verfassung vor den Verfassungsschützern schützen soll. Deshalb bin ich ganz angetan, dass nun im Kritischen Olympischen Lexikon auch die engen historischen Verbindungen des Nationalsozialismus mit dem Sport und und Informationen über einzelne NS-Sportfunktionäre mit dem Sport nachzulesen sind.

Die neuen Begriffe, die sich naturgemäß überschneiden, sind: Olympische Sommerspiele Berlin 1936 (hier zeigen sich Gigantomanie und Militarismus der Olympischen Nazi-Spiele) und Reichssportfeld (auch hieran erkennt man die gigantomane Planung der Nazis).

Es sollte nicht vergessen werden, dass der frühere IOC-Präsident Avery Brundage noch 1971 betonte: „The Berlin Games were the finest in modern history … I will accept no dispute over that fact“ (wikipedia.org).


Laufende Chronologie der Olympischen Winterspiele 2018 in München +2 (wird laufend aktualisiert und ergänzt):
1936 - 1972 bis 1997 - 2007 - 2008 - Januar 2009 - Februar 2009 - März 2009 - April 2009 - Mai / Juni 2009 - Juli 2009 - August / September 2009 - Oktober 2009 - November 2009 - Dezember 2009 - Januar 2010 - Februar 2010 - März 2010 - April 2010 - Mai 2010 - Juni 2010 - Juli 2010 - August 2010 - September 2010 - Oktober 2010 - November 2010 - Dezember 2010 - Januar 2011 - Februar 2011 - März 2011 - April 2011 - Mai 2011 - Juni 2011 - Juli 2011 - August 2011 - September 2011 - Oktober 2011 - November 2011 - Dezember 2011 - Januar 2012 - Februar 2012 - März 2012 - April 2012 - Mai 2012 - Juni 2012 - Juli 2012 - August 2012 - September 2012 - Oktober 2012 - November 2012 - Dezember 2012 - Januar 2013 - Februar 2013 - März 2013 - April 2013 - Juni 2013 - Mai 2013 - Juli 2013 - August 2013 - September 2013 - Oktober 2013 - November 2013 - Dezember 2013 - Januar 2014 - Februar 2014 - März 2014 - April 2014 - Mai 2014 - Juni 2014 - Juli 2014 - August 2014 - September 2014 - Oktober 2014 - November 2014 - Dezember 2014 - Januar 2015 - Februar 2015 - März 2015 - April 2015 - Mai 2015 - Juni 2015 - Juli 2015 - August 2015 - September 2015 - Oktober 2015 - November 2015 - Dezember 2015 -

Literatur zur NOlympia-Chronologie

Nolympia-Chronologie, komplett / Stand Mitte Juli 2010 als pdf-Datei

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