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München 2022, 2026, 2030…

 
Zuletzt geändert am 18.10.2012 @ 11:36

Was soll “München PRO 2022″?
Am 10.10.2012 stellte der Münchner CSU-Stadtrat Mario Schmidbauer (ohne Absprache mit der CSU-Fraktion und nicht als Stadtrat, sondern als Bürger) seine Pläne für ein Bürgerbegehren in München und Garmisch-Partenkirchen “PRO Olympische Winterspiele 2022″ vor. Unterstützer seien “Sportvereine und Leute aus der Industrie” (Lode, Silke, Mayer, Christian, Neuer Anlauf für Olympia, in SZ 11.10.2012). Schmidbauer müsste dafür in München 34.000 Stimmen sammeln.
“Die treibenden Kräfte hinter der gescheiterten Olympiabewerbung für 2018 wirkten im Vorfeld nicht begeistert” (Ude kündigt Bürgerentscheid an, in br.de 17.10.2012).
Die Wahl des IOC-Präsidenten (mit dem Kandidaten Thomas Bach) ist Mitte September 2013. Die Bewerbung für 2022 muss beim IOC spätestens bis 14.11.2013 eingereicht werden: Die Zeitspanne dazwischen sei für ein Bügerbegehren zu kurz. Schmidbauer: “Fast 700.000 Münchner treiben Sport, es gibt 700 Vereine… Die Bürger haben Lust darauf” (“Ohne Bürgerentscheid ist Olympia 2022 gescheitert, in Münchner Merkur 17.10.2012)
Die Bürger werden zwischen dem grenzenlos geförderten olympischen Spitzensport und dem darunter leidenden Breitensport zu unterscheiden wissen!
Einr Richtigstellung im Münchner Merkur ergab dann 480.000 Münchner, die in 634 Sportvereinen organisiert sind: Zum Unterstützerteam von Pro22 gehört auch Hans Ulrich Hesse, der Münchner “Präsident” im Bayerischen Landessportverband (Olympia 2022: “Fatal, wenn sich München nicht bewirbt”, in Münchner Merkur 17.10.2012).
Vielleicht sollte sich Herr Hesse daran erinnern, dass anlässlich London 2012 Unsummen in den englischen Leistungssport gepumpt wurden – und die Schulsport-Stunden zusammengestrichenn wurden! Nachzulesen hier
Übrigens gehört zum Unterstützerteam von München Pro22 Knut Föckler, der Vorstandsvorsitzende des gemeinnützigen Fördervereins KEINE MACHT DEN DROGEN e.V.: Ob er weiß, mit wem er sich da beim Spitzensport einlässt – siehe Bronzemedaillengewinner Lance Armstrong!
Der München-2018-Fan Peter Fahrenholz unterstützte sofort München 2022 im SZ-Kommentar: “München sollte seine Chance wahren” (Die Chance wahren, in SZ 11.10.2012). Der stellvertretende Geschäftsführer des Olympiaparks, Arno Hartung, signalisierte ebenfalls Zustimmung: “Jede Initiative, die in Richtung einer neuen Bewerbung geht, ist interessant” (Sportpolitik – Olympia: München: Stadtrat will Bürgerbegehren für Olympia, in sueddeutsche.de 10.10.2012). Auch der bayerische “Sportminister” Ludwig Spaenle begrüßte die Initiative (Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Pressemitteilung Nr. 247, 11.10.2012).
Der Garmisch-Partenkirchner Bürgermeister Thomas Schmid würde mitziehen (Garmisch unterstützt Olympia-Entscheid, in SZ 12.10.2012). Als günstigen Termin sieht Schmid März oder April 2013 an, da dann das Neujahrsspringen, die Special Olympics und die Weltcuprennen den Boden bereitet hätten. Schmid hofft auch noch auf die bei München 2018 geplanten Straßenbauten: “Die Einstellung der Bauarbeiten am Kramertunnel und bei der Ortsumfahrung Oberau habe einigen die Augen geöffnet” (Reinbold, Peter, Schmid empfiehlt das Ratsbegehren, in Garnisch-Partenkirchner Tagblatt 15.10.2012).
Würden die Wassereinbrüche am Kramertunnel schlagartig aufhören, wenn München 2022 käme?

Wer ist unter anderem dagegen?
DOSB-Präsident Bach: Er möchte im September 2013 IOC-Präsident werden. Der DOSB hat am 3.12.2011 beschlossen, von einer Münchner Kandidatur 2022 abzusehen.
– Die Münchner CSU-Stadtratsfraktion lehnt ein Ratsbegehren für München 2022 ab (CSU verzichtet auf Ratsbegehren, in SZ 16.10.2012).
– Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer ist/war ebenfalls gegen ein Bürgerbegehren. Interessante Begründung eines Sprechers der Staatskanzlei: “Es gibt eine genaue Schrittfolge, und die heißt: Zunächst muss sich der Sport entscheiden, dann die Kommune, dann müssen die Bürger befragt werden, und  dann steht die Politik inklusive des Freistaats in der Verantwortung, das Ganze  anzuschieben” (Seehofer gegen Olympia-Bürgerbegehren, in SZ 17.10.2012).
Zwei Bemerkungen: Diese Reihenfolge ist zwar anders als  bei München 2018, wo im Hinterstübchen die Bewerbung ausgemauschelt wurde. Aber der Sport hat das Primat der Entscheidung, ohne finanzielle Beteiligung: Die Rechnung muss der Steuerzahler tragen.
Am Mittwoch (17.10.), einen Tag später, machte Seehofer dann im Bayrischen Landtag den “Seehofer” und hielt es nun für richtig, “zu einem sehr frühen Zeitpunkt die Bevölkerung zu fragen und nicht am Ende des Verfahrens” (Hutter, Dominik, Lode, Silke, Müller, Frank, Ude will Ratsbegehren 2013, in sueddeutsche.de 17.10.2012).
Hallo, ihr diversen Fraktionen der Olympiafreunde München 2022: Ihr verwirrt die interessierte Öffentlichkeit dermaßen, dass inzwischen schon renommierte Presseorgane bei Nolympia anrufen, um nachzufragen, was bei euch eigentlich los ist! Woher sollen wir das wissen?
– OB Ude: Er möchte im September 2013 bayerischer Ministerpräsident werden und bezeichnete Schmidbauers Vorgehen als “bloße Wichtigtuerei” (Ude noch gegen Bürgerbegehren, in focus.de 10.10.2012). “Ein Bürgerbegehren zum jetzigen Zeitpunkt würde deshalb überhaupt nichts positiv bewirken, aber sehr wohl Schaden stiften” (Ude kritisiert Bürgerbegehren für Olympia 2022, in welt.de 10.10.2012). Zum Stimmensammelln sagte er: “Ich wette, dass das im April und Mai (2013) noch nicht geschafft ist” (“Ich verstehe überhaupt nicht, warum der Bewerbungsprozess zersplittert werden soll”, Gespräch mit Moritz Küpper in dradio.de 13.10.2012). Siehe auch unten – zum 10.11.2013.
– SPD-Fraktionsvorsitzender Alexander Reissl: “Es macht keinen Sinn, die Bürger zu befragen, wenn unklar ist, ob der DOSB eine Münchner Bewerbung will” (Stuhlweissenburg, Bettina, Bürgerbegehren für Olympiabewerbung, in merkur-online.de 11.12.2012). Reissl fügte noch an: “Es gibt viele Leute, für die sind Olympia und das IOC so etwas wie die dritte Startbahn” (Lode, Silke, Der olympische Wahlkampf, in SZ 15.10.2012).
Die Grünen-Fraktionschefin im Münchner Stadtrat, Gülseren Demirel äußerte klar: “Wir wollen keine weitere Olympia-Bewerbung” (Lode, Silke, Mayer, Christian, Neuer Anlauf für Olympia, in SZ 11.10.2012).
NOlympia ist natürlich genauso gegen München 2022 (und München 2026, 2030…) wie gegen München 2018.

Eine OnlineUmfrage des Münchner Merkur erbrachte am 12.10.2012 folgendes Ergebnis:
22,3 Prozent Zustimmung, 5 Prozent Skepsis, 72,7 Prozent Ablehnung (Bürgerbegehren für Olympiabewerbung, in merkur-online.de 11.12.2012).

Demokratische Illusion Bürgerbegehren
Im Fall eines Bürgerbegehrens über Olympische Spiele herrscht keine Chancengleichheit zwischen Befürwortern und Gegnern – im Gegenteil. Das hat das Bürgerbegehren im Frühjahr 2011 in Garmisch-Partenkirchen gezeigt, :
– Die beiden Wintersportvereine haben extrem mobilisiert.
– Die Wirtschaft hat viel Geld in die Öffentlichkeitsarbeit gepumpt.
– Fast alle Ratsmitglieder waren dafür, fast alle Parteien.
– Die Stadt hat personelle und finanzielle Hilfestellung geleistet.
– Der Freistaat hat ebenfalls Unterstützung geleistet.
– Als Konsequenz überstiegen die materiellen und personellen Möglichkeiten der Befürworter die der Gegner um ein Mehrfaches.
– Das Ergebnis war trotzdem sehr knapp…
– Die Printmedien standen bei München 2018 mehrheitlich auf Seiten der Befürworter, ebenso das Fernsehen – mit einigem Druck von oben.
Auch in München ist die Sport-Basis groß: “München ist eine Stadt des Sports, mit hunderten Sportvereinen, mit hunderttausenden begeisterten Sportlern, die solch ein Vorhaben unterstützen und dafür werben könnten” (Schäfer, Ulrich, Bewegung von unten, in SZ 15.10.2012). Und so schreibt der Kommentator in der SZ, man könne Mario Schmidbauer “nur eine glückliche Hand wünschen” (Ebenda).
Es ist unlauter, hier mit “Demokratie” zu argumentieren oder mit dem wahren und wirklichen Willen der Bürger, wenn in der Realität Manipulationsmöglichkeiten und die Ungleichheit der Voraussetzungen reichlich vorhanden sind und auch ausgenutzt werden. Wie und wer soll die Sportbegeisterten  informieren, dass Olympische Spiele vor allem den Spitzensport fördern und den Breitensport eher benachteiligen, dass die ökologischen Schäden untragbar und die ökonomischen Kosten nicht vertretbar sind?

Olympische Spaltung
Die Befürworter Olympischer Winterspiele 2022 in München sind gespalten. Stadtrat Schmidbauer (CSU, München Pro 22) kündigte am 17.10.2012 den Beginn des Stimmensammelns an und will bis 15. Januar 2013 die nötigen 35.000 Stimmen für ein Bürgerbegehren zusammenhaben und über dieses dann im März oder April 2013 abstimmen lassen.
OB Ude kündigte einen Bürgerentscheid für den 10. November 2013 an – vier Tage vor der Entscheidung des IOC in Kuala Lumpur (Ude kündigt Bürgerentscheid an, in br.de 17.10.2012).
Was wohl der Bürger darüber denkt?

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