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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Frühere Bewerbungen von Garmisch-Partenkirchen und Berchtesgaden 1972 bis 1997

 
Zuletzt geändert am 09.10.2010 @ 7:15

Januar 1972

Der Garmisch-Partenkirchner Bürgermeister Philipp Schumpp setzte sich für eine Bewerbung des Ortes für die Olympischen Winterspiele 1980 ein.

November 1972

In Denver sprach sich die Bevölkerung in einer Volksabstimmung gegen die Verwendung von Steuergeldern für die Olympischen Winterspiele 1976 aus. Bürgermeister Schumpp bot dem NOK an, dass Garmisch-Partenkirchen (GaP) auch die Olympischen Winterspiele 1976 übernehmen könne. NOK-Präsident Willi Daume sagte ab. Innsbruck erhielt dann den Zuschlag.

Juli 1979

Der Gemeindesrat von GaP beschloss, sich um die XV. Olympischen Winterspiele 1988, alternativ 1992 zu bewerben. November 1979 Laut Bürgermeister Toni Neidlinger sei in GaP bis auf die Eisschnellauf- und Bobanlagen alles vorhanden. Mögliche Partner wären München, Inzell, Oberstdorf und Berchtesgaden. Das ist eine bis zur aktuellen Bewerbung 2018 stets wiederkehrende Beschwörungsfloskel: Es sei fast immer alles schon vorhanden – erstaunlich, was dann doch noch an zusätzlichen Bauten erforderlich ist. Die Region Allgäu verzichtete auf eine Teilnahme an der Bewerbung 1988: Dem Bürger sei es schwer verständlich zu machen, dass das Abpflücken einer einzigen Alpenblume mit einer Geldbuße bestraft wird, die Planierung ganzer Hänge zu „olympiagerechten“ Skipisten aber zu sanktionieren sei. Der Oberstdorfer Gemeinderat lehnte eine Beteiligung wegen der weiteren Belastung der Landschaft sowie der untragbaren Verschuldung ab. Die Region Berchtesgadener Land/Chiemgauer Alpen bewarb sich ebenfalls um die Olympischen Winterspiele 1988. Dort gründete sich die BI „Für Berchtesgaden ohne Olympische Spiele“.

März 1980

Die Gemeinderäte mehrerer Orten in Graubünden/Schweiz (u. a. Davos und St. Moritz) sprachen sich für eine Austragung der Olympischen Winterspiele 1988 aus. Aber 76,8 Prozent der Graubündner Bürger stimmten dagegen. Februar 1982 Garmisch-Partenkirchen bewarb sich um die Olympischen Winterspiele 1992, ebenso das Berchtesgadener Land. Dezember 1982 Der Bund Naturschutz in Bayern sprach sich gegen Olympische Winterspiele in Bayern aus. SPD-Gemeinderäte aus GaP äußerten: „Wir sind für lange Zeit auf den Fremdenverkehr angewiesen und können nicht zulassen, dass wegen zehn Tagen das ganze Tal zugebaut und damit für unsere Stammgäste uninteressant wird.“

Januar 1983

Die SPD von GaP sprach sich zur Minimierung der  Schäden für die Verteilung der Wettbewerbe auch auf Inzell, Ruhpolding, Berchtesgaden und eventuell München aus.

„Bürger fragen Bürger zu Olympia“

Bei einer Versammlung des Bund Naturschutz stellte der Ortsvorsitzende der Kreisgruppe und Förster Axel Doering „Für und Wider der Bewerbung“ dar. Die Anwesenden verlangten eine Bürgerbefragung und stellten sich gegen eine Alleinbewerbung von GaP. Kurz danach gründete sich die Bürgerinitiative „Bürger fragen Bürger zu Olympia“ mit den Sprechern Dr. Andreas Keller und Axel Doering.

Bei einer Veranstaltung des Bayerischen Rundfunks Mitte Januar 1983 erklärte NOK-Präsident Daume: „Ein tröstliches Wort zur Finanzierung – ich sehe überhaupt kein Problem.“ Er musste sich umgehend korrigieren, klammerte aber weiterhin die Folgekosten aus. Im GaP Tagblatt schrieb Redakteur Wolfgang Kaiser einen Kommentar gegen eine Bürgerbefragung, die nur von jenen gewollt würde, „die sowieso dagegen sind“: „Hätte es einst schon all die Permanent-Neinsager und Bedenker gegeben und ihre Einflussmöglichkeiten, dann wären wir wohl noch im Stand des vorigen Jahrhunderts: Bitter arm – und auch nicht glücklich.“ Kaiser schrieb auch in Zukunft in diesem Stil weiter.

Februar 1983

Die Bürgerinitiative „Pro Olympia“ wurde von Hoteliers, Geschäftsleuten und Sportfunktionären gegründet. Tenor: GaP braucht die Spiele, die Autobahn und die Umgehungsstraßen ohne Wenn und Aber.

Die Schutzgemeinschaft Alpen, fünf Bürgerinitiativen, der Alpenverein, der Bund Naturschutz Bayern (BN), Naturfreunde und SPD Berchtesgaden sowie die Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen des BN lehnten die Bewerbung von GaP und Berchtesgaden aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen ab. März 1983 Die Kosten für die Olympischen Winterspiele in GaP 1992 wurden mit 115 Mill. DM angegeben. (In Calgary sollten die Winterspiele 1988 bereits 415 Mill. Dollar kosten; die dortige Olympia-Organisation war schon 1983 so gut wie bankrott.) Der Bund Naturschutz in GaP forderte die Offenlegung der Pläne und eine Bürgerbefragung. Hinterfragt wurde die Entwicklung der ursprünglichen Olympischen Idee und die angebliche Werbewirksamkeit der Spiele. (St. Moritz hatte sie bewusst abgelehnt.)

Juni 1983

Die BI „Bürger fragen Bürger zu Olympia“ stellte in einem  Flugblatt Fragen zur Verlängerung der Autobahn, zum Bau von Umgehungsstraßen und des Olympischen Dorfes, dem zweifelhaften Werbeeffekt für GaP bzw. negative Implikationen auf den Sommertourismus, fragwürdige, angeblich „landschaftsschonende“ Bauten für Bobbahn und Parkplätze am Riessersee, Nachfolgelasten durch die Bauten etc.

April 1984

Der SPD-Landtagsabgeordnete Peter Kurz befragte Bürger in Berchtesgaden zur Bewerbung. In vier Wochen sammelte er 1015 Stimmen, wobei 81,8 Prozent gegen die Berchtesgadener  Bewerbung waren. Im Juli wuchs der Anteil der Gegner auf 84,6 Prozent. Der Berchtesgadener Gemeinderat verbot der SPD weitere Befragungen und die Aufstellung von Informationsständen..

Oktober 1983

Der Gemeinderat von GaP bestätigte erneut die Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 1992.

November 1983

Das NOK stimmte mit 51:29 für Berchtesgaden. Mitkonkurrenten der Winterspiele 1992 waren Cortina d’Ampezzo (Italien), Falun (Schweden), Lillehammer (Norwegen), Sofia (Bulgarien), Anchorage (USA) sowie Albertville (Frankreich). Die „Schutzgemeinschaft Alpen“ protestierte gegen Berchtesgadener Winterspiele 1992.

Februar 1984

Bei einer repräsentativen Befragung in Bad Reichenhall stimmten 50 Prozent der Wahlberechtigten ab: 71 Prozent stimmten gegen und nur 22 für die Olympischen Winterspiele. Der Freilassinger CSU-Landtagsabgeordnete Franz Xaver Werkstätter bezifferte daraufhin die Kosten auf 100 Millionen Mark und die Einnahmen auf das Mehrfache, sodass keine Steuermittel benötigt würden.

Oktober 1984

Die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA empfahl die Veranstaltung Olympischer Winterspiele im Alpenraum nur noch an Orten, die schon über die komplette Infrastruktur verfügten. Die tatsächlichen Eingriffe in die Landschaft waren meist umfangreicher, als in den Bewerbungsunterlagen geschildert. Mit DAV und Bund Naturschutz war sich die CIPRA einig, dass die Dimensionen Olympischer Winterspiele dem Gedanken des Sports in freier Natur nicht mehr gerecht würden und die Bürger finanziell stark belasten. Die Gemeinden Berchtesgaden, Bad Reichenhall, Inzell, Königssee, Reit im Winkl, Ruhpolding und Siegsdorf wurden aufgefordert, ihre Olympiabewerbung zurückziehen.

Oktober 1986

Berchtesgaden schied für 1992 im 1. Wahlgang als schlechtester Bewerber aus, Albertville gewann. GaP wollte sich nach der Niederlage von Berchtesgaden sofort um die Olympischen Winterspiele 1994 bewerben, Berchtesgaden ebenso.

November 1986

Das deutsche NOK erachtete diese geplanten Bewerbungen in den nächsten Jahren für nicht sinnvoll.

Januar 1987

Der Bürgermeister von Berchtesgaden hielt die Bewerbung trotzdem aufrecht.

März 1992

GaP wollte sich künftig um Olympische Winterspiele nicht mehr im Alleingang bewerben.

April 1997

GaP und Seefeld/Tirol wollten sich um die Olympischen Winterspiele 2006 oder 2010 bewerben, gab die Industrie- und Handelskammer bekannt.

August 1997

Der Präsident des NOK, Walther Tröger, gab der Bewerbung Salzburg/Berchtesgaden den Vorzug.

Dezember 1997

Das NOK lehnte die Bewerbung GaP/Seefeld ab. (Salzburg bewarb sich danach auch vergeblich um die Olympischen Winterspiele 2014. Als die Evaluierungskommission im März 2007 nach Salzburg kam, lag kein Schnee. Daraufhin zeigten die Organisatoren Fotos mit Salzburg im Schnee.)


Laufende Chronologie der Olympischen Winterspiele 2018 in München +2 (wird laufend aktualisiert und ergänzt):
1936 - 1972 bis 1997 - 2007 - 2008 - Januar 2009 - Februar 2009 - März 2009 - April 2009 - Mai / Juni 2009 - Juli 2009 - August / September 2009 - Oktober 2009 - November 2009 - Dezember 2009 - Januar 2010 - Februar 2010 - März 2010 - April 2010 - Mai 2010 - Juni 2010 - Juli 2010 - August 2010 - September 2010 - Oktober 2010 - November 2010 - Dezember 2010 - Januar 2011 - Februar 2011 - März 2011 - April 2011 - Mai 2011 - Juni 2011 - Juli 2011 - August 2011 - September 2011 - Oktober 2011 - November 2011 - Dezember 2011 - Januar 2012 - Februar 2012 - März 2012 - April 2012 - Mai 2012 - Juni 2012 - Juli 2012 - August 2012 - September 2012 - Oktober 2012 - November 2012 - Dezember 2012 - Januar 2013 - Februar 2013 - März 2013 - April 2013 - Juni 2013 - Mai 2013 - Juli 2013 - August 2013 - September 2013 - Oktober 2013 - November 2013 - Dezember 2013 - Januar 2014 - Februar 2014 - März 2014 - April 2014 - Mai 2014 - Juni 2014 - Juli 2014 - August 2014 - September 2014 - Oktober 2014 - November 2014 - Dezember 2014 - Januar 2015 - Februar 2015 - März 2015 - April 2015 - Mai 2015 - Juni 2015 - Juli 2015 - August 2015 - September 2015 - Oktober 2015 - November 2015 - Dezember 2015 -

Literatur zur NOlympia-Chronologie

Nolympia-Chronologie, komplett / Stand Mitte Juli 2010 als pdf-Datei

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