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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Jul 012013
 
Zuletzt geändert am 15.02.2014 @ 0:26

31.07.13:
sid: Bach: Wahlsieg kein negativer Effekt für München
FAZ: Doch keine Freiheit für Sport-Schwule
SZ: Doping und der deutsche Sport: Schweigen im Glashaus
cycling4fans.de: Pressemitteilung von Hansjörg Kofink und Claudia Lepping zur staatlich geförderten Dopingforschung in Westdeutschland
SZ: Skandal in der Rhythmischen Sportgymnastik: Freundschaftsdienste unter Kampfrichtern

30.07.13:
SZ: Bewerbung um Fußball-EM 2020: München unterwirft sich den Auflagen der Uefa
Wochenblatt: Grüne nominierten Kandidat für Kommunalwahl 2014: Hohlweger soll Landrat werden
Bayernwelle Südost: Hohlweger ist Landratskandidat der Grünen
SpOn: Winterspiele in Sotschi: Russland kippt Anti-Homosexuellen-Gesetz – aber nur während Olympia
SZ: Olympioniken dürfen auch in Russland homosexuell sein
FAZ: Dr. Zabel
SZ: Konzept für Erinnerungsstätte: Gedenken im Olympiadorf

29.07.13:
Mainpost: Exklusiv: Doping in Deutschland – Die Akte VF-1220/13/72
Mainpost: Keine Gnade für Doper – Deutschland braucht ein Anti-Doping-Gesetz
SZ: Eriks Zabels Dopingbeichte: Spiel mit dem Zauberfläschchen
Eurosport: Fabelhaftes Geständnis? Viele offene Fragen
gamesbids.com: Spain preparing a bid for 2022 Winter Olympics amid Madrid 2020 campaign
RIA Novosti: Olympia-Komitee: „Homo-Propaganda“-Verbot gilt nicht in Sotschi

28.07.13:
queer.de: Russischer Politiker: Zusicherung an IOC wertlos

27.07.13:
DLF: „Dopingarbeit verläuft nur schleppend“ – Sportjournalist kritisiert die Dopingpolitik von Thomas Bach und Michael Vesper

26.07.13:
ZDF, heute journal: Schneebunkern in Sotschi
SZ: Red Bull plant neues Stadion: Lauter Sieger
SZ: Rennsport umgeht staatliche Abgaben – Steuersparmodell Formel 1
Tagesspiegel: Was sich heute mit Epo abspielt, könnte sich in einer Dekade mit Aicar wiederholen

25.07.13:
SZ: Red Bull plant neues Stadion
Jüdische Allgemeine: Thomas von Arabien – IOC-Vize Bach sitzt anti-israelischer Lobby vor
sid: Anti-Doping-Kampagne mit Zabel fand nie statt
SZ: Erkenntnisse aus dem Anti-Doping-Kampf: Wo Lügenbarone protegiert werden
DLF: Ein neues Amt für Strombach – Welthandballverband IHF will Ethik-Kommission aufstellen

24.07.13:
Merkur: So teuer sind Häuser im Speckgürtel
The Slovak Spectator: Čaplovič in Poland to negotiate joint candidacy for Winter Olympics
FAZ: Die Serienlügner fliegen auf

23.07.13:
SZ: Entscheidung vor dem Spiel – München und Berlin wollen Austragungsort für die Fußball-EM 2020 werden

22.07.13:
Daily Mail: Olympics bosses receive £2.8million in golden goodbyes despite knowing their jobs would be axed after 2012
gamesbids.com: Sochi 2014 presents competition schedule

21.07.13:
nolympia.de: Etikettenschwindel München 2022 – Der Schmäh mit der Tourismus Initiative München
taz: Irre Londoner Olympia-Bilanz: Unschlagbar im Schönfärben
The Guardian: London’s Olympics legacy faces early disqualification
DLF: Der Horror ist im Sport angekommen – Gen-Doping ist kontrollierbar geworden

20.07.13:
DLF: „Eine neue Qualität“ – Die Folgen von Betrug, Korruption und Machtmissbrauch im Sport

19.07.13:
Grüne, KV München: Die „Tourismus-Initiative München“ wirft sehr viele Fragen auf
sabine-nallinger.de: Grüne Couch am Olympiapark – mit Katharina Schulze
BBC: London 2012: Olympic legacy not felt by all

18.07.13:
Grüne, KV Garmisch-Partenkirchen: Kreisgrüne lehnen erneute Olympiabewerbung strikt ab
nolympia.de: Der olympische Siemens-Konzern: Samba corrupti
SZ: Pläne für Winterspiele 2022 nehmen Konturen an
Tagesspiegel: WM 2022 in Katar: Wende in der Wüste
dpa: Putin – der einflussreichste Spieler im Weltsport

17.07.13:
Merkur: Eisstadion bleibt das Sorgenkind der Gemeindewerke
SZ: Gemeinderat erlaubt Luxushotels am Königssee
SZ: Nach Protesten beim Confed Cup: Blatter setzt Brasilien unter Druck
SZ: Schmiergeld-Affäre: Ecclestone kriegt es Schwarz auf Weiß

16.07.13:
DOSB: Sport berät am 30. September über mögliche Olympiabewerbung
dpa: Votum pro München?
taz: Doping-Paradies Russland – Immer rein in die Vene

15.07.13:
Berliner Zeitung: „Warum sind keine deutschen Athleten dabei?“
SZ: Dopingfälle der Leichtathletik: Erdbeben in der Sprintwelt
dpa: Doping-Experte Werner Franke: „Diese Art von Sport ist total versaut“
dpa: Sportler gedenken der Opfer des Anschlags von 1972
Berliner Zeitung: Dienstreisen des Sportausschusses – Nicht stören: Geheime Dienstreisen

14.07.13:
jensweinreich.de: Masters of the IOC universe: Putin, Gazprom, oligarchs and sheikhs
DLF: Staatsziel Leistungssport?

13.07.13:
The Economist: The Sochi Olympics: Castles in the sand

12.07.13:
ORF: Fünf Jahre Haft für Ex-ÖOC-Generalsekretär Jungwirth – Wegen „extrem hoher Schadenssumme“
Die Presse: Jungwirth-Urteil: Der tiefe Fall eines Sportfunktionärs
Deutsch Türkische Nachrichten: Leere Ränge bei der U20-WM: Böses Omen für Olympia 2020 und die Euro 2024?

11.07.13:
DLF: Justizrevolte gegen die FIFA – WM-Gesetz in Brasilien droht gekippt zu werden

10.07.13:
Zeit online: Philosophisches Armdrücken: Olympiaverband debattiert über neues Erlösmodell für Sportler

09.07.13:
nolympia.de: Brasilianisches Tagebuch: Confed Cup, WM 2014, Rio 2016
GEA: Sportmediziner Perikles Simon fordert seit Jahren ein völliges Umdenken im Kampf gegen Doping – »Neuer Kurs funktioniert nur mit neuen Leuten«
sportschau.de: Richard Pound: „Der Sport wird bald in eine Krise geraten“
TA: Neue Starthalle schützt Oberhofer Eisbahn vor Sommerhitze
The Telegraph: Turkey could be banned from Moscow World Championships after ‚up to 30 athletes‘ failed drug tests

08.07.13:
FAZ: DLV-Präsident Prokop: „Doping eine Straftat“

07.07.13:
FR: Die Spiele der Anti-Demokraten

06.07.13:
Traunsteiner Tagblatt: Bürgerentscheid zur Bewerbung für Olympia 2022
Deutschlandradio Kultur: Gestern Weltrekordler, heute ein Wrack
Daily Mail: Russian athletes ‚ordered to dope by coaches‘ and officials ‚demanded cash to mask positive tests‘

05.07.13:
nolympia.de: Chronologie der Ereignisse im Juni 2013
qz.com: The Sochi Winter Olympics just got a lot more expensive – and dicey

04.07.13:
SpOn: IOC-Präsidentenwahl: „Jeder außer Bach“
FAZ: IOC-Präsidentenwahl: Wahlkampf hinterm Graben
Merkur: Nach Reiter-Zoff: Keine FCB-Einladungen mehr
NZZ: Skisprungschanzen-Projekt: Die Türe für St. Moritz weit geöffnet

03.07.13:
Traunsteiner Tagblatt: Olympisches Dorf: Inzell in der engeren Auswahl
Hamburger Abendblatt: Olympia, nein danke?
jensweinreich.de: IOC presidency, election manifesto: Thomas Bach (Germany)
SpOn: Islamisten rufen zu Terror gegen Olympia in Sotschi auf
FAZ: Olympia 2020: Madrid, der Sieger des Tages

02.07.13:
Merkur: Kritischer Blick auf den Tourismus
SpOn: Beckenbauer als Gazprom-Botschafter: Lassen Sie uns nicht über Politik reden!
sid: WM 2018: Schenk stellt Gastgeber Russland infrage
dpa: FCB-Einladung an Reiter: Das sagt der Staatsanwalt

01.07.13:
WDR, die story: Alpen abgezockt – Berge, Schnee und Billiglohn
WDR: Webspecial – Die Alpenstory
sportschau.de: Zwischen Faszination und Manipulation – Der Sport am Scheideweg
FAZ: X Games: Action bis der Arzt kommt
AZ: Der Münchner Olympiapark soll Weltkulturerbe werden
taz: Proteste beim Confed Cup: Wenig erreicht, aber viel bewegt

weiter zur Presseschau für Juni 2013

Jun 252013
 
Zuletzt geändert am 24.03.2015 @ 16:41

25.6.2013; aktualisiert 19.7.2014

Ralf Huber, Geschäftsführer der Olympiapark GmbH, schlägt wieder zu: Die deutsche Tourenwagen-Meisterschaft DTM konnte erst durch Proteste in den Jahren 2011 und 2012 gestoppt werden. Huber „hält die DTM noch immer für richtig: ‚Es war kein Fehler'“ (Becker, Kim Björn, Spektakel für die Zukunft, in SZ 18.5.2013). Nun kommt vom 27. bis 30. Juni 2013 der nächste Kracher in den Münchner Olympiapark: die X Games mit ungeahnten Ausmaßen.

Vorgeschichte
Völlig kritiklos hat sich die Olympiapark GmbH Anfang Januar 2012 beim Veranstalter und Rechteinhaber ESPN um die Austragung der “Global Summer X Games” beworben (München bewirbt sich um X-Games, in SZ 4.1.2012).
Vom 27. bis 30.6.2013 (der Vertrag sollte auch bis 2014 und 2015 laufen, wurde aber nach 2013 bereits wieder gekündigt) fanden im Münchner Olympiapark die Sommer-X-Games statt, die es seit 1995 in einer Sommer- und Winterversion gibt. Sie werden jährlich an sechs Orten ausgetragen und wurden zum größten internationalen Event, zu “Weltspielen der Actionsportarten”. Die X-Games sind ein Franchise-Unternehmen des amerikanischen Fernsehsenders ESPN (Entertainment and Sports Production), der zum Disney-Konzern gehört.
Der Münchner Stadtrat hat mit großer Mehrheit und den Stimmen der Grünen die Bewerbung bewilligt, obwohl wie bei Olympischen Spielen jede Menge Garantien abgegeben werden müssen. Dazu musste der Olympiasee wieder einmal abgelassen werden: In ihm wird eine riesige Rampe mit Halfpipe für BMX und Skateboard errichtet (Tögel, Ralf, Olympias kleine Schwester, in SZ 13.2.2012). 15 Disziplinen mit Motocross in der Olympiahalle und Skateboard und BMX im Olympiastadion und im ganzen Olympiapark sind geplant. (Kristlbauer, Matthias, Olympiapark-Chef: “X-Games sind greifbarer als Winterspiele”, in Münchner Merkur 13.2.2012).
Der Olympiapark-Chef Ralph Huber schwärmte von “olympischen Spielen der Extremsportarten” (Lode, Silke, Willkommen zum Ersatz-Spektakel, in SZ 3.5.2012). “The Show must go on heißt die zynische Devise – und Stadt und Olympiapark GmbH freuen sich so überschwänglich, als wären die X-Games echte Olympische Spiele” (Schnitzler, Johannes, Events um jeden Preis, in SZ 3.5.2012). Dazu gibt es an den vier Tagen noch Live-Konzerte, Fashionshows und Filme – das übliche Hully-Gully für Event-Fans. “Die Zielgruppe besteht aus jungen Partygängern, die alles lieben, was schnell ist und dafür schnell Geld ausgeben” (Ebenda).
Das Budget, das der Münchner Olympiapark dafür jährlich aufbringen muss, liegt bei 3,3 Millionen Euro; das Risiko für die Stadt München soll bei einer Million Euro liegen, was abzuwarten bleibt (X-Games in München, in sueddeutsche.de 1.5.2012; Merz, Markus, Der X-Games-Park, in abendzeitung-muenchen.de 2.5.2012). Ralph Huber äußerte im Februar 2012 auf die Frage nach der Lukrativität: „Das sage ich Ihnen nach der Veranstaltung. Im Moment ist unser Ziel, plus/minus null abzuschließen“ (Kristlbauer 11.2.2012). Huber Ende Juni 2013. „Es kann schon sein, dass wir dieses Jahr Verlust machen und dafür nächstes Jahr mehr einnehmen“ (Tögel, Ralf, „Wir brauchen das, unbedingt“, in SZ 27.6.2013).
Johannes Schnitzler fragte in der SZ: “Nächster Showroom München – der Gewinner ist ESPN… Aber Events um jeden Preis? DTM, Supercross, Ski-Weltcup – dem jeweils einmaligen Ereignis wird der rote Teppich respektive grauer Asphalt ausgerollt… Was der Münchner Olympiapark aber auf jeden Fall braucht, ist eine Identität. Sonst verkommt er zum x-beliebigen Funpark” (Schnitzler 3.5.2013).
Dazu will ihn der Chef Ralph Huber offensichtlich um jeden Preis machen.
Und Thomas Hahn schrieb dazu in der SZ: “Gerade die X-Games, die prestigeträchtigen Kommerzspiele des US-Sportsenders ESPN, inszenieren den Actionsport oft genug als Ereignis, bei dem der Effekt über der Gesundheit des Sportlers zu stehen scheint: Die Leute sollen staunen, wie sie auch im Kino über wilde Verfolgungsjagden staunen, und wenn es dabei zu einem bösen Unfall kommt, gehört das eben zum Geschäft” (Aus Show wird Tragödie, in SZ 12.3.2012).
Brot und Spiele: Das Geld ruft. Der Trend sowohl bei olympischen Sportarten als auch bei den neuen “Free-” und Extremsportarten wird härter: Die Unfälle häufen sich unter dem Olympischen Motto: “schneller, höher, stärker”.

X-Games und Olympische Spiele
Zum höheren Gefahrenpotential tragen immer größere und härtere Halfpipes bei, aber auch der US-Fernsehsender ESPN, der die X-Games veranstaltet und der dazu neigt, “manchen Slopestyle-Kurs für die Action auch mal etwas zu heftig anzulegen” (Hahn, Thomas, Eine böse Laune, in SZ 21.1.2012).
Der Alpindirektor des DSV, Wolfgang Maier, bestätigte, “dass die X-Games mittlerweile eine ernstzunehmende Konkurrenzveranstaltung zu den Olympischen Spielen geworden sind”. Und da das IOC “extrem kapitalorientiert” sei, mache es Druck, die neuen, noch gefährlicheren Sportarten wie Ski-Cross und Freestyle in sein olympisches Programm zu integrieren.
“Die X-Games zeichnen sich durch ein extrem hohes Risiko aus. Je spektakulärer der Sturz, desto besser. Es gibt keine Rücksicht auf Verluste” (Eder, Michael, “Wir fördern keine Gladiatorenkämpfe”, in faz.net 30.1.2013).
Die Bilder von schweren Stürzen lassen sich anscheinend bestens vermarkten, da das Publikum daran Gefallen zu finden scheint: eine perverse Entwicklung.
“Citius, altius, fortius (schneller, höher, stärker) – das Olympia-Motto passt zu den X-Games wie die Faust aufs Auge. In den Sportarten Skateboard, BMX, Motocross und Mountain Bike kämpfen in München mehr als 200 Athleten vier Tage lang gegeneinander – und gegen die Gesetze der Physik. Die Wettbewerbe, die sich mit Bezeichnungen wie ‘Big Air’ (Skateboard, BMX), ‘Best Whip’ (Motocross) oder „Slopestyle’ (Mountain Bike) schmücken, stehen im Zeichen von Höhe, Geschwindigkeit und Kraft. Hier ein Sprung von der Riesenschanze, dort ein Trick im Parcours: Angst ist für X-Games-Athleten ohnehin ein Fremdwort. Natürlich dürfen bei derlei Einlagen Kontrolle und Geschicklichkeit nicht fehlen – sowie eine hohe Schmerztoleranz, denn Stürze gehören bei den riskanten Manövern zur Tagesordnung… ‘Die X-Games sind nicht nur eine spektakuläre Sportveranstaltung, sie sind Lifestyle’, wirbt Ralph Huber, Geschäftsführer der OMG” (Ignatowitsch, Julian, Greller, höher, weiter, in SZ 11.5.2013; Hervorhebung WZ).
ESPN hat die autoritäre Vertragsgestaltung zum Teil vom IOC übernommen. Olympiapark-Geschäftsführer Huber: „ESPN hat laut Vertrag auch die Möglichkeit, die Locations frei zu belegen… ESPN hat die Möglichkeit, aufgrund des Aufbaus oder der Fernsehbilder zu sagen, dass sie etwas ändern möchten. Dann versucht man, zu einem Konsens zu kommen. Das letzte Recht aber hat ESPN“ (Tögel 27.6.2013). Die Presseagentur DPA hat sich geweigert, „die Knebelverträge von ESPN zu unterschreiben und daher auf eine Berichterstattung verzichtet“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).
Das IOC hat sich bereits bei den X-Games bedient und die Sommerdisziplinen BMX, Mountainbike und Skateboard sowie die Winterdisziplinen Snowboard und Skicross in das olympische Programm übernommen. “Olympia hat uns umarmt, und das hat uns enorm vorangebracht”, sagte ein Vermarkter (Klein, Günter, X-Games: Die Action-Sportarten zu Olympia, in Münchner Merkur 4.5.2012).
„Kurzweiligkeit ist gefragt im Kampf um Fernseh- und Sponsorengelder, dem kann sich auch das IOC nicht entziehen. Der Trend zum Spektakel ist nicht zu übersehen. Das IOC lässt sich von Actionsport-Ereignissen wie den X-Games des US-Senders ESPN inspirieren” (Hahn, Thomas, Ringen vor Olympia-Aus, in SZ 13.2.2013; Hervorhebung WZ).

 

 

X-Games, Aufbauarbeiten, Juni 2013

 

Der Aufbau
Ab 21.5.2013 wurde im Olympiapark aufgebaut – für das Vier-Tage-Spektakel vom 27. bis 30.6.2013. Insgesamt wurden 540 Tonnen Material verbaut (Schubert, Andreas, Erst rüsten, dann rasen, in SZ 8.6.2013). Die 26 Meter hohe und 112 Meter lange Big-Air-Rampe wurde im Olympiasee mit einem Betonballast von 100 Tonnen im See verankert. “Um zu verhindern, dass der ganze See abgepumpt werden muss, wird mit einem mobilen Dammsystem von insgesamt 150 Metern Länge eine Fläche geschaffen, aus der 10.000 Kubikmeter Wasser abgepumpt werden, damit Aufbau und Verankerung der Rampe trockenen Fußes zu erledigen ist” (X-Games, in SZ 11.5.2013).

“Der Olympiasee ist zum Teil ausgelassen, im Wasser entsteht eine riesige Rampe. Anwohnern ist die Riesenbaustelle ein Dorn im Auge. Sandberge, Planierraupen, Bagger, ein teils abgelassener Olympiasee – die Anwohner sind geschockt darüber, wie der Olympiapark im Moment aussieht. In zwei Wochen beginnt die Actionsport-Veranstaltung ‘X-Games’. Mit derart massiven Eingriffen in das Gelände im Vorfeld der Wettbewerbe hat auch der zuständige Bezirksausschuss (BA) nicht gerechnet… CSU-Sprecher Erich Tomsche beschrieb die Situation als katastrophal.

 

 

X-Games, Aufbauarbeiten, Juni 2013

Es sei kaum noch Gras auf dem Olympiaberg, eine große Rampe wurde dort aufgebaut, überall Sandberge und der See sei teilweise wieder aufgeschüttet. „Das kann man schon als Frechheit bezeichnen, wie es dort aussieht“ (Kirchensteiner, Sonja, X-Games-Baustelle sorgt für Ärger, in Münchner Merkur 14.6.2013). – „10.000 Tonnen Sand haben sie für die Motocrosser allein ins Olymiastadion geschüttet, noch ein paar tausend in die Olympiahalle nebenan. Ins Eisstadion haben sie eine riesige verwinkelte Betonwanne gegossen für die Skater und BMXler“ (Eder, Michael, Das Olympia von übermorgen, in faz.net 30.6.2012).
Party-Time: „Zwischen Coubertinplatz und Eissportzentrum erstreckt sich im Olympiapark eine rund 20.000 Quadratmeter große Feiermeile mit gut 40 Ständen, einer Musikbühne, interaktiven Zonen und einem aufwendig gestalteten ‚Cultural Village‘, einem Kulturdorf“ (Ignatowitsch, Julian, Postmodernes Millionendorf, in SZ 13.6.2013).
Die Kritik
Der Bezirksausschuss hatte für die X-Games gestimmt, deren wahres Ausmaß aber aufgrund fehlender Informationen nicht erkannt.

 

 

X-Games, Aufbauarbeiten, Juni 2013

Olympiapark-Sprecher Arno Hartung konnte die Kritik nicht nachvollziehen und wollte sich die Veranstaltung nicht zerreden lassen: „Die X-Games sind in den Trendsportarten so etwas wie die Olympischen Spiele, da ist auch ein entsprechender Aufbau notwendig“ (Kronewiter, Thomas, Wie auf einer Baustelle, in SZ 14.6.2013).

 

 

X-Games, Aufbauarbeiten, Juni 2013

Eben: Es ist so, wie es bei München 2022 bezüglich des IOC wäre: “Der Veranstalter der X-Games habe während seiner Showtage Zugriff auf das ganze Gelände – und das für drei Jahre” (Ebenda).

 

 

X-Games, Aufbauarbeiten, Juni 2013

 

Der Aufsichtsrat der Olympiapark GmbH konnte gerade noch eine Rallye des Sponsors Ford im Olympiapark verhindern: Diese findet nun in Freimann statt, zum Missvergnügen des dortigen Bezirksausschusses (Ebenda).
Zitat vom Mai 2013: “CSU-Sprecher Erich Tomsche … legte dem Olympiapark-Chef nahe, sich angesichts seiner Affinität zum Motorsport einen Job am Nürburgring zu suchen: ‘Er versucht es immer wieder’” (Zustimmung mit Bedingung, in SZ 11.5.2013; Hervorhebung WZ).

„Größte Veranstaltung seit Olympia“
„Die X Games sind die größte Veranstaltung seit Olympia 1972, die den gesamten Park umfasst”
(X-Games: “Größte Veranstaltung seit Olympia“, in abendzeitung-muenchen.de 19.6.2013). So feierte (sich) Ralph Huber. Am größten ist die Mega-Rampe im abgelassenen Olympiasee: 26 Meter hoch, 112 Meter lang, 53 Grad steil. “Tarek Rasouli hat den Mountainbike-Parcours am Olympiaberg erstellt… ‘In meiner Zeit ging es einfach nur um das Höher, Schneller, Weiter. Jetzt stehen eher Tricks und Geschicklichkeit im Vordergrund.’ Rasouli, ein früherer Star der Freerider-Szene, ist seit einem BMX-Unfall querschnittgelähmt” (Winter, Sebastian, Knochenbrüche sind fast schon normal, in sueddeutsche.de 21.6.2013; Am Scheitelpunkt zerschellt, in SZ 20.6.2013).
Kein Einzelfall:

X-Games = †-Games?
Das „X“ steht für „extrem“: So laufen diese Sportarten dann auch ab. „Die X-Games kommen ohne schwere Unfälle selten aus, und wer nicht mindestens einmal ziemlich böse verletzt war, wird vermutlich erst gar nicht eingeladen“ (SID, X-Games: Extremer Sport, extreme Unfälle, in Münchner Merkur 26.6.2013).
Die kanadische Ski-Freestylerin Sarah Burke gewann viermal den Halfpipe-Titel beim Extremsport-Event X-Games. Sie hatte sich dafür eingesetzt, dass ihre Sportart Ski-Slopestyle in das Programm von X-Games aufgenommen wurde und erstmals 2014 in Sotschi die Freeski-Disziplinen Halfpipe und Slopestyle olympisch wurden (Hahn, Thomas, Eine böse Laune, in SZ 21.1.2012). Am 10.1.2012 stürzte sie beim Training in der Olympia-Halfpipe in Vancouver, landete auf dem Kopf und erlitt schwere Kopfverletzungen (Sarah Burke im Koma, in SZ 12.1.2012; “Kritischer Zustand”, in SZ 13.1.2012). Nach einem Herzstillstand kam es zu “schweren, irreparablen Gehirnschäden” (Tod von Ski-Freestylerin Burke, in spiegelonline 20.1.2012). Neun Tage später starb sie im Krankenhaus von Salt Lake City.
Der Amerikaner Caleb Moore verlor am 24.1.2013 in der X-Games-Disziplin “Freestyle-Snowmobiling” in Aspen/Colorado die Kontrolle über sein 200 Kilo schweres Schneemobil nach einem missglückten Rückwärtssalto und erlag seinen inneren Verletzungen (Schneemobil-Pilot erliegt seinen Verletzungen, in sueddeutsche.de 1.2.2013; Toter bei X-Games, in SZ 2.2.2013). Mitte März 2013 strichen dann die Veranstalter vom Sender ESPN die Schneemobil-Disziplin. “Dass im Januar ein Teilnehmer starb, sei jedoch nicht der Anlass gewesen, teilte der Sender mit” (Veranstalter streicht Schneemobil-Disziplin, in spiegelonline 13.3.2013).
Einige „Helden“: Paris Rosen, Freestyle-Motocrosser, Unfall 2010 bei Salto vorwärts: Leberriss, Knorpelbruch, Bruch der unteren Lendenwirbelsäule, Lungenquetschung, Abschürfungen und Prellungen. Caleb Moore, tödlicher Unfall mit Schneemobil Januar 2013. Steffi Laier, “Women’s Enduro X”, Unfall August 2012: Motorrad durchschlägt von hinten den Oberschenkel. Chad Kagy, BMX-Freestyle Big Air: 15 Operationen, u. a. gebrochenes Genick, gebrochener Oberschenkelknochen, hat 26 Metallteile im Körper. Brian Deegan, Rallycross und Moto X Step Up: Beine und Arme gebrochen, Niere verloren, Milz verloren. Manny Santiago, Street League Skateboarding: Sprunggelenke ausgeleiert, Knieschmerzen, Zahnverlust. Jackson Strong, Freestyle Moto X: Knochenbrüche. Peter Henke, Mountainbike Slopestyle: gebrochener Mittelhandknochen, gebrochene Speiche, Bänderrisse, Gehirnerschütterung. Usw.usw. (Winter, Sebastian, Knochenbrüche sind fast schon normal, in sueddeutsche.de 21.6.2013; Biazza, Jakob, “Angst? Nur vor wütenden Frauen!” in jetzt.sueddeutsche.de 21.6.2013; Münchner Merkur 26.6.2013).
Der Sportwissenschaftler Martin Stern zur Gefahrenentwicklung bei neuen Wintersportarten: “Das Risiko ist Teil der Struktur dieser Sportarten. Neue Tricks, mehr Schrauben, spektakulärere Sprünge – davon leben diese Disziplinen. Die Sportler werden immer den Grenzgang probieren, egal wie die Bedingungen sind. Und die Zuschauer erwarten das auch von ihnen” (“Doppelter Druck”, in Der Spiegel 7/9.2.2013; Hervorhebung WZ). „Und am Streckenrand wartet bereits der Krankenwagen“ (SID, Münchner Merlur 26.6.2013).
Man darf auf die X-Games Ende Juni 2013 in München gespannt sein. Vielleicht kommen so viele Besucher, weil sie Blut sehen wollen. Und die Krankenkassen zahlen ja für die Unfälle – bzw. wir alle.

Das X-Games-Business
„Erfinder der X Games ist der amerikanische Sender ESPN, der nun auch um Marktanteile in Europa kämpft… In München werden rund 100.000 Zuschauer erwartet” (Schanze im See, in Der Spiegel 26/24.6.2013).
Der Skateboarder Tobi Kupfer, 37, berichtet über seinen Sport: “… die Multis, die ganzen großen Konzerne geben den Ton an. Der Markt ist eigentlich komplett gekauft… 60,70 Prozent der kleinen Skateboardshops gehen pleite… Skateboarden ist im Konsum untergegangen” (Hahn, Thomas, “Eine Stuntman-Show”, in SZ 27.6.2013; Hervorhebung WZ). Zu den X-Games des Fernsehsenders ESPN in München merkt Kupfer an: “Der Tred geht weiter. Noch fetter, noch krasser. Es ist wie eine Stuntman-Show. Es ist ein schöner Gladiatorenkampf… Keiner von denen hat den Impuls, die Welt zu retten”. Bei den X-Games sieht Kupfer “Vetternwirtschaft” und VIP-Schläuche” (Ebenda). – „Ich habe mich ja auch einmal darin befunden, und das  war okay. Aber man muss sich irgendwann fragen: Was kommt danach?“ (Perkuhn, Anja, Schmerzen im Raumschiff, in berliner-zeitung.de 30.5.2013).
Scott Tepper von der Skateboard-Modefirma HUF: “…viel vom Skateboarden ist zu einer Betriebswelt geworden. All diese riesigen Firmen versuchen, ihren Anteil daran zu beanspruchen… Als Snowboarder in Not oder kleine Marke ist es oft schwer zu widerstehen. Manchmal heißt es: Unterschreib’ oder geh unter… (Ebenda).
Kristijan Mirkovic
, 32 entschied sich für den Skateboard-Sport und gegen den Kommerz: „Irgendwann kamen wir an einen Punkt, wo es mit dem Geschäft zu viel wurde. Noch ein Eingeständnis mehr, noch ein Grundsatz weniger – da haben wir einfach aufgehört“ (Ignatowitsch, Julian, Auf dem Sprung, in SZ 8.6.2013).
Die jungen Sportler können einem leid tun: Sie sind Verführte und setzen ihre Gesundheit aufs Spiel. Die Verführer – Veranstalter, Fernsehsender, Sponsoren etc. – machen mit ihnen das Geschäft.

 

 

Parkordnung

Die Parkordnung gilt leider nur für den normalen Parkbesucher.

Fazit:
– „Der Bezirksausschuss stellt einen Dringlichkeitsantrag an das Münchner Umweltreferat mit der Forderung, den derzeitigen Lärmpegel bei den X-Games sofort nach unten zu regeln“ (Zu viel Lärm? Anwohner gehen auf die Barrikaden, in abendzeitung-muenchen.de 28.6.2013).
– „Man kann seinem Jungen (Mädchen sind bei den X Games nur am Rand beteiligt) aber auch etwas Motorisiertes vors Kinderzimmer stellen. Eine 250-Kubik-Crossmaschine, mit der man springen kann, oder einen kleinen Rennwagen vielleicht, muss ja nicht gleich ein RallyCross-Fiesta mit 550 PS sein, wie sie die X-Games-Piloten am FröttmaRing bewegen. Oder vielleicht doch erst mal ein BMX-Rad, mit dem die X-Games-Helden helikoptermäßig über die Riesenschanze fliegen, manchmal auch direkt ins Krankenhaus“ (Eder, Michael, Das Olympia von übermorgen, in faz.net 30.6.2012).
– „Wer stürzt, entschuldigt sich später für die Schwäche, gern über Twitter an alle Welt, wie der Amerikaner James Foster, der am Freitag mit seinem BMX in die Rampe fuhr und auf Kopf und Schulter landete“ Perkuhn 30.6.2013). – „Der Kalifornier wurde trotz Helm mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht, der spätere Sieger Chad Kagy meinte lapidar: ‚Wer Angst hat, darf nicht starten“ (Tögel, Ralf, Happening im Luftraum, in SZ 1.7.2013). – „Nach einer Stunde Unterbrechung, in der viel Werbung über die Großbildleinwand flimmerte und die Moderatoren ‚den blauen Himmel‘ lobten, wurde der Wettkampf fortgeführt“ (Ignatowitsch, Julian, Warmbrunn, Benedikt, Von Rädern und Rollen, in SZ 1.7.2013).
– „Was all die Stürze, die Sprünge, das Inkaufnehmen mit ihm, seinem Körper, in zehn, zwanzig Jahren macht, darüber denke er nicht nach, sagt Chris Cole. ‚Später in meinem Leben habe ich lieber Schmerzen, als etwas zu bereuen’“ (Ebenda).
– „Das Spektakel der Freestyle-Motocrosser musste als einziger Wettbewerb komplett abgesagt werden: Zu feucht war der Untergrund. „Wir hätten über Nacht 12000 Kubikmeter Dirt austauschen müssen“, sagte Frank Seipp, der Organisations-Chef. Kartenbesitzern, die von den Verschiebungen im Zeitplan betroffen sind, empfahl Huber, sich zwecks der fälligen Rückerstattungen schriftlich an den Anbieter ‚München Ticket‘ zu wenden“ (Becker, Thomas, Erst NIX-Games, dann „beste Werbung“, in abendzeitung-muenchen.de 30.6.2013).
– „Die Spiele wirkten auf den ersten Blick tatsächlich wie die rücksichtslose Spektakel-Phantasie ihrer Erfinder vom US-Privatkanal ESPN… ‚Innovation ist ein großer Teil des Freestyle“, sagt der US-Motocrosser Nate Adams, in München Bronze-Gewinner im Speed- and Style-Contest. ‚Was Neues finden, etwas, das noch niemand gesehen hat. Gefährlicher, technischer. Dadurch bleibt es nie gleich, irgendjemand macht immer was Neues, um Fernsehzeit zu bekommen und einen Sponsor’… Skateboarder Chris Cole sagt, dass er im Adrenalin-Rausch die Härten der Jagd nach Neuem gar nicht so spüre, außerdem: „Mein Wille, das umzusetzen, nach was ich mich einmal gesehnt habe, ist viel größer als der Schmerz, den ich dabei einstecken werde.“ Und der Motocrosser Edgar Torronteras aus Spanien, in München Gewinner des Kunstsprung-Wettkampfes Best Whip, sagt auf die Frage nach dem Schmerz: ‚Wenn ich Schmerzen habe, nehme ich Pillen. So ist das’… Er lüftet seinen Kragen und zeigt die kantige Stahlplatte, die sein Schlüsselbein ersetzt, er schiebt das Hosenbein hoch, zeigt die Narbe am Fußgelenk und ruckelt am Knie, das kaputte Kreuzbänder aufweist. Das ist der Preis, und ihm ist klar, dass das Publikum davon nichts wissen will“ (Hahn, Thomas, Show der Schmerzensleute, in SZ 1.7.2013).
– „Höher, schneller, weiter: Der Druck auf die Athleten, immer neue Spektakel zu bieten, der Drang zum Extremen, wird den X Games gern zum Vorwurf gemacht, doch letztlich ist dies nur das Grundgesetz des Leistungssports. Die X Games nehmen es nur ziemlich ernst. In der X-Games-Welt sind die verrückten Alten immer noch große Attraktionen, Männer, die wie der Motocrosser Brian Deegan auch dann noch weiterfahren und gewinnen, wenn ihnen die Ärzte in Notoperationen Niere und Milz herausgeschnitten haben. Männer wie Deegan oder der legendäre Hasardeur Travis Pastrana, der in München zum Bedauern aller fehlte, stehen für die Wildheit, mit der die Szene einst den etablierten Sport aufmischte. Sie haben die X Games groß gemacht, ihnen haben die Kids nachgeeifert, sie haben ESPN Millionen in die Kasse gespült…ESPN bestimmt die Regeln, ESPN lädt ein, die Athleten verkaufen sich an Sponsoren, die Sponsoren verkaufen ein Lebensgefühl. „Wir wollen einer globalen Community Actionsport präsentieren“, sagt ESPN-Sprecherin Amy Lupo. „Das ist eine Sprache, die man auf der ganzen Welt versteht.“ Es ist die Sprache des Geldes. Die Outlaws von gestern tragen heute Red-Bull-Kappen und werden vom Fahrdienst zum Mittagessen chauffiert“ (Eder, Michael, Action bis der Arzt kommt, in faz.net 1.7.2013).

Und danach: wieder abbauen…

 

 

X-Games, Abbauarbeiten, Juli 2013

 

X-Games, Abbauarbeiten, Juli 2013

Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Brot und Spiele; Event; MUNICH MASH

Jun 182013
 
Zuletzt geändert am 03.10.2013 @ 17:31

Chronik der angekündigten Sport-Skandale
Wolfgang Zängl 19.6.2013, aktualisiert 27.6.2013

Wenn, wie im Fall Brasilien, beide Ereignisse – die Fußball-WM 2014 und Olympische Sommerspiele 2016 –  im Abstand von zwei Jahren ablaufen, sind deren Auswirkungen besonders gravierend. Denn die Tendenz bei Sport-Großereignissen wie FußballWM oder Olympischen Spielen ist stets die selbe: von Euphorie und Größenwahn über Ernüchterung zu Heulen und Zähneklappern. Jetzt wehren sich die Brasilianer im Vorfeld:Allein die parasitäre Fifa hat eine 15-Milliarden-Fehlinvestition in Brasilien verursacht. Die Bevölkerung geht zu recht auf die Straße: Brot ODER Spiele.
 
Diese Zusammenstellung aus der Nolympia-Chronologie ist nicht vollständig. Sie ist bewusst in zeitlicher Abfolge angelegt: Dadurch werden die Entwicklungen deutlich.

Juli 2011
– ARD und ZDF zahlen an das IOC

ARD und ZDF haben zu einem bislang unbekannten Preis Anfang Juli 2011 die Übertragungsrechte für die Olympischen Spiele 2014 und 2016 erworben. Spekuliert wurde über 135 Millionen Euro – dann hätte die vom IOC beauftragte Großagentur SportA 50 Millionen Euro mehr erlöst, als die Verträge mit der European Broadcasting Union für die Spiele 2010 und 2012 gekostet hatten. ZDF-Intendant Markus Schächter schwärmte, dass die Olympischen Spiele wie kein anderes Ereignis „den Breiten- und Spitzensport in seinem ganzen Umfang und in seiner Internationalität“ abbilden würden (Olympisch, in SZ 5.7.2011).
Warum bitte den Breitensport?
Für den IOC-Verhandlungsführer Thomas Bach „wäre ein dreistelliger Millionen-Abschluss jedenfalls ein hübscher Erfolg. Der umtriebige Wirtschaftsanwalt …. gilt auch als Kandidat für die IOC-Präsidentschaft. Vielleicht hat der Zuschlag von ARD und ZDF ihm dabei geholfen“ (Haben ARD und ZDF wirklich 59 Prozent mehr für die Olympischen Spiele geboten? in www.mediencity.de 5.7.2011).
Siehe auch: Die Öffentlich-Rechtlichen Sportsender
– Die Fifa feiert wieder
Show-Time in Rio de Janeiro: Die Fifa beging am 30.7.2011 das wichtige Ereignis Auslösung der Qualifikationsgruppen für die Fußball-WM 2014. 203 Nationen bewerben sich in 824 Länderspielen um die 31 Startplätze (Brasilien als Gastgeber ist gesetzt).
Auf Wunsch der Fifa wurde für 20 Millionen Dollar eine Bühne mit 740 Quadratmetern am Yachthafen gebaut. Der Stadtflughafen wurde vier Stunden gesperrt, damit jeder Sepp Blatter hören kann.
Ob man ihn hören will oder nicht.
Brasilien will 14 Milliarden Dollar in die WM 2014 investieren, wobei man nicht weiß, woher das Geld kommen soll. Gespielt wird in ZWÖLF Stadien – das freut die Architekten. Das deutsche Büro Gerkan, Marg & Partner (gmp) baute schon bei der FußballWM 2010 in Südafrika drei Stadien: das Cape Town Stadion in Kapstadt, das Moses Mabhida Stadion in Durban und das Nelson Mandela Bay Stadion in Port Elizabeth. 2014 baut gmp die Arena da Amazonia, das Estadio Nacional de Brasilia und das Estado Nacional de Brasilia in Belo Horizonte.
Dass diese zwölf brasilianischen Stadien nach der WM 2014 genauso leer stehen werden wie die südafrikanischen nach 2010, ist heute schon klar.
Vergleiche hierzu: Die Sportpalast-Architekten
Neben dem general-renovierten Maracana-Stadion „wird ein ganzes Armenviertel weg geräumt, die Favela Mêtro, Menschenrechtler sind entsetzt“ (Burghardt, Peter, Die WM der Zylinderhüte, in SZ 29.7.2011).
Der Generalsekretär des brasilianischen Fußballverbandes und ehemalige Schwiegersohn des Ex-Fifa-Präsidenten Joao Havelange ist Ricardo Teixeira. Er wird „mit bizarrsten Geschäften in Verbindung gebracht“ (ebenda) und hat sich persönlich 50 Prozent des Gewinns bei der WM 2014 gesichert. Seiner Tochter Joana Havelange hat Teixeira den Posten „Marketing and Planning Director of the Local Organising Committee” gesichert.

September 2011
Die Öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF brauchen immer mehr Geld für die Übertragungsrechte von Sportgroßereignissen. spiegelonline listete die Kosten für einige Sport-Großereignisse auf:
So entrichten ARD und ZDF
– für die Übertragung der FußballWM 2014 in Brasilien 210 Millionen Euro plus 30 Millionen Euro Produktionskosten.
– für die Fußball-EM 2016 in Frankreich 160 Millionen Euro plus 20,5 Millionen Euro Produktionskosten.
– für die Übertragungsrechte an den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro 80 Millionen Euro (das wird nicht reichen; W.Z.).
„Insgesamt belaufen sich die anvisierten Ausgaben für die Rechte an Sportgroßveranstaltungen also auf eine halbe Milliarde Euro“ (spiegelonline 22.9.2011).

Dezember 2011
In Rio de Janeiro werden seit geraumer Zeit die Elendsviertel (Favelas) für die FußballWM 2014 und die Olympischen Spiele von Spezialkräften der Polizei geräumt. „… vor allem im Süden und Südosten der Stadt grenzen Favelas fast unmittelbar an Orte, die während der WM und der Sommerspiele Hunderttausende Touristen frequentieren werden“ (Gilbert, Carmen, Rios verschleppte Kinder, in Der Spiegel 47/2011).

Januar 2012
Fazit aus Rio de Janeiro: „Rio ist heute eine der teuersten Städte der Welt. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Sommerspiele zwei Jahre später lösten einen wahren Boom und einen Run auf Häuser und Wohnungen aus“ („Sehr gute Drinkability“, in Der Spiegel 1/31.12.2011).
Gleichzeitig werden die Elendsviertel (Favelas) von der Polizei wegen der Sport-Großereignisse geräumt (siehe oben).

Februar 2012
Ricardo Teixeira
war seit 1989 Präsident des brasilianischen Fußballverbandes CBF, Chef des Organisationskomitees COL für die FußballWM 2014 in Brasilien und saß im Exekutivkomitee der Fifa. Der ehemalige Schwiegersohn des brasilianischen Fifa-Präsidenten Joao Havelange stand jetzt kurz vor der Ablösung. „Teixeiras zweite Frau und die 11-jährige Tochter warten bereits in Florida auf den Nachzügler” (Kistner, Thomas, Frau und Tochter warten in Florida, in SZ 17.2.2012). Die Tochter Antônia bekam bereits im Juni 2011 umgerechnet 1,7 Millionen Euro überwiesen – vom Vereinspräsident des FC Barcelona, Sandro Rosell. Dieser hat wiederum die Qatar Foundation  als Sponsor für den FC Barcelona angeworben: für 165 Millionen Euro bis zum Jahr 2022 (Kistner, Thomas, Millionen für die Tochter, in SZ 18.2.2012).
Die Vorwürfe gegen Teixeira gehen u. a. in Richtung Korruption, Geldwäsche, etc. 2011 wurde bekannt, dass Teixeira mit sich selbst einen denkwürdigen Vertrag abgeschlossen hat: Von den WM-Gewinnen 2014 sollte er die Hälfte erhalten; eventuelle Verluste hätte der brasilianische Fußballverband CBF selbst tragen müssen.

April 2012
Zur FußballWM 2014 in Brasilien gibt es einen Film zur Zwangsräumung eines Stadtteils in Sao Paulo unter http://www.solidar.ch/brutale-zwangsraumung.html
Zitate aus Brasilien zur WM 2014:
– „Wenn ich den Mund öffne, um die Fifa, CBF oder die Unehrlichkeit der Politiker und Geschäftsleute zu kritisieren, bin ich nicht nur Romario, sondern die Stimme von Millionen von Brasilianern. (…) Unser Geld fließt in überteuerte Bauwerke, in weiße Elephanten (Stadien, die nach der WM nicht mehr gebraucht werden können). Dieses Geld wird uns im Gesundheitssystem, in der Bildung und in der Sicherheit fehlen“ (Romario, ehemaliger Weltfußballer und brasilianischer Parlamentsangeordneter; ebenda).
– „In den WM-Städten sind 150.000 Familien von Zwangsumsiedlungen bedroht. Es werden mehr Obdachlose produziert. Wenn Menschen für Straßen, Flughäfen oder im Umfeld von Stadien umgesiedelt werden, ohne dass sie gleichwertigen Wohnraum bekommen, wachsen die Armenviertel“ (Raquel Rolnik, UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Wohnen; ebenda)
„Die WM bringt für mich und andere Arme keinerlei Veränderung. Es gibt keine Verbesserungen. Weder finanzielle Hilfe noch eine Verbesserung der Wohnsituation, der Schule, des Gesundheitssystems – nichts ist besser geworden für diejenigen, die es brauchen würden“ (Rita Bonfim Silva, von Vertreibung betroffene Mutter in Rio; ebenda).

August 2012: Baustopp für Belo Monte
Ein brasilianisches Bundesgericht hat einen sofortigen Baustopp für den Amazonas-Staudamm Belo Monte angeordnet. „Die bisher erteilten Baugenehmigungen durch Kongress sowie den Obersten Gerichtshof seien wegen Formfehlern nicht rechtsgültig“ (Baustopp für Staudamm, in SZ 16.8.2012). Belo Monte soll vor allem wegen des hohen Stromverbrauchs der FußballWM 2014 in Brasilien und den Olympischen Spielen 2016 in Rio errichtet werden und 500 Quadrakilometer Amazonas-Urwald überfluten. Der Fertigstellungstermin sollte zunächst in 2015 liegen; mittlerweile eher nach Fußball-WM und Olympischen Spielen.
Vergleiche auch: hier

Baustelle Olympische Sommerspiele Rio de Janeiro: „Wegen Olympias Neubauten müssen sogar einige friedliche Bewohner umziehen… Aber am Ende werden die Brasilianer wunderbare Partys hinlegen, wer mag das bezweifeln?“ (Burghardt, Peter, Bom día Rio, in SZ 11.8.2012).
Das ist inzwischen einfach der Sinn des Lebens: Party. Das muss man doch einsehen!
Die 1500 Bewohner der Favela Vila Autódromo sehen das anders: Auch sie sollen abgesiedelt werden. Hier sind der neue Olympiapark mit Wettkampfstätten, Medienzentrum und einem Olympiastützpunkt geplant.
Im Namen von FußballWM 2014 und Olympischen Sommerspielen 2016 werden Favelas in Rio abgerissen: „Die drei großen Immobilienunternehmen im Stadtviertel sind gegen die Favela und sie haben großen politischen Einfluss. Wenn die Olympischen Spiele 2016 vorbei sind, wird ein Viertel des Olympiaparks als Sportanlage erhalten bleiben. Den Rest darf das Unternehmenskonsortium, das den Olympiapark für die Stadt errichtet, zu luxuriösen Wohnanlagen umbauen“ (Janke, Carsten, Eine Favela leistet Widerstand, in taz.de 12.8.2012). 5600 Menschen sollen bereits vertrieben worden sein, 16.000 sind von einer Räumung bedroht (Ebenda).
IOC-Präsident Jacques Rogge hat persönlich in einem Gespräch mit dem Bürgermeister von Rio de Janeiro, Eduardo Paes, darauf gedrungen, dass die Armenviertel verschwinden. Paes: „Er hat uns gebeten, dass wir diese Viertel urbanisieren“ (Käufer, Tobias, Zwangsräumung für Olympia, in faz.net 29.8.2012).
„Seit der Vergabe der Olympischen Sommerspiele an die brasilianische Metropole, die damit der erste südamerikanische Gastgeber dieses sportlichen Weltereignisses wird, ist eine Debatte darüber entbrannt, wie Rio seine Armenviertel aus dem Stadtbild tilgen kann. Immobilienspekulanten wittern das große Geschäft“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).
Das ist der Olympische Immobilienkrieg von Vancouver 2010 über London 2012 bis Rio 2014/2016: Abriss von Sozialbauten und bezahlbarem Wohnraum, Neubau von Luxuswohnungen: Die Immobilienbranche macht ihre Supergewinne.

September 2012
Brandrodung für die FußballWM 2014 mitten in Sao Paolo
„Die Feuer in den Favelas in Sao Paulo häufen sich. Erst kürzlich brannte eine Favela, auf deren Grund die Stadt einen S-Bahnhof plant. Die Bewohner mutmaßen, dass die Feuer Platz für die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 schaffen sollen… Die vielen Brände der vergangenen Wochen machen den Menschen in den Favelas Angst – und sie nähren den bösen Verdacht, dass Immobilienpekulanten und Bauunternehmer hinter der Brandserie stecken“ (Käufer, Thomas, Brandrodung mitten in der Stadt, in faz.net 25.9.2012).

Oktober 2012
Staatsgewalt für WM 2014 und Rio 2016
In Rio/Brasilien wurden im Oktober 2012 fünf angeblich von Drogenbanden kontrollierte Favelas mit 24 gepanzerten Fahrzeugen und mehreren Hubschraubern besetzt (Polizei besetzt mehrere Favelas, in spiegelonline 15.10.2012). Auch das Armenviertel Vila Autódrome soll den Olympischen Sommerspielen weichen. Hier wohnen nach Aussagen der Behörden in 236 Gebäuden auf 84.774 Quadratmetern 939 Menschen; die Bewohner selbst nennen die Zahl 2500.
„Auf dem lehmigen Boden wächst bald der Olympiapark. In vier Jahren wird in dieser Gegend Handball gespielt, Basketball und Tennis, geschwommen, geturnt, geboxt. Außerdem entsteht hier das Pressezentrum, Pläne und Computeranimationen sind längst fertig“ (Burghardt, Peter, Rebellion gegen das Monster, in SZ 20.10.2012). Die Lehrerin Inalva Mendes Brito wohnt seit 35 Jahren hier und sagte: „Das wird ein olympisches Inferno. Das sind Glücksspiele, bei denen große Firmen gewinnen und das Volk verliert. Wir zahlen die Rechnung… Die Gesetze machen die Fifa und das IOC” (Ebenda; Hervorhebung WZ). Für Brito ist der Sport ein Vorwand, „damit sich Immobilienhaie und Bauherren diese Grundstücke unter den Nagel reißen“ (Ebenda). Die Bewohner von Vila Autodrome hatten 2010 vor dem Hotel Copacabana Palace protestiert, als das IOC die Olympischen Sommerspiele 2016 vergab.
Indianermuseum soll abgerissen werden
Für die FußballWM 2014 soll in der Nähe des Maracana-Fußballstadions das alte Indianermuseum, ein historisches Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert, abgerissen werden. Das ist eine Auflage der Fifa, die hier eine freie Bewegungsfläche fordert. Seit 2006 halten etwa 20 Repräsentanten mehrerer Indianervölker aus ganz Brasilien das Gebäude besetzt. Die Ureinwohner wollen nicht aufgeben (Brasilieninitiative Freiburg, Cabral will Abriss des alten Indianermuseums, 23.10.2012).
12 Milliarden Euro für WM 2014
Soviel wird Brasilien (derzeit) investieren. In zwölf Stadien werden die Spiele stattfinden. Darunter ist der Neubau von Manaus, ein Projekt des Hamburger Büros Gerkan, Marg und Partner. Das Stadion kostet umgerechnet 200 Millionen Euro. „Nur die VIP-Logen werden auf ausdrücklichen Wunsch der Fifa mit Klimaanlagen ausgerüstet. Die hohen Gäste wollen auf keinen Fall schwitzen beim Fußball“ (Glüsing, Jens, Schlafende Schlange, in Der Spiegel 42/15.10.2012).
Manaus ist mit dem Auto nur schwer zu erreichen. Ganze vier Vorrundenspiele werden hier ausgetragen. Es gibt keinen größeren Fußballverein: Damit ist der nächste White Elephant geschaffen.

top-alt: auto; mso-margin-bottom-alt: auto;">November 2012
Zwei Kilometer Fifa-Bann in Brasilien 2014
Acarjé sind Teigbällchen aus gemahlenen Bohnen und Shrimps, die im brasilianischen Bundesstaat Bahia sehr beliebt sind. In Bahia steht aber auch das FußballWM-Stadion Fonte Nova. Die Acarjé-Straßenverkäufer revoltierten im November 2012: „Im Dunstkreis von zwei Kilometern rund um die WM-Arenen sind nur von der Fifa lizenzierte Anbieter befugt und keine Straßenverkäufer. Wegen der Sponsoren“ (Burghardt, Peter, Rita Santos, in SZ 5.11.2012).
Nun weiß der Gouverneur nicht, was er tun soll. Vielleicht stellt TOP-Sponsor McDonald’s die Acarjé-Bällchen selbst her?
Eine Kurzrecherche ergab, dass die Fifa bei der FußballWM 2010 in Südafrika noch einen „Bann” von einer Meile hatte. Wenn es so weiter geht, sind es in Russland 2018 vier Meilen, in Katar 2022 acht Meilen…

– Elitarismus. Ein Mitglied des Volkskomitees WM und Olympische Spiele sagte: „Das ganze Projekt des neuen Maracana hat einen elitären Charakter und zielt auf Ausgrenzung ab“: Den Brasilianern sollen europäische Normen aufgedrückt und den Armen der Zugang zum Stadion erschwert werden (Behn, Andreas, Soziale Säuberung für reiche Fans, in taz.de 15.11.2012). Im Maracana-Stadion werden 360 Überwachungskameras die Zuschauer erfassen.

– Was kostet schon nichts? Die Kosten für Sicherheit bei der FußballWM 2014 in Brasilien liegen bereits bei umgerechnet 705,5 Millionen Euro (FußballWM 2014: WMSicherheit kostet Brasilien über 705 Millionen Euro, in ftd.de 20.11.2012). Die WM findet vom 12.6. bis 13.7.2014 statt, das macht tägliche Sicherheitskosten von rund 20 Millionen Euro. Was tut man nicht für Blatter & Co.?!

top-alt: auto; mso-margin-bottom-alt: auto;">Dezember 2012
– „Menschenrechtler befürchten, dass die Olympischen Spiele in Rio auf Kosten ärmerer Einwohner gehen. Es entsteht eine Stadt, die im Inneren sicher ist, aber seine Gewalt in die Außenbereiche transportiert“ (Käufer, Tobias, “Olympia für die Reichen”, in faz.net 29.12.2012).
– Der Theologe Antonio Costa stellte fest: „Am Ende werden wir eine Fläche rund um die Olympia-Schauplätze haben, die Rio von seiner besten Seite zeigt. Die Ober- und die Mittelschicht werden jubeln. Aber die Armen bezahlen mit ihrem Blut für diese Spiele“ (Ebenda).
– Das legendäre Fußballstadion Maracana in Rio de Janeiro wird für die WM 2014 auf Kosten des brasilianischen Steuerzahlers für (derzeit) umgerechnet 350 Millionen Euro umgebaut. Es hat dann nur noch rund 78.000 Sitzplätze, aber 60 neue Bars und 110 Luxuslogen. Der Gouverneur von Rio, Sergio Cabral, will das Maracana privatisieren und für 2,5 Millionen Euro pro Jahr an seinen Förderer, den Multimilliardär Eike Batista übergeben (Upadek, Carsten, Kowasch, Fred, Kurz vor der Räumung, in dradio.de 30.12.2012).

Januar 2013
-WM-Prostituierte
In der brasilianischen Stadt Belo Horizonte wird 2014 bei der FußballWM das Halbfinale ausgetragen. Schon jetzt werden Sprachkurse für Prostituierte angeboten. Die Nachfrage ist riesig. In Belo Horizonte gibt es 80.000 Prostituierte (Gratis-Englischkurse für Prostituierte, in sueddeutsche.de 9.1.2013).

– Mit Pfeil und Bogen gegen FußballWM
Immer Samstag um fünf Uhr demonstrieren 60 Vertreter brasilianischer indigener Stämme in Rio de Janeiro gegen den Abriss des früheren Indianermuseums: Es soll einem Großparkplatz des Maracana-Stadions für die FußballWM 2014 weichen. „Rios Gouverneur will das ehemalige Indio-Museum nun doch nicht abreißen, sondern renovieren“ (Burghardt, Peter, Widerstand mit Pfeil und Bogen, in SZ 30.1.2013).
Am 28. Mai 2013 soll das Maracana-Stadion der Fifa übergeben. Nach der WM wird es für 2,5 Millionen Euro an den neuen Betreiber vermietet: Das macht eine Verzinsung des staatlich eingesetzten Kapitals von rund 0,7 Prozent.
Die Machbarkeitsstudie wurde von der Firma IMX durchgeführt, die dem reichsten Mann Brasiliens gehört: Eike Batista. Beste Chancen auf die Übernahme des Stadions hat: die Firma IMX.
Der Großparkplatz könnte auch für das Shoppingcenter dienen, das neben dem Stadion errichtet wird. Bauherr: Eike Batista (Lichterbeck, Philipp, Mit Kriegsbemalung gegen Schlagstöcke, in tagesspiegel.de 27.1.2013).

– Neues vom Staudammprojekt Belo Monte
40.000 Menschen müssen wegen Belo Monte im Amazonasgebiet umgesiedelt werden. Laut Bischof Erwin Kräutler werde die Regierung gegen all ihre Versprechungen weitere Staustufen am Rio Xingu bauen. Umgerechnet fast elf Milliarden Euro wird Belo Monte kosten. Die Begründung für das gigantische Staudammprojekt: die Stromversorgung der Fußball-WM 2014 und der Olympischen Spiele 2016.
Deutsche Unternehmen machen eine knappe halbe Milliarde Umsatz: Ein Konsortium um Siemens und Voith liefert die vier Turbinen plus Generatoren, Mercedes die Lkws, die Münchner Rück versichert.
Und die Indianer sollen mit umgerechnet 570 Millionen Euro Entschädigungsgeld ruhig gestellt worden sein. „Die Indianer kommen jetzt in die Stadt und kaufen mit geschenktem Geld Dinge, die sie vorher nicht gebraucht haben“ (Stock, Jonathan, „Der Rest vom Paradies“, in Der Spiegel 5/28.1.2013).
Weitere Infos zu Belo Monte unter „Aktuelles“: Olympisches Atomkraftwerk Angra 3

 März 2013
– Die nächsten Favelas werden „befreit“
Anfang März 2013 besetzten 1400 Polizisten, 200 Marinesoldaten, 17 Panzerfahrzeuge und Hubschrauber zwei Armenviertel von Rio de Janeiro. „Die Besetzung von Favelas ist Teil von Rios Sicherheitsstrategie für sportliche Großveranstaltungen in Brasilien. 2014 findet in dem Land die Fußball-Weltmeisterschaft statt, zwei Jahre später in Rio die Olympischen Spiele… Seit 2008 wurden laut BBC in Rio mehr als 30 Favelas auf diese Art ‘befriedet’… Allerdings gebe es immer noch rund 600 Favelas allein in Rio“ (Soldaten und Polizisten besetzen Armenviertel, in spiegelonline 4.3.2013). – „Immer wieder flammt Gewalt auf. Anderswo funktioniert das Friedenskonzept so gut, dass die Immobilienpreise sich teilweise vervierfacht haben… Es heißt immer wieder, Rios Führung kümmere sich hauptsächlich um die strategisch bedeutsamen Gegenden nahe der Wettkampfstätten von WM und Olympia“ (Burghardt, Peter, Einmarsch der Rambo-Truppe, in SZ 5.3.2013).
– Milliardäre sind auch nicht mehr das…
Wie bereits hier im Januar 2013 gemeldet: Das legendäre Fußballstadion Maracana in Rio de Janeiro, mit früher einmal 180.000 Zuschauern das größte der Welt, wird für die WM 2014 auf Kosten des brasilianischen Steuerzahlers für inzwischen umgerechnet 350 Millionen Euro umgebaut.
Die Kostensteigerungen für die Renovierung des Maracana-Stadions sehen so aus: Von umgerechnet 222 Millionen Euro auf 296 Millionen Euro, derzeit 350 Millionen Euro… (Upadek, Carsten, Kowasch, Fred, Kurz vor der Räumung, in dradio.de 30.12.2013; Burghardt, Peter, Widerstand mit Pfeil und Bogen, in SZ 30.1.2013). Am 28. Mai 2013 wird das Stadion der Fifa für die WM 2014 übergeben. Nach der WM wird es für 2,5 Millionen Euro an den neuen Betreiber Eike Batista vermietet, den Förderer des Gouverneurs von Rio, Sergio Cabral (Upadek, Kowasch 30.12.2012).
Das ist eine Verzinsung des staatlich eingesetzten Kapitals von rund 0,7 Prozent.
Die Machbarkeitsstudie wurde von der Firma IMX durchgeführt, die wiederum Eike Batista gehört. Beste Chancen auf die Übernahme des Stadions hat: die Firma IMX. Der Großparkplatz könnte auch für das Shoppingcenter dienen, das neben dem Stadion errichtet wird. Bauherr: Eike Batista (Lichterbeck, Philipp, Mit Kriegsbemalung gegen Schlagstöcke, in tagesspiegel.de 27.1.2013).
Das Problem: Batista hat inzwischen finanzielle Schwierigkeiten. Sein Vermögen ist von 30 auf zehn Milliarden US-Dollar zusammengeschrumpft: Das merkt gerade der deutsche Eon-Konzern, der 2012 finanziell in den Energieversorger MPX von Batista eingestiegen ist (Dohmen, Frank, Brasilianisches Abenteuer, in Der Spiegel 11/11.3.2013).
Da wird wohl der brasilianische Staat noch etwas mehr einspringen müssen.

April 2013
– Brasilien kauft deutsche Panzer für FußballWM und olympische Friedensbewegung
„Brasilien bereitet sich auf mögliche Anschläge bei Großereignissen wie der FußballWM 2014 und den Olympischen Spielen zwei Jahre später vor. Die Armee kauft deshalb 34 gebrauchte ‚Gepard’-Flugabwehrkanonenpanzer aus Deutschland… Acht Panzer sollen demnach noch im Juni in Brasilien ankommen, der Rest bis 2015. Der Gesamtpreis wird mit rund 30 Millionen Euro angegeben. Am 15. Juni beginnt der Confederations Cup, und Papst Franziskus wird im Juli zum katholischen Weltjugendtag in Rio de Janeiro (23.-28. Juli) erwartet“ (Brasilien kauft deutsche Panzer für FußballWM, in spiegelonline 12.4.2013; Hervorhebung WZ).

top-alt: auto; mso-margin-bottom-alt: auto;">Mai 2013
Sicherheit durch Drohnen?
„Zwei Drohnen sollen während der Eröffnungs- und Schlussfeier des Confed Cups in Brasilien (15. bis 30. Juni) über den Stadien in Rio de Janeiro und Brasilia kreisen und für Sicherheit sorgen. Dies bestätigte der Chef des Luftwaffen-Operations-Zentrums dem Nachrichtenportal G1. ‚Wir werden sie zur Sicherheit nutzen und dabei den Luftverkehr, der während des Turniers eingeschränkt sein wird, nicht behindern’, sagte Mario Luis da Silva Jordao. Insgesamt stehen bei der Generalprobe für die WM 2014 in Brasilien sechs Spielorte auf dem Programm. Brasiliens Luftwaffe verfügt über vier in Israel hergestellte Drohnen, von denen zwei eingesetzt werden sollen, um aus 2000 bis 5000 Metern Höhe mit Kameras die Stadienumgebung zu kontrollieren“ (Drohnen sollen für Sicherheit sorgen, in spiegelonline 28.5.2013).

– Brasilianische Favelas als Objekt der Begierde
Auf dem 115 Meter hohen Felsen Morro da Providência mitten in Rio befindet sich die älteste Favela Rios mit vermutlich 10.000 Einwohnern. Nun soll eine Seilbahn für umgerechnet 30 Millionen Euro die Favela mit den Hauptbahnhof verbinden. „Insgesamt 671 Häuser hatte die Stadt markiert, etwa ein Drittel. 291 sollten der Seilbahn, einer Zahnradbahn und neuen Wegschneisen weichen. 380 aber stünden laut Verwaltung in ‚Risikozonen’, seien etwa von Erdrutschen bedroht. Bald kamen Unterhändler in die Providência und boten den Betroffenen neue Wohnungen in der Nähe an. Bis diese fertig seien, müssten sie woanders unterkommen, erhielten aber umgerechnet 155 Euro Mietzuschuss. 196 Familien sind seitdem aus der Providência fortgegangen. Die neuen Wohnungen sind bis heute nicht fertig“ (Lichterbeck, Philipp, Drahtseilakt in Rio, in tagesspiegel.de 12.5.2013). Für die Seilbahn müsste auch der Praca Américo Brum abgerissen werden, der einzige Treffpunkt der Gemeinde.
Rios Bürgermeister Eduardo Paes hatte eine „Stadt für alle“ versprochen. Dann verkündete er den Favela-Bewohnern den Bau der Seilbahn – „verbunden mit dem Ratschlag, dass sie lernen müssten, wie man mit Touristen Geld macht“ (Ebenda). Ende des 19. Jahrhunderts wurden die armen Bewohner Rios aus der Ebene vertrieben: Sie zogen auf die Hügel. „Nun wiederholt sich die Geschichte. Mit umgekehrten Vorzeichen. Die Mächtigen drängen auf die Hügel, die Armen sollen in die Ebene ziehen. Es ist der Krieg um die besten Plätze im neuen Rio“ (Ebenda).
Der Fotograf und Künstler Maurício Hora hat sein Fotostudio – noch – in Providência: Es soll abgerissen werden. Hora urteilt: „Rio wird zum Spielplatz für die Reichen und Touristen. Die Armen und Alteingesessenen müssen gehen“ (Ebenda). Ein Beispiel für Mietsteigerung: Eine Zwei-Zimmer-Wohnung in einer Favela kostete 2010 noch 250 Real Miete (umgerechnet knapp 100 Euro); inzwischen kostet eine Ein-Zimmer-Wohnung 500 Real (Hollenstein, Oliver, In eine andere Welt, in SZ 1.6.2013). „Die Mietpreise in Rio de Janeiro gehören mittlerweile zu den höchsten der Welt“ (Wißmann, Constantin, Brasilianer wollen die Fifa-Rechnung nicht zahlen, in zeitonline 18.6.2013).
So ist es überall, wo Fußball-WM und -EM und Olympische Spiele statffinden: ein Fest der Immobilienspekulanten!
Der ehemalige Sozialarbeiter Pedro Henrique de Cristo erkennt ein Muster der „Befriedigung“: „Schauen Sie mal auf die Karte, wo die befriedeten Gebiete sind. Da soll Kapital geschützt werden… fast alle sind im Süden, rund um die reichsten Viertel der Stadt” (Ebenda), nämlich in der Nähe von Ipanema und Copacabana und in der Nähe der neuen Sportstätten. “’Aber der Großteil der Favelas ist weiterhin in der Hand von Gangs und Milizen’, sagt Cristo. Viele der Drogenbosse seien einfach nur in andere Stadtviertel weitergezogen“ (Ebenda).
Auch die Teil-„Befriedigung” erfolgte nicht ganz freiwillig. „Der offizielle Grund: Der Staat ist zu der Auffassung gekommen, dass die Gewalt ein Ende haben muss. Der inoffizielle Grund: Die Fifa und das Olympische Komitee haben Druck gemacht. Im Oktober 2007 entschied die brasilianische Regierung, innerhalb der nächsten fünf Jahre umgerechnet 2,5 Milliarden Euro in die Sicherheit zu investieren, den Großteil davon in Rio de Janeiro“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).
– Brasilianisches Trümmerfeld WM-Stadien 2014
Die WM-Fußballstadien sind im Planungsverzug. Das Stadion in Brasilia und Maracana in Rio de Janeiro sind noch Baustellen. „Sao Paulo könne sogar als WM-Standort ausgewechselt werden, falls das mit öffentlichen Krediten finanzierte Stadion Itaquerao nicht bis zum 23. Dezember abgeschlossen ist“ (Burghardt, Peter, „Das Volk zahlt die Rechnung“, in sueddeutsche.de 16.5.2013). Das Testspiel Brasilien-England Anfang Juni 2013 im Maracana-Stadion wäre wegen Bauverzugs fast abgesagt worden (Burghardt, Peter, Betreten der Baustelle erlaubt, in SZ 1.6.2013).
Dazu kommt die öffentliche Empörung: Das für inzwischen 1,2 Milliarden Real (umgerechnet fast 460 Millionen Euro) umgebaute Maracana-Stadion wurde um 48,8 Prozent teurer (Wissmann, Constantin, Große Stadien, große Probleme, in spiegelonline 31.5.2013). Es soll von einem Firmenkonsortium auf 35 Jahre zu einem Spottpreis übernommen werden: Der Gouverneur von Rio, Sergio Cabral, wird das Maracana demnächst (im Juni 2013) privatisieren und es für 2,5 Millionen Euro pro Jahr an seinen Förderer, den Multimilliardär Eike Batista, übergeben. Das entspricht einer Verzinsung des eingesetzten brasilianischen Staatskapitals von 0,5 Prozent!
– Der frühere brasilianische Fußballnationalspieler und heutige Parlamentsabgeordnete Romário glaubt, an der FußballWM 2014 in Brasilien und den Olympischen Sommerspielen 2016 in Rio werde sowieso nur Brasiliens Oberschicht ihre Freude haben: Das brasilianische Volk und vor allem die Cariocas (Rios Einwohner) zahlen die Rechnung“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).
– Die Gewinner der Fifa-Sause und der IOC-Party. 24 Milliarden Dollar sollen die FußballWM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 kosten (Weiss, Sandro, „Sportler und Touristen bleiben nur einige Tage”, in Die Südostschweiz 30.5.2013).
Diese Summe wird mit Sicherheit nicht ausreichen und vermutlich schon für eine der beiden gigantomanen Veranstaltungen nötig werden.
Für die FußballWM wurden statt acht zwölf Austragungsstätten geplant, obwohl in vier Stadien nur zweitklassige Klubs spielen werden. Von Zwangsumsiedlungen sind laut Rios Stadtverwaltung ein paar hundert, nach anderen Angaben 5000 Menschen betroffen. „Vor einigen Tagen wurde nach langem Hin und Her nun das historische Indigena-Museum neben dem Maracana geräumt. Es muss nach Fifa-Vorgaben Parkplätzen und Zufahrtswegen weichen… Die Gewinner stehen aber jetzt schon fest: die Baukonzerne, die durch die Verzögerungen munter die Kosten in die Höhe treiben können und einen Staat erpressen, der aufgerieben wird zwischen dem Druck von IOC und Fifa einerseits, seiner ineffizienten Bürokratie und demokratischen Basisforderungen andererseits“ (Ebenda; Hervorhebungen WZ).

– Amnesty International kritisiert Zwangsräumungen
„Weltweit werden Menschen von staatlichen Behörden aus ihren Häusern und Siedlungen vertrieben. Vor allen bei Großprojekten wie Olympianeubauten oder aktuell in Brasilien vor der Fußball-Weltmeisterschaft kommt es zu ‚rechtswidrigen Zwangsräumungen’, sagt die Expertin Katharina Spieß. Dies sei eine ‚sehr schwere Menschenrechtsverletzung’” (Billerbeck, Liane von, Obdachlos dank Olympia, in dradio.de 23.5.2013).
Deshalb setzte Amnesty International Zwangsräumungen als Schwerpunkt in seinen Jahresreport. Spieß: „Weil rechtswidrige Zwangsräumungen eine sehr, sehr schwere Menschenrechtsverletzung sind. Insbesondere Menschen in Armut sind davon bedroht, sie werden aus sogenannten informellen Siedlungen, aus ihren Häusern oder Hütten oder auch Pappkartons vertrieben, und es ist dann nicht nur die Verletzung des Rechts auf Wohnen, sondern es ist auch das Recht auf körperliche Unversehrtheit, häufig, wenn Kinder vertrieben werden, können sie danach nicht mehr in die Schule gehen, ihre Gesundheit ist gefährdet, das heißt, es ist ein umfassendes Menschenrechtsproblem… Wir beobachten momentan sehr genau die Situation in Brasilien und sehen da leider, dass es auch dort schon zu rechtswidrigen Zwangsräumungen gekommen ist, um Stadien zu bauen und die Infrastruktur zu schaffen, um sowohl die WM als auch die Olympischen Spiele aufzunehmen. So sind zum Beispiel im letzten Jahr in Rio de Janeiro in einem Slum dort 140 Familien aus ihren Wohnungen vertrieben worden“ (Ebenda).

top-alt: auto; mso-margin-bottom-alt: auto;">Juni 2013
– Die Schatten der FußballWM 2014
Umgerechnet etwa 15 Milliarden Dollar – derzeit – lässt sich Brasilien die FußballWM 2014 kosten. Neue Stadien entstehen in Brasília, Manaus und Cuiabá: „Dort gibt es nicht mal einen Erstligisten, der die Ränge füllen könnte“ (Burghardt, Peter, Stell’ dir das bei der WM vor! in SZ 14.6.2013). Ein brasilianischer Manager, der an den Protesten im Juni teilnahm: „In Städten wie Brasilia oder Manaus werden wir Arenen haben, die zu den teuersten der Welt gehören, obwohl es dort keine nennenswerte Fußballmannschaft gibt. Aber ein WM-Ticket ist für die meisten Leute unbezahlbar“ (Wißmann 18.6.2013).
Das Maracana-Stadion in Rio de Janeiro hatte zur Eröffnung bei der WM 1950 180.000 Plätze. 1999 und 2005 wurde es „modernisiert”, 2010 begann nach den Regeln der Fifa der Umbau für die WM 2014. Das Spielfeld wurde von 110 mal 75 Meter auf 105 mal 68 Meter verkleinert. „Stehplätze waren nicht mehr vorgesehen. Dafür plante man 125 VIP-Logen: je 50 Quadratmeter groß, klimatisiert, mit Bad, Bar und Terrasse. Das Stadion fast jetzt noch 78.838 Menschen. Weil die Fifa für Stadien mit einer Kapazität von 60.000 Zuschauern 10.000 Parkplätze verlangt, sollen auch alle auf dem Stadiongelände befindlichen Bauten weichen: ein Athletik- und ein Schwimmstadion, die Escola Arthur Friedenreich, eine der zehn besten öffentlichen Schulen des Landes, und das historische Museum des Indianers, das allerdings – nach heftigen Protesten – nun doch erhalten bleiben soll. Es wird ein ‚Olympiamuseum’ beherbergen. Als Rios Regierung den Umbau des Maracana-Stadions verkündete, versprach sie, diesen mit privatem Geld zu finanzieren. Dann aber flossen fast ausschließlich Steuergelder. Die anfänglich veranschlagten Kosten von 600 Millionen Reais verdoppelten sich auf 1,2 Milliarden Reais, was 460 Millionen Euro entspricht” (Lichterbeck, Philipp, Die Area des brasilianischen Schicksals, in zeitonline 13.6.2013; Hervorhebungen WZ. Anderen Meldungen zufolge wurde das Indianermuseum bereits abgerissen).
Proteste gegen die Privatisierung des Maracana blieben umsonst. „Der Zuschlag ist wenige Minuten zuvor an ein Konsortium um Brasiliens Baukonzern Odebrecht gegangen. Auch Brasiliens reichster Mann, Eike Batista, ist an der Unternehmung beteiligt und so gut wie immer dabei, wenn in Rio öffentliche Orte privatisiert werden, weswegen sein Name zum Synonym für den Ausverkauf der Stadt geworden ist“ (Ebenda). – „Die Rechte des privatisierten Maracana hat sich nach ausgedehntem Streit eine Investorengruppe unter der Leitung des brasilianisch-deutschen Milliardärs Eike Batista gesichert“ (Burghardt 14.6.2013). Umgerechnet 11,5 Milliarden Euro soll die WM 2014 kosten, weitere 28 Milliarden Reais (9,8 Milliarden Euro) die Sommerspiele 2016. Batista zahlt wie erwähnt jährlich 5,5 Millionen Reais Jahrespacht, umgerechnet 2,1 Millionen Euro – bei Umbaukosten von 460 Millionen Euro!
Nun ist das Vermögen Batistas von 30 auf zehn Milliarden Dollar gesunken. „Dank guter Kontakte zur Regierung in Brasilia könnte möglicherweise der staatliche Ölgigant Petrobras helfen, bislang hatte den strauchelnden Krösus vor allem die brasilianische Entwicklungsbank BNDES unterstützt“ (Ein Milliardär braucht viel Geld, in SZ 27.6.2013).
– Eröffnungs-Auspfeifen
Am 15.6.2013 wurde der Confed Cup eröffnet: Das ist ein interkontinentaler Fußball-Wettbewerb für Nationalmannschaften unter der Regie der Fifa. Erst wurde (wie in den Fußball-Stadien üblich) Fifa-Präsident Sepp Blatter ausgebuht, dann die danebensitzende brasilianische Staatspräsidentin Dilma Roussef. Neben Roussef (Widerständlerin gegen die brasilianische Militärdiktatur) saß José Maria Marin, Nachfolger des korrupten Ricardo Teixeira und enger Freund der brasilianischen Militärdiktatoren.
„33 Milliarden Reais (11,5 Milliarden Euro) soll die WM 2014 kosten, weitere 28 Milliarden (9,8 Milliarden Euro) die Sommerspiele 2016. Gigantische Beträge sind das für die sportive Dauer-Selbstdarstellung, Summen, die in anderen Bereichen fehlen: bei Bildung, Gesundheit oder als Ausgleich für die Zehntausenden Opfer von Zwangsräumungen für die WM-Bauten“ (Kistner, Thomas, Eine Stadt voller Wutbürger, in SZ 17.6.2013).
– Weiße Elephanten ohne Ende
Neben den anderen künftig meist nutzlosen Luxusstadien ragt das in Brasilia heraus: Kosten umgerechnet 430 Millionen Euro und 71.000 Sitzplätze: „ein absurdes Abfallprodukt für den lokalen Fußballklub Brasiliense, der am Tabellenende der zweiten Liga dümpelt“ (Ebenda).
– Massenproteste
Im Vorfeld des Confed-Cup forderten Tausende in Brasilia „mehr Investitionen in Bildung und Gesundheit anstatt Milliarden von Staatsgeldern für die sportlichen Großanlässe und kritisierten Zwangsräumungen im Zuge der Vorbereitungen. Die Kundgebung in Brasilia wurde von einem Heer von Polizeikräften unter Einsatz von Tränengas und Gummischrot aufgelöst… wer den Diskussionen im Internet folgt, findet Wortmeldungen einer jungen Generation von Brasilianern“ (Brühwiller, Tjerk, Brasilianer demonstrieren gegen Fußball, in nzz.ch 17.6.2013). Diese junge Generation schreit „nach einem Ende der Korruption und nach einem funktionierenden öffentlichen Dienst, die die hohen Steuern und Lebenshaltungskosten rechtfertigt“ (Ebenda). Eine Untersuchungskommission fand heraus: „Zwischen 2002 und 2010 habe fast die Hälfte aller Schulen dichtgemacht, bevorzugt im ländlichen Raum“ (Kistner, Thomas, In die eigene Hosentasche, in SZ 18.6.2013).
„Etwa 100.000 Menschen zogen am Montag durch Rios Zentrum. 200.000 sollen in ganz Brasilien demonstriert haben“ (Wißmann 18.6.2013). Eine Demonstrantin hielt ein selbstgemaltes Plakat in die Höhe. „O corco custaria nosso pao“ – Der Zirkus wird uns das Brot kosten (Ebenda).
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Brot und Spiele. Hier steht auch die Tendenz: Brot ODER Spiele.

top-alt: auto; mso-margin-bottom-alt: auto;">– Milliarden für die Fifa, Fahrpreiserhöhungen fürs Volk
Mitte Juni 2013 protestieren über 200.000 Menschen in mehreren brasilianischen Städten gegen die Fußball-WM und ihre Milliarden-Kosten, dazu Fahrpreiserhöhungen in Sao Paolo. „Auslöser war eine Erhöhung der Bus-Fahrpreise Anfang des Monats. Doch längst geht es nicht mehr um die 20 Centavos (ca. 8 Cent; WZ) teureren Busfahrkarten. Der Unmut richtet sich auch gegen die überteuerten Stadien, die Kungelei zwischen Regierenden und Fifa und Kleptokraten in Kongress und Senat“ (Hunderttausende protestieren gegen teure Fußball-WM, in spiegelonline 18.6.2013). Dazu solidarisierten sich Brasilianer in Los Angeles, New York, Chikago und Boston, in Montreal, Dublin und Berlin (Ebenda; Brühwiller 17.6.2013). Die wirtschaftliche Lage in Brasilien hat sich verschlechtert. „Brasiliens Wirtschaftswachstum lag im ersten Quartal 2013 nur noch bei 0,6 Prozent. Die Inflationsrate stieg hingegen bis Mai auf 6,5 Prozent, die Lebensmittelpreise stiegen sogar um 13 Prozent“ (spiegelonline 18.6.2013).
Die Demonstranten „wollen nicht, dass Brasilien immer teurer wird und Milliarden für Stadien ausgibt, statt für Schulen und Krankenhäuser. Sie wollen mehr Wohnungen und weniger Einkaufszentren, billigere Verkehrsmittel und mehr Justiz. Sie wollen weniger Korruption, weniger Gewalt, weniger Straflosigkeit“ (Burghardt, Peter, Wachstumsschmerzen, in SZ 18.6.2013). – „‚Was die Brasilianer umtreibt, ist der Verlust ihrer Kaufkraft mit der Inflation und die Unfähigkeit des Staates, konkrete Lösungen zu finden, was die Krise der Bereiche Gesundheit, Bildung, Sicherheit und Transport betrifft’, schreibt die Zeitung „Folha de São Paulo“. Was dagegen definitiv nicht helfe: mehr Fußball“ (Peters, Katharina, Brasilianer erheben sich gegen Milliardensportfeste, in spiegelonline 18.6.2013).
Und die Protestierenden finden in der brasilianischen Bevölkerung Rückhalt: In Sao Paolo standen 55 Prozent hinter dem Protest. „Nach dem unverhältnismäßigen Polizeieinsatz vom Donnerstag dürfte der Wert noch gestiegen sein“ (Brühwiller 17.6.2013).
Die Situation gleicht
verblüffend jener bei der Fußball-WM in Südafrika 2010. Und sehr
wahrscheinlich der bei der Fußball-WM 2018 in Russland, bei der WM 2022
in Katar…

– Ordenflut
Der frühere Verbündete der brasilianischen Militärdiktatur, José Maria Marin (82 Jahre alt) ist heute CBF-Chef und möchte 2014 wiedergewählt werden. Als er jetzt den Verdienstorden von Brasilia erhielt, zeigte er sich bei seinen potentiellen Wahlmännern mit einer Feier in einem Edelrestaurant erkenntlich: „Zum Gelage ließ er sämtliche Cartolas (Sportfunktionäre; WZ) der Erstligaklubs und aller Verbände einfliegen“ (Kistner 18.6.2013). Sein Stellvertreter Marco Polo del Nero wurde ebenfalls geehrt: „2012 waren Haus und Kanzlei des Advokaten von der Bundespolizei durchsucht und er selbst kurzzeitig festgenommen worden. Erst kurz zuvor war del Nero in den Fifa-Vorstand eingerückt“ (Kistner 18.6.2013).
– Die brasilianischen Sportpolitiker
Vor dem Gebäude des brasilianischen Fußballverbandes CBF in Brasilia standen Abgeordnete um Freikarten und Buffetzugang an: Die Angeordneten hatten schließlich der Fifa mit dem WM-Gesetz den Weg geebnet und Milliarden Steuergelder beschlossen. Und so geschah, was üblicherweise bei Fußball-WM (und Olympischen Spielen) passiert: „Mit dem WM-Gesetz wurde unter anderem der einheimische Kleinhändlermarkt verdrängt und der Weg der Fifa-Sponsoren wie den US-Braukonzern Budweiser freigeräumt… Ein strammes Drittel der 513 Parlamentarier in Brasilia gilt als mit der Kickerbranche verlinkt,

Jun 132013
 
Zuletzt geändert am 11.07.2013 @ 10:17

13.6.2013, aktualisiert 27.6.2013

„Der deutsche Sport hat sich über die Jahre seine eigene Welt zurechtgezimmert; und er hat dabei einen Transparenz-Begriff nach Art des Hauses kreiert“ (Aumüller, Johannes, Tranparenz nach Art des Hauses, in SZ 10.6.2013).

In Wirklichkeit ist Intransparenz das Markenzeichen des Bach-Vesper-DOSB. Nun ist Thomas Bach seit Mai 2013 Kandidat für das Amt des IOC-Präsidenten. Da stellt sich die Frage: Was hat er als DOSB-Präsident seit 2006 in die Wege geleitet? Was sind seine Ziele? Was will er wirklich?
Für diese Fragen ist eine ausführliche Analyse des damaligen Sportchefs des Deutschlandfunks, Herbert Fischer-Solms, hilfreich, die im Mai 2012 bei der Bundeszentrale für Politische Bildung unter dem Titel „Sportnation Bundesrepublik Deutschland? Manfred Ewald lässt grüßen“ erschienen ist.
(Die Zitate von Fischer-Solms sind aus diesem Artikel, siehe hier; Hervorhebungen WZ. Manfred Ewald war der wichtigste Sportfunktionär der ehemaligen DDR.)

1) „Freiheit“ – für Doper?
Bach: „Das Thema der Freiheit … kann in Zeiten fortschreitender Globalisierung Orientierung auch für den Sport geben.“
Fischer Solms stellt sich die Frage, was Bach damit meinen könnte: „Etwa die Freiheit, die sich der organisierte Sport genommen hat, ehemalige Minderjährigen-Doper aus DDR-Zeiten zu entschulden und sie wieder als festangestellte Trainer auf die Athleten loszulassen, ohne dass sie sich für ihre früheren Vergehen bei den heute schwer Geschädigten entschuldigen oder zumindest ihr damals angewendetes Arsenal von Wirkstoffen und Stimulanzien konkret offenlegen mussten? Oder ist die Freiheit gemeint, die angesichts eines in der Bundesrepublik Deutschland fehlenden Anti-Doping-Gesetzes die Athleten genießen, die – es sei denn, sie werden im Besitz „nicht geringer Mengen bestimmter zum Doping geeigneter Arzneimittel“ erwischt – bei Doping-Missbrauch und Doping-Konsum strafrechtlich nicht zu belangen sind?“
Vergleiche hierzu: Die Reihen fast geschlossen, Der DOSB-Dopingexperte

2) Nationale Tendenzen
Bach zu den Olympischen Sommerspielen London 2012: „Der zu erwartende härteste Konkurrenzkampf der olympischen Geschichte…
Fischer-Solms: „So soll es also in London sein, und wir mittendrin? Die Deutschen als Turm in der olympischen Schlacht? Das klingt nicht gut und kann böse Erinnerungen wecken… Die deutschen Sportführer haben den Weckruf ausgegeben… Dabei ist es schwer nachvollziehbar, warum ausgerechnet der Sport in jener Nation, deren Blessuren eines politisch total überhöhten Spitzensports heute noch immer nicht ganz vernarbt sind, den Kampf um olympisches Gold schon wieder auf die Spitze treibt.“

Bach: „Der Kampf um die Medaillen wird härter, dieser Kampf ist mit nichts vorher vergleichbar.“
Fischer-Solms dazu: „Seine Parolen sind im Lauf seiner Amtsjahre an der Spitze der deutschen Sport-Dachorganisation immer martialischer geworden, auch nationaler.“
Und weiter: „Bezeichnend dafür der Auftritt des Generaldirektors des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, im Deutschen Bundestag im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver. Vor den Abgeordneten des Sportausschusses des Deutschen Bundestages erklärte er, die Sportlerinnen und Sportler der deutschen Olympiamannschaft seien bereit, für das große Ziel zu kämpfen, in der Nationenwertung an Russland vorbeiziehen und damit im ewigen Medaillenspiegel der Winterspiele die Führung zu übernehmen. Was am Ende dann auch gelang. Nun also steht es in der olympischen Winterstatistik Deutschland gegen Russland nach Goldmedaillen 128:123. ‚Vertreter aller Fraktionen beglückwünschten die Athleten zu den gezeigten Leistungen’, verzeichnet das Protokoll des Bundestags-Sportausschusses.
Die Olympia-Bilanz in den Medien hingegen fiel weniger unkritisch aus. Die ‚Frankfurter Allgemeine’ konstatierte: ‚Mit den 128 Medaillen, die er als Leistungsbilanz Deutschlands anführt, stellt sich der einstige Grünen-Minister Vesper wie selbstverständlich in die Tradition von DDR und Hitler-Deutschland’. Das war ein völlig berechtigter Hinweis, denn die DDR hatte 39 Olympiasiege beigesteuert, und bei den Nazi-Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen hatte es zweimal Gold gegeben.“
Die Reaktion des Bach-Vesper-DOSB: Ein Leserbrief im Namen des gesamten DOSB-Präsidiums mit, so Fischer-Solms, „unsachlichen Gegenangriffen und persönlichen Unterstellungen… Und schließlich stand da dann noch ein Satz drin, so kolossal wie die chinesische Mauer: ‚Der olympische Gedanke ist die Seele des Sports’ – gerade so, als kämen die Jubelmeldungen, der deutsche Sport habe die Führung in der ewigen Wintersport-Medaillenwertung übernommen, von den inkriminierten Journalisten und nicht aus der Machtzentrale des Sportbunds“.

Fischer-Solms zur „Sportpolitischen Großmannssucht“: „Beobachter des organisierten deutschen Sports registrieren, dass spätestens mit der Zäsur im Jahre 2006, als Deutscher Sportbund (DSB) und Nationales Olympisches Komitee (NOK) zum Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) fusionierten, die deutsche Sportführung einen Weg übersteigerter nationaler Stärke eingeschlagen hat. Eine Zustandsbeschreibung lautet: ‚schlecht verhüllte sportpolitische Großmannssucht’. Der Ungeist des DDR-Sports scheint wiederauferstanden.“

3) Deckel auf den Bericht „Doping in Deutschland“
Fischer-Solms zum Forschungsauftrag „Doping in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation“: „Als die Wissenschaftler im Herbst 2011 reichlich Belege für ein „systemisches Doping in Westdeutschland“ vorlegten, hatte wieder einmal die Stunde der ‚Transparenz-Allergiker im Sport’ (Jens Weinreich) geschlagen. Initiator Deutscher Olympischer Sportbund und Geldgeber Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISP), eine nachgeordnete Behörde des Bundesinnenministeriums, entwickelten plötzlich eine Menge phantasievoller Auflagen, die Vielzahl von Dokumenten und Beweisen unterm Deckel zu halten, die westdeutsche Mediziner, Sportführer und Politiker weitreichender Doping-Praktiken überführten. An der Verhinderungspolitik hat sich, allen anderslautenden Ankündigungen zum Trotz, selbst ein halbes Jahr nach Ergebnisvorlage nichts geändert.“

4) Millionen Euro Steuergeld
Fischer-Solms: „‚Die wollen immer nur noch mehr Geld, aber wenn wir nach Konzepten fragen, dann heißt es Fehlanzeige’, klagte unlängst ein Ministerialbeamter aus der Sportabteilung des Bundesinnenministers über die ständigen Forderungen aus der DOSB-Zentrale nach weiteren Finanzspritzen… Alles in allem erhält der Spitzensport für das laufende Geschäftsjahr (2012; WZ) aus dem Bundesetat einen Beitrag von zusammen 241 Millionen Euro.“

Der Spitzensport wurde laufend gefördert, auch in der ehemaligen DDR. So waren das Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig, das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) in Berlin sowie das Dopinganalyse-Labor in Kreischa, „als Bestandteil in den Einigungsvertrag der beiden deutschen Staaten aufgenommen worden, um Spezifika des doch so außergewöhnlich erfolgreichen DDR-Sports für den wiedervereinigten deutschen Sport zu sichern. Hingegen war eine noch vom Deutschen Sportbund (DSB) gewünschte Anschubfinanzierung für den in der DDR geradezu primitiv ausgestatteten Breiten- und Massensport, die der gesamten ostdeutschen Bevölkerung zugute gekommen wäre, mit dem Hinweis auf fehlende gesetzliche Zuständigkeit abgelehnt worden.“

5) DDRisierung des deutschen Sports
Fischer-Solms: „’Deutschland, Sportnation’, so steht es plakativ oben im Internetauftritt des Bundesinnenministeriums, der Begriff wird in fast schon inflationärer Weise benutzt und erinnert fatal an die ‚Sportnation DDR’, die ihre Sportler als „Diplomaten im Trainingsanzug“ instrumentalisierte und die aus purem Erfolgsdenken alles beiseite räumte, was die Konzentration auf medaillenintensive Sportarten hätte ablenken können. Und in der Tat, gut 20 Jahre nach Vollzug der deutschen Einheit gibt es einen Mix, sind die beiden völlig unterschiedlichen Sportsysteme miteinander eine Verbindung eingegangen. Die Anleihen, die der Westen genommen hat, beziehen sich speziell auf den Sektor des Spitzensports, der unverkennbar Züge einer deutlichen ‚DDRisierung’ trägt.“

Fischer-Solms verwies auf die systematische Übernahme von Trainern und Funktionären der ehemaligen DDR in das gesamtdeutsche Sportsystem und nannte als Beispiel den Deutschen Ski-Verband (DSV), der den früheren Trainer und Generalsekretär des DDR-Skiläuferverbandes, Thomas Pfüller, vom technischen Direktor und Generalsekretär zum Geschäftsführer der DSV Leistungssport GmbH bestellte (Wikipedia). Fischer-Solms: „…Verhältnisse, die sich nur wenig von den Kommandostrukturen wie einst im ostdeutschen Sport unterscheiden… Der Deutsche Skiverband ist überhaupt das schlagende Beispiel für einen olympischen Fachverband, wo ein Ehemaliger vom Format eines DDR-Politruks nun als hauptamtliche Spitze in seinem Machtbereich für ein großflächiges Comeback alter Seilschaften sorgt und sie reichlich mit Posten und Pöstchen ausstattet. Dabei scheint eine Doping- oder Stasi-Vergangenheit kaum als Hinderungsgrund zu gelten.“

6) DDR-Doping wird salonfähig
Fischer-Solms: „Einer von ihnen ist soeben vom DSV mit einem Vertrag als Chef-Bundestrainer für Ski-Langlauf ausgestattet worden. Der 54-jährige Thüringer Frank Ullrich war ab 1986 Lauftrainer der DDR-Biathleten und stand 2009 im Mittelpunkt massiver Dopingvorwürfe auch aus den Reihen seiner ehemaligen Athleten. Der Deutsche Ski-Verband weigerte sich, den Fall an die Unabhängige Anti-Doping-Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes abzugeben, und installierte für die Untersuchung lieber ein verbandseigenes Gremium, das dann auch zu dem erwarteten Ergebnis kam: Ullrich wurde vom Doping-Vorwurf entlastet. Begründung: Wenn er daran festhalte, er sei davon ausgegangen, dass es sich bei den blauen Pillen für die Sportler lediglich um legale trainingsunterstützende Mittel gehandelt habe, gehe die Kommission von einem ‚unbewusst gesteuerten Verdrängungsmechanismus aus – dahingehend, dass er sich die Dinge als junger, ehrgeiziger und an Spitzenleistungen orientierter Trainer in dem Sinne zurechtgelegt hat, dass dies nach dem damaligen Erkenntnisstand notwendig gewesen sei..’“.

Fischer-Solms resümiert: „Eine halbwegs verantwortbare Aufarbeitung der Verwerfungen des DDR-Sports hat der deutsche Sport längst eingestellt, vielfach ist sie unerledigt geblieben durch simple Tricks wie absichtlich fehlerhafte Antragsstellungen, durch bewusste zeitliche Verzögerungen oder aber durch Altlasten an den entscheidenden Schalthebeln in Behörden und Bürostuben, die schlichtweg gar kein Interesse hatten, an der Vergangenheit zu rühren.“

7) Eine gesamt-deutsche Karriere
Fischer-Solms: „Wie langjährige Zuträger des Ost-Berliner Ministeriums für Staatssicherheit – der Historiker Giselher Spitzer beziffert die Zahl der von der Hauptabteilung XX/3 allein für den Bereich Sport geführten Mitarbeiter auf rund 30.000 – es schafften, trotz schwerer Belastung im vereinten deutschen Sport in der Karrierespur zu bleiben, belegt beispielhaft die Geschichte des Kanu-Trainers Helmut Hörentrup. Als er 30 war, verpflichtete er sich in Potsdam als inoffizieller Stasi-Mitarbeiter, sein Auftrag: Armeesportler „unter Kontrolle“ zu halten. Unter anderen bespitzelte er Einer-Olympiasieger Jürgen Eschert. Nach Ende der DDR wechselte Hörentrup als Nachwuchstrainer zum Kanu-Landesverband Württemberg, 1992 berichteten Deutschlandfunk, „FAZ“ und „Spiegel“ vom Abtauchen des IM, der dennoch bis Mitte der 90er-Jahre unbehelligt im Sport weiterarbeiten konnte. Danach ging Hörentrup zurück nach Mecklenburg-Vorpommern und wurde zum Präsidenten des Landes-Kanuverbandes gewählt; ein Amt, das er erst 2011 im Alter von 77 Jahren abgab. Eine deutsche Sportkarriere.

Als der Stasi-Fall Hörentrup jetzt von Fernseh-Journalisten des NDR Schwerin aufgegriffen und der Ex-Stasi-Mann zu einer Stellungnahme aufgefordert wurde, verweigerte er sich mit der Begründung: ‚Wem nützt es, die Dinge aufzuwärmen, ich bin bald am Ende’. ‚IM Rose’, der in der DDR scharenweise Sportkameraden skrupellos denunzierte, schweigt. Seit 22 Jahren. Mit dieser Taktik hat er sich im vereinten deutschen Sport Einkommen und Ehrenämter gesichert. Es ist eines von unzähligen Beispielen für das Versagen der vielzitierten ‚Selbstreinigungskräfte des Sports’, das Sport-Organisationen und -Verwaltungen in Bund, Ländern und Kommunen geschehen lassen, manchmal unwissend, meistens gleichgültig und desinteressiert.“

8) Massregelung 1: Die Zielvereinbarungen
Der deutsche Sport legt größten Wert auf seine „Autonomie“. Fischer-Solms: „Die wahren Autonomen im bundesdeutschen Sport sind die Verbände. Denn sie sind es, die die Athleten zur Verfügung stellen, sie haben ihre Nationalmannschaften, sie nominieren für die Großereignisse jene Sportlerinnen und Sportler, die die Medaillen gewinnen und für Deutschland auf dem Siegespodest stehen sollen. Die Verbände sind es, die eigene Verträge für Sportausrüstung und für Fernsehübertragungen aushandeln. Seit 2007 praktiziert der Dachverband DOSB ein Verfahren, das er als probate Fördermaßnahme zur Steigerung des Medaillenertrags preist, zugleich ist es geeignet, die Sportfachverbände in ihrer scheinbar grenzenlosen Autonomie stärker an die Kandare zu nehmen im Sinne einer planbaren Leistungs-Perspektive.
Die Zauberformel heißt „Zielvereinbarungen“. Darin werden zwischen dem DOSB und den Fachverbänden die Ziele verhandelt und festgelegt, die bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie bei Olympischen Spielen realistischerweise erreicht werden sollen. Zugleich damit werden die dazu geeigneten Maßnahmen bestimmt. Auf dieser Basis werden die Gelder, circa zwei Millionen Euro jährlich, für die Projektförderung verteilt; einmal im Jahr treffen sich DOSB und Verband, um den aktuellen Stand des vereinbarten Ziels zu überprüfen und, wenn nötig, neu zu justieren. Daneben gibt es noch die Grundförderung für die Verbände, sie macht 70 Prozent der Gesamtfördersumme aus und wird auf vier Jahre, für die Dauer eines Olympiazyklus, festgelegt.“

9) Massregelung 2: Geld gegen Anpassung oder Wie der DOSB mit Widerstand umgeht
Fischer-Solms: „Der Deutsche Leichtathletik-Verband hatte sich als einziger öffentlich gegen die Einführung von Zielvereinbarungen und deren bürokratischen Mehraufwand gewehrt, war aber schließlich doch von deren Sinnhaftigkeit überzeugt, nachdem ihm vom DOSB einige Etat-Verschlechterungen in Aussicht gestellt worden waren. Das Planungsinstrument Zielvereinbarungen war übrigens dem DOSB 2006 von einer sportfremden Unternehmensberatung empfohlen worden…“

10) Wie der DOSB mit der Öffentlichkeit umgeht
Fischer-Solms: „Aber auch in puncto Geheimhaltung hat der bundesdeutsche Sport von der DDR gelernt. Denn die Zielvereinbarungen und die dazugehörenden Gesprächsprotokolle werden von DOSB und Innenministerium streng unter Verschluss gehalten, was in der 51. nichtöffentlichen Sitzung des Bundestags-Sportausschusses am 9. Mai 2012 zum wiederholten Male zu heftigen Auseinandersetzungen führte. Selbst die Parlamentarier, deren eigentliche Aufgabe die Kontrolle über die ordentliche Verwendung der vom Bund bewilligten Sportfördermittel ist, erhalten keinen Einblick. Für die Opposition kritisierte SPD-Sportobmann Martin Gerster, ‚hier werden Gelder verteilt, ohne dass wir erfahren, nach welchen Kriterien’, und forderte ein Ende der ‚Geheimniskrämerei’“.
Die Zielvereinbarungen wurden weder vom DOSB noch vom Bundesministerium des Innern veröffentlicht: Erst durch ein von zwei Journalisten erstrittenes Gerichtsurteil im Sommer 2012 mussten sie offengelegt werden.

11) Olympische Bewerbungen
Dreimal sind deutsche Bewerbungen um Olympische Spiele krachend gescheitert: Berlin 2000, Leipzig 2012 und München 2018. Fischer-Solms: „Die Behauptung der deutschen Sportfunktionäre ‚Wir können Olympia’ bleibt somit weiter unbewiesen. Ein Beschluss für ein neues olympisches Abenteuer ist nicht in Sicht und wird mit Gewissheit solange auf Eis liegen, bis im September 2013 ein neuer Präsident des Internationalen Olympischen Komitees gewählt ist.“

12) Keine Hilfe für DDR-Dopingopfer
Fischer-Solms: „Inzwischen steuert das Problem der Schwerstgeschädigten unter den DDR-Dopingopfern weiter auf eine „biologische Lösung“ hin. Das letzte Todesopfer, die DDR-Meisterin über 400 Meter Hürden von 1984, Birgit Uibel aus Cottbus, wurde nur 49 Jahre alt. Sie hatte bereits als 16-Jährige von ihrem betreuenden Arzt männliche Sexualhormone bekommen.
Der parlamentarische Vorstoß für eine Dopingopfer-Rente tritt auf der Stelle. Eine kleine Gruppe von Bundestagsabgeordneten hält die Initiative am Leben. Klaus Zöllig, der Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfe-Vereins, beklagt: ‚Die Frage der dauerhaften Hilfe für die schwerstbehinderten Dopingopfer ist nach wie vor offen. Obwohl für die teilweise desaströse Situation vieler Schwerstgeschädigter von Politikern viel Verständnis aufgebracht wird, mahlen Gottes Gesetzgebungsmühlen langsam.“
Bitteres Fazit der ehemaligen Spitzensportlerin und Hochschulprofessorin Ines Geipel, inzwischen auch Präsidentin des Vereins Dopingopfer-Hilfe: „Es gab neben Hilfe auch gut trainierte Gegner, die nicht nur null Interesse an der Aufarbeitung des Körperlaboratoriums DDR hatten, sondern auch null Interesse daran – und das gilt für Ost und West –, nach 1989 einen Sport aufzubauen, der zu allererst für eines da ist: seine Talente zu schützen, damit sie sich ohne Rekord- und Medaillenwahn entwickeln können. Mein Resumee ist, dass diese Idee, dass der Gedanke Olympia, dass das Projekt Fairness im gegenwärtigen hochalimentierten deutschen Elitesport nicht mehr existiert oder genauer, mausetot ist.“ (Zitat nach Fischer-Solms)

13) Die Bach-IOC-Kandidatur
Fischer-Solms: „Der Deutsche Thomas Bach, derzeit in Personalunion DOSB-Chef und IOC-Vizepräsident, gilt als einer der ernsthaften Anwärter auf die Nachfolge des Belgiers Jacques Rogge. Bach, der bei den Sommerspielen 1976 in Montreal mit der Florett-Mannschaft der Bundesrepublik die Goldmedaille gewann, ist ein Zögling des 2010 verstorbenen spanischen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch und ein Schützling des Herzogenauracher Sportartikel-Herstellers Horst Dassler. Beide, Samaranch und Dassler, hatten nach 1980 den Welt-Sportverbänden Professionalität und Kommerzialität beigebracht und das bis dato schwache Internationale Olympische Komitee zu einem auch finanziellen Machtfaktor reformiert.“

14) Ein Fazit von Herbert Fischer-Solms
Bach ist ein Kind des Leistungssports. Er gehörte 2006 zu den heftigen Betreibern eines Zusammenschlusses der beiden deutschen Sport-Dachorganisationen DSB und NOK zum DOSB, in dem bereits von der Namensgebung her der olympische, also der Hochleistungssport absoluten Vorrang besitzt. Auch wenn von Seiten der Organisation immer wieder das Gegenteil behauptet wird: Im Deutschen Olympischen Sportbund führt der Breitensport, der im Übrigen unter dem Begriff „Sportentwicklung“ ressortiert, ein Schattendasein. Der Sport für alle, der 27,5 Millionen Menschen in 91.000 Vereinen vereint und kaum Schlagzeilen produziert, wird als Anhängsel geführt, während alle Kraft und Fürsorge in die paar tausend Elitesportler gehen, die für die sogenannte Ehre der Nation antreten.“

Nachtrag Juni 2013: „Anything but Bach“
IOC-Präsidentschaftswahl: Jens Weinreich konstatierte Ende Juni 2013, dass der Widerstand gegen die Kandidatur von Thomas Bach wächst. „Dabei schien es vor wenigen Monaten, als sei die Sache vorentschieden. Als sei Thomas Bach quasi konkurrenzlos. Viele Mitglieder befürchteten, sie hätten in Buenos Aires nur noch abzunicken. Manchen hat das nicht gefallen. Spätestens im Herbst 2012 begannen einige Mitglieder im Hintergrund an Alternativen zu arbeiten. Und nun, im Wahlsommer, geht ein Raunen um in der Szene. IOC-Mitglieder, Verbandspräsidenten, einflussreiche NOK-Vertreter, Spindoktoren und Lobbyisten flüstern sich grinsend und beinahe konspirativ ein Kürzel zu: ‚ABB‘. Zitieren lassen mochte sich bisher niemand. ABB – das Akronym steht für: anything but Bach. Alles außer Bach“ (Weinreich, Jens, Das konspirative Kürzel, in berliner-zeitung.de 25.6.2013; richtig: Anyone but Bach). Auch die übergroße Nähe zum kuwaitischen „Königsmacher“ Scheich Ahmed Al-Sabah kommt nicht gut an: „Der Präsidentschaftskandidat Oswald hat kürzlich angemerkt, was der Scheich treibe, entspreche nicht seinem Demokratieverständnis. Al-Sabahs Parteinahme für Bach würde gegen mindestens drei Regeln verstoßen, die von der IOC-Ethikkommission für diesen Wahlkampf aufgestellt wurden“ (Ebenda).
IOC-Präsident Jacques Rogge soll selbst zwei  der sechs Kandidaten zur Kandidatur ermuntert haben. Und  die alte Hausmacht von Bach aus den Zeiten des damaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch schwand langsam dahin: „39 der aktuell 100 IOC-Mitglieder wurden in Rogges Präsidentschaft aufgenommen“ (Ebenda).

Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Bach, Thomas; Deutscher Olympischer Sportbund; Vesper, Michael

Quelle:
Fischer-Solms, Herbert, Sportnation Bundesrepublik Deutschland? Manfred Ewald lässt grüßen, Bundeszentrale für politische Bildung, www.bpb.de 16.5.2012
Zum gesamten Artikel: hier

 

Jun 112013
 
Zuletzt geändert am 12.06.2013 @ 11:49

 

Pressemitteilung von Axel Doering, Nolympia Garmisch-Partenkirchen, 11.6.2013:

Olympische Winterspiele haben abgewirtschaftet. Nolympia lehnt Bewerbung für 2022 ab.

Noch hat der DOSB nicht entschieden, ob eine Bewerbung für Olympische Winterspiele „München 2022“ in seine Interessen passt, aber die Politik drängt sich bereits in dieses Abenteuer. Leider wurde in Garmisch-Partenkirchen offenbar vergessen, welche tiefen Gräben zwischen der Bevölkerung das mehr als unglückliche Vorgehen der Bewerbungsgesellschaft aufgerissen hatte.

Weder die vollmundigen Versprechen von Bürgermeister Schmid, dass man bei einer Olympiabewerbung den Planern „klare Vorgaben machen“ und sich auch „nicht dreinreden“ lassen wolle, noch das Positionspapier der CSU in Garmisch-Partenkirchen, dass der Bürger über „Ob“ und „wie“ von „München 2022“ entscheiden solle, dass die Selbstbestimmung erhalten werden müsse und dass es kein Snow Village in Garmisch-Partenkirchen geben dürfe, haben auch nur den Hauch einer Chance auf Realisierung.

Können Politiker so ohne Langzeitgedächtnis leben, dass sie bereits völlig vergessen haben, dass die Grundlage der Spiele die Unterzeichnung des Host-City-Vertrages ist? Dieser Vertrag entmündigt und knebelt die Gemeinden und ihre Bürger auf sittenwidrige Art und Weise. Da gibt es keine „Selbstbestimmung“ und kein: “Wir schaffen an!“

Haben diese Politiker auch vergessen, dass bei der letzten, blamabel gescheiterten Bewerbung von „München 2018“ keine der ursprünglichen Versprechungen eingehalten wurden, nicht einmal die Finanzierung der Bewerbung durch Sponsoren, die die Grundlage der Gemeinderatsbeschlüsse war. Der größte Sponsor war und wird der Steuerzahler sein.

Warum sagt niemand, dass bei der Idee „kleinerer Spiele“ 2022 das Media Center wieder nach Garmisch kommt, mit allen seinen Folgen? Was hätte es in Murnau verloren, wenn dort in der Nähe keinerlei Wettbewerbe mehr stattfinden?

Warum verschweigen und leugnen die Verantwortlichen beharrlich den Klimawandel? 2022 ist er noch einmal vier Jahre weiter fortgeschritten als 2018. Es kann kalt genug sein, aber die Wahrscheinlichkeit für ausreichenden Schneefall – und sogar für die Kunstschneeherstellung – sinkt mit jedem Jahr weiter. Die Eingriffe in unsere Natur werden immens sein, um dieses Risiko etwas zu verringern. Für „Sotchi 2014“ wurde bereits Schnee mit einem Kostenaufwand von 11 Millionen Euro eingelagert. Ob er reicht?

Die Idee, durch die Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen einen Ganzjahres-Tourismus zu fördern, mutet angesichts der Erfahrungen mit Wintersport-Großveranstaltungen eher grotesk ab. Erfahrungen und Untersuchungen belegen das Gegenteil. Der Sommertourismus, der eine größere Bedeutung als der Wintertourismus hat, wird leiden.

Der Bau (bzw. Nichtbau) des Kramertunnels sollte ebenfalls eine Warnung sein. Bei Beginn des Planfeststellungsverfahrens wurde er noch mit 103 Mio. Euro beziffert, inzwischen liegen die Prognosen nach einem Kostenanstieg von zunächst 136 und dann 150 Millionen jetzt bereits bei 176 Millionen Euro – und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Und daran ist nicht der Naturschutz schuld, sondern eine miserable Planung, die der Eile vor der Skiweltmeisterschaft 2011 geschuldet war. Die Planungen, die wir vom Wanktunnel bereits kennen, werden die Fehlplanungen am Kramertunnel noch an Härte übertreffen. Im Gefolge einer hemmungslosen Olympiaeuphorie hofft man offenbar nun wieder, jede Planung und damit jeden Unsinn und jede Scheußlichkeit durchsetzen zu können.

Nolympia wird alles tun, um unsere Bürger über die immensen Eingriffe in unsere Heimat und ihre Folgen aufzuklären. Wir werden den Bürgern die finanziellen Risiken für den Steuerzahler erklären, die vergleichbar sind mit Stuttgart 21 und denen des Berliner Flughafens.

Vor einer Bewerbung für „München 2022“ sollten die Verantwortlichen nachdenken, warum es inzwischen so wenige Bewerber für Olympischen Winterspiele gibt: Da spielen Gründe wie der Klimawandel, die ständige Aufblähung der Spiele (heute gibt es z.B. fast 100 Wettbewerbe gegenüber 16 Wettbewerben bei den Spielen 1936), die immensen Kosten für die Veranstalter und das vollkommen intransparente IOC die Hauptrolle.

Wir hoffen, dass nicht eines Tages der Spruch zutrifft: „Keiner hat sie gewollt und wir haben sie gleich gekriegt!“

Nolympia wird entschiedenen Widerstand gegen die Bewerbung leisten, auch wenn es bei den finanziellen Ungleichgewichten ein Kampf von David gegen Goliath sein wird.

 

Vergleiche auch unter „Aktuelles“: Nur die allerdümmsten Kälber

 

 

 

Jun 052013
 
Zuletzt geändert am 13.07.2013 @ 20:12

5.6.2013, aktualisert 12.6.2012

Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber. Bertolt Brecht
Dies kann als Motto von SPDCSUFDPFREIE gesehen werden, die alle für Olympische Winterspiele 2022 in München eintreten.

Der geplante Bürgerentscheid am 10.11.2013
Zwei Millionen Euro wird sich die Landeshauptstadt München die Vorbereitungen für die Bewerbung kosten lassen. Allein die Portokosten betragen fast eine halbe Million Euro für den Bürgerentscheid, der 975.000 Euro kosten wird. Plus 400.000 Euro für die Anpassung“ des Bewerbungs-Konzeptes 2018 an 2022 – u. a. wieder mit den bewährten Kräften von Albert Speer & Partner. Und dann läuft die olympische Propagandamaschinerie an: „Vor der Befragung will die Stadt ihre Bürger ausführlich über das Projekt Olympia informieren, mit Handzetteln, Plakaten, Veranstaltungen und einer Internet-Präsenz. Alles zusammen soll weitere 560.000 Euro kosten“ (Schmidt, Thomas, Olympia-Vorbereitungen kosten knapp zwei Millionen, in Münchner Merkur 5.6.2013). Auf Vorschlag von OB Ude übernehmen auch die ehrenvolle Aufgabe der Informationskampagne für die Bürger: Albert Speer & Partner (Lode, Silke, Investieren in Olympia, in SZ 3.6.2013).
Wie wir schon früh darauf hingewiesen haben, handelt es sich bei diesem „Bürgerentscheid“ um einen zutiefst undemokratischen Vorgang, weil die Machtverhältnisse völlig ungleich sind: Staat, Bundesland Bayern, Landeshauptstadt München und Kommunen stellen Geld, Manpower und ihren ganzen Apparat zusammen mit vielen Massenmedien in den Dienst von München 2022 – wie schon bei München 2018. Wir Gegner von Nolympia haben nur ehrenamtliche Helfer, verfügen weder über größere Mitte noch einen Apparat. Allerdings erhebt sich die Frage, ob die betroffenen Bürger sich von Geld, Macht und DOSB-Politik beirren lassen.
Vergleiche unter „Aktuelles“: Goliath gegen David
Und was wirklich praktisch ist: Da man die Liquidation der Bewerbungsgesellschaft München 2018 bewusst hinausgezögert hat, kann man sie gleich in Bewerbungsgesellschaft München 2022 umbenennen. Und die wahren Kosten von München 2018 – bis heute nicht veröffentlicht – werden wohl nie bekannt.
Und die Olympia-Fans in Garmisch-Partenkirchen – mit tatkräftiger Unterstützung der ansässigen Sportvereine – ziehen nach und werden am 19.6. im Gemeinderat Ähnliches wie am 4.6. im Münchner Stadtrat beschließen. Den Gag des Tages lieferte der dortige Bürgermeister Schmid ab: „Den Planern will er allerdings klare Vorgaben machen und sich nicht dreinreden lassen. ‚Wir schaffen an'“ (Olympia 2022: „Für uns wird es billiger“, in Münchner Merkur 5.6.2013).
Oh heilige Einfalt. Nach den Vorgängen um München 2018 hat Schmid bis heute nicht verstanden, wer das Sagen hat.
Dann kam Schmid auf DAS Thema bei der Bewerbung München 2018 zu sprechen: die Frage des Grundstückseigentums. „Für das abgespeckte Olymische Dorf und die Sportstätten sollen nur Flächen verwendet werden, die sich in Gemeindebesitz befinen oder für die die Verwaltung langfristige Pachtverträge besitzt. „In dieser Hinsicht sind wir auf der sicheren Seite‘, meint der Rathaus-Chef“ (Ebenda).
Das wurde so in etwa auch bei München 2018 behauptet – die Grundeigentümer und Bauern mussten sich sogar einen Rechtsanwalt nehmen, um überhaupt Gehör zu finden. Dies wird bei München 2022 nicht anders zu erwarten sein, und es werden sehr wahrscheinlich bei vielen Flächen ähnliche Probleme bestehen.
Schmid schwärmte wie schon 2009 bis zum 6.7. 2011 dann von der olympischen Autobahn-Orgie: „Jede Minute, die der Münchner schneller bei uns ist, bedeutet bares Geld“ (Ebenda).
Aber nicht für Garmisch-Partenkirchen, sondern zum Beispiel für Mailand, das dann wesentlich kürzer über Garmisch-Partenkirchen als über den Brenner zu erreichen wäre. In Garmisch-Partenkirchen würden lediglich die Abgase der Pkw und Lkw bleiben.

Ökologische Milchbubenrechnungen
Mit München 2022 kommt wieder die Zeit der ökologischen Milchbubenrechnungen, die wir schon von München 2018 kennen. Zahlreiche Sponsoren stehen angeblich bereit, wie zum Beispiel – aus naheliegenden Gründen – die Industrie- und Handelskammer München (Lode 3.6.2013). Der Großteil der Bewerbung soll über diese Sponsoren getragen werden. Dass die meisten der Sponsoren von München 2018 von Ude zwangsverpflichtete Unternehmen der Öffentlichen Hand waren (Flughafen München, Messe München, Stadtwerke München, Olympiapark München Lotto Bayern etc.) blieb damals und bleibt heute unerwähnt. Dazu erklärte Katharina Schulze, Vorsitzende der Münchner Grünen, in einer Pressemitteilung: “Dass Olympische Spiele für eine Kommune ein finanzielles Harakiri sind, hat schon die Bewerbung 2018 gezeigt: Erst hieß es, die Bewerbung koste 30 Millionen Euro und werde von privaten Sponsoren gezahlt. Am Ende waren es dann 33 Millionen Euro, die privaten Sponsoren waren zum Großteil städtische Unternehmen (wie z.B. die Stadtwerke), und die Stadt München musste mit einer Finanzspritze zu Hilfe eilen. Das ist keine seriöse Kalkulation! In Zeiten knapper Kassen sollte die Stadt ihr Geld nicht in ein zweiwöchiges Megaevent pumpen, sondern lieber in sinnvolle Dinge investieren. Das sieht auch die Münchner Bevölkerung so” (PM 5.6.2013, siehe auch unten).

Die olympische SPD-Welt
Am traurigsten ist die Pressemitteilung der SPD vom 5.6.2013: Münchner SPD zu Olympia 2022: „Risiken sind kalkulierbar, Image-Gewinn unbezahlbar“. Zitate daraus:
„Davon träumen die meisten Metropolen dieser Erde: Einmal Olympiastadt zu sein.“
Üblicherweise sind die Austragungsorte schon nach dem „einen Traum“ pleite. Nur München möchte die Spiele nach 1972 (allein Sanierung Olympiapark ca. eine halbe Milliarde Euro) noch ein zweites Mal 2022 haben.
„In einem neuen Olympischen Dorf würden mehr als 1300 Wohnungen auf höchstem ökologischen Niveau entstehen…“
Die nach 2022 der Immobilienwirtschaft als Luxus-Eigentumswohnungen übereignet werden müssten: wie mit dem Olympischen Dorf in Vancouver geschehen. Und für die über 1600 schützenswerte Bäume im Park der Bundeswehr gefällt werden müssten.
Und dann kommt die Krönung vom Vorsitzenden der Münchner SPD: „Die Risiken sind kalkulierbar, der Image-Gewinn unbezahlbar.“
Ob Hans-Ulrich Pfaffmann-Ude diese Verfälschung aller Tatsachen selber glaubt? Die Zahlen der letzten Olympischen Sommer und Winterspiele sprechen eine ganz andere Sprache. Es ist nicht verwunderlich, dass sich – zudem in Zeiten des Klimawandels – kaum noch ein Ort für Olympische Winterspiele 2022 finden lässt.
Und: Hat sich schon mal jemand vom SPDCSUFDPFreie-Block Gedanken gemacht, warum die USA und Graubünden als Bewerber ausgestiegen sind? Oder ist das auch schon inzwischen verboten – durch den IOC-DOSB-Fraktionszwang? Motto der Befürworter München 2022: „Niemand wollte Olympische Winterspiele 2022, und schon haben wir sie bekommen.“

Grüne München und Bayern gegen München 2022
Die Linken und die Münchner Grünen – wie die Grünen im Bayerischen Landtag und die Bundesgrünen – lehnen dagegen München 2022 ab. Zur Pressemitteilung „Grüne lehnen die Bewerbung Münchens für Olympische Winterspiele 2022 ab“: hier
Die Münchner Grünen-Vorsitzende Katharina Schulze: „Angesichts des Klimawandels sind Olympische Winterspiele in den niedrig gelegenen Austragungsorten inmitten der hochsensiblen Alpenregion ein Zeichen gegen die Zeit. Auch sind die unkalkulierbaren finanziellen Risiken für die SteuerzahlerInnen nicht verantwortbar: Grundsätzlich waren die Gesamtkosten der Spiele immer viel höher, als das Budget vorsah. Die Erfahrungen zeigen also, dass die Kommunen auf den Schulden sitzen bleiben, während das intransparente IOC die Gewinne einstreicht.“

Schwanz wedelt mit Hund
In Lausanne ist das IOC so ungläubig wie verwundert: wie sich deutsche Bundes-, Landes- und Kommunalpolitiker in aller Freiwilligkeit zur olympischen Schlachtbank treiben lassen. Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Metzger selber.
Und so wartet das IOC gespannt auf die ersten 150.000 US-Dollar (ca. 115.000 Euro), die zur Aufnahme in den erlauchten, wenn auch dünnen Kandidatenkreis für 2022 überwiesen werden müssen. Und letztendlich auf die „Defizitgarantie“ – die dem IOC Milliardengewinne garantiert und den Austragungsländern und -orten Milliardendefizite.
Allerdings kann es sein, dass sich der Bach-Vesper-DOSB anders besinnt. Oder Bach den Thron des IOC-Allmächtigen erklimmt. Oder im IOC-Olymp irgendetwas passiert. Oder sich ein reicher, totalitärer Erdgas-Erdöl-Staat zur freudigen Kandidatur 2022 bereiterklärt. Und dann fallen alle Pläne von Merkel bs Seehofer bis Ude: aus.
Der DOSB-Schwanz wedelt mit dem Deutschland-Hund…

Vergleiche die Pressemitteilung von Axel Doering, Nolympia Garmisch-Partenkirchen: Nolympia lehnt Bewerbung für 2022 ab

 

Jun 032013
 
Zuletzt geändert am 10.12.2013 @ 16:03

Wolfgang Zängl
3.6.2013, aktualisiert 4.7.2013

Am 10. September 2013 wird auf der 125. IOC-Session in Buenos Aires, der Hauptstadt Argentiniens,  ein neuer IOC-Präsident gewählt. Es gibt 106 stimmberechtigte Mitglieder (Wikipedia, Stand Januar 2012). Den Hut in den olympischen Ring geworfen haben: Thomas Bach (Deutschland, Ng Ser Miang (Singapur), Richard Carrión (Puerto Rico), Wu Ching-kuo (Taiwan), Denis Oswald (Schweiz), Sergej Bubka (Ukraine). Gehen wir im folgenden einmal von – natürlich völlig unrealistischen – Gedankenspielen aus. Was machen die sechs Kandidaten bis zum 10.9.2013? Sie sammeln ihre Heere, also IOC-Stimmen – ein Pokerspiel in den Hinterzimmern der IOC-Macht. Wer am besten pokert, Zusagen macht, wer Zugeständnisse macht, wer alle bedienen will, wird IOC-Präsident.

Veränderte olympische Landschaften
Die gesamtolympische Situation hat sich aufgrund der Gigantomanie und der explodierenden Kosten Olympischer Spiele inzwischen grundlegend verändert. Früher galt: Olympische Sommerspiele in Europa – Olympische Winterspiele nicht in Europa. Auch das dürfte nun (trotz eventuell Madrid 2020) nicht mehr gelten. Auch wenn Jens Weinreich kryptisch andeutet: „Ich sage doch immer: der Scheich (Al-Sabah; WZ – siehe unten), Thomas Bach und Madrid 2020 – das ergibt Sinn“ (Weinreich 31.5.2013b).
Das IOC kann sich glücklich schätzen, wenn es überhaupt einen (finanziell) potenten Interessenten für Olympische Winterspiele 2022 findet – gerade die Winterspiele werden durch d en Klimawandel nicht nur absurder, sondern auch immer teurer und aufwendiger, siehe Schneeproduktion, Snowfarming etc. Zudem bieten die Osteuropäer nicht genug Luxus und Geld. Und ein reiches totalitäres Regime ist derzeit noch nicht in Sicht.
Eine deutsche Bewerbung um Olympische Spiele soll vermutlich das Krönungsgeschenk des DOSB-Präsidenten Bach werden: Er bezahlt die olympische Milliarden-Rechnung ja nicht. Bach wird wohl die Bewerbung München 2022 (oder Olympische Sommerspiele 2024 in Berlin oder Hamburg) am 10.9.2013 in Buenos Aires auf der 125. IOC-Session auf dem Präsentierteller vortragen.

Sechs Kandidaten stellen sich zur Wahl:

Der Fechter: Thomas Bach (*1953)
Wirtschaftsanwalt, Olympiasieger 1984, IOC-Mitglied seit 1991, IOC-Exekutivkomitee seit 1996, DOSB-Präsident seit 2006.
– Nur mal angenommen: Bach wird IOC-Präsident
Bach (1953) konnte noch lange auf die alten IOC-Mitglieder aus der Zeit des faschistoiden IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch (1980 bis 2001) zählen. Der alte Kumpel Sepp Blatter, der von Horst Dassler persönlich empfohlen wurde für das Amt des Fifa-Generalsekretärs (das war Blatter von 1981 bis 1998, seither ist er Fifa-Präsident), applaudierte Bach (Ausbildungsjahre bei Horst Dasslers Adidas, wurde dort 1985 Direktor für Internationale Beziehungen) nicht von ungefähr umgehend.
Bach im höchsten IOC-Amt wäre an manchen Punkten in Erklärungsnot: „… der Präsident des DOSB steht für eine Null-Toleranz-Politik im Anti-Doping-Kampf“ (dpa, Münchner Merkur 10.5.2013). Da hat die Deutsche Presse-Agentur nicht richtig recherchiert – das Gegenteil ist der Fall. Bach kämpft seit 2006 wie ein Doping-Löwe um den erlauben Besitz an „geringen Doping-Mitteln“ für die Spitzensportler! „Dass es kein nationales Anti-Doping-Gesetz gibt, fällt ebenso auf Bach zurück wie die Versteckspiele um deutsche Medaillenziele, die erst ein Gerichtsbeschluss zutage förderte“ (Kistner 10.5.2013a).
Vergleiche hierzu: Der DOSBDopingexperte; Deutsche Sportärzte; Die DOSBDopingDesinformation; Die Reihen fast geschlossen
Würde Bach auch weltweit die „geringen Mengen an Dopingmitteln“ erlauben?!?

Und wenn Bach IOC-Präsident wird: Dann könnte/möchte sein Adlatus, DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, DOSB-Präsident werden: „Vesper ist Bachs Mann fürs Grobe“ (Teuffel 11.5.2013). Vesper wäre vermutlich der erste hauptamtliche DOSB-Präsident. Derzeit bekommt Vesper 270.000 Euro jährlich: Drunter wird er es nicht tun.
Oder der DOSB sagt: Vesper, nein danke! So wie Robert Harting, der Olympiasieger im Diskuswerfen London 2012 (Sogl 28.5.20013).
Bach könnte Carrión – gegen dessen Stimmen – auf dem Posten des Schatzmeisters belassen (der hat ja auch ein Stimmpaket!).
Und was macht der Wirtschaftsanwalt Bach dann – als von ihm angekündigter ehrenamtlicher IOC-Präsident mit seinen Connections in die arabische und europäische Welt? Wovon wird/will er leben? Wo bleiben „seine fürstlich dotierten Geheimverträge“? (Weinreich 10.5.2013a). Wie spielt Bach weiter „konsequent den Doppelpass mit den steinreichen Potentaten“? (Ebenda).

Nur mal angenommen: Bach wird nicht IOC-Präsident
Was würde dann wohl Bachs Wirtschaftspartner und Siemens-Kunde, Scheich Ahmed Al-Fahad Al Ahmed Al-Sabah aus Kuwait dazu meinen? „Bach hat den Königsmacher im Weltsport hinter sich: Scheich Al-Sabah aus Kuwait, eine zwielichtige Figur. Mit ihm und Kuwait ist Bach seit langem vernetzt“ (Kistner 10.5.2013a). Al-Sabah war in Kuwait Energieminister von 2003 bis 2006, ist dort seit 2006 Verteidigungsminister, seit 1992 Mitglied im IOC, Präsident des Asiatischen Olympischen Komitees, Mitglied im Exekutivkomitee, seit 2012 Chef der ANOC, der Vereinigung aller 205 Nationalen Olympischen Komitees (kurier.at 13.4.2012). Der kuwaitische Verteidigungsminister Al-Sabah organisierte 2012 Rüstungsexporte aus Deutschland für 17,6 Millionen Euro (Hickmann 22.2.2013). „Im Zuge der Siemens-Affäre wurde 2008 publik, wie Konzernberater Bach sein Bemühen, Kuwait als Großinvestor für ein Projekt zu gewinnen, an „Freund und Kollege, Energieminister Scheich Ahmed al-Sabah“ band. Bach verweist stets auf die Trennung von Job und Ehrenamt“ (Kistner 6.5.2013).
Scheitert Bach mit seiner Bewerbung als IOC-Präsident, ist er im IOC-Ruhestand: Beim Sportmonopolisten IOC zählen nur Siege. Bach als IOC-Präsident – dank Königmacher Al-Sabah, der dann laut Jens Weinreich in einer Dekade selbst den IOC-Thron erobern möchte (Weinreich 31.5.2013c).

– Bach und München 2022
Der Mitleidsfaktor könnte bei der Bewerbung München 2022 zu Hilfe kommen. Bisher war der oberste deutsche Sportfunktionär bei olympischen Bewerbungen eher mau: „… nachdem Bachs bisherige Sportkarriere von vier krachend gescheiterten deutschen Bewerbungen begleitet worden war: Berchtesgaden, Berlin, Leipzig – und München 2018. Vorstellbar zudem, dass die IOC-Kollegen einem ums Thronamt gescheiterten Bach wenigstens bei der Olympiavergabe 2022 Trost spenden könnten“ (Kistner 11.5.2013).
Wenn Bach IOC-Präsident wird, könnte er aber auch sagen: Beerdigen wir München 2022 – ich bin jetzt Präsident. Und schon sind keine vier Bürgerentscheide nötig. Bis jetzt, Anfang Juni 2013, liegt übrigens noch keine konkreten Bewerbung für Olympische Winterspiele 2022 vor. Das IOC hat allen Grund, nervös zu werden.
Oder Bach bringt die Bewerbung München 2022 als „Krönungsgeschenk“ mit: Dann muss er auch liefern. Schließlich hat außer Deutschland kaum noch ein Land Geld für die olympische Gigantomanie. Dann ist Bach aber auch zur Zurückhaltung verpflichtet:„Wird Bach aber IOC-Chef, ist mit einem nicht zu rechnen: mit ‚präsidialer Amtshilfe für einen deutschen Bewerber’“ (Kistner 11.5.2013).
Wenn Bach nicht IOC-Präsident wird, könnte er sagen: Beerdigen wir München 2022 – ich bin schließlich nicht Präsident geworden. Oder: Jetzt kommt München 2022 erst recht – als meine Revanche. Allerdings: „Wer beim IOC einmal groß verliert, ist für alle Zeiten verloren“ (Weinreich 10.5.2013).

Gilt dies auch für München 2022 – nach dem großen Verlieren von München 2018?

Andernteils: „Scheitert Thronkandidat Bach, droht ihm national wie international die sportpolitische Verrentung. Eine deutsche Städtebewerbung könnte da wie eine Vitalkur wirken“ (Kistner 11.5.2013).
Und was sagt der Kaffeesatz? Seine Bewerbung sei „eher positiv“ für München, meinte Bach. – Dagegen Thomas Kistner: „Warum ein IOC-Präsident Bach für eine deutsche Bewerbung besser sein sollte, ist nicht erkennbar“ (Kistner 11.5.2013). – „In Bachs Interesse wäre sicherlich eher eine Bewerbung für Sommerspiele – zum Beispiel ein Berlin 2028 oder 2032. Denn die lösen größere Begeisterung bei der Bevölkerung aus – und Bach könnte mit dem Zuschlag für die Sommerspiele seine Amtszeit krönen“ (Sonnabend 9.5.2013).

Der Ex-Segler: Ng Ser Miang (*1949)
Sinpapur. Ex-Botschafter, Ex-Parlamentsangehöriger, Multimillionär. Begann mit Busunternehmen, leitet die größte Supermarktkette des Stadtstaates (SZ 8.6.2013). Seit 1998 IOC-Mitglied, Mitglied in diversen Evaluierungskommissionen, seit 2009 IOC-Vizepräsident. Hat olympische Erfahrungen – unter anderem mit den von Rogge eingeführten Olympischen Jugendspielen 2010 in Singapur. Laut Thomas Kistner ist die Schwachstelle des Kandidaten „die Herkunft aus einem straff geführten Stadtstaat“ (Kistner 18.5.2013).
Das ist eher ein Vorteil: Eine Grundvoraussetzung für das autoritäre IOC-Regiment ist natürlich, selbst in einer autoritären Staatsform zu leben.

Der Boxer: Wu Ching-kuo (*1946)
Taiwan. IOC-Mitglied seit 1988, seit 2006 Präsident des Welt-Boxverbandes AIBA und Nachfolger des berüchtigten Anwar Chowdhry , siehe Kritisches Olympisches Lexikon. Hat bis heute an seinem Vize, dem umstrittenen Usbeken Gafur Rachimov, festgehalten, den der Sydney Morning Herald als Drogenzar und Mafa-Boss in Zentralasien entlarvt hat. Wu Ching-kuo gilt als Außenseiter (Kistner 18.5.2013).

Der Banker: Richard Carrión (*1952)
Puerto Rico. Multimillionär. Ist seit 1990 IOC-Mitglied, im Exekutivkomitee, seit 2002 Direktor der IOC-Finanzkommission und Mitglied der IOC Marketing, TV and Internet Rights Commissions. Hat den Deal mit dem US-Fernsehsender NBC ausgehandelt – 4,382 Millionen US-Dollar für die Übertragung der Olympischen Spiele 2014 und 2016 (spiegelonline 22.5.2013; Münchner Merkur 10.5.2013). „
Der 60 Jahre alte Carrión, in seinem Hauptberuf Direktor und Verwaltungsratspräsident der Banco Popular in Puerto Rico, gilt als der oberste Banker des IOK. Er ist der Mann des Geldes. Und keine andere Sprache kennen seine Kollegen besser als jene des Geldes“ (Gehrmann 14.6.2013). Wenn er IOC-Präsident wird, müsste Carrión den gerade erhaltenen Sitz im Vorstand der amerikanischen Notenbank Federal Reserve aufgeben (SZ 15.5.2013).
Carrión hat „die Jagd auf Stimmen gleich mit einem unmoralischen Angebot eröffnet. Der Direktor der IOC-Finanzkommission will das Alterslimit von 70 „überprüfen“ und einen weiteren Sonderfonds zur Geldverteilung neben dem Entwicklungshilfeprogramm Olympic Solidarity einrichten“ (sueddeutsche.de 27.5.2013; Hervorhebung WZ).

Der Ruderer: Denis Oswald (*1947)
Schweiz. Rechtsprofessor, Ruderer mit Olympiateilnahme 1968, 1972 und 1976. seit 1978 Generalsekretär beim Weltruderverbandes FISA und seit 1989 FISA-Präsident. IOC-Mitglied seit 1991 und von 2000 bis 2012 im IOC-Exekutivkomitee. Oswald schloss 2010 einen umstrittenen Sponsoring-Vertrag mit Samsung ab: Der koreanische Konzern stand hinter der 2011 erfolgreichen Bewerbung für Olympische Winterspiele in Pyeongchang 2018 (Gewinner gegen München 2018).
Oswald erkundete bereits u. a., wie viele Stimmen er in Asien und Südamerika erhalten würde. „Oswald soll als Voraussetzung für eine Bewerbung die Zusicherung von 30 Stimmen der 135 IOK-Mitglieder genannt haben“ (Schmid 25.5.2013). „Auch Oswald hat sich der Modernisierung verschrieben. Es ist der sicherste Weg, nicht gewählt zu werden. Machtverschiebungen sind den Mächtigen zuwider“ (Winterfeldt 4.6.2013). Unter anderem deshalb gilt Oswald als Außenseiter. Er hätte auch neuer Wada-Chef werden können (Schmid 25.5.2013; Weinreich 31.5.2013a). Im Interview mit Thomas Kistner verteidigte er die UCI im Fall Lance Armstrong und sagte: „Die Wada entwickelt sich immer stärker zu einer Polizei, das Verhältnis zum Sport hat gelitten… aber schlussendlich hat die UCI nie einen positiven Fall von den Labors bekommen“ (Kistner 14.6.2013).
Die UCI hat eigenhändig jene Labors ausgewählt, die keine positiven Befunde lieferten.
Oswald präsentierte er auch Altbackenes:
Er lockt „seine potentiellen Wähler auch mit der Aussicht, die Alterslimite von 70 auf 75 Jahre zu erhöhen und den Besuch von Bewerber-Städten organisiert in Gruppen wieder zuzulassen. Die Alterslimite und das Besuchsverbot waren bei der Aufarbeitung des Bestechungsskandals um die Vergabe der Winterspiele nach Salt Lake City eingeführt worden“ (Gehrmann 14.6.2013).

Der Hochspringer: Sergej Bubka (*1963)
Ukraine. Ehemaliger Stabhochspringer, 1988 Goldmedaille in Seoul. Seit 2007 Vize-Präsident des Welt-Leichtathletikverbandes IAAF, IOC-Mitglied seit 2000. Multimillionär, seit 2004 Präsident der Kiewer Rodovid Bank. Von 2002 bis 2006 Abgeordneter für die „Partei der Regionen“ von Wiktor Janukowitsch. „Als Liebling der Oligarchen von Donezk hat er es später zum Multimillionär gebracht“ (Simeoni 3.6.2013).
Sein Privatvermögen wird auf umgerechnet 350 Millionen US-Dollar geschätzt (Wikipedia). Wie kann Bubka IOC-Präsident werden? Eher gar nicht. Die Ukraine ist nach der Fußball-EM 2012 sowieso am Rand der Zahlungsunfähigkeit. Und die ukrainischen Oligarchen kommen nicht für den Oligarchen Bubka auf.

Für Bubka gilt bezüglich der autoritären Staatsform ähnliches wie für Ng Ser Miang.

Wer spielt noch mit?
Was will der neue Sportzar Wladimir Putin? Der sich „nach der Akquirierung von Olympia 2014, Fußball-WM 2018 und Formel 1 immer stärker in die Fragen des Weltsports einschaltet“ (Aumüller 3.6.2013) und gerade zusammen mit Scheich Al-Sabah den Judo-Präsidenten Marius Vizer zum Chef von Sportaccord, dem Zusammenschluss von 107 Sport-Weltverbänden, befördern ließ (Weinreich 31.5.2013b,c).
Was wollen die neuen Sport-Oligarchen? Was wollen die Milliardäre und Industriellen aus China, Asien, Brasilien? Was wollen die Potentaten aus Bahrain, Katar? Die Diktatoren aus Weißrussland, Kasachstan, Aserbaidschan? Was wollen die Scheichs, Sultane und Emire von der arabischen Halbinsel?

Weiteres Spielmaterial vom IOC-Verschiebebahnhof
Tokyo, Istanbul und Madrid haben sich als Austragungsort für die Olympischen Sommerspiele 2020 beworben: „Bachs Freunde vom Persischen Golf wiederum wollen Istanbul für 2020 ausbooten. Sie favorisieren Madrid, damit Olympia dann 2024 oder 2028 in Arabien stattfinden kann“ (Weinreich 10.5.2013). Und wenn es Istanbul wird, sind die arabischen Freunde erst einmal draußen. Und wenn es Tokyo wird, sind dann die Europäer dran? Und wo bleiben die USA? Fragen über Fragen…
Auf der 4. Wada-Konferenz im November 2013 in Johannisburg wird ein Nachfolger für Wada-Präsident John Fahey gewählt. Das soll ein möglichst harmloser sein: „Die mitunter aufmüpfige Wada soll eine reine Serviceeinheit des Sports werden“ (Weinreich 31.5.2013).

Nachtrag Ende Juni 2013: „Anything but Bach“
IOC-Präsidentschaftswahl: Jens Weinreich konstatierte Ende Juni 2013, dass der Widerstand gegen die Kandidatur von Thomas Bach wächst. „Dabei schien es vor wenigen Monaten, als sei die Sache vorentschieden. Als sei Thomas Bach quasi konkurrenzlos. Viele Mitglieder befürchteten, sie hätten in Buenos Aires nur noch abzunicken. Manchen hat das nicht gefallen. Spätestens im Herbst 2012 begannen einige Mitglieder im Hintergrund an Alternativen zu arbeiten. Und nun, im Wahlsommer, geht ein Raunen um in der Szene. IOC-Mitglieder, Verbandspräsidenten, einflussreiche NOK-Vertreter, Spindoktoren und Lobbyisten flüstern sich grinsend und beinahe konspirativ ein Kürzel zu: ‚ABB‘. Zitieren lassen mochte sich bisher niemand. ABB – das Akronym steht für: Anyone But Bach. Alles außer Bach“ (Weinreich, Jens, Das konspirative Kürzel, in berliner-zeitung.de 25.6.2013). Auch die übergroße Nähe zum kuwaitischen „Königsmacher“ Scheich Ahmed Al-Sabah kommt nicht gut an: „Der Präsidentschaftskandidat Oswald hat kürzlich angemerkt, was der Scheich treibe, entspreche nicht seinem Demokratieverständnis. Al-Sabahs Parteinahme für Bach würde gegen mindestens drei Regeln verstoßen, die von der IOC-Ethikkommission für diesen Wahlkampf aufgestellt wurden“ (Ebenda).
IOC-Präsident Jacques Rogge soll selbst zwei  der sechs Kandidaten zur Kandidatur ermuntert haben. Und  die alte Hausmacht von Bach aus den Zeiten des damaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch schwand langsam dahin: „39 der aktuell 100 IOC-Mitglieder wurden in Rogges Präsidentschaft aufgenommen“ (Ebenda).
Eingeleitet hat Bach die für ihn negative Entwicklung im Gefolge der krachenden Niederlage der Bewerbung München 2018 gegen Pyeongchang (25 zu 63 Stimmen): „Er soll nach jenen IOC-Mitgliedern gesucht haben, die ihm und München die Gefolgschaft verweigert hatten. Teilnehmer mancher Vieraugengespräche berichten irritiert von einer bislang nicht bekannten Schärfe des deutschen Vorzeige-Olympioniken… Kann er auf den Scheich bauen oder sucht dieser sich einen anderen Favoriten? Und schließlich: Verbünden sich seine Herausforderer, die sich im Übrigen blendend verstehen und schon über Bachs Unruhe amüsieren, und versprechen sich gegenseitig Unterstützung? Das wäre die größte Gefahr für Bach“ (Weinreich, Jens, „Jeder außer Bach“, in spiegelonline 4.7.2013).

Quellen:
Aumüller, Johannes, Von der Insel in den Machtkampf, in SZ 3.6.2013
Auch Bubka will im IOC hoch hinaus, in spiegelonline 18.5.2013
Auch Carrión will IOC-Präsident werden, in spiegelonline 22.5.2013
Bach bestätigt Kandidatur als IOC-Präsident, in Münchner Merkur 10.5.2013
Bubka tritt an, in SZ 29.5.2013
DOSB-Präsident Bach: „Ziele nicht erreichbar“, in zeitonline 13.5.2013

Gehrmann, Daniel, Die Sprache des Geldes, in nzz.ch14.6.2013
Hickmann, Christoph, Mehr Waffenexporte in die Golfstaaten, in SZ 22.2.2013
Hungermann, Jens, Ein wendiger Lobbyist auf dem Olymp, in welt.de 11.5.2013
Ide, Robert, Thomas Bach lässt die Maske fallen, in tagesspiegel.de 10.12.2012
IOC-Wahlkampf beginnt – Coe kämpft für Bach, in sueddeutsche.de 27.5.2013
Kistner, Thomas
– Blatters neuer Bruder, in SZ 6.5.2013
– Das Visier stets geschlossen, in SZ 10.5.2013a
– Schattenwelt aus Gefälligkeit und Eitelkeit, in sueddeutsche.de 10.5.2013b
– Mit Demut oder Scheich, in SZ 10.5.2013c
– Vitalkur oder Konflikt, in SZ 11.5.2013
– Rückkehr der alten Lager, in SZ 18.5.2013
– „Wir sind nicht beim Eurovision Song Contest“, in SZ 14.6.2013
Konkurrenz für Bach, in SZ 15.5.2013
Olympia: Kuwaiter Al-Sabah neuer ANOC-Präsident, in kurier.at 13.4.2012
Pausch, Simon, IOC-Boss? Machtmensch Bach will ganz nach oben, in welt.de 9.5.2013
Schamasch kandidiert, in SZ 25.5.2013
Schmid, Andreas, Denis Oswald will IOK präsidieren, in nzz.ch 25.5.2013
Sechs Kandidaten für die Rogge-Nachfolge, in SZ 8.6.2013
Simeoni, Evi, Kronprinzen auf Stimmenjagd, in faz.net 3.6.2013
Sogl, Reinhard, “Dann kommt endlich ein neuer Mann”, in berliner-zeitung.de 28.5.2013
Sonnabend, Lisa, Wie Thomas Bach München die Spiele vermiest, in sueddeutsche.de 9.5.2013
Sportpolitik – Olympia: Bachs IOC-Pläne und die Auswirkungen für den deutschen Sport, in sueddeutsche.de 10.5.2013
Teuffel, Friedrich, Vom Diener zum Herrn, in tagesspiegel.de 11.5.2013
Vierter Kandidat, in SZ 24.5.2013
Weinreich, Jens
– Macht, Moneten, Medaillen, in spiegelonline 10.5.2013
– Bach will an die IOC-Spitze, in berliner-zeitung.de 10.5.2013
IOC-Präsident: Gerangel um den olympischen Thron; in badische-zeitung.de 31.5.2013a
– Wer regiert den Weltsport? Teil 1: Wladimir Putin, Marius Vizer und Scheich Ahmad Al-Sabah, Blog, 31.5.2013b
– Putins Judo-Kumpel attackiert Olympia, in spiegelonline 31.5.2013c
– Propaganda vom Sportpapst, in berliner-zeitung.de 10.6.2013
Wikipedia
Winterfeldt, Jörg, Feinde der Moderne, in berliner-zeitung.de 4.6.2013
Wu möchte Bach Konkurrenz machen, in spiegelonline 17.5.2013
www.olympic.org

 

Jun 012013
 
Zuletzt geändert am 15.02.2014 @ 0:21

30.06.13:
Merkur: WDR-Film über Garmisch: Touristiker fürchten Böses
DLF: Schwaches Bild der FIFA beim Confederations Cup
DLF: „Sportliche Gesetzgebung reicht nicht aus“ – DOSB-Ehrenpräsident von Richthofen spricht sich für ein schärferes Anti-Dopinggesetz in Deutschland aus
Berliner Zeitung: X-Games: Schmerzen im Raumschiff

29.06.13:
DLF: „Kopfschütteln“ über Sportpolitik – Die Bilanz des Sportausschusses des Bundestags
SZ: Plan verworfen: Sportpolitiker Riegert wird nicht DBS-Generalsekretär
RIA Novosti: No snow deficit for Sochi in 2014
DLF: Der vergessene Völkermord – Die Tscherkessen wollen, dass ihr Schicksal bei Olympia 2014 thematisiert wird

28.06.13:
jensweinreich.de: Don’t ask, don’t tell: Thomas Bachs Ghorfa, der Israel-Boykott, die FDP-Connection und die Bundesregierung
AZ: X-Games im Olympiapark: Zu viel Lärm? Anwohner gehen auf die Barrikaden
SpOn: Brasilien: Scheinfriede in Rios Armenvierteln
sid: Doping-Skandal um 30 Türken belastet Olympiapläne
FAZ: Doping-Bericht: Bitte warten
Tagesspiegel: Aicar ist das neue Epo
Schleswig-Holsteinisches Oberlandesgericht: Unzulässige Werbung mit „Olympia-Rabatt“ und „Olympischen Preisen“

27.06.13:
Berliner Zeitung: Streit um IOC-Vorsitz: Im Schnittbereich
DLF: Kein Anti-Doping-Gesetz – SPD scheitert mit ihrem Gesetzentwurf im Bundestag
ND: Tumore in Leber, Blase und Niere

26.06.13:
SZ: Olympisches Dorf gesichert
sid: Olympia 2022: IOC kürt Kandidaten im Juli 2014
sid: X-Games: Extremer Sport, extreme Unfälle
SZ: Ude attackiert Medien und Staatsanwaltschaft
dpa: Umstrittene Dopingstudie immer noch nicht abgeschlossen
DLF: Auf einem Auge blind? – Die Aufarbeitung der westdeutschen Doping-Vergangenheit verzögert sich weiter
taz: IOC zu Olympia 2020: Alle Bewerber „hochklassig“

25.06.13:
nolympia.de: Das Geschäft mit den X Games
planet-interview.de: Helmut Schleich: Ratzinger zu parodieren war ein Genuss
Reuters: Analysis: Brazil riots raise questions over sporting mega-events
FAZ: Unruhen beim Confed-Cup: Die Fifa taucht ab
Berliner Zeitung: Thomas Bach: Das konspirative Kürzel
playthegame.org: The withering whispers of the IOC
FAZ: Kinder-Doping in Deutschland – „Du bist ein Schwein“
jensweinreich.de: Was vom Tage übrig bleibt (75): Machtwechsel in Katar, IOC-Evaluierungsbericht Sommerspiele 2020 – Istanbul, Madrid, Tokio

24.06.13:
FAZ: Zorn auf die Zyniker
SN: Lieber mehr Brot statt immer teurerer Spiele
CNN: A fair World Cup deal for Brazil?
FAZ: Sotschi 2014: Olympiateam soll 27 Medaillen gewinnen
Berliner Zeitung: Spitzensportförderung: Witz in Tüten
SZ: Ude verteidigt Reiter – Dienstreisen zum Nulltarif
SZ: Wirtschaftsreferent Reiter beim CL-Finale – Wenn einer eine Reise tut
Welt: Angst vor der Kunst wie zu sowjetischen Zeiten

23.06.13:
Berliner Zeitung: Wie die WM 2014 nach Brasilien kam
jensweinreich.de: “Wir sind das Volk!” – Brasilien, die FIFA, das IOC und steuerfinanzierte Mega-Events

22.06.13:
ödp: ÖDP München gegen Olympia-Bewerbung – Wir brauchen Kindergartenplätze statt Curlingbahnen
thelocal.no: Olympic bid divides Oslo residents
SpOn: Proteste in Brasilien: Wir sind das Fußball-Volk!

21.06.13:
Zeit online: Danke, Brasilien!
Merkur: Staatsanwalt prüft FCB-Einladung an Reiter
SZ: Staatsanwaltschaft prüft Ermittlungen gegen Dieter Reiter
jensweinreich.de: Bach-Nachfolge im DOSB: “Objektivierung” gescheitert
SZ: X-Games: Knochenbrüche sind fast schon normal

20.06.13:
WSJ: The City of Oslo applies for a financial governmental guarantee for the 2022 Winter Olympics
jensweinreich.de: Elefantes brancos oder: Was erlauben das Volk? Die FIFA und die Proteste in Brasilien
SZ: Sepp Blatter und die Krawalle in Brasilien: Augenverschließer auf Welttournee
FAZ: Blatters Fehleinschätzung
Berliner Zeitung: Der Ball des Anstoßes
SpOn: WM-Stadien in Brasilien: Zwischen Prunk und Ruinen
SZ: Münchens OB-Kandidat Reiter und der FC Bayern: Günstige Verbindung
SZ: FC-Bayern-Protegé ohne Fingerspitzengefühl
Merkur: Freie Wähler: Stammstrecke wird deutlich teurer

19.06.13:
Merkur: NOlympia kündigt vehementen Widerstand an
taz: Die Fifa ist ein Drecksverein
nolympia.de: Brasilien 2013: Fifa-Sause und IOC-Party
SZ: Blatters Worte als Brandbeschleuniger
SpOn: Brasilianischer Funktionär Marin: Der Fußballdiktator
Tages-Anzeiger: Der meistgehasste Brasilianer
AZ: X-Games: „Größte Veranstaltung seit Olympia“
Merkur: Bundesrechnungshof prüft Finanzierung – Neue Zweifel an zweiter Stammstrecke

18.06.13:
newsinenglish.no: Powerful Olympic campaign fires up
SpOn: Massenproteste gegen WM und Olympia: Brasilianer erheben sich gegen Milliardensportfeste
SpOn: Demonstrationen in Brasilien: Hunderttausende protestieren gegen teure Fußball-WM
Zeit online: Brasilianer wollen die Fifa-Rechnung nicht zahlen
SZ: Proteste in Brasilien: Brennpunkt der Sportwelt
euronews: Proteste gegen WM und Olympia in Brasilien

17.06.13:
dpa: Blatter: Demonstranten nutzen Fußball als Plattform
ND: Tokio kauft sich Freunde
Interfax: Ukraine wants to win right to host 2022 Winter Olympics, says vice premier

16.06.13:
SZ: Ärger im WM-Austragungsland Brasilien – Wutbürger prangern Sport-Sause an

15.06.13:
SZ: Ohrfeige für den Sport

14.06.13:
NZZ: IOC: Die Sprache des Geldes
dpa: Kandidat Oswald kritisiert Rolle von Scheich

13.06.13:
Merkur: X-Games-Baustelle sorgt für Ärger
nolympia.de: Was will Thomas Bach wirklich?
allesfuergold.de: Die Dokumente zur deutschen Sportförderung
sid: Antidoping-Gesetz: Der Sport mauert
Tagesspiegel: Warum das Maracanã-Stadion das Volk spaltet
taz: Für die tägliche Papstvisite
YLE: Former top skier admits to doping

12.06.13:
Merkur: Olympia-Skisprungschanze: Eine Million Euro für die Gemeinde
ND: Sagt mir bitte, was ich tun soll!

11.06.13:
nolympia.de: Nolympia lehnt Bewerbung für 2022 ab
muenchen.de: Aufzeichnungen aus der Stadtrats-Vollversammlung vom 05.06.2013 (TOP A4: Bewerbung um Olympische und Paralympische Winterspiele 2022)
NRCU: Regions should use their chance of 2022 Olympics
Berliner Zeitung: Sportausschuss: Meisterhafter Murks
allesfuergold.de: Klage gegen das Bundesinnenministerium

10.06.13:
allesfuergold.de: Die Medaillen-Logik: Je übertriebener, desto besser?
Berliner Zeitung: Propaganda vom Sportpapst
DLF: Wahlhearing des Deutschen Olympischen Sport-Bundes (DOSB) offenbart keine große Unterschiede
bundestag.de: Besteuerung von Großveranstaltungen
Deutschlandradio Kultur: War das damals auch so teuer? – Von Großprojekten und den wahren Kosten
FAZ: Polen nach der Fußball-EM: Madonna im Mausoleum
SZ: DOSB: Transparenz nach Art des Hauses
jensweinreich.de: Crowdfunding, das IOC-Buch: “Macht, Moneten, Marionetten”
Stimme Russlands: Alles unter Kontrolle im Olympischen Sotschi

09.06.13:
Merkur: Olympia 2022: CSU stellt Bedingungen
WAMS: Das absurdeste Fußball-Stadion der Welt

08.06.13:
Berliner Zeitung: Lässiger Einwurf: Spitzensportverbände reden über Geld – und Bachs Nachfolge
DLF: „Es gibt auch Kritiker“ – Der DOSB demonstrierte in Berlin Geschlossenheit

07.06.13:
Traunsteiner Tagblatt: Olympiabewerbung für 2022 soll optimiert werden
SZ: Anbau im Olympiapark – Neben dem Eissportstadion soll eine temporäre VIP-Lounge entstehen
Radio Schweden: Winter-Olympiade 2022 nach Stockholm?
ND: Das geheime Wahlprogramm
Zeit online: Ein Millionenminus als Souvenir der Euro 2012

06.06.13:
SZ: Streit um Olympia-Entscheid
IOC: IOC opens bids for 2022 Olympic Winter Games, YOG 2020
thelocal.se: Swedes mull Stockholm Olympic Games bid
dpa: Oslo will sich bewerben
SHZ: Bewerbung für 2028 – Hamburgs Olympia-Traum
FAZ: IOC-Präsidentschaftskandidat Bach: „Eine Vision wäre ein olympischer Fernsehkanal“

05.06.13:
nolympia.de: Nur die allerdümmsten Kälber…
Grüne München: Grüne lehnen die Bewerbung Münchens für Olympische Winterspiele 2022 ab
Merkur: Kein Bürgerentscheid im September
Merkur: Olympia-Vorbereitungen kosten knapp zwei Millionen
Merkur: „Für uns wird es billiger“
Stadtrat München: Vollversammlung – TOP 4: Bewerbung um Olympische und Paralympische Winterspiele 2022 – Sachstand, Geplante Durchführung eines Bürgerentscheids
newsinenglish.no: Oslo goes ahead with Olympics bid
Welt: Die Olympischen Spiele der Korruption von Sotschi
DLF: Keine Rente für Dopingopfer
sid: Keine Aufnahme des Sports ins Grundgesetz
Landeshauptstadt München: Betreten erlaubt! Marienhof ist wieder grün

04.06.13:
Wochenblatt: Hohe Kosten, Umweltbelastung: Grüne im Landkreis Traunstein gegen Olympia 2022
Berliner Zeitung: IOC-Wahlkampf: Feinde der Moderne
Wiener Zeitung: Quo vadis, Olympia?

03.06.13:
nolympia.de: Olympisches Kaffeesatzlesen (I)
FAZ: IOC-Präsidentenwahl: Kronprinzen auf Stimmenjagd
dpa: Bach: Protestwelle wird keinen Einfluss auf Olympia-Vergabe haben
Pester Lloyd: Ex-Präsident von Ungarn, Plagiator Schmitt, bleibt IOC-Mitglied
SZ: Dem Fußball wird alles verziehen

02.06.13:
nolympia.de: Chronologie der Ereignisse im Mai 2013
AZ: Klappe und Action: Der Stadtrat live im Internet

01.06.13:
FAZ: Sport-Diktator Putin: Voll daneben
Berliner Zeitung: Sportministerkonferenz: Emotionalen Background geschaffen

weiter zur Presseschau für Mai 2013

Mai 162013
 
Zuletzt geändert am 02.10.2013 @ 20:50

16.5.2013, aktualisiert 2.10.2013

Der olympische Fahrplan
9.5.2013:
DOSB-Präsident Thomas Bach erklärt seine Kandidatur um das Amt des IOC-Präsidenten.
13.5.2013:
Der Münchner OB Ude erklärt, dass es zur Bewerbung München 2022 um Olympische Winterspiele am 10.11.2013 vier Bürgerentscheide geben soll: in München, Garmisch-Partenkirchen, Schönau/Königssee und Ruhpolding.
7.9.2013:
Buenos Aires, IOC-Session, Wahl des Austragungsortes der Olympischen Sommerspiele 2020
10.9.2013:
Wahl des neuen IOC-Präsidenten
15.9.2013:
Landtagswahl in Bayern
22.9.2013:
Bundestagswahl in Deutschland
10.11.2013:
Bürgerentscheide um München 2022
14.11.2013:
Meldeschluss beim IOC für die Bewerbung um Olympische Winterspiele 2022, Bezahlung der ersten Anmeldegebühr

Intro
Am 6.7.2011 erlitt die Bewerbung um Olympische Winterspiele München 2018 beim IOC-Treffen in Durban eine eindeutige Niederlage. München erhielt nur 25 IOC-Stimmen, das südkoreanische Pyeongchang 63 IOC-Stimmen.
Die gesamtolympische Situation hat sich aufgrund der scheinbar unbegrenzt wachsenden Gigantomanie und der damit explodierender Kosten für die Ausrichtung Olympischer Spiele grundsätzlich geändert: Deshalb melden sich immer weniger Bewerber.

– Für die Olympischen Sommerspiele 2020 gibt es gerade einmal drei Kandidaten: Madrid, Istanbul und Tokyo.
– Früher galt: Wenn Olympische Sommerspiele nach Europa vergeben werden, finden die nächsten Olympischen Winterspiele nicht in Europa statt. Dies dürfte nun, auch falls Madrid 2020 gewählt wird, nicht mehr gelten.
– Erschwerend kommt bei Olympischen Winterspielen der Klimawandel mit Schneeproblemen dazu. Für die Olympischen Winterspiele 2022 gibt es – nach der Absage der US-Austragungsorte und der Abwahl von Graubünden 2022 – noch folgende Kandidaten: Oslo, Norwegen (mit der Abstimmung am 9.9.2013); Barcelona, Spanien; Lviv (Lemberg, Ukraine) und eventuell eine Kooperation zwischen Polen und der Slowakei – und natürlich München.
Das IOC kann sich inzwischen glücklich schätzen, wenn es überhaupt einen (finanziell) potenten Interessenten für Olympische Winterspiele 2022 findet. Die Osteuropäer bieten nicht genug Luxus und Geld. Und ein totalitäres Regime ist derzeit – noch – nicht in Sicht.

Bachs Antrittsgeschenk
Am 9.5.2013 gab DOSB-Präsident Thomas Bach seine Kandidatur um das IOC-Präsidentenamt bekannt.
„Die Botschaft des DOSB, verlesen von Generaldirektor Michael Vesper, lautete, Bachs Kandidatur sei eine Kandidatur im nationalen Interesse” (Weinreich 10.5.2013; Hervorhebung WZ).
Schon der Bewerbung München 2018 wurde von der Bundesregierung der Status eines „nationalen Anliegens“ eingeräumt. Nun soll Bachs Bewerbung also im nationalen Interesse sein. Vor lauter Nationalitätenrausch vergessen die staatlichen Olympiafans offenbar, dass sie mit ihrem Amtseid geschworen haben, Schaden vom Deutschen Volk abzuwenden.

Eine Bewerbung um Olympische Spiele wird sehr sicher Bachs Antrittsgeschenk als IOC-Präsident. Bach wird die Bewerbung München 2022 am 10.9.2013 in Buenos Aires auf der 125. IOC-Session auf dem Präsentierteller vortragen.
Bach zahlt dieses Geschenk ja nicht selbst, sondern die deutschen Steuerzahler –  und zwar mit einer zweistelligen Milliardensumme: Milliarden Euro für Bachs Kandidatur…
„Auch Bach selbst glaubt, ein Erfolg im Kampf um das IOC-Präsidentenamt sei ‚eher positiv’ für München’“ (SZ 11.5.2013).
Es ist genau umgekehrt: Die Kandidatur befördert Bachs Präsidentenpläne.

Und so werden die Olympia-Fans von Merkel über Seehofer bis Ude jubeln – nach dem Motto: Niemand wollte die Olympischen Winterspiele 2022, und schon haben wir sie bekommen.

Udes Kalkül
Der (bis Juni 2014 amtierende) Münchner OB und SPD-Spitzenkandidat im Landtagswahlkampf, Christian Ude, setzt auf Bürgerentscheide in München, Garmisch-Partenkirchen, Ruhpolding und Schönau am Königssee. Für Ude ist der ablehnende Kurs der Grünen „kein Problem” (Effern, Lode 27.4.2013). „Dass sich die Grünen über ein Pro-Olympia-Votum der Bürger einfach hinwegsetzen, hält der Münchner Oberbürgermeister angesichts des politischen Anspruchs der Grünen für völlig undenkbar” (SZ 26.4.2013).
Schwer vorstellbar, was einen OB Ude seit 2007 antreibt, sich dem IOC zu unterwerfen, wo es doch auch die Aufgabe eines Stadtoberhauptes ist, Schaden von seiner Stadt abzuwenden. Was treibt Ude an? Allmachtsphantasien? Kampf gegen das Loser-Image von Durban? Angst vor dem Fall in die Bedeutungslosigkeit? Materielle Gründe? Kampf ums “Lebenswerk”? (Wie viel Lebenswerk braucht OB Ude eigentlich noch?)

Am 10.5.2013 gab Ude das Ergebnis gemeinsamer Gespräche mit Thomas Schmid, dem Bürgermeister von Garmisch-Partenkirchen, Georg Grabner, dem Landrat von Berchtesgaden und Hermann Steinmaßl, dem Landrat von Traunstein, dann bekannt, dass es die bereits von ihm im April 2013 angekündigten vier Abstimmungen geben wird (SZ 11.5.2013). Ude gab die forsche Marschrichtung vor: „Überall muss die Kommune mitziehen. Man kann da kein Risiko eingehen, dass es später noch zu Konflikten kommt oder zu einem Bürgerbegehren, das eine negative Zielsetzung hat“ (br.de 14.5.2013).
Und damit will er auch die Grünen lammfromm machen. Dabei sind die Voraussetzungen dieser vier Bürgerentscheide in vier Sportstädten von den Befürwortern genau abgezirkelt, siehe unten.

Und am 13.5.2013 gaben DOSB und Landeshauptstadt München eine gemeinsame Presseerklärung heraus. OB Ude und Münchens „Sportbürgermeisterin“ Christine Strobl hätten sich mit Steinmaßl, Schmid, Ruhpoldings Bürgermeister Claus Pichler, Andreas Bratzner (in Vertretung von Grabner, Berchtesgaden) und dem Präsidenten des deutschen Skiverbandes, Alfons Hörmann (in Vertretung von DOSB-Generaldirektor Michael Vesper) getroffen. „Die Kommunen erklärten ihre Bereitschaft, alle Vorbereitungen zu treffen“ für den Fall, dass der DOSB eine Münchner Bewerbung befürwortet (muenchen.de 13.5.2013; wortgleich dosb.de 13.5.2013).

Die Biathlon- und Langlaufwettbewerbe werden von Schwaiganger nach Ruhpolding umgeplant, Aerials und Halfpipe-Wettbewerbe sollen im Münchner Olympiapark stattfinden. Vorgeschlagen hat dies eine „Arbeitsgemeinschaft“ – d.h. Vertreter des Garmisch-Partenkirchner Vereins Olympija mit Christian Neureuther, Franz Reindl und Heinz Mohr (Holzapfel 14.5.2013).

„Für die Klärung aller Detailfragen wird eine interkommunale Arbeitsgruppe eingerichtet. Der Freistaat Bayern und die Bundesrepublik werden über das Ergebnis des Treffens informiert und um Unterstützung der Vorbereitungen gebeten“ (Ebenda). Und schon sitzen wieder Vertreter vom Planungsbüro Albert Speer & Partner im Münchner Rathaus: Sie hatten auch schon München 2018 konzipiert (Holzapfel 14.5.2013).
Vergleiche: Die Sportpalast-Architekten

Wie demokratisch sind Bürgerentscheide?
Die Frage mag zunächst seltsam klingen: Ist doch die Partizipation der Bevölkerung bei politischen Entscheidungen wünschenswert, so sie denn gerecht abläuft. Aber ein kurzer Blick auf zwei die olympischen Bewerbungen betreffenden Bürgerentscheide relativieren dies.

a) Bürgerentscheid zur Bewerbung München 2018 am 8.5.2011 in Garmisch-Partenkirchen
Aus der Chronologie Mai 2011: „Im Vorfeld heizten die Olympia-Fans die Stimmung in Garmisch-Partenkirchen auf. Besonders die Initiative ‚Zwei Tunnel für Garmisch-Partenkirchen’ hängte drei Wochen lang an der Bundesstraße 23 mit Genehmigung der Gemeinde Schilder mit Texten wie ‚Bund Naturschutz fordert: Weiterhin Gefährdung unserer Kinder’ auf. Diese Plakate waren rechtlich nicht zulässig und mussten abgehängt werden. Axel Doering vom BN erwog weitere juristische Schritte dagegen (Tokarski 10.5.2011).
Horst Seehofer traf – sicher ganz zufällig! – am 6.5. in Garmisch-Partenkirchen ein, um die ‚Skipisten 2011’ zu eröffnen, heimische Sportler zu ehren und einen flammenden Appell für München 2018 loszulassen, siehe oben (Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 7.5.2011).
Die Materialschlacht des Pro-Olympia-Vereins OlympiJA mit Anzeigen, Plakaten, Postwurfsendungen, T-Shirts, Papp-Herzen vor allen Garmisch-Partenkirchner Häusern noch am 8.5. – entgegen der gemeinsamen Absprache, am Wahltag selbst nicht mehr zu werben -, war nicht billig: Wer hat das eigentlich alles bezahlt? Dagegen war die Anzeige von etwa 300 Murnauer Bürgern zugunsten der Olympia-Gegner am 5.5.2011 im Garmisch-Partenkirchner Tagblatt eine honorige (und aus eigener Tasche bezahlte) Angelegenheit.

Angesichts dieser Materialschlacht war das Ergebnis der olympischen Fangemeinde nicht eben überwältigend. Für den Bürgerentscheid “Keine Olympischen Spiele! Gegen den Ausverkauf der Heimat!”, der die Verträge überprüft sehen wollte, gab es 49,51 Prozent. Die Stichfrage lag bei 54 Prozent Pro und 46 Prozent Contra.”

b) Volksentscheid im Schweizer Kanton Graubünden am 3. März 2013 über Graubünden 2022
Der Schweizer Bundespräsident (und Sportminister) Ueli Maurer besuchte vor der Abstimmung elf Mal den Kanton. Die Befürworter organisierten rund 120 Veranstaltungen, die Gegner zwei. Das Budget der Befürworter lag bei 5,6 Millionen Schweizer Franken (plus die komplette Unterstützung des Bundes, des Kantons und der involvierten Gemeinden); das Budget der Bewerbungsgegner lag bei rund 80.000 Schweizer Franken. Die Befürworter konnten sich teure Plakatierung und Inserate leisten – im Gegensatz zu den Gegnern. Der Ringier Verlag mit der größten Schweizer Zeitung Blick leistete Unterstützungsarbeit. Die Abstimmung ging trotzdem mit rund 53 Prozent zugunsten der Gegner von Graubünden 2022 aus.

c) Möglicher Bürgerentscheid zu München 2022
Was ist erfahrungsgemäß zu erwarten? Bund, Land Bayern und Landeshauptstadt München sowie die beteiligten Gemeinden werden jede Menge Geld und Manpower zugunsten der Bewerbung investieren; die Gegner werden wie gehabt über geringe finanzielle Mittel verfügen. Dazu werden alle führenden politischen Vertreter für München 2022 auftreten. Die öffentlich-rechtlichen Sender werden fast ausschließlich Pro berichten. Auch die großen Printmedien einschließlich Süddeutscher Zeitung werden wie gewohnt überwiegend Pro berichten: Die Werbekampagnen der Jubeljournalisten beginnen ja bereits. Wo bleibt da die kritisch-unabhängige Berichterstattung? Den Gegnern würde dazu kaum eine Möglichkeit der Öffentlichkeitsarbeit eingeräumt.
Zurück zur Ausgangsfrage: Bürgerentscheide wären demokratisch, wenn die Ausgangsbedingungen für Befürworter und Gegner gleich, transparent und fair wären. Das sind sie aber im Fall olympischer Bewerbungen nicht.
Bereits im Juni 2013 lief die  olympische Propagandamaschinerie an: “Vor der Befragung will die Stadt ihre Bürger ausführlich über das Projekt Olympia informieren, mit Handzetteln, Plakaten, Veranstaltungen und einer Internet-Präsenz. Alles zusammen soll weitere 560.000 Euro kosten” (Schmidt, Thomas, Olympia-Vorbereitungen kosten knapp zwei Millionen, in Münchner Merkur 5.6.2013). Auf Vorschlag von OB Ude übernehmen auch die ehrenvolle Aufgabe der Informationskampagne für die Bürger: Albert Speer & Partner (Lode 3.6.2013).

Warum werden nicht die Landkreise oder ganz Bayern befragt?
Die Kosten Olympischer Winterspiele in Milliardenhöhe müssen alle Bürger tragen. Bei der Bewerbung Graubünden 2022 wurde auch der ganze Kanton Graubünden befragt: Während St. Moritz und Davos dafür waren, lehnte die Graubündner Bevölkerung Olympische Winterspiele 2022 ab.
Warum wird bei der Bewerbung München 2022 nur die Bevölkerung in den Austragungsorten befragt?
Weil z.B. in Garmisch-Partenkirchen zwei starke Skiklubs viele Befürworter aktivieren. Weil der Ort schon 2011mit über 100 Millionen Euro verschuldet war und sich von München 2022 illusorisch viel verspricht, siehe Kramertunnel, Wank-Tunnel, Auersberg-Tunnel…
Weil Ruhpolding – nicht zuletzt durch den Ausbau der Chiemgau-Arena – mit 15 Millionen Euro verschuldet ist (Bayerisches Landesamt, S. 9): Dabei betrug der staatliche Fördersatz für die Chiemgau-Arena 90 Prozent (chiemgau24.de 3.3.2011). Ruhpolding verspricht sich durch München 2022 zusätzliche Einnahmen.
Weil Berchtesgaden eine unausgelastete und teure Bobbahn besitzt…
Und weil Gesamt-Bayern vermutlich überhaupt nicht begeistert wäre von der olympischen Milliardensause…
Usw.

Wie die DOSB-Pressepolitik abläuft
Der ehemalige Sportchef des Deutschlandfunks, Fischer-Solms brachte in der Sendung von ZAPP im NDR das für Nolympia interessantes Beispiel: “… dass zum Beispiel im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Olympischen Winterspiele 2018 in München, dass die kritische Berichterstattung regelmäßig, regelmäßig angefeindet wurde. Es kamen regelmäßig Anrufe, es kamen Mails, es kamen Anrufe vom Pressesprecher, es kamen auch Hinweise vom Generaldirektor. Wir haben es erlebt, dass in einer dieser Presseveranstaltungen (…), als der DOSB-Generaldirektor Vesper beim Deutschlandfunk war, da fingen die an, einen Zettel herauszuholen und aufzuzählen, wie oft welcher kritische Journalist im Deutschlandfunk berichten durfte zu den Plänen, Olympische Winterspiele 2018 in München zu veranstalten. Also ein unglaubliches Verhalten, was man im Grunde genommen in einer Demokratie und einem Land, in dem die Pressefreiheit gilt, doch für sehr ungewöhnlich halten muss. Uns wurde aufgelistet, welche Journalisten wie oft kritisch über Olympische Spiele in München berichtet haben. Unfassbar, aber hat stattgefunden.”
Frage von ZAPP: Das heißt, es gibt eine schwarze Liste mit klarer Häufigkeit?”
Fischer-Solms: “Also es gibt so etwas wie – nennen Sie es Schwarze Liste, wie auch immer.” (Quelle: Fischer-Solms kritisiert die DOSB-Pressearbeit, ZAPP, NDR 15.5.2013, 23.20)
Man erinnere sich, dass der DOSB im November 2009 die Chefredakteure aller Münchner Tageszeitungen auf die Zugspitze einlud, um sie “katholisch” bzw. olympiafreundlich zu machen. Ein weiterer Beweis für die “Sportdemokratur”.
Und wieder ein bemerkenswerter Beweis für das Demokratieverständnis des DOSB-Generaldirektors, der auch bei München 2022 diese Pressepolitik betreiben wird.

Goliath gegen David
Die Befürworter von München 2022 haben:
die Bundesregierung, die bayerische Staatskanzlei, das Münchner Rathaus, CSUSPDFDPFreieWähler, viel Geld, die gesamte Stadtverwaltung von München, die Gemeindeverwaltungen von Garmisch-Partenkirchen, Ruhpolding, Berchtesgaden/Schönau mit ihren Presse- und Öffentlichkeitsämtern; jede Menge festangestellte Beamte und Mitarbeiter, den gesamten Medienapparat des DOSB, die olympische Ideologie, falsche Berechnungen über die Kosten von München 2022, grüngewaschene Darstellungen über die tatsächlichen Umweltschäden…
Die Gegner von München 2022 haben: die besseren Argumente, die Realität, kaum Geld, keine festen Mitarbeiter, einige Ehrenamtliche. Und mehr Phantasie, mehr Engagement, mehr Liebe zur Natur, mehr Widerstand gegen Ungerechtigkeit. „Wir haben keine Chance, aber wir nutzen sie.“
Denn schließlich ist bekannt, wie die Geschichte von David und Goliath ausging.

Unverständlicher Jubel über München 2022 (aus: Neuer Aufguss von München 2018)
„Es ist kein genaues Konzept bekannt. So ist völlig unklar, wo etwa in München ein Olympisches Dorf platziert würde. Die Zahl der IOC-Disziplinen ist inzwischen noch angestiegen und steigt weiter, genauso wie die Zahl der Athleten, der Journalisten, der ‚Olympischen Familie’…
Und das IOC ist nach wie vor das IOC. Die Knebelverträge sind nach wie vor Knebelverträge. Die vom IOC geforderte ‚Defizitgarantie’ garantiert ein Milliarden-Defizit – für die deutschen Steuerzahler. Während das IOC mit den Milliarden der Sponsoren und TV-Sender nach Lausanne zurückkehrt.
Geringfügige Standortverschiebungen ändern nichts an den generellen Problemen, die Olympische Winterspiele schaffen, z.B. Schneewettbewerbe 2022 mit größtmöglichen Mengen Kunstschnee, White Elephants (nach den Spielen ungenutzte Sportstätten mit Folgekosten) etc. Und der autoritäre Bach-Vesper-DOSB ist nach wie vor der autoritäre Bach-Vesper-DOSB.
Eine Bewerbung München 2022 ist nach wie vor unakzeptabel: Das finanzielle Risiko ist höher denn je, ebenso die ökologischen Schäden. Dazu kommt der verschärfte Klimawandel.“
Anlässlich der IOC-Kandidatur von Bach schrieb Jens Weinreich: „Das Erbe Dasslers wirkt nach, jedenfalls in personeller Hinsicht. In Fifa-Präsident Joseph Blatter, einst bester Kumpel Dasslers – und eben in Dasslers ehemaligem Adlatus Thomas Bach. Bach will als Mitglied der sportpolitischen Abteilung von Adidas, wo er Mitte der achtziger Jahre unter Dassler als Direktor fungierte, nie etwas mitbekommen haben von den unsauberen Geschäften, vom flächendeckenden Geben und Nehmen. Und Bach hat auch seit Dasslers Tod im Jahr 1987 alle Klippen erfolgreich umschifft, etwa wenn seine fürstlich dotierten Geheimverträge mit Wirtschaftskonzernen (Holzmann, Siemens) publik und in Frage gestellt wurden. Bach prägte dazu den wunderbaren Begriff der „vielfältigen Lebenssachverhalte“ (Weinreich 10.5.2013).
Und eine kleine Zwischenbilanz zu Bach von Thomas Kistner: „Im Deutschen Olympischen Sportbund, dem er präsidiert, regt sich Unmut über sein auf Kontrolle und Gehorsam gegründetes Regiment. Dass es kein nationales Anti-Doping-Gesetz gibt, fällt ebenso auf Bach zurück wie die Versteckspiele um deutsche Medaillenziele, die erst ein Gerichtsbeschluss zutage förderte“ (Kistner 10.5.2013; Hervorhebung WZ).

Vergleiche auch: Etikettenschwindel München 2022 und Goliath gegen David II

Quellen:
Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, Statistik kommunal, Ruhpolding
Biathlon-WM wird teuer, in chiemgau24.de 3.3.2011
Bürger entscheiden über neuen Anlauf, in br.de 14.5.2013
Die Bürger und die Spiele, in SZ 26.4.2013
Effern, Heiner, Lode, Silke, Doppelt gefragt hält besser, in SZ 27.4.2013
Holzapfel, Matthias, Planer in den Startblöcken, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 14.5.2013
Hungermann, Jens, Ein wendiger Lobbyist auf dem Olymp, in welt.de 11.5.2013
Ide, Robert, Thomas Bach lässt die Maske fallen, in tagesspiegel.de 10.12.2012
Kistner, Thomas, Schattenwelt aus Gefälligkeit und Eitelkeit, in sueddeutsche.de 10.5.2013
Lode, Silke, Investieren in Olympia, in SZ 3.6.2013
München 2022: Treffen der möglichen Bewerberkommunen, in dosb.de 13.5.2013; muenchen.de 13.5.2013
Münchens neuer Olympia-Plan: Es hagelt Bürgerentscheide, in Münchner Merkur 10.5.2013
Seehofer hofft auf positives Olympia-Signal, in Garmisch-Partenkirchner Tagblatt 7.5.2011
Stufenplan für Münchens Winterspiele, in faz.net 13.5.2013
Stufenplan für Münchner Olympia-Bewerbung, in SZ 14.5.2013

Tokarski, Janine, BN droht Tunnel-Initiative mit juristischen Schritten, in merkur-online.de 10.5.2011
Vier Bürgerentscheide über Olympische Spiele, in SZ 11.5.2013

Weinreich, Jens
– Bach will an die IOC-Spitze, in berliner-zeitung.de 10.5.2013
Macht, Moneten, Medaillen, in spiegelonline 10.5.2013

 

Mai 012013
 
Zuletzt geändert am 15.02.2014 @ 0:15

31.05.13:
Wochenblatt: Biathlon- und Langlauf-Wettbewerbe im Chiemgau?
Landratsamt Traunstein: Per Bürgerentscheid zum Ja
SpOn: Olympia-Korruption: Putins teurer Winterspaß
Handelsblatt: Putin, seine Freunde und gestohlene Olympia-Milliarden
SpOn: Sport-Superboss Vizer: Putins Judo-Kumpel attackiert Olympia
jensweinreich.de: Wer regiert den Weltsport? Teil 1: Wladimir Putin, Marius Vizer und Scheich Ahmad Al-Sabah
BadZ: Gerangel um den olympischen Thron
Zeit online: Weltsportministerkonferenz: Zusammen gegen IOC und Fifa
FAZ: Sportministerkonferenz: Und Baku zahlt das Mittagessen
SpOn: Fifa macht Millionen-Gewinn
dpa: Berlin und München wollen 2020 EM-Spiele ausrichten

30.05.13:
DOH: Das Drama sterbender Athletinnen im deutschen Sport – Offener Brief der Doping-Opfer an Bundeskanzlerin Merkel
SZ: Kongress der Fifa: Reform-Operette auf der Palmeninsel
FAZ: Debatte um Sportministerium

29.05.13:
Merkur: Zugspitz-Gletscher: BZB gibt den Kampf auf
SpOn: IOC wählt Ringen auf die Shortlist
dpa: IOC schüttet 519,6 Millionen Dollar aus
Tagesspiegel: Eine Luftnummer
FAZ: Ein Sportministerium im Kanzleramt?

28.05.13:
Berliner Zeitung: „Dann kommt endlich ein neuer Mann“
SpOn: Auch Bubka will im IOC hoch hinaus
dpa: Die Milliarden-Macher: IOC und FIFA im Systemvergleich

27.05.13:
WDR, sport inside: FIFA: Kosmetik an der Oberfläche
dpa: IOC-Wahlkampf beginnt – Coe kämpft für Bach

26.05.13:
DRadio Kultur: Amateure ohne Hallen – Marode Sportstätten bedrohen den Vereinssport

25.05.13:
DLF: Das Jazzduo zahlt, Ronaldo nicht – Der deutsche Fiskus schont internationale Fußballstars

24.05.13:
SPD, Ortsverein Inzell: Energiewende – ein Thema bei der SPD
Grüne, Bundestagsfraktion: Steuerbefreiung von Sportgroßveranstaltungen: Fußball-Champions-League Finale 2015 in Berlin durch intransparente Steuerregeln erkauft?
NZZ: Denis Oswald will IOK präsidieren
FAZ: Willi Daume: Visionär der Leichtigkeit

23.05.13:
DRadio Kultur: Obdachlos dank Olympia – Amnesty International kritisiert weltweite Zwangsräumungen
SZ: Doping-Opfer sehen den Tod der Läuferin Arendt als Mahnung
sid: Bach fordert mehr Geld für Medaillenschmiede FES

22.05.13:
euronews: Sondereinheit für Olympia 2014 in Sotschi
Wiener Zeitung: Was vom Wintermärchen blieb – Kritik an der Finanzierung der Ski-WM in Schladming präsenter denn je
jensweinreich.de: Richard Carrión: die Kampferklärung des Bankers

21.05.13:
SZ: Wahlprogramm der Grünen: Mehr Wohnungen, weniger Tempo
NY Daily News: Skier Lindsey Vonn, Olympic star, saw notorious doping doctor in Germany at Red Bull clinic

20.05.13:
jensweinreich.de: Die obskure Welt des Gewichtheber-Bosses Tamás Aján (III): Im langen Schatten der fünf Ringe
sid: Russische Olympia-Fahne weht auf dem Mount Everest
DLF: Extrem hoch zwei, hoch drei, hoch vier – Die amerikanischen X-Games und die Olympischen Spiele
AZ: Aufbau für die „X-Games“ beginnt

19.05.13:
SZ: Kampf um den Thron im Olymp
jensweinreich.de: Die obskure Welt des Gewichtheber-Bosses Tamás Aján (II): Das Rätsel um die verschwundenen Millionen
FAZ: Ruhm, Ehre, Doping: Im Namen des Volkes

18.05.13:
SZ: Olympiapark München: Spektakel für die Zukunft
jensweinreich.de: Die obskure Welt des Gewichtheber-Bosses Tamás Aján (I): Geschäfte mit der Dopingkultur

17.05.13:
Merkur: Kostenexplosion beim Bau des Kramertunnels

16.05.13:
nolympia.de: Goliath gegen David, oder: Wie die Sportdemokratur funktioniert
Hamburger Abendblatt: Neumann: „Hamburger bei Olympia-Bewerbung einbinden“
Grüne, Bundestagsfraktion: DOSB verharmlost Probleme bei Sportgroßveranstaltungen
bundestag.de: SPD-Fraktion legt Entwurf für Anti-Doping-Gesetz vor
DLF: Daumenschrauben für Doper
BadZ: Staatsanwälte ermitteln gegen Sportmediziner

15.05.13:
NDR, Zapp: Schwieriger Umgang des DOSB mit Journalisten
NDR, Zapp: Fischer-Solms kritisiert die DOSB-Pressearbeit
DLF: „Menschenrechte spielen keine Rolle“ – Sportausschuss diskutiert Vergabepraxis von Sportgroßveranstaltungen
SZ: Anklage gegen Formel-1-Chef Ecclestone erhoben
sda: Härtere Strafen gegen Korruption: Ein Offizialdelikt statt ein Kavaliersdelikt
AP: Failings found in global drug-testing

14.05.13:
Kleine Zeitung: Kosten der Ski-WM und mehr im Visier des Landtages
FAZ: Sport und Menschenrechte: „Politik und Sportverbände müssen Pressefreiheit einfordern“

13.05.13:
WDR, sport inside: WADA: Bitte recht freundlich
sid: DOSB-Präsident Bach: „Ziele nicht erreichbar“

12.05.13:
Tagesspiegel: Streit um Favela: Drahtseilakt in Rio

11.05.13:
Mannheimer Morgen: Sachlich bleiben
Welt: Ein wendiger Lobbyist auf dem Olymp
Tagesspiegel: Wer wird neuer DOSB-Chef? – Vom Diener zum Herrn
SZ: XL-Games
SZ: Bernie Ecclestone kurz vor Schmiergeld-Anklage

10.05.13:
Merkur: Neuer Plan: Vier Entscheide für Olympia
dpa: Münchens neuer Olympia-Plan: Es hagelt Bürgerentscheide
SpOn: IOC-Präsidentschaftskandidat Bach: Macht, Moneten, Medaillen
Berliner Zeitung: Auf in die Hinterzimmer
SZ: Schattenwelt aus Gefälligkeit und Eitelkeit
Tagesspiegel: Thomas Bach lässt die Maske fallen
The Guardian: Spanish doping doctor ready to reveal role in major sports

09.05.13:
SZ: Wie Thomas Bach München die Spiele vermiest
jensweinreich.de: Thomas Bach und die vielfältigen Lebenssachverhalte: der neunte IOC-Präsident kommt aus Deutschland…
dpa/sid: Bach bestätigt Kandidatur als IOC-Präsident
SZ: Im Pakt mit dem Scheich
Welt: IOC-Boss? Machtmensch Bach will nach ganz oben
FAZ: Expedition auf den Olymp

08.05.13:
Berliner Zeitung: Korruption im Sport: In der Waschanlage
SpOn: Thomas Bach kandidiert für IOC-Präsidentenamt
Merkur: Kramertunnel: Zu teuer, zu gefährlich, zu viel Risiko

07.05.13:
Grüne, Bundestagsfraktion: Kleine Anfrage: Besteuerung von Sportgroßveranstaltungen
Merkur: Kramertunnel: So geht’s weiter
SpOn: WM 2014: Maracanã-Stadion wird immer teurer

06.05.13:
Merkur: Zugspitzbahn kämpft um schwarze Null

04.05.13:
APA: Seefeld kandidiert für Ausrichtung der Nordischen Ski-WM 2019
skispringen.com: Auch Seefeld und Almaty bewerben sich um WM 2019
suedostschweiz.ch: Bundespräsident Ueli Maurer: «Strich unter ‚Graubünden 2022‘ ziehen und nach vorne schauen»
taz: Dopingexportnation Deutschland
DLF: Österreich bleibt ein Dopingsumpf
Merkur: Wollen Sie das nicht sehen, Herr Ramsauer?

03.05.13:
ludwig-hartmann.de: Anfrage: Liquidationsabschluss der Bewerbungsgesellschaft München 2018 GmbH
ludwig-hartmann.de: Anfrage: Tourismusentwicklung und Förderung Skigebiete
sid: Europaspiele 2015 dauern so lange wie Olympia
dpa: Lange Aufgabenliste vor WM 2018 in Russland
BadZ: Stickelberger will dopende Profi-Sportler bestrafen
FAZ: João Havelange: Ein jämmerlicher Abgang

02.05.13:
nolympia.de: Chronologie der Ereignisse im April 2013

01.05.13:
Zeit online: Fifa und Fuentes: Zwei bittere Urteile für den Sport
DLF: Die deutsche Doppelmoral

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