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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Juli 2014

 
Zuletzt geändert am 19.10.2016 @ 16:02

Webseite-Besucher
Im Juni 2014 besuchten 25.535 Internet-Nutzer unsere Nolympia-Webseite. Von Februar 2010 bis einschließlich Juni 2014 hatten wir damit 927.724 Besucher. Wir bedanken uns für das immer noch anhaltende Interesse.
NEU im Kritischen Olympischen Lexikon: Rachimow, Gafur; Rotenberg, Arkadij, Boris; Makarow, Igor
Ziemlich frisch im Kritischen Olympischen Lexikon:
Host Broadcasting Services (HBS)
Zur deutschen Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024: Hamburg-Berlin 2024
Was ein Gaskonzern und Sport, Oligarchen und Putin miteinander zu tun haben. Gazprom-Chronik (1):  bis 31.12.2012: hier; Gazprom-Chronik (2) 1/2013 – 8/2014: hier; Gasprom-Chronik (3): ab 9/2014: hier. Wird laufend aktualisiert.
Immer noch aktuell: Red Bull, Almaty 2022; CIPRA fordert Olympiafreie Alpen
Neu unter „Aktuelles“: MUNICH MASH

In eigener Sache
Die Webseite und ihre Informationen stehen allen zur Verfügung, um die tatsächlichen Hintergründe im Sport aufzuzeigen und zu beschreiben. Ich bemühe mich meinerseits, korrekt zu zitieren und Quellen anzugeben. Umgekehrt wäre es fair, dass auch die Nolympia-Webseite als Quelle in den Artikeln von Journalisten angegeben wird.
Dr. Wolfgang Zängl
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Zitate des Monats

Harald Wolf, DIE LINKE, Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus: „Es sieht so aus, als bräuchten wir eine neue NOlympia-Bewegung“ (Wolf, Harald, NOlympia wird wieder gebraucht, in neues-deutschland.de 3.7.2014).

Thomas Hahn in der SZ zum norwegischen Zögern bei der Bewerbung Oslo 2022: „Wer im Sport mehr sieht als ein Fernsehprogramm und eine Industrie, versteht gar nicht mehr, warum es diese Spiele überhaupt noch braucht. Wenn jetzt auch noch Norwegen an ihren Werten zweifelt, kann man wirklich bald fordern, Winter-Olympia abzuschaffen“ (Hahn, Thomas, Nordisches Zögern, in SZ 8.7.2014).

Osvaldo Ardiles, argentinischer Fußball-Weltmeister 1978: „Ein Ereignis von der Tragweite einer WM wird immer ausgeschlachtet. Egal von welchem System“ (Cáceres, Javier, „Wir zogen den Blaumann und den Smoking an, in SZ 9.7.2014; siehe auch unter V).

Georg Diez im Spiegel: „ARD und ZDF haben sich bei der WM eh mal wieder als die Quotenhuren erwiesen, die sie sind, sie haben ihre Nachrichtensendungen unbedingt in die Halbzeitpausen pressen müssen und dann noch in der ‚heute‘-Sendung als erste Meldung die eigene Rekordquote vom Vortag gemeldet“ (Fußball, ein Amenmärchen, in spiegelonline 11.7.2014).

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Die Gliederung im Juli 2014 sieht so aus:
I: Nachrichten von Olympischen Spielen und dem IOC
II: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den Sportverbänden
III: Aktuell aus München und Bayern
IV: Zur DOSB-Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024 in Hamburg oder Berlin
V: Allgemeine Nachrichten
VI: Sport-Millionen und -Millionäre
VII: Aktuelle Fußball-Sportsplitter von Fifa, Uefa etc.
VIII: Doping-News
IX: Die Sportsender ARD/ZDF

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I: Nachrichten von Olympischen Spielen und dem IOC

– Da waren’s nur noch drei. „Die ukrainische Stadt Lwiw hat ihre Bewerbung um Olympia 2022 zurückgezogen und will 2026 einen neuen Anlauf nehmen. Grund für die Entscheidung seien die schwierigen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im Land, teilte das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit“ (Lwiw zieht zurück, in SZ 1.7.2014). Der ukrainische Premierminister Arsenij Jazenjuk soll laut IOC geäußert haben, dass „eine Bewerbung für 2026 ein ausgezeichnetes Potential für die wirtschaftliche Erholung des Landes haben und riesige Vorteile für die ukrainische Gesellschaft haben würde“ (IOC statement on 2022 Bidding Process, in olympic.org 30.6.2014).
Ob er das wohl selber glaubt? Lwiw 2026 wäre ökonomischer Selbstmord – genau wie Lwiw 2022.
Damit haben abgesagt: Graubünden 2022, Barcelona 2022, München 2022, Stockholm 2022, Krakau 2022, Lwiw 2022. Es bleiben für 2022: Oslo/Norwegen (noch) und die Diktatoren in Almaty/Kasachstan und Peking/China. Das norwegische IOC-Mitglied Gerhard Heiberg äußerte: „Es ist schade, dass nur noch drei Städte übrig geblieben sind“ (Berglund, Nina, Another Olympic host drops out, in newsinenglish.no 30.6.2014). Die Norweger lehnten in allen Umfragen Oslo 2022 mit über 60 Prozent ab.
Vielleicht sind es ja trotzdem bald nur noch zwei…

– Kampf um Oslo 2022. Nun läuft die Oslo-2022-Befürworterkampagne an. Die Entscheidung über die (im Sinn des IOC unabänderliche und UNBEGRENZTE) Defizitgarantie ist verschoben worden. Bezahlte Berater und PR-Agenturen streuen positive Kommentare über die Olympischen Spiele. Der frühere Gewerkschaftsboss Yngve Hagensen ist wie der frühere Verteidigungsminister Kristin Krohn Devold in ein handverlesenes Gremium aufgenommen worden. Unzählige Sportstars promoten die Spiele. Auch der zwölffache olympische Medaillengewinner und Skilangläufer Björn Dählie kämpft für Oslo 2022: „Wir arbeiten hart, und wir haben wenig Zeit“ (Simeoni, Evi, Dählie will die Norweger wecken, in faz.net 7.7.2014). Biathlet Ole Einar Björdalen hat dreizehn Medaillen gewonnen sagte kürzlich reichlich impertinent: „Ich glaube nicht, dass der Lebensstandard des durchschnittlichen Norwegers sinken wird, wenn x Milliarden Kronen für Winterspiele ausgegeben werden“ (Ebenda).
Der Immobilienhai Bjorn Rune Gjelsten und der Hotel-Tycoon Petter Stordalen wurden eingebunden, das Team von Oslo 2022 aufgestockt (Ebenda).
Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Umbauten an den Holmenkollen-Schanzen für die Nordische Ski-WM 2011 statt 118,5 Millionen Norwegische Kronen (NOK) nunmehr 174 Millionen NOK gekostet haben. Weitere Umbauten sind für die Biathlon-WM 2016 nötig (Ny budsjettsprekk i Holmenkollen, in www.nrk.no 26.6.2014).
3.000 olympische Botschafter in ganz Norwegen sollen die Stimmung aufhellen. Nach neuesten Umfragen brachte die Materialschlacht eine leichte Verbesserung: Waren im Frühjahr 60 Prozent gegen Oslo 2022, ergab eine Umfrage im Juni 2014 49,7 Prozent Ablehnung und 35,5 Prozent Zustimmung (Walden, Laura, Oslo 2022: Public opinion for the Olympic winter bid warming up, in sportfeatures.com 1.7.2014).
Der Leiter der Jugendorganisation der Progress Party, Atle Simonsen, äußerte: „Ich bin enttäuscht, dass der Nagel noch nicht in den Sarg geschlagen wurde. Aber ich bin sicher, dass die norwegische Bevölkerung und das norwegische Parlament letztlich nein sagen werden. (…) Es gab keine einzigen Olympischen Winterspiele, die im Budgetrahmen geblieben sind. Es sind die Steuerzahler, welche die Rechnung bezahlen müssen, während andere wichtige Bereiche wie Gesundheitswesen, Infrastruktur und Polizei heruntergestuft werden“ (Woodgate, Emily, Oslo official OL candidate city, in newsinenglish.no 7.7.2014).
Vielleicht zieht Oslo 2022 ja doch noch zurück!

– Das Davos des Ostens. Peking 2022 bedeutet Wintersportstätten im 200 Kilometer entfernten Zhangjiakou. Dafür soll eine Hochgeschwindigkeitsstrecke gebaut werden mit 40 Minuten Reisezeit.
Der Zug müsste dann über 300 km/h fahren – mit entsprechendem Energieverbrauch. Und wer braucht diesen Zug nach dem Jahr 2022?
Der Direktor des Bewerbungsbüros von Zhangijakou gibt sich stoisch: „Nicht schlimm, wenn 2022 die Wahl nicht auf uns fällt. Wir machen einfach weiter mit der Vorbereitung, 2026 klappt es bestimmt“ (Hartwich, Inna, Olympia im Nirgendwo, in FR 5.7.2014). Überall in dem Ort wurden Schilder aufgehängt mit dem Slogan: „Davos des Ostens“.
Ob die Organisatoren wissen, dass der Kanton Graubünden sich gegen Davos/St. Moritz 2022 entschieden hat?

IOC lässt alle drei Kandidaten zu. Wer hätte das gedacht?! Das IOC hat Oslo 2022, Almaty 2022 und Peking 2022 als Bewerber zugelassen (Almaty, Oslo und Peking bewerben sich für Winterspiele 2022, in spiegelonline 7.7.2014). – „Was einst eine Qual der Wahl war, wurde abermals zur reinen Formsache“ (Drei Bewerber, drei Kandidaten, in nzz.ch 7.7.2014). IOC-Präsident Bach erwähnte die drei abgewählten und drei zurückgezogenen Bewerbungen nicht. „Bach sprach lieber vom finanziellen Gewinn der Spiele von Sotschi (200 Millionen Dollar)“ (Ebenda).
Gewinn? Es darf gelacht werden.

IOC-Debakel. Aus einem Kommentar von Daniel Gehrmann in der NZZ: „Es hätte der erste Höhepunkt auf dem Weg zu den Olympischen Winterspielen 2022 werden sollen, stattdessen wurde es zur Farce. Die drei verbliebenen Bewerber wurden vom Internationalen Olympischen Komitee (IOK) am Montag allesamt zu offiziellen Kandidaturen erklärt, die ab sofort mit den Ringen werben dürfen. (…) Sollte die norwegische Regierung im Herbst beschließen, der Kandidatur die Unterstützung zu verweigern und damit auch Oslo aus dem Rennen zu nehmen, wäre das Desaster für das IOK perfekt. Bach ist deshalb vor wenigen Wochen nach Norwegen gereist, um für die Spiele zu werben. Er garantierte den Veranstaltern finanzielle Unterstützung in der Höhe von 750 Millionen Dollar und wies gleichzeitig darauf hin, dass die letzten Veranstalter allesamt einen Gewinn eingestrichen haben“ (Gehrmann, Daniel, Es droht ein Debakel, in  nzz.ch 9.7.2014).
Die angeblichen IOC-„Gewinne“ sind ein Fake. Die letzten Veranstalter – Turin, Vancouver und erst recht Sotschi – haben große und größte Defizite eingefahren.
Gehrmann schreibt weiter über die IOC-Mitglieder: „Diese Mitglieder orientieren sich bei ihren Entscheiden weniger an den ursprünglichen Idealen als am alten Motto der Spiele: ’schneller, höher, stärker‘. Dabei aber zählen nicht mehr die Leistungen der Sportler, sondern die Umsätze, die die olympische Maschinerie generiert. Dabei übersehen sie, dass sich die Maschine längst überhitzt hat. 2022 könnte es ein böses Erwachen geben“ (Ebenda). – Andreas Kornes schrieb in der Augsburger Allgemeinen unter dem Titel: „Olympia gehen die Demokraten aus“: Der Trend geht zu autoritären Regierungen. Diese nutzen die Bühne des Sports, um sich der Welt und dem eigenen Volk möglichst positiv zu präsentieren. Nervige Proteste der Menschen vor Ort werden niedergeknüppelt, störende Bäume gefällt, und ausufernde Kosten deckt die Staatskasse – vor Kurzem im russischen Sotschi zu beobachten. Dumm nur, dass dieses Prinzip in einer Demokratie nicht funktioniert. (…) Die Spiele sind zu einer Mischung aus Gigantismus und Kommerz verkommen. Gelenkt von einer dubiosen Altherrenriege, die ein Milliardenvermögen angehäuft hat“ (Kornes, Andreas, Kommentar: Olympia gehen die Demokraten aus, in augsburger-allgemeine.de 7.7.2014).

– Nichts dazugelernt. Die jeweiligen Bevölkerungen haben die Bewerbung um Olympische Winterspiele St. Moritz/Davos 2022, München 2022, Krakau 2022 abgewählt. Die Städte Barcelona, Stockholm und Lwiw/Lemberg haben ebenfalls für Olympische Winterspiele 2022 zurückgezogen. Oslo 2022 wackelt. Übrig bleiben ansonsten Almaty/Kasachstan und Peking/China. Und was meint DOSB-Generaldirektor Michael  Vesper dazu? „Gerade mit dem Vorteil der verlorenen Bewerbung 2018 hätten wir eine Superchance gehabt“ (dpa, IOC kürt Kandidaten für Olympia 2022: München schaut zu, in sueddeutsche.de 4.7.2014).
Schon vergessen, dass der FIS-Weltcup im Februar 2014 in Garmisch-Partenkirchen trotz der Armada von Schneekanonen mangels Schnees abgesagt werden musste?

– „Mister Olympia“ vor Gericht. Der zwischen 2006 und 2007 tätige Strategieberater der erfolglosen Bewerbung von Salzburg 2014, Erwin Roth, steht in Salzburg vor Gericht. Er wurde bei der Verhandlung vom ehemaligen Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees, Heinz Jungwirth, als „Mister Olympia“ und „Schwungrad der Bewegung“ bezeichnet („Mister Olympia“ soll Steuern hinterzogen haben, in kurier.at 4.7.2014). Jungwirth wurde 2013 zu fünf Jahren Haft wegen Untreue verurteilt und befindet sich in einem Wiener Gefängnis. „Roth ist wegen Abgabenhinterziehung in Gesamthöhe von 511.000 Euro angeklagt. Seine Honorare – das waren 13 Mal 90.000 Euro – hat er nämlich nicht an seine Firma in Straßwalchen bei Salzburg überweisen lassen, sondern an eine Gesellschaft in Kroatien mit einer einzigen Angestellten“ (Ebenda). Roth spricht von einer „Hetzkampagne“ der Medien, die seinen guten Ruf ruiniert habe (Ebenda).

IOC-Wunschvorstellungen. Der DOSB berichtet über eine Untersuchung des IOC: „Danach haben Olympische Spiele, im Sommer und Winter, den höchsten Bekanntheitsgrad und die höchste Anziehungskraft aller untersuchten Sportveranstaltungen oder Unterhaltungs-Events“ (DOSB: Studie belegt Anziehungskraft der Olympischen Marke, in dosb.de 9.7.2014). Winterspiele würden mit weltweit wachsendem Interesse von 2,1 Milliarden Menschen verfolgt werden. „Laut der Untersuchung wird dem IOC ‚Führungsfähigkeit‘ und ’strikte Haltung gegen Doping‘ zugeordnet. Außerdem sei weitgehend anerkannt, dass es einem Gastgeberland Vorteile bringe, Olympische Spiele auszurichten“ (Ebenda).
Wunsch und Wirklichkeit klaffen bei IOC und DOSB weit auseinander.

– Pyeongchang 2018: Bahnhof entfällt. Wie so oft werden gerade die einigermaßen sinnvollen Projekte im olympischen Bauprozess gekippt. Der geplante Olympia-Bahnhof im Alpensia Resort sollte die Fahrt vom Flughafen Incheon International Airport zu den Wettkampfstätten in einer Stunde ermöglichen. Dieser Bahnhof entfällt; die bestehende „Jinbu Station“ soll „Olympic Station“ werden. Die örtliche Bevölkerung fühlt sich betrogen. Der Rücktritt des Pyeonchang-2018-Leiters, Kim Jin-sun wurde auf Transparenten gefordert, als IOC-Präsident Bach dort zur Besichtigung anreiste (Mackay, Duncan, Banners protesting about broken Pyeongchang 2018 promises to greet Bach at Olympic debrief, in insidethegames.biz 29.6.2014). Immerhin konnte der erste Top-Sponsor präsentiert werden: der Telekommunikationskonzern KT Corporation (Mackay, Duncan, Pyeongchang 2018 sign telecommunications provider KT Corporation as first major sponsor, in insidethegames.biz 1.7.2014).

– Sotschi 2014: „Nur“ 33 Milliarden Euro? 44,9 Milliarden US-Dollar sollen laut russischem Staatsunternehmen Olimpstroj die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi gekostet haben. „Ursprünglich war Olimpstroj von rund 6,5 Milliarden Euro ausgegangen, aber Landkäufe und der Bau der Eisenbahnstrecke in den Kaukasus hätten die Vorhaben verteuert. Der nun genannte Betrag deckt sich mit den Angaben russischer Oppositioneller, unter ihnen Alexej Nawalnyj, die der Staatsführung um Präsident Wladimir Putin bereits vor den Spielen Verschwendung und Korruption in riesigem Ausmaß vorgeworfen hatten. Putin selbst hatte die Kosten der Spiele stets mit rund 4,5 Milliarden Euro beziffert. Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees hatte die Spiele von Sotschi in dieser Woche ausdrücklich gelobt. ‚Die Winterspiele werden besser und besser. Dieser Trend hat sich in Sotschi fortgesetzt'“ (Becker, Christoph, Sotschi hat 33 Milliarden gekostet, in faz.net 3.7.2014). Und der Vorsitzende des Sotschi-2014-OIrganisationskomitees, Dmitrij Tschernyschenko lobte sich: „Wir haben der Welt eine Blaupause geliefert, der sie folgen können. Wir haben für künftige Spiele den Standard gesetzt“ (Ebenda).
Die Tatsachen sind andere. Allein der Weiterbetrieb der Eisenbahnlinie von Sotschi zu den Winter-Wettkampfstätten wird über 60 Millionen kosten – pro Jahr. Es wird 2015 kein Winter-Weltsport in Sotschi stattfinden. Die Skispringer weichen in den Ural aus. „Darüber hinaus wird in keiner vom internationalen Skiverband Fis ausgetragenen Sportart nach dem derzeitigen Stand der Planungen ein Weltcup in Sotschi ausgetragen“ (Ebenda).
Das wird 2018 und 2022 nicht anders sein.

– Rio 2016: Die nächsten Deportationen. Die Bewohner der Siedlung Vila Autódrome in Rio de Janeiro müssen dem Parque Olímpico weichen: Hier entstehen die Sportstätten für 15 olympische Wettbewerbe: Aquapark, Handball- und Tenniszentrum, Velodrom und das olympische Trainingszentrum mit drei Hallen, gebaut durch ein privates Baukonsortium um den Konzern Odebrecht, der auch schon dick im WM-Fußball-Stadionbau tätig war. Der alternative Gegenentwurf „Plano Popular“ wurde von Universitätsprofessoren erarbeitet und hätte viele Bewohner am Ort belassen – er wurde von der Stadtverwaltung nicht aufgegriffen. Der Grund: „Nach Olympia sollen 75 Prozent des insgesamt 1,8 Millionen Quadratmeter großen Areals zu einem privaten Wohngebiet mit hohem Standard werden“ (Kaip, Konstantin, Im Schatten der Olympischen Spiele, in SZ 8.7.2014). Die Eigentumswohnungen sind an der oberen Mittelklasse als Käufer orientiert: Die „lebt gern in bewachten ‚Condomínios‘, Komfort-Siedlungen mit Swimmingpool, Spielplatz und eigenem Friseursalon“ (Ebenda). Dafür sollen die jetzigen Bewohner weichen. – „Das Motto der Spiele von Rio heißt ‚Viva sua Paixao!‘, lebe deine Leidenschaft. Wie viel Leidenschaft, wie viel Kraft und wie viel Geduld haben die Brasilianer nach der finanziell aufreibenden und sportlich so unbefriedigend für sie verlaufenen WM noch für Olympia? (…) Wie hält es Rio mit der geplanten Umsiedlung seiner ärmeren Bürger, die ihren Wohnraum aufgeben sollen für olympische Prestigeprojekte? Auch in Barra da Tijuca, auf dem riesigen Abenteuerspielplatz, der einmal zum Olympischen Dorf werden soll, walzen Bagger einfach Häuser nieder. Auf dass auf den frisch planierten Flächen nach den Spielen Wohnraum für Besserverdienende entsteht“ (Goldmann, Sven, Rio bereitet sich auf Olympia vor, in tagesspiegel.de 16.7.2014). – „Gerade weil die gigantischen Umbaumaßnahmen im Vorfeld der Weltmeisterschaft zu tausenden Zwangsumsiedlungen und zahlreichen sozialen Folgeproblemen geführt haben, fürchten insbesondere in Rio de Janeiro viele – gerade ärmere – Menschen die nun anstehende Zeit bis 2016, in der weitere Zwangsumsiedlungen teils ganzer Comunidades rund um bestimmte olympische Sportstätten geplant sind. (…) So soll etwa die friedliche Favela Vila Autódromo in Rios noblem Strandvorort Barra da Tijuca komplett geräumt werden und einem Olympiapark weichen. Die Bewohner leisten beharrlich Widerstand gegen die Pläne. Auch in Rios Nordviertel Deodoro gibt es ähnliche Probleme“ (Kaul, Martin, Die  Furcht vor den Spielen, in taz.de 16.7.2014).

– Olympische Phantastereien. Der Hamburger Professor Wolfgang Maennig gewann 1988 bei den Olympischen Sommerspielen in Seoul eine Goldmedaille im Rudern und war auch Berater der Münchner Bewerbung um Olympische Winterspiele. Maennig greift eine heute gern verwendete Finte auf: dass das IOC reformfähig sei oder dazu gedrängt werden könnte. „Die Eliten in Sport und Politik haben eine Olympia-Bewerbung in München entwickelt und erst am Ende die Bevölkerung befragt. Das ist schief gelaufen. Ich würde es heute anders machen, nämlich vorher einen Partizipationsprozess initiieren und auch die kritischen Milieus befragen: Wie müsste eine Olympia-Bewerbung aussehen, damit ihr dafür seid?“ (dpa, Sportökonom: „IOC muss sich Bewerberstädten anpassen“, in mittelhessen.de 8.7.2014).
Wer den Host City Contract liest, weiß, dass dies alles illusionär ist.
Recht hat Maennig, wenn er auf die „doch recht ähnlichen Bewerbungen der letzten beiden Dekaden“ hinweist: „Die bisherigen Bewerbungsbücher sind alle in Hochglanz, alles Meisterwerke der Fotografie und des Designs. Aber so ähnlich, dass man sich kaum zwei davon ansehen mag. Letztlich stammen sie ja auch aus den Federn der gleichen Berater aus Barcelona, Sydney und London. Das Ergebnis ist zwangsläufig immer gleich: stromlinienförmige Bewerbungen“ (Ebenda).
Auch das ist so vom IOC gewünscht.
Maennig lobt sodann Oslo 2022: „… die Norweger machen es mit der Bewerbung für die Winterspiele 2022 vor. Sie geben dem IOC ein ‚take it or leave it‘ vor. Die Norweger bieten, was sie haben, sonst machen sie es nicht. Das Verständnis der internationalen Sportwelt dreht sich gerade: Es müssen sich nicht nur die Städte an das IOC anpassen, sondern – bitteschön – das IOC auch an die Städte“ (Ebenda).
Das ist eigentlich nur noch naiv. Oslo wird es genau wegen seiner individuellen Wünsche und Bedenken nicht werden. Und der norwegische Staat denkt schon über die vielen Milliarden Euro Garantie nach, die das IOC als UNBEGRENZTE DEFIZITGARANTIE verlangt.
Maennig: „Das ist beim Fußball-Weltverband FIFA genau das gleiche. Man kann einem Staat wie Südafrika nicht Vorrunden-Spielstätten mit 40 000 Zuschauer vorschreiben, wenn diese anschließend keine Verwendung finden. Da muss es zukünftig möglich sein, kleinere Stadien zu bauen. Die Fußball-WM in Brasilien 2014 und die Sommerspiele in Rio 2016 werden vielleicht die letzten Opfer eines falsch verstandenen Olympismus gewesen sein“ (Ebenda).
Nein – auch wieder naiv. Die Fußball-WM 2018 wird doppelt so teuer wie die brasilianische 2014! Außerdem gibt es keinen falsch verstandenen Olympismus: Dieser wurde von den Herren Samaranch und Rogge und wird nun von Herrn Bach in die immer gleiche Richtung fortentwickelt: größer, teurer, mehr. Globale Brot und Spiele eben.

DOSB-Hörmann antwortet. DOSB-Präsident Alfons Hörmann ist ja noch nicht so ganz lang im Amt: Mit etwas mehr Erfahrung hätte er seine Sätze im Interview anders formuliert.
– „In München mussten wir ja leidvoll erfahren, dass selbst ein so gutes Konzept als Antwort auf Sotschi und Katar dennoch von den Bürgern nicht mitgetragen wurde“ (Kirnich, Peter, „Dass in die Infrastruktur investiert werden muss, ist klar“, in berliner-zeitung.de 9.7.2014).    „
Dass München 2018 oder erst recht München 2022 als „Antwort“ auf Sotschi 2014 und Katar 2022 zu verstehen war, ist neu.
– „In München hatten wir beispielsweise ein Konzept, in dem nur 1,8 Milliarden Euro für das Infrastrukturbudget vorgesehen waren, wovon 1,1 Milliarden unabhängig von Olympia schon geplant war und auch weiter geplant sind und nicht rund 30 Milliarden wie in Sotschi“ (Ebenda).
Die Münchner DOSB-Milliardenrechnung hätte nie gereicht. Der Erfahrungswert von Kostensteigerungen bei Olympischen Winterspielen liegt beim Faktor 3 bis 5. Und die olympisch geplanten Autobahn- und Straßentunnel-Projekte um Garmisch-Partenkirchen herum waren zum Großteil nicht im dringlichen Bedarf des Bundesfernstraßenplans – und sind es jetzt auch nicht mehr.
– „Mit der reinen Durchführung der Spiele wird Geld verdient“ (Ebenda).
Original-Ton Hörmann! Stimmt – das IOC verdient Milliarden. Die Milliarden-Verschuldung tragen die Steuerzahler in den Austragungsländern.
– „Aktuelle Umfragen haben ergeben, dass 74 Prozent der Menschen grundsätzlich für die Ausrichtung Olympischer Spiele in Deutschland sind“ (Ebenda).
Das Problem mit diesen und anderen IOC-DOSB-Umfragen ist, dass nie eine Quelle angegeben wird – oder dass sowieso schon sportaffine Menschen wie zum Beispiel Mitglieder in Sportvereinen befragt werden. Aber die Methode verfängt – im Berliner Tagesspiegel stand  einen Tag später:
„Laut DOSB-Präsident Hörmann haben zwei vor kurzem durchgeführte Befragungen eine Zustimmung von etwa 75 Prozent unter den Deutschen für eine Olympiabewerbung ergeben“ (Hönicke, Christian, Sportbund will Bürger erst später beteiligen, in tagesspiegel.de 10.7.2014).

– Olympische Wunden lecken. Swiss Olympic, der DOSB und die NOK von Schweden und Österreich haben gemeinsam ein Papier „Olympic Agenda 2020 – The Bid Experience“ ( Juni 2014) publiziert. Im Rahmen von IOC-Präsident Bachs „Olympische Agenda 2020“ werden einige technizistische Verbesserungen zusammengetragen, ohne auf die eigentliche Krise der olympischen Bewerbungen und des IOC einzugehen. Die Vorteile der Bewerbung soll deutlicher herausgestellt werden; den Ländern soll mehr Raum für ihre spezifischen Konzepte eingeräumt werden; mehr Transparenz über die Budget-Strukturen soll erreicht werden; die OCOG- und NON-OCOG-Budgets sollen besser erklärt werden; die Zahl der Reservierungen für die „Olympische Familie“ soll reduziert werden; der Host City Contract soll umweltfreundlicher werden usw. (Hier wird die UNEP zitiert, die Sotschi 2014 als „sehr entfernt von umweltfreundlichen Olympischen Spielen“ klassifiziert; S. 13). Immerhin verwundert zeigte sich das Gremium, dass mit Sotschi 2014 und Rio 2016 die Austragungsorte mit der niedrigsten technischen Bewertung gewählt wurden (S. 8). Auch interessant: Das Gremium gibt an, dass bei den letzten drei Bewerbungsprozessen durchschnittlich nur 54 Prozent der notwendigen Wettkampfstätten vorhanden waren – und dass temporäre Wettkampfstätten pro Sitz 1000 US-Dollar kosten und damit deren Kosten für Auf- und Abbau oft viel höher seien (S. 11). Insgesamt soll natürlich das  IOC nicht abgeschafft werden (schade eigentlich!), sondern die Olympische Bewegung und die Olympischen Spiele gestärkt werden. Interessant auch der Hinweis auf S. 15: Edited and compiled by Proproject/AS & P, Frankfurt. Albert Speer und Partner: immer dabei. (Vgl. auch: Swiss Olympic und drei NOKs legen dem IOC das Diskussionspapier „Olympische Agenda  2020 – Die Erfahrung von Bewerbern“ vor, in swissolympic.ch Juli 2014; DOSB und drei NOKs legen Diskussionspapier vor, in 02elf.net 15.7.2014).
Dazu Jens Uthoff in der taz zum Anspruch an Transparenz, Kostenbeschränkung, Nachhaltigkeit: „Die Fragen aber sind ja: Wie soll so eine Kehrtwende vonstattengehen, wenn es zuletzt in allen hier genannten Punkten gegenläufige Entwicklungen gab? Wie soll ausgerechnet unter dem neuen IOC-Präsidenten und Sotschi-Fan Thomas Bach, der bisher nun nicht gerade für einen Kurs wider den Gigantismus stand, ein Wandel gelingen? Und: Was hieße das für die deutschen Bewerbungen? (…) Im Hinblick auf die „Agenda 2020“ darf man trotzdem skeptisch bleiben; nicht nur, weil von einer Abkehr des wenig sozialverträglichen Massenspektakels zuletzt nichts zu spüren war, sondern auch, weil die NOKs ihre Forderungen gegenüber dem IOC doch sehr devot formulieren. „Diese Initiative soll nicht als Kritik verstanden werden, sondern nur als Basis für Diskussionen“, heißt es etwa im Vorwort. Von Ländern, die mit ihren Städten trotz teilweise nicht schlechter Bewerbungen (München, Salzburg) krachend gescheitert sind und dann Sotschi miterleben durften, könnte man zumindest etwas mehr Chuzpe erwarten“ (Uthoff, Jens, Paradiesische Spiele, in taz.de 11.8.2014).
Und Oliver Händler in neues-deutschland.de über DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, der äußerte: „Wir wollen das IOC dabei unterstützen, die Marke Olympia attraktiv zu halten“: „Das klingt mehr danach, als werde ein Kommunikationsproblem beklagt, nicht ein wirklich existierendes. (…) Auch beim Thema der sogenannten Knebelverträge zwischen IOC und Ausrichterstadt beklagt Vesper eher Wissenslücken und falsche Ängste“ (Händler, Oliver, Olympia ist doch gar nicht so schlimm, in neues-deutschland.de 18.7.2014).

– Tokio speckt ab. Die japanische Regierung setzte den Neubau des Olympiastadions für die olympischen Sommerspiele Tokio 2022 zunächst mit 2,2 Milliarden Euro an. Nun wurden die Kosten mit 1,2 Milliarden Euro fast halbiert: Die Grundfläche von 290.000 Quadratmeter wurde auf 211.000 reduziert. Das alte Olympiastadion von 1964 mit 48.000 Plätzen wird abgerissen: Das neue hat 80.000 Plätze (Bexten, Judith, Olympiastadion für 1,2 Milliarden Euro soll abspecken, in ingenieur.de 14.7.2014). – „Eine Gruppe von japanischen Architekten fordert deshalb, auf den Abriss des Olympiastadions zu verzichten und das ganze Projekt zu verkleinern. Weder habe das IOC 80.000 Sitzplätze noch ein verschließbares Dach gefordert. Doch die Bürokraten in Kasumigaseki lieben es, ‚groß‘ zu denken und das Geld der Steuerzahler mit vollen Händen auszugeben“ (Kosten für Olympia 2020 laufen aus dem Ruder, in japanmarkt.de 30.7.2014).

– Astanas Diktator gewinnt Tour-de-France. Am 6.7.2014 gewann das Radteam Astana mit dem Manager und Dopingsünder Alexander Winokurow, die Etappe der Tour de France – an einem für Kasachstan symbolhaften Tag: „Den Tag der Hauptstadt Astana, die als Namensgeber für die Radler-Equipe dient. Und den Geburtstag des ewigen Staatspräsidenten Nursultan Nasarbajew, 74″ (Aumüller, Johannes, Im Namen des ewigen Präsidenten, in SZ 8.7.2014). Diktator Narsabajew rüstet schon sportlich für die Bewerbung um Olympische Winterspiele Almaty 2022 auf: Über 100 Millionen Euro stehen als Budget bereit für Rad-Equipe, Fußball, Eishockey, Basketball etc. „Finanziert wird das ganze Konstrukt, das offiziell tatsächlich ‚Präsidentenklub Astana‘ heißt, über den staatlich kontrollierten Fonds Samruk-Kazyna, der von der kasachischen Post bis zur Fluglinie Air Astana in zig wichtigen Unternehmen steckt. (…) Regimekritiker fragen sich, ob es so viel Geld sein muss für die vermeintliche Mehrung des kasachischen Ruhmes in der Welt“ (Ebenda). Zu Samruk-Kazyna gehören u. a. „eine Ölgesellschaft, eine Fluglinie, die kasachische Post und die Bahn“ (Erst der Tour-Sieg, dann Olympia? in faz.net 29.7.2014). Und am 27.7.2014 hat das italienische Astana-Teammitglied Vincenzo Nibali die Tour de France 2014 gewonnen. Der kasachische Staat überweist Nibali auch dessen Jahresgehalt von geschätzt vier Millionen Euro (Ebenda). – „Das Astana-Team gehört dem Presidential Professional Sports Club an, der 2012 unter der Schirmherrschaft von Nasarbajew gegründet wurde. Auch Profimannschaften aus den Sportarten Fußball, Basketball, Eishockey, Wasserball, Ringen, Motorsport und Boxen zählen zu dem ausgewählten Kreis, der speziell gefördert wird“ (Ebenda).
„Staatsfirmen finanzieren den Rennstall, der autoritäre Herrscher Nursultan Nasarbajew höchstselbst forciert ihn, welch schönere Werbung kann es für sein von Menschenrechtlern massiv kritisiertes Regime geben als die tagtägliche Astana, Astana, Astana-Dosis auf den Straßen Frankreichs und den Fernsehkanälen des Kontinents“ (Aumüller, Johannes, Im feinen Hemd der Unschuld, in SZ 21.7.2014; Hervorhebung WZ). Geworben wird damit auch für die „Expo 2017“ – und Almaty 2022: „… bei Winokurow fällt (…) das rote Bändchen an der linken Hand auf, das für Olympische Winterspiele 2022 im kasachischen Almaty wirbt“ (Ebenda).

– Das Astana-Team und Doping. Seit 2013 ist der Kasache Alexander Winokurow Astana-Generalmanager. Winokurow ist „ein prägender Vertreter jener schmutzigen Zeit, die der Radsport so gerne für beendet erklären möchte“ (Aumüller, Johannes, Im feinen Hemd der Unschuld, in SZ 21.7.2014). Er war Mitglied im Team Telekom mit systematischem Doping, war Klient des „Dottore Epo“, Michele Ferrari, in der Liberty-Seguros-Equipe mit Doping-Arzt Eufemiano Fuentes und wurde 2007 bei der Tour de France positiv getestet (Ebenda). „Er leugnet bis heute, gedopt zu haben – und ist trotzdem als Held mittendrin“ (Ebenda). Dazu kommt eine „dubiose Combo“ (Aumüller): Dmitrij Fofonow, Stefao Zanini und Gorazd Stangelj wurden alle schon gesperrt wegen Dopings; Michele Scarponini war Kunde der Doping-Ärzte Fuentes und Ferrari; Astana-Arzt Joost de Maeseneer war früher Chefarzt im berüchtigten CSC-Rennstall von Bjarne Riis (Ebenda): Er „soll bei CSC mit medizinischen Ausnahmegenehmigungen getrickst haben, damit die Fahrer Kortison nehmen können“ (Aumüller, Johannes, Probleme mit dem Etikett, in SZ 22.7.2014). – Der Tour de France-Gewinner 2014 „Nibali selbst sah sich schon dem Vorwurf ausgesetzt, mit dem Betrugsarzt Michele Ferrari zusammengearbeitet zu haben, weist jedoch jeglichen Kontakt hartnäckig zurück“ (Aumüller, Johannes, Vom Ätna auf den Olymp, in SZ 28.7.2014). – „In Vincenzo Nibali hat soeben erstmals seit Pantani 1998 wieder ein Italiener die Tour de France gewonnen – betreut vom selben Sportdirektor, der einst Pantani zu seinen Triumphen geführt hatte: Guiseppe Martinelli“ (Schönau, Birgit, Fortsetzung der Tragödie, in SZ 4.8.2014; der mehrfach des Dopings überführte Radrennfahrer Marco Pantani starb am 14.2.2014 an einer Überdosis Kokain – eventuell kein Selbstmord, sondern Mord, weil er gegen die Doping-Mafia aussagen wollte).

– Die nächste Pleite: Rio 2016. Rio de Janeiro hat sechs Millionen Einwohner, der Großraum Rio zwölf Millionen. Die Olympischen Sommerspiele 2016 werfen ihre Schatten voraus. „Der Mehrheit geht der chronische Ausnahmezustand auf die Nerven. Alles wird teurer, überall wird gebaut, ständig wird demonstriert, immer wieder mischen sich fremde Organisationen ein. UN, Vatikan, Fifa, IOC . Kaum hat man diesen nervigen Fußballweltverband mit seinen absurden Regeln und seinen Funktionären in Fahrzeugkolonnen und im Copacabana Palace überstanden, da steht das Internationale Olympische Komitee ins Haus. Diesmal geht es an Rios Struktur, manche sagen: an Rios Seele“ (Burghardt, Peter, Im ewigen Ausnahmezustands, in SZ 25.7.2014). Erst hat die Fußball-WM alle Kapazitäten aufgesogen, nun sind es die Olympischen Spiele. Man kann sich auch den Pfusch am Bau gut vorstellen. „Von 52 Basisprojekten für die Wettkämpfe in zwei Jahren waren laut des Rechnungshofes Ende Juni erst 24 mit Etat und Fristen definiert. IOC-Vize John Coates nannte die Vorbereitungen der Brasilianer ‚die schlimmsten‘, die er je gesehen habe. Zwischendurch hieß es, dass sich das IOC nach einem Ersatzstandort umsehe, aber Coates bedauerte, es gebe leider keinen Plan B. Der Australier schimpfte auf das Durcheinander von Zentralregierung, Bundesstaat und Rathaus. Obendrein habe diese Stadt ’soziale Probleme, um die man sich auch kümmern muss‘. Die sozialen Probleme sind dem IOC in der Regel nicht so wichtig, Hauptsache es stört niemand die Party. Bei der WM waren so viele Soldaten und Polizisten im Einsatz, dass man sich teilweise eher an einen Polizeistaat erinnert fühlte statt an eine Demokratie, die bald wieder Präsidentschaftswahlen erlebt“ (Ebenda). Rio muss 15.000 Sportler aus etwa 200 Ländern versorgen und 28 Sportarten ausrichten, dazu zehntausende Journalisten und nicht zu vergessen die „Olympische Familie“ beherbergen.

– Die übernächste Pleite: Pyeongchang 2018. Der Präsident des Organisationskomitees für die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang/Südkorea, Kim Jin-Sun, ist zurückgetreten. Die Bauarbeiten verzögerten sich aufgrund ökologischer Bedenken; es gab einen Verdacht auf Veruntreuung. Kim „war die treibende Kraft hinter der erfolgreichen Bewerbung für 2018. (…) Die Regierung hat umgerechnet 6,5 Milliarden “ Euro für die Infrastruktur zur Verfügung gestellt“ (SID, Olympia  2018: OK-Chef Kim tritt zurück, in handelsblatt.com 21.7.2014). – „‚Das Organisationskomitee bleibt bei der Sponsorensuche weit hinter unseren Erwartungen zurück‘, wurde der auch für Sport zuständige Minister Woo Sang Il im TV-Sender KBS zitiert“ (dpa, Olympia 2018: Nach Rücktritt von OK-Chef Kim Untersuchung bestätigt, in europeonline.magazine.eu 22.7.2014). „Die Demission von Kim Jin-Sun war der zweite personelle Rückschlag für das Organisationskomitee binnen eines Monats. Anfang Juli war OK-Generalsekretär Moon Dong-Hoo zurückgetreten“ (SID, Interimschef für Pyeongchangs Olympia-OK, in focus.de 23.7.2014).

– Und noch ein Desaster: Tokio 2020. Die Vorbereitungen der Arbeiten für die olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio leiden unter Arbeitermangel in der Bauwirtschaft und einer überhöhten Materialpreisentwicklung, auch bedingt durch die von Tsunami, Erdbeben und der Atomkatastrophe von Fukushima 2011 bedingten Aufbauarbeiten im Nordosten Japans. Der Architekt Edward Suzuki aus Tokio schlug vor, die Konzeption des neuen Olympiastadions mit 80.000 Sitzplätzen und einem verschließbaren Dach neu zu überdenken. Auch besteht die Furcht, dass durch Tokio 2020 viele „White Elephants“ entstehen werden – wie bei den Olympischen Winterspielen 1998 in  Nagano: Die dortige Bobbahn kostete im Fiskaljahr 2012 die Stadt 199 Millionen Yen – bei Einkünften von 14 Millionen Yen (McLannahan, Ben, Juji, Nobuko, Tokyo Olympics costs jump amid construction labour shortage, in ft.com 29.7.2014).

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II: Aktuelle Sportsplitter von DOSB und den Sportverbänden

– Der Pharao korrumpiert Deutschlands Handballer. Im Juni 2014 scheiterte die deutsche Handball-Nationalmannschaft an der Qualifikation zur WM 2015 in Katar. „Es war das dritte Mal binnen drei Jahren, dass die deutschen Handballer ein internationales Großereignis verpassen, nach Olympia 2012 in London und EM 2014 in Dänemark“ (Mölter, Joachim, „Es ist klar, dass das eine Lex Deutschland ist“, in SZ 10.7.2014). Nun traf sich der Rat der internationalen Handball-Föderation IHF in Zagreb und beschloss eine „Wildcard“ für die WM 2015 für Deutschland. Und die deutschen Handball-Funktionäre jubelten sogleich. Sie hätten besser einmal nachgedacht. „Der Rat unter seinem Präsidenten Hassan Moustafa (genannt ‚der Pharao‘; WZ) hat dafür nämlich einfach dem ozeanischen Kontinentalverband den Startplatz bei der WM weggenommen“ (Ebenda). Als „Begründung“ stand auf der IHF-Webseite: „Es gibt gegenwärtig keinen kontinentalen Verband in Ozeanien, der von der internationalen Handball-Föderation anerkannt ist“ (Ebenda). Angeblich hätte Ozeanien nicht die erforderliche Anzahl von Verbänden. „Das wundert einen schon, denn Ozeaniens Kontinentalverband OCHF hatte auch früher nicht mehr als die 13 Mitgliedsländer, welche die IHF auf ihrer Homepage anführt“ (Ebenda). Der SZ-Autor Joachim Mölter zitiert die aktuellen IHF-Statuten vom Januar  2014, in denen unter Artikel 10.2.1. „mindestens zehn“ Länder gefordert sind. Auf der IHF-Homepage sind 13 Länder unter Ozeanien aufgelistet. „Was nun zur Status-Änderung geführt hat, dazu schweigen IHF und ihr umstrittener Präsident Hassan Moustafa“ (Mölter, Joachim, Nur Ärger und Enttäuschung, in SZ 11.7.2014). Der wahre Grund: „In Deutschland schöpft die IHF aus dem größten Zuschauer- und Sponsorenpotential“ (Ebenda).
Die Australier, die zum ozeanischen Kontinentalverband gehören, gingen auf ihrer Homepage immer noch von der Teilnahme an der WM 2015 aus: Sie sind „schockiert und verärgert“ (Mölter 10.7.2014). „‚Einfach irrational‘ nannte Australiens Verbandschef Alex Gavrilovic das Argument der IHF, dass es derzeit keinen anerkannten Kontinentalverband Ozeaniens gebe und Australien deshalb keinen Platz haben könne“ (Mölter, Joachim, Nur traumlose für die Deutschen, in SZ 22.7.2014).
Der ehemalige deutsche Weltklasse-Handballer Daniel Stephan meinte dazu: „Aber es ist auch klar, dass das eine Lex Deutschland ist. Die IHF braucht Deutschland und hat nun einen äußerst fragwürdigen Weg gefunden“ (Ebenda). Der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), Bernhard Bauer, ist „glücklich und dankbar“ und „hält die Wildcard nicht für eine ‚Lex Deutschland‘; dies zu behaupten sei ‚respektlos‘ gegenüber ‚einem demokratisch gewählten Gremium wie dem Rat der IHF'“ („Glücklich und dankbar“, in Der Spiegel 29/14.7.2014).
„Demokratisch gewählt“??? Der IHF ist organisiert wie die Fifa: Jedes Land hat eine Stimme. Und schon frisst der deutsche Handball-Bund dem Pharao aus der Hand – und verzichtet auf Kritik an dessen äußerst umstrittener Amtsführung. Ein weiteres Beispiel aus der Sport-Demokratur.
Nachtrag: Der Isländische Handballverband (HSI) beansprucht nun den freiwerdenden Platz. „Nach Darstellung der Isländer hat der europäische Verband EHF sie als ersten Nachrücker benannt, falls ein Platz frei wird bei der WM“ (Island will Wildcard, in SZ 19.7.2014). „Die  Isländer beanspruchen für sich, als erster Nachrücker für einen frei werdenden WM-Platz auf der Liste des europäischen Verbandes EHF gestanden zu haben; den bis vor kurzem geltenden Regeln zufolge hatte der Kontinentalverband das Nominierungsrecht für Nachrücker. Diese Regel sei aber erst nach Abschluss der Qualifikationsrunde geändert worden und dürfe damit erst für die nächste WM gelten“ (Mölter, Joachim, Nur traumlose für die Deutschen, in SZ 22.7.2014).
Joachim Mölter beurteilte in der SZ das Vorgehen der IHF als „fadenscheinige Begründungen. Die IHF hat zudem ihre eigenen Regeln so gebeugt und zurechtgebogen, bis der DHB als erster Nachrücker für den freien Platz in Frage kam“ (Mölter, Joachim, Erfolg geht vor, in SZ 22.7.2014).
Am 20.7.2014 wurden die WM-Gruppen in Doha ausgelost. Und so werden die deutschen Handballer im Januar 2015 in Katar – wie vom Pharao vorgesehen – mitspielen.

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III: Aktuell aus München und Bayern

– Thema Sudelfeld, künstliche Beschneiung: Wasserknappheit absehbar. „Die Staatsregierung will einen Klimareport über die Auswirkungen des Klimawandels auf Bayern erstellen. Das kündigte Umweltminister Marcel Huber (CSU) an. Der Klimareport soll 2015 erscheinen, auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse regionale Unterschiede des Klimawandels aufzeigen und Gegenstrategien enthalten. Das zentrale Problem werde auch in Bayern eine zunehmende Wasserknappheit sein. Bis 2050 werde in den Sommermonaten deutlich weniger Regen fallen als bisher. (…) Dafür sei der Temperaturanstieg in den Alpen mit 1,5 Grad Celsius binnen 100 Jahren doppelt so stark wie im weltweiten Schnitt. Studien zeigten, dass es inzwischen in Bayern dreimal so viele wärmeliebende Pflanzen gebe als vor 25 Jahren“ (Klimareport prophezeit Wasserknappheit, in SZ 1.7.2014).

– Demokratie am Sudelfeld. Nach den Grünen, die den Sudelfeld-Ausbau verhindern möchten, besuchten die Freien Wähler die Baustelle – die sie befürworten: „Sie werfen der Staatregierung gar vor, in den vergangenen Jahren zu wenig in den Tourismus investiert zu haben“ (Wer will fleißige Handwerker sehen? in merkur-online 9.7.2014). Und dann beginnt lange nach Baubeginn die große Demokratiebewegung in Bayrischzell: „Im Bayrischzeller Gemeinderat regte nun Willy Kravanja an, einen Ortstermin für die Bürger am Sudelfeld anzubieten. ‚Damit man mal a bissl was vorstellt.‘ Der Zweite Bürgermeister und Geschäftsführer der Bergbahnen Sudelfeld, Egid Stadler, fand die Idee gut, denn: ‚Erklärung tut Not.‘ Die Ratskollegen aus Oberaudorf hätten dies vor Kurzem auch getan, was bei den Bürgern gut angekommen sei. Im Laufe dieser Woche sollen die drei Bautafeln aufgestellt werden, ergänzte Stadler. ‚Dann sieht man auch schon mal a bissl was.‘ Bürgermeister Georg Kittenrainer will nun noch Fachleute einladen und dann den Termin bekannt geben“ (Ebenda).
Da sage einer, Bayern wäre nicht demokratiefähig!

– Schneekanonen gegen Wetterdienst. „Der Deutsche Wettterdienst wollte an der Walleralm am Sudelfeld eine automatische Mess-Station errichten. Inzwischen aber ist klar, dass der Standort zur Wetteraufzeichnung völlig ungeeignet ist“ (Markert, Vera, Schneekanonen verhindern Wetterstation, in merkur-online 31.7.2014). Die geplanten Schneekanonen verzerren die Messwerte. Dazu meinte Hubert Pöllinger, Geschäftsleiter von Bayrischzell: „Wir finden nicht, dass der Standort ungeeignet ist“ (Ebenda).

– Red Bull X-Fighters im Olympiapark. Langsam erobert Red Bull den Olympiapark. Nach dem von Red Bull übernommenen EHC München kommen vom 18. bis 20.7.2014 die Red Bull Fighters: Freestyle-Motocross (Pontons mit 2000 Tonnen Gewicht im Olympiasee mit Salti, Looping etc.), Mountainbike (Dirt Jump-Contest von einem zehn Meter hohen Turm), BMX (Parcours im Eislaufstadion). Geschäftsführer Ralph Huber: „Der Trend- und Actionsport ist für München zukunftsweisend, darauf setzen wir“ (Tögel, Ralf, Fliegende Nichtschwimmer, in SZ 3.7.2014).
Schöne Aussichten.

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IV: Zur DOSB-Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2024 in Hamburg oder Berlin

– Hörmann hofft. DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat große Erwartungen an den Reformen, die auch das olympische Bewerbungsverfahren betreffen. Sie sollen ’noch mehr Lust auf Olympia machen‘, hofft er – vor allem auch in Deutschland, das mit Berlin oder Hamburg von dem möglichen Aufwind profitieren will. Das IOC will die ‚Agenda 2020‘ am 8./9. November auf der außerordentlichen Session verabschieden“ (dpa, IOC kürt Kandidaten für Olympia 2022: München schaut zu, in sueddeutsche.de 4.7.2014).
Eher hört die NSA das Ausspionieren in Deutschland auf, als dass sich das IOC wirklich reformiert!

– Albert Speer & Partner bei Hamburg 2024: immer dabei. In Hamburg arbeitet seit einigen Wochen eine vom Sportsenator Michael Neumann eingesetzte Projektgruppe an Hamburg 2024. “Am nächsten Mittwoch (9.7.2014; WZ) trifft sich das Team in Hamburg mit der Frankfurter  Agentur Albert Speer & Partner, die Hinweise geben soll, in welche Richtung und wie ausführlich der DOSB Antworten auf seine zum Teil sehr offenen Fragen erwartet” (Grünberg, Rainer, Senator befragt Hamburger zu Olympia, in welt.de 4.7.2014).
Der Beginn einer wunderbaren (und sehr teuren!) Freundschaft zwischen Hamburg und Frankfurt. Albert Speer & Partner haben uns schon mit der Bewerbung um Olympische Winterspiele München 2018 und 2022 beglückt…

– Veranstaltung von Grüne Liga und NaturFreunde zu Berlin 2022. Judith Demba und Karen Thormeyer schreiben in der Einladung für eine Diskussionsveranstaltung: „CDU und SPD, und allen voran der Regierende Bürgermeister, träumen von einer erneuten Berliner Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele. Die Pleiten-Pech-und-Pannen-Bewerbung von 1993 scheint vergessen. Braucht Berlin wirklich Olympische Spiele, mit denen vor allem Gigantomanie und Korruption, Flächenverbrauch und weitere Verschuldung verbunden werden?
Die NaturFreunde Berlin und die GRÜNE LIGA Berlin stehen den Plänen des Senates sehr skeptisch gegenüber. Die Versprechen von Bürgerbeteiligung und Nachhaltigkeit nehmen wir diesem Senat nicht ab. Leider ist zuletzt der Eindruck entstanden, die Berliner Umweltbewegung unterstütze die Olympia-Bewerbung. Das wollen wir so nicht stehen lassen. Wir möchten daher gerne mit allen interessierten Verbänden und Organisationen über unsere Haltung zu einer möglichen Olympiabewerbung diskutieren, die Erfahrungen von damals in Erinnerung rufen und ggf. Optionen für den öffentlichen Diskurs entwickeln.“
Diese offene Diskussionsveranstaltung findet statt am Donnerstag, 17.7.2014 um 19 Uhr in der Geschäftsstelle der NaturFreunde Berlin, Paretzer Str. 7, 10713 Berlin (U- und S-Bahnhof Heidelberger Platz oder U-Bahnhof Blissestraße U7).

– Veranstaltung von Bündnis 90/Die Grünen in Berlin: Olympische & Paralympische Sommerspiele in Berlin – ja, nein, vielleicht? Freitag, 25.7.2014, 18.30 im Abgeordnetenhaus, Niederkirchnerstr. 5, 10117 Berlin, Raum auf Infotafel. Teilnehmen wird u. a. Katharina Schulze aus München, MdL (Bündnis 90/Die Grünen), sportpolitische Sprecherin und Sprecherin der NOlympia-Kampagne München.

– Berlin: Gründung eines NOlympia-Bündnisses. Am Donnerstag, 31.7.2014 findet bei den NaturFreunden Berlin, Paretzer Straße 7, 10713 Berlin (U-und S-Bahnhof Heidelberger Platz oder U-Bahnhof Blissestraße (U7))
um 19.00 Uhr die Gründungsversammlung eines NOlympia-Bündnisses statt.

– Veranstaltung von Nolympia Hamburg. Aus der Einladung zur Veranstaltung am 14.8.2014: „Die Handelskammer hat gerufen und die Politik macht sich auf den Weg. Erneut steht eine Bewerbung der Hansestadt Hamburg für Olympische Spiele auf der Tagesordnung. So wie es derzeit aussieht, soll mit der Bürgerschaftswahl im Februar 2015 ein Referendum durchgeführt werden, bei dem die HamburgerInnen entscheiden sollen, ob sie für oder gegen eine solche Bewerbung sind. Allerdings: Noch gibt es dafür nicht einmal die rechtlichen Voraussetzungen. Obwohl der Senat im Auftrag der Bürgerschaftsfraktionen von SPD, CDU, FDP und Grünen derzeit erst „ergebnisoffen“ eine solche Bewerbung prüfen soll, sind sich einige schon darüber im Klaren, dass eine solche Bewerbung eine „Jahrhundert-Chance“ (CDU) für Hamburg ist, und es “großartige Chancen für unsere Stadt, nicht nur sportlich, sondern vor allem auch stadtentwicklungspolitisch” gibt (SPD-Senator Neumann). Die Pläne der letzten Olympia-Bewerbung werden derzeit aus den Kellern geholt, entstaubt und aktualisiert. (…) Klar ist: Olympische Spiele in Hamburg würden gravierende Auswirkungen haben. Die Gefahren, dass schon heute bestehende Entwicklungen (Mieterhöhungen, Verdrängung, Budgetkürzungen bei kleinen sozialen und kulturellen Projekte, etc…) weiter eskalieren, sind groß. Deshalb sollten wir uns einmischen.“
Die Veranstaltung findet statt am Donnerstag, 14.8.2014 um 19.30 im großen Saal der W3 im Nernstweg 34. Zur Einladung: hier

Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Hamburg-Berlin 2024

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V: Allgemeine Nachrichten

– Allianz-Arena wächst und wächst. Das Fußball-Stadion „Allianz Arena“ des FC Bayern in München-Fröttmaning wurde von zuerst 66.000 Zuschauern auf 71.168 ausgebaut. Nun soll ein weiterer Ausbau auf 75.024 Zuschauer erfolgen (Kronewiter, Thomas, Arena-Ausbau auf der Kippe, in SZ 1.6.2014). Dieser steht nun aus Gründen der Verkehrserschließung und der Sicherheit im Katastrophenfall eventuell vor dem Aus. Ein Sprecher der Münchner Verkehrsbetriebe (MVG) zur Situation bei der U-Bahn U6, die zum Stadion führt: „Die Stadiongesellschaft sollte zur Kenntnis nehmen, dass zu diesen Zeiten auch zahlreiche andere Fahrgäste Anspruch auf Beförderung haben“ (Ebenda). – „Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann lehnt das Verkehrskonzept der Stadionsgesellschaft und des FC Bayern München als ‚ungenau bis unrichtig‘ ab. (…) Das Evakuierungskonzept der Münchner Companeer GmbH für den Notfall bezeichnete die MVG als ’naiv'“ (Kronewiter, Thomas, Widerstand gegen Ausbau der Allianz-Arena, in SZ 30.5.2014). – „Zu wenige Parkplätze, zu schlechte Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Gegen die Erweiterungspläne für die Fröttmaninger Fußball-Arena regt sich immer mehr Widerstand“ (Widerstand gegen Stadionausbau wächst, in SZ 12.7.2014). Auch die Polizeiinspektion Milbertshofen verwies auf bereits jetzt knappe Parkplätze. Auch die Münchner Verkehrsgesellschaft warnt. Nun könnte es sein, dass eine geplante Linie U 9 gebaut wird, die  MVG-Chef Herbert König Anfang 2014 vorgeschlagen hat (Ebenda). Das geht natürlich auf Kosten der Allgemeinheit.

– Tschetschenien-Sport. Der Boxer Ruslan Chagaev aus Usbekistan kämpfte am 5.7.2014 in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny um einen WM-Titel. Tschetscheniens Diktator von Putins Gnaden, Ramazan Achmatowitsch Kadyrow, ließ für de Boxkampf mit 25 Lkws die Bühnen-, Licht- und Tontechnik aus Moskau kommen. „Die Hauptstadt Grosny soll für den Kampf rot und blau geschmückt werden, in den Farben der Ringecken. (…) Am Samstag wird der Boxer neben dem Präsidenten einlaufen, der Starke neben dem Mächtigen“ (Warmbrunn, Benedikt, Der Boxer und der Präsident, in SZ 5.7.2014). Warmbrunn erinnerte in diesem Zusammenhang an den Boxkampf 1974 zwischen Muhammad Ali und George Foreman in Zaire: Diktator Mobutu zahlte dafür zehn Millionen Dollar (Ebenda). Chagaev gewann dann den Boxkampf gegen den US-Amerikaner Fres Oquendo nach Punkten (Chagae sichert sich WM-Titel, in SZ 8.7.2014).
Vergleiche dazu im Kritischen Olympischen Lexikon: Oligarchen-Sport

– Diktatoren-Spiele. Argentinien wurde Fußball-Weltmeister 1978 – unter der Militärdiktatur. Brasilien wurde 1970 Fußball-Weltmeister – als in Brasilien die Militärdiktatur an der Macht war. Der argentinische Fußballer und Weltmeister 1978, Osvaldo Ardiles, bemerkte dazu: „Ein Ereignis von der Tragweite einer WM wird immer ausgeschlachtet. Egal von welchem System“ (Cáceres, Javier, „Wir zogen den Blaumann und den Smoking an, in SZ 9.7.2014). Auch die deutsche Bundeskanzlerin lässt für das Fußball-WM-Finale am 13.7.2014 in Rio schon den Regierungs-Airbus auftanken – und nimmt den deutschen Bundespräsidenten mit (Auch Gauck in Rio, in SZ 10.7.2014).
Und die Diktaturen haben Hochkonjunktur – gerade bei Olympischen Spielen: Moskau 1980, Seoul 1988, Peking 2008, Sotschi 2014. Und 2022 sehr wahrscheinlich Almaty/Kasachstan oder Peking.

– Sport und Politik. Der ukrainische Radfahrer Andrej Griwko, Tour de France-Teilnehmer im Team Astana, wurde auf der Krim-Halbinsel in Simferopol geboren. Er steht kritisch zu Putins völkerrechtswidriger Krim-Annektion und äußerte im Gespräch mit Journalisten, auf der Krim sind „unsere Freiheit und unsere Sicherheit in Gefahr“; Russland würde in seiner Heimat seine „Diktatur“ etablieren (Aumüller, Johannes, „Russische Diktatur“, in SZ 25.7.2014). Das ist mutig: Das kasachische Astana-Radrennteam wird direkt vom dortigen Diktator Nursultan Nasarbajew und seinen Staatsfirmen unterstützt. „Und die Drähte zwischen dem Ak-Orda-Palast in Kasachstans Hauptstadt Astana, wo Nasarbajew seinen Amtssitz hat, und dem Moskauer Kreml sind traditionell sehr eng – auch in sportpolitischen Fragen. Daneben sind auch zwei russische Mannschaften im Peloton unterwegs: Hinter der Katjuscha-Equipe, bei der Oligarch Igor Makarow die Fäden zieht, stecken mehrere staatlich kontrollierte Firmen wie der Erdgasförderer Gazprom oder der Ölriese Rosneft. auch der Brauerei- und Restaurantmilliardär Oleg Tinkow, der das Saxo-Team sponsert, hat beste Kontakte in einflussreiche Zirkel des Landes“ (Ebenda). – „Die beiden Fußball-Erstligisten Tawrija Simferopol und FK Sewastopol nehmen schon nicht mehr an der ukrainischen Liga teil, die an diesem Samstag statt mit den üblichen 16 nur mit 14 Mannschaften startet“ (Ebenda).

– IM Torsten wieder eingestellt? Der frühere Eiskunstlauftrainer Ingo Steuer war von 1984 bis 1989 „IM Torsten“ und verfasste für die Stasi Spitzelberichte. „Der Doping-Opfer-Hilfeverein (DOH) hat mit ‚völligem Unverständnis‘ auf die Empfehlung der Unabhängigen Stasi-Kommission des DOSB reagiert, Ingo Steuer in Deutschland wieder als Eiskunstlauftrainer arbeiten zu lassen. ‚Das ist das völlig falsche Signal im 25. Jahr des Mauerfalls‘, teilte die DOH-Vorsitzende Ines Geipel am Dienstag mit. Der DOH forderte das Bundesinnenministerium auf, auf keinen Fall dem Vorschlag des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zu folgen“ (dpa, „Völlig falsches Signal“, in SZ 23.7.2014). Die DOH-Vorsitzende Ines Geipel bezeichnete dieses Vorgehen des DOSB als opportunistisch“ und forderte: „‚Bei Amnesie keine Alimentierung des Ex-Stasi-Mannes mit öffentlichen Geldern'“ (Ebenda).

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VI: Sport-Millionen und -Millionäre

– Berlusconi jammert. „Der wahre Verlierer dieser WM bin ich. Ich war dabei, Balotelli für mehrere Millionen Euro an einen englischen Klub zu verkaufen. Doch wer kauft jetzt noch Balotelli nach dieser WM?“ (Berlusconi klagt, in SZ 5.7.2014). Mario Balotelli kam im Januar 2013 für 20 Millionen Euro von Manchester City zu Berlusconis Club AC Mailand und sollte nun für 35 Millionen Euro an den FC Arsenal verkauft werden (Ebenda).

– Tour de France kassiert. Die ersten drei Etappen der Tour de France 2014 führen durch Großbritannien. „Und anstandslos flossen mehr als 30 Millionen Euro an öffentlichen Geldern in die Organisation dieser ersten drei Tour-Tage“ (Aumüller, Johannes, Tour de Britain, in SZ 5.7.2014; Hervorhebung WZ). Kann auch daran liegen, dass der Sohn des britischen Präsidenten vom Weltradsportverbandes UCI, Brian Cookson, im britischen Sky-Team arbeitet (Ebenda).

– Die DFB-Millionen. „Der DFB kassiert jährlich von seinen Sponsoren knapp 60 Millionen Euro. Hinzu kommen gut 40 Millionen durch Fernsehrechte und Ticketerlöse“ (150.000 Euro sicher, in SZ 10.7.2014).

– Fußball-Schuh-Millionen. „Puma ist gerade bei Arsenal London eingestiegen. Zur neuen Saison zahlen die Franken jährlich rund 36 Millionen Euro. Nur Real Madrid ist mit knapp 40 Millionen Euro bislang teurer gewesen. Die bringt Adidas auf. Schon zeichnet sich der nächste große Deal ab: Manchester United verhandelt über einen neuen Geldgeber. Der Vertrag mit Nike läuft 2015 aus. Jetzt soll es um mehr als 70 Millionen Euro gehen. Adidas ist interessiert“ (Ashelm, Michael, Köhn, Rüdiger, Peitsmeier, Henning, Das Geschäft mit dem vierten Stern, in faz.net 13.7.2014).

– Manchester United für 94 Millionen Euro bei Adidas. Der britische Fußballklub Manchester United war bisher bei Adidas-Konkurrent Nike. „75 Millionen britische Pfund, umgerechnet 94 Millionen Euro, zahlt Adidas künftig pro Jahr an Manchester United – eine neue Dimension. Für weltweit gefragte Spitzenteams, ob Länder- oder Vereinsmannschaften, wurden bislang Summen von etwa 30 bis 40 Millionen Euro aufgerufen. Der ManU-Deal von Adidas dürfte gewaltige Begehrlichkeiten bei anderen Top-Teams wecken und sie für die Ausrüster wesentlich teurer machen. Das gilt übrigens auch für den neuen Weltmeister Deutschland. Der Sportartikelhersteller zahlt momentan weniger als 30 Millionen Euro an den DFB“ (Ritzer, Uwe, Fränkische Sieger, in SZ 15.7.2014). Der Irrsinns-Vertrag kostet Adidas in zehn Jahren 940 Millionen Euro! (Vgl. auch Hecker, Anno, Im Schatten des Titels, in faz.net 16.7.2014).

– Adidas bezahlt den Preis . „Adidas hat rund zwei Milliarden Euro aus dem Verkauf von Trikots, Fußballschuhen und Fußbällen einkalkuliert. (…) Adidas steckt einen nie dagewesenen hohen zweistelligen Millionenbetrag ins Marketing – nur für die WM. (…) ‚Die Weltmeisterschaft wird uns noch bis Jahresende berieseln’, sagte Adidas-Chef Hainer“ (Ashelm, Michael, Köhn, Rüdiger, Peitsmeier, Henning, Das Geschäft mit dem vierten Stern, in faz.net 13.7.2014). Der Preis der rausgeworfenen Millionen: Der Konzern reduziert seine Gewinnerwartung für 2014 von 830 bis 930 Millionen Euro auf 650 Millionen Euro; der Aktienkurs stürzt um 16 Prozent ab. Ein Händler: „Das ist für viele eine Riesenenttäuschung – gerade nach der Fußball-Weltmeisterschaft“ (Adidas schockt Investoren, in sueddeutsche.de 31.7.2014).

– US-Basketball-Millionäre. Der Basketballer LeBron James kehrt nach Cleveland zurück: Die Cleveland Cavaliers honorieren dies mit einem Zwei-Jahres-Vertrag über 42,1 Millionen US-Dollar. Carmelo Anthony einigte sich mit seinem bisherigen Klub New York Knicks auf einen Fünf-Jahres-Vertrag über mehr als 120 Millionen Dollar. Chris Bosh bleibt weitere fünf Jahre bei Miami Heat – für 118 Millionen Dollar. „Im Jahr 2016 wird die NBA einen neuen TV-Vertrag aushandeln, durch den sich das Salär für Akteure bei Maximalverträgen – und nichts anderes dürfte James von nun an unterschreiben – vermutlich deutlich erhöhen wird“ (Schmieder, Jürgen, Der König kommt nach Hause, in SZ 15.7.2014).

– Wechsel-Millionen. Mario Mandzukic wechselt vom FC Bayern zu Real Madrid für geschätzte 22 Millionen Euro. Toni Kroos wechselt vom FC Bayern zu Real Madrid für 30 Millionen Euro; geschätztes Jahresgehalt sechs Millionen Euro. Sami Khedira wechselt für eine ähnliche Summe zum FC Arsenal (Kroos-Wechsel zu Real Madrid perfekt, in spiegelonline 17.7.2014; Warmbrunn, Benedikt, Nummer 39 wechselt nach Madrid, in SZ 18.7.2014). Innenverteidiger Jeremy Mathieu geht für 20 Millionen Euro vom FC Valencia zum FC Barcelona (Mathieu für Puyol, in SZ 24.7.2014). Stürmer Luis Suárez wechselt für 81 Millionen Euro vom FC Liverpool zum FC Barcelona; der russische Oligarch und Eigentümer des AS Monaco, Dmitri Rybolowlew, bekommt für WM-Türschützenkönig James Rodriguez knapp 80 Millionen Euro von Real Madrid (Meiler, Oliver, Geborener Galaktischer, in SZ 23.7.2014). Der FC Everton kauft Belgiens Nationalstürmer Romelu Lukaku für 35 Millionen Euro vom FC Chelsea (Everton kauft Lukaku für 35 Millionen Euro, in spiegelonline 31.7.2014).

– Golf-Millionen. Der nordirländische Golfer Rory McIlroy wech


Laufende Chronologie der Olympischen Winterspiele 2018 in München +2 (wird laufend aktualisiert und ergänzt):
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Literatur zur NOlympia-Chronologie

Nolympia-Chronologie, komplett / Stand Mitte Juli 2010 als pdf-Datei

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