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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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März 2015

 
Zuletzt geändert am 08.11.2015 @ 10:47

Webseite-Besucher
Im Februar 2015 besuchten 30.032 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite – pro Tag durchschnittlich 1072. Von Februar 2010 bis einschließlich Februar 2015 hatten wir damit 1.156.962 Besucher: Wir bedanken uns für das anhaltende Interesse.

Neu unter “Aktuelles”:
Hamburg 2024: Dabei sein ist wichtiger als siegen; Hamburger für Hamburg 2024? Berliner für Berlin 2024?; Berliner Senat ist nicht Charlie; Boston 2024: Privatbewerbung eines Baukonzerns; Die verkauften Leichtathletik-Weltmeisterschaften; Olympisches Abholzen für Pyeongchang 2018; Agenda 2020 – Wie das IOC sein Geschäftsmodell erweitern will
Neu im Kritischen Olympischen Lexikon:
25.1.2015 Aktualisiert nach Pechstein-Urteil: Court of Arbitration for Sport (Cas); 20.1.2015: DFB gegen Galopprennbahn; 19.1.2015: Afrika-Cup 2015; 19.1.2015: Handball-WM 2015; 17.1.2015: Deripaska, Oleg; 7.1.2015: Gazprom-NTW; 1.1.2015: Doping Russland; 22.12.2014: Wintersport im Klimawandel: 2014/2015; 18.11.2014: Totalitärer Sport-Terminkalender
Laufend aktualisiert:
Hamburg-Berlin 2024 – Zur deutschen Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024: bis Juni 2014: hier; 7-8/2014: hier; 9-10/2014: hier; ab 11/2014: hier
Gazprom-Chronik – Was ein Gaskonzern und Sport, Oligarchen und Putin miteinander zu tun haben. Gazprom-Chronik (1) bis 31.12.2012: hier; Gazprom-Chronik (2) 1/2013 – 8/2014: hier; Gazprom-Chronik (3) ab 9/2014: hier; Gazprom-Chronik (4) ab 11/2014: hier

In eigener Sache
Die Webseite und ihre Informationen stehen allen zur Verfügung, um die tatsächlichen Hintergründe im Spitzensport und seinem Umfeld aufzuzeigen und zu beschreiben. Ich bemühe mich meinerseits, korrekt zu zitieren und Quellen anzugeben. Umgekehrt wäre es fair, wenn auch die Nolympia-Webseite als Quelle in den Artikeln von Journalisten angegeben wird.
Dr. Wolfgang Zängl

Die Gliederung im März 2015 sieht so aus:
I: Zitate des Monats
II: Nachrichten von Olympischen Spielen, dem IOC und den Internationalen Sportverbänden
III: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den deutschen Sportverbänden
IV: Aktuell aus München und Bayern
V: Allgemeine Nachrichten
VI: Aktuelle Sportsplitter von Fifa, Uefa, DFB etc.
VII: Sport-Millionen und -Millionäre
VIII: Der totalitäre Sport-Terminkalender
IX: Doping-News
X: Die Sportsender ARD/ZDF

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I: Zitate des Monats

Karl Brenke, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): „Im Grunde braucht keine Stadt Olympische Spiele – aber das IOC braucht irgendeinen Austragungsort. Und dann kann es doch gerne die Sportanlagen und Infrastruktur selbst errichten“ (Reeh, Martin, „Berlin wird nicht gewinnen“, in taz.de 9.8.2015).

Walter Schneeloch, DOSB-Vizepräsident Breitensport: „Es könnte sein, dass wir zu dem Schluss kommen, keine Bewerbung für die Spiele 2024 abzugeben, weil uns die Zustimmung vielleicht nicht hoch genug erscheint… Bevor wir auf die Nase fallen, könnten wir einer neuen Bewerbung etwas mehr Zeit geben“ (DOSB-Präsident: Vielleicht keine Bewerbung um Olympia 2024, in Rheinische Post 11.3.2015).

Stefan Grass vom Olympiakritischen Komitee Graubünden zu Hamburg/Berlin 2024: „Mein Fazit: Das IOC geht in ganz Europa den ‚Bach‘ hinunter“ (persönliche Email, 11.3.2015).

Aus einem Kommentar von Peter Ahrens in spiegelonline zur DOSB-Wahl zwischen Hamburg 2024 und Berlin 2024: “Das Präsidium dürfte in seinem Meinungsbild noch relativ gespalten sein. Auf der einen Seite hätte Berlin beim IOC zweifellos bessere Karten, auf der anderen Seite ist hier das Risiko, dass die Bewerbung im September bei einem Bürgerentscheid kippen würde, wohl größer als in Hamburg. Und diese Blamage wollen sich Hörmann und Co in keinem Fall erlauben: Das ablehnende Votum der Münchner zu den Winterspielen 2022 hat beim DOSB eine traumatische Wirkung hinterlassen” (Ahrens, Peter, Hauptstadt oder Hansestadt – wer liegt vorn? in spiegelonline 12.3.2015).

Alan Posener in der Welt zu Hamburg 2024 und Berlin 2024: Eine Stadt, die kann, aber nicht wirklich will, gegen eine Stadt, die will, aber vielleicht nicht kann, und beide pleite; eine Bundesregierung, die das bezahlen muss, sich aber aus der Sache heraushält“ (Posener, Alan, Die Olympiabewerbung gibt keinen Sinn, in welt.de 15.3.2015). 

Thomas de Maizière zieht um: „Für Olympia sind wir ab heute alle Hamburger“ (Teuffel, Friedhard, Ganz oder gar nicht, in tagesspiegel.de 18.3.2015). 

Der sportpolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Özcan Mutlu, zur Vergabe von Großsportveranstaltungen: „Wenn jemand IOC oder FIFA hört, da fällt einem als erstes Korruption, Intransparenz, Vetternwirtschaft, Duldung von Menschenrechtsverletzungen oder Naturzerstörung ein“ (Kempe, Robert, Grüne wollen verbindliche Vergabe-Kriterien, in deutschlandfunk.de 19.3.2015).

Der Vorsitzende des englischen Fußballverbandes, Greg Dyke, zu einer künftigen Bewerbung um die Austragung einer Fußball-WM: „Wir bewerben uns nicht, solange Blatter da ist“ (England erwägt Bewerbung – wenn Blatter weg ist, in spiegelonline 25.3.2015. England hatte sich um die WM 2018 beworben und nur zwei Stimmen erhalten – Gewinner wurde Russland).

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II: Nachrichten von Olympischen Spielen, dem IOC und den Internationalen Sportverbänden

DOSB zu Besuch beim IOC. DOSB-Vorstand Michael Vesper besuchte mit seinem Kollegen Bernhard Schwank (zuständig für die durchgefallene Bewerbung München 2018 und die vierfach abgewählte Bewerbung München 2022 und jetzt beim DOSB zuständiger Vorstand für internationale Beziehungen) das IOC in Lausanne. „Vesper sprach vom fruchtbaren Start unserer Kooperation mit dem IOC bei der olympischen Bewerbung 2024“ (Goddard, Emily, German Olympic Sports Confederation officials meet with IOC as part of 2024 bid Invitation Phase, in insidethegames.biz 2.3.2015). Die Herren trafen sich u. a. mit Christophe Dubi, IOC Olympic Games Executive Director. 
Kleiner Rückblick zu Christophe Dubi und seinem Kommentar des Rückzugs von Oslo 2022: Den Rückzug von Oslo kommentierte das IOC mit eigenwilliger Ignoranz und Arroganz. Christophe Dubi, Exekutiv-Direktor der Olympischen Spiele beim IOC, schrieb in der Pressemitteilung: “Das ist eine verpasste Gelegenheit für die Stadt Oslo und für die norwegische Bevölkerung… Und es ist eine verpasste Gelegenheit für die herausragenden norwegischen Sportler, die nun nicht mehr in der Lage sind, neue olympische Höhen in ihrem Heimatland zu erreichen” (IOC Statement on Oslo 2022, olympic.org 1.10.2014). Vgl. auch Oslo 2022: abgesagt

– Sotschi macht „Gewinn“. Das Organisationskomitee Sotschi 2014 hat ausgerechnet, dass das Durchführungsbudget rund 50 Millionen Dollar Gewinn gemacht habe. Das IOC erhält 20 Prozent und beschloss, die zehn Millionen Dollar dem Russischen Olympischen Komitee zur Entwicklung des Sports, für den Olympischen TV-Kanal und für ein Olympisches Museum in Russland zu übereignen (IOC Executive Board meeting kicks off report on Sotchi 2014 operational profit, in olympic.org 26.2.2015). – „Am vergangenen Freitag veröffentlichten die Veranstalter der Winterspiele ihren operativen Überschuss: 53 Millionen Dollar, 44 Millionen Euro. Das Internationale Olympische Komitee kündigte an, seinen Anteil daran, etwa zehn Millionen Dollar, dem Nationalen Olympischen Komitee Russlands zu überweisen, um die Sportentwicklung in Russland und den Bau eines olympischen Museums zu unterstützen. Am selben Tag, Freitagabend um halb zwölf Moskauer Zeit, wurde Boris Jefimowitsch Nemzow, der Mann, der die atemraubende Korruption im Zusammenhang mit den Spielen in Sotschi mit Zahlen unterfüttert hatte, auf einer Brücke über die Moskwa, in Rufweite des Kremls, hinterrücks erschossen“ (Becker, Christoph, Boris Nemzow und der Korruptionssumpf, in faz.net 1.3.2015).
Zur Erinnerung: Sotschi 2014 hat über 50 Milliarden Dollar gekostet – der sogenannte „operative Gewinn“ liegt bei einem Promille der tatsächlichen Kosten.

– Boris Nemzow und der Sotschi-Korruptionssumpf. Am 27.2.2015 wurde der Putin-Kritiker Boris Nemzow vor dem Kreml von hinten mit vier Schüssen getötet. „Im Mai 2013, ein dreiviertel Jahr, bevor der russische Präsident Wladimir Putin die Olympischen Winterspiele von Sotschi eröffnete, dokumentierte Boris Nemzow den Preis von Putins Prestigevorhaben: mehr als 50 Milliarden Dollar. Nemzow und seinem Mut verdanken wir das Wissen, dass jede Goldmedaille, die in Sotschi im vergangenen Winter vergeben wurde, fast viermal so teuer war wie jede Goldmedaille bei den bis dahin teuersten Spielen der Geschichte 2008 in Peking. ‚Winterspiele in den Subtropen: Korruption und Missbrauch in Sotschi‘ hieß der Bericht, den Nemzow vor knapp zwei Jahren gemeinsam mit Leonid Martenjuk veröffentlicht hatte. Zwischen 25 und 30 Milliarden Dollar, schätzten die beiden, seien im Zusammenhang mit den Spielen gestohlen worden. Und Nemzow zeigte mit dem Bericht, dass er einer der schärfsten Kritiker des Systems der russischen Eliten bleiben würde, obwohl er in Russland von den staatlich gelenkten Medien lange vor den Spielen in Sotschi marginalisiert, schließlich diffamiert wurde“ (Becker, Christoph, Boris Nemzow und der Korruptionssumpf, in faz.net 1.3.2015).

– Teurer Berater für Boston 2024. Die Führung von Boston 2024 sucht einen Berater, der für hunderttausende Dollar Steuergelder die öffentlichen Ausgaben der Olympischen Sommerspiele 2024 kontrolliert. Senatspräsident Stanley Rosenberg: „Alles in allem – ich glaube nicht, dass wir diese Erfahrung in Massachusetts finden“ (Stout, Matt, Boston 2024 Olympic consultant would likely cost ‚hundreds of thousands‘, in bostonherald.com 4.3.2015). Das Tageshonorar für einen früheren Gouverneur soll bei 7.500 Dollar liegen.

– Baku 2015 und die Menschenrechte. Vom 12. bis 28. Juni 2015 finden in Aserbaidschans Hauptstadt Baku die „European Games“ mit 6.000 Sportlern statt. Seit 1969 regiert die Familie Alijew den Erdgas- und Erdölstaat Aserbaidschan mit eiserner Hand. Seit 1997 ist Ilham Alijew an der Macht – und gleichzeitig oberster Sportfunktionär (Becker, Christoph, Kost und Logis für Marionetten, in faz.net 5.3.2015). Im Vorfeld machte Amnesty International deutlich, dass die Menschenrechte im Gastgeberland auf einem Tiefpunkt angelangt sind. 22 Gefangenen wird demnächst mit falschen Anschuldigungen der Prozess gemacht. Der Guardian hat eine Liste von mindestens 98 Personen zusammengestellt, die vom Regime des Diktators Ilham Aliyew in Haft gehalten werden.
Leyla Yunus, Direktorin des Institute for Peace and Democracy, kam nach einem Boykottaufruf der European Games in Untersuchungshaft, ebenso wie ihr Gatte Arif Yunus (Gibson, Owen, Baku 2015: Amnesty warns of human rights violations with 100 days to go, in theguardian.com 4.3.2015). Der Europa-Direktor von Amnesty International, John Dalhuisen: „Niemand sollte sich täuschen lassen vom Glamour und Glanz der Internationalen Show, die Aserbaidschan da veranstaltet, um sich eine makellose internationale Reputation zu verschaffen und Geschäfte mit Ausländern zu machen… Die dortigen Machthaber gehören zu den repressivsten in Europa und werden mit Sicherheit auf dem Podium der Medaillengewinner sein, falls es um Preise für die Anzahl von Aktivisten und Menschenrechtsverteidiger hinter Gittern geht“ (Ebenda).
Die European Games lässt sich Diktator Aliyew 6,5 Milliarden Britische Pfund allein für Infrastruktur und Wettkampfstätten kosten. Dazu berichtete der Guardian, dass Aserbaidschan die Reise- und Unterbringungskosten für die 6.000 Sportler aus den 50 teilnehmenden Nationen zahlen wird (Ebenda). „Wer auf Kosten des aserbaidschanisches Regimes anreist und ignoriert, dass Oppositionelle in Aserbaidschan eingekerkert werden, dass die Pressefreiheit auch im vergangenen Jahr weiter eingeschränkt wurde, so dass Reporter ohne Grenzen das Land mittlerweile auf Platz 162 führt, kurz vor Saudi-Arabien, aber deutlich hinter Weißrussland – der macht sich zur Marionette des Regimes. (…) Das ist aber nur das Vorspiel. Denn im Präsidentenpalast liegt die nächste Bewerbung schon in der Schublade. Es dürfte dann um das Jahr 2024 gehen – und Baku zum Konkurrenten für den deutschen Olympia-Bewerber werden, Hamburg oder Berlin. (…) Denn die Maßstäbe von Alijews Rundum-Sorglos-Einladung werden ganz schnell Begehrlichkeiten wecken. Wer 6000 Sportler einladen kann, für den sind auch 10.000 kein Problem“ (Becker 5.3.2015).

– Die wahre IOC-Agenda 2020 (I): Zensur. Der Dokumentarfilmer Alexander Gentelev hatte 2014 den kritischen Beitrag „Putins Spiele“ über Sotschi 2014 gedreht. Anfang 2015 kam seine zweite Dokumentation „Putins Spiele – Ein Jahr danach“ heraus. Das IOC verweigerte Gentelev in Kenntnis des kritischen ersten Beitrags sämtliche offiziellen Filmaufnahmen. „Die Juristen des MDR rieten auch dazu, das Wort ‚Olympia‘ zu streichen. (…) In Deutschland regelt das ein eigenes Gesetz, das Olympiaschutzgesetz (OlympSchG), das 2004 erlassen wurde, weil Leipzig sich für die Spiele 2012 bewarb. Danach dürfen Begriffe wie ‚Olympia‘ oder olympische Symbole nicht kommerziell genutzt werden. Kritiker halten das Gesetz für verfassungswidrig“ (Schneider, Martin, Offenbar politisch, in SZ 6.3.2015). Der DOSB hatte kürzlich Air Berlin abgemahnt: Die Fluglinie ist zwar Unterstützer der Bewerbung Berlin 2024, aber kein offizieller Partner des DOSB und musste deshalb auf dem Berlin-2024-Logo ihrer Flugzeuge das Wort „Olympia“ streichen.
Die betreuende MDR-Redakteurin Katja Wildermuth berichtete außerdem, dass alle Protagonisten, die sich im ersten Film kritisch geäußert hatten, „Besuch bekamen“ (Ebenda). – „Im zweiten Film kommt unter anderem Oppositionspolitiker Boris Nemzow zu Wort. Der Nemzow, der vergangenen Freitag in Moskau erschossen wurde“ (Ebenda).

– Die wahre IOC-Agenda 2020 (II): Naturzerstörung und Korruption. (Vergleiche dazu: Agenda 2020 – Wie das IOC sein Geschäftsmodell erweitern will). Das Naturschutzreservat Marapendi in Rios Stadtteil Barra war eines der letzten in Rio de Janeiro. Hier lebten unter anderem Wasserschweine, Dreibindengürteltiere und Breitschnauzenkaimane. Lebten. Denn jetzt ist hier eine Großbaustelle: Hierher kommt der Olympische Golfplatz 2016. Dagegen leisten seit Ende letzten Jahres 40 Protestierende von „Ocupa Golfe“ im Dreischichtbetrieb Widerstand. Der Biologe Marcello Mello sagte: „Man hält sich hier nicht lange mit der Umsiedlung dieser Tiere auf, die werden einfach erschossen“ (Herrmann, Boris, Schmutziges Grün, in SZ 5.3.2015). Dagegen der Chefplaner von Rio 2016, Joaquim Monteiro: „Das Gebiet des Golfplatzes war ein absolut verlassenes Gelände, da war gar nichts. Jetzt wird alles schön grün“ (Ebenda).
Für Mello ist der Golfplatz nur eine „Zwischennutzung“, nur die Möglichkeit, ein geschütztes Biotop in Bauland zu verwandeln: „Aus meiner Sicht ist dieser Golfplatz nicht für die Olympischen Spiele gebaut worden, sondern für die Interessen einiger privater Unternehmer, die eng mit der Lokalpolitik verbandelt sind“ (Ebenda). Die Staatsanwaltschaft in Rio ermittelt gegen Rios Bürgermeister Eduardo Paes. Ihm wird vorgeworfen, dass sein Wahlkampf von Pasquale Mauro finanziert wurde, dem halb Barra und neuerdings auch der Golfplatz gehören. Die Staatsanwaltschaft will von Paes wissen, ob er an der Umwandlung des Naturschutzgebietes Marapendi in Baugelände beteiligt war und ob Mauro den Grund zum Spottpreis von umgerechnet 20 Millionen Euro erhalten hat. „Als Bauland dürfte das knapp 100 Hektar große Gelände, auf dem auch Luxuswohnungen entstehen sollen, aber ein Vielfaches davon wert sein“ (Ebenda). Der Biologie Mello: „Wir haben es hier mit zwei offensichtlichen Verbrechen zu tun, mit einem an der Umwelt und einem am Steuerzahler“ (Ebenda). Dazu erlebt Rio gerade eine  gravierende Trockenperiode: Die Aktivisten gegen den Golfplatz berichten von täglich 1,5 Millionen Litern, die zur Pflege des Golfplatzes nötig sind. 20 Autominuten vom Olympischen Dorf liegt übrigens der Golfclub Itanhangá: Er zählt gemäß „Golf Digest“ zu den zehn besten von Brasilien und den hundert besten außerhalb der USA (Ebenda).
Leonie Feuerbach hat im Fall des Golfplatzes in der FAZ den brasilianischen Anwallt und Naturschützer Jean Carlos Novaes interviewt. Er ist Sprecher der Gruppe „Occupy Golf“ und der Gruppe „Golf für wen?“. Beide Gruppen erreichten, dass die Staatsanwaltschaft Klage gegen den Bürgermeister von Rio, Eduardo Paes, erhoben hat. Novaes: „Es sind genau genommen drei Anklagen. Eine, weil er die Unwahrheit gesagt hat, als er behauptete, das Gebiet sei schon verkommen, obwohl in Wirklichkeit laut Biologen von Stadtverwaltung und Staatsanwaltschaft 60 Prozent erhalten waren und der Rest dabei, sich auf natürlichem Wege zu erholen. Die zweite, weil der Bürgermeister behauptet hat, für den Golfplatz würden keine öffentlichen Mittel aufgewendet. Tatsächlich hat die Staatskasse aber aus verschiedenen Gründen gelitten, unter anderem, weil keine Steuergelder von der Baufirma gezahlt wurden“ (Feuerbach, Leonie, „Ein handfester  politischer Skandal“, in faz.net 31.3.2015). Der dritte Anklagepunkt betrifft die Korruption: „Das Bauunternehmen Cyrela wollte auf dem Gebiet des Naturparks schon lange einen Golfplatz bauen, durfte dies aber wegen der Naturschutzgesetzgebung nicht. Dann hat das Unternehmen die Wahlkampagne des Bürgermeisters finanziert. 500.000 brasilianische Reais (fast 145.000 Euro) soll Paes erhalten haben. Danach erlaubte er sowohl den Bau des Golfplatzes als auch den von Hochhäusern, obwohl in der Gegend zuvor nur sechsstöckige Gebäude erlaubt waren. Es geht also nicht nur um die Umweltfrage, sondern es gibt viele Hinweise auf einen handfesten politischen Skandal“ (Ebenda). Der Bauunternehmer Pasquale Mauro, der mit Cyrela zusammenarbeitet,  soll sich das Gebiet des Golfplatzes mit gefälschten Papieren und Betrug erschlichenn haben. „Diese Vorteile belaufen sich wohl auf mehrere hundert Millionen Reals; allein der Wert des Baugeländes, für das nichts bezahlt wurde, wird auf 300 Millionen Reals geschätzt, die Höhe der nicht gezahlten Steuern auf weitere 100 Millionen“ (Ebenda). 

– Toyota olympisch. Stolz verkündete IOC-Präsident Thomas Bach am 13.3.2015, dass Toyota das zwölfte Mitglied im TOP-Programm (The Olympic Partner) geworden ist. (Zur Erinnerung: Andere illustre Mitglieder in diesem so exklusiven wie teuren Club sind u. a. Coca-Cola, McDonald’s und Dow Chemical.) Bach: „Toyota und das IOC teilen die gleichen Werte, und wir heißen die Toyota Motor Corporation willkommen in der Olympischen Familie“ (IOC Announces Toyota as TOP Partner to 2024, in olympic-org 13.3.2015). Diese „Familienehre“ kostet einen TOP-Sponsor im Normalfall für den Zeitraum von zehn Jahren rund 100 Millionen Dollar kosten. Im Fall von Toyota wird es wohl noch etwas teurer: „Der Automobilhersteller Toyota wird von 2017 an bis 2024 weltweiter ‚Mobilitätspartner‘ der olympischen Bewegung. Der Wert des Geschäfts wird von japanischen Medien auf 835 Millionen Dollar geschätzt, die Nachrichtenagentur AP spricht von nahezu einer Milliarde“ (Simeoni, Evi, Ein Vorbild für Blatter und Co., in faz.net 3.4.2015).

– Wackelt Boston 2024? Evi Simeoni berichtete in der FAZ über Neuigkeiten aus Boston, dem Favoriten für 2024: „Die Zustimmung in der Bevölkerung wackelt, die Medien schießen zum Teil scharf, und die Politik spielt ihre Spielchen. Mitte Februar ergab eine Umfrage des Radiosenders WBUR, dass die Zahl der Olympia-Befürworter in Boston von 51 auf 44 Prozent gesunken ist – die Gegner haben deutlich zugelegt, von 33 auf 46 Prozent. (…) Mittlerweile allerdings wächst die Kritik daran, dass die Politik das Projekt ohne ein Bürgervotum unterstützt. Nicht erst seit herauskam, dass der ehemalige Gouverneur Deval Patrick für seine Einsätze als Botschafter der Bewerbung einen Tagessatz von rund 7000 Euro berechnet, reagieren die Bostoner allergisch auf Zahlenangaben. Auch die Tatsache, dass er eine ganze Seilschaft von politischen Mitstreitern im Bewerbungskomitee platziert hat, sorgt für Befremden. Den Beteuerungen, die Spiele würden ohne Steuergelder auskommen, glaubt kaum jemand“ (Simeoni., Evi, Boston als Beispiel für die nächste Phase, in faz.net 16.3.2015). Dazu rechnete der Boston Globe das Budget nach und kam zu dem Schluss, dass die projektierten Kosten von 4,7 Milliarden Dollar bei weitem nicht reichen. Das Durchführungsbudget (OCOG-Budget) liegt bei 4,7 Milliarden Dollar, das Non-OCOG-Budget bei 3,4 Milliarden Dollar und das Infrastruktur-Budget bei 5,2 Milliarden Dollar. „Wobei die letzte Position von dem Versprechen, den Steuerzahler zu verschonen, ausgenommen ist“ (Ebenda). Und das sind Kostenschätzungen für Boston 2024, die neun Jahre davor erstellt werden – wie sieht es dann erst 2020 oder erst recht 2024, 2026 aus? „Der Ökonomieprofessor Andrew Zimbalist erläuterte in einem Artikel, dass Sommerspiele seit 1976 im Durchschnitt 252 Prozent der ursprünglichen Berechnungen gekostet hätten, und erschreckte seine Leser mit der daraus folgenden Summe von 28,5 Milliarden Dollar (27,14 Milliarden Euro)“ (Ebenda).

Boston 2024: Zustimmung steil fallend
Eine Umfrage unter (allerdings nur) 504 Bewohnern des Boston-Gebietes ergab für die Monate von Januar bis März 2015 folgendes Bild für Boston 2024:
                                       Januar 2015      Februar 2015      März 2015
Zustimmung:                            51%                 44%                 36%
Ablehnung                                33%                 46%                 52%
Weiß nicht/Keine Aussage            16%                  10%                  13%
(Quelle: WBUR/MassINC Polling Group live telephone surveys, in wbur.org 20.3.2015)
Eine Präsentation von NOBOSTONOLYMPICS findet sich hier

– Falsches Vorbild für Hamburg 2024: London 2012. Der amerikanische Ökonom Andrew Zimbalist hat in seinem Buch „Circus Maximus“ u. a. auch die Olympischen Spiele 2012 in London analysiert. „Die Amerikaner haben ein seltsames Wort für ‚Fehlinvestition‘: ‚White Elephant‘. Ein solcher weißer Elefant – teuer, aber zu nichts zu gebrauchen – ist das Olympia-Stadion in London. Eingedenk schlechter Erfahrungen anderswo überlegten sich die Organisatoren der Spiele von 2012 zwar eine Nachnutzung – der Profi-Fußballclub West Ham United sollte künftig hier spielen –, doch bei der Planung des Stadions war nicht bedacht worden, dass die Aschenbahn würde entfernt werden müssen, um eine Fußball-Arena zu schaffen. Zudem war das Stadion für West Ham viel zu groß und musste um den oberen Rang mit 55.000 Plätzen verkleinert werden. Allein dieser Umbau kostete mindestens 323 Millionen Dollar – so viel wie andernorts ein Stadion. (…) Der Olympia-Park sollte ein Musterbeispiel nachhaltigen Lebens sein und das Land sich als kreativer, inklusiver und gastfreundlicher Ort präsentieren. Doch für die Jobs während des Baus waren die Bewohner der betroffenen Stadtteile nicht qualifiziert. Während der Spiele meldeten Theater, Taxen und Museen Nachfrageeinbrüche von 20 bis 40 Prozent. In den Hotels übernachteten weniger Menschen, wofür sie aber mehr ausgaben. Am eigentlichen Ost-London floss der Besucherstrom vorbei. Im Olympia-Park wurden die Ziele beim Klimaschutz und beim Anteil der Sozialwohnungen nicht erreicht. Die Spiele beschleunigten eine Gentrifizierung, die bereits angelaufen war. Und auch die Volkserziehung haute nicht hin: Ein Jahr nach den Spielen trieben die Briten eher weniger Sport als mehr. Dafür war Olympia, wie das Nationale Audit errechnete, mit 15,7 Milliarden Dollar Gesamtkosten mindestens dreimal so teuer wie geplant“ (Knödler, Gernot, Wie Olympia Städte auspresst, in taz.de 20.3.2015; Hervorhebungen WZ).

Leserbrief von Diane Simpson zu Boston 2024: Das ist nicht die Bewerbung von Boston. Es ist die Bewerbung von unserer Schattenregierung, der Boston-2024-Gruppe.Diese Gruppe verhandelt mit nationalen und internationalen Organisationen im Namen der Bürger von Boston, aber ohne unsere Erlaubnis. Solange bis ein Referendum abgehalten wird mit dem Ergebnis, dass die Bürger dieser Stadt dieses Unterfangen stark unterstützen, muss es angehalten werden. (…) Die hohen Herrscher von Boston 2024 sollen uns nicht mehr wie Konsumenten behandeln. Wir sind Bürger, und das ist unsere Stadt. Sie wollen öffentlichen Grund und Boden, und sie wollen das Versprechen öffentlicher Gelder zur Unterstützung ihrer Pläne. So sollten wir aufhören, über Märchengeschichten zu reden, bis wir herausfinden, ob die Bewohner von Boston diese Geschichte überhaupt aufgeführt haben möchten” (Until there is a referendum, this will not be ‘Boston’s bid’, in bostonglobe.com 18.3.2015; Hervorhebung WZ).
Diesen Brief könnte man mit Fug und Recht auch zu Hamburg 2024 schreiben.

IAAF-Vizepräsidenten-Kandidat verteilt 40 Rolex-Uhren. Der Ägypter Ahmad al Kamali feierte einen kometenhaften Aufstieg im Internationalen Leichtathletik-Verband IAAF und ist außerdem der Direktor des Dubai Marathon, bei dem Preisgelder an weibliche und männliche Gewinner in Höhe von 183.000 Euro bezahlt werden. 2011 wurde al Kamali mit den meisten Stimmen in das IAAF-Exekutivkomitee gewählt. Nun verteilte er 40 Rolex-Uhren bei einem Kongress der Afrikanischen Athleten (CAA) in Addis Abeba an die Delegierten, deren Stimmen er für seine Kandidatur als IAAF-Vizepräsident haben wollte. Die IAAF-Regeln verbieten – offiziell – solche Geschenke. Und ein (1!) Präsident eines afrikanischen Leichtathletikverbandes, der anonym bleiben will, berichtete der spanischen Zeitung El Pais von dem Vorfall. Und so muss jetzt die Ethikkommission des IAAF tätig werden (Morgan, Liam, IAAF vice presidential candidate reportedly under investigation by Ethic Commission, in insidethegames.biz 25.3.2015).

– Uefa-Präsident Michel Platini skeptisch mit Hamburg 2024. Thomas Kistner berichtete in der SZ vom Uefa-Kongress in Wien: „Zur Deutschland-Frage äußerte Platini Richtungsweisendes. Gleich zwei global beachtete Events will ja der deutsche Sport 2024 ausrichten, erst die EM und Wochen später die Sommerspiele in Hamburg. Platini schmunzelt. Über die EM ist intern bereits viel geredet worden, sie soll Wolfgang Niersbachs Ägide als DFB-Präsident krönen und ist – ganz inoffiziell – schon im Zuge der EM-Vergabe 2020 platziert worden. Damals zog Deutschland zugunsten Englands zurück, das nun Halbfinals und Endspiel des europaweit ausgespielten Turniers ausrichten wird. Er werde den Teufel tun und den Deutschen Ratschläge erteilen, sagte Platini nun. Dann tat er es doch und erinnerte an die Türkei, die für 2020 ja dieselbe Doppel-Bewerbung EM/Olympia geplant hatte. ‚Am Ende‘, so Platini, ‚hatten sie alles verloren!‘“ (Kistner, Thomas, Der furchtlose Holländer überzeugt, in SZ 26.3.2015; Hervorhebung WZ).

– Das olympische Erbe von London 2012. DOSB-Vorstandsvorsitzender Michael Vesper schrieb im DOSB-Informationsdienst „Sport schützt Umwelt“: „Und von London (2012) gingen so viele positive Impulse für die Stadtentwicklung aus zusammen mit einer hohen Zustimmung der Bevölkerung“ (Nr. 114, März 2015, S. 5). Nun kann man da  ganz anderer Ansicht sein – wie zum Beispiel Owen Gibson im Guardian. Der Titel seines Artikels lautet: „Goldene Versprechungen zum Erbe von London 2012 stellen sich als hohle Prahlerei heraus“. – „Hatten Sie schon einmal das Gefühl. Sie werden betrogen? … Das Versprechen lautete, die Durchführung der Spiele sollten nicht nur eine glanzvolle Ansammlung von Erinnerungen sein, sondern zuerst die Bevölkerung fitter machen…“ (Gibson, Owen, Golden promises of London 2012’s legacy turn out to be idle boasts, in theguardian.com 25.3.2015). Für 9,3 Milliarden Britische Pfund sollte Fettleibigkeit bekämpft, Kriminalität beseitigt, Erziehungsfortschritte erhöht und Gemeinschaften zusammen gebracht werden. Leider scheint es heute so, als ob die Spiele nie stattgefunden hätten, und das Kabinett legt reine Lippenbekenntnisse ab über die positive Kraft des Sports wie zum Beispiel in der Hochglanzbroschüre „A living Legacy“. Gleichzeitig werden die finanziellen Mittel für Regionalsport gekürzt. Inzwischen steigt die Kinder-Fettleibigkeit weiter. Die Zahl derer, die mindestens eine halbe Stunde Sport pro Woche treiben, ist weiter gefallen. Wir sind in der Gefahr, zu einer Zweiklassen-Gesellschaft zu werden. Das Versprechen, die olympischen Spiele von London würden die ersten Spiele werden, die eine gesündere Nation hervorbringen, entpuppen sich als hohle Prahlerei (Ebenda).

– Peking 2022. Kai Strittmatter beschreibt im Schweizer Tagesanzeiger die Situation anlässlich des Besuches der 19-köpfigen IOC-Evaluierungskommission: „Weiße Bänder, von Schneekanonen in die braune Bergwüste gepinselt: Das ist Chongli. Chongli ist einer der neuesten Spielplätze für Pekings Wohlhabende, für die neue Ober- und Mittelschicht des Landes, die ihre Zeitgenossen im Westen in Vielerlei nachahmt. (…) Das gab es noch nie. Ein Bewerber, dessen Austragungsstätten mehr als 150 Kilometer voneinander entfernt liegen. Orte zudem, bei denen mehr Smog in der Luft liegt als Schnee am Boden. In Yanqing, wo die alpinen Skirennen stattfinden sollen, fallen genau fünf Zentimeter Schnee. Im Jahr. In Chongli, wo die Snowboarder, die Freestyler und die Langläufer hin sollen, vor allem aber die olympischen Wohnstätten, sind es ein paar Zentimeter mehr“ (Strittmatter, Kai, Weiße Bänder in der braunen Bergwüste, in tagesanzeiger.ch 28.3.2015).
Umwelt: Auch für die Umwelt sieht es nicht besser aus: „Dass die Luft in Peking und Umgebung für Menschen kaum geeignet ist, hat sich herumgesprochen, dass Pekings Bürgermeister Wang Anshun selbst deshalb seine Stadt im Februar ‚unbewohnbar‘ nannte, vielleicht noch nicht“ (Ebenda). In Peking lag der Smogwert kurz vor dem IOC-Besuch bei 162: „… der angebliche Luftkurort Chongli aber lag noch einmal mehr als das Doppelte darüber, bei gruseligen 402“ (Ebenda). Und beim Wasser sieht es auch nicht besser aus. Die UNO sieht eine kritische Grenze bei weniger als 1000 Kubikmeter Wasser pro Kopf im Jahr: In Peking waren es 100 Kubikmeter. Und in einer der trockensten Gegenden Chinas wird die künstliche Beschneiung endgültig zum Desaster.
Repression: China ist auch ein gutes Zeugnis für die tatsächliche Umsetzung der IOC-Agenda 2020: „Seit Parteichef Xi Jinping 2012 an die Macht kam, nehmen die Behörden der in den letzten Jahren keimenden Zivilgesellschaft die Luft zum Atmen. Nichtregierungsorganisationen sind Repressalien und Schikanen ausgesetzt. Am Dienstag, als die IOC-Inspektoren ihre offizielle Visite in Peking begannen, meldete das Pekinger Yirenping-Zentrum, eine Gruppe, die gegen Diskriminierung kämpft, eine Großrazzia der Sicherheitsbehörden in seinem Büro. (…) Maya Wang, Chinaexpertin der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch, nennt den Schlag gegen das Yirenping-Zentrum diese Woche ‚äußerst ironisch‘ angesichts der Tatsache, dass das IOK von den Regierungen ausdrücklich den Kampf gegen Diskriminierung verlange“ (Ebenda). Die Sprecherin des chinesischen außenministeriums, Hua Chunying, sagte: „Niemand hat das Recht, von China zu fordern, wichtige Personen freizulassen. Deshalb hoffen wir, dass bedeutsame Leute aufhören, sich weiter in Chinas juristische Souveränität einzumischen“ (Wan, William, China raids NGO offices in latest sign of crackdown on dissent, in washingtonpost.com 26.3.2015). – „Menschenrechtsgruppen oder Tibet-Aktivisten kritisierten Pekings Bewerbung scharf. Schon Olympia 2008 habe keine Verbesserungen bei der Verfolgung von Andersdenkenden gebracht. Ganz im Gegenteil, argumentierte Human Rights Watch. ‚Sieben Jahre später erleidet die Zivilgesellschaft außergewöhnliche Angriffe‘, sagte Sophie Richardson von Human Rights Watch. Tibet-Gruppen warnten das IOC: ‚Winterspiele 2022 in Peking hieße, den gleichen Fehler zweimal zu machen'“ (DPA, IOC-Inspektion beginnt in Peking – Rennen mit Almaty, in t-online 23.3.2015).
Auch der Umgang mit den tatsächlichen Kosten ist ein Beispiel für die neue „Transparenz“ der IOC-Agenda 2020: „Für die operativen Kosten der Spiele wurden 1,8 Milliarden Euro veranschlagt, für Baumaßnahmen und Renovierung 1,5 Milliarden Euro. Der Hochgeschwindigkeitszug, mit dem der Olympiatross in 50 Minuten – statt wie bisher drei Stunden – zu den Outdoor-Wettbewerben gelangen soll, kommt in den Berechnungen nicht vor. Er habe, heißt es, nichts mit Olympia zu tun und würde ohnehin gebaut. Für diese fast 200 Kilometer lange Bahnstrecke müssen Dörfer weichen, es werden Brücken und Tunnels entstehen. Geplant sind außerdem zwei neue Autobahnen. Angaben über die Kosten wurden verweigert…“ (Simeoni, Evi, Olympia auf Idiotenhügeln, in faz.net 30.3.2015).

– Airbnb poliert olympisch auf. Die Online-Mitwohnzentrale Airbnb hat einige Imageprobleme – und will diese als IOC-Sponsor beheben. „Es gibt Auseinandersetzungen (etwa in New York), mit Steuerbehörden und Streit um regionale Wohnungsgesetze, die eine Untervermietung zu kommerziellen Zwecken nicht immer erlauben. Die Reputation hat jedenfalls arg gelitten. Nun soll die Zusammenarbeit den Veranstaltern der Olympischen Spiele das Image offenbar Image offenbar wieder polieren. (…) Airbnb zahlt für die Kooperation in Rio eine nicht genannte Summe an die Veranstalter“ (Busse, Caspar, Ein Zimmer in Rio in SZ 31.3.2015).
Noch nicht bekannt, dass das IOC das Image nicht aufpoliert, sondern noch weiter dumpt?

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III: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den deutschen Sportverbänden

– Bewerbungsgesellschaft München 2018 immer noch nicht liquidiert. Laut Recherchen der WDR-Sendung „Spiele mit dem Bürger“ von Grit Hartmann und Robert Kempe (sport inside, WDR Fernsehen, Montag 2.3.2015, 22.45 Uhr; zum Film hier) prüft der Oberste Rechnungshof in Bayern immer noch die Geschäfte der München 2018 GmbH. „Anlass für die Prüfung, so teilte die Behörde auf Anfrage mit, sei ‚das finanzielle Risiko des Freistaats für den nicht von privaten Mitteln gedeckten Finanzierungsaufwand der Gesellschaft‘ gewesen. (…) Nach DOSB-Angaben kostete sie insgesamt 33 Millionen Euro, davon sollen rund 50 Prozent von privaten Sponsoren gekommen sein, aber 50 Prozent aus öffentlichen Mitteln. Ludwig Hartmann, der Fraktionschef von Bündnis90/Die Grünen im bayerischen Landtag, widerspricht dieser Darstellung vehement: Der DOSB habe ‚einen ziemlich kreativen Umgang mit der Wahrheit bei diesem Thema‘. In viel größerem Umfang als bisher bekannt seien Unternehmen im Besitz der öffentlichen Hand zur Finanzierung der Olympiabewerbung herangezogen worden. ‚Gut 50 Prozent der Gelder stammen von Unternehmen, die im Staatsbesitz sind. Man kann durchaus sagen, von den 33 Millionen hat gut die Hälfte der Steuerzahler bezahlt.‘ Hartmann warnte die Olympiabewerber in Berlin und Hamburg davor, auf finanzielle Prognosen von Sportpolitikern und -funktionären zu vertrauen: Bei der Münchner Bewerbung für 2018 sei ‚wahnsinnig viel versprochen‘, aber wenig gehalten worden. Er sei ‚überzeugt‘, es gehe auch jetzt nicht darum, ob international Berlin oder Hamburg den Zuschlag bekämen, sondern vielmehr darum, ‚für den Spitzensport diesen Bewerbungszirkus am Laufen zu halten'“ (sport inside/WDR, Bayerischer Oberster Rechnungshof prüft Geschäfte der Münchner Olympiabewerber, in presse.portal.de 2.3.2015).
Zur Erinnerung: Sponsoren waren die städtischen und staatlichen bzw. teilstaatlichen Unternehmen Stadtwerke München, Messe München, Olympiapark München, Stadtsparkasse München (die Zwangsverpflichteten des damaligen OB Christian Ude), dazu Flughafen München, Lotto Bayern, Deutsche Post, Deutsche Bahn…

– Rückblende: Der damalige DOSB-Generaldirektor Michael Vesper zur vierfachen Abwahl der Bewerbung München 2022 in Bayern: „Überrascht zeigt sich der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes, Michael Vesper, in München. Er will es jetzt den Gremien und den beteiligten Kommunen überlassen, ob Deutschland noch mal zu Olympischen Sommer- oder Winterspielen antritt. ‚Dazu werden wir heute keine Aussage treffen‘, sagt er“ (Bürger lassen Olympia-Beerbung durchfallen, in sueddeutsche.de 10.11.2013).
Dafür ging es dann ziemlich fix mit der Bewerbung Hamburg 2024 und Berlin 2024!

– Berliner Senat lädt olympisch ein. 80 geladene Gäste wurden zu Wolfsbarsch mit Schwarzwurzeln, Rehrücken und Butterkekseis in das Bode-Museum eingeladen. „’Uns wurde gesagt, dass man auf so ein Signal aus Berlin gewartet hat‘, erklärte Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, auf die Frage nach dem Sinn der Veranstaltung. Die Rechnung für den Abend teilen sich die Industrie- und Handelskammer (IHK), die Handwerkskammer, der Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI), die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) und die Stadtwerber Berlin Partner. Das Dinner fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt“ (Bachner, Frank, Hoffmann, Kevin P., Berlin umwirbt den Sportbund im Bode-Museum, in tagesspiegel.de 2.3.2015). Kommentar von www.olympiaverhindern.de: „Das Bode-Museum war nur ein Ausweichquartier. Wäre das Pergamon-Museum nicht gerade wegen Renovierung geschlossen, hätte das Luxus-Dinner für die DOSB-Bonzen gestern dort und nicht im Bode-Museum stattgefunden – wie schon 1991 und wie schon 1936. Senat, IHK, Berlin Partner, DOSB – sie schämen sich nicht“ (Wolfsbarsch auf Staatskosten für DOSB-Bonzen, Polizeischikanen gegen Kritiker*innen – Es reicht! PM 2.3.2015).
Der DOSB ist die Sport-Einheitspartei Deutschland – und ein Monopol-Konzern.

– Kati Witt tarockt nach. Das „Gesicht“ der Bewerbung München 2018, Katarina Witt, äußerte zur Befragung der Hamburger bzw. Berliner über die Bewerbung 2024: „Sicher, es nutzt nicht, viele Menschen als Gegner zu haben, aber wenn eine Minderheit eine größere Aufmerksamkeit und Durchsetzungskraft bekommt, ist das bedauerlich“ (Olympia-Entscheidung: Witt kritisiert Bürgerbefragung als „ein wenig absurd“, in zeitonline 9.3.2015).
Die Mehrheit der Bürger als Minderheit?

– Hamburger für Hamburg 2024? Berliner für Berlin 2024? (Vgl. auch unter Aktuelles vom 10.3.2015: hier) Forsa veröffentlichte die Zahlen der Umfrage von Ende Februar 2015. DOSB-Präsident Alfons Hörmann jubelte. Und zwar über die Hamburger Zustimmung von 64 Prozent, die Berliner Zustimmung von 55 Prozent. Hörmann: „Wir freuen uns über die riesige Zustimmung zu Olympischen und Paralympischen Spielen“ (DOSB, PM DOSB veröffentlicht Ergebnisse der Forsa-Umfrage, 10.3.2015).
Naja, Herr Hörmann, eine „riesige Zustimmung“ sieht wohl anders aus als 55 und 64 Prozent. Vor allem angesichts der Materialschlacht der Befürworter, dem Einsatz sämtlicher Mittel der Stadtstaaten Hamburg und Berlin und den sehr begrenzten Mitteln der Gegner ist dieses Ergebnis kein Wunder.
Die endgültige Abstimmung findet am 21.3.2015 in der Frankfurter Paulskirche statt. Wie sinnträchtig: An diesem Ort trafen sich von 1848 bis 1849 Delegierte der Frankfurter Nationalversammlung. Und jetzt, am 21.3.2015, die erlauchten Delegierten des DOSB. Wobei „Abstimmung“ in der Sport-Demokratur Abnicken heißt: „Die Delegierten der empfohlenen Stadt werden gar nicht mehr nach Frankfurt am Main reisen, das Abnicken der DOSB-Mitglieder gilt als Formsache“ (Olympia – Hamburg will es mehr, in spiegelonline 10.3.2015).
Wobei Hamburg noch nichts gewonnen hat, Prozentpunkte hin oder her. Sehr wahrscheinlich laufen derzeit diverse finanzielle Verhandlungen im Hintergrund. Wie es im Sportbetrieb nicht erst seit Sotschi 2014, Russland 2018 und Katar 2022 der Fall ist.
Fazit: Es ist nicht ungewöhnlich, dass der DOSB das IOC-Geschäftsmodell Olympische Spiele zu verkaufen versucht: Das ist schließlich sein Geschäftsmodell. Das olympische Brimborium hat letztlich funktioniert. Nicht zu verstehen ist, dass sich die beiden größten deutschen Städte in diesen lächerlichen Wettkampf hineintreiben ließen: nach allem, was seit langem über Kostenentwicklung, Folgekosten, White Elephants, Korruption, Doping, etc. bekannt war – und in jüngster Zeit bekannt wurde. Und so würde es dem Hamburger Ersten Bürgermeister Olaf Scholz und dem Berliner Regierenden Bürgermeister Michael Müller im Fall – des unwahrscheinlichen – Zuschlags ergehen wie der damals für London 2012 zuständigen Ministerin Tessa Jowell. Sie sagte bereits 2008 angesichts der Kostensteigerungen: „Wenn wir gewusst hätten, was wir heute wissen, hätten wir uns dann um die Spiele beworben? Mit Sicherheit nicht“ (Osborne, Alistair, Tessa Jowell: London 2012 Olympics was a mistake in light of recession, in Telegraph.co.uk, 12.11.2008).
Aktuelles zum Hamburg-Berlin-2024-Ergebnis vom 10.3.2015: hier. Zur Geschichte von Hamburg 2024 und Berlin 2024: Hamburg-Berlin 2024 (IV) und I-III

– Hamburg 2024/Berlin 2024: Das DOSB-Dilemma. “Dilemma: eine Situation beim Entscheiden, bei der die Wahl einer jeden der sich anbietenden Alternativen verlangt, eines der zu verfolgenden Ziele zugunsten eines anderen zu vernachlässigen” (Lexikon zur Soziologie, Opladen 1994).
Entscheidet sich der DOSB am 21.3.2015 für Berlin 2024, läuft er Gefahr, die Abstimmung am 13.9.2015 zu verlieren: Aber das IOC wird eher Berlin goutieren (mehr 5-Sterne-Hotels etc.). Entscheidet sich der DOSB am 21.3.2015 für Hamburg, könnte er – möglicherweise – die Abstimmung im September 2015 gewinnen: Aber für das IOC ist Hamburg eher zu klein. (Vgl. auch: Hamburger für Hamburg 2024? Berliner für Berlin 2024?)
So kommt es, wenn man von Haus aus keine wirkliche Beteiligung der Bevölkerung gewollt hat, sondern taktiert und laviert und sich mit diffusen Umfragen zu behelfen versucht.

– Bescheidene Olympische Spiele: Contradictio in Adjecto. Peter Ahrens in spiegelonline
zur Wahl Hamburg 2024 oder Berlin 2024 am 21.3.2015: „Zu den 43 Vertretern, die der DOSB als Experten anhören will, bevor er seine Empfehlung am Abend ausspricht, gehören unter anderem Fechterin Britta Heidemann, die Ex-Bundesministerin Ulla Schmidt, Ex-Intendant Fritz Pleitgen und der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters. Was sie zu Fachleuten in der Frage macht, ob Hamburg oder Berlin die geeignetere Bewerberstadt für Olympische Spiele ist, ist nicht immer im Detail erkennbar. (…) Egal ob Berlin oder Hamburg, eine Bewerbung käme ernsthaft ohnehin erst für das Jahr 2028 in Betracht. Fußball-EM und Olympia innerhalb weniger Wochen im selben Land – das wird es nicht geben. Die Olympia-Bewerbung 2024 ist eine reine Show-Nummer. Eine Bewerbung der sportpolitischen Taktik, nichts anderes.(…) Hörmann hat am Samstag im ZDF-Sportstudio noch einmal damit geworben, dass Deutschland ‚kleine, bescheidene Spiele‘ veranstalten wolle. Ein Argument, das vor allem an die kritische Öffentlichkeit gerichtet ist. Dem DOSB-Boss ist bestens bewusst, dass er möglichst demütig auftreten muss, um vor dem finalen Bürgerentscheid im September die Bevölkerung gnädig zu stimmen. Mit Bombast ist in Deutschland nichts zu gewinnen, zu prägend sind die Erfahrungen aus Stuttgart 21, aus dem Flughafen Berlin-Schönefeld, aus der Elbphilharmonie in Hamburg. Also muss man ganz kleinlaut auftreten, wohl wissend, dass Olympische Spiele und Bescheidenheit letztlich zwei Unvereinbarkeiten sind“ (Ahrens, Peter, Und der Gewinner ist… in spiegelonline 15.3.2015; Hervorhebung WZ).

– Wer hat telefoniert? Nach der Wahl von Hamburg 2024: „Hinterher hieß es, maßgebliche Vertreter des DOSB hätten vor der Wahl noch einige Spitzenverbände intensiv bearbeitet, für Hamburg zu votieren. DOSB-Präsident Alfons Hörmann wies das zurück. Er habe keine einzelnen Verbandschef angerufen, ‚das ist schlichtweg falsch’“ (Aumüller, Johannes, Cáceres, Javier, Glückwunsch an die Muschelschubser, in SZ  18.3.2015).
Wenn der DOSB-Präsident nicht angerufen hat, hat vielleicht der DOSB-Vorstandsvorsitzende angerufen…

Neu unter „Aktuelles“: Hamburg 2024: Dabei sein ist wichtiger als siegen

– Vorprogrammierter Ärger. “Der Zentralverband der deutschen Schiffsmakler (ZVDS) betrachtet die geplante Anschlussnutzung der Flächen, wenn Hamburg olympische Spiele austragen darf, mit Sorge: Die Bewerbung Hamburgs zeige deutlich, dass die Frage, wie der Konflikt zwischen Wohnbebauung und gewerblicher Flächennutzung aufgelöst werden kann, noch zu klären ist, sagte der ZVDS-Vorsitzende Christian Koopmann anlässlich der Mitgliederversammlung der Schiffsmakler im Hamburger Hafen-Klub. ‘In jedem Fall rückt die Wohnbebauung an die operativen Hafenbetriebe heran. Aus unserer Sicht darf dieses aber nicht zu Einschränkungen für die Schifffahrt oder die Hafenbetriebe führen’, so Koopmann. Es bedürfe einer ‘dringenden’ Klarstellung dahingehend, ‘dass nicht die Hafenbetriebe oder Schiffe, sondern die Wohnungen die Störer sind’”, ergänzte er” (Schiffsmakler in Sorge über Zukunft des Olympia-Geländes, in welt.de 19.3.2015).
So einfach wie Scholz & Olympia-Friends es sich vorstellen, wird das sicher nicht auf dem Kleinen Grasbrook – bei geschätzten Umzugskosten der Hafenbetriebe von fünf bis sieben Milliarden Euro und dem Umzugsdruck auf neue Gebiete Hamburgs.

– Einstimmigkeit in der Sport-Demokratur. Am 21.3.2015 stimmten 410 Delegierte des DOSB in der geschichtsträchtigen Frankfurter Paulskirche (drunter tun es die DOSB-Oberen nicht) über Hamburg 2024 ab. Und wen wundert es: Das Ergebnis war EINSTIMMIG (Hecker, Anno, Hamburg geht ins Olympia-Rennen, in faz.net 21.3.2015).
Selbst in der russischen Duma gibt es noch einige Gegenstimmen!
DOSB-Präsident Alfons Hörmann (CSU) setzte wieder sein neues Verbal-Bonmot ein: „Sportdeutschland steht vor einem Aufbruch“ (Hamburg jetzt auch offiziell deutscher Olympiabewerber, in spiegelonline 21.3.2015). In einer Kleinen Anfrage der Grünen im Bundestag vom 26.3.2015 steht die Frage: „Hat die Bundesregierung Erkenntnisse darüber, welche Gebietskörperschaften oder welche Menschen der vom DOSB verwendete Begriff ‚Sportdeutschland‘ (www.dosb.de vom 21. März 2015 „Sportdeutschland geht mit Hamburg ins Olympia-Rennen“) umfasst?“ (Deutscher Bundestag, Berlin, Drucksache 18/4492, 26.3.2015).
Sportdeutschland steht für: DOSB-Deutschland.
Der Hamburger Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) wusste ebenfalls etwas: „Es kann nicht sein, dass alle begeistert Olympische Spiele schauen, aber uns nicht zutrauen, sie zu organisieren. Wir können das“ (Ebenda).
Hallo, Scholz & Olympic Friends: Vielleicht schauen die Leute lieber zu, wenn sie das Olympische Spektakel nicht beherbergen müssen…
Und der Bundes-Sportinnenminister Thomas de Maizière gab den Ober-DOSB-Lobbyisten: „Eine große Sache gibt es nicht ohne Bedenken, aber davon darf man sich nicht lähmen lassen, man muss sie ernst nehmen, die Chancen sehen und nutzen, das täte unserem Land weit über die Olympischen Spiele hinaus verdammt gut“ (Hecker 21.3.2015).
Ob der Bundes-Sportinnenminister das selbst glaubt, was er da von sich gibt? Mal schauen, was die Hamburger glauben, die vor dem 15.9.2015 befragt werden sollen. Falls das überhaupt geschieht…

– Deutscher Nationalismus triumphiert. Treffpunkt der Sport-Versammlung war die geschichtsträchtige Frankfurter Paulskirche. DOSB-Präsident Hörmann predigte wieder von Sport-Deutschland. Die Stimmzettel waren Schwarz-Rot-Gold. Die 410 Delegierten mühten sich bei Tagesordnungspunkt 10 durch die deutsche Nationalhymne.
Behauptet jemand, der deutsche Sport sei nicht nationalistisch, der Sport an sich friedliebend und völkerverbindend?

– Total(itär)e Einigkeit. Aus einem Kommentar von Jürgen Ahäuser in fr-online: „Im Jahr 1848 hat die bürgerliche Gesellschaft an gleicher Stelle den Aufstand gegen die Aristokratie geprobt. Dass die Delegierten des Deutschen Olympischen Sportbundes in der Frankfurter Paulskirche gegen das DOSB-Präsidium und die hauptamtliche Führung des deutschen Sports, den DOSB-Vorstand, aufmucken würden, war nicht zu erwarten. Ein bisschen Grummeln in der Sport-Demokratie wäre aber ganz nett gewesen. (…) Die demonstrative Einigkeit nicht nur beim inbrünstigen Intonieren der Nationalhymne sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass bis zur Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees im Sommer 2017 dem sich jetzt so einig gebenden Sport-Deutschland noch Zerreißproben bevorstehen. Kaum waren die letzten Töne von Einigkeit und Recht und Freiheit verklungen, sickerte durch, dass die Bürgerbefragung in der Freien Hansestadt vielleicht erst nach Abgabe der offiziellen Bewerbung stattfinden soll. Das wäre alles andere als das viel beschworene Mitnehmen der Hamburger. Nicht nur die Fans von NOlympia würden das als Affront empfinden“ (Ahäuser, Jürgen, So einig, in fr-online 23.3.2015; Hervorhebung WZ).

– Abstimmung nach der Bewerbung. „Kaum jemand im Rathaus rechnet ernsthaft damit, dass ein dazu notwendiges Gesetz vor Ablauf der offiziellen IOC-Bewerbungsfrist am 15. September verabschiedet werden kann. Es könnte zu einer absurden Konstellation kommen: Die Bürger stimmen erst über das Olympiaprojekt ab, nachdem sich die Stadt bereits offiziell beworben hat. Derzeit wird für das Referendum ein Termin im November angepeilt“ (Buschmann, Rafael, Deggerich, Markus, Großekathöfer, Maik, Hacke, Detlev, Latsch, Gunther, Pfeil, Gerhard, Energie aus der Elbe, in Der Spiegel 13/21.3.2015). Nach über einem Jahr Vorlauf von Hamburg 2024 begründete Senatskanzleichef Christoph Krupp die Zeitverschiebung auf Oktober oder November 2015 wie folgt: „Das Referendum könnte eine Verfassungsänderung erfordern“ (SID, Hamburgs Bürgerbefragung im Oktober oder November, in zeitonline 24.3.2015).
Warum lässt man die Bürger eigentlich nicht jeweils nach den Olympischen Spielen abstimmen – ob sie diese haben wollen?

– Der Spiegel zitiert Axel Doering. Der aktuelle Spiegel vom 21.3.2105 zitiert aus dem Beitrag von Axel Doering von NOlympia Bayern bei einer Veranstaltung gegen Berlin 2024 von NOlympia Berlin im Oktober 2014: „Die Leute, die Olympia planen, werden euch belügen, sie werden euch betrügen, sie werden euch verleumden, sie werden mit falschen Zahlen arbeiten, glaubt mir, es geht denen nur darum, Geld zu verdienen, ihr werdet eure Stadt nicht wiedererkennen. Ihr müsst stark sein, ihr müsst zusammenhalten, nur so könnt ihr den Irrsinn stoppen“ (Buschmann, Rafael, Deggerich, Markus, Großekathöfer, Maik, Hacke, Detlev, Latsch, Gunther, Pfeil, Gerhard, Energie aus der Elbe, in Der Spiegel 13/21.3.2015. Ich war auch zu dieser Veranstaltung als Referent eingeladen und bin aus diversen Gründen froh, dass ich nicht noch einmal hin muss).
Genauso ist es – auch in Hamburg. Allein wie Scholz & Olympic Friends die Kosten der Verlegung der Hafenwirtschaft vom Großen Grasbrook verschweigen, obwohl in der Verwaltung längst Zahlen in Milliardenhöhe kursieren, ist ein Skandal. Siehe unten!

– Zum Thema Kleiner Grasbrook: In der Wirtschaftswoche vom 26.3.2015 fragte sich Andreas Freytag in einem sehr lesenswerten Kommentar: „Sollen wir uns Olympische Spiele leisten?“ Darin stellt Freytag fest:
„- Das Internationale Olympische Komitee ist notorisch korrupt, möglicherweise weniger als die FIFA (aber mehr geht ja auch kaum!). Immer wieder gibt es Berichte zu Zahlungen von Bewerberstädten und –verbänden an Mitglieder des IOC im Vorfeld von Vergabeentscheidungen. Auch fällt auf, dass die Auflagen der Vergabe sich regelmäßig über die Interessen der Menschen in den Olympiastädten hinwegsetzen. Die Interessen der Sponsoren scheinen eindeutig höher gewichtet zu werden.
– Dies hat sicherlich mit dem Gigantismus und dem Größenwahn der Sportfunktionäre zu tun. Die Anlagen müssen perfekt und groß sein, bereits Bestehendes hat nur geringe Aussichten, genutzt zu werden. Da hat die Stadt zum Glück schon


Laufende Chronologie der Olympischen Winterspiele 2018 in München +2 (wird laufend aktualisiert und ergänzt):
1936 - 1972 bis 1997 - 2007 - 2008 - Januar 2009 - Februar 2009 - März 2009 - April 2009 - Mai / Juni 2009 - Juli 2009 - August / September 2009 - Oktober 2009 - November 2009 - Dezember 2009 - Januar 2010 - Februar 2010 - März 2010 - April 2010 - Mai 2010 - Juni 2010 - Juli 2010 - August 2010 - September 2010 - Oktober 2010 - November 2010 - Dezember 2010 - Januar 2011 - Februar 2011 - März 2011 - April 2011 - Mai 2011 - Juni 2011 - Juli 2011 - August 2011 - September 2011 - Oktober 2011 - November 2011 - Dezember 2011 - Januar 2012 - Februar 2012 - März 2012 - April 2012 - Mai 2012 - Juni 2012 - Juli 2012 - August 2012 - September 2012 - Oktober 2012 - November 2012 - Dezember 2012 - Januar 2013 - Februar 2013 - März 2013 - April 2013 - Juni 2013 - Mai 2013 - Juli 2013 - August 2013 - September 2013 - Oktober 2013 - November 2013 - Dezember 2013 - Januar 2014 - Februar 2014 - März 2014 - April 2014 - Mai 2014 - Juni 2014 - Juli 2014 - August 2014 - September 2014 - Oktober 2014 - November 2014 - Dezember 2014 - Januar 2015 - Februar 2015 - März 2015 - April 2015 - Mai 2015 - Juni 2015 - Juli 2015 - August 2015 - September 2015 - Oktober 2015 - November 2015 - Dezember 2015 -

Literatur zur NOlympia-Chronologie

Nolympia-Chronologie, komplett / Stand Mitte Juli 2010 als pdf-Datei

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