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London 2012

 
Zuletzt geändert am 25.12.2017 @ 11:38

August 2014: Kleiner Nachtrag zum Olympischen Dorf London 2012
Das Olympische Dorf sollte zunächst vom australischen Immobilienentwickler Lend Lease gebaut werden: Als sich dieser zurückzog, musste der Staat einspringen. Das Olympische Dorf kostete 1,1 Milliarden Pfund. Am 11.8.2011 kaufte das Konsortium der Immobilienfirma Delancey und des Immobilieninvestors Quatari Diar den Großteil des Olympischen Dorfes plus sechs angrenzende Grundstücke mit der Möglichkeit von weiteren 2.000 Wohnungen. 1.439 Wohnungen des Olympischen Dorfes wurden nach den Spielen zu frei finanziertem Wohnungsbau. Die andere Hälfte des Olympischen Dorfes mit 1.379 Wohnungen war bereits für 268 Millionen Pfund an das Gemeinschaftsunternehmen Triathlon Homes verkauft worden. Damit machte der Staat bzw. der Steuerzahler einen Verlust von 275 Millionen Pfund (Goh, Brenda, London Olympic Village sold for 557 million Pounds – ODA, in reuters.com 12.8.2014; vergleiche auch den Aufsatz von Boykoff unter “Aktuelles” über die wahren Kosten von London 2012). Der Staatsminister für Kultur, Olympische Spiele, Medien und Sport, Jeremy Hunt, äußerte dazu: „Das ist ein fantastisches Geschäft, das dem Steuerzahler einen großen Teil zurückgibt und zeigt, wie wir das Erbe der Olympischen Spiele in London sichern“ (Goh 12.8.2014).
Der pure Zynismus.
Kommentar von Tom Wilkinson im Guardian: „Im Park wird nun das frühere Olympischen Dorf – das nach den Spielen für einen Schleuderpreis an Kataris verkauft wurde -, komischerweise East Village genant. Es ist ein steriles Raster von Wohnblocks, die von eingezäunte Innenhöfen umgeben sind. Einige der Gebäude sind mit gegossenen Platten verkleidet, welche Szenen der Elgin Marbles zeigen (Mussolini hätte vermutlich zugestimmt, aber würden Szenen aus Olympia besser passen?)“ (Wilkinson, Tom, Olympic afterlife: the real legacy of the London Games for Stratford, in theguardian.com 8.8.2014. Als Elgin Marbles werden jene Skulpturen und Fragmente bezeichnet, die Lord Elgin von Bauten der Akropolis von Athen herausbrechen ließ und später an das British Museum verkaufte. Sie umfassen Teile des Panathenäen-Frieses, einige Metopen sowie Stücke vom Ost- und Westgiebel des Parthenon; Wikipedia).

Nachtrag Dezember 2012: – London-2012-Profiteur Ikea
Auf zehn Hektar im Londoner Osten baut Ikea 85.000 Quadratmeter Laden und Büroflächen, ein Hotel mit 350 Betten und eine Wohnsiedlung mit 1200 Wohnungen. “Wobei Wohnsiedlung nicht ganz korrekt wäre, es ist ein ganzer Stadtteil … und nur wenige hundert Meter vom Olympiastadion entfernt… Natürlich hat Ikea längst vor dem Sportereignis begonnen, die Grundstücke zu kaufen, spekuliert nun auf weiter steigende Immobilienpreise und will sie bald gewinnbringend vermarkten. Vermieten oder verkaufen – je nachdem, was sich besser rechnet… Allein zwischen dem Kauf des Londoner Areals und heute sind die Grundstückspreise in jener Gegend um das Olympiastadion um rund 40 Prozent gestiegen. Das Ganze ist lukrativ und steuersparend dazu” (Amann, Susanne, Brauck, Markus, Tietz, Janko, Die Welt-Raumausstatter, in Der Spiegel 50/10.12.2012). Auf die Frage, ob es auch günstige Wohnungen geben wird, schüttelt der Zuständige bei Ikea, Andrew Cobden, den Kopf: “Wir werden uns an den Marktpreisen orientieren” (Ebenda).
Was Nolympia stets geschrieben hat: Durch Olympische Spiele steigen die Immobilienpreise – und nur die Immobilienwirtschaft profitiert.

London 2012/21: Fazit
– Nur eine mäßige Medaillenbilanz für Deutschland – vor allem im Vergleich zu den “Zielvorstellungen”: Gold 28 (real 11), Gesamtmedaillen 86 (real 44). Vergleiche auch hier.
– Die Konsequenz: DOSB-Generaldirektor Vesper möchte Olympische Spiele in Deutschland wegen des Gastgeber-Bonus. Viele Sportler und Sportfunktionäre möchten – noch – mehr Geld. Dabei hat Deutschland “gar nicht mal weniger für den Sport ausgegeben. Die anderen haben zugelegt. Das Wettrüsten nimmt immer absurdere Ausmaße an, dem mit rationalen Argumenten kaum zu begegnen ist” (Kopp, Johannes, Das große Lamento, in taz.de 18.8.2012).
Zur Forderung des DOSB nach noch mehr Geld schrieb Claudio Catuogno in der SZ: “Bevor die Allgemeinheit aber noch tiefer in die Tasche greift für den Sport, müsste sie erst einmal die Grundsatzfrage besprechen: Ob
man wirklich jeden Kampf gewinnen will. Und zu welchem Preis” (Catuogno, Claudio, Minus zwei, in SZ 3.8.2012).
So sollen die Chinesen bei Peking 2008 4,5 Milliarden Dollar in ihre Sportler investiert haben, um die USA zu übertrumpfen: China bekam 51 Goldmedaillen, die USA 36 (Winterfeldt, Jörg, Zehn Millionen pro Medaille, in fr-online 28.7.2012). Das Bundesministerium des Innern soll in der Periode 2008 bis 2012 545 Millionen Euro investiert haben: für Olympiastützpunkte, Trainer, Betreuer, das Institut zur Forschung und Entwicklung von Sportgeräten, das Institut für Angewandte Trainingswissenschaften etc. (Ebenda).
– Der deutsche Judoka Ole Bischof zum Beispiel kritisierte die 15.000 Euro für eine deutsche Goldmedaille: Schließlich würden Italien 140.000 und Russland 100.000 Euro für Gold zahlen. Bischof: “Fakt ist, für den Sieg gibt es nicht einmal ein Jahresgehalt, und wir sind nur alle vier Jahre am Start” (Nur 15000 Euro, in SZ 2.8.2012). Warum nicht gleich: Aserbaidschan mit 417.000 Euro – oder Singapur mit 654000 Euro (Geld für Gold, in Der Spiegel 31/30.7.2012).
Interessant, dass sich nun Elitesportler mit Arbeitern und Angestellten gleichsetzen und Jahresgehälter einfordern. Einige Jahresgehälter kassierte übrigens auch Bischof – als Sportsoldat von 1998 bis 2000.
– Bewusst verlieren: Acht Badminton-Spielerinnen wurden gesperrt, weil sie versucht haben. ihr Spiel aus strategischen Gründen zu verlieren. Der Grund: Die bisher im Badminton geltende KO-Regel mit sofortigem Ausscheiden der Verlierer wurde abgeschafft und eine Gruppenregelung eingeführt, um mehr TV-Zeit und mehr Tickets zu ermöglichen (Honigstein, Raphael, Manipulation mit Ansage, in SZ 2.8.2012). “Und wer zurecht beklagt, dass organisierte Wettbetrüger den Sport immer stärker bedrohen, dass diese Zockerbanden nicht mal vor den Spielen halt machen, der weiß jetzt auch, dass sie dort guten Nährboden finden” (Kistner, Thomas, Botschaft aus London, in SZ 2.8.2012).
IOC kontrolliert Doping selbst: Wada und Nada mussten draußen bleiben. Stolz verkündete das IOC, selbst über 5000 Dopingproben vorzunehmen. Denn moderne Dopingmethoden sind zum Teil nur innerhalb von zwei Stunden nachweisbar – kein Problem, sich über die Zeit zu retten. Und das IOC lässt sich Zeit: Derzeit werden die Proben von Sydney 2000 endgültig bearbeitet. IOC-Präsident Rogge: “Wir haben acht Jahren Zeit und wollen nicht zu schnell testen” (Weinreich, Jens, Goldmedaille nach 28 Monaten, in spiegelonline 13.8.2012).
Es gibt eigentlich nur zwei Gründe für die IOC-Eigenregie beim Doping – ohne Wada und Nada. Zum einen ist damit gewährleistet, dass das IOC nur ganz wenige Doper erwischen muss – und kann so eine heile Sportwelt aufrechterhalten. Zum anderen können die Proben aufgehoben und ausgewertet werden – und so hat das IOC die Athleten in der Hand.
Dopingexperte Prof. Werner Franke sagte zur geringen Zahl der Erwischten: “Die Überraschung ist nur groß, dass jemand so doof sein kann, sich damit noch beim Wettkampf erwischen zu lassen” (Staib, Julian, Kettenrasseln und Scheinheilige, in faz.net 15.8.2012). Und zur IOC-Dopingpolitik sagte Franke: “Das ist reine PR. Das ist Volksverdummung, verbreitet durch das Olympische Komitee“ (Ebenda). Die Doping-Kontrollen bei den Spielen selbst seien weitgehend wirkungslos, weil die Sportler lang vorher und unangekündigt getestet werden müssten.
Am Ende hatte es von 10.000 Athleten gerade einmal neben acht Randfiguren eine weißrussische Kugelstoßerin erwischt, die zunächst Gold erhalten hatte: “Eher schon verblüfft der Umstand, dass sie sich beim Saisonhöhepunkt mit einem Anabolika-Klassiker wie Methenolon erwischen lässt” (Aumüller, Johannes, Hahn, Thomas, Enttarnung nach der Schlussfeier, in SZ 14.8.2012. Da war sie aber schon zur Freude des letzten europäischen Diktators, Alexander Lukaschenko, mit der weißrussischen Fahne durch die Arena gelaufen.
Allerdings bekommt derzeit Lukaschenko von Wladimir Putin Konkurrenz: Man kann inzwischen mit Fug und Recht von den letzten beiden europäischen Diktatoren sprechen.
– Die zehn syrischen Teilnehmer redeten nicht über den Krieg in ihrem Land: “Wir sprechen nie darüber”, sagte die Schwimmerin Bayan Jumah, die aus Aleppo stammt. 200.000 Menschen verließen die umkämpfte Stadt Ende Juli 2012 (Syrer schweigen über Krieg, in SZ 2.8.2012). Die selbst erklärte Friedensbewegung IOC redet auch nicht über Krieg.
– Londoner “Problemviertel” Hackney Wick verliert seine Künstler – es wird ein künftiges “Kreativzentrum”. Die künftigen Bewohner haben das Geld, um die künftigen hohen Mieten zu bezahlen. Die Künstler haben “ihre Rolle als Agenten des Wandels erfüllt”: Sie ziehen weiter und machen Platz für “das wahre Erbe der olympischen Spiele”: “eine glänzende, neue Tech City, die dann aus dem Pflaster des alten Stadtteils wächst” (Scarsbrook, Sarah, Uncooles Erbe cooler Spiele, in SZ 11.8..2012).
– Hohe Nachfrage, leere Plätze: Angeblich blieben die für Sponsoren reservierten Plätze leer (Organisationkomitee beklagt leere Ränge, in spiegelonline 29.7.2012). Aber Sponsoren bezahlen einen Haufen Geld – warum sollten/müssten sie sich auch noch für den Sport interessieren?
– Lustig??? Der US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney besitzt ein Pferd namens Rafalca, das er von der Steuer absetzt. Es verursachte in Romneys Steuererklärung im Jahr 2010 Verluste für Unterhalt und Transport in Höhe von 77.731 Dollar. Und Rafalca ist Olympionikin: “Das wertvolle Pferd reiste im eigens gecharterten Flugzeug nach London, so ist es das gewohnt” (Schmitz, Gregor Peter, Armer reicher Mann, in Der Spiegel 32/6.8.2012).
Aufgepasst, olympische Klimaneutralrechner, Greenwasher, CO2-frei-Berechner: Habt ihr das auch in euren Bilanzen?
– Nochmal Pferd – Olympischer Hengstverkehr. Gestütbesitzer Paul Sprehe: “Ein Hengst, der bei Olympia gewinnt, kann locker 700 Stuten besamen. Wir haben eine florierende Hengststation” (Osang, Alexander, Donnerhalls Enkel, in Der Spiegel 32/6.8.2012).
– Milliardär IOC: Derzeit sind “nur” 558 Millionen Dollar (460 Millionen Euro) auf den Konten des IOC. Aber die TV-Einnahmen für Sotschi 2014 und Rio 2016 erbrachten bislang schon 3,6 Milliarden Dollar. Allein NBC überweist bis 2020 die Summe von 4,38 Milliarden Dollar. Die elf TOP-Sponsoren bringen 957 Millionen Dollar; zehn TOP-Sponsoren haben bis 2016 überwiesen, sieben von ihnen sogar bis 2020 (Olympia-London: Olympia-Geschäft floriert: IOC-Rücklagen wachsen, in sueddeutsche.de 24.7.2012; Ringe machen reich, in SZ 25.7.2012).
– 83 Bundespolizisten passen auf das Deutsche Haus auf: Dies rückte die Bundesregierung auf Anfrage der Linkspartei heraus (83 Bundespolizisten schützen bei Olympia Deutsches Haus, in sueddeutsche.de 27.7.2012).
– Boxkämpfe Glücksache: Wie gehabt wurden Kämpfe von Ringrichtern verschoben, sodass sogar der Amateurbox-Weltverband AIBA diverse Entscheidungen annulieren musste. Angeblich hat Aserbaidschan der AIBA zehn Millionen US-Dollar für zwei Goldmedaillen in London 2012 gezahlt (Meyn, Jörn, Betrug im Ring unter den Ringen, in welt.de 4.8.2012; Sandsäcke zu Siegern, in faz.net 6.8.2012).
– Kleine olympische Diktaturen-Rangliste gemäß Medaillenspiegel: Platz 2: China; Platz 4: Russland; Platz 12: Kasachstan; Platz 14: Ukraine; Platz 17: Iran; Platz 20: Nordkorea; Platz 23: Weißrussland; Platz 30: Aserbaidschan; Platz 39: Georgien; Platz 47: Usbekistan…
– Wundern über Wunderkinder und andere in London 2012: Eine 16jährige chinesische Schwimmerin lieferte Weltrekord über 400 Meter Lagen und war auf der letzten Bahn schneller als der Sieger des 400 Meter Lagen-Rennens bei den Männern. Eine 15jährige  Schwimmerin aus Litauen schwamm über 100 Meter Brust (1:05,47) zwei Sekunden schneller als im Frühjahr.
Der Jamaikaner Usain Bolt bekam drei Goldmedaillen; die vier jamaikanischen 100-Meter-Sprinter waren schneller als die USA. (Die USA haben 314 Millionen Einwohner; Jamaika hat 2,8 Millionen Einwohner und keine unabhängige Dopingkontrolle.) “Der Sieg des zwielichtigen Radprofis Alexander Winokurow im Straßenrennen, die Muskelpakete von Gewichthebern aus entlegenen Staaten, der fulminante Endspurt des Deutschland-Achters – kaum etwas blieb verschont von der Frage, was dahinter steckt” (Hacke, Detllef, Wunderkinderspiele, in Der Spiegel 32/6.8.2012).
– ARD und ZDF werden vom Freitag, 27.7.2012 (Eröffnungsfeier) bis zur Schlussfeier am 12.8.2012 insgesamt 248 Stunden und 45 Minuten olympischen Sport übertragen haben. Das sind pro Tag 14 Stunden und 38 Minuten, ohne den Eröffnungstag sogar 15 Stunden und 18 Minuten.
(Quelle: Eigene Berechnung W.Z.; siehe auch oben).
Eine andere Sicht der Dinge präsentiert die Fechterin Imke Duplitzer, viermalige Teilnehmerin Olympischer Spiele: „Duplitzer ist überzeugt, dass Millionen Sportfans einem gigantischen Schwindel aufsaßen, als sie die Olympischen Spiele von London live oder im Fernsehen verfolgten. Ihr zufolge gibt es diese Spiele nicht. Sie sind Fassade. Bei den Spielen, die Duplitzer kennt, werden Athleten von Funktionären zur Teilnahme an Presseterminen und Feiern genötigt, auf die sie liebend gern verzichten würden; müssen Missstände verschwiegen werden und Abläufe toleriert, die nicht mal mehr den Gang zur Toilette erlauben. ‚Das da im Fernsehen‘, sagt sie, ‚ist eine völlig andere Welt'“ (Hettfleisch, Wolfgang, Auf zum nächsten Gefecht, in fr-online.de 26.9.2012).
Vergleiche: Die Sport-Sender
– Süddeutsche Zeitung stellt Rekord ein: Zur Fußball-EM 2012 produzierte die SZ vom 1. Juni bis 3. Juli 2012: 129 ganze Seiten. Zu den Olympischen Sommerspielen 2012 in London produzierte die SZ vom 27.7. bis 14.8.2012: 129 ganze Seiten.
– Jubel-Sportjournalisten infiziert. Zum Beispiel bei spiegelonline. Peter Ahrens titelte: “Holt die Spiele nach Deutschland!” Ahrens forderte im Kielwasser von Bach mehr Geld für den Sport und zitierte ihn: “Jeder Euro, der in den Sport gesteckt wird, ist gut investiertes Geld.” Ahrens lobte auch die britische Medaillenbilanz: “Sich an den Briten  zu orientieren – das wäre im Grunde ganz einfach. Man müsste nur die Olympischen Spiele nach Deutschland holen” (Holt die Spiele nach Deutschland! in spiegelonline 12.8.2012).
Ganz einfach?! Großbritannien hat – offiziell über  12 Milliarden Pfund in die Spiele investiert (rund 15 Milliarden Euro); Sky TV kam dagegen in einer Gesamtrechnung auf 24 Milliarden Pfund (rund 30 Milliarden Euro). Nun könnte man argumentieren, dass jede der englischen 29 Goldmedaillen je nach Rechnungsgrundlage eine halbe oder eine Milliarde Euro gekostet hat. Is it worth it? Was hätte man damit im Breitensport machen können!
Spiegelonline-Kollege Carsten Volkery titelte “Großbritanniens goldene Spiele”, konstatierte ein “neu gefundenes Nationalgefühl” und lobte die After-Party und das Open-Air-Konzert der Schlussfeier (spiegelonline 13.8.2012)
Der Katzenjammer wird nach den Spielen kommen, wenn die olympische Rausch abgeklungen ist.
Auf dem Filmplakat von “Jubilee” (Derek Jarman, 1978) steht der schöne Satz: “Solange die Musik laut genug ist, hören wir nicht, wie die Welt zusammenfällt.” So funktionieren auch Olympische Spiele. Deshalb verbinden sich Elitesport und Popmusik – in London 2012, aber auch schon zur Fußball-WM 2010 in Südafrika. Sport und Popmusik sind das neue Opium fürs Volk: Und das Volk soll und muss schließlich verdrängen. Mehr demnächst unter “Zwischenbilanz”.
– Der Preis für London 2012: Der Schulsport wurde ruiniert.
1) Die frühere Labour-Regierung hatte ein Programm “School Sports Partnership” eingeführt: “162 Millionen Pfund flossen bis dahin jährlich in ein landesweites Netzwerk von öffentlichen Schulen und Sportlehrern” (Pohlisch, Oliver, Zylbersztajn, Daniel, Cameron macht den Schulsport kaputt, in taz.de 12.8.2012). Damit wurden Sportwettbewerbe finanziert und Sportlehrer freigestellt, um Kinder in benachteiligten Stadtvierteln zu trainieren. Das Programm war erfolgreich: 2002 trieben nur 25 Prozent der Schüler zwei Stunden pro Woche Sport, 2010 waren es schon 86 Prozent. Dann strich Camerons Bildungsminister die Gelder – und die Aktivitäten gingen um 60 Prozent herunter (Ebenda).
2) Unter der früheren Labour-Regierung waren die Schulen verpflichtet, zwei Sportstunden pro Woche für jede Klasse anzubieten. Dies nannte Premierminister David Cameron eine “sinnlose Pflichterfüllung”
und schaffte die zwei Sport-Schulstunden ab (Ebenda).
3) “In den letzten Jahrzehnten wurden tausende Sportplätze der staatlichen Schulen verkauft… Premierminister Cameron hat aber am Wochenende angekündigt, dass trotz Austerität die großzügige Finanzierung des Elitesports mindestens bis 2016 sichergestellt werde” (Rásony, Peter, Falsche Hoffnungen in Olympia, in nzz.ch 13.8.2012).
Die Hälfte der britischen Medaillengewinner kommt übrigens von britischen Privatschulen: Da braucht es keinen staatlich geförderten Schulsport.
Das bleibt übrig vom olympischen Gelabere: Der Breitensport wird zusammengestrichen zugunsten des Elitesports.
– Camerons VVIPS: Cameron und sein Kabinett umgarnten anlässlich London 2012 die VVIPs (Very Very Important People), um Aufträge zu aquirieren. “Außerdem suchen die Briten besonders unter Russen und Chinesen nach Investoren, die  ihnen bis zu acht moderne Atomkraftwerke bauen” (VIPs und VVIPS, in Der Spiegel 31/30.7.2012).
London 2012 kein Geschäft: Sowohl die Investment Goldman Sachs als auch die Rating-Agentur Moody’s kamen in Studien zu dem übereinstimmenden Schluss, “dass der Nettoeffekt praktisch gleich null sein werde … Abgesehen davon würden sich positive und negative Effekte weitgehend aufheben. Das Klagen von Geschäften, Theatern und Hotels in Londons Innenstadt bestätigt diese Einschätzung” (Rásony, Peter, Falsche Hoffnungen in Olympia, in nzz.ch 13.8.2012).
– Deutsche jubeln! Die langfristige Strategie des DOSB scheint aufzugehen: Deutschland wird wieder nationaler. Zwanzigtausend Menschen erwarteten die Rückkehr der deutschen olympischen Helden auf der “MS Deutschland” am 15.8.2012 in Hamburg – die schwarz-rot-goldene Schminke hatte wieder Hochkonjunktur (Heike, Frank, Die große Welle, in faz.net 15.8.2012; Herrmann, Boris, Auf Klassenfahrt in einem Boot, in SZ 16.8.2012). Und schließlich will auch Hamburg Olympische Sommerspiele!
Die Sehnsucht Deutschlands nach Helden wird durch Olympische Spiele und Fußball-EM und -WM geweckt: Es braucht sie anscheinend, und wenn es nur olympische sind. Die Massensuggestion durch Sport funktioniert. – Rio de Janeiro 2016 droht mit noch besseren Spielen – und noch besserem Karneval. Die Hotelpreise in Rio liegen bereits auf Londoner Niveau. Die Korruptionskultur der Fifa-Helden Havelange und Teixeira greift um sich.
“Wegen Olympias Neubauten müssen sogar einige friedliche  Bewohner umziehen… Aber am Ende werden die Brasilianer wunderbare Partys hinlegen, wer mag das bezweifeln?” (Burghardt, Peter, Bom día Rio, in SZ 11.8.2012).
Das ist inzwischen einfach der Sinn des Lebens: Party. Das muss man doch einsehen!
Die 1500 Bewohner der Favela Vila Autódromo sehen das anders: Sie sollen nämlich abgesiedelt werden. Hier sind der neue Olympiapark mit Wettkampfstätten, Medienzentrum und einem Olympiastützpunkt geplant.
Im Namen von Fußball-WM 2014 und Olympischen Sommerspielen 2016 werden Favelas in Rio abgerissen: “Die drei großen Immobilienunternehmen im Stadtviertel sind gegen die Favela und sie haben großen politischen Einfluss. Wenn die Olympischen Spiele 2016 vorbei sind, wird ein Viertel des Olympiaparks als Sportanlage erhalten bleiben. Den Rest darf das Unternehmenskonsortium, das den Olympiapark für die Stadt errichtet, zu luxuriösen Wohnanlagen umbauen” (Janke, Carsten, Eine Favela leistet Widerstand, in taz.de 12.8.2012).
5600 Menschen sollen bereits vertrieben worden sein, 16.000 sind von einer Räumung bedroht (Ebenda).
Das ist der Olympische Immobilienkrieg von Vancouver 2010 bis London 2012 und Rio 2016: Abriss von Sozialbauten und bezahlbarem Wohnraum, Neubau von Luxuswohnungen, und die Immobilienbranche macht ihre Supergewinne.

London 2012/20: Die Eröffnung
siehe: Olympischer Popanz

London 2012/19: Die Folgen
– Die Olympische Sommerspiele waren kein Konjunkturprogramm. Die Britische Zentralbank warf wieder die Notenpresse an: Das Anleihenankaufprogramm wird noch einmal um 50 Milliarden auf 375 Milliarden Pfund aufgestockt. „Es ist die insgesamt dritte Runde von Staatsanleihenkäufen. Die britische Wirtschaft steckt zum zweiten Mal in einer Rezession. Das zweite Programm war erst vor acht Wochen ausgelaufen… Wegen der düsteren Aussichten wollten Haushalte und Unternehmen nicht mehr konsumieren beziehungsweise investieren“ (England druckt und druckt, in SZ 6.7.2012) Dabei war von den Olympia-Fans versprochen worden, dass alle Bereiche der britischen Wirtschaft von London 2012 profitieren werden: Dann wurden laut Sky TV 24 Milliarden Pfund in ein olympisches Nichtkonjunkturprogramm investiert.
Diese Irrsinnssumme für 17 Tage olympisches Spektakel diente in der Hauptsache der Bereicherung des IOC und der Beweihräucherung der IOC-Mitglieder dient, eine Riege vornehmlich älterer Herren.
– Die Olympischen Sommerspiele waren ein Immobilienpreis-Anschubprogramm. Investitionsüberlegungen und Olympischen Spiele haben die Immobilienpreise in den vergangenen drei Jahren um 23 Prozent steigen lassen (Neuer Kostenschub bei Wohnungen in London, in SZ 13.7.2012).
Das wäre bei München 2018 auch geschehen, deswegen war die Immowelt München 2018 so scharf auf die Winterspiele.
– Der Sponsor Dow Chemical sorgte auch im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2012 für Erregung. Dazu gerieten wegen der zunehmenden Fettleibigkeit der britischen Kinder und Jugendlichen die Süßdrink-Hersteller und Hamburger-Brater ins Visier der Londoner Ärzte. Die jüngste Attacke kam von Londoner Ärzten. “Angesichts der Adipositas-Krise (Fettleibigkeit; W.Z.) im Land sei es ‘obszön’, dass ausgerechnet Olympia gemeinsame Sache mit McDonalds, Coca-Cola, Cadbury’s und Heineken mache. ‘Fast Food, Zuckergetränke, Schokolade und Alkohol, das sind Nahrungsmittel, die wir um unserer Kinder willen dämonisieren müssen’, wetterte der Kardiologe Aseem Malhotra. ‘Man hätte gehofft, dass der Wettbewerb der besten Athleten der Welt einen positiven Einfluss auf Großbritanniens Jugend hat.’ Malhotra fürchtet nun, dass Sponsorenwerbung mehr Einfluss haben wird als das gute Beispiel fitter Sportler” (Thibaut 20.7.2012).
Olympischer Massenbetrieb: 10.500 Athleten und über 20.000 Journalisten (pro Sportler zwei!) werden zum Massenspektakel kommen (Zaschke, Christian, Vorwärts, marsch! in 17.7.2012).
– Olympische Kreml-Spuren, auch Zil-Lanes: 48 Kilometer VIP-Fahrspuren des Londoner Straßennetzes sind mit Olympischem Ringen gekennzeichnet: Hier darf auf einer oder gar zwei Spuren nur die Olympische Familie durchrauschen, dazu Athleten und akkreditierte Journalisten. Es sind die “Zil Lanes”: Zil war die Automarke der Kreml-Funktionäre des Politbüros, das zu UDSSR-Zeiten durch Moskau rauschte, deshalb auch: Kreml-Spuren. Die Londoner werden während der Spiele tüchtig im Stau stehen. Auf insgesamt 175 Kilometern wurden Londoner Straßen VIP-tauglich eingerichtet (Volkery, Carsten, Straßenblockade wie bei den Sowjets, in spiegelonline 25.7.2012).
London schimpft über Olympia-Lügen: Die großartigen Zusagen der Olympiaplaner für das arme Londoner Eastend wurden nicht eingehalten: “Lokale Unternehmen wurden zerstört, Jobs vernichtet und Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Selbst die für den 230 Hektar großen Olympiapark zwangsenteigneten Firmen bekamen oft keine angemessene Entschädigung und mussten schließen. Alles für einen gigantischen Sportzirkus, der nur zwei Wochen dauert. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist das Projekt Olympia ohnehin ein Desaster. In seiner Bewerbung hatte London geschrieben: ‘Jeder Sektor der Wirtschaft wird von den Olympischen Spielen profitieren.’ Die Mehrheit der Ökonomen ist anderer Meinung – höchstens kurzfristig könne die Veranstaltung das Wachstum anschubsen” (Kaiser, Tina, London schimpft über die  große Olympia-Lüge, in welt.de 14.7.2012). Auf dem heutigen Olympiapark gab es vorher 250 Firmen mit 12.000 Mitarbeitern: Die Firmen wurden enteignet – mit der juristischen Begründung der “Regeneration des Londoner Ostens”, da für Sportereignisse in Großbritannien nicht enteignet werden darf, für Regeneration aber schon (Ebenda). Das Bruttoinlandsprodukt wird sich nicht verbessern, genauso wenig wie der Tourismus. Die Verbesserungen im Verkehrssektor hätte man ohne Olympische Sommerspiele wesentlich billiger erreichen können.
Matt Bolduc, Analyst bei der Saxo Bank in Kopenhagen, untersuchte die Auswirkungen von sportlichen Großereignissen wie Olympischen Spielen auf die Volkswirtschaft und die Aktienmärkte. “Ergebnis: Die Erwartungen, die Organisatoren und Politiker schüren, sind meist viel zu hoch. Die wirtschaftlichen Effekte würden völlig überschätzt. Er denke, es wäre ‘schwer, der Bevölkerung ein so großes und teures Projekt wie Olympia zu verkaufen, wenn man ihr sagen würde, die wirtschaftlichen Gewinne werden marginal sein, die Kosten aber sehr hoch. Dann würde keiner die Spiele haben wollen. Deswegen müssen sie dafür sorgen, dass das alles besser klingt, als es in Wahrheit ist. Aber die Forschung zeigt, dass am Ende tatsächlich kaum etwas hängen bleibt.’” (Lochner, Stephan, Delle statt Boom?, in tagesschau.de 17.7.2012).

– Der Große Olympische Bruder will nur good news: Das Olympische Komitee hat in den Nutzungsbedingungen für die offizielle Webseite www.london2012.com festgelegt, dass eine Verlinkung nur gestattet wird, wenn eine positive Berichterstattung über die Spiele erfolgt. Punkt 5 der “Terms of use” untersagt eine Verlinkung, um die Spiele in einem “falschen, irreführenden, abfälligen oder sonst wie anstößigen Licht erscheinen zu lassen” (Original-Text Webseite London 2012: “and agree that no such link shall portray us or any other official London 2012 organisations (or our or their activities, products or services) in a false, misleading, derogatory or otherwise objectionable manner. The use of our logo or any other Olympic or London 2012 Mark(s) as a link to the Site is not permitted”; Links auf Olympia-Seite nur bei positiven Berichten? in derstandard.at 15.7.2012; Zensur: Olympia-Veranstalter löst Kritikwelle aus, in pressetext.com 17.7.2012).
Der Olympische Frieden kommt teuer: „Die Olympischen Spiele sollen eine friedliche Feier sportlicher Höchstleistungen werden, aber wir überlassen nichts dem Zufall“, sagte Innenministerin Theresa May: Die Kosten für Sicherheit steigen täglich und lagen Anfang Juli 2012 bei 1,2 Milliarden Euro (Thibaut, Michael, Nervosität kurz vor Olympia, in tagesspiegel.de 6.7.2012).
Tendenz steigend!
Das Olympische Friedensheer marschiert voran. Diverse Additionen der Sicherheitskräfte ergaben: 17.000 Soldaten, 12.500 Polizisten, 1000 FBI- und US-Agenten, 4000 Sicherheitskräfte von G4S, 3800 Mitarbeiter des MI5 haben Urlaubssperre, (Volkery, Carsten, Marines sollen Taschen von Olympia-Fans kontrollieren, in spiegelonline 12.7.2012. Kleine Zwischenaddition: „Bei den olympischen Spielen in London werden ab dem 27. Juli mehr als 40.000 Soldaten. Polizisten, private Sicherheitsdienste und Freiwillige im Einsatz sein“ (Zusätzliche 3500 Soldaten für Olympische Spiele, in focus.de 12.7.2012; Truppen für Olympia, in SZ 13.7.2012; Sotschek, Ralf, Hochsicherheitszone London, in taz.de 15.7.2012; Hervorhebung W.Z.).
– Unsicherheitsfirma G4S: G4S sollte zuerst 2.000 Sicherheitskräfte für die Spiele bereitstellen (für 86 Millionen Pfund), dann 10.000 Sicherheitskräfte (für 284 Millionen Pfund). Jetzt wurden es doch nur 4.000 (Zaschke 17.7.2012).
– Das zahlen die Briten sicher gern: Umgerechnet 1,5 Milliarden Euro kostete die olympische Sicherheit am 13.7.2012 (Olympische Sicherheit verschlingt 1,5, Milliarden, in kurier.at 13.7.2012).
Sicherheit im Olympischen Dorf laut Planungschef Tony Sainsbury: „Nur ein paar Polizisten werden unterwegs sein, deren Hauptaufgabe es vermutlich sein wird, Erinnerungsfotos für die Sportler zu schießen“ (Hahn, Thomas, Alles auf Kurs, in SZ 17.7.2012). Kühne Prognose!
Olympischer Luftkrieg: Jeder, der in den Londoner Luftraum unbefugt eindringt, darf abgeschossen werden. Dafür gibt es: – ein  Geschwader „Typhoon“-Kampfflugzeuge und „Sea King“-Hubschrauber in Northholt, – „Puma“-Hubschrauber in Ilford, sechs Rapier- und Starstreak-Flugabwehrsysteme am Boden, den Hubschrauberträger HMS „Ocean“ auf der Themse (Wer falsch fliegt, wird abgeschossen, in spiegelonline 13.7.2012).
– Olympische Hausbesetzung: „Die Bewohner eines Hauses in London haben den Kampf gegen die Stationierung von Boden-Luft-Raketen auf ihrem Dach während der Olympischen Spiele in London verloren“ (Raketen-Stationierung kommt trotz Widerstands, in stern.de 10.7.2012). Olympischer Friede…
– Olympische Mitteilung an die Londoner von Transport for London, Major impact to travel, 11.7.2012: Autofahrer sollten es vermeiden, in London ab dem 15.7. noch Auto zu fahren; ab dem 25.7. gelten die Vorschriften der „Olympic Lanes“ (vulgo Kremlspuren; W.Z.). Bei Straßenereignissen werden die Straßen ab dem frühen Morgen geschlossen, und Autofahrern wird es nicht möglich sein, in deren Nähe zu fahren oder die Rennstrecken zu überqueren. Etc.
Olympische Markenpolizei: 2010 verabschiedete das britische Parlament das Gesetz, welches widerrechtliches Marketing als Straftat einstuft. Und so sind seit Mitte Juli 2012 in London 286 lila gekleidete Brand Officers” (Markenpolizisten) unterwegs, um zu verhindern, dass außer den olympischen Sponsoren jemand mit den Sommerspielen und ihren Symbolen wirbt; es können Bußgelder bis zu 20.000 Pfund verhängt werden. “Sie tragen Uniform, sie dürfen ungefragt Geschäfte und Restaurants betreten, in Wohnungen eindringen und Beweismaterial beschlagnahmen… In unmittelbarer Nähe zu den Wettkampstätten wurde sogar 800 Fast-Food-Läden untersagt, Pommes frites zu verkaufen, um Großsponsor McDonald’s zu schützen” (Lila Polizei, in Der Spiegel 30/23.7.2012).
Ein weiterer Verlust für die Zivilgesellschaft und ihre Rechte: Sogar Privatwohnungen dürfen von den Sponsoren-Schnüfflern betreten werden!

Dazu musste ein Metzger sein Schaufenster umdekorieren, der auf ein Werbeschild Würste in Form der olympischen Ringe gemalt hatte und ein Blumenladen fünf olympische Ringe aus altem Stanniolpapier entfernen. Der Verein der britischen Zuckerbäcker durfte keinen Wohltätigkeitswettbewerb im Backen von „2012 Kuchen“ durchführen. „Jede Kombination von zwei der (englischen) Wörter ‚Spiele, 2012, Zweitausend und Zwölf, Zwanzig Zwölf‘ ist geschützt. Auch die Kombination eines dieser Wörter aus der ‚Liste A‘ mit einem Wort der ‚Liste B‘ – ‚London, Medaillen, Sponsoren, Sommer, Gold, Silber, Bronze‘ – ist verboten“ (Thibaut, Michael, Ärger um Markenschutz für Olympiasponsoren, in tagesspiegel.de 20.7.2012). Die Zeitschrift „Spectator“ stellte fest: „2005 dachten wir, wir haben Olympia übernommen. Stattdessen hat Olympia Großbritannien übernommen“ (Ebenda).
So ist es – und so war es überall.

Die Olympischen Sommerspiele  London 2012 dauern vom 27. Juli bis 12. August, 17 Tage. Is it worth it???

London 2012/18: Olympischer Frieden

Am 6.7.2005 erfolgte die Vergabe der Olympischen Sommerspiele 2012 durch das IOC an London. Am 7.7.2005 sprengten sich um kurz nach acht Uhr morgens vier islamistische Selbstmordattentäter in der Londoner U-Bahn in die Luft und töteten 56 Menschen; über 700 wurden verletzt (Wikipedia). Das Londoner Organisationskomitee LOCOG investiert weiter in Sicherheit:
– Elektrozaun + Bewaffnung+ Überwachung = Olympische Sommerspiele.
– Das LOCOG ließ einen 17,5 Kilometer langen und vier Meter hohen Zaun um den Olympiapark errichten: für 100 Millionen Euro. Der ist mit 5000 Volt geladen: “Wer ihn zu überklettern versucht, wird angeblich sechs Meter durch die Luft geschleudert” (Zaschke, Christian, Die Würde des Londoners ist unantastbar, in SZ 7.7.2012).
Andreas Keller hat diese Zahlen auf die Bewerbung München 2018 umgerechnet: Da hier insgesamt 42 Kilometer Zaun geplant waren, hätte dies – im Vergleich zu den Londoner Kosten – eine Summe von rund 240 Millionen Euro nur für den “Sicherheitszaun” bedeutet (Email vom 10.7.2012).
– “Mehr und mehr Polizeiwagen tauchen in der Gegend auf, und mehr und mehr dieser Wagen haben die gelben Aufkleber im Fenster. Die Aufkleber bedeuten: Die Wagen-Besatzung trägt Waffen” (Ebenda).
– Aus Sicherheitsgründen wurden Zugstationen mit bestem Blick auf den Olympiapark geschlossen. Alle Besucher müssen zum Bahnhof Stratford. “Von dort führt der Weg zum Olympischen Park durch ein neues, kleinstadtgroßes Einkaufszentrum, in dem es 268 Geschäfte sowie 84 Cafés und Restaurants gibt” (Zaschke 7.7.2012).
Shoppen und spielen…
– Nicht unbedingt very amused sind die Londoner Bewohner, dass das Überwachungssystem (Closed Circuit Television) das Kürzel CCTV hat – wie das chinesische Staatsfernsehen (China Central Television; ebenda).
– Olympic Lanes: Die olympische Familie genießt Vorrangschaltung. Es werden “1300 Ampeln auf 50 Kilometer Straße so geschaltet, dass 40.000 Offizielle mit ihren 5000 rot-weiß lackierten Dienst-BMW und 25.000 Sponsoren auf sogenannten Zil-Fahrstreifen, die für andere Autos gesperrt sind, stets grünes Licht haben” (Michalski, Peter, Der Countdown läuft: London rüstet für Olympia, in abendblatt.de 6.7.2012).
– Behördentipps: “Hortet Lebensmittel, nehmt Urlaub, arbeitet von zu Hause oder fahrt ganz früh zur Arbeit – mit öffentlichen Verkehrsmitteln” (Ebenda).
– Krankenhäuser sollen während der Spiele 30 Prozent Blutkonserven zusätzlich bunkern (Ebenda).
– 13.500 britische Soldaten und 23.500 Sicherheitskräfte der privaten Sicherheitsfirma G4S werden im Einsatz sein. “Im Umkreis von 50 Kilometern um London wird die Royal Air Force den Luftraum mit Hubschraubern und Kampfjets kontrollieren. An sechs Orten in der Stadt werden Boden-Luft-Raketen stationiert” (Ebenda). Im Hamburger Abendblatt werden folgende Zahlen aufgeführt: 13.500 Soldaten, 12.000 Polizeibeamte, 12.500 weitere Sicherheits- und 6.000 Ordnungskräfte sowie 1000 Schutz- und FBI-Agenten aus den USA (Michalski 6.7.2012). Das wären dann insgesamt 44.500 Sicherheitskräfte!
– Die offiziellen Sicherheitskosten liegen derzeit schon bei umgerechnet 1,3 Milliarden Euro: Welche staatlichen Dienstleistungen hierbei nicht berechnet werden, ist noch nicht bekannt.
– Die Kosten für London 2012 begannen bei umgerechnet 2,96 Milliarden Euro und liegen heute offiziell bei 11,1 Milliarden Euro: Das wäre das Vierfache (Michalski 6.7.2012). Wie mehrfach berichtet: Sky TV kam insgesamt auf umgerechnet 30 Milliarden Euro: Das ist das Zehnfache! “Viele fragen sich, ob dem olympischen Motto ‘Schneller, höher, weiter’ nicht ein vierter Komparativ zugefügt werden sollte: ‘teurer!’” (Ebenda).

London 2012/17: Über das Vertickern von olympischen Tickets

Die britische BBC zeigte im Mai 2012 im Fernsehen, wie der seit 1997 amtierende Generalsekretär des ukrainischen Olympischen Komitees, Wolodmyr Geraschtschenko, 100 Tickets für 50 bis 150 britische Pfund an einen als Schwarzmarkthändler getarnten Reporter verkaufen wollte. Er bevorzuge Barzahlung, keine Banküberweisung. Der Präsident des NOK der Ukraine, Sergej Bubka, suspendierte daraufhin seinen Generalsekretär. Die Ukraine hat 2900 Tickets vom IOC erhalten (Ticketskandal bei olympischen Spielen, in spiegelonline 22.5.2012).
Scotland Yard hat bereits die „Operation Podium“ gestartet, die organisierte Kriminalität im Bereich der Olympischen Spiele 2012 bekämpfen soll (Olympics officials caught touting thousands of pounds worth of London 2012 tickets, in telegraph.uk 22.5.2012).
Der Ticketskandal setzte sich fort: Weitere korrupte Funktionäre verschacherten Eintrittskarten – bis zum Zehnfachen des Preises. „Eine Eintrittskarte für die Eröffnungsfeier für 6000 Pfund, umgerechnet 7400 Euro? Kein Problem angeblich, sofern die Transaktion über  das chinesische  Festland abläuft. Der olympische Schwarzmarkt blüht: Weit verbreitete Korruption unter den Vertretern von Nationalen Olympischen Komitees sowie autorisierten ausländischen Ticketagenturen haben Undercover-Reporter der Sunday Times in einer zweimonarigen Ermittlungsaktion aufgedeckt“ (Klimke, Barbara, Pakete für den Schwarzmarkt, in berliner-zeitung.de 18.6.2012). 27 Repräsentanten von 54 Ländern waren bereit, Tickets zu überhöhten Preisen zu verkaufen. 1,2 Millionen Tickets werden im Ausland verkauft: Die Schwarzmarkt-Tickets sind besonders ärgerlich für die Briten, welche die teuren Olympischen Spiele (laut Sky-TV 24 Milliarden Pfund) zu bezahlen haben und sich die Tickets oftmals nicht leisten könen oder gar keine bekommen konnten.

London 2012/16: Bach und die Olympische Idee

Laut DOSB-Präsident Bach im Interview mit der Mainpost werden die Olympischen Sommerspiele London 2012 “brilliant und sehr stilvoll”. “London wird zum Schaufenster der olympischen Idee…” Kartennachfrage und internationaler Zuspruch seien höher als je zuvor, die Finals schon ausverkauft. Die Sendezeiten und Einschatquoten werden “alle bisherigen TV-Zahlen um ein Beträchtliches noch überbieten”.
Die Mainpost stellte zur Debatte: “Es gibt Kritiker, die die olympische Idee für abgewirtschaftet halten.” Bach antwortete, jeder wäre gut beraten, “sich dabei dann zumindest an den Fakten zu orientieren”.
Nolympia orientiert sich an den Fakten!

Zur Entwicklung in der Ukraine äußerte Bach: “Es hat sich spätestens seit Moskau herumgesprochen, dass der politische Boykott von Sportereignissen doch ebenso sinn- wie erfolglos ist.”
Hier muss man etwas ausholen. Bach gewann 1976 eine olympische Goldmedaille im Fechten und wollte dies 1980 wiederholen. Aber im Dezember 1979 marschierten Truppen der damaligen UDSSR in Afghanistan ein. Deshalb riefen eine Reihe westlicher Staaten, allen voran die USA, aber auch Deutschland, zum Boykott der Olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau auf. (Die UDSSR wiederholte dann den Boykott dann anlässlich der Olympischen Sommerpiele 1984 in Los Angeles.)
Die richtige Frage wäre in diesem Zusammenhang gewesen: Warum hat das
IOC – ohne Bedingungen – die Spiele nach Moskau vergeben? Es gab nämlich bereits seit Mitte der 70er Jahre Diskussionen über die Frage der Menschenrechte in der UDSSR.
Die falsche Antwort von Sportverbänden und Sportfunktionären: Politischer Boykott bringt nichts, siehe Moskau. Und mit dieser falschen historischen Begründung gehen die Sportverbände heute ungeniert nach Bahrain und Abu Dhabi, Russland und in die Ukraine, nach Weißrussland und Katar etc. Und mit Unterstützung ihrer Funktionäre stellen die Spitzensportler ihre egomanen Interessen – eigene Karriere, Startmöglicheiten, Verdienstmöglichkeiten – über politische Fragen wie Menschenrechte, Demokratiefragen, Unterdrückung politischer Opposition.
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: IOC und Diktaturen hier, Eishockey-Weltmeisterschaft beim Diktator, Profisport-Funktionäre

Auf die anschließende Frage zum Doping-Problem konstruierte Bach einen unlogischen Zusammenhang: “Zu glauben, der Sport könne dieses leidigen Themas vollkommen Herr werden, wäre zu glauben, dass auch die gesamte Gesellschaft dauerhafter Themen wie Betrug oder Steuerhinterziehung Herr würde.” Er sprach im Kontext mit den 6000 olympischen Doping-Proben in London von “einem sauberen Sport”. Gleichzeitig wünschte sich Bach einen fünften Platz in der Medaillenwertung.
Zur Bewerbung München 2022/2026 äußerte er u. a.: “Von den Grünen hört man ja bereits vorab wieder, dass sie auch die erneute Bewerbung nicht unterstützen würden. Insofern muss man bei so mancher Verweigerungshaltung in Deutschland schauen, ob wir überhaupt noch in der Lage sind, ein ambitioniertes Großprojekt auf die Beine zu stellen” (Alle Zitate: Höpfl, Jürgen, Thomas Bach: London wird auf alle wirken”, in mainpost.de 1.6.2012).
Oder ob man nicht klüger einen Verzicht auf den High-Tech-Spitzensport und seiner Millionärs-Gladiatoren praktiziert und dafür den Breitensport fördert.
Zur selben Zeit äußerte Bach zu London 2012, es werde der “härteste Wettstreit der Olympia-Geschichte”. Der Grund: “Edelmetall sei diesmal deshalb schwerer zu erringen, weil nie zuvor so viele Nationen so viel Geld in den Sport investiert hätten” (Die ersten 85 für London, in SZ 1.6.2012).
Was kann man daraus folgern? a) Die olympischen Sport-Paten waren international erfolgreich beim Anzapfen von Staatsgeldern; b) sie verschärfen diesen Wettbewerb global erfolgreich, c) die Staaten sind so einfältig, dieses finanzielle Wettrüsten mitzumachen.

Wie sich das Londoner East End durch die Olympischen Spiele 2012 veränderte, zeigt ein Bericht von Philip Oltermann (Das East End zeigt seine Zähne, in tagesspiegel.de 12.6.2012). Bewohner mussten durch höhere Mieten wegziehen und wichen zum Teil auf Hausboote aus, die wiederum während der Spiele durch hohe Lizenzgebühren aus London vertrieben werden – im Rahmen von whitewash, “der Räumung der Olympischen Zone von all jenen Elementen, die sie so interessant machen” (Ebenda). Das East End hat das drittgrößte Einkaufszentrum Großbritanniens bekommen – und den größten McDonald’s der Welt. Dafür wurden 15 bestehende Fußballplätze der Bevölkerung entzogen: Hier steht jetzt u. a. das olympische Medienzentrum. Im Rahmen der “Gentrifizierung” passierte das übliche: “Erst kommen immer die Künstler, dann die Hipster, dann die Bauunternehmer” (Ebenda).
Wie lange die Bevölkerung des East End sich den dortigen Wohnraum nach den Spielen noch leisten kann, weiß niemand: Olympische Spiele verteuerten überall Baugrund, Mieten, Immobilien.

London 2012/15: Olympische Spiele lohnen sich nicht

Die Ratingagentur Moody’s hat sich die Olympischen Sommerspiele London 2012 näher angesehen. Die daran geknüpften wirtschaftlichen Erwartungen wurden von Moody’s als unrealistisch klassifiziert. Die britische Regierung behauptete im Vorfeld, dass die Spiele Großbritannien aus der Rezession ziehen würden. Offiziell wurden neun Milliarden Pfund investiert (Sky TV kommt dagegen in einer Gesamtbetrachtung schon auf 24 Milliarden Pfund, siehe Hervey, Lia, Chennaoui, Orla, Olympics over budget, in skytv.com 28.1.2012 28.1.2012). Und sehr vermutlich wird die Endabrechnung, die erst 2013 erstellt wird, noch höher ausfallen!
Der Einsatz des IOC über das LOCOG liegt übrigens bei gerade einmal 1,949 Milliarden Pfund – und das IOC wird wie üblich mit einem Gewinn bei London 2012 von vier oder mehr Milliarden Pfund nach Lausanne zurückkehren.
Moody’s stellte fest, dass der UK-Tourismus nur kurzfristig positiv ausfallen würde: Da die Sportfans “unsatzschwach” sind und die Geschäftsleute ausbleiben werden, wird die Prognose langfristig ungünstig. Hotels profitieren nur von erhöhten Preisen während der Spiele. Der Bausektor wird unter dem Abschluss der Olympia-Aufträge leiden: Seine Umsätze sind schon jetzt um acht Prozent zurückgegangen. Für Wirtschaftsunternehmen ergeben sich nur für einen kurzen Zeitraum höhere Umsätze.
Die Hauptgewinner sind laut Moody’s die TOP-Sponsoren des IOC wie Coca-Cola und MacDonald’s sowie die London 2012-Sponsoren Lloyds Banking Group, British Airways und BP, die 700 Millionen Pfund aufgebracht haben. Moody’s: “Insgesamt halten wir es für unwahrscheinlich, dass die Spiele einen entscheidenden volkswirtschaftlichen Schub für Großbritannien bringen; die Auswirkungen der Infrastruktur-Maßnahmen sind schon vorbei” (Ruddick, Graham, Olympics ‘unlikely to boost’ evconomy, says Moody’s, in telegraph.co 1.5.2012; Weir, Keith, Moody’s dampens Olympic Games growth hopes, in uk.reuters.com 1.5.2012).
Malte Conradi schrieb zur Moody’s-Studie in der SZ: “Es ist inzwischen ein gut eingeübtes Mantra: Vor jedem sportlichen Großereignis der vergangenen Jahre haben Politiker und Veranstalter geschwärmt, was für ein super Geschäft das werden würde… Nach dem Wettkampf heißt es dann üblicherweise: Gut, wirtschaftlich hat sich die Sache nicht so richtig gelohnt, auf ein paar Milliarden werden wir sitzen bleiben. Aber die Stimmung war doch super!” (Conradi, Malte, Ohne Wert, in SZ 3.5.2012).

Dazu kommt die Belastung der Londoner Infrastruktur. Der Flughafen Heathrow ist schon im Normalbetrieb überlastet. Es fehlt Personal, das Computersystem bricht häufig zusammen. 1000 Stellen wurden bei der Grenzbehörde “Border Agency” gestrichen; die Zollbeamten wollen streiken. Für den 13. August mit der Abschlusszeremonie baut der Flughafenbetreiber BAA “einen Sonder-Terminal eigens für die 10.000
Sportler und Offizielle, die auf einen Schlag die Stadt verlassen wollen.
Kritisch ist auch der Tag vor der Eröffnung. Am 26. Juli soll sich die Zahl der Passagiere um 45 Prozent erhöhen” (Thibaut, Matthias, Olympia in London – mit Sicherheit ins Chaos, in tagesspiegel.de 5.5.2012).
Die Aufrüstung für die olympische Sicherheit geht weiter. “Sicherheit wird groß geschrieben. Ob der Ring von sechs Raketeneinheiten mit Boden-Luft-Raketen um das Olympiagelände zur Beruhigung beiträgt, steht aber auf einem anderen Blatt… 800 Marinesoldaten werden auf dem Kreuzer HMS Ocean in der Themse  stationiert. Von dort werden auch Typhoon-Kampfflieger und Hubschrauber mit Stinger-Raketen befehligt, die den Luftraum über den Olympischen Spielen gegen mögliche Terrorattacken sichern sollen. Die
umstrittenen Raketenabwehrbasen, beruhigt Olympia-Militärchef General Sir Nick Parker, seien ‘die letzte Verteidigungslinie’, um eventuell nach 9/11-Vorbild angreifende Flugzeuge abzuschießen” (Ebenda). Den Befehl zum Flugzeug-Abschuss würde Premier David Cameron persönlich geben.
Die olympische Friedensbewegung wirft ihre Schatten voraus.

Nicht rentiert haben sich wohl auch die 22,7 Millionen Pfund (umgerechnet rund 29 Millionen Euro) für den 114 Meter hohen Orbit Tower, einen gedrehten Turm mit den Symbolen der olympischen Ringe. Der reichste Mann Großbritanniens, der Stahlmagnat Lakshmi Mittal, spendierte 19,6 Millionen Pfund für das Projekt.
Für Anita Singh vom Telegraph ist der Orbit Tower ein “übergroßer Maibaum”, ein “Scheißhaufen auf dem Platz” und “eine verdrehte Masse von Eingeweiden”. Der Autor des Building Design Magazins, Oliver Wainwright, schrieb zum Turm: “Es ist nur ein widerwärtiges Statement und ein Totempfahl des reichsten Mannes im United Kingdom” (Brooks, Matt, Heavy Medal, in washingtonpost.com 11.5.2012).

London 2012/14: Luftabwehrraketen auf Wohnblock

Der Bow Quater Wohnkomplex liegt im Osten Londons. Dessen Bewohner erfuhren aus einem Flugblatt, dass das britische Militär auf dem Dach des Appartmentblocks Luftabwehrraketen zum Schutz gegen Terroranschläge installieren möchte. “Es wäre das erste Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, dass Raketen auf den Dächern Londons installiert werden” (Militär will Luftabwehrraketen auf Wohnhaus installieren, in spiegelonline 29.4.2012). Die Boden-Luft-Raketen des Typs High Velocity Missile System (HVM-System) sollen aber nur bei “extremer Bedrohung” eingesetzt werden.
Der britische Verteidigungsminister Philip Hammond hatte bereits im November 2011 angekündigt, Raketen in London zu stationieren. Nicht wirklich beruhigend führte Hammond aus, dass Großbritannien damit dem Beispiel der letzten Olympischen Spiele in Peking 2008 folge (Ebenda). Die Kosten für die Sicherheit London 2012 werden in dem spiegelonline-Bericht inzwischen mit mehr als 1,6 Milliarden Pfund (mehr als 1,9 Milliarden Euro) angegeben.
Nach Tests auf dem Dach des Wohnhauses sollen zehn Soldaten für zwei Monate dort stationiert werden.
Die Olympische Bewegung stellt sich gern als Friedensbewegung dar…

Vergleiche auch den Artikel von Jules Boykoff aus dem Guardian vom 4.4.2012: What is the real price of the London Olympics, in deutsch hier unter Aktuelles sowie vom gleichen Autor: “Has London 2012  been greenwashed?” im Guardian vom 22.4.2012.

London 2012/13: Man gönnt sich ja sonst nichts!


Kritisches Olympisches Lexikon - Sach- und Personenregister: (274 Einträge, wird laufend aktualisiert und ergänzt)
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