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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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April 2013

 
Zuletzt geändert am 27.03.2014 @ 17:41

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Termine:
3.3.2013:     Volksabstimmung OWSGraubünden 2022: ERLEDIGT
7.-9.3.2013: Volksbefragung in Wien über OSS “Wien 2028″: ERLEDIGT
9.9.2013:     Abstimmung in Oslo über OWS “Oslo 2022″
10.11.2013:  Abstimmung in München über OWSMünchen 2022″ (eventuell)
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Die Gliederung im April 2013 sieht so aus:

I: Nachrichten von Olympischen Spielen
II: “München 2022″
III: Aktuelles vom IOC und aus der olympischen Welt
IV: Allgemeine Nachrichten
V: Sport-Millionen und -Millionäre
VI: Aktuelle Sportsplitter von Fifa, Uefa etc.
VII: Doping-News
VIII: Die Sportsender ARD/ZDF
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Zitate des Monats

“Mino Raiola, italienischer Manager des schwedischen Fußball-Idols Zlatan Ibrahimovic, muss eine Geldstrafe von 6000 Schweizer Franken zahlen (rund 4900 Euro), weil er Fifa-Präsident Joseph Blatter als „schwachsinnigen Diktator“ und die Fifa als „mafiöse Organisation“ bezeichnet hatte. Raiola hatte außerdem den Uefa-Präsidenten Michel Platini als „Mafia-Boss“ beschimpft” (Blatter beleidigt, in SZ 9.4.2013; Hervorhebung WZ).

Der langjährige Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Helmut Digel, schrieb zur Abwahl von Graubünden 2022 und Wien 2028: „In europäischen Demokratien, so scheint es, werden Olympische Spiele ein schwieriges Unterfangen sein, wenn eine Bewerbung an ein Mehrheitsmandat der Bürgerinnen und Bürger gebunden ist… Nicht nur aus Sicht von Politologen ist das IOC eine jener großen Weltorganisationen, die sich durch ein besonderes Demokratiedefizit auszeichnet… Europa ist nur noch ein Kontinent unter vielen, sollten sich jedoch die europäischen Demokratien auf Dauer gegen Olympia aussprechen, weil sie volkswirtschaftlich nicht mehr zu verantworten sind, wäre dies der Anfang eines absehbaren Endes… Für die olympische Bewegung wäre es angebracht, dass sie sich anstelle einer Vergrößerung um eine Verkleinerung und um finanzierbare Spiele bemüht“ (Digel, Helmut, Mehr Demokratie wagen! in Stuttgarter Zeitung 6.4.2013).

Marcel Malachowski: „Die mutmaßliche Steuerhinterziehung von Uli Hoeneß ist also nicht die Ausnahme im Geschäft des Sports. Sie zeigt nur auf, nach welchen Regeln im heutigen Sport einzig und alleine wirklich gespielt wird: nach den Regeln der Reichen“ (Hoeneß und die Doppelmoral im Sport, in heise.de 27.4.2013).
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I: Nachrichten von Olympischen Spielen

– Sotschi-Besuch im April 2013. Die Kosten für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi liegen derzeit bei 37,5 Milliarden Euro. Der „Iceberg“-Eislaufpalast mit 12.000 Plätzen soll nach den Olympischen Spielen abgebaut und in einer anderen Stadt wieder aufgebaut werden: als Messehalle. Auch die Curlinghalle wird abgebaut. Die weitere Nutzung des Eishockeystadions ist ungewiss. Sotschi 2014 werde eine Propagandaveranstaltung der russischen Staatsspitze, so der Schweizer Sportjournalist Thomas Renggli. Laut Renggli werden Umwelt- und Korruptionsprobleme, illegale Müllkippen und Zwangsumsiedlungen öffentlich nicht thematisiert. Die schwierige Geologie im Bereich der Sprungschanzen erforderte Sicherungsmaßnahmen, um ein Abrutschen zu verhindern (vgl. Chronologie März 2013). Wohnungsmieten und Lebensmittelpreise sind stark gestiegen. Wie Capodici schreibt, erkennen die Menschen in Sotschi ihre Stadt nicht mehr. „Sotschi-Besucher müssen sich auf einen teuren Aufenthalt einstellen. ‚Wer nach Sotschi geht, muss viel Geld mitnehmen und eine Kreditkarte ohne Limit‘, sagt Renggli“ (Capodici, Vincenzo, „Die Menschen in Sotschi erkennen ihre Stadt nicht mehr“, in tagesanzeiger.ch 5.4.2013).
75.000 Bauarbeiter arbeiten an Sotschi 2014. „Dass dieser Gigantismus auch Verlierer produziert, verdeutlicht ‚Human Rights Watch‘: ‚Die Welt sollte nicht jubeln über Winterspiele in Russland, die auf einem Fundament von Ausbeutung und Missbrauch gebaut werden‘, heißt es in einem 67 Seiten langen Bericht der Menschenrechtsorganisation. Nach ihren Angaben kommen die Arbeiter, die die Prachtbauten errichten, zumeist aus den armen Republiken Zentralasiens – Tadschikistan, Kirgistan, Usbekistan – und erhalten Löhne von nicht einmal zwei Euro pro Stunde. Wobei Bauunternehmer oft monatelang gar kein Gehalt zahlten“ (Heinrich, Marc, Unter einer Schicht aus Sägemehl, in faz.net.de 9.4.2013).

– Istanbul 2020 derzeit schon bei 20 Milliarden Dollar: Die Kalkulation für Olympische Sommerspiele 2020 in Istanbul  liegt schon bei 20 Milliarden Dollar (rund 15,6 Milliarden Euro). Eine neue Stadt mit 420 Quadratkilometern wird geplant, erdbebensicher bis zur Stärke 9. Auf der asiatischen Seite Istanbuls soll ein TEMPORÄRES Stadion mit 100.000 Plätzen gebaut werden. Von 36 Sportstätten seien 11 vorhanden, 25 würden neu gebaut (deutsch-tuerkische-nachrichten.de 1.4.2013). Zur Erinnerung: Sieben türkische Großkonzerne unterstützen (wie üblich) die Bewerbung, darunter der größte Mischkonzern Koc Holding und die Fluglinie Turkish Airlines, die schon vom Bau des weltweit größten Flughafens mit sechs Start- und Landebahnen schwärmt (Olympia 2020: Türkische Großkonzerne machen sich für Istanbul stark, in deutsch-tuerkische-nachrichten.de 10.3.2013). Angeblich sind sagenhafte 94 Prozent der Istanbuler Bevölkerung für Istanbul 2020: Das berichtet zumindest der Chef des türkischen Bewerbungskomitees (Olympia 2020:  94 Prozent der Istanbuler sind dafür, in deutsch-tuerkische-nachrichten.de 25.3.2013).
Und wieder standen alle für das IOC-Evaluierungskomitee bereit: Der Tourismus- und Kulturminister, der Verkehrsminister – und zum Galaessen mit den IOC-Vertretern – der türkische Premier (Ebenda).
Zur Erinnerung: Beim Galempfang von Gilbert Felli und Kollegen am 3.3.2011 bei der Bewerbung München 2018 stand die gesamte deutsche Politik zum Empfang im Antiquarium in der Residenz bereit: die Bundeskanzlerin, der Bundesinnenminister, der Bundesverteidigungsminister, der Bundesverkehrsminister, der bayerische Ministerpräsident, der Münchner Oberbürgermeister…

– London 2012, April 2013: Der Olympiapark ist seit Ende der Paralympics komplett geschlossen. „Jetzt gleicht das Feiergelände der Jugend der Welt einer mit Zäunen abgeriegelten Geisterstadt… Die Seitenwände der Schwimmhalle hat man einfach abgerissen, die gewaltigen Tribünen demoliert. Das Wasserballbecken – weg, ebenso das Hockeystadion und die Basketballhalle… Was noch spannend bleibt, ist die Zukunft des ehemaligen olympischen Dorfs. Die für 1,3 Millionen Euro gebauten gut 2800 Apartments waren als Wohnraum für Londons Osten gedacht. Das Problem ist nur, dass die Gegend bis jetzt nicht als besonders schick gilt. Es wohnen also eher keine Großverdiener hier, die Wohnungen sind aber teuer. Doch auch hier ist eine Lösung in Sicht. Es werden noch einmal 6000 Wohnungen gebaut…“ (Löhle, Jürgen, Aufstieg durch Abriss, in stuttgarter-zeitung.de 5.4.2013; Hervorhebung WZ).

– Oslo 2022 – die Opposition wächst. Die Norwegian Confederation of Trade Unions (LO), die größte Gewerkschaftsorganisation Norwegens, hat mit überwältigender Mehrheit beschlossen, offensiv gegen die Pläne für Olympische Winterspiele 2022 in Oslo vorzugehen. Kjersti Barsok, die stellvertretende Vorsitzende der LO in Oslo, möchte jeden ermutigen, am 9.9.2013 mit „Nein“ zu stimmen. Die Spiele sind nicht im Interesse von Oslo und würden Milliarden kosten, die woanders besser investiert wären, sagte Roy Pedersen, der Leiter des Gewerkschaftsrates. Die Kosten des 16-Tage-Events lägen nicht bei den offiziell genannten 25 Milliarden Norwegischer Kronen, sondern bei 30 bis 50 Milliarden Kronen (rund 3,9 bis 6,5 Milliarden Euro). Viele, die anfangs dafür waren, seien nun dagegen (Berglund, Nina, Opposition grows to Olympic plans: Views and News from Norway, in newsinenglish.no 18.4.2013; Roberg-Larsen, Tor-Erik, LO i Oslo sa nei  til OL i 2022, in dagsavisen.no 17.4.2013). Mittlerweile sollen die in Oslo lebenden rund 60.000 Ausländer doch mit abstimmen dürfen.

IOC-Präsident Rogge addiert… Zur Ablehnung von Graubünden 2022 durch die Bevölkerung sagte Jacques Rogge: „Aber anderswo gibt es Diskussionen. In Polen und in der Slowakei, auch in der Ukraine und in Oslo und in München. Es wird Kandidaten geben“ (Kistner, Thomas, Rogge will den Profi-Präsidenten, in SZ 20.4.2013).
Aber welche Kandidaten!?
Und zu den Chancen einer neuerlichen Bewerbung von München: „Pyeongchang gewann erst im vierten Anlauf. Also: Zurückzukommen hilft definitiv. Denn wer zurückkommt, hat ein Kapital an Sympathie und Dankbarkeit, und er kann dabei zudem seine Bewerbung optimieren“ (Ebenda).
Jede Bewerbung kostet über 30 Millionen Euro. Dem IOC gehen die Kandidaten aus – Winterspiele sind wegen des Klimawandels und der steigenden Kosten ein noch höheres Risiko als Sommerspiele.
Rogge will auch – schöne Formulierung! – „den bezahlten Präsidenten“, vulgo eine Beendigung des „Ehrenamtes“ und eine (vermutlich fürstliche) Honorierung des Amtes. Auch Bach tritt dafür ein (Rogge und Bach auf einer Linie, in zeitonline.de 22.4.2013; Bach gibt Rogge recht, in SZ 24.4.2013).

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II: “München 2022″

– Berchtesgadener Grüne einstimmig gegen München 2022. Die Kreisversammlung der Grünen unterstützte einstimmig den Antrag von MdL Ludwig Hartmann, „in dem die Pläne für eine erneute Bewerbung Münchens als Veranstalter der Olympischen Winterspiele 2022 kategorisch abgelehnt werden… Dr. Bartl Wimmer, Landtagskandidat und erfahrener Olympiagegner, stieß ins gleiche Horn: ‚Dem IOC mit seinen verkrusteten Strukturen und seinen Knebelverträgen gehen langsam die Bewerber aus, deshalb wäre es ein verheerendes Signal, wenn sich jetzt ausgerechnet München andienen würde'“ (Striktes Nein zu erneuter Olympia-Bewerbung, in bgland24.de 30.3.2013)

– Bayerische Grüne gegen München 2022. MdL Ludwig Hartmann stellte mit UnterstützerInnen auf dem Landesparteitag in Würzburg folgenden Antrag: Wir lehnen eine erneute Bewerbung für Olympische Winterspiele der Landeshauptstadt München mit ihren Austragungsorten aus ökologischen und ökonomischen Gründen entschieden ab. Angesichts des Klimawandels sind Olympische Winterspiele in den niedrig gelegenen Austragungsstätten der hochsensiblen Alpenregion ein Zeichen gegen die Zeit. Ferner sind die unkalkulierbaren finanziellen Risiken für die SteuerzahlerInnen nicht verantwortbar“ (eingereicht 30.3.2013). Hartmann sagte auf dem Parteitag: „Eine Olympiabewerbung widerspricht den grünen Werten“ (Grüne lehnen erneute Olympia-Bewerbung ab, in infranken.de 13.4.2013). Die Delegierten stimmten Hartmanns Antrag mit großer Mehrheit zu (Auer, Katja, Grüne beschwören den Wechsel, in sueddeutsche.de 13.4.2013; Bayerische Grüne gegen Olympia-Bewerbung, in SZ 15.4.2013).

DOSB optimiert die „beste Bewerbung“ München 2018. Am 18.4.2013 schrieb der Bach-Vesper-DOSB einen Brief an OB Ude mit Verbesserungsvorschlägen des „sowohl national als auch vor allem international gelobten“ Sportkonzepts von München 2018 für München 2022. Schwaiganger mit Biathlon und Langlauf würde aufgegeben zugunsten Ruhpolding (Biathlon) und dortiger temporärer Langlauf-Anlage (Nordische Kombination nach Garmisch-Partenkirchen); dadurch würde in Ruhpolding ein drittes Olympisches Dorf benötigt; die Freestyle-Wettbewerbe Aerials und Halfpipe würden von Garmisch-Partenkirchen in den Münchner Olympiapark verlagert; das Olympische Dorf in Garmisch-Partenkirchen würde um bis zu 40 Prozent verkleinert.
Also alles Umstellungen, die der DOSB von 2009 bis 2011 als undurchführbar beim IOC deklariert hat. So what?!

Bach im Interview 19.1.2010: SID: „Gerade hat Ruhpolding wieder seinen ausgezeichneten Ruf als Biathlon-Hochburg unter Beweis gestellt. Warum passen die Chiemgauer dennoch nicht in das
Konzept für München 2018?“ – Bach: „Weil es dann keine Olympischen Spiele in Deutschland geben würde. Mit einer Flickenteppich-Bewerbung hätten wir keine Chance. In Ruhpolding müsste unter anderem ein zusätzliches olympisches Dorf errichtet werden, ein solches Subzentrum mit kostenintensiven Verkehrswegen ist nicht zu rechtfertigen“ (Quelle: n.24.de; Hervorhebung WZ).Kommentar eines Lesers in der tz vom 23.4.2013: „Schlimm genug, wenn jeden Tag eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird, aber alle paar Wochen dieselbe Sau ist noch schlimmer. Lassts doch den Olympia-Schmarrn endgültig bleiben. Eure Märchen, daß die ganze Stadt und das Land Bayern davon profitiert, glaubt eh kaum noch jemand“ (Olympia: Neue Pläne mit Ruhpolding, in tz 23.4.2013).

Kleine Standortverschiebungen ändern nichts an den generellen Problemen, die Olympische Winterspiele schaffen und machen eine Bewerbung München 2022 nach wie vor unakzeptabel. Das finanzielle Risiko ist höher denn je, ebenso wären es die ökologischen Schäden. Dazu kommt der verschärfte Klimawandel.
Hellsichtig hat sich übrigens laufend ein kleiner Kreis vom Netzwerk NOlympia getroffen, zuletzt am 19.4.2013, um über mögliche Konsequenzen aus den Bewerbungsandrohungen München 2022 von OB Ude zu diskutieren. Wir sind vorbereitet.
Vergleiche unter „Aktuelles“: Neuer Aufguss von München 2018

– Udes Kalkül. Der (noch) Münchner OB und SPD-Spitzenkandidat im Landtagswahlkampf setzt auf Bürgerentscheide in München, Garmisch-Partenkirchen, Ruhpolding und am Königssee. Für Ude ist der ablehnende Kurs der Grünen „kein Problem“ (Effern, Heiner, Lode, Silke, Doppelt gefragt hält besser, in SZ 27.4.2013). „Dass sich die Grünen über ein Pro-Olympia-Votum der Bürger einfach hinwegsetzen, hält der Münchner Oberbürgermeister angesichts des politischen Anspruchs der Grünen für völlig undenkbar“ (Die Bürger und die Spiele, in SZ 26.4.2013).
Schwer vorstellbar, was einen OB Ude seit 2007 antreibt, sich dem IOC zu unterwerfen, wo doch eigentlich die Aufgabe eines Stadtoberhauptes darin besteht, Schaden von der Stadt abzuwenden. Was treibt Ude an? Allmachtsphantasien? Kampf gegen das Looser-Image von Durban? Angst vor dem Fall in die Bedeutungslosigkeit? Materielle Gründe? Kampf ums „Lebenswerk“? (Wie viel Lebenswerk braucht OB Ude eigentlich noch?)
Wie ein Pro-München-2022-Votum zustande kommt? Siehe hier.

– Wie demokratisch sind Bürgerentscheide? Die Frage mag zunächst seltsam klingen: Ist doch die Partizipation der Bevölkerung bei politischen Entscheidungen wünschenswert. Aber ein kurzer Blick auf zwei die olympischen Bewerbungen betreffenden Bürgerentscheide relativieren dies.
I – Bürgerentscheid am 8.5.2011 in Garmisch-Partenkirchen über München 2018Aus der Chronologie Mai 2011:
Im Vorfeld heizten die Olympia-Fans die Stimmung in Garmisch-Partenkirchen auf. Besonders die Initiative “Zwei Tunnel für Garmisch-Partenkirchen” hängte drei Wochen lang an der Bundesstraße 23 mit Genehmigung der Gemeinde Schilder mit Texten wie “Bund Naturschutz fordert: Weiterhin Gefährdung unserer Kinder” auf. Diese Plakate waren rechtlich nicht zulässig und mussten abgehängt werden. Axel Doering vom
BN erwog weitere juristische Schritte dagegen (Tokarski, Janine, BN droht Tunnel-Initiative mit juristischen Schritten, in merkur-online.de 10.5.2011).
Horst Seehofer traf – sicher ganz zufällig! – am 6.5. in Garmisch-Partenkirchen ein, um die “Skipisten 2011″ zu eröffnen, heimische Sportler zu ehren und einen flammenden Appell für München 2018 loszulassen, siehe oben (Seehofer hofft auf positives Olympia-Signal, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 7.5.2011).
Die Materialschlacht des Pro-Olympia-Vereins OlympiJA mit Anzeigen, Plakaten, Postwurfsendungen, T-Shirts, Papp-Herzen vor allen Garmisch-Partenkirchner Häusern noch am 8.5. – entgegen der gemeinsamen Absprache, am Wahltag selbst nicht mehr zu werben -, war nicht billig: Wer hat das eigentlich alles bezahlt? Dagegen war die Anzeige von etwa 300 Murnauer Bürgern zugunsten der Olympia-Gegner am 5.5.2011 im Garmisch-Partenkirchner Tagblatt eine honorige Angelegenheit.
Angesichts dieser Materialschlacht war das Ergebnis der olympischen Fangemeinde mit 58 Prozent nicht eben überwältigend. Für den Bürgerentscheid “Keine Olympischen Spiele! Gegen den Ausverkauf der Heimat!”, der die Verträge überprüft sehen wollte, gab es 49,51 Prozent. Die Stichfrage lag bei 54 Prozent Pro und 46 Prozent Contra.“
II – Volksentscheid im Schweizer Kanton Graubünden am 3. März 2013 über Graubünden 2022:
Der Schweizer Bundespräsident (und Sportminister) Ueli Maurer besuchte vor der Abstimmung elf Mal den Kanton. Die Befürworter organisierten rund 120 Veranstaltungen, die Gegner zwei. Das Budget der Befürworter lag bei 5,6 Millionen Schweizer Franken (plus die komplette Unterstützung des Bundes, des Kantons und der involvierten Gemeinden); das Budget der Bewerbungsgegner lag bei rund 80.000 Schweizer Franken. Die Befürworter konnten sich teure Plakatierung und Inserate leisten – im Gegensatz zu den Gegnern. Der Ringier Verlag mit der größten Schweizer Zeitung Blick leistete Unterstützungsarbeit. Die Abstimmung ging trotzdem mit rund 53 Prozent zugunsten der Gegner von Graubünden 2022 aus.
Und III – möglicher Bürgerentscheid zu München 2022:
Was ist erfahrungsgemäß zu erwarten? Bund, Land Bayern und Landeshauptstadt München sowie die beteiligten Gemeinden werden jede Menge Geld und Manpower zugunsten der Bewerbung investieren; die Gegner werden wie gehabt über geringe finanzielle Mittel verfügen. Dazu werden alle führenden politischen Vertreter für München 2022 auftreten. Die öffentlich-rechtlichen Sender werden fast ausschließlich Pro berichten. Auch die großen Printmedien einschließlich Süddeutscher Zeitung werden wie gewohnt überwiegend Pro berichten: Die Werbekampagnen der Jubeljournalisten beginnen ja bereits. Wo bleibt da die kritisch-unabhängige Berichterstattung? Den Gegnern würde dazu kaum eine Möglichkeit der Öffentlichkeitsarbeit eingeräumt.
Zur Ausgangsfrage zurück: Bürgerentscheide wären demokratisch, wenn die Ausgangsbedingungen für Befürworter und Gegner gleich, transparent und fair wären. Das sind sie aber im Fall olympischer Bewerbungen nicht.

– Garmisch-Partenkirchen heute: „Viele Menschen, die nicht in diesem schönen Talkessel unterhalb der Zugspitze leben, blicken heute nur noch mit Staunen dorthin. Wie neulich bei der geplanten Umbenennung der Hindenburgstraße. Gute, feinfühlige Idee, dachte man als Unbeteiligter, besonders da sich die Garmisch-Partenkirchner lange Zeit sehr schwer taten mit der Aufarbeitung der NS-Zeit und den Winterspielen von 1936. Doch 90 Prozent der Einheimischen, die zur Wahl gingen, war das herzlich egal. Jeder mag seine Gründe für die Ablehnung haben, das Signal nach außen ist fatal.
Ein Einzelfall? Mitnichten: Eine der schönsten Skisprungschanzen weltweit wurde in Garmisch-Partenkirchen gebaut. Leider wurde sie doppelt so teuer als angenommen, Tricksereien und Schlampereien kamen ans Tageslicht. Die Bewerbung um die Winterspiele 2018: Vor ganz Deutschland bekriegten sich Befürworter und Gegner, sogar eine Morddrohung wurde ausgesprochen. Die alpine Ski-WM 2011: ein großer Erfolg im Nachhinein, der fast an den Erpressungsversuchen eines Grundstücksbesitzers und den Retourkutschen der Kommune gescheitert wäre. Das heiß ersehnte neue Top-Hotel: 1000-mal avisiert, nie ist was passiert. Die Neubauten im Zentrum von Garmisch: oft ein Anschlag auf das Gemüt jedes Ästheten. Sogar Dinge, für die sie gar nichts können, misslingen den Garmisch-Partenkirchnern derzeit: Der Bau der etwa 150 Millionen Euro teuren Umgehung steckt im Lockergestein fest“ (Effern, Heiner, Ein Ort, der sich selbst demontiert, in SZ 30.4.2013).
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III: Aktuelles vom IOC und aus der olympischen Welt

– Brasilien kauft Panzer für Fußball-WM und olympische Friedensbewegung. „Brasilien bereitet sich auf mögliche Anschläge bei Großereignissen wie der Fußball-WM 2014 und den Olympischen Spielen zwei Jahre später vor. Die Armee kauft deshalb 34 gebrauchte ‚Gepard‘-Flugabwehrkanonenpanzer aus Deutschland… Acht Panzer sollen demnach noch im Juni in Brasilien ankommen, der Rest bis 2015. Der Gesamtpreis wird mit rund 30 Millionen Euro angegeben. Am 15. Juni beginnt der Confederations Cup, und Papst Franziskus wird im Juli zum katholischen Weltjugendtag in Rio de Janeiro (23.-28. Juli) erwartet“ (Brasilien kauft deutsche Panzer für Fußball-WM, in spiegelonline 12.4.2013).

– Hamburger Grüne olympisch? Im Juni 2013 soll auf einer Klausurtagung der Standpunkt der Hamburger Grünen zu Olympischen Sommerspielen in Hamburg geklärt werden. Als Referenten werden derzeit genannt: der erklärte Olympiafreund und Goldmedaillengewinner 1988, Wolfgang Maennig und der erklärte Olympiafreund und Generaldirektor des DOSB, Grünenmitglied Michael Vesper (Mehr Veranstaltungen in den Stadtteilen, in Hamburger Abendblatt 27.4.2013).
Hoffentlich kommt noch ein Kritiker. Sonst kann ja nichts mehr schiefgehen mit der Zustimmung.
Rainer Grünberg kommentierte: „… für die Austragung Olympischer Spiele in Deutschland ziehen DOSB und Bundespolitik  dann doch München (Winter) oder Berlin (Sommer) vor. Hamburg, das muss man inzwischen argwöhnen, wird benutzt, um Druck auf die beiden Wunschkandidaten auszuüben… Hamburgs Politik ist gut beraten, der Schimäre Olympia nicht weiter hinterherzujagen“ (Grünberg, Rainer, Und ewig lockt Olympia, in Hamburger Abendblatt  27.4.2013).

– White Elephants in München: der verlotterte Olympiapark. „Das Olympiastadion ist mittlerweile zum traurigsten Ort der Stadt heruntergekommen. Derzeit rollen Arbeiter darin Rasen- und Laufbahn-Imitate aus, um den Asphalt zu kaschieren, mit dem die Vergangenheit auf brutale Weise zugeteert wurde. Doch auch die Kunststoffdecke kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Wahrzeichen der Stadt verfällt, gerade einmal vier Jahrzehnte nach seiner Einweihung. Von wegen Olympiastadt München. Kassenhäuschen, VIP-Räume, Umkleiden – der Zustand ist überall ruinös… Seit dem Auszug der Profifußballer 2005 wurstelt sich die Olympiapark GmbH mit dem Stadion irgendwie durch. Der Tiefpunkt war der Missbrauch als Rennstrecke für Tourenwagen“ (Beck, Sebastian, Ein Wahrzeichen verfällt, in SZ 3.4.2013; vgl. auch Draxel, Ellen, Schönheitskur zum Jubiläum, in SZ 2.4.2013).
Die Olympiapark GmbH hat 2012 rund 30 Millionen Euro erwirtschaftet, aber 55 Millionen Kosten verursacht. Die städtischen Zuschüsse betragen 2013 rund 37,5 Millionen Euro (Schmidt, Thomas, Olympia-Park wird für 4,6 Millionen Euro saniert, in tz-online.de 18.4.2013). Nutzungs-Perversionen wie die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) haben für die Asphaltierung des Stadion-Inneren gesorgt. Nun soll Action-Sport wie X-Games den toten Park beleben. Und natürlich laut Park-Chef Huber der Heilsbringer Olympische Winterspiele 2022: „Eine solche  Großveranstaltung könnte helfen, die 450 Millionen Euro zu finanzieren, die wir bis 2032 in den Park investieren müssen“ (Lode, Silke, Reiter für weniger Kommerz im Olympiapark, in SZ 5.4.2013).
Mit einem zweistelligen Milliardenbetrag für München 2022 soll  die Sanierung des fragwürdigen olympischen „Erbes“ München 1972 finanziert werden – um dazu noch ein weiteres olympisches „Erbe“ 2022 zu schaffen: welch ein Unsinn! Letztlich sind der Olympiapark, das Olympiastadion und die anderen Sportstätten nichts anderes als: White Elephants aus dem Jahr 1972. Und dazu sollen dann noch die White Elephants des Jahres 2022 kommen. Eine sehr teure olympische  Milchbuben-Rechnung!
– „Olympisches Fass ohne Boden! Neueste Kostenrechnung für die Sanierung des Olympiaparks: 469 Millionen Euro bis  2032. 111 Millionen Euro wurden bereits in den letzten Jahren verbaut. Selbst die SZ titelte: Olympisches Erbe wird teuer (Hutter, Dominik, SZ 10.4.2013; Schmidt, Thomas, Oly-Park kostet fast eine halbe Milliarde, in merkur-online.de 18.4.2013).). Das berühmte Zeltdach: alle 25 Jahre Austausch der Plexiglasplatten plus Sanierung = 80 Millionen Euro. Und wenn dann noch Olympia II (2022???) dazukäme, wird das olympische Erbe den Münchner Haushalt endgültig strangulieren.
Letztlich bedeutete die neue Fußball-Arena in Fröttmaning das Ende einer einigermaßen sinnvollen Nutzung des Olympiastadions bis 2005. Das Radsportstadion: erledigt. Die Eishockey-Halle: abrissgefährdet. etc. Die Atmosphäre: billig, verkommen, kommerzialisiert. München-1972-White-Elephants…

– Aua: Razzia bei Ralph Huber. Gegen Olympiapark-Chef Ralph Huber, glühender Befürworter von München 2018 und München 2022, dazu Kreator des DTM-Rennens im Olympiapark (das Lärmspektakel wurde nach zwei Jahren inzwischen abgeblasen), ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Untreue in fünf Fällen. Staatsanwalt Peter Preuß: „Es besteht der Verdacht, dass Verträge mit Drittleistern, wie etwa Caterern, ohne ordnungsgemäße Ausschreibung und ohne Zustimmung des Aufsichtsrates  geschlossen und Räumlichkeiten ohne Gegenleistung genutzt wurden“  (Arbinger, Stefan, Costanzo, David, Heichele, Uli, Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Olympiapark-Chef, in tz-online 23.4.2013; Kastner, Bernd,  Lode, Silke, Vorwürfe gegen Olympiapark-Chef, in SZ 23.4.2013).

– Elite-Sport bald in München-Milbertshofen. Der Bezirksausschuss München-Milbertshofen winkte im April 2013 die Pläne für eine Elite-Schule des Sports Ecke Knorrstraße/Rathenaustraße durch (Kronewiter, Thomas, Anpfiff, in SZ 12.4.2013). Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Eliteschulen des Sports

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IV: Allgemeine Nachrichten

– Ecclestone bekommt angeblich nichts mit
Vor dem Formel-1-Rennen am 21.4.2013 in Bahrain äußerte Ecclestone: “Was ist passiert, sie demonstrieren? Davon weiß ich nichts. Niemand demonstriert dort” („Niemand demonstriert in Bahrain“, in spiegelonline 15.42013). – “In der Nacht auf Freitag war die Polizei mit Tränengas gegen einige Hundert Demonstranten vorgegangen. ‚Euer Rennen ist ein Verbrechen‘, skandierten die Protestierenden und warfen mit Molotow-Cocktails auf die Vertreter des Staatsmacht. Unter der Woche hatte Human Rights Watch bereits berichtet, dass die Polizei 20 Regierungsgegner in den Städten nahe des Sakhir Circuits verhaftet hatte. Die größtenteils schiitische Opposition ruft im Vorfeld des Rennens unter dem Motto “Demokratie ist unser Recht” zu gewaltfreien Protesten auf” (Ebenda). „80 Menschen sind in dem kleinen Land seit dem Ausbruch des arabischen Frühlings Anfang 2011 ums Leben gekommen. Allein in diesem Monat sollen bisher rund 100 Aktivisten eingesperrt und 30 verletzt worden sein“ (Ecclestone vollzieht Kehrtwendung, in spiegelonline 16.4.2013). Sodann verstieg sich Ecclestone kurz vor dem Rennen in einem Brief an Menschenrechtsorganisationen zu der Behauptung: „Es ist eine große Schande, dass ich davon nicht schon vor September 2012 erfahren habe, als der Formel-1-Kalender erstellt wurde. Jetzt ist es zu spät, noch Änderungen vorzunehmen“ („Vulkan des Zorns“, in SZ 19.4.2013).
Das ist eine mehr als dreiste Lüge: Ecclestone können die Proteste vom April 2012 nicht entgangen sein – er war vor Ort.
– Bahrainer protestieren. „Zuletzt zogen Hunderte Menschen durch die Straßen und skandierten Parolen wie ‚Nein zur Diktatur‘  und ‚Nein zur Formel 1’… Doch die Verantwortlichen tun so, als ginge sie der Konflikt nichts an. ‚Wir sollten nicht in politische Belange hineingezogen werden. Wir sollten dorthin fahren, das Rennen absolvieren und konzentriert sein‘, sagte etwa Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost. Die Formel 1 sei Unterhaltung… Allein in diesem Monat sollen rund 100 Aktivisten eingesperrt und 30 verletzt worden sein“ (Ausschreitungen vor Formel-1-Rennen, in SZ 17.4.2013). – „Die Demokratiebewegung in Bahrain ist nicht wirklich vorangekommen. Die Berichte über Menschenrechtsverletzungen halten an. Das Rennen ist weiter in den Händen des Herrscher-Clans, der sich entschlossen an die Macht klammert und das einzige Sportereignis von internationalem Rang des Landes nutzt, um der Welt seine anhaltende Potenz zu demonstrieren“ (Hofmann, René, Das Schweigen der Lärmer, in SZ 18.4.2013). Die Demonstranten skandierten „Nein zur  Blut-Formel-1“ und „Euer Rennen ist ein Verbrechen“. Für den 19.4. war eine Demonstration angekündigt mit dem Motto: „Vulkan des Zorns“ („Vulkan des Zorns“, in SZ 19.4.2013). Der Präsident der FIA, Jean Todt, wiegelte in einem Brief an das Bahrain Youth Center for Human Rights und andere Menschenrechtsorganisationen ab, dass „die Formel 1 einen positive und heilenden Effekt in Situationen haben kann, in denen Konflikte, soziale Unruhen und Spannungen Leid verursachen“ (Ebenda).
Todt behauptet hier dasselbe, wie es auch der „Olympische Gedanke“ propagiert: Dabei verschärfen FIA und IOC die sozialen Spannungen weiter.
– Britische Parlamentarier protestieren. Eine Gruppe britischer Parlamentsabgeordneter forderte in einem offenen Brief Teams, Fahrer, Sponsoren und die übertragenden Fernsehsender auf, das Rennen abzusagen. Der  Vorsitzende der „All Party Parliamentary Group for Democracy in Bahrain“, Andy Slaughter, schrieb: „Ich denke, die meisten demokratisch gesinnten Menschen wären entsetzt, wenn Sie (Ecclestone) Bahrain trotz grausamster Menschenrechtsverletzungen erlauben würden, Teil der Formel-1-WM zu sein“ (Brief aus dem Parlament, in SZ 18.4.2013). MdB Viola von Cramon, sportpolitische Sprecherin und Volker Beck, Sprecher für Menschenrechtspolitik
von Bündnis 90/Die Grünen, forderten: „Der Glanz von Sportgroßveranstaltungen darf  nicht über die wahren Zustände hinwegtäuschen“ (Ebenda). Sie forderten, dass diese nur der austragen dürfe, der Menschenrechte einhält. „Zum Thema ‚Menschen- und Bürgerrechte bei Sportgroßveranstaltungen stärker berücksichtigen‘ haben sie einen Antrag gestellt, der am 15. Mai in einer öffentlichen Anhörung im Sportausschuss behandelt wird“ (Ebenda). – Amnesty International forderte die beteiligten Rennteams zum Protest auf. – „Vor dem Formel-1-Rennen in Bahrain ist ein TV-Team des britischen Senders ITV gezwungen worden, das Land zu verlassen. Die Journalisten wurden am Freitag des Königreichs verwiesen, ‚um die nationale Sicherheit zu gewährleisten‘, wie es in einer Mitteilung hieß. Die Briten hatten Demonstrationen gefilmt“ (Reporter raus! in SZ 22.4.2013).
Vergleiche: Motorsport in der Bahrain-Diktatur

– Exkurs Fédération Internationale de l’Automobile

©goef-grosse

Der Internationale Automobilsportverband FIA wurde im Juni 1904 in Paris gegründet. „Die FIA hat über 150 nationale  Mitgliedsorganisationen in 118 Ländern, die ca. 100 Millionen Mitglieder repräsentieren“ (Wikipedia). Sie wurde im Dezember 2011 vom IOC anerkannt.
FIA-Präsident von 1993 bis 2009 war Max Mosley, dessen Vater Oswald Mosley Gründer der Partei British Union of Fascists war. Max Mosley musste wegen einem Skandal mit NS-Uniformen zurücktreten. Nachfolger wurde 2009 der Franzose Jean Todt, ein Ex-Automobilrennfahrer und von 1993 bis 2008 Teamchef von Ferrari.

FIA-Präsident Todt zum Formel-1-Rennen in Bahrain im April 2012: „Das Rennen wird so stattfinden. Es steht so im Kalender. Die FIA ist eine Sportorganisation. Wir interessieren uns für den Sport” (Sender meiden Bahrain, in SZ 16.4.2012). – „Die Formel 1 ist eine starke Marke. Alle, mit denen ich im Fahrerlager gesprochen habe, sind sehr glücklich. Man sagte mir sogar, dass es ein Fehler gewesen wäre, wenn wir nicht hierher gekommen wären” (Brümmer, Elmar, Zekri, Sonja, Späte Richtungsänderung, in SZ 23.4.2012). – „Die FIA ist eine Sportorganisation. Wir interessieren uns für den Sport“ (Sender meiden Bahrain, in SZ 16.4.2012). – „Wir sind nur am Sport interessiert, nicht an der Politik“ (Bahrain-Kontroverse: „Nur Sport, keine Politik“, in news.de 18.4.2012). Siehe auch: Motorsport

– Nachricht 5 für René Fasel: Fasel ist Präsident des Eishockey-Weltverbandes IIHF und Freund des weißrussischen Diktators Alexander Lukaschenko, wohin Fasel und sein Verband ungeniert die Eishockey-WM 2014 vergeben hat. Fasel äußerte zu den brutalen Menschenrechtsverletzungen in Diktator Lukaschenkos Weißrussland: “Ich habe das nicht mitgekriegt, also diese News habe ich nicht verfolgt” (tagesspiegel.de 24.9.2012; Hervorhebung WZ).
Hallo Herr Fasel, News von Lukaschenko: Das Buch „Pressefotos des Jahres“ wurde dem weißrussischen KGB übergeben und als „extremistisch“ eingestuft; es wolle „die nationale Ehre und Würde  der Bürger beleidigen“. Es zeigt u. a. das Foto einer Frau, „die am Tag nach der Präsidentenwahl ihr Gesicht an die Scheibe eines Polizeibusses presst, in dem ein festgenommener Verwandter sitzt. Vom Aufmarsch und Einsatz der Sicherheitskräfte, die gegen die protestierende Bevölkerung vorgehen. Das Jahresalbum „Pressefotos des Jahres“ über Weißrussland wird derzeit beschlagnahmt und vernichtet (Alle Zitate: Nienhuysen, Frank, Album aus der Wirklichkeit, in SZ 16.4.2013).

– 62 Leopard-Panzer an Katar. „Das Emirat Katar wird 62 Panzer vom Typ Leopard 2 und 24 moderne Panzerhaubitzen aus Deutschland erhalten“ (Busse, Caspar, Katar bekommt 62 deutsche „Leopard“-Panzer, in SZ 19.4.2013). Das Auftragsvolumen des katarischen Herrschers Hamad bin Khalifa al-Thani beträgt fast zwei Milliarden Euro. „Kritik erstickte al-Thani bislang eher mit Geld statt Gewalt“ (Obermaier, Frederik, Profil: Hamad bin Khalifa al-Thani, in SZ 19.4.2013).
Leoparden und Panzerhaubitzen wofür? Gegen Nachbarländer? Für die Fußball-WM 2022? Zum Schutz der Herrscherfamilie gegen das Volk?

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V: Sport-Millionen und -Millionäre

– Chinesische Fußballliga gehört der Immobilien- und Bauwirtschaft:  „13 der 16 Erstligisten gehören Immobilienkonzernen, und deren Präsidenten gehören zu den schillerndsten Figuren des chinesischen Wirtschaftswunders“ (Zand, Bernhard, Im Reich der Betonkönige, in Der Spiegel 16/15.4.2013).

– Fußballer Mario Götze (20) von Borussia Dortmund wechselt für 37 Millionen Euro Ablösesumme zur Saison 2013/14 zum FC Bayern. Das Jahres-Grundgehalt Götzes beträgt voraussichtlich sieben Millionen Euro (Röckenhaus, Freddie, Die Klausel des Wunderkindes, in SZ 24.4.2013; Hervorhebung WZ)

– Der FC Bayern hat erst zu Beginn der Saison 2012/13 die Kapazität seiner Münchner Allianz-Arena von 66.000 auf 68.000 Zuschauerplätze erhöht. Im Hinblick auf die Champions-League-Spiele soll auf 71.000 zuschauer erweitert werden (Mehr Plätze in der Arena, in SZ 4.4.2013).

– „Für 23 Millionen Dollar sicherte sich eine russische Agentur die Rechte für den WM-Kampf zwischen Wladimir Klitschko und Alexander Powetkin… Chrunowpromotion legte beim Bieterverfahren des Verbandes WBA in Panama-Stadt die Rekordsumme von 23 Millionen US-Dollar auf den Tisch… Demnach dürfte  Klitschko 17,25 Millionen Dollar kassieren, Powetkin bekäme immerhin noch 5,74 Millionen US-Dollar“ (Russen ersteigern Klitschko-Kampf für Rekordsumme, in spiegelonline 24.4.2013; Hervorhebung WZ).

– US-Justizministerium verklagt Lance Armstrong
.
„Die Regierung will erreichen, dass der Doping-Betrüger die von der US-Postbehörde US Postal bezahlten Sponsor-Millionen an den Namensgeber seines früheren Rennstalls zurückzahlen muss. Nach Angaben der Regierung zahlte US Postal 40 Millionen Dollar an den Rennstall, davon gingen 17 Millionen an Armstrong“ (Strafantrag gestellt, in SZ 25.4.2013). – „Das Gericht hat nach US-Recht die Möglichkeit. die Schadenssumme zu verdreifachen“ (US-Justizministerium stellt Strafantrag gegen Armstrong, in spiegelonline 24.4.2013).

– Im Jahr 2000 begann der Kampf zwischen Adidas und Nike um die Ausstattung des FC Bayern und dem Einstieg in eine FC Bayern AG, die im Februar 2002 gegründet wurde. „2000 – das  war ausgerechnet das Jahr, als der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus seinem Freund Uli Hoeneß eine Art Kredit in Höhe von zwanzig Millionen Mark fürs Zocken bei der Züricher Vontobel-Bank in Zürich zur Verfügung stellte“ (Leyendecker, Hans, Ritzer, Uwe, Casino Global, in SZ 25.4.2013; Hervorhebung WZ; Ex-Adidas-Chef soll Hoeneß Millionen zum Zocken geliehen haben, in spiegelonline 23.4.2013).).

– Das FC-Bayern-Geflecht. Uli Hoeneß ist Präsident des FC Bayern und Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG. Im Aufsichtsrat sitzen u. a. die Vorstandsvorsitzenden Herbert Hainer (Adidas, 9,1 Prozent Beteiligung am FC Bayern, Sponsor), Rupert Stadler (Audi, 9,1 Prozent Beteiligung am FC Bayern, Sponsor), Martin Winterkorn (VW AG, Chef von Rupert Stadler), Timotheus Höttges (Telekom, Trikotsponsor des FC Bayern mit vermutlich 30 Millionen Euro jährlich), Dieter Rampl (UniCredit Group, Sponsor FC Bayern). „Gleich drei Dax-Konzerne müssen sich fragen, ob ihre Sponsorentätigkeit dem eigenen Image mehr schadet als nützt: Adidas, Volkswagen und die deutsche Telekom“ (Büschemann, Karl-Heinz, Vereinsmeier, in SZ 30.4.2013).
Vom Namensgeber der „Allianz-Arena“ sitzt niemand im Aufsichtsrat: „Uli Hoeneß ist jedoch Mitglied des Aufsichtsrats der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG, der deutschen Allianz-Vertriebsorganisation“ (Nervöse  Manager, in SZ 27.4.2013; www.fcbayern.telekom.de). Laut dem Münchner Professor für Betriebswirtschaft, Manuel Theisen, ist dies keine saubere Unternehmensführung: „Die Vertragspartner sitzen gleichzeitig in Organen auf beiden Seiten“ (Nervöse Manager, in SZ 27.4.2013). -. „Damit erfüllen sie eine wichtige Rolle für Aufsichtsräte nicht: Sie seien nicht unabhängig… Für den Professor ist jener des FC Bayern daher der ‚klassische Fall eines Aufsichtsrats, der falsch besetzt ist'“ (Ebenda).

Außerdem hat Hoeneß – wiederum als Präsident des FC Bayern – 80 Prozent an der AG hinter sich. Theisen: „Feuern können sie ihn nicht“ (Ebenda). Der Aufsichtsrat kann also gar keine wirksame Aufsicht ausüben. – „Es gibt niemand, der dem mächtigen Hoeneß seine Grenzen zeigen könnte. Der Aufsichtsrat hat eine Doppelfunktion, die ihn fast unangreifbar macht. Er ist zugleich Präsident des FC Bayern Sportvereins mit fast 200.000 Mitglierdern. Dem gehört die 80-Prozent-Mehrheit an der Profi-AG, und für die sitzt Hoeneß an der Spitze des AG-Aufsichtsrats. Der Machtmensch des FC Bayern kontrolliert sich selbst“ (Büschemann 30.4.2013).
– „Die mutmaßliche Steuerhinterziehung von Uli Hoeneß ist also nicht die Ausnahme im Geschäft des Sports. Sie zeigt nur auf, nach welchen Regeln im heutigen Sport einzig und alleine wirklich gespielt  wird: nach den Regeln der Reichen“ (Malachowski, Marcel, Hoeneß und die Doppelmoral im Sport, in heise.de 27.4.2013).

– „Sollte der FC Bayern das Triple gewinnen, wird Adidas voraussichtlich 25 Millionen Euro oder mehr an den Verein überweisen“ (Leyendecker, Hans, Ritzer, Uwe, Casino Global, in SZ 25.4.2013; Hervorhebung WZ).

– America’s Cup wird unbezahlbar. Nur noch drei Teams (New Zealand, Luna Rossa, Artemis) werden 2013 teilnehmen. „Mehr als 50 Millionen Euro braucht ein Team für eine konkurrenzfähige Herausforderung im America’s Cup“ (Petz, Ingo, Nur noch drei, in SZ 26.4.2013; Hervorhebung WZ).

„Die Green Bay Packers haben den 2015 auslaufenden Vertrag mit Aaron Rodgers vorzeitig bis 2020 verlängert. Für die fünf zusätzlichen Jahren kassiert der Quarterback des NFL-Clubs 110 Millionen Dollar (umgerechnet 84,5 Millionen Euro). Damit machten die Packers ihren Spielmacher automatisch zum Rekordverdiener der nordamerikanischen Football-Profiliga: Pro Saison wird Rodgers durchschnittlich rund 22 Millionen Dollar verdienen“ (Vertragsverlängerung: Packers machen Rodgers zum NFL-Rekordverdiener, in spiegelonline 27.4.2013; Rodgers *1983).


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VI: Aktuelle Sportsplitter von Fifa, Uefa etc.

– Real Madrid im Immobilienrausch. Durch Immobilientausch erhielt Real Madrid  Ende der 90er Jahre ein Grundstück im Wert von knapp 500.000 Euro: Durch Änderung des Bebauungsplans wurde es 22,8 Millionen Euro wert: eine Wertsteigerung von 5400 Prozent. Und durch die Abänderung des Stadtentwicklungsplans durfte der Fußballklub sein Bernabéu-Stadion überdachen und ein Einkaufszentrum und ein Luxushotel an einer der teuersten Straßen von Madrid errichten. Der europäische Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia, ein Spanier, leitete eine förmliche Untersuchung gegen Real Madrid und andere spanische Klubs ein: „Die Kommission will klären, ob die Stundung von Steuern und Sozialabgaben , die sich zeitweise auf 800 Millionen Euro summierten, als verdeckte Staatshilfen gewertet werden müssen“ (Cáceres, Javier, Verdacht auf Staatshilfen, in SZ 4.4.2013). Dazu hat die Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción rechtliche Schritte gegen den Umbau des Stadions eingeleitet, da der 2011 verabschiedete Bebauungsplan „zahlreiche Unregelmäßigkeiten“ aufweist (Klage gegen Real Madrid, in SZ 6.4.2013).
Der Deal verstößt gegen die Financial Fairplays (FFP) der Uefa: „Im Verlauf der letzten drei Jahre müssen relevante Einnahmen die relevanten Ausgaben mindestens ausgleichen. Sollte dies nicht der Fall sein, wird auch das davor liegende Jahr betrachtet, um zu beurteilen, ob zumindest eine positive Entwicklung zu erkennen ist. Sollten die Ausgaben die Einnahmen übersteigen, kann die Differenz (vorerst nicht mehr als 45 Millionen Euro) durch private Geldgeber oder Investoren ausgeglichen werden“ (Wikipedia).
Ob die Uefa tatsächlich einschreitet? „Der Schutzpatron Real Madrids Real Madrids heißt Angel Maria Villar Llona, er ist Uefa-Vizepräsident und der Mann, den Sepp Blatter 2015 als Herausforderer ums Thronamt im Weltverband Fifa sieht“ (Kistner, Thomas, Platini im Glashaus, in SZ  6.4.2013). Villar Llona (*1950) ist seit 1988 Präsident des spanischen Fußballverbandes, seit 1992 Mitglied des Uefa-Exekutivkomitees und seit 1998 Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees.

– Gemein: Blatter beleidigt. „Mino Raiola, italienischer Manager des schwedischen Fußball-Idols Zlatan Ibrahimovic, muss eine Geldstrafe von 6000 Schweizer Franken zahlen (rund 4900 Euro), weil er Fifa-Präsident Joseph Blatter als „schwachsinnigen Diktator“ und die Fifa als „mafiöse Organisation“ bezeichnet hatte. Raiola hatte außerdem den Uefa-Präsidenten Michel Platini als „Mafia-Boss“ beschimpft“ (Blatter beleidigt, in SZ 9.4.2013).

– Alles muss raus. Der englische Fußball-Rekordmeister Manchester United kassiert von seinem Trikotsponsor, dem Versicherungsunternehmen   nicht verscherbelt werden. „Aon ist noch bis 2014 Trikotsponsor von Manchester United, ehe die Ablösung durch Chevrolet erfolgt. Der Autobauer zahlt für sieben Jahre rund 430 Millionen Euro“ (Namensrecht verkauft, in SZ 9.4.2013).

Putin verhindert Untersuchung zu Russland 2018. „Fifa-Chefermittler Garcia ist einer von 8 Amerikanern, die Putins Regierung auf ihre sogenannte ‚Anti-Magnitski‘-Liste gesetzt hat. Er darf nicht mehr nach Russland einreisen“ (Kistner, Thomas, Krieg der Listen, in SZ 15.4.2013). Damit könnte Garcia zur skandalösen Vergabe der Fußball-WM 2018 nach Russland nicht mehr ermitteln.
Das ist im Sinn von Putin – und sehr wahrscheinlich auch vom Fifa-Paten Sepp Blatter …

– Jack Warner, Chuck Blazer: Help yourself! Jahrelang haben der ehemalige Fifa-Vizepräsident und Präsident des nordamerikanischen Fußballverbandes CONCACAF, Jack Warner aus Trinidad/Tobago und CONCACAF-Generalsekretär Chuck Blazer ihren finanziell chronisch schwachen Verband ausgeplündert. Warner wirtschaftete mit Immobiliengeschäften 26 Millionen US-Dollar in die eigene Tasche, so beim Bau des 20 Millionen US-Dollar teuren Joao Havelange Centre of Excellence; Blazer kassierte zehn Prozent aller Werbeverträge, insgesamt 17 Millionen US-Dollar (Kalwa, Jürgen, Einblick in den Selbstbedienungsladen, in dradio.de 20.4.2013). „Auch scheint die Unsitte, Fußballzentren mit Fifa-Geld auf eigenem Land zu errichten, im Fifa-Vorstand recht verbreitet zu sein. Warners langjähriger Exekutivkollege Worawi Makudi ließ in Thailand gleichfalls ein üppiges Verbandszentrum auf privatem Boden errichten“ (Kistner, Thomas, Zorn auf die „Räuber“, in SZ 20.4.2013).
Ob Warner überhaupt belangt wird, erschien zunächst unwahrscheinlich: „Wie korrupt ist Trinidad? Und wie viel Schutz genießt Jack Warner? Denn der ist inzwischen einer der mächtigsten Politiker des Landes. Sein Aufstieg zum Vorsitzenden der Regierungspartei United National Congress und zuletzt zum Minister für Nationale Sicherheit hatte etwas Unwiderstehliches. Und das obwohl seine Praktiken in Trinidad jedem Fußballfan geläufig sind“ (Ebenda). Allerdings trat Warner am 21.4.2013 als Sicherheitsminister zurück (Kistner, Thomas, Reform am Ende, in SZ 23.4.2013).

Alexandra Wrage, Präsidentin der US-Anti-Korruptionsorganisation Trace, verließ die Fifa-Reformgruppe
IGC. Die Fifa sei noch immer „die geschlossene Gesellschaft, die der eigentliche Grund für ihre Probleme sind“ (Kistner, Thomas, Reform am Ende, in SZ 23.4.2013). Wrage erklärte auch: „Reformbemühungen müssen
unterstützt werden von der Fifa-Spitze, stattdessen erklärt sie den Prozess für fast abgeschlossen und weist uns die Tür“ (Kistner, Thomas, „Die Fifa weist uns die Tür“, in SZ 25.4.2013).

– Nicolás Leoz nicht mehr gesund. Der Fifa-Spitzenfunktionär Leoz aus Paraguay, 84, Mitglied des Exekutivkomitees seit 1998, Chef des südamerikanischen Kontinentalverbandes Conmebol seit 1986, trat am 23.4.2013 „aus gesundheitlichen Gründen“ zurück (Rücktritt von Leoz, in SZ 24.4.2013). Er war in den ISL-Schmiergeldskandal verwickelt und erhielt zwischen 1997 und 2000 über eine Million Schweizer Franken. Demnächst wird zum ISL-Skandal ein Urteil der Fifa-Ethikkommission erwartet.

– Joao Havelange nicht mehr Fifa-Ehrenpräsident. Um der Ethikkommission Genüge zu tun, trat er zurück, wohl um einem Ausschluss zuvorzukommen. Dabei war die Fifa-Reform durch das Urteil durch den Chef der Ethik-Spruchkammer der Fifa, dem Münchner Richter Hans Joachim Eckert, sowieso zahnlos.

– Blatter weißgewaschen. Auf neun Seiten bescheinigte Eckert am 30.4.2013 Blatter lediglich, „ungeschickt“ gewesen zu sein, als er die versehentlich bei der Fifa gelandete ISL-Schmiergeld-Million an Havelange zurücküberweisen ließ (Kistner, Thomas, Abzockerei auf Kosten des Weltfußballs, in sueddeutsche.de 30.4.2013). Blatter, seit 1975 bei der Fifa, von 1981 bis 1998 Generalsekretär, seit 1998 Fifa-Präsident, hat in den ganzen Jahren von der Schmiergeldfunktion der Sportrechteagentur ISL nichts mitbekommen, die mit seiner Hilfe die Aufträge zugeschanzt bekommen und die Schmiergelder an Havelange, Texeiro, Leoz und andere verteilt hatte…
Die Fifa-Farce wird beim Kongress Ende Mai auf der schönen Insel Mauritius 2013 mit der Total-Rehabilitierung vom Fifa-Paten Blatter enden.
Wen man 32 Jahre an der Spitze der Fifa steht, kann man sich das Geld über die unveröffentlichte immense Gehaltshöhe aneignen, wie dies Blatter seit jeher tut: Da muss man gar nichts unterschlagen. Blatters angestrebte fünfte Amtszeit ab 2015 wurde vorbereitet mit Hilfe des Fifa-Chefreformers Pieth, des Fifa-Chefermittlers Michael Garcia und mit dem „Urteil“ des Richters Hans Joachim Eckert.
„Pieth, Garcia, Eckert sind in ihren Jobs gewiss Profis. In der Sportpolitik sind sie blutige Amateure. Also das, was der Vollprofi an der Fifa-Spitze braucht“ (Kistner, Thomas, Blatter und die Amazeure, in SZ 2.5.2013).
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: ISL/ISMM

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VII: Doping-News

Kurznachrichten:
– Olympiasiegerin von 2004 hat gedopt.
„Die frühere russische Hammerwerferin  Olga Kusenkowa ist des Dopings überführt worden und verliert damit ihren WM-Titel aus  dem Jahr 2005“ (Kusenkowa überführt, in SZ 4.4.2013).
– Erster Radprofi mit GW1516 gesperrt. Der Russe Waleri Kaikow, 2012 Teamverfolgungs-Weltmeister auf der Bahn, 24, wurde wegen der Gendoping-Substanz GW1516 von der UCI gesperrt. Die Wada hatte im März 2013 auf eine akute Vergiftungsgefahr hingewiesen (Russischer Radprofi Kaikow vorläufig gesperrt, in zeit.de 11.4.2013). Vergleiche auch Chronologie März 2013.
GW 1516 (bzw. GW 501516) „soll auf den Internet-Schwarzmärkten unter dem Begriff Endurobol verfügbar sein. Das ist alarmierend: Die Erprobungsphase von GW1516 wurde abgebrochen, nachdem krebsfördernde Nebeneffekte auftraten – und das geschah bereits 2006… Tierversuche zeigen, dass es die Bildung der Ausdauermuskulatur und der Energie gewinnenden Enzyme fördert“ (Kistner, Thomas, Neue Betrugs-Ära, in SZ 13..4.2013). Ähnliches wurde der Substanz Aicar zugeschrieben. „Mit dem ersten Fall fällt nun auf, wie lange der Sport in Sachen GW1516/Aicar stillhielt. Im Radsport wurden die vergangenen Jahre benutzt, eine neue, saubere Generation darzustellen – der auch Kaikow, 24, angehörte… Die Betrugsbranche ist offenbar weitergezogen, effektiver als GW 1516 wirken Antagonisten auf die Zellkern-Rezeptoren: AMPK heißt das neue Zauberwort“ (Ebenda).
– Acht russische Gewichtsheber gedopt. „Die russische Anti-Doping-Agentur Rusada hat nach positiven Tests acht Gewichtheber gesperrt. Der Athlet Denis Schirjakow wurde auf Lebenszeit ausgeschlossen, wie Rusada am Dienstag mitteilte. Maxim Matwejew erhielt eine Sperre für vier Jahre. Die übrigen Sportler dürfen zwischen 15 Monaten und 2 Jahren nicht mehr an Wettkämpfen teilnehmen“ (Acht Sperren, in SZ 17.4.2013).

– Doping-Dokumente käuflich. „Baseball-Idol Alex Rodriguez von den New York Yankees aus der nordamerikanischen Baseball-Profiliga MLB steht im Verdacht, belastende Dokumente einer Gesundheitsklinik  gekauft zu haben, die ihn mit leistungsfördernden Substanzen versorgt haben soll“ (Belastende Akten im Angebot, in SZ 154.2013).

– Ines Geipel zum Thema Doping. Zum Doping-Generalverdacht im Sport: „Das ist kein Verdacht mehr, das ist Gewissheit.“ – Zu den „absurd fettlosen Körpern“: „Solche Körper gibt es einfach nicht. Im Sport sind gerade Substanzen unterwegs, die den Körper in der Tiefe verändern: Aicar oder GW501516, solche Sachen, die langfaserige Muskeln in kurzfaserige umwandeln.“ – Warum sie Vorsitzende des Vereins Doping-Opfer-Hilfe wurde: „Weil es was Unerträgliches hat, dass immer wieder junge Leute auf den Chemiezug geschoben werden…“ – Ob die Zielvorgaben von Innenministerium und DOSB als Aufforderung zum Dopen empfunden werden können: „Absolut. Der Aufschrei war völlig berechtigt. Das Bild vom unschuldigen Sport, das ist vorbei. Diese Lüge hält nur noch auf, auch den Sport selbst.“ – Warum viele dopen: „Zumindest gibt es einen klaren Trend hin zur Manipulation: Knapp 800.000 Kinder sind auf Ritalin, knapp zwei Millionen Studenten auf etwas, was sie entweder hoch- oder runterbeamt, knapp drei Millionen schieben sich in den Fitnessstudios Steroide oder sonst was rein, dazu die Sportler und Anti-Ager, Anti-Depressivisten oder seelisch Ausgepumpten. Fast ein Viertel der Bevölkerung ist aufgrund des Hochdruckkessels permanent auf Chemie.“ – Warum Innenministerium und DOSB versagen: „Wir haben ein Innenministerium, das da keine besonders gute Figur macht. Wenn man weiß, dass bestimmte Sportarten nicht sauberzukriegen sind, kann es Steuergelder auch zurückbehalten oder umleiten. Es gibt genug dicke Kinder im Land. Wir haben einen Sportausschuss, der nur noch hinter verschlossenen Türen tagt. Und wir haben den DOSB, der aufjault, wenn die gloriose Erzählung von der schönen Welt des Sports mal gestört wird. Wer ist denn da, wenn es darum geht, Kinder und Jugendliche maximal zu schützen und aufzuklären?“ – Was mit dem Fußball los ist: „Ach ja, die Mär vom schönen Fußball. Wachstumshormone, Steroide, Epo – das soll ja alles nichts bringen. Das ist noch das Erstaunlichste: Wie schön sich der Fußball aus dem Chemie-Problem bisher raushalten konnte. Eine Frage des Glaubens und der Kohle.“
(Alle Zitate: Teuffel, Friedhard, Hönicke, Christian, „Solch absurd fettlosen Körper gibt es nicht“, in tagesspiegel.de 1.4.2013; Ines Geipel war in der Leichtathletikmannschaft der ehemaligen DDR).

– Siehe unter „Aktuelles“: Die Doping-Connection: Deutsche Sportärzte und der DSB/DOSB
Zum Inhalt: Die bundesdeutsche Sportszenerie deutete ab den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts eifrig auf das „Staatsdoping“ der damaligen DDR. Dabei wurden gleichzeitig auch in der Bundesrepublik die Weichen in Richtung Doping gestellt: von Sportfunktionären, Sportärzten und Sportpolitikern – ebenfalls mit staatlicher Unterstützung. Spätestens zu den Olympischen Sommerspielen 1972 in München wurden Erfolge gefordert. Bis heute hat sich die Verbindung Dopingärzte, Sportfunktionäre und Sportpolitiker fortgesetzt. Inhalt u. a.:
1: Zur Vorgeschichte 1.1 Doping in Westdeutschland, 1.2 Die Rolle des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, 1.3 Sportärzte-Geschichtsklitterung 1.4 Zur Rolle der Nada 1.5 Doping in Freiburg 1.6 Freiburger Universität mauert bis heute
II: Die Sportärzte-Galerie: Eine AuswahlKurzbiographien der Sportärzte Torsten Albers, Saarbrücken; Manfred Donike, Köln;


Laufende Chronologie der Olympischen Winterspiele 2018 in München +2 (wird laufend aktualisiert und ergänzt):
1936 - 1972 bis 1997 - 2007 - 2008 - Januar 2009 - Februar 2009 - März 2009 - April 2009 - Mai / Juni 2009 - Juli 2009 - August / September 2009 - Oktober 2009 - November 2009 - Dezember 2009 - Januar 2010 - Februar 2010 - März 2010 - April 2010 - Mai 2010 - Juni 2010 - Juli 2010 - August 2010 - September 2010 - Oktober 2010 - November 2010 - Dezember 2010 - Januar 2011 - Februar 2011 - März 2011 - April 2011 - Mai 2011 - Juni 2011 - Juli 2011 - August 2011 - September 2011 - Oktober 2011 - November 2011 - Dezember 2011 - Januar 2012 - Februar 2012 - März 2012 - April 2012 - Mai 2012 - Juni 2012 - Juli 2012 - August 2012 - September 2012 - Oktober 2012 - November 2012 - Dezember 2012 - Januar 2013 - Februar 2013 - März 2013 - April 2013 - Juni 2013 - Mai 2013 - Juli 2013 - August 2013 - September 2013 - Oktober 2013 - November 2013 - Dezember 2013 - Januar 2014 - Februar 2014 - März 2014 - April 2014 - Mai 2014 - Juni 2014 - Juli 2014 - August 2014 - September 2014 - Oktober 2014 - November 2014 - Dezember 2014 - Januar 2015 - Februar 2015 - März 2015 - April 2015 - Mai 2015 - Juni 2015 - Juli 2015 - August 2015 - September 2015 - Oktober 2015 - November 2015 - Dezember 2015 -

Literatur zur NOlympia-Chronologie

Nolympia-Chronologie, komplett / Stand Mitte Juli 2010 als pdf-Datei