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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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April 2015

 
Zuletzt geändert am 08.11.2015 @ 10:46

Webseite-Besucher
Im März 2015 besuchten 36.595 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite – pro Tag durchschnittlich 1.180. Von Februar 2010 bis einschließlich März 2015 hatten wir damit 1.193.557 Besucher: Wir bedanken uns für das anhaltende Interesse.

Neu unter “Aktuelles”:
Hamburg 2024: Keine Bürgerbefragung!; Hamburg 2024: Dabei sein ist wichtiger als siegen; Hamburger für Hamburg 2024? Berliner für Berlin 2024?; Berliner Senat ist nicht Charlie; Boston 2024: Privatbewerbung eines Baukonzerns; Die verkauften Leichtathletik-Weltmeisterschaften; Olympisches Abholzen für Pyeongchang 2018; Agenda 2020 – Wie das IOC sein Geschäftsmodell erweitern will
2015 neu im Kritischen Olympischen Lexikon:
25.1.2015 Aktualisiert nach Pechstein-Urteil: Court of Arbitration for Sport (Cas); 20.1.2015: DFB gegen Galopprennbahn; 19.1.2015: Afrika-Cup 2015; 19.1.2015: Handball-WM 2015; 17.1.2015: Deripaska, Oleg; 7.1.2015: Gazprom-NTW; 1.1.2015: Doping Russland; 22.12.2014: Wintersport im Klimawandel: 2014/2015; 18.11.2014: Totalitärer Sport-Terminkalender
Laufend aktualisiert:
Hamburg-Berlin 2024 – Zur deutschen Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024: bis Juni 2014: hier; 7-8/2014: hier; 9-10/2014: hier; 11/2014 – 3/2015: hier. Ab April 2015 in der laufenden Chronologie.
Gazprom-Chronik – Was ein Gaskonzern und Sport, Oligarchen und Putin miteinander zu tun haben. Gazprom-Chronik (1) bis 31.12.2012: hier; Gazprom-Chronik (2) 1/2013 – 8/2014: hier; Gazprom-Chronik (3) ab 9/2014: hier; Gazprom-Chronik (4) ab 11/2014: hier

Neue Studie von Sylvia Hamberger und Axel Doering: Der gekaufte Winter – Eine Bilanz der künstlichen Beschneiung in den Alpen (22.4.2015)
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In eigener Sache
Die Webseite und ihre Informationen stehen allen zur Verfügung, um die tatsächlichen Hintergründe im Spitzensport und seinem Umfeld aufzuzeigen und zu beschreiben. Ich bemühe mich meinerseits, korrekt zu zitieren und Quellen anzugeben. Umgekehrt wäre es fair, wenn auch die Nolympia-Webseite als Quelle in den Artikeln von Journalisten angegeben wird.
Dr. Wolfgang Zängl

Die Gliederung im April 2015 sieht so aus:
I: Zitate des Monats
II: Nachrichten von Olympischen Spielen, dem IOC und den Internationalen Sportverbänden
III: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den deutschen Sportverbänden
IV: Loser-Bewerbung Hamburg 2024
V: Allgemeine Nachrichten
VI: Aktuelle Sportsplitter von Fifa, Uefa, DFB etc.
VII: Sport-Millionen und -Millionäre
VIII: Der totalitäre Sport-Terminkalender
IX: Doping-News
X: Die Sportsender ARD/ZDF
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I: Zitate des Monats

– Dopingexperte Werner Franke zur Behauptung von Bundestrainer Jürgen Löw, dass gegen Doping „wahnsinnig viel“ getan werde: „Öffentliche Lüge zur Beruhigung der Zuschauer und Sponsoren“ (Strepenick, Andreas, Doping in Freiburg: Laut Werner Franke ist der Fußball verseucht, in badische-zeitung.de 1.4.2015).

„Das IOC-System ist abgelaufen, veraltet, falsch, unfair und überhaupt nicht transparent“ (Attacke gegen IOC-Chef Bach, in SZ 21.4.2015). Das sagte nicht etwa ein Mitglied einer NOlympia-Organisation, sondern der SportAccord-Präsident Marius Vizer bei der Eröffnung der Generalversammlung am 20.4.2015 in Sotschi – in Anwesenheit von IOC-Präsident Thomas Bach (siehe auch unter II: Im Sport-Zirkus).

Der sportpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Özcan Mutlu, zu den „Europa-Spielen“ 2015 in der Diktatur Aserbaidschan: „Es geht nicht, dass Oligarchen sich Spiele kaufen. So geht die Lust am Sport kaputt“ (Becker, Christoph, Reinsch, Michael, Gefängnis in Baku, Beschwichtigung in Berlin, in faz.net 24.4.2015). Siehe dazu gleich unten.

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II: Nachrichten von Olympischen Spielen, dem IOC und den Internationalen Sportverbänden

– Europaspiele in der Aserbaidschan-Diktatur. Im Juni 2015 finden in der Diktatur Aserbaidschan die Europaspiele statt – trotz einem jetzt schon übervollem Sportevent-Kalender. Die Asian Games und die Pan American Games gibt es seit 1951, die Pacific Games seit 1963, die All-African Games seit 1965 (Weinreich, Jens, Warum ein autoritäres Regime die ersten European Games ausrichtet, in krautreporter.de 28.4.2015).
Amnesty International verwies in diesem Zusammenhang auf Menschenrechtler, Journalisten und Oppositionelle, „die bedroht, brutal geschlagen und aufgrund konstruierter Anschuldungen inhaftiert wurden“ (Baku – Schattenseiten im Glanz der Europaspiele, in sportschau.de 1.4.2015). Laut Amnesty International sind die Europaspiele des Diktators Ilham Alijew, der auch Präsident des NOK von Aserbaidschan ist, ein Versuch, „mit viel Glanz und Glamour ihr Image aufzupolieren und so ausländische Unternehmen anzulocken“ (Ebenda). „Ein NOK-Präsident, dessen Kinder schon auf wundersame Weise Multimillionäre wurden und der sich vom Parlament lebenslange Immunität vor Strafverfolgung festschreiben ließ. Großganoven wie Alijew bleiben die idealen Partner für internationale Sportverbände, in deren Schlepptau zahlreiche Berater, PR-Firmen und Eventplaner glänzende Geschäfte machen“ (Weinreich 28.4.2015). So hatte z. B. der designierte Präsident des Internationalen Leichtathletikverbandes IAAF, Sebastian Coe, mit seiner Firma CSM Strategy seit Frühjahr 2012 mit Aserbaidschan einen Vertrag für die Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2020 (Ebenda).
Reporter ohne Grenzen erstellt regelmäßig eine Rangliste der Pressefreiheit von 180 Ländern: Dort steht Aserbaidschan auf Platz 162 (Ebenda). Vom Weltverband der Sportjournalisten (AIPS) wird auch kein kritisches Wort zu hören sein: Deren Präsident Gianni Merlo überreichte 2014 beim AIPS-Weltkonress in Baku Diktator Alijew einen Orden (Weinreich 28.4.2015).
Der Präsident des EOC, der Ire Patrick Hickey, setzte sich vor der Vergabe vehement für Aserbaidschan ein. Kein Wunder, Hickey hatte auch 2008 dem weißrussischen Diktator Alexander Lukaschenko den EOC-Oden verliehen (Ebenda). Unter IOC-Präsident Thomas Bach erhielt der ehrenwerte Mr. Hickey den neu geschaffenen Posten „Delegate Member for Autonomy“ (Ebenda).
Der Sportminister und der Botschafter Aserbaidschans tauchten im April 2015 im Sportausschuss des Deutschen Bundestages auf und beantworteten Fragen. Angeblich müsse man mit einem Ticket für die European Games kein Visa beantragen, das Internet würde nicht abgeschaltet, und das Demonstrationsrecht gelte. „Eine reine Werbeveranstaltung, kritisiert Özcan Mutlu, der sportpolitische Sprecher der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen“ (Treusch, Wolf-Sören, Werbeveranstaltung im Bundestag, in deutschlandfunk.de 22.4.2015). Der aserbaidschanische Journalist Idrak Abbasov, der heute in Norwegen lebt, sagte: „Die Europaspiele werden nur für die PR der aserbaidschanischen Regierung genutzt“ (von Salzen, Claudia, Die Causa Kaukasus, in tagesspiegel.de 24.4.2015).
– Der DOSB und die Europaspiele. Der DOSB hatte im Dezember 2012 der Vergabe der Europaspiele an Aserbaidschan zugestimmt (Ebenda). in der European Games Commission (EOC) sitzt auch der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper (Weinreich 28.4.2015). Vesper übte sich im Vorfeld der European Games im Gesundbeten: „Mit Blick auf die Europaspiele sind wir gerade über die Einschränkung der Pressefreiheit und die Repressalien gegen Journalisten und Medien beunruhigt. Wir werden die Themen selbstverständlich bei unseren Gesprächen vor Ort und mit Vertretern des Gastgeberlandes ansprechen“ (Weinreich 28.4.2015). Hier bestehen berechtigte Zweifel. Vesper hatte Anfang August 2008 kurz vor Beginn der Olympischen Sommerspiele in Peking die Internet-Zensur in China mit der Sperrung rechtsradikaler Seiten in Deutschland verglichen: „Bei uns sind es rechtsradikale Seiten, die gesperrt werden. Und es ist natürlich auch in China so, dass einzelne Seiten gesperrt werden“ (Vesper spielt Zensur herunter, in SZ 6.8.2008; Kistner, Thomas, Nicht ganz angekommen, in SZ 7.8.2008. Gesperrt wurden von Peking damals unter anderem die Seiten von Amnesty International und anderen Menschenrechtsorganisationen, der BBC und der Deutschen Welle). Von daher werden die von Vesper großspurig angekündigten Gespräche unter Sportskameraden die kritischen Themen gerade nicht thematisieren.
Zur Erinnerung: „In China verdreifachte sich beispielsweise im Olympiajahr 2008 die Zahl der belegten Hinrichtungen. Und vor einem Jahr bereitete Wladimir Putin während der Winterspiele in Sotschi die verdeckte Annexion der Ukraine vor“ (Weinreich, Jens, Warum ein autoritäres Regime die ersten European Games ausrichtet, in krautreporter.de 28.4.2015; Hervorhebung WZ).
– Aserbaidschan: Diktatur as usual. Im Sportausschuss hatten der aserbaidschanische Botschafter und der Sportminister die Abgeordneten bezüglich der „Europa-Spiele“ zugesülzt (siehe oben). In der FAZ beschrieben Christoph Becker und Michael Reinsch die wahren Zustände der seit Ende der 1960er Jahre herrschenden Alijew-Diktatur (Becker, Christoph, Reinsch, Michael, Gefängnis in Baku, Beschwichtigung in Berlin, in faz.net 24.4.2015). Der Menschenrechtsanwalt Intigam Alijew wurde am 22.4.2015, 51 Tage vor Beginn der „Europa-Spiele“, zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, eine Woche davor der Menschenrechtsanwalt Rasul Jafarow zu sechseinhalb Jahren. „Der aserbaidschanische Bürgerrechtler wollte die ersten quasiolympischen Spiele Europas dafür nutzen, mit der Kampagne ‚Sports for Rights‘ auf die desolate Menschenrechtslage in seinem Land hinzuweisen. (…) Der bekannte Gründer und Leiter des Menschenrechtsclubs in Baku sitzt seit August 2014 hinter Gittern“ (von Salzen 24.4.2015). Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer, äußerte zur Verurteilung von Jafarow und Alijew: „Leider sind diese Urteile nur der jüngste Versuch der aserbaidschanischen Regierung, jene Stimmen systematisch zum Schweigen zu bringen, die sich für mehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Aserbaidschan aussprechen“ (Becker, Christoph, „Schockierend“, in faz.net 26.4.2015). Die Menschenrechtlerin Leyla Junus wurde mit ihrem Mann im Juli 2014 verhaftet, im Dezember 2014 die Journalistin Khadira Ismajilowa, „die aufgedeckt hatte, wie sich die Präsidentenfamilie persönlich bereichert“ (Ebenda).
Der Sprecher des aserbaidschanischen Außenministeriums, Hikmet Hadschijew, erläuterte die Bedingungen für Journalisten während der Europa-Spiele: „Die Akkreditierung wird entzogen, sollte ein Repräsentant (…) gegen Aserbaidschans territoriale Einheit, Unabhängigkeit, Interessen und Souveränität arbeiten. (…) Jede Medienperson, die verzerrte Informationen über Aserbaidschan verbreitet und damit die Interessen des Landes ungerecht darstellt, wird die ganze Härte des Gesetzes zu spüren bekommen“ (Becker, Reinsch 24.4.2015). Der DOSB wird mit einer Delegation von 280 Sportlern nach Aserbaidschan reisen – vom Steuerzahler mit einer halben Million Euro gefördert. „Der DOSB (…) erklärte: ‚Die von Aserbaidschan erlassenen Bedingungen für Journalisten (…) zielen nach einer ersten Interpretation von uns nicht darauf ab, die Berichterstattung einzuschränken'“ (Ebenda). 
Vergleiche auch: Der totalitäre Sport-Terminkalender

– Was verdient der IOC-Präsident wirklich? Die Fifa versucht gar nicht erst, Transparenz vorzugaukeln: Niemand weiß, was ihr Präsident Sepp Blatter im Jahr wirklich verdient: Das wird seit Jahrzehnten als Geheimnis behandelt. Nun kommt die Transparenz-Offensive des IOC: Sein Präsident Thomas Bach soll eine Aufwandsentschädigung von 225.000 Euro bekommen (DPA, Wie viel Geld Thomas Bach vom IOC bekommt, in faz.net 2.4.2015). (Zum Vergleich: Der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper verdiente in seiner damaligen Position als Generaldirektor 270.000 Euro im Jahr (Quelle: Zapp, Fischer-Solms kritisiert die DOSB-Pressearbeit, in ndr.de 15.5.2013, 23,20 Uhr; Stelle bei 28.20 Minuten) und wird sich in seiner neuen Position vermutlich noch verbessert haben.
Man kann also die 225.000 Euro von Bach glauben oder nicht… oder an die weiteren Möglichkeiten von Extravergütungen, Tagesgelder, Pauschalen diverser Art etc. denken. Da wären natürlich die persönlichen Steuererklärungen aus Deutschland und der Schweiz aussagekräftiger als eine nicht nachprüfbare IOC-Pressemitteilung. Außerdem hat Bach ja noch andere Jobs, z.B. den Aufsichtsratsvorsitz bei der Michael Weinig AG, Tauberbischofsheim.

– Boston 2024 im April 2015. In der New York Times stellte Juliet Macur fest, dass es nicht so aussieht, als ob Boston die Olympischen Spiele 2024 haben wolle. Die Bostoner wollten dagegen bessere Schulen, und Sozialprogramme. „Das USOC mag jetzt vielleicht erröten, aber es hat sich selbst in diese Lage gebracht, indem es Boston auf die erste Stelle setzte – es hätte wissen müssen, dass es in letzter Zeit eine Flut von Städten gegeben hat, in denen die Mehrheit der Bürger gegen Olympische Spiele waren“ (Macur, Juliet, If 2024 Olympic Bid Is a Hot Potato, Boston Has No Appetite, in nytimes.com 2.4.2015). Macur erwähnt an dieser Stelle München, St. Moritz/Davos, Krakau, dazu die Bewerbung Wien 2028. Das USOC nahm die bei einer eigenen Umfrage festgestellte Zustimmung in Boston von 50,01 Prozent für bare Münze, obwohl dies wohl der Gipfel der Zustimmung war, die danach permanent von 44 Prozent auf nunmehr 36 Prozent fiel. Dagegen betrug die Zustimmung in Los Angeles 80 Prozent (Ebenda).
Im Boston Herald machte sich Joe Fitzgerald über die Crew der Bewerbung Boston 2024 lustig. John Fish, Vorstandsvorsitzender des Baukonzerns Suffolk Constructions, verschwende seine wertvolle Zeit mit einer missglückten Bewerbung 2024. Dazu käme eine unfähige Mannschaft, die viel Geld einstreicht: Der frühere Gouverneur Deval Patrick kassiert 7.500 Dollar pro Tag, „um ein fröhliches Gesicht zu zeigen“. Richard Davey, Patricks früherer Verkehrsminister, erhält 300.000 Dollar im Jahr – für was? Doug Rubin, der frühere Personalchef von Patrick, den Fitzgerald einen „Verlierer“ nennt, bekommt 15.000 Dollar im Monat. John Walsh, der frühere Wahlkampfleiter von Patrick, steht mit 10.000 Dollar monatlich auf der Gehaltsliste von Boston 2024 (Fitzgerald, Joe, Fish finds himself floundering on hook in Olympic PR mess, in bostonherald.com 6.4.2015).
Michael Levenson stellte im Boston Globe fest, dass der Widerstand gegen Boston 2024 nicht allen steht, wenn man Hamburg und Rom ansieht. Die dortigen kritischen Stimmen warnen ebenso vor den Kosten, den Bauverzögerungen und ungewählten olympischen Bossen, die versuchen, die Kontrolle über die Angelegenheiten der Stadt zu erringen. In Hamburg haben sich die Kosten für die Elbphilharmonie auf 870 Millionen Dollar hochgeschraubt. Mehmet Yildiz, Abgeordneter im Hamburger Senat: „Wenn man einmal in der Hand des IOC ist, steht die Türe zu Größenwahn und Korruption weit offen“ (Levenson, Michael, Boston not alone in public opposition to olympics, in bostonglobe.com 10.4.2015). Und Italien ist prädestiniert, von Verbrecherorganisationen und Korruption ausgenommen zu werden. „Die Neinsager in Italien sind durch einen Skandal namens ‚Mafia Capital‘ angespornt, der den langen Arm des organisierten Verbrechens in die Verträge der Stadt und die Hallen der politischen Macht Roms aufgezeigt hat“ (Ebenda).
Christine Brennan sprach sich in USA Today gegen Boston 2024 und für Los Angeles 2024 aus, falls das USOC auch nur den Hauch einer Chance für 2024 bewahren möchte. Das IOC stellt im Frühjahr 2016 die fünf Finalteilnehmer für 2024 fest: „Aber kann sich das IOC mit Boston wohl fühlen, wenn die Wahl der Bewohner von Massachusetts sechs Monate später drohend näher rückt? Die Führer des IOC, die immer in unser gemeinsames Geld verliebt sind, aber nie in uns, würden völlig zurecht feststellen, dass diese Wahl eine Entscheidung nicht nur über die Bewerbung Boston 2024 ist, sondern auch über sie selbst“ (Brennan, Christine, Bail on Boston Olympic bid, give it to L.A., in USA Today 16.4.2015).
Ebenfalls in USA Today stellt Rachel Axon Fragen: „Warum haben sie kein Referendum unterstützt, das sie verpflichtet, ihr Versprechen zu halten und keine Steuergelder zu verwenden? Und wer kontrolliert nach den Spielen den Grund und Boden, auf dem das vorgeschlagene Olympiastadion gebaut werden würde? Kann die Stadt Boston zumindest garantieren, dass keiner von Boston 2024, einer privaten Gruppe, welche die Bewerbung anführt, dieses Land bekommt?“ (Axon, Rachel, Tepid local support puts Boston’s Olympic bid in doubt, in USA Today 16.4.2015). 
„No Boston Olympics“ bekam auch Hilfe von Andrew Zimbalist, Autor des Buches Circus Maximus, der eine Förderung des Tourismus, ein Ansteigen der volkswirtschaftlichen Leistung und höhere Investitionen aus dem Ausland verneinte. „Die Opposition hingegen besteht aus bestens vernetzten, jungen, energiegeladenen Männern und Frauen, die sich in der kommunalen und bundesstaatlichen Politikerszene auskennen und die ruhig und entspannt immer wieder auf ein simples demokratisches Prinzip pochen. Der Steuerzahler habe ein Wort mitzureden, wenn er am Ende garantieren soll, dass das Milliardenprojekt auch tatsächlich stattfindet. Jemand wie Chris Dempsey, einer der drei Organisatoren von ‚No Boston Olympics‘. Ein Mann von 32 Jahren. ‚Unsere politische Führung sollte sich auf die richtigen Prioritäten konzentrieren. Dazu gehören die Olympischen Spiele aus unserer Sicht nicht. Wir müssen uns um unser Bildungswesen, unser Gesundheitssystem, kümmern. Wir brauchen kein Stadion, keine Schwimmhalle und kein Velodrom.‘ Angesichts solch beharrlich vorgetragener Bedenken, die in den Medien viel Widerhall finden, und schlechter Umfragewerte, blieb dem Bewerbungskomitee nicht viel übrig, als einem Referendum zuzustimmen. Nun dürfen und sollen die Wähler des gesamten Bundesstaats Massachusetts entscheiden. Nicht ein exklusiver Kreis von Unternehmern, Funktionären und Politikern“ (Kalwa, Jürgen, Die skeptischen Bürger Bostons, in deutschlandfunk.de 5.4.2015).
Plakate von No Boston Olympics: „Safer Streets.No Olympic Games.“ – „Better Transit. No Olympic Games.“ – „Better Housing. No Boston Olympics.“ – „Better Schools. No Boston Olympics.“ (Hermsmeier, Lukas, Boston will Olympia nicht, in tagesspiegel.de 13.4.2015).
Patrick Bahners schrieb in der FAZ: „Zimbalist zeigt aber auch, dass die Spiele für einzelne Branchen lukrativ sind – in erster Linie für die Bauindustrie. Ihre Vertreter geben denn auch im Gründerkreis von Boston 2024 den Ton an. John Fish, der Motor und Sprecher des Olympia-Unternehmens, ist der Eigentümer der größten Baufirma der Region. (…) Fish hat zugesagt, dass seine Firma sich nicht um Aufträge für die Bauten der Spiele bewerben wird. Kritiker rechnen vor, dass er auch so profitieren werde: Während sich die lokale Konkurrenz um die Zuschläge für Athletenquartiere und Stadien streite, könne Fish alles bauen, was während der Olympiavorbereitung noch so an Großvorhaben in Boston anfalle. (…) Vier große Komplexe müssten zusätzlich gebaut werden: ein großes Stadion, das Olympische Dorf, das Schwimmzentrum und die Radrennbahn. Die Athletenquartiere sollen in Studentenwohnheime umgewandelt werden. Es stellte sich heraus, dass Boston 2024 die Eigentümer einiger zur Bebauung vorgesehener Grundstücke noch gar nicht gefragt hat“ (Bahners, Patrick, Die Zweifel einer sportbegeisterten Stadt, in faz.net 23.4.2015. Das Ignorieren der Grundeigentümer im Fall Boston 2024 erinnert an die Bewerbungen München 2018 und 2022, wo die Eigentümer von Grund und Boden in Garmisch-Partenkirchen ebenfalls nicht berücksichtigt wurden).
– Gentrification befürchtet. “Als Gentrifizierung (engl. gentry [dʒɛntri] ‘niederer Adel’), auch Gentrifikation, bezeichnet man den sozioökonomischen Strukturwandel bestimmter großstädtischer Viertel im Sinne einer Abwanderung ärmerer und eines Zuzugs wohlhabenderer Bevölkerungsgruppen. Parallel kommt es zu einem Anstieg des Wohnpreisniveaus” (Wikipedia). Dies wird auch im Fall Boston 2024 befürchtet. Die frühere Senatorin Dianne Wilkerson äußerte auf einer Veranstaltung die Befürchtung, dass in Boston – wie an anderen olympischen Austragungsorten – ärmere Bevölkerungsschichten verdrängt werden würden. Der Anwohner Joao De Pina sagte, der wirtschaftliche Schub Olympischer Spiele würde jetzige Bewohner verdrängen: “Mission Hill ist bereits verloren, Northeastern hat dies erlitten. Die nächsten sind Roxbury, Dorchester, Mattapan. Leute, lest zwischen den Zeilen. Was hier passiert ist, ist Gentrifikation, und 2024 ist nur eine andere Methode, dies fortzusetzen” (Encarnacao, Jack, Roxbury crowd fears Olympic displacement, in bostonherald.com 29.4.2015).  
Vergleiche auch: Boston 2024 – Privatbewerbung eines Baukonzerns

– Pyeongchang 2018: Großspende von Samsung. Der größte südkoreanische Mischkonzern Samsung macht weitere 84 Millionen Euro für die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang locker. Damit seien zwei Fünftel der eingeplanten Sponsorenmittel eingesammelt worden, teilte das Organisationskomitee (POCOG) mit. „POCOG-Chef Yang Ho hatte im März eingeräumt, bei der Anwerbung einheimischer Sponsoren bisher schlechte Arbeit geleistet zu haben“ (Samsung-Gruppe wird Sponsor für Olympische Winterspiele 2018, in faz.net 6.4.2015). Zur Erinnerung: Cho Yang Ho ist nicht nur Chef des POCOG. Er ist auch Chef der Fluggesellschaft Korean Air. Die Tochter von Cho Yang Ho, Cho Hyun Ah, hatte Mitte Dezember 2014 den Start eines Fluges New York-Seoul abbrechen lassen: Das Flugzeug war schon auf dem Weg zur Startbahn und musste zurück zum Terminal. Der Grund: Eine Flugbegleiterin hatte Macadamia-Nüsse statt im Schälchen in der Verpackung serviert. Deshalb musste der Chef des Kabinenpersonals das Flugzeug verlassen (Knien vor der Tochter des Chefs, in spiegelonline 13.12.29014; vgl. Dezember 2014, Januar 2015).

– Olympische Winterspiele 2022: Umweltschäden. Peking bezeichnet seine Bewerbung selbst als „umweltfreundlich“ und „nachhaltig“: „Da nahe den Ski-Ressorts ausreichend Wasser vorhanden ist und der geschmolzene Schnee recycled wird, hat die Produktion von Kunstschnee keinerlei negativen Einfluss auf das lokale Ökosystem“ (Johnson, Ian, Scientists Question Environmental Impact of China’s Winter Olympic Bid, in nytimes.com 9.4.2015). Die Wirklichkeit sieht anders aus. In manchen Teilen von Peking regnet es 23 Inch (rund 58,4 cm) im Jahr, aber nahe den Ski-Ressorts sind es nur 15 bis 16 Inch (38 bis 40 cm). Zwei Drittel der Niederschläge fallen im Sommer. Im Dezember und Januar erhalten Gebiete wie Chongli nur ein Zehntel der Niederschläge. „Eines von den Ski-Ressorts in Chongli, Duolemeidi, hat vor zwei Jahren geschlossen. Mitarbeiter des Ressorts verweigerten Interviews, aber Ortsansässige sagten, dass die steigenden Wasserpreise den Kunstschnee zu teuer machten. Das Ressort öffnete kürzlich wieder in der Hoffnung, dass Peking den Zuschlag für 2022 erhält“ (Ebenda). Und in Peking war Wasser früher einmal ausreichend vorhanden – bevor die Megastadt in den letzten 25 Jahren auf 22 Millionen Einwohner wuchs (Ebenda). In Almaty, dem Gegner von Peking für 2022, sieht es nicht besser aus: Hier fallen 22 Inch pro Jahr. Für den Alpinsport ist bei Peking 2022 der Yanqing Songshan National Forest Park vorgesehen, ein geschütztes Naturschutzgebiet, in dem Autoverkehr verboten ist. Auch für Almaty 2022 sind olympische Ski-Ressorts in einem Nationalpark vorgesehen (Ebenda).   

– Weiter Steuerbefreiung für die Internationalen Sportverbände. „In der Schweiz sind das IOC sowie seine in der Schweiz ansässigen Unterverbände von den Bundessteuern befreit. Die anderen Sportverbände profitieren von weitgehenden Steuererleichterungen. So bezahlte der Weltfußballverband FIFA nach eigenen Angaben in 2013 rund 17 Millionen Franken Steuern. Die Steuererleichterungen für Sportverbände wurde zuletzt durch eine Petition der JUSO angefochten Der Nationalrat lehnte den Vorstoß im März (2015; WZ) mit 116 zu 67 Stimmen ab“ (Lausanne profitiert von Sportverbänden, in suedostschweiz.ch 9.4.2015).

– Martin Luther Bach. Unter dem Titel „Bach, der Reformator“  gab IOC-Präsident Thomas Bach in der Berner Zeitung wie üblich Bemerkenswertes von sich (alle Zitate: Keller, Marco, Ruch, Adrian, Bach der Reformator, in bernerzeitung.ch 13.4.2015).
IOC keine Machtzentrale: „Natürlich hat das IOC Einfluss auf die Gestaltung des Sports, es ist aber nicht die Machtzentrale.“
„Keine Machtzentrale“? Der Weltsport wurde vom IOC über Jahrzehnte gleichgeschaltet. Die nationalen Sportverbände sind weitgehend entmachtet und werden von den Nationalen Olympischen Komitees dominiert, siehe den Sport im DOSB-Deutschland.
IOC-Präsident im Ehrenamt: „Der IOC-Präsident – wie übrigens jedes IOC-Mitglied – arbeitet ehrenamtlich.“
Ein „Ehrenamt“ für 225.000 Euro im Jahr – plus diverse Sonderzahlungen und Extraboni: Das ist IOC.
Das IOC baut -wieder einmal: „Wir machen das mit der Entscheidung zum Bau des neuen Hauptquartiers auch sichtbar. Es ist eine erhebliche Investition von bis zu 200 Millionen Franken. Mein Nachfolger soll davon nicht nur 15 oder 20 Jahre profitieren.“
Der nächste olympische Palazzo prozzo, natürlich in Lausanne. Was Blatters Fifa auf den Zürichberg gestellt hat, kommt nun über Bachs IOC an das Ufer des Genfer Sees.
Am IOC-Wesen soll die Welt genesen: „Überlegt euch mal, wie gut es in unserer Weltgesellschaft funktionieren könnte, wenn es wäre wie an den Olympischen Spielen. Dort gibt es ein Gesetz, das für alle gilt, und vor diesem Gesetz sind alle gleich.“
Vor allem die Sportfunktionäre sind Gleiche unter Gleichen, allerdings ein bisschen gleicher…
„Der Sport ist der einzige Bereich des menschlichen Lebens, in dem es ein Weltgesetz gibt. Im Sport sind tatsächlich alle Menschen gleich. Dieses Prinzip dürfen wir nicht opfern.
Das Weltgesetz wird in Lausanne vom Internationalen Sportgerichtshof CAS ausgelegt, einer Unterorganisation des IOC. Hier sind also IOC-Judikative und IOC-Exekutive in einer Hand. Das soll die Bach’sche Demokratie sein. Und nicht nebenbei: Gehen wir einmal von der Bach’schen Hypothese eines weltweiten Sportglobus aus: Dann hätte man auch in allen Staaten Doping, Korruption, Schiebungen, eine Herrschaft alter Männer etc.: kein Vorbild- sondern ein weltweite Sport-Demokratur.

– Im Sport-Zirkus. SportAccord „ist die zentrale Dachorganisation der Sportverbände weltweit. Insgesamt gehören ihr 109 Organisationen an“ (Wikipedia). SportAccord-Präsident Marius Vizer sagte bei der Eröffnung der Generalversammlung am 20.4.2015 in Sotschi in Anwesenheit von IOC-Präsident Thomas Bach: “Das IOC-System ist abgelaufen, veraltet, falsch, unfair und überhaupt nicht transparent” (Attacke gegen IOC-Chef Bach, in SZ 21.4.2015). – „Für diejenigen, die vom Sport leben, ist es sehr interessant, das System, sagen wir das des IOC, zu verteidigen… Wir brauchen keine Kardinäle des Sports, keine Päpste“ (DPA, Vizer legt gegen IOC-Chef Bach nach, in sueddeutsche.de 22.4.2015). Nach Vizer gibt es unter den 115 IOC-Mitgliedern nur je 15 Stimmen von Athleten, Verbandspräsidenten und Vertretern der NOKs (Riskanter Alleingang, in taz.de 22.4.2015). Nach Vizer ist auch der Olympische TV-Kanal (für geschätzte 490 Millionen Dollar) verschleudertes Geld. Vizer hat für SportAccord im November 2014 mit Euronews einen Partnerschaftsvertrag abgeschlossen und will alle vier Jahre Weltmeisterschaften in den 91 Sportarten abhalten – in Konkurrenz zum IOC (Simeoni, Evi, Die Macht der Geld-Maschine, in faz.net 22.4.2015).
Umgehend gingen die Sportverbände gegen Vizer auf Distanz und scharten sich hinter Thomas Bach (bzw. hinter den Geldtöpfen des IOC). Die Weltverbände von Leichtathletik, Bogenschützen, Sportschützen kündigten ihre Mitgliedschaft bei SportAccord, 14 Weltverbände, darunter die Fifa, distanzierten sich von Vizers Aussagen (Ebenda). Die Vereinigung der Olympischen Sommersportverbände (Asoif) setzte am Dienstag die Mitgliedschaft aus – bis auf Judo, wo Vizer selbst Präsident ist. Auch die sieben Wintersport-Verbände missbilligten Vizers Vorgehen, genau wie die Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees – mit dem Kuwaiter Scheich al-Sabah als Präsidenten. „Nahezu alle Institutionen, die vom IOC finanziell alimentiert werden, versagen ihm die Gefolgschaft“ (Simeoni, Evi, Bach gebraucht den Säbel, in faz.net 22.4.2015). Und schließlich ging Wladimir Putin zum Lunch – mit Bach. Ende Mai 2015 trat Vizer zurück (SID, Vizer tritt zurück, in SZ 1.6.2015). Kommentar von Bach: „Das ist wirklich kein großes Ereignis. Vizer hat eine Meinung, die er exklusiv für sich hatte, vertreten. Er hat dann aber sehen müssen, dass er tatsächlich alleine ist und hat daraus die Konsequenzen gezogen“ (Zankl, Manuel, Olympia: Bach im Interview über das IOC-Image und Österreichs Chancen, in tt.com 3.6.2015).

– Bach schlägt Vizer. Ende Mai 2015 trat Vizer als Präsident von SportAccord zurück (SID, Vizer tritt zurück, in SZ 1.6.2015).

– Olympischer Fernsehsender: TV total. Ab April 2016 soll der TV-Kanal kommen mit Sitz in Madrid, rechtzeitig vor den Olympischen Sommerspielen in Rio 2016. Der totale Sportkanal wird eine digitale Plattform im Internet. „Was das IOC auf globaler  Ebene anstrebt, hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) schon umgesetzt, mit sportdeutschland.tv“ (Huber, Joachim, Im Bild sein ist alles, in tagesspiegel.de 28.4.2015). Damit kann es mit den Öffentlich-Rechtlichen Sportsendern ARD und ZDF zu Problemen kommen: „Die Sportverbände, der DOSB wie das IOC, müssen aufpassen, sich mit eigenen TV-Plattformen die teuren Rechtedeals kaputtzumachen. Klar ist: Die Sommer- beziehungsweise Winterspiele werden auf dem IOC-Kanal zu sehen sein, immerhin wurden die Übertragungsrechte an den Sport-Events bereits an verschiedene Sender verkauft. In Deutschland wird Olympia 2016 von ARD und ZDF übertragen. Was die Sender für die Rechte bezahlt haben, verraten sie nicht“ (Ebenda). Und hier kommt wieder der Olympic Broadcasting Service ins Spiel: „Hier soll bis 2016 eine 100-köpfige Redaktion aufgebaut werden, sagte Yiannis Exarchos, Chef der Produktionsfirma Olympic Broadcasting Services. Er erwartet Einnahmen in Höhe von rund 600 Millionen Dollar (rund 580 Millionen Euro), die in den nächsten zehn Jahren durch den Sender eingespielt werden. Damit könnte das IOC seine Ausgaben decken, bis 2021 will der Verband 490 Millionen Euro in das Projekt stecken“ (Ebenda).
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Olympic Broadcasting Services

– Paris 2024: Bürgermeisterin fällt um. Zuerst war Anne Hidalgo von den Sozialisten dagegen – dann hat ihr wohl der französische Präsident und Parteikollege Francois Hollande, der sonst nicht viel aufzuweisen hat und sich mit Paris 2024 profilieren möchte, ins Handwerk gepfuscht. „Präsident Francoise Hollande hat sich mehrfach für die mit 6,2 Milliarden Euro kalkulierten Spiele in Paris stark gemacht“ (Paris entscheidet über Bewerbung für Olympia 2024, in zeitonline 10.4.2015; siehe unten). Die Kandidatur soll 60 Millionen Euro kosten, die Spiele werden mit 6,2 Milliarden Euro (wie üblich weit zu niedrig) taxiert. Und wie üblich soll das Meiste bereits vorhanden sein (Welter, Ursula, Paris sagt „oui“ zu Olympia 2024, in deutschlandfunk.de 13.4.2015). Gleichzeitig will sich Paris um die Weltausstellung 2025 bewerben. „An kritischen Stimmen fehlt es nicht, die fragen: Braucht denn Paris – ohnehin die ’schönste Stadt der Welt‘ und internationales Tourismusziel Nummer eins – solche Events als zusätzliche Attraktion? Könnte der Massenandrang nicht im Gegenteil die Besucher vertreiben, die wegen der Kultur, der Gastronomie oder der Luxusgeschäfte kommen? Viele Hauptstadtbewohner befürchten, dass sich das angeblich so bescheidene Budget – ähnlich wie schon in London oder Athen – als Selbsttäuschung, wenn nicht sogar als absichtliche Unterschätzung der Kosten herausstellen wird“ (Balmer, Rudolf, Baguette und Spiele, in taz.de 18.4.2015).

– Rom 2024: das Vorbild. „Die passenden Symbole hat Roma 2024 bereits. Das Vorbereitungskomitee wird seinen Sitz im Foro Italico, einst Foro Mussolini, aufschlagen. Dort strahlen in Stein gehauene Athleten ein Heldenpathos aus, wie man es auch heutzutage noch aus Sportinszenierungen kennt. Doch das ist nur die eine Seite, wie Olympia in der italienischen Hauptstadt symbolisch verhandelt wird. Dem gegenüber stehen die fünf Handschellen, die eine Anti-Olympia-Initiative in Form der IOC-Ringe als ihr Logo auserkoren hat. Die Handschellen spielen auf die notorische Korruptheit römischer Kommunalpolitiker und Verwaltungsangestellter an. Kaum ein Großprojekt, das nicht von Bestechungsvorwürfen begleitet war. (…) Auch außerhalb Roms wird die Korruption als größtes Hindernis einer Olympiabewerbung eingeschätzt“ (Mustroph, Tom, Letztlich soll der Papst es richten, in taz.de 19.4.2015).

– Proteste wegen Rio 2016. Bereits mehr als 90 Prozent der Bewohner der Favela Vila Autodrome haben unter Druck ihre Heimat verlassen. 50 Familien bleiben immer noch: Sie blockierten die Abelardo Bueno Avenue, um gegen die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio zu protestieren. Ihre Grundstücke werden für eine Zugangsstraße zum Olympischen Park benötigt. Die Bewohner befürchten, dass ihre Grundstücke nach den Spielen mit Luxuswohnungen überbaut wird (Eisenhammer, Stephen, Rio residents protest Olympic eviction with road block, in reuters.com 1.4.201). 

– Rio 2016: Nacht-Sport. „Spät gelegte Sportereignisse in Brasilien kommen grundsätzlich der großen nordamerikanischen Fernsehzuschauerschaft zugute, weil Rio eine Stunde vor New York liegt und vier vor der US-Westküste. Dies kommt auch Asien zugute, wo sich die späten Abendwettkämpfe in Rio am Morgen des nächsten Tages abspielen und bis zum Nachmittag verlängert werden können“ (Wade, Stephen, The ‚Night Games‘ – Many Rio 2016 events end after Midnight, AP, 9.4.2015). Die Herren- und Damen-Finale im Volleyball finden deshalb ab 1.30 Uhr morgens statt. Basketball endet meist um Mitternacht. Viele Wettkämpfe finden bis mindestens 1 Uhr statt (Ebenda).

– Rio 2016: Rudern durch Fischkadaver? „Die Negativschlagzeilen um die stark verschmutzten Gewässer für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro reißen nicht ab: Nach dem Segelrevier ist nun auch die Ruder- und Kanustrecke betroffen. 500 Kilogramm Fischkadaver sollen pro Tag aus der Rodrigo-de-Freitas-Lagune gefischt worden sein. Insgesamt wurden schon mehr als 20 Tonnen Fisch aus dem Fluss geholt, so heißt es. Den hohen Anstieg des Fischsterbens erklärten die Behörden mit starken Regenfällen. Zuletzt war eine großangelegte Reinigungsaktion der Wasserstraßen von Rio wegen mangelnder Effizienz und zu hoher Kosten vorerst gestoppt worden“ (Tote Fische verstopfen Ruder-Lagune, in spiegelonline 16.4.2015).

– Olympischer Blechtrommler. IOC-Präsident Thomas Bach lobte den Einsatz von Ministerpräsident Matteo Renzi für die Bewerbung von Rom 2024 als „leidenschaftlichen und kompetenten Einsatz für die olympische Sache“ (Mustroph, Tom, Letztlich soll der Papst es richten, in taz.de 19.4.2015). Und da Francois Hollande zufälligerweise die Schweiz besuchte, kam er zufälligerweise auch in Lausanne beim IOC vorbei, besichtigte mit Bach das Olympische Museum und warb für Paris 2024. Dazu fiel Bach der Satz ein:“ Diese Kandidatur ist vorbildlich… Wir haben heute gesehen, dass die Bewerbung von Paris auf Nachhaltigkeit fußt, und das ist im Sinne der Agenda 2020″ (SID, IOC-Präsident Bach: Pariser Olympia-Bewerbung „vorbildlich“, in zeitonline 16.4.2015). Zu einer möglichen Kandidatur von Australien für die Olympischen Sommerspiele 2028: „Eine Kandidatur Australiens würde eine Menge Sympathie finden und tatsächlich eine gute Chance haben“ (DPA, IOC-Chef Bach räumt Australien gute Olympia-Chancen für 2028 ein, in zeit.de 29.4.2015).
Hallo, Herr Präsident Bach: Wann kommt etwas Positives zu Boston 2024 – und zur Loser-Bewerbung Hamburg 2024?

– Leichtathletik-WM 2021. Nachdem die Leichtathletik-WM 2019 durch einen Sponsoren-Scheck über  30-Millionen Dollar aus dem Emirat Katar nach Katar ging, ließ sich der ehrenwerte IAAF-Präsident Lamine Diack – quasi zur Wiedergutmachung – diesmal etwas anderes einfallen: Für 2021 gab es kein offizielles Bewerbungsverfahren. Katars 2019-Konkurrent Eugene im US-Staat Oregon bekam die WM 2021. Auch hier spielt Geld eine wichtige Rolle: „Eugene garantiert der IAAF in einem großen Paket öffentliche Gelder des Bundesstaates Oregon, finanzielle Unterstützung durch das Olympische Komitee der Vereinigten Staaten und einen lukrativen TV-Vertrag inklusive landesweiter Übertragung durch den Fernsehsender NBC. ‚Wir können eine Menge Vorteile aus einer einzigartigen Chance ziehen, die so vielleicht nie mehr wiederkommt‘, sagte Diack. ‚Ich weiß, dass diese Entscheidung von dem üblichen Prozedere einer WM-Vergabe abweicht. Aber ich freue mich, dass meine Council-Kollegen diese außergewöhnliche Gelegenheit erkannt haben'“ (DPA, Vergabe ohne Bewerbung: WM 2021 erstmals in den USA, in faz.net 16.4.2015). – „Wichtiger war vermutlich der Umstand, dass die Amerikaner im Stillen lobbyiert hatten, diesmal keinen Gegner fürchten mussten, der in letzter Sekunde ein 30 Millionen schweres Sponsorenpaket schnürt“ (Außer Konkurrenz, in SZ 17.4.2015).
Sondern dass die Amerikaner dieses Mal das Sponsorenpaket selbst – außer Konkurrenz – schnürten.
Vergleiche: Die verkauften Leichtathletik-Weltmeisterschaften

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III: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den deutschen Sportverbänden

– Kosten München 2018: noch immer unbekannt. Am 25.2.2015 stellte MdL Ludwig Hartmann (Bündnis 90/Die Grünen) einmal mehr nach der Anfrage vom 15.11.2012 acht Fragen an die Bayerische Staatsregierung zur endgültigen Liquidierung und der Abschlussbilanz der Bewerbungsgesellschaft München 2018  die am 7.4.2015 vom Staatsminister der Finanzen, Markus Söder, im Prinzip nur so beantwortet wurden, dass der Liquidationssteuerbescheid noch nicht vorliege (Original-Antwort siehe unter www.ludwighartmann.de). Eine weitere Nachfrage von Hartmann vom 14.4.2015 nach dem Anteil der (teil-)staatlichen Finanzierung der Bewerbungsgesellschaft München 2018 wurde – nicht wirklich überraschend – nicht beantwortet mit dem Verweis auf den für die Liquidation fehlenden Liquidationssteuerbescheid. 
Katja Riedel
schrieb in der SZ zu den – gewollt – nach wie vor ungeklärten Kosten der Bewerbung München 2018, die am 6.7.2011 verloren wurde: „Doch bis heute ist Bayerns Finanzministerium nicht in der Lage, eine gesicherte Summe zu nennen. Dafür gibt es eine hübsch formulierte Entschuldigung: ‚Endgültige Zahlen liegen erst nach Abschluss der Liquidation der Bewerbungsgesellschaft vor. Der für die Liquidation notwendige Liquidationssteuerbescheid liegt noch nicht vor‘, heißt es in einer Antwort an den Grünen-Fraktionschef im Landtag, Ludwig Hartmann. Der stellt die simple Frage nach den Kosten ebenso wie Bayerns oberste Rechnungsprüfer. Und genau das macht offenbar die Sache so schwierig. (…) Solange nun die Prüfer nicht fertig sind, gibt es keine Liquidation der Gesellschaft und solange ist auch nicht klar, was der Steuerzahler wirklich geblecht hat“ (Riedel, Katja, Olympische Bilanz-Spiele, in SZ 17.4.2015).
Zur Erinnerung: München 2018 sollte völlig ohne öffentliche Steuergelder auskommen. Dann liefen 33 Millionen Euro auf. Und schon waren staatliche und halbstaatliche Unternehmen als „Privatwirtschaft“ beteiligt wie Flughafen München Lotto Bayern, Stadtsparkasse München, Olympiapark München GmbH, Messe München, Deutsche Bahn, etc. Mindestens die Hälfte des Haushalts kamen von dort. Wie bei Hamburg 2024 auch.

DOSB zieht die Zügel an. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gibt einer Qualifikation eine Qualifikation der Wasserballer für Olympia 2016 in Rio de Janeiro keine Chance: Sie sollen sich auf Tokio 2020 konzentrieren. Für die Wasserballer ist dies nach Teamkapitän Moritz Oeler „ein Schlag ins Gesicht“. „Der DOSB und sein größter Geldgeber, das Bundesinnenministerium, mischten sich zuletzt immer häufiger in Verbandsangelegenheiten ein. Der Deutsche Curling-Verband (DCV) erhielt erst nach der Einleitung struktureller Reformen weiter Fördergelder“ (SID, „Schlag ins Gesicht“, in SZ 27.4.2015).
Johannes Aumüller schrieb dazu in der SZ: „Jetzt sind also die Wasserballer dran. So wie vorher schon die Eisschnellläufer und die Eishockeyspieler. Und so wie davor die Curler. Fast im Monatsrhythmus kommen aus irgendeinem Fachverband Klagen, dass es künftig weniger Geld gibt – oder dass eine Kürzung der Mittel droht, wenn sich nicht dieses oder jenes ändert. Jeder Fall hat seine speziellen Facetten und Aspekte, aber es zeigt sich doch ein klarer Trend: Wenn dem Deutschen Olympische Sportbund (DOSB) und dem Bundesinnenministerium (BMI) die sportliche Situation und/oder die Strukturen bei einem Fachverband missfallen, greifen sie strikter ein als früher. (…) Zum anderen aber: Mit jedem einzelnen Fall drängt sich die Frage auf, wie weit und wie strikt DOSB und BMI durchgreifen wollen. Und wie vielen der weniger erfolgreichen Sportarten und Disziplinen noch Einschnitte drohen. Medaillen, Medaillen, Medaillen, das ist das fast schon unerträglich überragende Credo von CDU-Innenminister Thomas de Maizière geworden. Auch der DOSB-Präsident Alfons Hörmann ist ein klarer Verfechter des Erfolgsprinzipes“ (Aumüller, Johannes, Nur Wasser für Medaillen, in SZ 29.4.2015).

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IV: Loser-Bewerbung Hamburg 2024
Siehe auch: Hamburg 2024: Dabei sein ist wichtiger als siegen; Hamburger für Hamburg 2024? Berliner für Berlin 2024?; Berliner Senat ist nicht Charlie
Hamburg-Berlin 2024 – Zur deutschen Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024: bis Juni 2014: hier; 7-8/2014: hier; 9-10/2014: hier ; ab 11/2014: hier

– Hamburg 2024: Keine Bürgerbefragung! Der Hamburger Senat stimmte am 1.4.2015 gegen eine Befragung der Bürger zu Hamburg 2024 und entschied sich für eine Befragung der Bürger im September 2024 – nach den geplanten Olympischen Sommerspielen. Näheres unter Hamburg 2024: Keine Bürgerbefragung!

– NABU Hamburg: Forderungen. Die Mitgliederversammlung lehnte eine Vorab-Festlegung auf ein negatives Votum ab. In einem Beschluss werden folgende Bedingungen gesetzt: – klimaneutrale Spiele; – deutliche Reduzierung der Schadstoff-Emissionen im Hamburger Hafen; – kein Verlust von Grün durch die Verlagerung der Hafenbetriebe vom Kleinen Grasbrook; – keine Schulden durch Hamburg 2024. „Sollte sich während der Planungszeit abzeichnen, dass diese Bedingungen nicht eingehalten werden (können), muss Hamburg seine Bewerbung wieder zurückziehen“ (Olympia-Resolution des NABU Hamburg, hamburg.nabu.de 31.3.2015). In diesem Fall wird der NABU beim Referendum für die Ablehnung der Spiele werben.
Falls es überhaupt zu einem Referendum kommen sollte…

– Referendum zu Hamburg 2024 mit Verfassungsänderung. Die Koalitionäre in spe haben sich am Mittwoch auf einen Weg zu einem Olympia-Referendum geeinigt. Es solle eine Verfassungsänderung geben, damit der Senat dem Volk wichtige Fragen wie diese zur verbindlichen Abstimmung vorlegen kann; zuvor müsse die Bürgerschaft dieses Referendum mit Zwei-Drittel-Mehrheit unterstützen. Laut Jens Kerstan (Fraktionschef der Grünen; WZ) wird es zusätzlich ein neues Instrument der Bürgerbeteiligung in Gestalt einer Online-Petition geben“ (Lorenz, Markus, Hamburg: SPD und Grüne einig über Olympia-Referendum, in shz.de 1.4.2015).
Das verfassungsrechtlich abgestützte Referendum kann dauern. Und eine Online-Petition ist leicht manipulierbar: Man muss nur die Sportverbände und Lobbyisten aus der Geschäftswelt aktivieren, was schon laufend durch die Hamburger Handelskammer geschieht.

-Die olympischen Rattenfänger von Hamburg (1): Rotgrüne Koalition pro Hamburg 2024. „Zusammen schaffen wir das moderne Hamburg“ lautet der Titel vom rot-grünem Koalitionsvertrag in Hamburg (ohne Datum). Dazu stehen bemerkenswerte Plattitüden zu Hamburg 2024:
„Mit der Bewerbung um Olympische und Paralympische Sommerspiele darf die Unterstützung des Breitensportes nicht aus den Augen verloren werden. Im Gegenteil: Gerade die Bewerbung um Sommerspiele ist der Anlass, den Breitensport zu fördern. Es gilt der Grundsatz ‚Ohne Breite keine Spitze; ohne Spitze keine Breite.‘ Hier ist u. a. zu prüfen, inwieweit die Schwimmförderung weiterentwickelt werden kann“ (S. 105).
Immer im Auge behalten, wie der englische Breitensport durch die Olympischen Sommerspiele 2012 in London geschädigt wurde – und die  Fettleibigkeit britischer Kinder weiter zunimmt. Alle großspurigen Versprechungen wurden gebrochen.
Siehe im Kritischen Olympischen Lexikon: London 2012, Nachtrag 1 bis 3
„Die Spiele sollen transparenter, flexibler, nachhaltiger, bescheidener und kostengünstiger werden“ (S. 106).
Das ist vom IOC aus nicht wirklich geplant, sondern nur ein Schaufenster-Versprechen. Und im Fall von Hamburg 2024 kann man die Absiedlung der Hamburger Hafenwirtschaft auf dem Kleinen Grasbrook auf 8,5 Millionen Quadratmeter wohl kaum nachhaltig, bescheiden und kostengünstig nennen.
„Die Entscheidung über die Bewerbung sollen die Hamburgerinnen und Hamburger in einem Referendum noch in diesem Jahr treffen“ (S. 106).
Dagegen gibt es massiven (auch formaljuristischen) Widerstand. Und falls es doch dazu kommt, kann man sich die Materialschlacht der Befürworter (wie der Hamburger Handelskammer) schon jetzt gut vorstellen.
„Die Mehrzahl der Sportstätten ist bereits vorhanden“ (S. 106).
Diesen Spruch kennt man von den Bewerbungen München 2018 und 2022 – und überhaupt von allen Städte, die sich bewerben. Nach der Vergabe sieht es dann am Austragungsort plötzlich ganz anders aus.
„Für alle neu errichteten Stadien, Hallen und Wettkampfstätten muss es ein Nachnutzungskonzept geben. Entweder muss die Nachnutzung von Anfang an feststehen oder der Rückbau muss mit geringem Aufwand und umweltverträglich möglich sein“ (S. 106).
Das (nach 2024 völlig überflüssige) Hamburger Olympiastadion soll „rückgebaut“ werden. Anmerkung zum Rückbau des Londoner Olympiastadions aus London 2012: „Ein solcher weißer Elefant – teuer, aber zu nichts zu gebrauchen – ist das Olympia-Stadion in London. Eingedenk schlechter Erfahrungen anderswo überlegten sich die Organisatoren der Spiele von 2012 zwar eine Nachnutzung – der Profi-Fußballclub West Ham United sollte künftig hier spielen –, doch bei der Planung des Stadions war nicht bedacht worden, dass die Aschenbahn würde entfernt werden müssen, um eine Fußball-Arena zu schaffen. Zudem war das Stadion für West Ham viel zu groß und musste um den oberen Rang mit 55.000 Plätzen verkleinert werden. Allein dieser Umbau kostete mindestens 323 Millionen Dollarso viel wie andernorts ein Stadion“ (Knödler, Gernot, Wie Olympia Städte auspresst, in taz.de 20.3.2015; Hervorhebungen WZ).
„Für die Olympischen Spiele und die dafür erforderlichen Betriebsverlagerungen werden wir keine neuen Schulden machen und auch keine anderen Projekte zurückstellen. Wir werden rechtzeitig vor dem Referendum die Kosten und die Finanzierung transparent darstellen“  (S. 106).
Ob das die Verantwortlichen wohl selbst glauben?
„Die Luft im Hamburger Hafen soll spätestens zu den Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 so sauber sein, dass die europäischen Grenzwerte möglichst eingehalten werden“ (S. 107).
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: „… dass die europäischen Grenzwerte möglichst eingehalten werden“. Europäische Grenzwerte müssen in jedem Fall eingehalten werden, ob mit oder ohne Olympische Spiele!
„Auch das Sicherheitskonzept soll dem Bild friedlicher Spiele in einer offenen und demokratischen Gesellschaft entsprechen. Es soll so wenig Beeinträchtigungen von Bürgerrechten wie möglich und nur so viel Kontrolle und Überwachung wie zwingend notwendig geben“ (S. 107).
Das glaubt nun vermutlich niemand mehr – nach Peking 2008, London 2012 und Sotschi 2014.
Schade, dass die Grünen vor lauter Mitregierungseifer wieder einmal ihre eigentlichen Ziele versenken. Und Hamburg 2024 zustimmen. Und keinen Widerstand gegen die Elbvertiefung leisten. Dafür drei Senatsposten bekommen. Und wiederum erstaunlich, dass die SPD ihre eigene Klientel so missachtet – siehe den Beitrag: Offener Brief an die SPD wegen München 2022

– Peinlich: Tschechen gehört Teil des Hamburger Hafens. Der sogenannte Moldauhafen ist ein 30.000 Quadratmeter großes Hafenbecken vom Ende des 19. Jahrhunderts, das der Tschechei durch den Vertrag von Versailles ab 1929 bis 2028 zur Verfügung gestellt wurde. „1993 trat die Tschechische Republik die Rechtsnachfolge der Tschechoslowakei an und übernahm damit das Gelände. Dieses liegt auf dem Kleinen Grasbrook in unmittelbarer Nähe zu dem Areal, auf dem Hamburg sein Olympisches Dorf mit Stadion und weiteren Wettkampfstätten errichten will. Und die Tschechen sorgen sich jetzt um ihr Areal und beklagen, dass sie von deutscher Seite nicht eingebunden werden. (…) Mitte 2014 habe die Direktion für Wasserstraßen der Tschechischen Republik die Hamburg Port Authority (HPA) daraufhin befragt, ob die Pläne für Olympische Spiele auch die Flächen berühren, die Tschechien benutzt. ‚Wir bekamen die offizielle Antwort, dass das Areal der Olympischen Spiele nicht das tschechische Hafengebiet betrifft, und seine Nutzung keineswegs eingeschränkt wird‘, sagt Tomas Ehler, Leiter der Handels- und Wirtschaftsabteilung der Tschechischen Botschaft. ‚Aus letzten, veröffentlichten Illustrationen kommt aber zum Vorschein, dass es nicht so sein muss.“ Den Entwürfen zufolge würden eine Reihe von Brücken den Zugang zum Moldauhafen beschränken oder sogar ganz sperren. Dieses sei für die Tschechische Republik ‚unannehmbar‘, so Botschaftsrat Ehler. ‚Wir verlangten daher im März dieses Jahres von der HPA eine Erklärung. Bisher bekamen wir keine Antwort darauf'“ (Kopp, Martin, Olympia-Plan verärgert Tschechen, in welt.de 8.4.2015).

-Die olympischen Rattenfänger von Hamburg (2). Aus einer kleiner Anfrage im Bundestag von Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen: „Ist es aus Sicht der Bundesrepublik Deutschland zu bewerkstelligen, wenn neben den Olympischen und Paralympischen Spielen und der Fußball-Europameisterschaft drei Megasportevents in Deutschland im Jahr 2024 stattfinden?“ – Antwort der Bundesregierung: „Aus Sicht der Bundesregierung ist Deutschland in der Lage, Sportgroßveranstaltungen professionell vorzubereiten und durchzuführen und drei Megasportevents in einem Jahr auszurichten“ (Deutscher Bundestag, Drucksache 18/4597, 13.4.2015. Vgl. auch SID, Olympia und Fußball-EM 2024: Bundesregierung sieht kein Terminproblem, in zeitonline 15.4.2015).

– Feuerlöscher und Flamme. „Auf dem Plakat am Eingang ist ein Feuerlöscher abgebildet. Hier im linksalternativen Kulturzentrum ‚Centro Sociale‘ treffen sich die Gegner der Olympischen Spiele 2024 oder 2028. ‚Olympische Spiele in Hamburg? Wir haben etwas Besseres vor!‘ ist das Motto des Bündnisses vom Anti-Olympischen-Komitee. Am Sonnabend kamen knapp 150 Kritiker des Großereignisses erstmals zusammen. Hamburgs Senat ist ‚Feuer und Flamme‘ für Spiele in der Stadt. Mit ihrem Feuerlöscher wollen die Gegner die Flammen für Olympia ersticken. (…) Die Olympia-Gegner warnten davor, dass Kosten ‚kleingeredet‘ und ‚in Schattenhaushalten versteckt‘ würden und verwiesen auf die ‚Kostenexplosion‘ beim Bau der Elbphilharmonie. Vieles sei nicht bedacht: ‚Wie olympiatauglich ist der Hamburger Flughafen und der Hauptbahnhof?‘, fragen sie und zitieren aus einer Studie der Oxford Universität, die eine durchschnittliche Überschreitung der Kosten bei Sommerspielen von 118 Prozent ausrechnete“ (Olympia-Gegner in Hamburg verabschieden Resolution, in welt.de 13.4.2015).

– Paris 2024 und Rom 2024 gegen Hamburg (2). Zur Bewerbung von Paris um Olympische Sommerspiele 2024 stand in der SZ: „Für 1992, 2008 und 2012 zog die Stadt jeweils den Kürzeren, zuletzt trotz bester Noten durch die Evaluierungskommission knapp gegen London (50:54). Nun soll es 2024 soweit sein – 100 Jahre nach den letzten Sommerspielen in Paris. (…) Über eine Olympia- Bewerbung sollen allerdings die Hamburger Bürger bei einem Volksentscheid im Herbst das letzte Wort haben. So etwas ist in Paris nicht vorgesehen, die Stadt will ihre Bürger in den kommenden Monaten aber mit öffentlichen Diskussionsveranstaltungen und über eine Website einbinden. Nach einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage der Zeitung Le Parisien sind 61 Prozent der Franzosen für die Bewerbung, bei den Bewohnern des Großraums Paris sind es 63 Prozent“ (DPA, SID, Mit breiter Mehrheit, in SZ 14.4.2015). Thomas Kistner schrieb dazu in einem Kommentar in der SZ: „Eine Stadt wie die an der Seine viermal abblitzen zu lassen, wäre ein politisches Risiko für die angeknockte IOC-Familie. Noch riskanter wäre es, Hauptstädte mit Weltruf wie Paris und Rom, das auch wiederholt im Ring stand, dazu wahrscheinlich Istanbul, zugunsten einer deutschen Hansestadt abblitzen zu lassen, die sich zum ersten Mal bewirbt. Dass sich mancher Beschwerdeführer dann mit spitzen Fragen an den deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach wenden könnte, darf als wahrscheinlich gelten. Wenn nicht alle Zeichen trügen, gilt für Hamburgs Bewerbung das, was für vier deutsche Anläufe zuvor galt: gut gemeint, aber unglücklich terminiert“ (Kistner, Thomas, Höchste Hürden für Hamburg, in SZ 14.4.2015).

– Im Hamburg Business Club. An der Elbchaussee steht die Villa des Hamburg Business Club. In diesem exklusiven Ambiente trafen sich auf dem Podium der Hamburger Erste Bürgermeister Olaf Scholz und DOSB-Präsident Alfons Hörmann, der den DOSB als „sportpolitisches Scharnier zum Weltsport“ bezeichnete (geschmiert mit rund einer Viertelmilliarde Ste


Laufende Chronologie der Olympischen Winterspiele 2018 in München +2 (wird laufend aktualisiert und ergänzt):
1936 - 1972 bis 1997 - 2007 - 2008 - Januar 2009 - Februar 2009 - März 2009 - April 2009 - Mai / Juni 2009 - Juli 2009 - August / September 2009 - Oktober 2009 - November 2009 - Dezember 2009 - Januar 2010 - Februar 2010 - März 2010 - April 2010 - Mai 2010 - Juni 2010 - Juli 2010 - August 2010 - September 2010 - Oktober 2010 - November 2010 - Dezember 2010 - Januar 2011 - Februar 2011 - März 2011 - April 2011 - Mai 2011 - Juni 2011 - Juli 2011 - August 2011 - September 2011 - Oktober 2011 - November 2011 - Dezember 2011 - Januar 2012 - Februar 2012 - März 2012 - April 2012 - Mai 2012 - Juni 2012 - Juli 2012 - August 2012 - September 2012 - Oktober 2012 - November 2012 - Dezember 2012 - Januar 2013 - Februar 2013 - März 2013 - April 2013 - Juni 2013 - Mai 2013 - Juli 2013 - August 2013 - September 2013 - Oktober 2013 - November 2013 - Dezember 2013 - Januar 2014 - Februar 2014 - März 2014 - April 2014 - Mai 2014 - Juni 2014 - Juli 2014 - August 2014 - September 2014 - Oktober 2014 - November 2014 - Dezember 2014 - Januar 2015 - Februar 2015 - März 2015 - April 2015 - Mai 2015 - Juni 2015 - Juli 2015 - August 2015 - September 2015 - Oktober 2015 - November 2015 - Dezember 2015 -

Literatur zur NOlympia-Chronologie

Nolympia-Chronologie, komplett / Stand Mitte Juli 2010 als pdf-Datei

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