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DFB gegen Galopprennbahn

 
Zuletzt geändert am 10.12.2017 @ 17:10

Fußball will Pferdesport beenden
Der scherzhaft nach seinem Initiator genannte “Oliver-Bierhoff-Campus” ist ein “Leistungs- und Kompetenzzentrum” des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Es soll fast 90 Millionen Euro kosten und wird auf dem idyllisch gelegenen Gelände der Frankfurter Galopprennbahn mit Aussicht auf die Frankfurter Bankensilhouette geplant, das 15 Hektar (150.000 Quadratmeter) umfasst – mit einer Option auf weitere fünf Hektar. Das verantwortliche Architekturbüro ist der Frankfurter Sportpalast-Architekt Albert Speer mit seinem Büro Albert Speer & Partner (Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Die Sportpalast-Architekten).
Das dortige “Direktorium für Vollblutzucht und Rennen war entsetzt und kündigte an, für den Erhalt der Galopprennbahn kämpfen zu wollen. Aber Frankfurt hat mit dem Angebot des städtischen Grundstücks an den DFB längst Tatsachen geschaffen. Der Kampf der Galopper ist wohl verloren, bevor er begonnen hat” (Selldorf 21.3.2014). – “Der Rennverein war entsetzt, die Pächter beharrten darauf, einen gültigen Mietvertrag bis 2024 zu besitzen” (Perkuhn 16.4.2014).
Am 21.3.2014 wurde der Vertrag von Vertretern der Stadt Frankfurt und vom DFB unterzeichnet (Zorn 23.3.2014). Der Frankfurter Sportdezernent Markus Frank (CDU) strahlte auf dem Medientermin zusammen mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, „als sei Frankfurt Bundeshauptstadt geworden. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD), Planungsdezernent Olaf Cunitz und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (beide Grüne) sahen nicht viel anders aus“ (Leppert 13.10.2014). Zuvor war die Stadt massiv unter  Druck geraten. „Der DFB hatte in der Vergangenheit mehrere Angebote geprüft und auch einen Umzug in eine andere Stadt erwogen. Die Stadt Frankfurt besserte ihr Angebot deshalb noch einmal nach“ (tagesspiegel.de 21.3.2014).
„Die Hippodrom GmbH, die das Gebäude gepachtet hatte, geht an die Stadt Frankfurt über, der Mietvertrag für die Rennbahn endet 2015“ (Leppert 13.10.2014). Bislang wurde der Pachtvertrag der Hippodrom GmbH nicht gekündigt. Am 2.11.2014 soll dann dort das letzte Pferderennen stattgefunden haben (Ebenda). Das Ende des Pferdesports ist auf den 15.11.2014 terminiert (Wittershagen, Ashelm 10.12.2014). DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock: „2016 rollen die Bagger, Ende 2018 sollten wir komplett umziehen“ (faz.net 14.1.2015).
Pferdetrainer Wilfried Kujath gab zu bedenken: „Unser Gelände war immer offen für jeden, es gab keine Mauern. Aber es soll doch keiner glauben, dass das so bleibt. Wenn der DFB erst hier ist, dann ist das wie Fort Knox: Wer nicht rein darf, der kommt auch nicht rein“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).
Interessanter Verdrängungseffekt durch den Fußball: „Nach den (Leichtathletik-) Laufbahnen, die aus den modernen Stadien verdrängt werden, werden nun auch die Laufbahnen neben den Stadien plattgemacht“ (Hönicke 15.1.2015; Hervorhebung WZ).

Die Frankfurter Rennbahn wird billig an den DFB weitergegeben
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat in Erbpacht zum Schnäppchenpreis 15 Hektar in Frankfurt-Niederrad auf dem Gelände der ehemaligen Galopprennbahn in Erbpacht erworben: für seine neue Zentrale plus Trainingsplätze, Hotel, Halle, sportwissenschaftliche Einrichtungen und Pressezentrum (faz.net 14.1.2015). Das Gelände liegt idyllisch im Frankfurter Süden, ein Erholungsgebiet mit Waldanschluss. Nach der Trambahnhaltestelle Galopprennbahn kommt die Haltestelle Waldstadion.
Auch der spanische, französische und englische Fußballverband haben solche Zentren – mit unterschiedlichem Echo, wie sich bei den Engländern zeigte: „Vor der Eröffnung der 105 Millionen Pfund teuren St. George’s School sagten Kritiker, sie könnten nur ein einziges Problem erkennen: dass sie überflüssig sei“ (Selldorf 21.3.2014).
Im September 2014 wurde dann bekannt, dass die Stadt Frankfurt das Galopprennbahn-Gelände zu Schleuderpreisen an den DFB abgegeben hat: 45,33 Euro pro Quadratmeter (deutschlandfunk.de 13.9.2014). Das bedeutet 15.000 Quadratmeter Grund auf 99 Jahre für 6,835 Millionen Euro (Leppert 13.10.2014).
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Ich habe einen mit Immobilienfragen vertrauten Rechtsanwalt diese Zahlen vorgelegt. Er antwortete am 22.1.2015:
„Der Betrag von € 45,33 pro qm dürfte der jährliche Erbbauzins pro qm sein. Unterstellt man eine
Immobilienrendite von 5%, ergibt sich als Ausgangswert ein Verkehrswert von rd. € 906,– pro
Quadratmeter. Dies dürfte aufgrund zwischenzeitlicher Preissteigerungen mit dem angegebenen
Preis für das Jahr 2006 in Höhe von € 859,– pro Quadratmeter zusammenpassen.
Bei Vereinbarung eines jährlichen Erbbauzinses von 35,44 €/qm und einer Fläche von 15.000 qm
beträgt der jährliche Erbbauzins für das Grundstück 679.950,– €. Geht man von einer Laufzeit
von 99 Jahren aus (also 99 jährliche Zahlungen), beträgt der Barwert des Erbbauzinses, berechnet
auf den Beginn der Vertragslaufzeit (bei vorschüssiger Zahlung und einem Zinssatz von 4% p.a.)
€ 16.648.711,–. Den Betrag von 6,835 Mio € (für 15.000 qm auf 99 Jahre) kann ich nicht nach-
vollziehen.“
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Im September 2014 protestierte die Frankfurter SPD-Vorsitzende des zuständigen Ortsvereins Niederrad, Stefanie Then, gegen die Verschleuderung des Geländes an den DFB: „Sie habe kein Problem mit dem DFB, betonte Then, dennoch zahle der Verband mit 45,33 Euro pro Quadratmeter zu wenig, wenn man bedenke, dass 2006 der Preis pro Quadratmeter noch 859 Euro betrug“ (Küppers 13.9.2014; Hervorhebung WZ). Then: “Ich habe den Eindruck, dass der DFB alles ausgereizt hat, um den Verbleib zu ermöglichen” (Ebenda).
“Kritik und Vorwürfe an den DFB und die Stadt Frankfurt aber gibt es weiter. Einer lautet, dass die Stadt das Areal auf der Rennbahn unter Wert an den DFB vergeben habe. (DFB-Generalsekretär Helmut) Sandrock wehrt sich dagegen und sagt: ‘Es waren immer faire Verhandlungen mit der Stadt, aber uns wurde nichts geschenkt’“ (Wittershagen, Ashelm 10.12.2014).
Von wegen nichts geschenkt. Sogar das Frankfurter Revisionsamt rügte: „Die städtische Behörde bemängelte kürzlich, die 6,8 Millionen Euro, die die Stadt an Erbpacht vom DFB bekommt, seien doch arg wenig. Die Kämmerei wiegelte ab. Der Preis liege nur knapp unter dem, was auf dem Markt üblich sei, und der DFB beteilige sich ja am Abriss von Gebäuden“. Doch in einem Bericht des Deutschlandfunks heißt es nun, dass Teile des Geländes sehr viel höher bewertet werden müssten. Vor allem betrifft es die fünf Hektar, auf die der DFB neben den vertraglich zugesicherten 15 Hektar eine Option hat. Eine Option, die er mit ziemlicher Sicherheit ziehen wird (Leppert 13.10.2014; Hervorhebung WZ).

Frankfurt verkauft sich an den DFB
Im November 2014 schien es endgültig: Die Stadt Frankfurt am Main verkaufte am 12.11.2014 das Gelände der Galopprennbahn an den DFB für dessen Bau eines Leistungszentrums. Der Erbbauvertrag läuft 99 Jahre. “Der kapitalisierte Erbbauzins für das 15 Hektar große Areal plus die Erweiterungsoption von fünf Hektar an der Frankfurter Kennedyallee beträgt 6,835 Millionen Euro. (…) Am 9. Februar 2015 sollen 30 Entwürfe einer Jury präsentiert werden” (SID 13.11.2014). Der Preis wird am 1.1.2016 fällig. „Es ist eine ganz große Koalition im Rathaus, die diese Pläne unterstützt. Außer Schwarz-Grün werden auch die SPD und einige kleinere Fraktionen zustimmen“ (Leppert 13.10.2014). Am 16.10.2014 waren dann von 93 Frankfurter Abgeordneten nur 17 gegen den Deal.
Wenn die fälligen Ablösesummen an die Galopper und die ebenfalls betroffenen Golfspieler abgezogen werden, wird nichts übrig bleiben. Wir sind nicht alle Weltmeister, bezahlen aber dafür.
Dazu werden 7000 Quadratmeter der ehemaligen DFB-Zentrale frei – an der Otto-Fleck-Schneise. Interessiert ist u. a. der Bundesligaklub Eintracht Frankfurt und weitere sportaffine Institutionen: “Denn auch andere Sportorganisationen könnten in einigen Jahren als Mieter oder Käufer in Frage kommen, schließlich sind schon jetzt verschiedene Verbände an der Otto-Fleck-Schneise untergebracht. Dazu zählen der Deutsche Olympische Sportbund, die Stiftung Deutsche Sporthilfe, Landessportbund Hessen, Deutscher Volleyball-Verband oder der Deutsche Motorsport Verband. Auch das Sportmedizinische Institut und der Olympiastützpunkt Hessen sind dort zu Hause” (Wittershagen, Ashelm 10.12.2014; Hervorhebung WZ).
Eine richtige Sport-Idylle…

DFB-Nassauer
“Ein Nassauer ist ein Schmarotzer, der mit der nichtberechtigten Inanspruchnahme von Leistungen Erfolg hat. Ein Nassauer ist ein Mensch, der auf Kosten anderer etwas bekommt, d.h. ein anderer bezahlt. Dem Nassauer ist dann auch egal, welche Folgen das für den anderen hat. Die besondere Eigenschaft des Nassauers gegenüber einem normalen Betrüger ist nun, dass er damit davonkommt” (Wikipedia). Von Nassau/Rheinland-Pfalz nach Frankfurt/Main, dem Sitz von DFB, sind es nur rund 75 Kilometer.

„Pro Rennbahn“ wehrt sich gegen den DFB
In Frankfurt regte sich Widerstand gegen das 89 Millionen Euro teure DFB-Projekt eines Leistungszentrums auf dem Gelände der Galopprennbahn. Die Bürgerinitiative „Pro Rennbahn“ bildete sich. (Zur Webseite: hier) Rebekka Unrath von der BI sagte: „Wir kämpfen weiter, so schnell geben wir nicht auf“ (Wittershagen, Ashelm 10.12.2014). „Pro Rennbahn“ kritisierte, dass der DFB 17 weitere Standortoptionen gehabt habe – und sich für das Rennbahn-Areal entschied. Allein der Abriss der Haupttribüne soll 900.000 Euro kosten; verschwinden würden auch Stallungen, fast 100 Gast-Boxen etc. (Ebenda). Die BI wehrt sich auch dagegen, dass „eine 150 Jahre währende Tradition ausgelöscht wird“. Sie prangert die Verschleuderung von Steuergeldern an, da die Tribüne 2011 für drei Millionen Euro renoviert wurde und nun zwei Millionen Euro für Abriss und Entsorgung aufzubringen wären (Pro Rennbahn; vgl. auch faz.net 14.1.2015; Hervorhebung WZ).
Am 11.12.2014 reichte „Pro Rennbahn“ dann die erforderlichen Unterschriften beim Büro des Oberbürgermeisters ein. “Die Initiative ‘Pro Rennbahn’ hat einen Bürgerentscheid erzwungen. Die Stadt kündigte an, die Abstimmung im Juni durchzuführen. Beim Entscheid muss aber nicht nur die Mehrheit für den Erhalt der Rennbahn stimmen, es müssen auch mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten teilnehmen” (SID, DFB-Projekt gefährdet, in SZ 15.1.2015). – “Der bereits bestehende 99 Jahre gültige Erbbauvertrag für das 15 Hektar große Gelände beläuft sich auf sieben Millionen Euro und müsste in diesem Fall komplett neu verhandelt werden” (spiegelonline 14.1.2015).
Am 21. Juni 2015 wird der Bürgerentscheid stattfinden. Derzeit müssen 25 Prozent der Wahlberechtigten für den Antrag stimmen: Das Quorum sinkt in Hessen demnächst auf 15 Prozent (Aumüller 9.4.2015).
Viel Erfolg für “Pro Rennbahn”!

Fazit
„Seit einiger Zeit schon wird das Murren in anderen Sportarten immer lauter, die sich zusehends durch die Omnipräsenz des Fußballs verdrängt fühlen. Im Stammsitz des deutschen Fußballadels kommt es nun zu einem kleinen Showdown. Der Bürgerentscheid wird nicht nur zeigen, wie wichtig den Frankfurtern der Fußball ist. Er wird vor allem zeigen, wie wichtig ihm der restliche Sport ist“ (Hönicke 15.1.2015; Hervorhebung WZ).

Nachtrag 1: Pressestimmen
Tobias Rösmann in der FAZ: „Die Stadt und der DFB, die für das Riesengelände nicht nur das rund 90 Millionen Euro teure Leistungszentrum, sondern auch einen für jedermann zugänglichen Park vorsehen, tun gut daran, sich der Diskussion auf allen Ebenen zu stellen. Und die Freunde des Galopprennsports, die die Bahn erhalten wollen, können sich schon jetzt zugutehalten, die Gegenseite zum Informieren zu zwingen. Dass die Stadt und der DFB die besseren Argumente haben, müssen sie nun beweisen. Sie müssen den Bürgern zeigen, dass die Akademie kein Millionärsbau wird, sondern eine Art Schmiede deutscher Fußball-Zukunft mit viel Raum für den Nachwuchs. Gelingt das nicht oder bleiben die Frankfurter am 21. Juni in Massen daheim, weil sie das Rennen zugunsten des DFB für gelaufen halten, könnte das Ergebnis zumindest zu einem Prestigeerfolg für die Initiatoren werden. Der Renn-Klub und die Initiative ‚Pro Rennbahn‘ haben schon angedeutet, dass sie dafür bereit sind, Zahlen phantasievoll und Behauptungen schonungslos einzusetzen“ (Rösmann, Tobias, Millionärsbau oder Nachwuchsschmiede, in faz.net 2.4.2015).
Johannes Aumüller in der SZ: „Trotzdem kann der Bürgerentscheid für den DFB unangenehm werden. Unabhängig vom Erreichen des Quorums steht am Ende ein Wahlergebnis, und wenn dabei eine deutliche Mehrheit gegen den Neubau stimmt, tut dies dem Image eines Weltmeister-Verbandes nicht gerade gut. Zum anderen: Dem Fußballverband dürfte im Wahlkampf noch manche Debatte über Sinn und Unsinn seiner neuen Akademie ins Haus stehen. Immerhin hat die Stadt das 15-Hektar-Areal dem Verband zu günstigen Konditionen – 99 Jahre Erbpacht, 6,8 Millionen Euro – überlassen. Und immerhin soll der Neubau 89 Millionen Euro kosten. Da dürften sich viele fragen, ob es das wirklich braucht, um die Özils von morgen auszubilden“  (Aumüller, Johannes, DFB-Akademie – Teures Heim für kleine Özils, in SZ 9.4.2015).
Christian Preußer in der Frankfurter Neuen Presse: „Mit großen Hoffnungen und bunten Plakaten ziehen die Bürgerinitiative Pro Rennbahn und der Renn-Klub in den Kampf um den Bürgerentscheid für den Erhalt der Niederräder Rennbahn. ‚Bebauung stoppen!‘ steht in fetten Lettern auf den Protestbildern geschrieben. (…) Im vergangenen Januar hatte die Initiative Pro Rennbahn den Bürgerentscheid zum Erhalt der Galopprennbahn erzwungen. Er ist für Sonntag, 21. Juni, terminiert“ (Preußer, Christian, Pro Rennbahn kämpft plakativ für Bürgerentscheid, in fnp.de 15.4.2015).

Nachtrag 2: Abstimmung am 21.6.2015
„In der ‚DFB-Akademie‘ soll nicht nur die Verwaltung des Verbandes untergebracht werden, sondern auch Trainerlehrgänge abgehalten werden. (…) Die Stadt Frankfurt hat dem DFB dafür ein 15 Hektar großes Grundstück zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug für einen auf 99 Jahre angelegten Vertrag erhält sie 6,835 Millionen Euro. Dafür muss eine der größten Galopprennbahnen Europas weichen. Und ein Golfclub, der seit einigen Jahren in der Mitte des grünen Areals beheimatet ist. (Dieser Deal sorgt für Kritik. So soll das Grundstück in bester Stadtwaldlage mit knapp 46 Euro pro Quadratmeter an den DFB massiv unter Wert verkauft worden sein.“ (Kowasch, Fred, Geschenkter Gaul, in www1.wdr.de 1.6.2015; Film im WDR am 1.6.2015 von 22.45 bis 23.15). Ausbezahlen muss die Stadt Frankfurt die Hippodrom GmbH mit 2,98 Millionen Euro. Dazu hat Frankfurt erst vor drei Jahren das Rennbahngelände und die alte Tribüne saniert. Dazu kommt eine Abfindung für den Golfverein (Ebenda). Am 21.6.2015 findet darüber ein Bürgerentscheid in Frankfurt statt.

Nachtrag 3: NABU gegen DFB-Akademie
Der Vorstand des Naturschutzbund Deutschland (NABU) lehnt die Bebauung der Galopprennbahn ab. Der erste Vorsitzende Volker Bannert: Diese Grüne Lunge ist wichtig. Uns stört der gesamte Deal zwischen der Stadt und dem DFB“ (Göckes, Robin, Rennbahn-Streit: Nabu gegen DFB-Akademie, in fnp.de 15.6.2015). Mit dem so genannten „Bürgerpark“ auf einer Teilfläche „wird so getan, als wäre hinterher mehr Natur da als vorher“ (Ebenda). Außerdem befürchtet der Nabu einen Präzedenzfall, um weitere grüne Gebiete zuzubauen. Bannert: „Die Rennbahn ist ein Landschaftsschutzgebiet. Wenn da jetzt angefangen wird, sieht es schlecht aus“ (Ebenda). Der DFB soll nach den Verträgen das Gelände Anfang 2016 übernehmen, die DFB-Akademie soll bis 2018 fertig gestellt sein. Am 21.6.2015 findet in Frankfurt der Bürgerentscheid über die Zukunft der Galopprennbahn statt. „Der Pachtvertrag zwischen DFB und Stadt wurde nach Informationen der Frankfurter Rundschau indes trotzdem bereits unterzeichnet“ (Ebenda).

Nachtrag 4: Vor dem Bürgerentscheid am 21.6.2015
“In der ‘DFB-Akademie’ soll nicht nur die Verwaltung des Verbandes untergebracht werden, sondern auch Trainerlehrgänge abgehalten werden. (…) Die Stadt Frankfurt hat dem DFB dafür ein 15 Hektar großes Grundstück zur Verfügung gestellt. Im Gegenzug für einen auf 99 Jahre angelegten Vertrag erhält sie 6,835 Millionen Euro. Dafür muss eine der größten Galopprennbahnen Europas weichen. Und ein Golfclub, der seit einigen Jahren in der Mitte des grünen Areals beheimatet ist. (Dieser Deal sorgt für Kritik. So soll das Grundstück in bester Stadtwaldlage mit knapp 46 Euro pro Quadratmeter an den DFB massiv unter Wert verkauft worden sein.” (Kowasch, Fred, Geschenkter Gaul, in www1.wdr.de 1.6.2015; Film im WDR am 1.6.2015 von 22.45 bis 23.15). Ausbezahlen muss die Stadt Frankfurt die Hippodrom GmbH mit 2,98 Millionen Euro. Dazu hat Frankfurt erst vor drei Jahren das Rennbahngelände und die alte Tribüne saniert. Dazu kommt eine Abfindung für den Golfverein (Ebenda).

Nachtrag 5: Bundestrainer muss eingreifen
Wes Brot ich ess, des Lied ich sing… Joachim Löw bekannte sich kurz vor der Abstimmung am 21.6.2015 in einem offenen Brief zur „Fußballstadt Frankfurt“ (Ahrens, Peter, Goldammer gegen Goldene Generation, in spiegelonline 21.6.2015). Die Gegner des DFB-Projekts verweisen auf 151 Jahre Pferdesport „und fühlen sich von der Stadt mehr oder weniger enteignet, sie sprechen von einer ‚lächerlichen Pacht’, die dem Verband auferlegt sei. (…) ‚Kein DFB-Palast auf unsere Kosten’ und ‚Millionen-Geschenk an den DFB’ haben die Rennbahn-Befürworter plakatiert, Niersbach hält mit der ‚Zukunft des deutschen Fußballs’ dagegen. (…) Die Rathaus-Politik hat sich eindeutig auf Seiten des DFB geschlagen, selbst die Grünen im Frankfurter Römer, die gemeinsam mit der CDU eine Koalition in der Stadtpolitik bilden, sind für das Bauprojekt – Landschaftsschutzgebiet hin oder her“ (Ebenda).
Michael Horeni schrieb in der FAZ: „Und auf Plakaten ist DFB-Präsident Wolfgang Niersbach neben Fifa-Chef Joseph Blatter unter dem Schriftzug „Klüngel“ abgebildet. Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalelf, findet es ‚geschmacklos‘, dass die Dinge so sachfremd miteinander verbunden würden. Wundern sollte sich der Markenexperte Bierhoff darüber aber nicht: Die Skandale haben natürlich auch den Markenkern der Fifa beschädigt – und damit auch alle anderen Verbände, die dieses System nie ernsthaft bekämpften. Wie sollte es auch anders sein? Erstmals spürt der DFB bei dieser Kampagne gegen sein Vorzeigeprojekt nun auch am eigenen Geschäft, dass sich der geliebte Fußball nicht mehr so einfach von der teils verachteten und korrumpierten Funktionärskaste trennen lässt, die den Fußball ohne Scham und Skrupel über Jahrzehnte verhökerte. Die Olympiabewerber nicht nur in München haben die Erfahrung, dass der Schmutz nicht einfach in den Funktionärsanzügen hängen bleibt, schon gemacht. Und auch Hamburg wird damit noch zu kämpfen haben“ (Horeni, Michael, Kein Freispiel für den DFB, in faz.net 20.6.2015).

Nachtrag 6: Abstimmung über Galopprennbahn wegen zu geringer Wahlbeteiligung verloren
„497.600 Menschen waren wahlberechtigt. Für ein erfolgreiches Bürgerbegehren und den vorläufigen Erhalt der Rennbahn sowie der angeschlossenen Neun-Loch-Golfanlage hätte es 124.389 Stimmen (mindestens 25 Prozent) gebraucht – es gingen aber nach dem vorläufigen Ergebnis nur rund 100.000 Personen zur Abstimmung. Dabei hatte sich sogar die Mehrheit gegen den Bau ausgesprochen: 62.900 stimmten für den Erhalt der Rennbahn, 40.196 dagegen. (…) Ralf Köttker, DFB-Mediensprecher, sagte, dies sei ein guter Tag für Frankfurt und den DFB. Er habe dieses Ergebnis erwartet“ (Bürgerentscheid scheitert – es darf gebaut werden, in spiegelonline 21.6.2015; Hervorhebung WZ).
Schwer verständliche Aussage bzw. Schizophrenie eines DFB-Mediensprechers: Was hatte er erwartet? Die 60,5 Prozent Ablehnung? Oder die zu geringe Beteiligung? In jedem Fall kann man den Freunden der Galopprennbahn zu den 60,5 Prozent gratulieren.
Pech für die Galopprennbahn-Freunde: Die Regelung mit mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten soll von der hessischen Landesregierung bald auf 15 Prozent abgesenkt werden (Aumüller, Johannes, Bittbrief von Löw, in SZ 20.6.2015).“
Rennbahn-Chef Manfred Louven erklärte zugleich, dass es jetzt eine ‚juristische Auseinandersetzung‘ um die Rennbahn geben werde. Der frühere Mitbesitzer der Anlage, der Steuerberater Manfred Hellwig, werde die Übertragung seines 49-prozentigen Anteils an die Stadt rückgängig machen(Göpfert, Claus-Jürgen, Leppert, Georg, Rennbahn-Bürgerentscheid scheitert, in fr-online.de 21.6.2015). Louven rief auch zu einem „runden Tisch“ von Stadt, DFB und Rennklub auf. 
Aus einem Kommentar von Johannes Aumüller in der SZ: „Die Gegner des Projekts haben zwar mit 62.900 zu 40.196 gewonnen, das Quorum von 25 Prozent bzw. 125.000 Stimmen aber klar verpasst. (…) Aber dennoch sollte das Ergebnis dem DFB u denken geben. Es war nämlich kein ‚Ja‘ des Volkes für den Neuba, wie der Verband nun sagt; das ‚Nein‘ war nur nicht kräftig genug. (…) Der Sport hat seinen Status als großer Sympathieträge, dem das Volk innigst anhängt, verloren“ (Aumüller, Johannes, Misstrauen bleibt, in SZ 23.6.2015).

Nachtrag 6: Die Arroganz der Macht.
Ausgerechnet ein grüner Frankfurter Planungsdezernent freute sich über die Zerstörung des Frankfurter Grün-Gürtels – und ließ bewusst die 60,5 Prozent Nein-Stimmen unter den Tisch fallen. Zur FR sagte Olaf Canitz: „Das ist eine krachende Niederlage der Bürgerinitiative“ (Ebenda). Jetzt sei der Weg frei für die DFB-Akademie. – „Cunitz zeigte sich erleichtert, dass die Mehrheit der Frankfurter die Planung und Politik der schwarz-grünen Koalition ’so deutlich bestätigt hat‘. Es hätte seine Phantasie gesprengt, sagte er, wäre es ‚einer kleinen Lobbygruppe gelungen, 125.000 Frankfurter hinter sich zu bringen’“ (Harting, Mechthild, Weg für DFB-Akademie in Frankfurt ist frei, in faz.net 21.6.2015). „Bürgermeister Cunitz erteilte den Äußerungen Louvens noch vor Ort eine Absage. ‚Es wird kein Nebeneinander von Rennbahn und DFB-Akademie geben‘, erklärte der Politiker“ (fr-online 21.6.2015). CDU-Fraktionschef Michael zu Löwenstein: „Ich wüsste nicht, was es an einem runden Tisch zu besprechen gäbe“ (faz.net 21.6.2015).
Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) äußerte aus dem Urlaub: „Die DFB-Akademie kann kommen. Das ist eine Zukunftsentscheidung für die Sportstadt Frankfurt“ und bedauerte, dass die Beteiligung am Bürgerentscheid so gering ausgefallen war (Ebenda).
Auch Feldmann lässt die Tatsache außer acht, dass die Galopprennbahn-Befürworter 60,5 Prozent erreicht hatten.

Nachtrag 7: Noch dichtere Bebauung für 20 Millionen Euro mehr
Eine zusätzliche Fußballhalle und mehr Platz für die Verwaltung: Das kostet statt 89 Millionen Euro nun 109 Millionen Euro. Damit soll die Galopprennbahn noch dichter zugebaut werden (DFB-Akademie wird 20 Millionen Euro teurer, in spiegelonline 11.9.2015).
Da die DFB-Akademie ein Hochsicherheitstrakt  wird, müssen die Frankfurter leider draußen bleiben. Eine riesige Grünanlage weniger…

Nachtrag 8: April 2016: DFB verliert vor dem Landgericht
„Der geplante Großbau seiner neuen Verbandszentrale mit Akademie bleibt für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) eine unendliche Geschichte. Das Landgericht Frankfurt teilte nun mit, dass der Verhandlungstermin über die Räumungsklage zwischen der Stadt und dem bisherigen Grundstücksnutzer, einem Pferde-Rennklub, aufgehoben wurde… Der Rennklub will nun gerichtlich klären lassen, ‚ob die Stadt gegen EU-Recht verstoßen hat und der Erbbauvertrag mit dem DFB für nichtig erklärt wird‘. Im Februar gab bereits das Oberlandesgericht einem Rechtsschutzbegehren des Rennklubs gegen den Abriss der Tribüne und anderer Gebäude der Galopprennbahn statt“ (SID, DFB muss warten, in SZ 23.4.2016).

Nachtrag 9: Von Modulen und Kampffliegern
Der ehemalige Hockeytrainer Markus  Weise soll die DFB-Akademie voranbringen. Seine Sichtweise: „Die Frage wird sein: Wie wichtig ist es uns als neuer DFB mit seiner Akademie, bei allen Erfolgen der Vergangenheit den Fußball der Zukunft mitzuentwickeln und mitzusteuern? Es geht um vertrauensvolle Teamarbeit von DFB und DFL, von Spitze und Basis gemeinsam“ (Gilbert, Cathrin, „Es geht um Evolution“, in Die Zeit 1.9.2016). Und seine Sprach-Module – modernistischer Sport-Speak: „Insgesamt sind 16 sogenannte Module als Bausteine vorgesehen. Ich arbeite in allen Bereichen mit. (…) In der ersten Phase, die bis zum Ende dieses Jahres läuft, müssen alle Module einen Strategieprozess durchlaufen. (…) Jedes Modul muss sich fragen: Was ist meine wichtigste Aufgabe? Welche Auswirkungen auf zukünftige Ziele hat mein Handeln? Wie ist der Status quo, welche Benchmarks sind relevant für mich, welche Handlungsoptionen habe ich, um meine Ziele zu erreichen, wie muss ich priorisieren? (…) Ein Modul ist wie eine Abteilung. Es besteht aus einem Aufgabenbereich und den dafür zuständigen Mitarbeitern. (…) Die intelligente Vernetzung der Module ist von überragender Bedeutung, weil hier viele Synergien nutzbar sind“ (Ebenda). Zum Modul Kampfflieger: „Wir wollen gemeinsam mit Partnern wie Universitäten, Vereinen, Sponsoren und Unternehmen Forschungsprojekte durchziehen und testen, welchen Nutzen Trainingsgeräte oder Technologien tatsächlich haben. Das könnte zum Beispiel ein Computerprogramm sein, das normalerweise Kampfflieger in ihren kognitiven Fähigkeiten schult“ (Ebenda).

Nachtrag 10: Kostenexplosion beim DFB-Neubau
„Künftig findet der Bundestag auch aus finanziellen Gründen immer in Frankfurt statt. Die Kosten für den WM-Prüfreport der Kanzlei Freshfields fallen offenkundig noch höher aus als die bisher bekannten 5,5 Millionen Euro. Im Hintergrund schwelt weiter die Drohung, dass dem Verband fürs WM-Jahr 2006 nachträglich die Gemeinnützigkeit entzogen wird und es entsprechende Strafen gibt. Und dass die budgetierten 109 Millionen Euro für den geplanten Neubau der Verbandszentrale nicht reichen, ist bereits klar. Die Kostenkalkulation schießt derart hoch, dass es 2017 auf einem außerordentlichen Bundestag einen Extra-Beschluss zur Akademie geben soll“ (Aumüller, Johannes, Attacke auf die Cappuccino-Eltern, in SZ 5.11.2016).

Nachtrag 11: Rennklub verliert vor Gericht
„Das Landgericht Frankfurt entschied am Freitag (16.12.2016; WZ), dass der Frankfurter Rennklub das dafür vorgesehene Gelände der Frankfurter Galopprennbahn im Stadtteil Niederrad räumen muss. (…) Rennklub-Sprecher Carl-Philip Graf zu Solms kündigte dagegen an, in Berufung zu gehen. Der Frankfurter Rennklub und die Stadt Frankfurt liefern sich seit Monaten in mehreren Verfahren eine zähe juristische Auseinandersetzung über das Rennbahn-Areal“ (DPA, Urteil pro DFB, in SZ 17.12.2016).

Nachtrag 12: Der Stand Ende 2016
Johannes Aumüller in der SZ: „Pferde versus Fußball, Pferde versus Bagger, das ist nun schon seit geraumer Zeit das Duell auf diesem 15 Hektar großen Areal in Frankfurt-Niederrad. 150 Jahre lang gab es hier Rennklub und Pferderennen, jetzt muss der Galoppsport weichen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will hier bauen, und zwar gemäß Marketing-Vokabular nichts Geringeres als die eigene Zukunft. ‚Jahrhundertprojekt‘ oder ‚Sternenschmiede‘, darunter machen sie es nicht. In etwas unschwärmerischerem Deutsch nennt der Verband das Neubau-Projekt ‚Akademie‘, in der sich alles ansammeln und vernetzen soll, was es für künftigen Erfolg braucht. Noch etwas unschwärmerischer ließe es sich schlicht ‚Verbandszentrale‘ nennen, weil dort auch die Büros aller Mitarbeiter hinkommen, auch die der nicht-gemeinnützigen Tochtergesellschaften im Übrigen. Doch die Umsetzung verzögert sich, beim DFB haben sie inzwischen zwei große Problemfelder: die Pferde-Lobby – aber auch: die steigenden Kosten. (…) Aber in jedem Fall verblüffte Stadt und Verband, wie hartnäckig der Widerstand war. So fragten sich die Galopper etwa, warum eine Koexistenz von Pferden und Kickern nicht möglich sein solle. Oder warum es in Frankfurt für den Verband nur diesen einen Standort geben soll. Und warum der DFB das wertvolle 15-Hektar-Grundstück von der Stadt zu so unfassbar günstigen Konditionen (6,8 Millionen Euro Erbpacht für 99 Jahre Nutzung, also nur 46 Euro pro Quadratmeter) erhält; und überhaupt, warum es manch andere Merkwürdigkeit gab“ (Aumüller, Johannes, Fünf Pferde, in SZ 2.1.2017). Gleichzeitig stiegen die Kosten der DFB-Luxusakademie bis Ende 2016 von anfangs 40 Millionen Euro auf 89 Millionen Euro im September 2014, auf 109 Millionen Euro 2015 und schließlich auf 135 Millionen Euro 2016 (Ebenda). Der DFB wird von seiner WM-„Sommermärchen“-Affäre 2006 und deren ominösen Schattenzahlungen gebeutelt, aufgrund derer er Millionen Euro an die Kanzlei Freshfields gezahlt hat, eventuell hohe Steuernachzahlungen leisten muss und sogar die Gemeinnützigkeit verlieren könnte.

Nachtrag 13: DFB erobert zwei Büroräume vom Renn-Klub Frankfurt
Der Deutsche Fußball-Bund hat ein Urteil des Landgerichts Frankfurt erreicht, dass der Renn-Klub räumen muss: „Allerdings bezieht sich das Urteil der 14. Zivilkammer vorerst nur auf zwei Büroräume, die von dem Verein genutzt werden. Der Renn-Klub Frankfurt hat bereits Berufung gegen die Entscheidung eingelegt“ (SID, Etappensieg des DFB, in SZ 1.3.2017). Am 7. April wird vor einem Senat des Oberlandesgerichts Frankfurt das entscheidende Verfahren über einen Räumungsantrag der Stadt für das Gelände beginnen.

Nachtrag 14: Verhandlung vor dem Oberlandesgericht vertagt
„Der Bau der Akademie des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf dem Gelände der Galopprennbahn in Frankfurt/Main bleibt weiter in der Schwebe. Der Rechtsstreit der Stadt gegen den auf dem Areal ansässigen Renn-Klub konnte auch vor dem Oberlandesgericht nicht geschlichtet werden. Weil ein Zeuge nicht anwesend war, wurde die Verhandlung auf den 2. Juni vertagt – weit nach Ablauf der Frist, die der DFB zuletzt gestellt hatte. DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte angekündigt, bis zum 19. Mai Klarheit über die Akademie-Zukunft im Stadtteil Niederrad haben zu wollen. Andernfalls werde sich der Verband nach einem anderen Gelände im Rhein-Main-Gebiet für die Errichtung des wahrscheinlich gut 140 Millionen Euro teuren Leistungszentrums umsehen“ (Streit um Neubau geht weiter, in  spiegelonline 5.5.2017).
Nur  zu, Herr Grindel!
Selbst wenn der DFB das Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) abwarten würde, bleibt jedoch völlig offen, ob der Streit dann endgültig beigelegt wäre. Die Fronten sind derart verhärtet, dass eine Fortsetzung des Rechtsstreits vor dem Bundesgerichtshof wahrscheinlich erscheint“ (Ebenda). Für Verwirrung sorgte eine angebliche Aussage von DFB-Manager Oliver Bierhoff, dass der DFB eine Koexistenz prüfen würde, falls die Stadt den Vertrag nicht erfüllen könne. „Der DFB dementierte umgehend. ‚Auf Einladung (…) haben wir uns zu einem Treffen mit den Renn-Klub-Vertretern und der Stadt getroffen. In diesem Gespräch wurden die unterschiedlichen Standpunkte und Aspekte der Beteiligten erörtert und diskutiert. Den Vorschlag einer Koexistenz haben wir klar abgelehnt‘, sagte Bierhoff“ (Ebenda).

Nachtrag 15: Neubau nach wie vor ungewiss
„Der Bau der vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) geplanten neuen Verbandszentrale ist weiter ungewiss. Am Freitag endete vor dem Oberlandesgericht Frankfurt eine mehr als sechsstündige Verhandlung über die Klage des örtlichen Pferde-Rennklubs gegen die Stadt Frankfurt ohne Urteil. (…) Nach Auffassung des Rennklubs sei die Kündigung des Mietverhältnisses, das auf einer Konstruktion mit zwischengeschalteter GmbH beruhte, nicht korrekt gewesen. Das Gericht erklärte, es prüfe, ob die Gesamtumstände des Falles und der zur Kündigung führenden Vertragskonstruktion als sittenwidrig anzusehen seien. (…) Ursprünglich wollte der Verband den geschätzt 150 Millionen Euro teuren Bau spätestens 2018 fertigstellen. (…) Der DFB hatte vor der Verhandlung erklärt, er wolle bis zu seiner Präsidiumssitzung am 19. Mai Klarheit haben. Das wird nun nicht der Fall sein. Die Verhandlung wird erst am 2. Juni fortgesetzt; danach könnte der Rennklub weiter vor den BGH ziehen. Zuletzt war bereits über mögliche alternative Standorte im Rhein-Main-Gebiet gesprochen worden“ (DFB-Neubau ungewiss, in SZ 6.5.2017).

Nachtrag 16:  Frankfurter OLG-Richterin wird unter Druck gesetzt
„Im Streit um den Neubau der DFB-Akademie wird das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt am 27. Juli sein Urteil fällen. Das gab die Vorsitzende Richterin Anette Boerner am Montag nach Abschluss der Beweisaufnahme bekannt. Boerner nutzte die Gelegenheit, um ein deutliches Wort an die Stadt Frankfurt zu richten. ‚Die Stadt kritisiert uns heftig. Wir stören uns daran, dass wir uns von ihnen unter Druck gesetzt fühlen. Das verbitten wir uns‘, sagte Boerner und reagierte damit auf Medienberichte, wonach der Prozess nicht schnell genug vorangehe. Der Druck existiere vonseiten des DFB, erwiderte Jochen Strack, der als stellvertretender Liegenschaftsamtsleiter die Stadt vertrat. Das Gericht wird im Grundsatz darüber entscheiden, ob der Renn-Klub die Galopprennbahn im Stadtteil Niederrad räumen muss“ (SID, Urteil am 27. Juli, in SZ 27.6.2017).

Nachtrag 17: OLG Frankfurt urteilt gegen Renn-Klub
Am 27.7.2017 hat das Oberlandesgericht Frankfurt entschieden, dass der Renn-Klub das Areal zu räumen hat. Das OLG räumt dem Renn-Klub die Möglichkeit ein, beim BGH in Revision zu gehen. „Der Renn-Klub kann die Vollstreckung der Räumung durch Zahlung einer Sicherheitsleistung von 350.000 Euro zunächst anwenden. Danach würde auch ein Gang vor den Bundesgerichtshof Zeit und Geld verschlingen. Alle Experten sind sich einig, dass der Renn-Klub im Falle einer Revision kaum Aussicht auf Erfolg hätte“ (DPA, Im Sinne des DFB, in SZ 28.7.2017). Aber warum nicht: Der DFB und die Stadt Frankfurt haben einfach Fakten geschaffen, ohne sich um juristische Hintergründe zu kümmern: „Der DFB ist an der gerichtlichen Auseinandersetzung nicht beteiligt, hat mit der Stadt Frankfurt aber längst alle maßgeblichen Verträge zur Übertragung des Geländes und zum Bau seines rund 140 Millionen Euro teuren Leistungszentrums unterschrieben“ (Ebenda).

Nachtrag 18: Galopper legen Revision beim BGH ein
„Der Rechtsstreit um den Bau der DFB-Akademie im Frankfurter Stadtteil Niederrad setzt sich vor dem Bundesgerichtshof fort. Eine BGH-Sprecherin bestätigte, dass der Rennklub gegen das vom Oberlandesgericht Frankfurt erlassene Urteil Revision eingelegt hat“ (SID, Rennklub legt Revision ein, in SZ 5.8.2017).
BRAVO! Vielleicht könnte der Renn-Klub ein Crowdfunding auf die Beine  stellen, um die Kosten abzumildern: Ich wäre mit 100 Euro dabei. 

Nachtrag 19: Kosten der  Akademie: derzeit 145 Millionen Euro
„Für den 8. Dezember (2017; WZ) wurde ein außerordentlicher Bundestag in Frankfurt einberufen. Zentraler Punkt ist eine Abstimmung über Bau und Budget der geplanten Akademie. Das „Leuchtturmprojekt“, das bis 2020 im Frankfurter Stadtteil Niederrad entstehen soll, würde nach gestiegenen Kosten rund 145 Millionen Euro kosten. Man wolle ‚unter Beteiligung der Basis endgültig über Art und Umfang des Baus des neuen DFB entscheiden‘, sagte Präsident Reinhard Grindel am Freitag“ (SID, DPA, Kinkel prüft Schiri-Streit, in SZ 21.10.2017).
Hoffentlich wird das Geld knapp, siehe unten:

Nachtrag 20: DFB muss 19,2 Millionen Euro Strafe zahlen
Die Rechnung für das „WM-Sommermärchen“: „Die 6,7 Millionen Euro sind der Kern der WM-Affäre, die auch weiter Ermittlungsbehörden in Frankfurt und Bern beschäftigt. Und die 6,7 Millionen Euro sind nun auch der Grund dafür, dass am Freitag eine neue Zahl bekannt wurde. Sie traf den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zwar nicht unvorbereitet, aber doch mit Wucht. 19,2 Millionen Euro. Das ist die Summe, die der DFB an Steuern nachzahlen soll. Jedenfalls fordert das das Finanzamt Frankfurt. Es hat die Steuerbescheide entsprechend geändert und will dem DFB für das Jahr 2006 die Gemeinnützigkeit aberkennen. Begründung: Die 6,7 Millionen Euro für die Gala, die es nie gab, seien zu Unrecht als Betriebsausgaben abgesetzt worden“ (Catuogno, Claudio, Finanzamt fordert 19,2 Millionen, in SZ 21.10.2017).

Nachtrag 21: 150 Millionen Euro für DFB-Akademie (und 75 Millionen Euro Schulden)
DFB-Bundestag in Frankfurt Anfang Dezember 2017: „Es war ein, im Wortsinn, außerordentlicher Bundestag, zu dem die Fußballfamilie in Frankfurt zusammenkam und bei dem es mehrere gravierende Beschlüsse gab. Das betrifft vor allem das Ja für den Bau der neuen DFB-Akademie auf dem bisherigen Gelände Rennbahn. 150 Millionen Euro darf die Spitze des Verbandes dafür nun ausgeben. Das wird die größte Investition in der Geschichte des DFB. Ursprünglich wollte er schon im Vorjahr mit dem Bau beginnen. Doch noch immer sind alte rechtliche Auseinandersetzungen zwischen den bisherigen Nutzern aus dem Pferdesport sowie der Stadt als Eigentümerin des Areals nicht geklärt. Aber beim DFB sind sie zuversichtlich, dass das bald so weit ist; noch vor dem Abflug zur WM wünscht sich Grindel den Spatenstich. 2021 will der Verband einziehen. Allerdings ist das Projekt deutlich teurer geworden als ursprünglich geplant. Von den 150 Millionen Euro, die der Bau jetzt kosten darf, muss der Verband für bis zu 75 Millionen Euro Kredite aufnehmen“ (Aumüller, Johannes, Wider jeden Widerstand, in SZ 9.12.2017; Hervorhebung WZ).

Quellen:
Aumüller, Johannes, Teures Heim für kleine Özils, in SZ 9.4.2015
Bürgerbegehren entscheidet über DFB-Akademie, in spiegelonline 14.1.2015
Bürgerentscheid gegen Leistungszentrum, in tagesspiegel.de 10.12.2014
Bürgerentscheid zur DFB-Akademie in Frankfurt, in faz.net 14.1.2015
DFB baut
Hönicke, Christian, Vandalen der Rennbahn, in tagesspiegel.de 15.1.2015
Küppers, Moritz, “Die Rennbahn wird unter Wert verkauft”, in deutschlandfunk.de 13.9.2014
Leppert, Georg, Letzter Aufgalopp, in fr-online.de 13.10.2014
Perkuhn, Anja, Klopper gegen Klepper, in SZ 16.4.2014
Pro Rennbahn
– Kampf um das Rennbahn-Areal eröffnet, Frankfurt
– PM Bürgerbegehren geschafft, Frankfurt 10.12.2014
Selldorf, Philipp, Oliver-Bierhoff-Campus, in SZ 21.3.2014
SID
– Weg für DFB-Akademie frei, in SZ 13.11.2014
– SID, DFB-Projekt gefährdet, in SZ 15.1.2015
Wittershagen, Michael, Ashelm, Michael, “Fort Knox in Frankfurt”, in faz.net 10.12.2014
Zorn, Roland, Der DFB baut sich eine Zukunft, in tagesspiegel.de 23.3.2014


Kritisches Olympisches Lexikon - Sach- und Personenregister: (274 Einträge, wird laufend aktualisiert und ergänzt)
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