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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Finanzrisiko für Austragungsstätten

 
Zuletzt geändert am 24.10.2013 @ 12:41
© Foto: Gesellschaft für ökologische Forschung

©  Text: Wolfgang Zängl, Axel Doering, Sylvia Hamberger, Gesellschaft für ökologische Forschung e.V.


Zweiter Versuch: München 2022? Nein danke!

Die Olympischen Winter- wie Sommerspiele der vergangenen Jahre und Jahrzehnte haben in allen austragenden Orten hohe Schulden hinterlassen.

Die Frage, die sich bei all dem Bewerbungsrummel stellt, ist doch die:

Für was ist Geld da – und für was nicht

Hierzu veröffentlichen wir zwei Leserbriefe/Kommentare aus dem Merkur, die eine kleine Facette des Notwendigsten darstellen:

Münchner Merkur 10.10.2013 stand ein Leserbrief von Gerhard Fruth, Haar, : “Eigentlich müssten mindestens die Bewohner von ganz Bayern über die Olympiabewerbung abstimmen. Sie werden nämlich die aktuellen Kosten und die Folgekosten zu tragen haben. Es geht hier nicht um Millionen, sondern um Milliarden. Die endgültigen Kosten können heute noch nicht einmal annähernd berechnet werden. Es ist traurig genug, wenn gesagt wird: Stimmt ihr für Olympia, dann bekommt ihr dafür eine neue Straße. In der Zeitung steht, es werden Paten gesucht, damit alte Leute ein warmes Essen bekommen können. Mehr ist dazu nicht zu sagen.”

 

Kommentar im Münchner Merkur am 14.10.2013 von Andreas Wimmer,  zur OJa-Kampagne: „Ich bin Sport-Lehrer an einer Münchener Realschule – wegen Sparmaßnahmen wurde an unserer Schule in München die Turnhalle geschlossen. Soll ich jetzt den Kindern und Eltern sagen, dass man statt einer Turnhalle lieber 29 Mio für eine unsichere Bewerbung ausgibt? Deshalb meine Bitte an ALLE, für die Sportunterricht unserer Kinder wichtig ist: Stimmt BITTE am 10.11. gegen Olympia.”

Die Kosten für die Bewerbung „München 2018“ = 33 Mio Euro

plus die Kosten für eine weitere Bewerbung „München 2022“ = mindestens 29 Mio Euro:

das wären für zwei Bewerbungen über 60 Millionen Euro – vor allem aus Steuergeldern.

 

Käme es zum Zuschlag für „München 2022“ wird es noch viel teurer.

Beim Start der Olympia-Kampagne am 14.10.2013 sagte der ehemalige Skirennläufer Markus Wasmeier: “Wir müssen der Bevölkerung sagen: Das sind eure Spiele!” (Effern, Heiner, Startschuss für die Olympia-Kampagne, in SZ 15.10.2013). Nein, Bevölkerung: Das sind nicht eure Olympischen Spiele- auch wenn ihr die Milliarden dafür bezahlen müsst. Das sind die Olympischen Spiele von IOC und DOSB und der Internationalen Sportverbände, die ihre Milliardengewinne steuerfrei in die Schweiz transferieren. Das sind sie Olympischen Spiele von Coca-Cola, Dow Chemical und McDonald’s. Das sind die Olympischen Spiele der Sportfunktionäre und der Olympischen Familie“, die in Fünf-Sterne-Hotels hausen. Das sind die Olympischen Spiele von Bauwirtschaft und Tourismusindustrie. Das sind olympische Spiele, die überflüssige Sportbauten hinterlassen und auf Jahrzehnte Schulden.

 

 

Kosten und Nutzen: Wer gewinnt

  •  Unbegrenzte Defizitgarantie für das IOC

Das IOC fordert eine UNBEGRENZTE  DEFIZITGARANTIE in Milliardenhöhe von den Ausrichterorten. Die unbegrenzte Defizitgarantie war ein Grund für die Bürger Graubündens, die Bewerbung „Graubünden 2022“ abzuwählen.

Schon bei der Bewerbung „München 2018“ hieß es: Eine Begrenzung der Defizitgarantie der Höhe nach sei nicht möglich, ohne die Erfolgsaussichten der Bewerbung zu beeinträchtigen. Für „München 2022“ wird es nicht anders aussehen. Die Stadt München und im Hintergrund der Freistaat und der Bund müssten finanzielle Lasten in Milliardenhöhe übernehmen (wahrscheinlich je ein Drittel). Die Stadt würde damit eine nicht abschätzbare finanzielle Defizitgarantie übernehmen. Sie hätte zu einem Drittel für eintretende Defizite einzustehen, deren mögliche Höhe nicht realistisch abschätzbar erscheint.

Die Stadt München hätte die gesamtschuldnerische Verpflichtung für sämtliche Garantien, Zusicherungen, Aussagen, Zusagen, sonstige Verpflichtungen und Pflichten aus dem Host City Vertrag weiterhin für alle mittelbaren Schäden, Kosten und Haftungsansprüche. Dies betrifft dann nicht nur ihre eigenen Verpflichtungen, sondern auch die des Nationalen Olympischen Komitees/DOSB.

Der finanzielle Beitrag des IOC steht unter Bedingungen, auf die die Stadt als Vertragspartner fast keinen Einfluss hat. Das IOC bestimmt die Höhe und den Zeitpunkt der Zahlung und knüpft diese daran, dass die Spiele zur vollständigen Zufriedenheit des IOC stattgefunden haben und die Stadt, das NOK (DOSB) und das Organisationskomitee (OK) alle Verpflichtungen vollumfänglich ausgeführt und eingehalten haben. Das IOC entscheidet allein darüber, ob und wie viel gezahlt wird.

Der Magistrat der Stadt Salzburg gelangte anlässlich der Bewerbung um Olympische Winterspiele 2014 zu dem Urteil: Die Risiken für die Stadt seien in haftungsrechtlicher Hinsicht von einer „kaum überschaubaren Vielfalt“.

  •  Die Bewerbungskosten

 

Die Erfahrung bei der Bewerbung München 2018 hat gezeigt, dass die Eingriffe und Kosten umso größer werden, je weiter die Planungen fortschreiten.

Die Kosten für eine  Bewerbung „München 2022“ :

“Insgesamt kostet die Bewerbung mit 29 Millionen Euro angegeben, zwei Drittel davon sollen über Sponsoreneinnahmen finanziert werden” (Traunsteiner Kreistag stimmt für Bewerbung, in br.de 27.9.2013). – “Die Stadt (München) kündigte an, das Bewerbungsbudget von 29 Millionen Euro sei durch Absichtserklärungen der Wirtschaft schon in Höhe von zwölf Millionen Euro gedeckt” (Schon wieder München, in berliner-zeitung.de 29.9.3013).

Traunstein will sich an Münchens Olympia–Bewerbung beteiligen und dafür knapp 400.000 Euro ausgeben (Hub, Ralph, Traunsteiner Politiker wollen Winterspiele 2022, in abendzeitung-muenchen.de 27.9.2013). Die nächste „Rechnung“: “Landrat Steinmaßl erklärte den Kreisräten, der Etat für die Bewerbung werde aus dem Traunsteiner Tourismusetat finanziert und würde somit keine weitere Belastung für den Haushalt bedeuten” (Ebenda). “Es wird auch keine Finanzierungsdebatte um unsere Sportstätten geben. Für die temporären Anlagen ist der Landkreis nicht zuständig, damit kostet uns das auch nichts” (Huber, Siegi, “OlympiJa2022″ will den ganzen Landkreis mobilisieren).

Der Landkreis Berchtesgadener Land beteiligt sich auch an den Kosten der Olympiabewerbung für 2022 mit maximal 394.000 Euro. Der Betrag sei im Verhältnis zur erzielten Werbewirkung gut angelegt. Die Summe werde in den nächsten zwei Jahren im Haushalt des Landkreises eingeplant, sagte Landrat Georg Grabner.

Schon wieder „Wirtschaft und Sponsoren“, schon wieder „Werbewirkung“ und schon wieder „keine weitere Belastung für den Haushalt“ sprich: Steuerzahler

Die Steuerzahler sollten auch für die Bewerbung 2018 nicht zahlen – aber es kam anders: Die Bewerbungskosten für München 2018 lagen bei ca. 33 Millionen Euro (s. u. Archiv) – es gibt bis heute keine Offenlegung über die Verwendung. Das Geld kam vor allem von staatlichen, halbstaatlichen und -städtischen Unternehmen, wie die Stadtwerke München, Sparkasse München, Messe München, Lotto Bayern, Flughafen München, Olympiapark GmbH, Deutsche Bahn, Deutsche Post und nur zu einem geringen Anteil aus der freien Wirtschaft.

Der Fehlbetrag von ca. 7 (?) Millionen Euro musste von den Steuerzahlern der Bewerbungsgemeinden getragen werden, obwohl bei den Beschlussfassungen von einer Kostenfreiheit für die Kommunen ausgegangen wurde. Der DOSB hatte sich, trotz eines Anteils von 51 Prozent an der Bewerbergesellschaft, finanziell nicht beteiligt.

 

 

  • Die Durchführungskosten

Bei der Diskussion um die Finanzierung der Spiele wird unterschieden zwischen

– dem Durchführungsbudget (OCOG-Budget):

Das Durchführungs- bzw „Veranstaltungsbudget“ betrifft die reinen Kosten für die Ausrichtung der Spiele ohne Infrastrukturprojekte. Diese Kosten können „üblicherweise“ durch die Einnahmen z.B. aus Ticketverkäufen gedeckt werden.

– und dem Infrastrukturbudget (Non-OCOG-Budget):

die „allgemeinen Infrastruktur“ (Non-OCOG-Budget), d.h. die Kosten für den Ausbau der Infrastrukturen, die für Olympische Winterspiele als notwendig erachtet werden und danach „anderweitig“ genutzt werden sollen.

Bei der Berechnung der Finanzen kommt München 2022 im Vergleich zu den aktuellen Kosten Olympischer Winterspiele zu sensationell niedrigen Werten:

Das OCOG-Budget für die Durchführung liegt bei 1,5 Milliarden Euro, das Non-OCOG-Budget wird viel zu niedrig mit 1,8 Mrd. Euro angegeben: zusammen also 3,3 Milliarden Euro – ein wahres Sonderangebot.

Beim Infrastrukturbudget wird weiterhin differenziert zwischen solchen Maßnahmen, die nur bei einem Zuschlag für die Olympischen Spiele durchgeführt werden (also eine Art spezifische Infrastruktur, z.B. Sportstätten, Mediendorf) und solchen Maßnahmen, die auch ohne die Spiele realisiert werden sollen (allgemeine Infrastrukturmaßnahmen, z.B. Investitionen in Straßen und Schienen).

Das Konzept für 2022 wird wieder schöngerechnet: „Die Auswirkungen des neuen Bewerbungskonzepts 2022 auf das Non-OCOG-Budget wären vergleichsweise gering, da die neu hinzukommenden Sportstätten bereits existieren..“   (das stimmte weder für 2018 noch für 2022!)   „oder im Rahmen des OCOG-Budget temporär errichtet werden“ (Konzept, S. 66).

Was nicht in den OCOG-Etat passt, wird in den Non-OCOG-Etat ausgelagert. Es kann daher nicht sauber unterschieden werden zwischen investiven, operativen und organisatorischen Kosten. Darin liegt auch eine länger praktizierte Absicht der Verschleierung der tatsächlichen Kosten Olympischer Spiele. Das IOC kann Einnahmen aus Fernsehrechten und dem TOP-Sponsorenprogramm weiterleiten. Für das IOC besteht aber keinerlei verbindliche Verpflichtung, einen IOC-Beitrag zu leisten. Das IOC kann in seinem alleinigen Ermessen und auf Basis von gänzlich eigenständig ausgewählten und festgelegten Kriterien und Faktoren völlig frei entscheiden, ob es einen solchen IOC-Beitrag zahlt oder nicht.

Bei den Vorgängern Olympischer Winterspiele – Sotschi 2014 (sowieso), aber auch für Vancouver 2010 – sind die Baukosten explodiert.

In allen Austragungsorten machten die Orte selbst ein kräftiges Defizit. Den Profit machen bei Olympischen Spielen in- und ausländische Großkonzerne, Immobilienfirmen und Banken, Sponsoren – und natürlich das IOC selbst:

„In der Schweiz als gemeinnütziger Verein eingetragen, ist es (das IOC) längst eines der größten privatwirtschaftlich finanzierten Unternehmen der Welt. So sehen es die Experten von ‚Brand Finance‘. Sie bewerteten die Marke Olympia (…) 2012 als zweitwertvollstes Unternehmen der Welt, hinter Apple, aber noch vor Google. Der immense Wert von 47,5 Milliarden US-Dollar, den die Marke Olympia haben soll, speist sich dabei eigentlich nur aus zwei Komponenten: aus dem Verkauf der Übertragungsrechte und dem Anwerben von Sponsoren“ (Hönicke, Christian, Kernsportart Geldverdienen, in tagesspiegel.de, 14.2.2013).

Eigentlich ist es nach den Erfahrungen der bisherigen Austragungsorte überhaupt nicht mehr verständlich, dass sich noch ein Bürgermeister oder Politiker findet, der seinen Finger hebt und das IOC um die Vergabe der Olympischen Winterspiele ersucht. Eigentlich müsste es der Amtseid verbieten, diesen Prozess der Selbst-Ruinierung einzuleiten. Eientlich dürfte kein politisch Verantwortlicher auf die immer gleichen normierten und falschen Versprechungen des IOC und der nationalen Sportverbände mehr hereinfallen. Eigentlich müssten die Bürger dagegen Sturm laufen

Eigentlich…

 

In München kursiert der Pro-München 2022-Slogan: “Der Image-Gewinn ist unbezahlbar”.  Unbezahlbar – hier geben wir den Bewerbern recht!

Deshalb: NEIN zu „München 20

 

 

 

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Archiv zu „München 2018“:

Die Bewerbungskosten

Die Bewerbungsaufwand für die Olympischen und paralympischen Winterspiele 2018 waren zunächst mit 30 Millionen Euro angesetzt, die „aus der Wirtschaft kommen soll(t)en“. Ob es mit den 30 Millionen Euro noch klappen würde, war schon bald fraglich, denn mit der Finanzkrise wurden die Gönner sparsam. Schon im Oktober 2008 schrieb das Garmisch-Partenkirchener Tagblatt: „Notfalls müssten die Austragungsstätten und der Freistaat einspringen.“ Im Juni 2010 forderte Bewerbungschef Willy Bogner zunächst 47, dann 37 Millionen Euro; der Aufsichtsrat genehmigte dann 33 Millionen Euro.

Bis Oktober 2009 hatte die Bewerbungsgesellschaft nur wenig mehr als zehn Millionen Euro für die Bewerbung zusammen bekommen. Stand August 2010: ca. 25 Millionen Euro: davon 6,9 Millionen Euro von Unternehmen der Öffentlichen Hand und 1,95 Millionen Euro öffentliche Darlehen (siehe unten). Es fehlen also noch 8 Millionen Euro.

Der Abgeordnete des Bayerischen Landtags, Ludwig Hartmann (Bündnis 90/Die Grünen) stellte eine Schriftliche Anfrage an die Staatsregierung zur Finanzierung der Bewerbung mit 30 Millionen Euro Kosten. Gesellschafter der Bewerbungsgesellschaft sind der DOSB (51 Prozent), die Landeshauptstadt München (30 Prozent), der Freistaat Bayern (9 Prozent), die Marktgemeinde Garmisch (8 Prozent) und der Landkreis Berchtesgaden (2 Prozent).

Die Anfrage ergab u. a.:

Die Landeshauptstadt München gewährte bereits ein Darlehen über eine und der Freistaat Bayern über 0,5 Millionen Euro sowie Garmisch-Partenkirchen 450.000 Euro. Die weitere Finanzierung der Bewerbung erfolgt anteilig durch alle Gesellschafter – ausgenommen den DOSB.

Von den Kosten trägt München 61,22 Prozent, Garmisch-Partenkirchen 16,33 Prozent, Landkreis Berchtesgadener Land 4,08 Prozent, Bayern 18,37 Prozent, der DOSB: Null Prozent. „Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) beteiligt sich nicht am Ausgleich eines etwaigen Defizits der Bewerbungsgesellschaft.“ (Antwort der Bayerischen Staatsregierung vom 3.12.2009)

Explizit hält die Antwort fest: „Ein eventueller, nicht durch Förderbeiträge von Sponsoren gedeckter Finanzbedarf der Gesellschaft wird ggf. entsprechend der Gesellschaftervereinbarung durch die Gesellschafter Landeshauptstadt München, Freistaat Bayern, Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen und Landkreis Berchtesgadener Land ausgeglichen.“

Das Reichenhaller Tagblatt berichtete in seiner Ausgabe schon am 10. November 2009 aus einer öffentlichen Sitzung des Kreistags des Landkreises Berchtesgadener Land: „Da sich die Sponsorensuche schlechter als prognostiziert entwickelte, sollen die Gesellschafter vorsorglich anteilig weitere 3,1 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Für den Landkreis wären das ca rund 129.000 Euro, sodass die Gesamtsumme 240.000 Euro ist“.

Nimmt man die o.g. Prozent-Anteile der Kosten, lässt sich die jeweilige finanzielle Belastung sehr leicht ermitteln, wenn denn die Deckungslücke auf die 30 Millionen Euro erst einmal transparent gemacht wurde.

Beispiel Deckungslücke 7 Millionen Euro – Belastung für

Stadt München:   4.285.400 Euro
Freistaat Bayern:  1.285.900 Euro
Garmisch-Partenkirchen:  1.143.100 Euro
Berchtesgadener Land: 285.600 Euro
DOSB : 0 Euro

Der 51-prozentige Mehrheitseigner, Verursacher und Hauptnutznießer DOSB ist aus jeglicher Haftung entlassen!

Die Sponsoren:

„Nationale Förderer“ stellen jeweils etwa 3 Millionen Euro zur Verfügung; dies waren zunächst die Sparkassen Finanzgruppe, der Flughafen München und der Autokonzern BMW. Anfang 2010 kamen Adidas und Lufthansa hinzu (die Sachspenden und kostenlose Flüge beisteuern will); im August die Allianz. „Nationale Ausstatter“ sind u.a. die Stadtwerke München, die Messe München, der Olympiapark München und die internationale Wirtschaftsprüfergesellschaft Deloitte.

Ein Problem liegt darin, dass viele der „Förderer“ und „Ausstatter“ städtisch oder staatlich dominierte Unternehmen sind wie der Flughafen München, die Sparkassen, die Stadtwerke, der Olympiapark. Lotto Bayern und die Messe München.

Am 1.11.2009 überwies die Bewerbungsgesellschaft 150.000 Dollar an das IOC und erklärte damit verbindlich die Kandidatur München 2018. Der DOSB, der mit 51 Prozent an der Bewerbungsgesellschaft beteiligt ist, finanziert natürlich  nicht mit.

(Laufende Chronik einer Bewerbung)

Der Schuldenstand vor den Spielen:

Die Austragungsstätten München, Garmisch-Partenkirchen, Oberammergau (inzwischen gestrichen) und das Berchtesgadener Land mit Schönau am Königssee sind bereits jetzt hoch verschuldet – ebenso wie der Freistaat Bayern durch das immense Debakel der Bayerischen Landesbank und der Hypo Alpe Adria.

München: 2009 war die Landeshauptstadt mit 2,306 Milliarden Euro eine der am höchst verschuldeten deutschen Großstädte (Presseinformation Stadtkämmerei 12.6.2009); die Verschuldung wird 2010 auf 2,520 Milliarden Euro und bis 2013 auf 3,200 Milliarden Euro ansteigen. Laut Kämmerer Ernst Wolowicz könnte es sein, dass angesichts der angespannten Finanzlage die Neubauten für die Olympischen Spiele 2018 kaum noch zu finanzieren seien. (Bielicki, Jan, Münchens Haushalt – zum Gruseln, in: SZ 17.12.2009)

Oberammergau:

Erfolg für die Bürgerinitiative in Oberammergau: Die Bewerbungsgesellschaft hat den Passionsspielort Oberammergau wegen “massivem Widerstand” aus den Planungen für die Olympischen Spiele 2018 genommen.

Der Ort hatte 2010 bereits 29 Millionen Euro Schulden angehäuft und stand fast das ganze Jahr 2009 unter der Finanzaufsicht des Landratsamtes; die Bergbahn musste verkauft werden. (Effern, Heiner, Eine Passion, die Leiden schafft, in: SZ 14.11.2009) Die Schließung des Hallenbades musste im Frühjahr 2010 über einen Bürgerentscheid verhindert werden.

Berchtesgaden: Der Ort ist 2010 mit 21,2 Millionen Euro verschuldet. (berchtesgadener-anzeiger.de, 27.1.2010)

Garmisch-Partenkirchen: 2009 hatte der Ort laut Landratsamt 111 Millionen Euro Schulden: davon die Gemeinde selbst 41,4 Millionen Euro, die privatisierten Gemeindewerke 46,6 Millionen Euro, die gemeindeeigene Bayerische Zugspitzbahn 23 Millionen Euro. (Effern, Heiner, Garmischer Gratwanderung, in: SZ 30.3.2009)

In Garmisch-Partenkirchen werden schon seit Jahren Millionen Euro in den Ausbau der Wintersport- und Ski-Infrastruktur mit Pistenausbau, neuer Schanze, neuen Bergbahnen und Beschneiungen gesteckt: 1997 bis 2009 addieren sich diese Maßnahmen auf 82,7 Millionen Euro.

Bis zur Ski-WM 2011 wollen die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen und die Bayerische Zugspitzbahn (BZB) weitere Millionen in die Skigebiete investieren, für den Ausbau am Schneeferner auf der Zugspitze allein 16 Millionen Euro. Ein Teil dieser Investitionen müsste auch zur Kalkulation der Olympischen Winterspiele gerechnet werden.

Infolge des Klimawandels sind gerade die Beschneiungssysteme mit ihrer Infrastruktur nur kurzfristig wirksame, aber langfristig teure und daher ökonomisch nicht nachhaltige Investitionen. Die Investitionskosten für eine Schneekanone liegen zwischen 29.000 – 35.000 Euro. Das ist pro Schneekanone mehr als der Erlös einer Sozialwohnung beim Verkauf an einen Investor im Jahr 2007 erbrachte. Derzeit werden im Classic-Skigebiet etwas mehr als 90 Schneekanonen eingesetzt.

Es ist wahrscheinlich, dass bei der Beschneiungstechnik mit einem massiven weiteren Ausbau zu rechnen ist. Mit dem Zuschlag für 2018 verpflichten sich die Austragungsorte, die Zusagen – auch für die „Schneesicherheit“ – um jeden Preis einzuhalten.

Was sollen die olympischen Winterspiele 2018 kosten?

Die Kosten werden auf 2,9, bis 3,5 Milliarden Euro geschätzt. Bei diesem Betrag handelt es sich wohl nur um die sogenannten „operativen Kosten“ der Spiele. Hinzu kommen aber Kosten für die „allgemeinen Infrastruktur“ (NON-OCOG-Etat), d.h. die Kosten für den Ausbau der Infrastrukturen, die für Olympische Winterspiele als notwendig erachtet werden und danach anderweitig genutzt werden sollen.  „Es ist alles eine Frage der Buchungstechnik: Was nicht in den OCOG-Etat passt, wird in den NON-OCOG-Etat ausgelagert.“ (Jens Weinreich 7.5.2009)

Es kann daher nicht sauber unterscheiden werden zwischen investiven, operativen und organisatorischen Kosten. Darin liegt auch eine länger praktizierte Absicht der Verschleierung der tatsächlichen Kosten Olympischer Winterspiele. Auch die Folgekosten – Abriss oder die nicht unerheblichen Unterhaltskosten der meist völlig unternutzten oder geschlossenen olympischen Bauten – gehen meist in keine Kostenkalkulation ein.

Das IOC geht davon aus, dass jedes beteiligte Land Olympische (Winter)spiele als „tolle Herausforderung für den Ausbau seiner Infrastruktur“ sieht und als „phantastisches Erbe“ nach den Spielen. Je nach bereits vorhandener Infrastruktur seien diese Kosten unterschiedlich hoch. „Das sind keine Kosten der Spiele“ sagte dazu Jacques Rogge in einem Fernsehinterview. („Phoenix“, 8.2.2010)

In den Olympischen Vorgängerstädten Vancouver und Sotchi sind die Ausbau-Kosten schon während der Bauarbeiten explodiert. Das Defizit in Vancouver wird nach Auskunft des Finanzministers von British Columbia im Juli 2010 bei mindestens 925 Millionen kanadischer Dollar (etwa 713 Mill. €) liegen. Die Regierung der Provinz British Columbia musste eigens ein Gesetz erlassen, um der Stadt Vancouver einen dreistelligen Millionenkredit zu ermöglichen, da die Baufirma des Olympischen Dorfes in Konkurs gegangen war: Auch dies zahlen letztlich die Steuerzahler. Das Organisationsbudget von Sotschi lag ursprünglich bei 1,5 Milliarden US-Dollar; die Kosten der Spiele  waren ursprünglich mit 8,6 Milliarden Dollar angesetzt und werden inzwischen auf 50 Milliarden Dollar geschätzt.

Was kommt durch die Olympischen Winterspiele „München 2018“ an Baukosten auf den Staat und die Gemeinden zu?

Vorläufige Auflistung der Baukosten für die Olympischen Winterspiele:

Stand Januar 2010: Da in Garmisch-Partenkirchen z.Zt. vor allem aufgrund der ungeklärten Standortfrage für Snow-Village und Mediendorf immer wieder umgeplant wird, kann sich die Baukosten-Auflistung noch ändern:

Garmisch-Partenkirchen

Neue kleine Schanze:  8 – 12  Mio €
Snow-Village, neue Halle und „Mediendorf“:  176 – 233  Mio €
Kosten der „Umweltausgleichsprojekte“ : 36 – 54 Mio €
Weiterer Ausbau Skipisten Gudiberg u. Hausberg:  3 – 4  Mio €

Nicht bekannt ist, welche Pistenausbauten und -verbreiterungen – z.B. an der Kandahar – für 2018 – also in acht Jahren – vom IOC gefordert werden. Bei der geforderten Breite Olympischer Pisten ist ein weiterer Ausbau absehbar.

Oberammergau

(Inzwischen durch den Widerstand der örtlichen Bevölkerung im Juli 2010 gestrichen)

Die Kosten für die temporären Sportstätten und Loipen für Biathlon und Langlauf wurden auf ca. 27 Millionen Euro geschätzt. Zehn Prozent wären laut Bürgermeister zu gleichen Teilen auf Bund, Land und Kommunen. Das hätte für Oberammergau eine Belastung von ca. eine Million Euro bedeutet. Aus den ersten Vertragsentwürfen ging hervor, dass die Gemeinde für die Schäden und Reklamationen und andere Nachfolgekosten hätte haften sollen.

Mindestens ähnlich hohe Kosten werden für den Ersatzort Gut Schwaiganger zu erwarten sein.

Schönau am Königssee

Der Landkreis Berchtesgadener Land sprang für den ursprünglich geplanten WM-Ausrichter Cortina d’Ampezzo ein, der die Umbauten der dortigen Bobbahn nicht finanzieren konnte. Ein Teil dieser Investitionen muss zur Kalkulation der Olympischen Winterspiele gerechnet werden.

Ausbau der Bob-, Rodel- und Skeletonbahn 2010:  22 Mio €
Neue Ammoniak-Anlage für die Vereisung:  2 Mio €
Verbindungsstraße zum Eiskanal: 3 Mio €
(ausschließl. für Sportler und IOC-Funktionäre)
Neue Sporthalle für Anschub-Training: 3 Mio €

Die Frage ist also: „Kommt die Olympia-Deluxe-Modernisierung für 30 Millionen Euro oder muss die etwas abgespeckte weltmeisterschaftstaugliche Aufrüstung reichen?“ (Effern, Heiner, Eiskanal Deluxe, in: SZ 31.10.2009). Hinzu kommen Zuschauertribünen und die Infrastruktur um die eigentlichen Sportstätten.

München

Die Um- und Ausbauten für die Sportstätten beschreiben wir unter München.

Zwischen 820 und 1.100 Millionen Euro sollen durch und für die Olympischen Winterspiele 2018 in Münchens Infrastruktur fließen; davon sollen zwischen 272 und 435 Millionen aus Steuergelder von Bund, Freistaat und Stadt bezahlt werden. Die „Sondermittel“ werden aber inzwischen infrage gestellt. Für die Bewältigung des von den Spielen generierten Verkehrs sollen allein in überregionale Straßenprojekte mehr als 2 Milliarden Euro gesteckt werden, in die Schieneninfrastruktur ca. 350 Millionen (Verhältnis etwa 6 : 1)( Vgl. 18 Gründe: Verkehr)

Bei diesen Berechnungen geht es nur um Schätzungen, nicht um die tatsächlichen Baukosten. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Gemeinden für Schäden und Reklamationen sowie für Folgekosten wie Instandsetzungen und Unterhalt selbst aufkommen müssen.

Experten warnen zudem vor Energieknappheit (Stichwort „Peak Oil“) und weit höheren Energiepreisen. Damit werden die wirklichen Kosten unkalkulierbar. Es stellt sich dann auch sehr schnell die Frage, ob wertvolle Energie wirklich noch für Beschneiungssysteme etc. oder besser für wichtigere Aufgaben verwendet werden sollte.

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