nach unten
Graubünden gegen Olympische Winterspiele

Jetzt Spenden!

Katar-Sport

 
Zuletzt geändert am 02.12.2017 @ 12:16

Erdöl und Erdgas
Katar ist inzwischen aufgrund der Erdöl- und Erdgasvorkommen das reichste Land der Welt mit einem Pro-Kopf-Einkommen von über 100.000 Dollar (Smoltczyk, Zand 12.3.2012; Augstein 30.4.2013). Es ist der größte Flüssiggas-Produzent der Welt. „Allein die Gasvorkommen reichen bei derzeitiger Förderung für mehr als 200 Jahre, die Ölförderung für knapp 100 Jahre“ (Bauchmüller 5.12.2012). – „Seine Erdgasvorkommen sind die drittgrößten der Welt und werden das Land noch geschätzte 225 Jahre beglücken. Alljährlich verdient das Emirat mit dem Verkauf seines verflüssigten Erdgases 30 bis 40 Milliarden Dollar“ (Augstein 30.4.2013).
Katar ist knapp halb so groß wie Hessen und hat 1,7 Millionen Einwohner, von denen nur ein Fünftel im Wüstenstaat geboren wurde (Mölter 16.1.2013). „Katar importiert neunzig Prozent aller nötigen Lebensmittel, die Vorräte reichen stets nur für eine gute Woche. Die Süßwasservorräte reichen gerade einmal für zwei Tage“ (Augstein 30.4.2013).

Intransparenz
„Katar hat ein Luxusproblem: Das kleine Emirat, gelegen auf einer Halbinsel an der Ostküste des Persischen Golfs, verdient so viel Geld mit der Ausbeutung der drittgrößten Erdgasvorkommen der Welt, dass der Emir kaum weiß wohin damit. Im Jahr 2005 gründete das Herrscherhaus daher einen Staatsfonds, die Qatar Investment Authority (QIA), deren Investitionsvolumen auf insgesamt 304 Milliarden Dollar geschätzt wird – Tendenz steigend. (…) So halten die Araber etwa Beteiligungen an Volkswagen, sind bei Siemens und dem Baukonzern Hochtief engagiert. Von der Deutschen Bank kauften sie ebenso Anteile wie von der Credit Suisse und der Bank of America, sie stiegen beim Schweizer Bergbauunternehmen Xstrata ein, beim französischen Ölkonzern Total und dem weltgrößten Rohstoffhändler Glencore. In London, wo die QIA nun für das Viertel Canary Wharf bietet, gehören dem Fonds 20 Prozent an der Flughafengesellschaft Heathrow Airports. In Frankreich übernahm Katar im Jahr 2011 die Kontrolle über den Fußballklub Paris Saint Germain. (…)
Katar zählt zu den größten ausländischen Investoren in Deutschland– die QIA hat hier 18 Milliarden Dollar angelegt. Dabei scheint es in Deutschland bislang kaum jemanden zu stören, dass die QIA Teil eines sehr intransparenten Staatsfonds ist, wie die Genfer Beratungsfirma Geo-Economica in einer im Oktober veröffentlichten Studie festgestellt hat“ (Krüger, Paul-Anton, Luxus-Probleme, in SZ 18.12.2015; Hervorhebung WZ).

Keine Demokratie
Katar ist keine Demokratie: Der Emir ernennt die Beratende Versammlung, und es gibt kein Wahlrecht.  In einer Studie von „Trade & Invest“ steht: „Die zentrale Rolle bei der Rechtsetzung befindet sich aber – wie bei anderen Ländern der Golfregion – in den Händen der Exekutive“ (Augstein 30.4.2013). „Der Lyriker Mohammed Ibn al-Dheeb wurde im November (2012; WZ) ohne Angaben von Gründen zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Er hatte Spottverse auf die Herrscherfamilie verfasst und den Emir speziell durch ein Gedicht auf den Arabischen Frühling verärgert“ (Chimelli 25.6.2013).
„In der Reihe politisierender Dichter steht seit einiger Zeit auch ein Mann aus Katar, der vielleicht kein Büchner ist, aber sicher zu Unrecht in Haft sitzt. Mohamed al-Ajami hatte nach dem Aufstand 2011 in Tunesien geschrieben: ‚Im Angesicht der unterdrückerischen Elite sind wir alle Tunesien‘; er hatte sich lustig gemacht über die Scheichs und Islamgelehrten ‚mit ihren Playstations‘ – und ja, er hat auch den Herrscher des Emiras Katar ein bisschen beleidigt. Grund genug für ein Verfahren, bei dem zunächst ein Todesurteil drohte. Die lebenslange Haft, welche die Richter stattdessen verhängten, wurde dann noch abgeschwächt in 15 Jahre, Ausdruck großer Milde der Obrigkeit. (…) Anwalt Nuaimi, ehemals Justizminister in Doha, sagte, der Dichter habe einen Teil seiner Poesie überhaupt nur im Kreis von Freunden vorgetragen“ (Avenarius 2.4.2014).
Der Emir von Kuwait, Hamad bin Chalifa Al Thani, war der erste, der 2007 Sarkozy zur Wahl gratulierte. „Dann versorgte der französisch-deutsche Luftfahrtkonzern EADS Katar für 250 Millionen Euro mit Sicherheitssystemen“ (Kistner 2012, S. 304). – „Persönlich schützt sich der Emir durch eine Garde von mehreren hundert Mann. Die 10.000 Soldaten der Armee sind überwiegend ausländische Soldaten. Eine bessere Sicherungsgarantie  als sie bietet das Vorhandensein der größten US-Militärbasis im Nahen Osten“ (Chimelli 25.6.2013). Im Juni 2013 übergab Emir al-Thani seinem Sohn Tamim al-Thani die Macht

Al-Dschasira/Al Jazeera
Der Nachrichtensender Al-Dschasira (Al Jazeera) wurde 1996 vom Emir von Katar gegründet. Aktham Suliman, ein Journalist, der bei al-Dschasira im August 2012 gekündigt hat: „Vor dem Beginn des arabischen Frühlings waren wir eine Stimme des Wandels. Inzwischen ist al-Dschasira ein Propagandasender“ (Kühn,Reuter, Schmitz 9.2.2013). Den im Verlauf des arabischen Frühlings an die Macht gelangten ehemaligen Dissidenten schmeichelt Al-Dschasira. Im eigenen Land greift Scheich Chalifa al Thani durch: „Mittlerweile jedoch tut sich der Emir, der selbst autokratisch regiert und missliebige Journaisten auch mal einsperren lässt, bei seinem Lieblingsprojekt zunehmend schwer mit unabhängigen Geistern… Der Generaldirektor des Senders ist nun ein Verwandter des Emirs, ebenso der Chef des Verwaltungsrates. Die müssen offenbar politischen Vorgaben aus dem Palast folgen… also fanden beispielsweise die heftigen Proteste gegen das benachbarte  Regine in Bahrain – enge Verbündete des Emirs – auf al-Dschadsira so gut wie nicht statt“ (Ebenda).
Ein weiterer Grund: Katar war neben anderen Emiraten an der Niederschlagung des Aufstandes in Bahrain beteiligt. “Amnesty International spricht von Auspeitschungen und der Ausbeutung ausländischer Arbeitsmigranten. Der strenge Islam wahhabitischer Prägung ist auch in Katar Staatsreligion. Über die Niederschlagung der Protestbewegung im Königreich Bahrain, an der sich auch Katar beteiligte, wurde von al-Dschasira erst gar nicht berichtet” (Smoltczyk, Zand 12.3.2012).
Al Jazeera gründete 2013 eine US-Tochter mit zwölf amerikanischen Büros und 625 neuen Mitarbeitern. Der Katar-Sender warb berühmte Journalisten bei der US-Konkurrenz ab (Piper 25.7.2013). Der Stand August 2013: „Die Eigner des Senders, die Königsfamilie aus Katar, soll schon gut eine Milliarde Dollar in den amerikanischen Ableger gesteckt haben“ (Werner 23.8.2013). Der Erfolg bleibt aus: In der Hauptsendezeit schalten gerade einmal 15.000 Menschen ein; im April 2014 entließ Al-Jazeera fast hundert Mitarbeiter; und obwohl Time Warner Cable und AT&T das Programm ihren Kunden übertragen und Al-Jazeera damit fast 55 der 100 Millionen TV-Haushalte erreicht, schalten diese nicht ein (Werner 11.8.2014).

Sport-Aktivitäten von Katar

Der Politikmanager Richard Attias behauptet über Katar: „Das Land hat einen hochqualifizierten Masterplan und weiß genau, wo es hinwill. Und der Sport gehört zur DNA Katars“ (Ashelm 11.1.2013).
Das ist natürlich Unsinn: Wieso sollte der Sport „zur DNA Katars“ gehören? Er ist Mittel zum Zweck für den Emir: seinen politischen Einfluss auszubauen.
Deshalb kann man an dieser Stelle auch einen Blick auf die erstaunlichen Sportaktivitäten von Katar werfen. Denn das Sport-Engagement des autoritären Emirats Katar und seines Scheichs ist äußert auffällig.
Neben der Qatar Investment Authority (QIA) gibt es Qatar Diar, Qatar Gas und die Qatar Foundation, den Sportableger Qatar Sports Investments QSI (mit Laurant Platini) und das Sportsicherheitszentrum ICSS (Kistner 2012, S. 389).
– Katar unterstützte Sepp Blatter bei dessen Wahl zum Fifa-Präsidenten. Blatter besuchte im Dezember 1997 heimlich Scheich Hamad bin Chalifa Al Thani in Katar: Thema war die Finanzierung von Blatters zwielichtigem Fifa-Präsidentschaftswahlkampf 1998. “Ich weiß nicht, was Blatter dem Scheich angeboten hat, aber ich wäre nicht schrecklich überrascht, wenn es in naher Zukunft eine Ankündigung der Fifa geben sollte, dass eines der vielen Turniere … in Katar abgehalten werden soll” (Yallop, David A., Wie das Spiel verloren ging, München-Düsseldorf 1998, S. 378).
– Katar gründete 2004 die Aspire Sport Academy
– Katar richtete die Asienspiele 2006 in seiner Hauptstadt Doha aus – mit 45 Nationen, 9520 Sportlern, 39 Sportarten und 46  Disziplinen.
– Zur WM 2022 (siehe auch unten): „Katar sponsorte Anfang 2010 den Kongress des Afrikaverbandes CAF in Angola. Ein klarer Bruch der Regeln: Das Emirat erhielt als einziger Bewerber Zugang zu Afrikas vier Fifa-Exekutivlern“ (Kistner 2012, S. 390). Der Versuch, auch den Kongress der Uefa zu sponsorn, scheiterte (Ebenda).
– Sportkongress im Dezember 2012 in Doha in der Aspire-Akademie, „der größten und teuersten Sporthalle der Welt“ (Ashelm 11.1.2013).
– Katar bewarb sich mit Doha vergeblich um Olympische Sommerspiele 2016.
– In Doha fand im Mai 2012 der Auftakt der Wettkampfserie “Diamond League” des Leichtathletik-Welt-Verbandes IAAF statt.
– Katar lud im Februar 2013 zur Sitzung der European Club Association (ECA), dem Zusammenschluss europäischer Fußballklubs; näheres hier. Katar übernahm sämtliche Kosten (Kistner 4.3.2013).
– Katar richtet die Kurzbahn-WM der Schwimmer 2014 aus.
– Katar richtet die Handball-WM 2015 aus. Katar versuchte, internationale Spieler zu einem Wechsel der Nationalität zu bewegen (Mölter 16.1.2013).
– Katar schloss einen Werbevertrag mit dem FC Barcelona ab: Von 2011 bis 2016 fließen insgesamt 165 Millionen Euro an den Fußballclub – für den Trikot-Aufdruck “Qatar Foundation”. Damit ist das Barcelona-Trikot das teuerste der Welt (Busse, Ritzer 28.4.2012). Kistner nannte 2012 die Summe von 250 Millionen Dollar: „Es ist der teuerste Sponsorvertrag der Fußballgeschichte“  (Kistner 2012, S. 389). Ab 2013 gibt es einen neuem Sponsor aus Katar. Da prangt wohl auf den Barcelona-Trikots das Logo von Qatar Airways: Das soll bis 2018 rund 170 Millionen Euro bringen (Ashelm 11.1.2013; vgl. Nachtrag 8). Interessant ist hier wiederum die Verbindung des Klubpräsidenten Sandro Rosell, dessen Agentur Bonus Sport Marketing beim Start des monumentalen Talentwettbewerbs der Aspire-Akademie an vorderster Linie beteiligt war. Die Qatar-Connection funktioniert“ (Ebenda).
– Katar bewarb sich mit Doha vergeblich um Olympische Sommerspiele 2020.
– Katar bekam den Zuschlag für die Fußball-WM 2022. Das Frankfurter Architekturbüro Albert Speer & Partner lieferte dafür den erfolgreichen Masterplan für die Fußball-WM 2022 in Katar (gekühlte Fußballstadien bei Außentemperaturen von plus 45 Celsius!). Eingeplant wird auch die Konstruktion von Sitzplatz-reduzierbaren und komplett abbaubaren Fußballstadien; vgl. hier.
– Katar bewirbt sich um Olympische Sommerspiele 2024.
– Katar baute und organisierte das “Qatar Olympia and Sports Museum”.
– Katar finanziert die Ausstellung “Olympia, Kult und Spiele” im Berliner Gropius-Bau. Die anfangs kritisch geplante Ausstellung wird nun Olympia-freundlich: Die ursprünglich damit betrauten fünf Wissenschaftler werden von der Direktion hinauskomplimentiert. Es übernimmt der Direktor des “Qatar Olympia and Sports Museum”. “Der Eindruck, dass es sich bei der Ausstellung “Mythos Olympia – Kult und Spiele” um ein Projekt handelt, bei dem mit 30 Prozent Finanzierung durch den Bund in Wirklichkeit die Olympia-Bewerbung des Emirats Katar unterstützt wird, wurde heute nicht ausgeräumt. Er hat sich noch verstärkt” (Hessenland, Frank, Nicht auf Medaillenkurs, in dradio.de 13.2.2012). Für die Berliner ausstellung wird der Zeitraum 1896 bis heute ganz gestrichen und erst in Katar und Athen gezeigt.
– Katar kauft für 25 Millionen Euro den spanischen Fußball-Erstligisten FC Malaga.
– Der Formel-1-Rennstall Williams hat ein Technologiezentrum im Emirat Katar.
– Eine Immobilienfirma aus Katar kaufte das Olympische Dorf von London 2012. Verlust für den britischen Steuerzahler: 275 Millionen Pfund.

Qatar Sports Investments: French Connection
Die Qatar Sports Investments (QSI) kaufte im Frühjahr 2011 für weniger als 50 Millionen Euro die Aktienmehrheit des französischen Fußballclub Paris Saint-Germain PSG (Meiler 26.2.2013). Die Tourismusbehörde Katars schloss rückwirkend ab 2012 bis 2016 einen Werbevertrag: Er bringt PSG jährlich rund 200 Millionen Euro und könnte gegen die Financial-Fairplay-Regeln der Uefa verstoßen (Ashelm 11.1.2013). „Ausgestattet mit einem Finanzpolster von 300 Millionen Euro ist PSG jetzt die fünftgrößte Finanzmacht im europäischen Fußball“ (Dupré 22.1.2013).
QSI stellte 2011 Laurent Platini ein, den Sohn des Uefa-Chefs Michel Platini, der sich nach eigenem Bekunden für die Fußball-WM in Katar 2022 eingesetzt hat (Kistner 2012, S. 302). Der katarische Fernsehsender Al-Jazeera kaufte Anfang 2012 Übertragungsrechte an der französischen Fußballiga für 240 Millionen Euro. „Die Machtübernahme in Paris durch QSI ging einher mit dem Einstieg der Sportkanal-Kette beIN Sport im vergangenen Juni, einer Tochter der katarischen Gruppe Al Jazeera“ (Dupré 22.1.2013). Und Platinis Uefa vergab die Medienrechte aller Spiele der Uefa Europa League von 2012 bis 2015 an: Al-Jazeera (Kistner 2012, S. 305).
Der frühere Präsident Nicolas Sarkozy pflegte und pflegt enge Beziehungen zu Katar: „Vor drei Jahren erhielten qatarische Investitionen in französische Liegenschaften per Parlamentsbeschluss eine Steuerbefreiung“ (Ashelm 11.1.2013). Sarkozy hielt auch eine der Auftaktreden beim Sportkongress im Dezember 2012 in Doha (Ebenda).
Thomas Kistner listete noch auf: „Qatar Sports Investments hält rund 13 Prozent  am Lagardère-Konzern, der wiederum Anteile an der Amaury Sports Organisation (ASO) hält, die unter anderem die Tour de France veranstaltet. Das Haus Amaury ist Fifa-Partner beim größten Fußballereignis außerhalb des Rasens, der Spielerwahl des Jahres, dem Ballon d’Or. Lagardère besitzt zudem die Agentur SportFive, die viele Vermarktungsrechte der Uefa hält, auch am EM-Turnier 2012. Nun sitzt Platini junior auf oberster Ebene, aufgestiegen von Lagardère zur QSI – und kümmert sich um Europa. Europas oberster Fußballsachwalter ist der Herr Papa“ (Kistner 2012, S. 303).
Qatar Sports Investment – die „Geldverbrenner von PSG“ (Burkert 1.2.2013) hat bis Ende 2012 in PSG 250 Millionen Euro allein an Spieler-Ablösungen investiert; bis 2016 soll nochmal die doppelte Summe investiert werden (SZ 1.2.2013). Im Januar 2013 verpflichtete PSG den alternden Fußballer David Beckham  – vermutlich für Millionen (SZ 1.2.2013).

Fußball-WM im Wüstenstaat
Die Fußball-WM 2022 wurde unter dubiosen Umständen ausgerechnet an den heißen Wüstenstaat Katar vergeben. Bayern-Präsident Uli Hoeneß kommentierte diese Vergabe so: “Offensichtlich hat heutzutage nur noch eine Bewerbung Erfolg, wenn zusätzlich Zahlungen unter dem Tisch gemacht werden”  (Smoltczyk 25.5.2012). Katar will für die WM 2022 die unglaubliche Summe von 140 Milliarden Dollar investieren (Ebenda). Im Oktober 2012 regte der technische Berater des katarischen Verbandes, Ronald de Boer, eine Verlegung des Turniers in den Winter an (SZ 12.10.2012).
Und schon wird 2013 gebaut: „So fällt zum Beispiel auf, wie der Wüstenstaat im Höchsttempo die Vorbereitungen für eine WM antreibt, die erst in knapp einer Dekade stattfindet. Mit der flotten Vergabe von Milliardenaufträgen, aber auch mit der mutmaßlichen frühzeitigen Umstellung des internationalen Spielkalenders für eine Winter-WM am Golf lassen sich Fakten schaffen, die für den Fall, dass Katar dereinst doch verbotener Tricksereien überführt werden sollte, eine Aberkennung des Turniers unwahrscheinlicher macht. Es stünden nämlich schon jetzt Schadensersatzfragen in Milliardenhöhe im Raum und dazu offekundig bald auch eine sportpolitische Entscheidung, die dann umständlich revidiert  werden müsste“ (Kistner 4.3.2013).
„Neun neue Stadien sollen errichtet und schon vorhandene für den Besucheransturm umgerüstet werden. In Katar ist es heiß? Kein Problem, alle Stadien sollen überdacht und mit solarbetriebenen Klimaanlagen ausgestattet werden… Die Zuschauertribünen des Stadions, das die Reisenden besichtigen, sind eigens für sie gekühlt worden, wenn auch mit fossilen Brennstoffen. Diese ungeheure Energieverschwendung stört die Zuständigen nicht: Katar verbraucht pro Kopf sehr viel mehr Energie als die USA“ (Augstein 30.4.2013).

Nachtrag zu den Aktivitäten
– Zur Ausstellung “Mythos Olympia – Kult und Spiele”: Inzwischen verzichtet die Leitung ganz auf den umstrittenen zweiten Teil der sich mit den modernen Olympischen Spielen seit 1896 bis heute beschäftigen sollte. Offizielle Begründung: Dieser würde nicht rechtzeitig fertig werden. Der zweite Teil wird dann aber nach der Berliner Station in Doha und Athen gezeigt – außerhalb deutscher Einflussnahme (zeit.de 10.5.2012).
„Nachdem jedoch der Einwand laut geworden war, es gebe in Deutschland durchaus renommiertere (wenn auch nicht ganz so steinreiche) Experten zu diesem Thema, sagte der Gropius-Bau dem Emirat wieder ab und beschränkt sich nun auf Exponate der olympischen Antike“ (Herrmann 25.8.2012).
– Zur Bewerbung Olympische Sommerspiele 2020: Nach dem internationalen Diktaturenpegel hätten eigentlich Doha/Katar und Baku/Aserbaidschan die besten Chancen haben müssen. Im Fall von Katar sprach die klimabedingt notwendige Verlegung des Spieltermins dagegen, bei Baku wurden die mäßige Infrastruktur und die fehlende Erfahrung bei Großereignissen moniert. Madrid (3. Anlauf), Istanbul (5. Anlauf) und Tokio kamen für 2020 in die engere Wahl. In Wirklichkeit bedauerte das IOC diese Wahl eher. Madrid ist klamm, Istanbul bewirbt sich zeitgleich um die Fußball-EM 2020, und Japan ist von der Atomkatastrophe gebeutelt. Da sagt man finanziell potenten Kandidaten wie Katar ungern ab: Katar wird sich natürlich weiter um Olympische Sommerspiele bewerben (reuters.vom 15.11.2012).
Der Präsident und Eigentümer des AC Mailand, Silvio Berlusconi, möchte gern den Fußballclub zumindest zum Teil verkaufen, da er 80 Millionen Euro zur Verlustdeckung 2011 aufbringen musste. Aussichtsreichster Kandidat ist der Staatsfond von Katar, dem schon der französische Spitzenclub St. Germain gehört. Interessiert ist wohl auch der russische Oligarch Oleg Deripaska (SZ 13.10.2012).
– Die Paris Saint. Germain-Investoren aus Katar blätterten 45 Millionen Euro für den brasilianischen Fußballer Lucas Moura hin: Er spielt nun für PSG (Kistner 3.1.2013).
– Das katarische Projekt „Football Dreams“ ist das „gigantischste Talentprogramm der Welt“ und soll „der größte Talentwettbewerb der Geschichte“ werden (Ashelm 11.1.2013). Eine dreiviertel Million Jugendlicher aus Asien, Afrika und Südamerika werden getestet; die besten erhalten Stipendien, eine Fußball-Infrastruktur wird mitaufgebaut (Ebenda).

Das IOC, die internationalen Sportverbände und Katar
Das IOC stoppte die Bewerbung von Doha für olympische Spiele 2020. Für Jens Weinreich hat das IOC damit ein – unfreiwilliges – Signal gesetzt: „Das Aus für Doha darf als Kulturbruch verstanden werden. Es dient der Korruptionsbekämpfung. IOC-Präsident Rogge wollte Schlagzeilen verhindern, wie sie der Fußball-Weltverband (Fifa) machte, als er die WM 2022 nach Katar vergab. Etliche IOC-Mitglieder raunten Reportern zu: Wenn Doha zur Kandidatenstadt bestimmt worden wäre, hätte Katars Hauptstadt im September 2013 auch gewonnen. Geld für den Stimmenkauf auf allen Ebenen, meist getarnt als Entwicklungshilfe, ist Dank gewaltiger Gas- und auch Öl-Vorräte reichlich vorhanden“ (Weinreich 25.5.2012).

Friedhard Teuffel schrieb zu Katar und dem IOC: “Das IOC kann eben nicht leugnen, sich in autoritären Staaten doch ganz wohl zu fühlen. Dort wird ihm noch immer der Rote Teppich ausgerollt, und das Regime erfüllt bereitwillig alle olympischen Wünsche” (Teuffel, Friedhard, Wo Olympia sich wohl fühlt, in tagesspiegel.de 25.5.2012).
„Dass der deutsche IOC-Vize Thomas Bach flötete, Doha habe ‚Potenzial für die Zukunft‘, ist eher dem Umstand geschuldet, dass Bach auf der IOC-Session im Herbst 2013, wenn der Ausrichter gekürt wird, seinerseits als IOC-Präsidentschaftsbewerber in den Ring steigen dürfte“ (Catuogno 25.5.2012). – „Einige seiner Stimmen holt Bach stets in dieser Region, in der er auch Geschäfte macht“ (Weinreich 25.5.2012).
Schließlich ist Bach nicht umsonst seit 2006 auch Präsident der Arab-German Chamber of Commerce and Industry e.V.

Ein Beispiel: Klima-Gastgeber Katar wirft Kritiker raus
„Wer protestiert, fliegt raus: Klimagipfel-Gastgeber Katar hat Aktivisten, die ein Banner entrollten, des Landes verwiesen. Bei der Verhandlungsführung zeigt der Staat diese Härte nicht – dabei müssten sich die Ölstaaten am Golf dem Klimaschutz besonders verpflichtet fühlen.
Für Mohammed A. und Raied G. endete das Abenteuer Klimagipfel plötzlich. Die beiden jungen Männer aus Algerien und Libyen wurden von Uno-Sicherheitspersonal am Donnerstag dabei erwischt, wie sie im Kongresszentrum der katarischen Hauptstadt Doha ein Banner entrollten. Die Botschaft darauf war keine ungewöhnliche. Wie so viele Klimaaktivisten forderten sie die Weltgemeinschaft auf, nach zweiwöchigem Dauerpalaver endlich nennenswerte Fortschritte zu erzielen.
Da die Protestaktion jedoch nicht autorisiert war, büßten die beiden unabhängigen Aktivisten ihre Gipfelakkreditierung ein – und flogen hochkant aus dem Kongresszentrum. Aber damit nicht genug: Ohne Akkreditierung hatten sie auch kein Visum für Katar. Die beiden Männer mussten innerhalb von 24 Stunden das Land verlassen, Polizisten im Hotel sollten dafür sorgen, dass das auch passiert“ (Schindler, Seidler 7.12.2012).

Blatter von der Fifa und der Emir von Kuwait
Einer der ehemals engsten Kumpels von Fifa-Präsident Blatter, der Kuwaiter Mohamed Bin Hammam, fiel in Ungnade, weil er versucht hatte, gegen den Fifa-Paten 2011 Fifa-Präsident zu werden. Nun sollte Bin Hammam am 19.12.2012 beim Europarat vor dem Ausschuss für Kultur und Sport zu den korrupten Geschäftspraktiken der Fifa aussagen. Diesen Termn musste Bin Hammam leider absagen. Und das am so:
In der Woche zuvor flog Blatter mal eben so zufällig zum Emir von Kuwait, Hamad bin Chalifa al-Thani nach Doha. Da einigte man sich augenscheinlich. Und am 17.12.2012 gab die Fifa bekannt, dass ihre Ethikkommission Bin Hammam erneut lebenslang für jede Tätigkeit im Fußball gesperrt habe. Und am 17.12.2012 sagte Bin Hammam seinen Besuch beim Europarat ab. (Kistner 18.12.2012). “Nun versetzt sein jäher Rückzug, rechtzeitig vor der Europarat-Anhörung, die Fifa in die komfortable Lage, den Fall abzuhaken… Dass Bin Hammam dies urplötzlich nicht mehr tut, dürfte das Resultat der Blatter-Visite beim Emir sein” (Kistner 19.12.2012).
Da mögen der Fifa-Chefermittler, Michael Garcia und der Chef der Fifa-Ethikkommission, Hans-Joachim Eckert, gestaunt haben, wie ihr Präsident die Dinge so regelt – und ganz ohne ihr Zutun!
Vermutlich hat Blatter zum Emir ein paar Andeutungen zur Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar gemacht: Und schon sprang der große Emir dem Fifa-Paten bei.

Nachtrag 1: Die Rallye Platini-Katar
Uefa-Präsident Michel Platini musste Ende Januar 2013 wieder einmal dementieren: „Zu glauben, dass meine Wahl für Katar 2022 aufgrund von Arrangements zwischen dem französischen Staat und Qatar getroffen wurde, ist nicht als reine Spekulation“ (faz.net 29.1.2013). Denn die französische Zeitung France Football hatte in einem Artikel namens „Katar-Gate“ genau darüber berichtet: „Platini habe auf Drängen das damaligen französischen Staatschefs Nicolas Sarkozy dem Wüstenstaat die Stimme gegeben“ (Ebenda) – gegen Investitionen der Katarer im französischen Fußball. (Platinis Sohn Laurent  arbeitet zudem für die Qatar Sports Investments (QSI). Nun gehört France Football zum Amaury-Konzern, „der mit der Fifa den Weltfußballer des Jahres kürt“ (Kistner 31.1.2013).
Fifa-Präsident Sepp Blatter versucht gerade, über France Football seinen Kontrahenten Platini mit der Katar-2022-Vergabe abzusägen.
Beim Abendessen am 23.11.2010 im Élysée-Palast, neun Tage vor der WM-Vergabe,  empfing der damalige Präsident Sarkozy den Emir von Katar, Scheich Hamid Al Thani, sowie die damalige Klubführung von Paris Saint Germain (PSG) – und Platini, der das Abendessen nicht bestreitet, aber seine Stimme unabhängig für Katar abgegeben haben will: „Eines Tages wurde ich von Sarkozy eingeladen, da war auch der Premier von Katar dabei. Sarkozy hat mich aber nie gebeten, Katar meine Stimme zu geben“ (Kistner 31.1.2013).
Am 2.12.2010 gab die Fifa die Wahl Katars für die WM 2022 bekannt. „Inzwischen haben die Araber PSG gekauft und viele Stars wie Zlatan Ibrahimovic in die französische Hauptstadt geholt“ (faz.net 29.1.2013). Bis 2016 will die Katar-Tourismusbehörde QTA 600 Millionen Euro investieren (Kistner 31.1.2013), 150 bis 200 Millionen Euro pro Jahr (Meiler 26.2.2013). „Fly Emirates“ steht auf der Trikotwerbung, siehe unten.
Der ehemalige Vizepräsident der Fifa, Jack Warner, deutete schon 2012 an, dass die Katarer vier Mitglieder des Fifa-Exekutivkomitees mit umgerechnet 15 Millionen Euro bestochen hätten (Ebenda).

Nachtrag 2: Emirates, sportlich
Die Fluggesellschaft Emirates gehört der Herrscherfamilie des Emirates Dubai. Auch hier überraschen die sportlichen Investitionen:
„Emirates investiert rund 3,5 Prozent ihres Umsatzes jährlich in Werbung, davon rund die Hälfte in Sponsoring-Aktivitäten. Einer Umfrage zufolge kennen bereits 30 Prozent der Deutschen die Marke ‚Emirates, nachdem es die Fluggesellschaft im Jahr 2006 schaffte, anstelle der Heimatfluglinie Lufthansa die Partnerfluggesellschaft der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland zu werden. Sponsorenverträge existieren in folgenden Bereichen:

Nachtrag 3: Gewerkschaften erkennen in Katar Sklaverei.
Sharan Burrow, die Generalsekretärin des internationalen Gewerschaftsbundes ITUC, äußerte Ende März 2013 zur geplanten Fußball-WM 2022 in Katar: “Katar ist ein Sklavenhändler-Staat. Um die Infrastruktur zu bauen, werden wahrscheinlich mehr Arbeiter sterben als die 736 Fußballer, die bei der WM auf dem Rasen stehen werden” (Fußball-WM 2022: Wieder Wirbel um WM 2022 – Gewerkschaftsbund: Sklaverei, in sueddeutsche.de 27.3.2013; Hervorhebung WZ). Gründe: “Laut ITUC herrschen in Katar für Arbeiter menschenunwürdige Zustände. Das sogenannte Visa-Sponsoring ermögliche die Auferlegung von Zwangsarbeit, da die Reisepässe der ausländischen Hilfskräfte, die meist aus Nepal oder den Philippinen kommen, von den Arbeitgebern einbehalten werden. Auch seien oftmals versprochene Leistungen und Gehaltszahlungen nicht eingehalten worden. Die Arbeiter müssten zudem in schmutzigen, überfüllten Arbeitslagern leben” (Ebenda).

Nachtrag 4: Aus der Sport– und Rüstungswelt Katar
“Der Konzern Rheinmetall hat am Dienstag Details zum umstrittenen Panzerdeal mit Katar bekannt gegeben. In den Jahren nach 2014 sollen Kampfpanzer und Artillerie-Geschütze an das Emirat geliefert werden. Zwei Monate nachdem der Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann (KMW) über den Großauftrag für 62 Leopard-2 -Panzer und 24 Panzerhaubitzen berichtet hatte, nannte der Zulieferer Rheinmetall Details zu seinem Anteil an dem umstrittenen Geschäft. Demnach wird Rheinmetall wesentliche Teilsysteme und Dienstleistungen in einem Gesamtwert von etwa 475 Millionen Euro beisteuern. Die Auslieferungen an den Systempartner KMW seien für die Jahre 2015 bis 2018 geplant” (DPA, Rheinmetall nennt Zahlen, in SZ 19.6.2013).
Kleines Preisrätsel: Wem nützt der Katar-Wehr-Sport? Dienen die Rüstungskäufe a) dem Schutz der Bevölkerung, b) dem Schutz der herrschenden Kaste des Emirs, c) der Vorbereitung auf die Fußball-WM 2022?
Bitte senden Sie uns die richtige Lösung.

Nachtrag 5: Despotenwechsel in Katar.
Katars Emir Scheich Hamad Bin Chalifa übergab am 25. Juni 2013 die Macht an seinen Sohn Scheich Tamim. “Seit dem Morgen werden die Moderatoren auf Katars Nachrichtensender al-Dschasira nicht müde, den friedlichen Machtwechsel als Modell für die arabische Welt zu preisen. Dass die Macht dabei lediglich von einem absolutistisch regierenden Monarchen auf den nächsten übergeht, verschweigen sie” (Sydow, Christoph, Gernegroß II:, in spiegelonline 25.6.2013; der Emir hat schließlich al-Dschasira 1996 selbst gegründet). Scheich Hamad bin Chalifa hat 2010 die Fußball-WM 2022 nach Katar geholt. Auch sein Sohn ist Sportsfreund. “Der neue Emir Tamim – zweiter Sohn von Hamad und seiner Zweitfrau Scheicha Mosa – hat dieses Engagement im Weltsport maßgeblich mit vorangetrieben. Schon seit 2002 sitzt er im Internationalen Olympischen Komitee, damals war er gerade 22 Jahre alt. Als Chef des Nationalen Olympischen Komitees und designierter Thronfolger hatte er großen Anteil daran, Großereignisse wie die Handball-WM 2015, die Rad-WM 2016 und die Fußball-WM 2022 an den Golf zu holen. Bis 2030, so sieht es der nationale Masterplan vor, soll Doha die Welthauptstadt des Sports werden” (Ebenda).
Michael Stephens, Wissenschaftler am Royal United Services Institute in Doha, sagt: “Die halbe arabische Welt hasst Katar” (Ebenda). – „Ein Land, das Pressefreiheit predigt und einen Dichter wegen kritischer Verse zu lebenslanger Haft verurteilt“ (Ebenda). – “Demonstranten in Libyen und Ägypten verbrennen inzwischen nicht mehr amerikanische und israelische Flaggen, sondern das rot-weiße Banner des Golfstaats. Viele Libyer und Ägypter machen Emir Hamad für die Islamisierung ihrer Gesellschaften verantwortlich. Katar gilt als Hauptfinancier der Muslimbrüder in diesen Ländern. Der islamistischen Regierung in Kairo hat das Emirat Kredite in Höhe von acht Milliarden Euro zur Verfügung gestellt” (Ebenda).

Nachtag 6: Al-Jazeera America
Seit 20.9.2013 ist der amerikanische Ableger von Al Jazeera aus Katar auch in den USA empfangbar. 900 Mitarbeiter sollen 14 Stunden Nachrichten täglich senden. Ob die Amerikaner das Angebot annehmen, ist unklar: „Schließlich haben es viele dem Sender nicht verziehen, dass er nach den Anschlägen vom 11. September 2001 fast ungefiltert Al-Qaida-Videos sendete“ (Werner 20.8.2013). Inzwischen hat der Sender seine anfängliche Unabhängigkeit von Katars Königshaus komplett eingebüßt. Der Qualitätskontrolleur Aref Hijjawi: „Derjenige, der die Party schmeißt, wählt die Musik aus“ (Avenarius 2.5.2014). – „Und die Katar-Party gibt das Herrscherhaus“ (Ebenda).

Nachtrag 7: 96 Millionen Euro für drei Jahre
Der FC Barcelona kassiert 96 Millionen Euro von Qatar Airways von 2013 bis 2016 – plus einen Bonus für den Gewinn der Uefa Champions League von fünf Millionen Euro (Barcelona kassiert fast 100 Millionen für Trikotwerbung, in spiegelonline 27.8.2013).

Nachtrag 8: Katar-Sklaven
Pete Pattisson berichtete im Guardian über die Arbeitssklaven, welche Katars FußballSportstätten für die WM 2022 errichten: Wie die nepalesische Botschaft in Doha feststellte, starben zwischen 4. Juni 2013 und 8. August 2013 mindestens 44 nepalesische Arbeiter, mehr als die Hälfte durch Herzattacken, Herzversagen oder Arbeitsunfälle. Arbeiter berichteten, dass ihnen der Zugang zu Trinkwasser verweigert wurde – bei bis zu 50 Grad Celsius. Viele Nepalesen berichteten, dass sie seit Monaten nicht bezahlt wurden, damit sie nicht weglaufen. Ram Kumar Mahara (27) berichtete, dass sie 12 Stunden durcharbeiten mussten und dann die ganze Nacht keine Nahrung bekommen hätten – 24 Stunden Hunger: “Als ich mich beschwerte, beleidigte mich mein Vorarbeiter und schmiss mich aus dem Arbeitslager, in dem ich lebte und weigerte sich, mir irgendetwas zu bezahlen. Ich musste bei anderen Arbeitern um Nahrung betteln” (Pattisson, Pete, Revealed: Qatar’s World Cup ‘slaves’, in theguardian.com 25.9.2013).
Viele Arbeiter haben riesige Schulden bei nepalesischen Arbeitsvermittlern. Die Pässe der Arbeiter werden an einigen Baustellen routinemäßig eingezogen, ohne dass ID-Cards ausgestellt würden: Damit werden diese Arbeiter zu illegalen Ausländern. Maya Kumari Sharma, nepalesische Botschafterin in Katar, bezeichnete das Emirat kürzlich als “offenes Gefängnis” (Ebenda).
Katar will im Rahmen der FußballWM 100 Milliarden Dollar in die Infrastruktur investieren: 20 Milliarden Dollar in neue Straßen, 4 Milliarden Dollar in einen Causeway zwischen Katar und Bahrain, 24 Milliarden Dollar für ein Hochgeschwindigkeitsnetz, dazu 55.000 Hotelzimmer (Ebenda).
Katar hat über 90 Prozent Anteil an ausländischen Arbeitskräften; Nepalesen stellen 40 Prozent. 2012 verließen über 100.000 Nepalesen ihr Land, um nach Katar zu gehen. Eines der ärmsten Völker der Welt (Nepalesen) wird von einem der reichsten Völker ausgebeutet – für das populärste Sportturnier der Welt (Ebenda).
Umesh Upadhyaya, der Generalsekretär der Vereinigung nepalesischer Gewerkschaften, sagte: “Jeder spricht über die Auswirkungen von Katars extremer Hitze auf ein paar hundert Fußballer. Aber alle ignorieren Elend, Blut und Schweiß der tausende ausländischer Arbeitskräfte, welche die Weltcup-Stadien bauen – in Schichten, die acht mal so lang wie ein Fußballspiel dauern können” (Ebenda. Vergleiche auch: Katar soll Arbeiter wie Sklaven halten, in spiegelonline 26.9.2013.  Die Generalsekretärin des Internationalen Gewerkschaftsbundes, Sharan Burrow, hatte bereits im März 2013 im Interview mit der Bild-Zeitung geäußert,, Katar sei ein “Sklavenhändler-Staat. Um die Infrastruktur zu bauen, werden wahrscheinlich mehr Arbeiter sterben als Fußballer bei der WM auf dem Rasen stehen werden” (“Moderne Sklaverei”, in SZ 27.9.2013). Und Besserung ist laut Burrow nicht in Sicht, wie sie im September 2013 feststellte: „Die katarischen Behörden tun in dieser Sache nichts, was Substanz hat“ (Ebenda). Azfar Khan vom UNO-Gremium Internationale Arbeitsorganisation (ILO) stellte daraufhin fest, dass Katar bei der Umsetzung der Konvention gegen Zwangsarbeit versage, die Katar 2007 unterschrieben hat. „Die Kritik Khans hat Gewicht, da der ILO-Experte während der vergangenen zwei Jahre Katar eng begleitet hat“ (Uno wirft Katar Versagen beim Kampf gegen Zwangsarbeit vor, in spiegelonline 27.9.2013). Brandan Schwab ist Asien-Chef der Fifpro, dem Dachverband der Fußballer-Gewerkschaften und sagte dem Guardian: „Wenn die Berichte stimmen, muss der Fußball reagieren“ (Ebenda). Derzeit sind 1,2 Millionen ausländische Arbeiter in Katar; im Lauf der WM-Vorbereitung sollen noch einmal 500.000 hinzukommen (Ebenda). „Die Fifa teilte zunächst via Twitter mit, sie sei ’sehr besorgt'“ (Gewerkschaft berichtet von Hunderten Toten bei WM-Vorbereitungen in Katar, in sueddeutsche.de 26.9.2013).
Zum Artikel von  Matteo Fagotto und Matilde Gattoni: GastarbeiterInnen in Katar – „Herzfehler“ auf der Baustelle in der WOZ 35/28.8.2014: hier

Nachtrag 9: Katar und der Handball-Pharao
Die Internationale Handball-Föderation (IHF) vom „Pharao“ Hassan Moustafa kassiert für die Übertragungsrechte von 2014 bis 2017 rund 100 Millionen Schweizer Franken (rund 81 Millionen Euro) – vom katarischen Sportableger von Al Dschazira, beIN Sports. General Manager von beIN Sports ist Nasser Ghanim Al-Khelaifi, der auch seit 2011 Präsident des Fußballklubs St. Germain Paris (PSG) mit dem Mehrheitseigner Qatar Sports Investment ist (Eggers, Erik, Der Scheich liebt Handball, in faz.net 27.2.2014). Dazu findet im Januar 2015 in Doha die Handball-WM statt: Hierfür wurden drei neue Arenen für über 200 Millionen Euro gebaut. Das verstärkt den Vorwurf gegen Katar: „Der Staat am Persischen Golf wolle den internationalen Sport kaufen“ (Ebenda).

Nachtrag 10: Katar in Ascot
Bis zum Sommer 2014 war beim Pferderennen in Ascot keinbe Werrbung zugelassen. Bis Qipco kam, eine Holding, die der Herrscherfamilie aus Katar gehört. Qipco wird mit seinen Schriftzügen am ersten Tag auf der Royal-Ascot-Rennwoche zu sehen sein (Werbekönige aus Katar, in Der Spiegel 10/1.3.2014).

Nachtrag 11: Deutscher Chef des Gewerkschaftsbundes gegen Katar
Besonders berüchtigt ist das in Katar und anderen arabischen Staaten geltende „Kafala-System“, wonach jeder ausländische Arbeitnehmer einen einheimischen „Bürgen“ braucht, ohne den er quasi das Land nicht mehr verlassen darf. Der Bundesvorsitzende des DGB, Michael Sommer, äußerte dazu: „Unsere Befürchtungen, was das Regime in Katar betrifft, bestätigen sich voll. Man muss Katar die WM 2022 entziehen, wenn sie an dem Kafala-System, das an Sklaverei grenzt, festhalten“ (Kistner, Thomas, Zwei Millionen an die Familie, in SZ 19.3.2014).
„Katar ist nach Luxemburg das reichste Land der Welt, aber ein Arbeiter aus Nepal darf dort nur mit 300 Euro im Monat rechnen. Damit er diese Arbeit bekommt, muss er zudem 1000 Euro Vermittlungsgebühr zahlen, er wird morgens um halb fünf zur Arbeit abgeholt und abends um sieben zurückgebracht in ein Zimmer, das er sich mitunter mit 25 Mann teilt. Der Lohn wird mal ausgezahlt, mal nicht; und schließlich gibt es das Kafala-System, das Arbeitgebern die Verfügungsgewalt über die Pässe ihrer Untergebenen sichert. Womit Letztere zu nichts anderem als zu Zwangsarbeitern werden. Sklavenähnlich gehaltene Wanderarbeiter hat Michael Sommer, der deutsche Präsident des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB), dazu gesagt. Manchmal übertreiben Gewerkschafter ja. In dem Fall ist es eine präzise Formulierung. (…) Das Organisationskomitee verweist auf eine Arbeiter-Charta, die es angeblich entworfen und mit internationalen Arbeitsorganisationen sowie Amnesty International und Human Rights Watch besprochen hat. Wenn man bei den Organisationen nachfragt, haben einige von einer Charta noch nie etwas gehört. Es gibt nur ein Papier, das die Qatar Foundation eine Stiftung der Familie des Emirs im April 2013 vorgestellt hat. Es enthält Vorschriften zu Ausbildung, Arbeitszeiten, Transport, Urlaub, Unterkünften. Die 51 Seiten lesen sich zunächst recht imponierend; sogar, dass der Weg zur Toilette maximal zehn Meter sein darf, ist dort geregelt. In Wahrheit ist dieses Papier ein Wisch. Es soll in der Welt einen seriösen Eindruck machen, mehr nicht“ (Esslinger 28.1.2014).

Nachtrag 12: Katar + Kafala = Sklavenhaltung
Besonders berüchtigt ist das in Katar und anderen arabischen Staaten geltende „Kafala-System“, wonach jeder ausländische Arbeitnehmer einen einheimischen „Bürgen“ braucht, ohne den er quasi das Land nicht mehr verlassen darf.
Tim Röhn hat in der Welt den aufschlussreichen Artikel „Rote Karte“ geschrieben. Ein Auszug daraus: „In Katar hat das Kafala-System Gültigkeit. Das ermöglicht es Firmenbossen, ihre Angestellten wie Leibeigene zu behandeln. Nicht der Staat registriert die Ausländer, sondern das katarische Unternehmen, das als Arbeitgeber fungiert. Die Firma, genannt Sponsor oder Kafeel, entscheidet darüber, wann ein Arbeitnehmer ausreisen und ob er den Arbeitgeber wechseln darf. Kurzum: Ein Mensch liefert sich einem anderen Menschen aus. Laut einer Studie der Universität Doha aus dem vergangenen Jahr mussten 90 Prozent der Billigarbeitskräfte ihren Reisepass abgeben, nur etwas mehr als die Hälfte bekam von ihrem Sponsor – wie gesetzlich vorgeschrieben – eine Krankenversicherungskarte ausgehändigt. 21 Prozent der Befragten gaben an, ‚manchmal, selten oder nie‘ pünktlich bezahlt zu werden. Die Arbeitsverträge haben in der Regel eine Laufzeit von zwei Jahren, vorzeitige Kündigung ausgeschlossen. Wer seinem Sponsor davonläuft, macht sich in Katar eines Verbrechens schuldig und wird zur Fahndung ausgeschrieben“ (Röhn, Tim, Rote Karte, in Die Welt 23.3.2014).
Der Bundesvorsitzende des DGB, Michael Sommer, äußerte dazu: „Unsere Befürchtungen, was das Regime in Katar betrifft, bestätigen sich voll. Man muss Katar die WM 2022 entziehen, wenn sie an dem Kafala-System, das an Sklaverei grenzt, festhalten“ (Kistner, Thomas, Zwei Millionen an die Familie, in SZ 19.3.2014).

Nachtrag 13: Katar-Millionen nach Paris
Eigentlich gibt es bei der Uefa das „Financial Fair Play“, das einen Finanzrahmen mit einer Schuldenbremse vorgibt. Michel Platini als Präsident der Uefa muss nun eventuell gegen den Fußballklub Paris St. Germain (PSG) ermitteln lassen: Dieser „verdankt sein erstaunliches Comeback ja einer Pipeline voller Petrodollar, die der Wüstensprengel Katar bereitstellt. Neunstellige Fantasiebeträge für absurde Werbeleistungen werden da verrechnet“ (Kistner, Thomas, Modellfall Paris, in SZ 8.4.2014). Die Gegenleistung ist lau: „QTA, das Touristen-Werbebüro für Katar, überweist jährlich 200 Millionen Euro an die Franzosen, um Werbung für einen Urlaub im Wüstensand zu betreiben. (…) Der Verdacht liegt nahe, dass der von der katarischen Investmentgruppe QSI kontrollierte Pariser Klub mit diesem Sponsoren-Vertrag die 45 Millionen Euro Schulden, die er in dieser und der nächsten Saison noch machen darf, finanzieren möchte“ (SID, Strafe angedroht, in SZ 8.4.2014). Besonders pikant für Platini: „Der Klub hängt am Finanztropf von Katar, das wiederum Platinis Sohn beschäftigt und auch sonst Papas hohe Gunst genießt: Platini hat die WM 2022 nach Katar gewählt“ (Kistner 8.4.2014). – „Frankreichs Vorzeigeklub ist vollgetankt mit Katars Gas-Millionen“ (Kistner, Thomas, Ich! Nein, ich! in SZ 5.4.2014).
Katar verdoppelt also PSG-Umsatz. Katar übernahm PSG im Sommer 2011. „Im zweiten Jahr schon investierte Katar 144 Millionen Euro in neue Spieler; der gesamte Rest der Ligue 1 wandte damals 15 Millionen auf. (…) PSG setzt jetzt 400 Millionen Euro im Jahr um. (…) Die katarische Tourismusbehörde QTA, wie QIA (katarischer Staatsfonds; WZ) ein Arm des katarischen Staates, pumpt jährlich 200 Millionen in den Verein“ (Meiler, Oliver, Schaufenster der Scheichs, in SZ 2.4.2014).

Nachtrag 14: Katar-Pferdesport
Neue Tendenz: Reiche aus Vorderasien oder Osteuropa kaufen für Millionen auf dem westeuropäischen Pferdesportmarkt die erfolgreichsten Pferde, die dann unter ungenügend qualifizierten Reitern verlieren. Einer dieser Fälle ist das Pferd Bella Donna, das Meredith Michaels-Beerbaum und einer amerikanischen Unternehmerfamilie gehörte: Um die  Jahreswende 2013/14 wurde Bella Donna für sechs bis acht Millionen Dollar nach Katar verkauft. „Kurz vorher hatte ein Milliardär aus der Ukraine öffentlich fünf Millionen Euro für Bella Donna geboten. Zu wenig. Diesen Fehler machten die Interessenten aus Katar nicht. In gummiweichem Englisch warfen sie jetzt mal andere Summen über den Tisch. Wenig später war Bella Donna verkauft. An eine der reichsten Mannschaften im internationalen Wettbewerb, finanziert von der Armee von Katar“ (Hertreiter, Laura, Ausverkauft, in SZ 7.7.2014). – „Zu Turnieren im Ausland wird sie mit eigenem Flugzeug geflogen, gemeinsam mit den anderen Pferden des Teams. Unter anderem mit einem fuchsfarbenen Wallach aus der Schweiz namens Palloubet D’Halong. Er gilt als das bislang teuerste Springpferd der Welt – mehr als 13 Millionen Euro soll die Armee bezahlt haben. Bella Donnas Preis wird von Fachleuten auf eine Summe zwischen sechs und acht Millionen geschätzt – für ein Pferd, das ab dem zehnten Lebensjahr mit jeder Saison an Wert verliert (…)  Für erfolgreiche Pferde aus Deutschland wird gerade so viel Geld ausgegeben wie nie zuvor. Innerhalb weniger Monate wechselten vier der besten deutschen Springpferde in die USA, die Ukraine und nach Katar (…) Vor wenigen Jahren investierte Saudi- Arabien aus einem Fonds rund 50 Millionen in den Kauf von Pferden und gewann bei den Olympischen Spielen in London Bronze. Katar will Ähnliches schaffen, drei Teams trainieren für den Spitzensport“ (Ebenda). – „Das Team der Ukraine etwa wurde vom Erdgas-Milliardär Alexander Onitschenko aufgebaut. ‚Reit-Abramowitsch‘ tauften ihn die Medien, nachdem er 2005 begonnen hatte, Pferde, Reiter, Trainer und einen Turnierstall in Niedersachsen zusammenzukaufen. Die Mannschaft landete nur ein Jahr später bei der WM in Aachen aus dem Nichts auf dem vierten Platz. Mit zwei deutschen, zwei belgischen Reitern sowie einem aus der Schweiz – alle rasch ausgestattet mit ukrainischen Pässen. Vor einigen Monaten kaufte Onitschenko den Erfolgshengst aus dem Emsland. Dessen Reiter engagierte er als neuen Trainer. Mit seinem Fünf-Millionen-Gebot für Bella Donna aber blitzte er ab“ (Ebenda).

Nachtrag 15: Katar-Kontrolleure verschwunden
Die Organisation Global  Network for Rights and Development (GNRD) gab bekannt, es seien zwei Briten „nach Begutachtung der Arbeitsverhältnisse auf den Baustellen der WM-Stadien für 2022 verschwunden und möglicherweise festgenommen worden“ (Kontrolleure verschwunden, in SZ 5.9.2014). Die katarische Regierung bestätigte, dass die zwei Briten am 31.8.2014  festgenommen wurden und etwa eine Woche in Haft waren (Wieder frei, in SZ 10.9.2014). – „Katars Regierung hatte am vergangenen Sonntag die umstrittene Verhaftung mit einwöchiger Verzögerung bestätigt. Als Begründung nannte das Außenministerium Verstöße der Festgenommenen gegen nationale Gesetze“ (Katar lässt britische Menschenrechtler frei, in spiegelonline 9.9.2014).

Nachtrag 16: Emir Tamim Bin Hamad al-Thani in Berlin
Katar ist nicht nur an Hochtief, Volkswagen und der Deutschen Bank beteiligt. Es bezog im ersten Halbjahr 2014 von der deutschen Rüstungsindustrie Waffen im Wert von 635 Millionen Euro, darunter 62 „Leopard“-Kampfpanzer und 24 Panzerhaubitzen. Katar bestreitet, den „Islamischen Staat“ (IS) zu unterstützen. Zweifelsfrei unterstützt das Emirat aber die palästinische Hamas. Heikel: „Katar ist einer der weltgrößten Produzenten von Flüssiggas. Weil Deutschland intensiv nach Alternativen zum Erdgas aus Russland sucht, ist ein gutes Verhältnis zu dem Golfstaat auch energiepolitisch wichtig“ (Gebauer, Matthias, Sydow, Christoph, Der zwielichtige Scheich besucht Berlin, in spiegelonline 17.9.2014). Der Emir zur WM 2022: „Wir sind verwundert darüber, dass einige glauben, wir hätten die Ehre der Fußball-Weltmneisterschaft nicht verdient“ (Balser, Markus, Die Wut des Emirs, in SZ 19.9.2014).

Nachtrag 17: WM 2022 in Katar – oder nicht
Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, ist auch Vorsitzender der European Club Association (ECA), welche die Interessen der europäischen Fußballvereine gegenüber Fifa, Uefa und der europäischen Politik vertritt. Eine Verlegung der WM 2022 muss eng mit der ECA in Genf aufgrund der Spielpläne auf Widerstand. Die Fifa schließt eine Verlegung auf Januar und Februar 2023 grunsätzlich aus: „Katar habe den Zuschlag für 2022 bekommen, deshalb müsse das Turnier entweder zu Beginn oder am Ende jenes Jahres stattfinden“ (Teevs, Christian, Rummenigge warnt vor Winter-WM, in spiegelonline 9.9.2014). Anfang 2022 finden die Olympischen Winterspiele statt: „Die Fifa dürfte sich kaum mit dem IOC anlegen und eine Überschneidung riskieren“ (Ebenda). Das deutsche Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees, Theo Zwanziger, hält eine WM 2022 in Katar für eher unwahrscheinlich. So gefährde die Hitze nicht nur die Spieler, sondern auch die Fans. „Der erste lebensbedrohliche Vorfall würde sofort zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen führen. Das würde niemand im Fifa-Exko verantworten wollen“ („Die WM wird nicht in Katar stattfinden“, in spiegelonline 22.9.2014). Die Fifa deklarierte Zwanzigers Aussagen als „persönliche Meinung“ (Ebenda).

Nachtrag 18: Nordkorea, Blatter, Katar und der Sklaven-Sport
„Tausende von Wanderarbeitern aus Nordkorea schuften seit Jahren auf Baustellen in Katar – praktisch ohne Bezahlung. Sie werden in den neuen Vierteln eingesetzt, die 2022 das Herzstück der umstrittenen Fußball-WM bilden sollen. Nach einem Bericht des ‚Guardian‚ sind die Männer so etwas wie ’staatlich geförderte‘ Sklaven. ‚Wir sind hier, um Devisen für unsere Nation zu verdienen‘, sagte ein nordkoreanischer Arbeiter der Zeitung. (…) In der weitläufigen Baustelle von Lusail City, wo die Nordkoreaner eingesetzt werden, nördlich der Hauptstadt Katar, seien vier Großbaustellen, sagte ein nordkoreanischer Arbeiter. In der Planstadt soll 2022 auch das WM-Finale stattfinden. (…) Aidan McQuade, Direktor von Anti-Slavery International, der ältesten Menschenrechtsorganisation der Welt, sprach von ‚moderner Sklaverei‘. Schätzungen zufolge arbeiten in Katar mehr als 3000 Nordkoreaner“ (Nordkoreaner schuften als Staats-Sklaven auf Baustellen, in spiegelonline 8.11.2014; Hervorhebung WZ). Weltweit sollen über 65.000 Nordkoreaner als Sklaven arbeiten, vornehmlich in Russland (WM 2018???), China, Mongolei und dem Mittleren Osten (Pattisson, Pete, North Koreans working as ’state-sponsored slaves‘ in Qatar, The Guardian 7.11.2014).

Nachtrag 19: Der Sport ist „unpolitisch“
Die Kurzbahn-WM im Schwimmen findet vom 3.-7.12.2014 in Doha/Katar statt. Ägypten hat seine Mannschaft zurückgezogen, weil Katar die Moslem-Bruderschaft unterstützt. Am ersten November-Wochenende hatten bereits die Vereinigten Emirate ihr Handballteam von der Handball-WM 2015 in Katar zurückgezogen (Krüger, Paul-Anton, Mölter, Joachim, Abberufen aus Doha, in SZ 13.11.2014). Die Internationale Handball-Föderation (IHF) steht vor der Schwierigkeit, dass der Zweit- und der Viertplatzierte der Asienmeisterschaft zurückgezogen haben. Südkorea würde als Fünftplatzierter nachrücken. Der sechstplatzierte wäre Saudi-Arabien, auch ein Gegner der Politik Katars, wie der Nächstplatzierte, das Sultanat Oman. Am 21.11.2014 will die IHF das Procedere entscheiden.
IHF-Präsident und Handball-„Pharao“ Hassan Moustafa aus Ägypten gerät nun in Schwierigkeiten: „Erst im Frühjahr unterzeichnete er einen globalen Fernsehvertrag mit der Al-Jazeera-Tochter beIN Sports, welcher der IHF ist 2017 angeblich rund 81,5 Millionen Euro einbringt“ (Ebenda).

Nachtrag 20: Katar gewinnt Leichtathletik-WM
Der Weltverband für Leichtathletik (IAAF) hat am 18.11.2014 die WM 2019 an Katar vergeben. Im Vorfeld hatten Amnesty International und Human Rights Watch angesichts der menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen für Gastarbeiter in Katar protestiert (Gernandt, Michael, Erneut fette Beute, in SZ 19.11.2014). Wie kam es zur Vergabe nach Katar? „Doha offerierte ein Sponsorenpaket in zweistelliger Millionenhöhe und eine Spende für Kunststoffbahnen zugunsten des IAAF-Entwicklungsprogramms“ (Ebenda). Genauer: 30 Millionen Dollar (24 Millionen Euro) kommen von einer Bank aus Katar, die damit IAAF-Sponsor  wird. Sieben Millionen Dollar (5,5 Millionen Euro) gehen in das Kunststoffbahn-Programm (Rowbottom, Mike, IAAF claim Doha’s $37 million offer in 2019 World Championship bid was legal and within guidelines, in indsidethegames.biz 20.11.2014). – „Die Katarer hatten auf den letzten Drücker auch ein attraktives sogenanntes ‚incentive‘ – einen nicht nur in der IAAF üblichen Extraanreiz – ausgelobt. Ein auf fünf Jahre angelegtes Sponsoringpaket mit einem Volumen von rund 30 Millionen US-Dollar sowie das Versprechen, Leichtathletik-Entwicklungsländern zehn Tartanbahnen zu stiften. Wer mochte da noch Nein sagen? 15 der 27 Council-Mitglieder jedenfalls nicht“ (Hungermann, Jens, Geld ist eben doch alles, in welt.de 290.11.2014).
Der (skandalöse) IAAF-Präsident Lamine Diack freute sich grenzenlos: „Ich bin mir sicher, dass wir in Doha eine wundervolle Ausgabe der Weltmeisterschaft haben werden. (…) Das waren die besten Präsentationen, die wir je hatten“ (Doha to host the 2019 IAAF World Championships, in iaaf.org 18.11.2014). Die WM findet üblicherweise im August statt.
Da ist es, wie man seit der Bew


Kritisches Olympisches Lexikon - Sach- und Personenregister: (274 Einträge, wird laufend aktualisiert und ergänzt)
Ablasshandel - Adidas - Afrika-Cup 2015 - Al Khalifa, Salman - Al-Sabah, Ahmed Al-Fahad Al Ahmed - Alleinstellungsmerkmal - Almaty 2022 - Amateursportler - Armstrong, Lance - Artiade - Aserbaidschan-Sport - Athletenvereinbarung - Audi - Bach, Thomas - Bahrain-Sport - Barcelona, Olympische Sommerspiele 1992 - Beckenbauer, Franz - Beilschmidt, Rolf - Berliner Doping-Studie - Biathlon - Blatter, Sepp - Bogner, Willy - Boston 2024 - Boston 2024 - Brasilien 2013 - Brasilien Juni 2013 - Brot und Spiele - Brundage, Avery - Bubka, Sergej - Buenos Aires 9/2013 - Court of Arbitration for Sport (CAS) - Chowdhry, Anwar - CO2-Biographie - CO2-Neutralität - Coca-Cola - Coe, Sebastian - Dassler, Adolf - Dassler, Horst - Daume, Willi - Defizitgarantie - Deloitte - Deripaska, Oleg - Deutsche Sportärzte - Deutsche Sporthilfe - Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS) - Deutscher Alpenverein, olympisch - Deutsches "Sommermärchen" 2006 - DFB gegen Galopprennbahn - Diack, Lamine - Diem, Carl - Discovery - Donike, Manfred - Doping - Doping Russland (I): IAAF etc. - Doping Russland (2): Die Wada-Untersuchung - Doping Russland (3): Rodtschenkow und Sotschi 2014 - Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) - Dow Chemical - Eishockey-WM 2014 - Eishockey-WM 2014 beim Diktator - Elite - Eliteschulen des Sports - European Games 2015 - European Games 2019 - Eurosport - Event - Fackellauf - "Fancy Bears" - Fasel, René - Fernsehrechte - Fifa - Fifa-Eckert-Report - Fifa-Kunstrasen - Formel-1-Gelder - Franke, Andreas - Frühinvaliden - Fußball - Gazprom - Gazprom-Chronik (3): 9 - 10/2014 - Gazprom-Chronik (4): 11/2014 - 12/2015 - Gazprom-Chronik (6) 07 – 12/2017 - Gazprom-Chronik (2): 1/2013 - 8/2014 - Gazprom-Chronik (1): bis 31.12.2012 - Gazprom-Chronik (5): 01/2016 bis 06/2017 - Gazprom NTW - Gendoping - Graubünden 2022 - Greenwashing - Grüne Spiele - Grünes Erbe - Guelfi, André - Hall of Fame/Shame - Halt, Karl Ritter von - Hamburg 2024 - Hamburg-Berlin 2024 (2) 7-8/2014 - Hamburg-Berlin 2024 (3): 9-10/2014 - Hamburg-Berlin 2024 (4):11/2014 - 3/2015 - Hamburg-Berlin 2024 (1) bis 6/14 - Handball-WM 2015 - Hasan, Mohamad Bob - Havelange, João - Hayatou, Issa - Heinrich, Lothar/Schmid, Andreas - Hickey, Patrick - Hill & Knowlton - Hodler, Marc - Hörmann, Alfons - Hollmann, Wildor - Hooligans - Fußball-EM 2016 etc. - Host Broadcasting Services (HBS) - Host City Contract 2018 - Host City Contract 2022 - Huber, Georg - Immo-Welt 2018 - Infantino, Gianni - Infront - Innsbruck 2026 - International Association of Athletics Federations (IAAF) - International Biathlon Union - Internationale Sportverbände - Internationale Sportverbände und Diktaturen - International Olympic Committee (IOC) - IOC und Diktaturen - ISL / ISMM - Jahn, Matthias - Kasper, Gian Franco - Katar-Sport - Keul, Joseph - Kim Un Yong - Kindermann, Wilfried - Klümper, Armin - Korruption - Kosten Olympischer Spiele - Krümmel, Carl - Landessportbund Thüringen - Lee Kun Hee/Samsung - Leichtathletik-Weltmeisterschaften-Ausverkauf - Leichtathletik-WM 2015 in Peking - Leuchtturm-Projekt - Lewald, Theodor - London 2012 - Lukaschenko, Alexander - Machbarkeitsstudie - Makarow, Igor - Masse, Die - McDonald’s - McLaren-Report II: Russisches Systemdoping - McQuaid, Pat - Mecklenburg, Adolf Friedrich zu - Meldonium - Mengden, Guido von - Motorsport - Moustafa, Hassan - München 2022 - Multi Party Agreement - MUNICH MASH - Nachhaltigkeit - Nagano 1998 - Naturschutz versus "Natursport" - National Broadcasting Company (NBC) - Nebiolo, Primo - Neckermann, Josef - Neuendorff, Edmund - NS-Sportfunktionäre - Nuzman, Carlos - Nyangweso, Francis W. - Öko-Institut - Ökologische Milchbubenrechnung - Ökologisches Blabla - Oligarchen-Sport - Olympic Agenda 2020 - Olympic Broadcasting Services (OBS) - Olympic Channel - Olympische Charta - Olympische Familie - Olympische Jugendspiele - Olympische Prostitution - Olympische Ringe - Olympische Sommerspiele Berlin 1936 - Olympische Spiele - Olympischer Kongress, Beispiel Paris - Olympischer Orden - Olympischer Zaun - Olympisches Dorf München 2018 - Olympisches Erbe - Olympisches Motto - Olympisches Museum - Olympisches Vermächtnis - Oslo 2022-Bewerbung - Panama Papers und der Sport - Paris 2024/Los Angeles 2028 - Park Yong-Sung - Peking 2022 - Pferde-Sport - Planersprache - Polizeieinsätze in Fußballstadien: Die Kosten - Profisport-Funktionäre - Public Viewing - Putin-Russland - Putin, Wladimir - Pyeongchang-Bewerbung - Rachimow, Gafur - Radmann, Fedor - Red Bull - Reichenau, Walter von - Reichssportfeld - Ringier - Rogge, Jacques - Rosell, Sandro - Rotenberg, Arkadij, Boris - Russland in Rio 2016: Ja oder Nein? - Salt Lake City - Samaranch, Juan Antonio - Samsung - Scharapowa, Maria - Schladming 2013 - Schneekanonen - Sicherheit - Siemens olympisch - Sky TV - Sotschi 2014/I - Sotschi 2014/IV - Sotschi 2014/II - Sotschi 2014/III - SPD und München 2022 - Sponsoren - Sponsoring - Sport - Sportpalast-Architekten - Sport-Demokratur - sport intern - Sport ist politisch - Sport-Paläste - Sport-Pharaonen - Sportausschuss Bundestag - Sportbericht der Bundesregierung - Sportindustrie - Sportjournalisten - Sportsender ARD/ZDF - Sportsoldaten - Sprüche des Tages - St. Moritz 2022? - Stadtratsbeschluss 6.10.2010 - Takac, Artur - Takac, Goran - Tarpischtschew, Schamil - Techno-Doping - Therapeutic Use Exemptions - Timtschenko, Gennadij Nikolajewitsch - Tokio 2020 - Totalitärer Sport-Terminkalender - Tröger, Walther - Tschammer und Osten, Hans von - Tsutsumi, Yoshiaki - Ude, Christian - Union Cycliste Internationale (UCI) - UV-Blutdoping Erfurt - Vancouver 2010 - Vazquez Rana, Mario - Verbruggen, Hein - Vertrag mit der Olympia-Gastgeberstadt - Vesper, Michael - VIP-Logen - Weber, Jean-Marie - "Weltbild" von Fifa/ Uefa - White Elephants - Wintersport und Klimaerwärmung: 2013/2014 - Wintersport und Klimaerwärmung: 2014/2015 - WBA-Institute - Witt, Katarina - Wolfarth, Bernd - X Games - Zucker -

Ausgewählte Fachliteratur