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Coe, Sebastian

 
Zuletzt geändert am 17.09.2017 @ 11:51

(*1956). Coe war Mittelstreckenläufer und gewann 1980 und 1984 die Goldmedaille im 1500-Meter Lauf. Coe leitete die erfolgreiche Bewerbung von London für die Olympischen Sommerspiele 2012. Ende 2012 übernahm er den Vorsitz der British Olympic Association (Wikipedia). Coe war seit 2007 Vizepräsident der International Association of Athletics Federation (IAAF) und wurde im August 2015 als Nachfolger von Lamine Diack zum IAAF-Präsidenten gewählt; Gegenkandidat war der ehemalige Stabhochspringer aus der Ukraine, Sergej Bubka. Als IAAF-Präsident ist Coe automatisch Mitglied im IOC. Angesichts der Doping-Enthüllungen von WDR und Sunday Times in der Leichtathletik im Vorfeld der Leichtathletik-WM 2015 schimpfte Coe über “selbsternannte Experten” und sprach von einer “Kriegserklärung an meinen Sport” (Knuth, Johannes, “Eine Kriegserklärung”, in SZ 6.8.2015).
Coe ist Sport-Geschäftsmann und zigfacher Millionär. Er wird sein neues Amt als IAAF-Präsident dazu benutzen, noch mehr finanzielle Vorteile für sich herauszuholen und die IAAF noch weiter in den kommerzialisierten Sport zu treiben.

– Diack als Coes „geistiger Präsident“
In seiner Antrittsrede als IAAF-Präsident im August 2015 in Peking beschrieb Coe „Diack als eine Art Ziehvater und gelobte, weiter seine Nähe und seinen Rat zu suchen. Diack höre zwar auf, ‚unser Präsident“ zu sein, sagte Coe, ‚aber er wird immer unser geistiger Präsident sein und ganz gewiss mein geistiger Präsident. Er dankte Diack für Hilfe, Zeit, Rat und vor allem Freundschaft“ (Reinsch, Michael, Lamine Diack verhaftet, in faz.net 4.11.2015).

– Vorgänger Coes angeklagt
Der seit 1999 und bis August 2015 amtierende Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, Lamine Diack, ist von den französischen Justizbehörden wegen Korruption angeklagt worden. (Der IAAF residiert in Monaco.) Diack wird Bestechlichkeit und Geldwäsche vorgeworfen. Sein Anwalt Habib Cissé wurde ebenfalls angeklagt: Beide wurden festgenommen und  auf Kaution freigelassen. Auslöser war zunächst die Enthüllung des russischen Dopingsystems im Herbst 2014 durch WDR und Sunday Times. „Im August 2015 war die IAAF erneut in die Negativschlagzeilen geraten. Laut Medienberichten habe der Verband die Veröffentlichung einer vor der WM 2011 durchgeführten anonymen Athletenbefragung aktiv blockiert. In der Studie hatten knapp ein Drittel der Teilnehmer angegeben, in den zwölf Monaten vor der WM in Daegu gedopt zu haben“ (Diack wird wegen Korruption angeklagt, in spiegelonline 4.11.2015). – „ARD und die britische Zeitung Sunday Times hatten auch recherchiert, dass seit 2001 ein Drittel aller Medaillengewinner auf den Mittel- und Langstrecken verdächtige Blutproben abgeben hatten, ohne dass die IAAF reagiert hätte. Vor der Leichtathletik-WM in Peking im August 2015 wurden dann 28 Athleten rückwirkend gesperrt, weil nachträglich festgestellt wurde, dass in ihren bei den Titelkämpfen 2005 und 2007 abgegebenen Proben verbotene Mittel enthalten waren“ (Knuth, Johannes, Mölter, Jürgen, Diack unter Anklage, in SZ 5.11.2015). Der Nachfolger Diacks als IAAF-Präsident, der Brite Sebastian Coe, hatte sich über die ARD-Recherchen in Peking noch lustig gemacht.
Diack wird der Korruption und Geldwäsche beschuldigt: Er soll über eine Million Dollar vom russischen Leichtathletikverband angenommen haben, um mindestens sechs russischen Athleten einen Start bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London zu erlauben, die wegen Dopings gesperrt werden sollten. Diack wurde gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von 500.000 Euro freigelassen; er musste seinen Pass abgeben und darf Frankreich nicht verlassen. Die IAAF wurde in Anwesenheit ihres Präsidenten Sebastian Coe durchsucht und Unterlagen sichergestellt.
Der russische Sportminister Vitali Mutko spielte die Bedeutung der französischen Untersuchung herunter und sagte der Tass, dass das alte Management ausgetauscht wurde. – „Das IOC hält fest, dass die Gründe für diese Untersuchung sich auf Handlungen beziehen, die in der Vergangenheit liegen“ (Leicester, John, Former IAAF head investigated in Russia doping probe, in AP 4.11.2015).

Coe hatte „keine Ahnung“
„Die jüngsten Vorwürfe seien ‚widerlich‘, sagte Coe. Von Erpressung habe er, der acht Jahre bei Diack als Vizepräsident in die Lehre gegangen war, ‚keine Kenntnis'“ (Knuth, Johannes, „Widerlich“, in SZ 9.11.2015).
Der russische Sportminister Vitali Mutko spielte die Bedeutung der französischen Untersuchung herunter und sagte der Tass, dass das alte Management ausgetauscht wurde. – „Das IOC hält fest, dass die Gründe für diese Untersuchung sich auf Handlungen beziehen, die in der Vergangenheit liegen“ (Leicester, John, Former IAAF head investigated in Russia doping probe, in AP 4.11.2015).

Dazu aus einem Kommentar von Joachim Mölter in der SZ: „Im Jahr 2000 ist der zweimalige 1500-Meter-Olympiasieger Sebastian Coe in den britischen Adelsstand erhoben worden: Als Baron Coe of Ranmore steht ihm für den Rest seines Lebens ein Sitz im britischen Oberhaus zu, dem House of Lords. Auf dessen gepolsterten Sesseln macht es sich der 59-Jährige sicher lieber bequem, als auf harten Stühlen herumzurutschen wie dem, auf dem er am Montagabend Fragen des Journalisten Jon Snow vom Fernsehsender Channel 4 beantworten sollte. Vor allem eine: ‚Haben Sie während Ihrer Arbeit gepennt, oder sind Sie korrupt?‘ Das klingt unverschämt, zumal einem Lord gegenüber. Doch diese Respektlosigkeit hat sich Coe verdient als Vizepräsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF von 2007 bis 2015 und neuerdings als dessen Präsident. (…)
Doch weder von Diacks erpresserischen Machenschaften, noch von Russlands organisiertem Doping will Sebastian Coe jemals etwas mitbekommen haben. (…) Außer der IAAF steht Coe seit 2012 auch dem britischen Olympia-Komitee vor. Er sitzt im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), wo er die Nähe zu Präsident Thomas Bach pflegt. (…) Sebastian Coe ist nicht qualifiziert für die Aufgabe, die olympische Kernsportart Nummer eins aus dem Sumpf zu ziehen, in dem sie gerade zu versinken droht“ (Mölter, Joachim, Der kleine Lord Wiesel, in SZ 11.12.2015).

Aus einem Kommentar von Jens Weinreich in der Stuttgarter Zeitung: „Der IOC-Präsident Thomas Bach will seinen alten Freund Sebastian Coe im kommenden Jahr ins IOC aufnehmen. Lord Coe hatte noch im August, als er Lamine Diack beerbte, davon geschwärmt, der Senegalese sei für ihn ein spiritueller Führer gewesen. Coe versprach, die IAAF in der Tradition von Diack, gegen den die französische Justiz nun Korruptionsanklage erhebt, weiter zu führen. In der Tradition eines Kriminellen, das Wort ‚mutmaßlich‘ kann man getrost streichen. Gewiss, Diack und seine Söhne sind noch nicht verurteilt und auf Kaution auf freiem Fuß, doch die Beweise, die der Kanadier Richard Pound am Montag mit der Ermittlungsgruppe der Weltantidoping-Agentur (Wada) in Genf vorlegte, die teilweise seit Jahren in Medien berichtet wurden, sind schier erdrückend. Diack, das nur am Rande, war immer auch ein treuer Unterstützer von Bach“ (Weinreich, Jens, Empört Euch! in stuttgarter-zeitung.de 15.11.2015).

Aus einem Kommentar von Michael Reinsch in faz.net: „Coe, strahlender Held von Moskau 1980 und Los Angeles, wo er Olympiasieger wurde, von London 2012, weil er die Spiele gewann und organisierte, steht bis zu den Knöcheln im Dreck. Die Besetzung der zwanzig Kommissionen, die frischen Wind in Sport und Verband bringen sollten? Verschoben. Die Gala für die Leichtathleten des Jahres? Fällt aus. Stattdessen ziehen nach den Ermittlern die Anwälte und Berater durch die Verbandszentrale, und Coe verweist bei seinen offenkundigen Interessenskonflikten – er ist auch der mit Sportevents makelnden Agentur Chime verbunden – auf die Ethik-Kommission seines Verbandes: handverlesene Männer, die allesamt Diack auswählte. (…) Coe personifiziert ein Paradoxon: Er soll den Misthaufen abtragen, auf dem sich die zu Hause fühlen, deren Stimmen er braucht. Vertrauen und Integrität versprach Coe bei seiner Wahl und irritierte zugleich mit Lobhudeleien auf seinen zwielichtigen Vorgänger“ (Reinsch, Michael, Bis zu den Knöcheln im Dreck, in faz.net 26.11.2015).

– Coe nicht mehr Nike-Berater. Ende November 2015 trat Coe als hochbezahlter Berater des Sportartikel-Herstellers Nike zurück. Begründung: „Der gegenwärtige Geräuschpegel wegen dieser Rolle ist nicht gut“ (DPA, Coe tritt als Berater zurück, in SZ 27.11.2015). – „Auslöser für Coes Entscheidung dürfte die umstrittene Vergabe der WM 2021 an die US-Stadt Eugene sein. Die Weltmeisterschaften waren im April dieses Jahres vom Weltverband – ohne vorhergehendes Bewerbungsverfahren – Eugene zugesprochen worden“ (Ebenda).
Der Coe hat seine Schuldigkeit getan – die Leichtathletik-WM 2021 wird in der Nike-Heimat stattfinden.

– Coe sagt im Britischen Parlament aus – besser: sagt nichts aus. Anfang Dezember 2015 verhörten Abgeordnete des Britischen Parlamentes den britischen IAAF-Präsidenten Sebastian Coe. Als ein Abgeordneter fragte, ob Coe als langjähriger Vizepräsident der IAAF, nie von Blutdoping, Manipulationen und Korruption gehört hätte, antwortete Coe: „Ich wusste, dass unser Sport ein Dopingproblem hatte. (…) Ich kannte das Problem, aber nicht die Details“ (Knuth, Johannes, Schlingernder Lord, in SZ 3.12.2015). Und zu den Korruptionspraktiken seines Vorgängers Lamine Diack, seinem Vorgänger: „Nicht vergesslich, aber ich habe nie etwas von spezifische Anschuldigungen mitgekriegt“ (Ebenda). – „Aber die Abgeordneten waren zuletzt dann doch irritiert darüber, wie ihr Leichtathletik-Präsident die Geschäfte während der ersten 100 Tage im Amt und davor geführt hatte“ (Ebenda). Dazu gehören diverse Details: Diack wurde im August 2015 von Coe noch als „geistiger Präsident“ tituliert. Die Beratertätigkeit Coes für Nike nebst sechsstelligem Beraterhonorar wurde erst Ende November 2015 beendet. Die WM-Vergabe 2019 an Katar – mit zwei Range Rover von Katar für den kenianischen Leichtathletik-Präsidenten, die WM-Vergabe 2021 an den Nike-Ursprungsort, der Bericht der Pound-Kommission zum staatlichen Doping-System in Russland, tausende nicht nachgegangenen Blutwerten etc. (Ebenda). – „Außerdem habe er die Journalisten damals um Kooperation gebeten. ARD-Redakteur Hajo Seppelt, der in London im Publikum saß, hob da die Hand, nein, nein, wollte er sagen, es gab keine Kontaktaufnahme“ (Ebenda).

– Coes Büroleiter belastet. Der Internationale Leichtathletik-Verband IAAF rutscht Coe immer weiter in die Untiefen des russischen Staatsdopings. Coes Büroleiter Nick Davies war 2013 stellvertretender Generalsekretär der IAAF und ist seit der Wahl Coes 2015 sein Büroleiter. “Wie die französische Zeitung ‘Le Monde’ berichtet, soll Nick Davies, damals stellvertretender Generalsekretär sowie Kommunikationsdirektor und mittlerweile Büroleiter des neuen Präsidenten Sebastian Coe, 2013 in einer E-Mail die verspätete Veröffentlichung von russischen Dopingfällen gefordert haben. ‘Le Monde’ veröffentlichte Auszüge der E-Mail, dessen Inhalt Davies dort selbst als ‘sehr geheim’ bezeichnet. Wenige Wochen vor der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Moskau (10. bis 18. August 2013) soll Davies an den Marketing-Berater Papa Massata Diack, Sohn des unter Korruptionsverdacht stehenden ehemaligen IAAF-Präsidenten Lamine Diack, geschrieben haben, dass die WM in Moskau ein Erfolg werden müsse. ‘Wenn die Schuldigen nicht starten, dann können wir auch warten, bis die Wettbewerbe zu Ende sind und sie dann veröffentlichen’” (Neue Vorwürfe gegen Coes Büroleiter, in spiegelonline 22.12.2015).

– “Provisorischer Rücktritt” von Nick Davies. Am 22.12.2015 legte Nick Davies sein Amt “provisorisch” nieder – was immer das heißen mag (Büroleiter des Leichtathletik-Weltverbandes lässt Amt ruhen, in spiegelonline 22.12.2015). Seine Email vom 19.8.2013 – zwei Wochen vor Beginn der Leichtathletik-WM in Moskau -, von Le Monde zitiert, ist aufschlussreich: „Lieber Papa, ich glaube, wir sollten Folgendes tun. Das alles muss strikt geheim bleiben” (Knuth, Johannes, Sebastian Coe rutscht in den Doping-Sumpf, in SZ 23.12.2015).
Mit dem in der Email genannten „Papa“ ist Papa Massata Diack gemeint, der Sohn des damaligen IAAF-Präsidenten Lamine Diack. „Mittlerweile wird er verdächtigt, im Auftrag seines Vaters beim russischen Verband Geld eingetrieben zu haben. Im Gegenzug soll das Anti-Doping-Ressort der IAAF Dopingfälle verschleppt haben“ (Ebenda). – “Die E-Mail vom 19. August 2013, veröffentlicht von der französischen Zeitung Le Monde und dem britischen Sender BBC, malt die Konturen des Betrugs innerhalb der IAAF so deutlich aus wie selten zuvor. Nick Davies hat die E-Mail verschickt; sie legt nahe, dass er seit mindestens 2013 von Missständen in der IAAF wusste und überlegte, wie man sie verschleiern könnte. Davies war damals Pressechef der IAAF; als Coe nun zum Präsidenten gewählt wurde, machte er Davies zu seinem Büroleiter” (Ebenda). Die IAAF hätte also längst vor der WM in Moskau die Doper sperren können bzw. müssen. Gegen Geldzahlungen konnte Putin-Russland dies bei der korrupten IAAF-Führung vermeiden.

ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt zum Fall Sebastian Coe/Nick Davies: „Die IAAF sagt grundsätzlich, dass sie einer der Weltverbände ist, die am aktivsten gegen Doping kämpfen. Das ist eine Mär. Sebastian Coe war damals Vize-Präsident, ist heute Präsident. Er sollte damals herangezogen werden über seine Promotionsfirma CSM. Sie sollte helfen, eine Kampagne zu entwerfen gegen britische Medien, die über die russischen Dopingfälle berichtet hatten. (…) Generell ist der Anti-Doping-Kampf von Sebastian Coe nicht glaubwürdig, wofür es mehrere Gründe gibt. Er hat beispielsweise die Berichterstattung der ARD und der Sunday Times zur Blutdatenbank der IAAF mit vielen verdächtigen Blutwerten als Kriegserklärung an seinen Sport bezeichnet“ (Seppelt: „Coes Anti-Doping-Kampf ist nicht glaubwürdig“, in sportschau.de 23.12.2015). Und zu Coes Umgang mit dem russischen Whistleblower-Ehepaar Vitaliy und Yuliya Stepanow äußerte Seppelt: „Die beiden leben nun aus Furcht vor Repressalien versteckt, haben keine Perspektive, keine Jobs und kein Geld. Coe hat es noch nicht einmal für nötig befunden, sich bei ihnen zu bedanken oder sonst mit ihnen zu sprechen. (…) Dass Coe die Whistleblower im Regen steht lässt, ist ein Skandal“ (Ebenda).

Aus einem Kommentar von Michael Reinsch zum IAAF-Präsidenten Sebastian Coe: „Willful blindness ist eine böse Diagnose. (…) Diese absichtliche Blindheit attestierte Paul Farrelly, Member of Parliament, vor drei Wochen Sebastian Coe. Da hatte dieser behauptet, niemals auch nur gerüchteweise von den Manipulationen in der Anti-Doping-Abteilung des Verbandes gehört zu haben, dessen Vizepräsident er acht Jahre war.
Coe will niemals geahnt zu haben, dass Lamine Diack, sein Vorgänger als Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF), durch und durch korrupt war. Nun stellt sich heraus, dass ausgerechnet der Mann seit Jahren eingeweiht war, den Coe zu seinem engsten Mitarbeiter gemacht hat. (…) Coes Haltung ist nicht nur ein sträflicher Mangel an Neugier, sondern kaum mehr als ein Haarbreit von Lüge und Betrug entfernt. Sie macht einen Neubeginn unmöglich. Zumal die Leichtathletik im Gegensatz zum Fußball selbst in der Krise steckt. Die Fifa mag von Korruption beherrscht sein; sie wirkt lediglich wie ein Parasit, den das schöne Spiel mühelos ernährt. Die Leichtathletik aber, auf dem Weg vom Kern der Olympischen Spiele zu einer Randsportart, ist im Kern verraten und missbraucht worden“ (Reinsch, Michael, Doctor Jekyll und Lord Coe, in faz.net 23.12.2015).

– Russisches Oligarchen-Geld für Coes Wahlkampf. „Einen Tag, nachdem sein Bürochef Nick Davies wegen seiner Verwicklung in den Doping-Skandal in der russischen Leichtathletik zurückgetreten ist, machte die ‚Daily Mail‘ am Mittwoch bekannt, dass der FC Chelsea, der dem russischen Oligarchen Roman Abramowitsch gehört, Coe finanziell unterstützt hat. (…) Die innerhalb der IAAF zirkulierende Summe von 600.000 Euro Wahlkampfkosten erscheint als zu niedrig, zumal Coe sich der Dienste von Mike Lee und dessen Agentur Vero versichert hatte. Lee steuerte unter anderem die Kampagnen, die Rio de Janeiro die Olympischen Spiele 2016 und Qatar die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 einbrachten“ (Reinsch, Michael, Russisches Geld für Coe, in faz.net 26.12.2015).

Nachtrag 1: IAAF-Ermittlungen II – Pound rudert zurück oder wird zurückgerudert?
Richard Pound war bei der Vorstellung seines 2. Berichtes zur IAAF am 14.1.2016 in München kräftig zurückgerudert – oder zurückgerudert worden. Nur die Wahl von Tokio 2020 geriet ins Zwielicht. Aus einem Beitrag von Thomas Kistner in der SZ: “Und Pound, Gründungspräsident der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada, geriet selbst unter Druck. Neues zum Pharmabetrug präsentierte er kaum, die Kernteile des Berichts waren bereits vorab publik geworden; die einzige wirklich heiße Spur führt zur Olympia-Vergabe 2020 nach Tokio. Dafür wirkten Pounds Versuche bizarr, sich schützend vor den englischen Funktionärskollegen Sebastian Coe an der IAAF-Spitze zu werfen. (…) Denn befürchtet wird auch, dass hohe IAAF-Vertreter von Beschlüssen profitierten, Weltmeisterschaften an bestimmte Städte zu vergeben. Auch Olympia habe diese Korruption betroffen: Aus Mitschriften gehe hervor, dass die Türkei Diacks diskrete Hilfe im Bewerbungsprozess um die Spiele 2020 verloren habe, nachdem sie sich weigerte, einen Sponsorbetrag ‘von vier bis fünf Millionen Dollar’ für die Diamond League oder die IAAF durchzureichen. Das Geld habe laut Gesprächsprotokollen dann Japan gezahlt. Tokio erhielt den Zuschlag für die Sommerspiele 2020″ (Kistner, Thomas, Auch die Olympia-Wahl beeinflusst, in SZ 15.1.2016). – “In Chicago konstatiert der führende Sportkommentator Phil Hersh ‘eine surreale Kehrtwende’, die New York Times fragt: ‘Was hat die Wada mit Pound gemacht?’ Die Wada? Oder das IOC, dessen Alterspräsident Pound ja ist? Der Kommissionschef hatte sogar von ‘Drecksäcken’ im Kontext der Russland-Affäre gesprochen. Zu IAAF-Präsident Sebastian Coe hatte er befunden, der habe ‘lange Gelegenheit gehabt, das Problem anzugehen’. Und im Report äußert sein Stab Unverständnis, dass das IAAF-Council vom Treiben der Diack- Clique ‘nichts mitgekriegt’ haben will. (…) So wirkt der Umgang mit der Russland-Affäre wie eine verdeckte Rettungsaktion für das olympische Milliardengeschäft in Rio. Wozu passt, dass Pound auch den gesperrten Russen, die bisher keine Einsicht zeigen, die Tür weit offenhält; er hält die Zeit bis Sommer für ausreichend, um ein staatlich gepuschtes Dopingsystem in Putins Reich zu säubern. So lautete die Münchener Botschaft der Aufklärer: Coe bleibt IAAF-Boss, und Russland ist in Rio dabei” (Kistner, Thomas, Alte Freunde, in SZ 16.1.2016).

Nachtrag 2: Wie Coe gefördert wurde
„In Paris ermittelt die Staatsanwaltschaft, Coes Amtsvorgänger Lamine Diack darf das Land nicht verlassen. Interpol jagt Diacks Sohn, der jahrelang das Marketinggeschäft der IAAF betreute. Die Mitwisserschaft der Funktionäre ist also klar ausformuliert. Nur Coe will der olympische Sport ein notorisches Nichtwissen bescheinigen; samt der Kompetenz, den jahrelang mitverwalteten Augias-Stall auszumisten. (…) Im Sommer 2015 gewann Coe mit 115:92 Voten. Zuvor waren die britischen Botschaften gebeten worden, pro Coe auf IAAF-Mitglieder einzuwirken. In einem Telegramm von Außenminister Philip Hammond am 21. Mai 2015 heißt es: ‚Wir bitten alle Stellen, für Lord Coe zu werben.‘ Dies sei ‚eine wichtige Berufung für das Vereinigte Königreich, und er hat die persönliche Unterstützung des Premierministers'“ (Kistner, Thomas, Ritzer, Uwe, „Die Art Dinge, die man besser privat regelt“, in SZ 26.1.2016).

Nachtrag 3: Was wusste Coe wirklich?
„Sebastian Coe ist als Präsident des Skandal-geplagten Leichtathletik-Weltverbandes IAAF im Zuge der Vergabe der WM 2017 weiter unter Druck geraten. Wie die englische Zeitung ‚Daily Mail‘ berichtet, soll Coe kurz vor der Abstimmung im November 2011 in Monaco den britischen Verband UK Athletics gewarnt haben, dass Mitbewerber Katar ‚braune Geldumschläge‘ verteilt habe. Coe, der damals IAAF-Vize war, hat stets bestritten, von Korruption innerhalb des Verbandes gewusst zu haben. Wie das Blatt berichtet, gebe es zwei Zeugen der Unterredung Coes mit den britischen Verantwortlichen im Fairmont Hotel in Monaco“ (Coe soll von Bestechungsversuchen gewusst haben, in spiegelonline 29.1.2016).

Nachtrag 4: Der IOC-Präsident interventiert bei Coe für Russland
Die russischen Leichtathleten waren im Herbst 2015 wegen erwiesenem System- und Staatsdopings gesperrt worden: Im Mai will die IAAF entscheiden, ob die russischen Sportler bei Rio 2016 starten dürfen. Das IOC hat größtes Interesse daran. „Der Leichtathletik-Weltverband IAAF wird den Bann schon rechtzeitig heben, das hört man in diesen Tagen immer wieder aus Russland. Das deckt sich, so ein Zufall, auffallend gut mit jenen Nachrichten, die gerade aus dem Maschinenraum der Sportpolitik dringen. Thomas Bach und Sebastian Coe sollen sich vor Kurzem zum informellen Austausch getroffen haben. Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, soll nach Informationen der ARD gesagt haben, es sei ‚politisch unabdingbar‘, Russlands Leichtathleten für Rio zuzulassen. Coe, Präsident der IAAF, wird mit seinem Council Mitte Juni über eine Begnadigung richten. Davor, das soll Bach seinem Freund aufgetragen haben, möge Coe sein Council bitteschön in die gewünschte Richtung lenken. (…) So entfaltet sich nun zumindest der Verdacht, dass die Arbeit diverser Gremien und Experten, die derzeit Russlands Reformen inspizieren, vor allem eines ist: Show. Dass Bach auf Russlands Resozialisierung drängt, überrascht kaum. Der Kreml hat Funktionäre und Sponsoren in diversen Sportverbänden verankert, da hält die Familie lieber zusammen, selbst wenn im Hinterhof des Partners ein tief wurzelndes Dopingnetzwerk ausgehoben wird. Für Coe ist der faule Geruch der Vorabsprache ungleich lästiger. Die selbsternannte Kernsportart watet nach diversen Doping- und Korruptionsskandalen durch die tiefste Vertrauenskrise ihrer Geschichte. Und Coe, der seit August die Geschäfte führt, hat dem Sport kaum frische Glaubwürdigkeit verschafft. (…) Die IAAF blockiert auch weiterhin eine pikante Studie über Doping bei der WM 2011. Und Russlands Leichtathletik? Too big to fail, offenbar zu mächtig, um zu scheitern. Was einen zweiten Verdacht erhärtet: Coe, der Neue, operiert munter nach den Regeln alter Schule“ (Knuth, Johannes, Alte Schule, in SZ 27.4.2016).

Nachtrag 5: Wer wählte warum Sebastian Coe?
Mitte Juni 2016 wurde bekannt, dass Coe dubiose Wahlhelfer aus Afrika bei seiner Wahl zum IAAF-Präsidenten 2015 hatte. „Coe selbst war am Tag zuvor selbst in den Fokus gezerrt worden, unter anderem, weil er mit der Hilfe eines skandalumtosten Funktionärs seinen Weg ins Präsidentenamt gefunden haben soll“ (Knuth, Johannes, Ein Schlupfloch für Rio, in SZ 18.6.2016). Dazu enthüllten noch die BBC und die Daily Mail, dass Coe über das russische Staatsdoping seit Sommer 2014 Bescheid wusste. „So hielt ein schwer angeknockter Präsident am Freitagabend, nach einem außerordentlichen Kongress, einen Vortrag über Glaubwürdigkeit. (…) Sebastian Coe, das war die zweite Botschaft des Freitags, hatte kaum leichtere Stunden hinter sich. Am Donnerstagabend hatten der britische Fernsehsender BBC und die Zeitung Daily Mail von einer E-Mail berichtet, die Coe im Sommer 2014 zugespielt wurde, vier Monate, bevor die ARD die systemischen Manipulationen in Russland und der IAAF freilegte. Der Agent der russischen Marathonläuferin Lilija Schobuchowa schrieb von Korruption im russischen Verband, auch Papa Massata Diack sei involviert, der von Interpol gesuchte Sohn des ehemaligen IAAF-Präsidenten Lamine Diack (gegen den ebenfalls ermittelt wird). Er habe dazu einige Dokumente angehängt, schrieb der Manager. In denen stand, dass hochrangige Funktionäre von seiner Läuferin 450 000 Euro forderten, um einen positiven Test verschwinden zu lassen, damit sie bei Olympia 2012 starten könne. Als Coe später im Sportausschuss des britischen Parlaments befragt wurde, sagte er, er habe von den konkreten Vorwürfen erst aus der ARD erfahren. Zuvor habe er ‚ganz sicher nichts von spezifischen Anschuldigungen rund um Korruption und Anti-Doping-Verfahren in Russland‘ gewusst. Weitere Indizien beschäftigen sich mit dem Wahlkampfjahr 2015, als die Gaunereien von Diack junior bekannt waren. Coe, sein enger Mitarbeiter Nick Davies und Papa Diack korrespondierten damals munter per SMS. Als Davies einen Tag vor Coes Wahl nachfragte, wie es um die Stimmen der 30 Delegierten aus Afrika stehe, antwortete Diack: ‚Unterstützung aus Afrika gesichert (24/30)! Viel Erfolg‘. Coe bekräftigte am Freitagabend, er habe die brisante E-Mail des russischen Managers damals an die hauseigene Ethikkommission weitergeleitet, die Anhänge habe er aber nicht gelesen, das habe er nicht für nötig erachtet. Und die Ratschläge von Papa Diack seien gar nicht so wertvoll gewesen. Die Frage, ob Coe seine eigene Position an der Spitze der IAAF hinterfrage, ließ der Präsident unbeantwortet“ (Ebenda).

Nachtrag 6: IAAF überholt die IOC Agenda 2020
Anfang Dezember 2016 will der Internationale Leichtathletikverband IAAF in monaco unter seinem im August 2015 gewählten Präsidenten Sebastian Coe die Skandal-Ära des früheren Präsidenten Lamine Diack überwinden und Reformen beschließen. „Coe ist seit 13 Jahren im Council der IAAF vernetzt, einer Art Regierung der Leichtathletik, er will vom mafiösen Treiben aber nie etwas mitbekommen haben. Diese Konstellation allein treibt tiefe Beulen in seine Reputation. Umso wichtiger ist für ihn nun das Vorhaben, die Satzung umzubauen, eine Mauer hochzuziehen zwischen damals und heute. Und die Bausteine seiner Reform sind sogar recht solide. Der Präsident soll künftig höchstens zwölf Jahre im Amt bleiben. Er kümmert sich mit seinem Council nur noch um den Sport, der Rest wird einer neuen Exekutivkammer und dem Geschäftsführer zugeschoben. Eine unabhängige Kommission soll alle Mitarbeiter durchleuchten, die künftig in die IAAF rücken. Externe Buchprüfer sollen zudem die Geschäftsbilanzen ausleuchten – alles, damit sich nie wieder eine Schattenregierung einnisten kann. (…) Coes Reformen bergen zudem Belastungen fürs innenpolitische Klima. Er will ja schon ordentlich durchlüften, zwei große Fenster öffnen, durch die externe Prüfer bald in die Hinterzimmer des Sports schauen können: bei der Buchprüfung und der Einlasskontrolle der Integritätsprüfer. Das steht bloß im scharfen Kontrast zu dem, was dem organisierten Sport behagt, vor allem der Oberaufsicht vom Internationalen Olympischen Komitee und seinem Chef Thomas Bach: Der predigt gerne Autonomie und Selbstkontrolle. Dass Coe, Hüter der olympischen Kernsportart, nun ein mutigeres Reformpapier vorlegt als Bachs Agenda 2020, ist kein Zufall. Coe hat sich vom IOC-Chef emanzipiert, das Verhältnis ist zerrüttet, sagen Beobachter. Die IAAF hatte Russlands Leichtathleten kollektiv von Bachs Leistungsmesse in Rio ausgesperrt, wegen tiefwurzelnden Dopings. Am Freitag hielt sie die Sperre aufrecht, eine Resozialisierung zur WM 2017 wird unwahrscheinlicher. Dieser Kurs lässt Bach bis heute miserabel aussehen; das IOC hatte sich vor Rio ja gegen einen Ausschluss Russlands gestemmt, trotz erdrückender Indizien. Sollte Coe seine Reformen durchdrücken, wäre das also doch ein Sprung – weg von den Gepflogenheiten der olympischen Familie“ (Knuth, Johannes, Lüften bitte! in SZ 3.12.2016).

Nachtrag 7: Coe setzt Reformen durch
„Ein Jahr nach Aufdeckung der Korruptionsaffäre seines Vorgängers Lamine Diack hat Coe eine Satzung konzipiert, die seine eigene Macht beschränkt und mehr Transparenz schaffen soll. (…) 95 Prozent der 197 Delegierten stimmten der Reform zu – offenbar auch, weil unerwartet nicht geheim abgestimmt wurde. Hinter den Kulissen gab es zunächst Bemühungen, die Reform zu Fall zu bringen – bei der offenen Abstimmung fehlte dann der Mut zum Nein. Man sei eben in eine ‚Ära der Transparenz‘ übergegangen, sagte Coe. (…) ‚Niemals wird eine einzelne Person mehr so eine unkontrollierte Macht haben‘, sagte Coe, der von einem ‚historischen Tag‘ sprach. (…) Ein neues unabhängiges ‚Integrity Unit Board‘ soll nun von April 2017 an nun den Kampf gegen Doping führen, das Budget wird auf 7,5 Millionen Euro verdoppelt“ (DPA, „Historischer Tag“, in SZ 5.12.2016).

Nachtrag 8: Was wusste Coe von Lamine Diacks Machenschaften?
IAAF-Präsident Sebastian Coe wird erneut vor den Sportausschuss des britischen Parlaments geladen. Am Dienstag hatte eine Befragung des ehemaligen 10 000-m-Weltrekordlers David Bedford Hinweise auf Ungereimtheiten in Coes Aussagen vor dem Ausschuss im vergangenen Dezember gegeben. Laut Bedford hätte Coe im November 2014 Kenntnis haben müssen vom Ausmaß des Doping- und Korruptionsskandals unter seinem Vorgänger Lamine Diack – früher als von Coe bislang angegeben. (…) ‚Sebastian Coes Aussage hat an Glaubwürdigkeit verloren‘, sagte der Ausschuss-Vorsitzende Damian Collins am Dienstag“ (SID, Wieder Zweifel an Sebastian Coe, in SZ 11.1.2017).

Nachtrag 9: Coe und die englische Bewerbung WM 2018
Coe beriet das Bewerbungskomitee für die Fußball-WM 2018 – die dann überraschend von Russland gewonnen wurde. „Gemäß Aussagen hochrangiger Mitarbeiter aus dem Bewerbungskomitee und aus Regierungskreisen hat man damals den Rat von Sebastian Coe befolgt. Lord Coe, einst Cheforganisator der Olympischen Spiele 2012 und heute Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, habe berichtet, derlei Maßnahmen seien ein entscheidendes Element für die erfolgreiche Londoner Olympiabewerbung gewesen. So steht es in den Dokumenten des Unterhauses, vorgelegt unter anderem von Journalisten der ‚Sunday Times‘, deren Quelle Christopher Steele nun enttarnt wurde. Es gibt weitere Quellen und Whistleblower. So bestätigte ein hochrangiger Mitarbeiter des WM-Bewerbungskomitees die Ratschläge von Lord Coe, der 2009 als Chef der Fifa-Ethikkommission agierte. Coe habe gewarnt, nur ein ‚inneres Heiligtum‘ von wenigen Personen dürfte Kenntnis von derlei geheimdienstlichen Operationen haben. Die Ermittlungen seien fortan von Sponsoren des WM-Bewerbungskomitees bezahlt worden. Die Kosten tauchen deshalb in den offiziellen Finanzplänen nicht auf. Rechercheergebnisse wurden verschlüsselt gespeichert und sowohl dem Parlament als auch einer Untersuchungskommission verheimlicht, die schon im Mai 2011 tätig war. Der englische Verband (FA) hat bei mehreren Anhörungen die Existenz des Dossiers verschwiegen.“ (Weinreich, Jens, Der Agent, der zuviel wissen könnte, in spiegelonline 16.1.2017).

Nachtrag 10: Coe wusste seit  August 2014 von Diacks Erpressungen
Coe hatte stets behauptet, erst Ende 2014 von den Vorwürfen gegen Diack erfahren zu haben. Der Sportausschuss des britischen Parlamemnts veröffentlichte aber am 31.1.2017 eine Email: „Demnach erfuhr Coe im August 2014 von Erpressungsversuchen gegen Sportler durch die Clique des damaligen IAAF-Präsidenten Lamine Diack. In der E-Mail Coes vom 14. August 2014, adressiert an den Vorsitzenden der IAAF-Ethikkommission Michael Beloff, heißt es: ‚Lieber Michael, ich habe in den letzten Tagen Dokumente mit schwerwiegenden Anschuldigungen erhalten“ (SID, E-Mail von Coe, in SZ 1.2.107).

Nachtrag 11: Coe und die WM 2019 in Katar
„Verbrieft ist, dass Doha der IAAF ein Sponsoringpaket über 30 Millionen Euro schnürte, bevor die WM vergeben wurde, ganz legal. Auf dem Hof des einstigen kenianischen Verbandschefs tauchten nach Katars Kür plötzlich zwei Geländewagen auf, gestiftet von den Herren aus dem Emirat. Weniger legal. Aber bestimmt Zufall. Vor der Wahl des Gastgebers 2017, die Katar gegen London verlor, sollen braune Umschläge die Besitzer gewechselt haben, ebenfalls gesponsert von Dohas Delegation. Das behauptete Ed Warner, damals Chef des britischen Verbands. Er stützte sich auf Aussagen von: Sebastian Coe, damals IAAF-Vize. Coe sagte den IAAF-Ethikern, er erinnere sich nicht daran. Fall erledigt. Der Lord ist mittlerweile längst Chef der IAAF, und als dieser durfte er die ‚merkwürdige Entscheidung‘ (Warner) pro Katar in London erneut moderieren. Klar, wenn es Stimmenkauf gab, müsse man die Vergabe korrigieren, sagte Coe. Aber sein Sport müsse halt auch neue Märkte erschließen. Wobei nicht ganz klar ist, welche Märkte das sein sollen: Die nicht vorhandenen Zuschauer? Andererseits ist Coe vom Fach. Er machte mit seiner PR-Firma glänzende Geschäfte, als die Europaspiele vor zwei Jahren in Aserbaidschan aufgeführt wurden, dem Reich des Alleinherrschers Ilham Alijew“ (Knuth, Johannes, Tonnenweise Sonnencreme, in SZ 16.8.2017).

Viele Details zu Coe stehen unter Leichtathletik-WM 2015 in Peking. Vergleiche auch zu Coe: Die verkauften Leichtathletik-Weltmeisterschaften; Doping Russland; Die gedopten Europameister von München;
Doping Russland (2): Die Wada-Untersuchung 


Kritisches Olympisches Lexikon - Sach- und Personenregister: (274 Einträge, wird laufend aktualisiert und ergänzt)
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