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Lee Kun Hee/Samsung

 
Zuletzt geändert am 15.09.2017 @ 17:26

Lee Kun Hee und Samsung
Lee Kun Hee (*1942) ist der reichste Mann Südkoreas und war von 1987 bis 2008 und wieder ab 2010 Chef des Mischkonzerns und IOC-Topsponsors Samsung. „Sein Vater hatte einst gesagt, Samsung werde Gewerkschaften ’nur über meine Leiche‘ anerkennen. Bis heute wirft man Samsung vor, sich über Arbeitnehmerrechte hinwegzusetzen“ (Martin-Jung, Neidhart 13.5.2014). – „Das Arbeitspensum bei Samsung ist hoch. Mancher vergleicht das Regiment des Konzernlenkers Lee Kun Hee gar mit dem Gebaren eines Diktatoren“ (Bernau, Hauck 9.1.2013).
„Von den 1960er- bis in die 1980er-Jahre steckten die Chaebol mit der von Parks Vater Park Chung-hee begründeten Militärdiktatur unter einer Decke. Die Regierung plante zusammen mit ihren Bossen, in welche Wachstums-Industrien sie investieren sollten und bot ihnen Startkapital. Sie garantierte ihnen den Inlandsmarkt, unterdrückte den Wettbewerb und die Gewerkschaften. Dafür produzierten die Chaebol Wachstum. Und durften sich über die Gesetze hinwegsetzen. 1987 stürzten die Studenten die Diktatur, seither ist Korea eine Demokratie und ein Rechtsstaat“ (Neidhart 17.1.2017). Im August 1996 wurde er zum ersten Mal in Seoul wegen Bestechung in Höhe von umgerechnet rund 23 Millionen Euro zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt: Der Großteil des Geldes war an die damaligen südkoreanischen Diktatoren Chun Doo Hwan und Roh Tae Woo geflossen. Schon 1997 wurde Lee Kun Hee von der Regierung begnadigt.
„Die Chaebol sehen sich jedoch bis heute als Elite, die mehr darf. Sie ziehen noch immer die Fäden und setzten sich über die Gesetze hinweg. Im Jahre 2008 verurteilte ein Bezirksgericht Lees Vater Lee Kun-hee zu drei Jahren Gefängnis. Der Alte hatte schwarze Kassen geführt und damit Staatsanwälte, Richter und Politiker bestochen. Ein Ex-Mitarbeiter behauptete, er habe außerdem acht Milliarden Euro auf private Konten geschaufelt. Lee ignorierte das Urteil einfach. Wenig später begnadigte ihn Präsident Lee Myung-bak: Der Samsung-Boss sei zu wichtig für Korea, seine Wirtschaft könne es sich nicht leisten, ihn aus dem Verkehr zu ziehen, so der Präsident. Zudem hätte Lee als Verurteilter seinen Sitz im Internationalen Olympischen Komitee verloren“ (Neidhart 17.1.2017).
2008 wurde Lee wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuung zu drei Jahren Gefängnis auf Bewährung und umgerechnet 109 Millionen Dollar Strafe verurteilt; bereits 2010 begnadigte ihn der Staatspräsident (Wagner 30.4.2012): Lee wurde für die Bewerbung Olympische Winterspiele Pyeongchang 2018 benötigt, siehe unten.
Lee kehrte im April 2010 wieder an die Konzernspitze des Samsung-Konzerns zurück. Anfang Dezember 2010 machte er an seinen Sohn Lee Jay Yong zum Präsidenten von Samsung Electronics; seine Tochter Lee Boo Jin übernahm die Spitzenposition in weiteren Firmen (Wagner 30.4.2012).

Lee Kun Hee und das IOC
Lee wurde 1996 vom damaligen IOC-Präsidenten Samaranch zum IOC-Mitglied ernannt und blieb dies bis 2008; seit Februar 2010 ist er erneut IOC-Mitglied.
Lee spendete zwei Millionen Dollar für Samaranchs Olympisches Museum und wurde 1991 Träger des Olympischen Ordens. Er hat über Samsung die südkoreanischen Olympia-Bewerbungen von Seoul (1988) und Pyeongchang (2010, 2014 und 2018) finanziert: Die drei Pyeongchang-Bewerbungen sollen etwa 150 Millionen Dollar gekostet haben
Der Samsung-Konzern wurde in Seoul 1988 ein Nationaler Sponsor und 1997 einer der Hauptsponsoren des IOC im TOP-IV-Programm (1997–2000). Dieses Engagement kostete den Konzern 45 Millionen Dollar. Das IOC hat 2007 den Sponsorenvertrag mit Samsung bis 2016 verlängert – für 100 Millionen Dollar.

Pyeongchang 2018
2008 legte Lee Kun Hee seine IOC-Mitgliedschaft wegen der Anklage zur Steuerhinterziehung und Veruntreuung nieder. Die Begnadigung durch den südkoreanischen Staatschef erfolgte, da er dringend für die (dritte) Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang benötigt wurde. Anfang Februar 2010 erhielt Lee auch seinen IOC-Sitz postwendend zurück. Die offizielle, etwas merkwürdige Begründung des IOC lautete: „In der Begnadigung durch die Regierung wurde Pyeongchang nicht erwähnt.“
Am 6.7.2011 konnte er in Durban beim IOC-Kongress die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2018 nach Pyeongchang feiern. Ob dies in Zusammenhang mit der Einflussnahme koreanischer Konzerne im November 2010 auf Internationale Sportverbände und IOC-Mitglieder stand, kann nur vermutet werden.
Mittlerweile ist der 72jährige im Jahr 2014 schwer herzkrank und muss wohl demnächst als Konzernchef zugunsten seines Sohnes Lee Jae Yong zurücktreten (Martin-Jung, Neidhart 13.5.2014). Seit Sommer 2014 liegt Lee Kun-Hee im Koma (Neidhart 17.1.2017).

Nachtrag 2012:
Samsung erwirtschaftet mit 344.000 Mitarbeitern ein Fünftel des gesamten Bruttoinlandsproduktes von Südkorea und machte 2010 einen Umsatz von 220 Milliarden Dollar bei 21,2 Milliarden Dollar Gewinn (Wagner 30.4.2012). Lee Kun Hee ist mit einem Vermögen von mehr als sieben Milliarden Dollar der reichste Südkoreaner (Bernau 18.1.2012). „Jedes zweite verkaufte Smartphone stammt inzwischen von dem Unternehmen“ (Bernau, Hauck 9.1.2013). 2014 lag der Umsatz bei 305 Milliarden $ – erzielt mit weltweit 499.000 Mitarbeitern (Wikipedia nach Angaben Samsung).

Nachtrag 2013: Lee Kun Hee Alleinerbe
„Lee Kun Hee, 71, Patriarch des koreanischen Elektronikkonzerns Samsung. hat sich in einem Erbschaftsstreit um Aktien im Milliardenwert gegen seine Geschwister durchgesetzt. Das zentrale Bezirksgericht in Seoul entschied, dass der 71-jährige Lee seine Anteile nicht mit seinen Geschwistern teilen muss. Deren Erbschaftsansprüche als Kläger seien verjährt“ (SZ 2.2.2013).
„Im Januar (2013; WZ) wurde der Konzern gemeinsam mit LG zu einer 43-Millionen-Euro-Strafe wegen Preisabsprachen verurteilt. Und die chinesische Organisatioin Labor Watch beschuldigte Samsung letzten Sommer, Kinderarbeit in seinen Zulieferwerken zu dulden – elf Stunden am Tag, sechs Tage die Woche“ (Sackmann).

Nachtrag Februar 2014
Erneut entschied ein Gericht in Seoul, dass Lee Kun Hee Anteile am Samsung Konzern von damals umgerechnet über 640 Millionen Euro behalten darf, die seinem älteren Bruder zugestanden hätten „und die er zu Unrecht einkassiert habe. Allerdings sei die Angelegenhgeit bereits verjährt“ (Alles meins, in SZ 7.2.2014). Der heutige Wert der  Anteile liegt bei 2,8 Milliarden Euro.

Nachtrag März 2014: Samsung-Selfie statt Apple-Selfie
„Ellen DeGeneres, die Moderatorin der Oscar-Verleihung, hat die Schauspiel-Stars zum modischen Selbstporträt via Smartphone auf der Oscar-Bühne um sich herum versammelt. Dabei sind: Meryl Streep, Brad Pitt, Angelina Jolie, Kevin Spacey, Jennifer Lawrence, Lupita Nyongo, Bradley Cooper und noch ein paar mehr“ (Werner, Kathrin, Bitte hübsch lächeln für den Sponsor, in SZ 5.3.2014). Das Selfie (Schnappschuss-Selbstporträt mit dem Handy) machte De-Gennneres mit einem Galaxy-Smartphone von Samsung und nicht mit ihrem eigenen iPhone von Apple. Der Grund: „Samsung, der koreanische iPhone-Rivale, ist nämlich einer der größten Sponsoren der diesjährigen Oscar-Verleihung. Und DeGeneres hat das Selfie mit einem Samsung Galaxy geknipst beziehungsweise von Cooper knipsen lassen, dessen Arm länger ist. Samsung hat dem Werbungs-Marktforscher Kantar Media zufolge rund 20 Millionen Dollar für die Anzeigen bei der Oscar-Gala bezahlt, es liefen in den Werbepausen auch allerlei ganz normale Werbespots für die Geräte aus Südkorea. Teil des Werbedeals zwischen Samsung und dem Fernsehsender ABC, der die Preisverleihung ausstrahlte, war aber auch etwas, was man Product Placement nennt. Samsung hat dafür bezahlt, dass die Geräte irgendwann im Laufe der Show ins Bild kommen, ohne dass es für den Zuschauer als Werbung erkennbar ist. Der Hersteller besteht darauf, dass er nicht explizit für DeGeneres Selfie bezahlt hat. Recherchen des Wall Street Journals zufolge hat ABC der Moderatorin aber nahe gelegt, für die Schnappschüsse ein Samsung zu verwenden statt ihr privates iPhone. Samsung-Mitarbeiter mussten ihr erst einmal beibringen, wie man das Galaxy überhaupt verwendet. (…) Zum Dank spendete das Unternehmen drei Millionen Dollar an zwei Stiftungen nach Wahl von DeGeneres“ (Ebenda).

Nachtrag Juli 2014
„Der Smartphone-Weltmarktführer Samsung genießt in seiner südkoreanischen Heimat so viel Macht, dass er imageschädigende Berichterstattung in Massenmedien weitgehend verhindern kann. Sein Einfluss auf Politik und Medien des Landes ist so groß, dass die Empörung in der Bevölkerung beispielsweise über Dutzende Krebstote in den Fabriken des Konzerns in der Vergangenheit noch nie zu einem PR-Desaster geworden ist. (…) Die Nichtregierungsorganisation China Labor Watch (CLW) mit Sitz in den USA hatte den Stein Ende vergangener Woche ins Rollen gebracht und Samsung vorgeworfen, illegal Kinder eingestellt zu haben. Der Zeitpunkt war delikat. Erst wenige Tage zuvor hatten die Koreaner in ihrem Jahresreport erklärt, dass sie keine Hinweise gefunden hätten, dass Minderjährige bei einem ihrer Zulieferer beschäftigt seien. (…) Apple musste sich für eine Selbstmordserie bei seinem Zulieferer Foxconn rechtfertigen. Auch Hewlett-Packard hat jüngst Suizide von Mitarbeitern in einer Foxconn-Fabrik in Chongqing eingestanden. Menschenfeindliche Arbeitsbedingungen bei Foxconn gelten als großer Teil des Problems“ (Grzanna, Marcel, Samsung unter Verdacht, in SZ 15.7.2014).

Nachtrag November 2014: Samsung statt Sony
Thomas Kistner schrieb 2012: „Im Zweifel geht ein Sponsor lieber weiter mit dem korrupten Partner (in diesem Fall die Fifa; WZ) ins Bett, als dass er auf das ganz tolle Geschäft verzichtet. Rümpft Coca-Cola wirklich einmal die Nase, kann die Fifa ja mit Pepsi kokettieren. Drohen Adidas oder Sony tatsächlich einmal mit dem Ausstieg, stünden Nike und Samsung parat“ (Kistner, Thomas, Fifa-Mafia, Die schmutzigen Geschäfte mit dem Weltfußball, München 2012, S. 184). Und so sieht es im Herbst 2014 bei der Fifa und ihren TOP-Sponsoren aus: Zumindest Emirates scheint wegen der Imageprobleme der Fifa (siehe unten) auszusteigen – “bereits im Juni hatten Adidas, Sony und Visa Aufklärung über die merkwürdigen und dubiosen Umstände sowie die Korruptionsvorwürfe im Rahmen der Vergabe der WM an Katar verlangt” (Maurus, Hans-Jürgen, Schlechtes Image vergrault Sponsoren, in deutschlandfunk.de 2.11.2014). Vier Sponsoren bleiben: Adidas, Coca-Cola, Visa und Hyundai/Kia. Bereit stehen für Sony der südkoreanische Samsung-Konzern, für Emirates – ausgerechnet – Qatar Airways.

Nachtrag Januar 2015: Freihandelsabkommen mit China
Lee Boo Jin, 44, die älteste Tochter von Samsung-Boss Lee Kun Hee, ist zum Vorstandsmitglied der Citic-Gruppe ernannt worden. Citic ist ein Anlage-Vehikel der chinesischen Regierung. Für die Olympischen Spiele 2008 trat Citic als Bauherrin des Vogelnest genannten Olympiastadions auf… Mit Lees Einstieg bei Citic reagieren Südkoreas größter Familienkonzern und das staatliche Investment-Unternehmen auf das Freihandelsabkommen, das Peking und Seoul im November abgeschlossen haben“ (Noch ein paar Konferenzen mehr, in SZ 13.1.2015; Hervorhebung WZ).

Nachtrag März 2015: Samsung-Wachstum, Samsung-Krankheit
„Sein Umsatz entspricht fast einem Viertel der Volkswirtschaft. Weltweit beschäftigt Samsung rund 400.000 Menschen“ (Wagner, Wieland, Die Schande, in Der Spiegel 14/28.3.2015). – „Seit den Neunzigerjahren seien 196 Beschäftigte in Fabriken für Chips oder Flüssigkristallbildschirme an schweren Leiden wie Leukämie, Gehirntumoren und multipler Sklerose erkrankt, 69 der Erkrankten seien gestorben, schätzt die südkoreanische Menschenrechtsorganisation Banollim. (…) Die Krankheits- und Todesfälle ignorierte der Konzern jahrelang. Erstmals im Mai 2014 entschuldigte sich Samsung Electronics öffentlich dafür“ (Ebenda).

Nachtrag Juli 2015: Samsung wehrt Übernahme von Cheil Industries ab
„Der südkoreanische Handyhersteller Samsung siegt in der erbitterten Auseinandersetzung mit der Hedgefonds-Gesellschaft Elliot. Das Bau- und Handelsunternehmen Samsung C&T fusioniert mit Cheil Industries, einer weiteren Samsung-Beteiligung. Die Schwesterfirma Cheil Industries will Samsung C&T für acht Milliarden Dollar übernehmen. (…) Elliot, der drittgrößte Aktionär bei Samsung C&T, hatte zuvor gewichtige Unterstützer für seine Revolte gewonnen, wie das Wirtschaftsportal manager magazin online berichtet: Der Hedgefonds wurde somit zum harten Gegner von Samsung-Patriarch Lee Kun-hee und seiner Familie, denn seine Nachkommen sollen künftig mehr Macht über die wichtigsten Beteiligungen des Konzerns erhalten“ (Firmenerben sichern sich Kontrolle über Samsung, in spiegelonline 17.7.2015).

Nachtrag September 2015: Der Fall des Kronzeugen
„Das schwer durchschaubare Geflecht von 74 Unternehmen, die sich teilweise gegenseitig besitzen, ist der unantastbarste Chaebol des Landes, dem die Koreaner aber auch am wenigsten trauen, wie eine Zeitung schrieb. Der Konzern ist zu groß für Südkorea, und vor allem zu mächtig. Vor fünf Jahren veröffentlichte Kim Yong Chul, der frühere Chefanwalt von Samsung, ein Insider-Buch, in dem er dem Lee-Clan Korruption und massive Bestechung von Politikern vorwarf. Das Buch wurde zwar zum Bestseller, doch Südkoreas Medien ignorierten es. Sie wagen es nicht, sich mit Samsung anzulegen. Und die Staatsanwaltschaft stellte sich schützend vor Samsung, anstatt die Vorwürfe zu untersuchen. Der Autor wurde von der Gesellschaft fallen gelassen und arbeitete dann in einer Bäckerei“ (Neidhart, Christoph, Der Patriarch klebt an der Macht, in SZ 1.9.2015).

Nachtrag Mai 2016: Samsung – too big to fail…
Aus   einem Beitrag von Christoph Neidhart in der SZ über die südkoreanischen Großkonzerne „Die Chaebol genießen bis heute eine Sonderstellung – als die Elite, die zusammen mit der Diktatur das ‚Wunder vom Han-Fluß‘ geschaffen hat. 1960 noch einer der ärmsten Staaten, ist Südkorea schneller reich geworden als jedes andere Land. Zusammen mit Militärdiktator Park Chung-hee, dem Vater der heutigen Präsidentin, suchten die Chaebol-Bosse Wirtschaftszweige für künftige Exporte. Der Staat finanzierte ihnen ihre Investitionen, erst in die Textil- und Plastikindustrie, dann in Werften, Autofabriken und später in die Elektronik. Er schirmte den Binnenmarkt gegen ausländische Konkurrenten ab und knebelte jegliche Gewerkschaften. In dieser gelenkten Wirtschaft hatten die Chaebol und ihre Bosse mehr Rechte als kleine Unternehmer, sie erarbeiteten schließlich dringend benötigte Devisen. Was gut war für Samsung, war gut für Korea. (Neidhart, Christoph, Wehe, wenn die Riesen schwächeln, in SZ 31.5.2016). Die jetzige Präsidentin Park Geun-hye ist einre Tochter des Diktators Park Chung-hee. Sie „hatte im Wahlkampf versprochen, ‚die Wirtschaft zu demokratisieren“, mithin die Kluft zwischen den Chaebol und dem übrigen Südkorea zu verringern. Sie hat die Konzerne seither zu mehr Transparenz aufgefordert, aber nichts unternommen. Im Gegenteil. Wirtschaftsprofessor Lee Dong-geol warf ihr in der Tageszeitung Hankyoreh vor, sie drehe das Rad zurück. Ihre Administration hat die Gesetze für Zeitarbeiter zugunsten der Chaebol gelockert, die Immobilien-Spekulation erleichtert und den Reichen Steuergeschenke gemacht. (…) Die Präsidentin weiß, wie sehr ihr Land von den Chaebol abhängig ist: Der Elektronikriese Samsung allein erbringt 20 Prozent der Wirtschaftsleistung Südkoreas, Hyundai Motor 13 Prozent.Die Profite demonstrieren ihre Macht noch deutlicher: 2013 erwirtschafteten die fünf größten Chaebol – Samsung, Hyundai Motor, SK und LG – zusammen 90 Prozent aller Konzerngewinne, Samsung und Hyundai Motor allein 76 Prozent. Die meisten übrigen etwa 25 Chaebol und viele kleinere Unternehmen halten sich derweil nur über Wasser“ (Ebenda).

Nachtrag September 2016: Brennende Smartphones, ratloser Samsung-Konzern
Lee Kun Hee liegt nach einer Herzattacke 2014 im Samsung Medical Center. Bis September 2016 musste Samsung 2,5 Millionen Smartphones der Marke Galaxy Note 7 wegen Brandgefahr zurückrufen – und verlor 22 Milliarden US-Dollar an Börsenwert. „Die langfristigen Folgen des Galaxy-Desasters aber lassen sich noch nicht kalkulieren – und das gilt für ganz Südkorea. Denn Samsung ist Südkorea, und Südkorea ist Samsung. Der Umsatz des Mischkonzerns, der mit weltweit fast 500.000 Mitarbeitern vom Staubsauger bis  zum Speicherchip fast alles produziert, entspricht gut einem Fünftel der gesamten südkoreanischen Volkswirtschaft“ (Wagner, Wieland, Konzern in Schockstarre, in Der Spiegel 39/24.9.2016). Lee Kun Hee war der Konzern-Diktator und Samsung ein Produkt autoritärer politischer Verhältnisse. Richtige Gewerkschaften gibt es im Konzern nicht, Gewerkschaftler werden trotz ihres Grundrechtes reglementiert und verurteilt. „Dass ein Unternehmen so übermächtig werden konnte, liegt am ehemaligen Diktator Park Chung Hee. Der regierte von 1961 bis 1979 und katapultierte das verarmte Land mittels der Konzerne in die Moderne. Der Preis, den die junge Demokratie  dafür bezahlte, war die enge Verstrickung von Wirtschaft und Politik. Seit fast vier Jahren regiert nun Parks Tochter Geun Hye im Blauen Haus, wie der Präsidentenpalast in Seoul heißt. Im Wahlkampf versprach die konservative Politikerin eine ‚Demokratisierung der Wirtschaft‘. Dafür jedoch müsste die Macht der Konzerne radikal  beschnitten werden, wovor sie bisher zurückschreckte“ (Ebenda).

Nachtrag Oktober 2016: Verbindung zum Diktator
Samsung beschäftigt inzwischen 490.000 Mitarbeiter. „Groß und mächtig geworden sind Samsung und die andern Chaebol dank des früheren Militärdiktators Park Chung Hee, dem Vater der heutigen Präsidentin. Er legte zusammen mit den Patriarchen fest, in welche Exportbranchen sie einsteigen sollten. Park garantierte ihnen den Binnenmarkt und gewährte ihnen großzügige Investitionskredite. So entstanden komplexe, verflochtene Konglomerate“ (Neidhart, Christoph, Permanente Alarmstimmung, in SZ 20.10.2016).

Nachtrag November 2016: Samsung sponsort Freundin der Präsidentin Südkoreas
„In Südkorea wird der Elektronikkonzern Samsung in die Polit-Affäre um Präsidentin Park Geun Hye hineingezogen. Im Zusammenhang mit dem Fall durchsuchten am Dienstag Ermittler mehrere Büros des Unternehmens, wie zuerst südkoreanische Medien berichteten. (…) Im Zentrum der Affäre steht Parks langjährige Freundin Choi Soon Sil. Sie soll ihre Beziehungen zu Park unter anderem dazu genutzt haben, um südkoreanische Unternehmen wie Samsung zu Spenden für von ihr gegründete gemeinnützige Stiftungen zu bewegen. Der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge wird geprüft, ob Samsung einer Tochter Chois unzulässige finanzielle Unterstützung gewährt habe. (…) Choi wird auch vorgeworfen, Einfluss auf die Regierungsarbeit genommen zu haben. Sie wurde am vergangenen Donnerstag wegen des Verdachts auf Betrug und Machtmissbrauch festgenommen. Sie ist die Tochter des Sektengründers Choi Tae Min, der bis zu seinem Tod im Jahr 1994 Parks Mentor war“ (Ermittler durchsuchen Samsung-Büros in Seoul, in spiegelonline 8.11.2016).

Nachtrag Dezember 2016: Samsung zahlte Millionen
Am 3.12.2016 protestierten 1,7 Millionen Südkoreaner in Seoul und weitere 600.000 im übrigen Südkorea gegen die Präsidentin Park Geun-hye. „Sie greifen nicht mehr nur Park an, sondern auch die Chaebols, Südkoreas große Familienkonzerne, die in der von Parks Vater etablierten Militärdiktatur Südkoreas das Wirtschaftswachstum antrieben. Bisher gelten die Chaebols als Opfer von ‚Choi-gate‘. Choi presste ihnen, angeblich mit Hilfe der Präsidentin, 60 Millionen Euro ab. Doch auf dem Gwanghwamun glauben viele, die Konzerne zahlten freiwillig – für Gegenleistungen. ‚Samsung&Co. steckten einst mit Parks Vater unter einer Decke. Und jetzt mit seiner Tochter. Es bleibt in der Familie‘, spottet ein Professor der Generation, die in den 1980er-Jahren in blutigen Straßenkämpfen die Demokratie erkämpfte:’In Korea gibt es viele Samsung-Stipendiaten, offizielle und noch viel mehr inoffizielle, auch unter Beamten und Staatsanwälten.‘ Samsung zahlte umgerechnet 2,8 Millionen Euro für Reitstunden und ein Pferd von Chois Tochter. Park hat den Stolz der Koreaner verletzt und so enorme politische Energien freigesetzt. 500 Organisationen tragen die Demos auf dem Gwanghwamun: Parteien, Gewerkschaften, Studenten, Schülergruppen“ (Neidhart, Christoph, Ein Fest der Wütenden, in SZ 5.12.2016).

Nachtrag 17: Korruptionsskandal bezieht Samsung mit ein
Am 28.12.2016 wurde der Chef der nationalen Rentenkasse, Moon Hyung-pyo, in Seoul verhaftet. „Der frühere Gesundheitsminister wird des Machtmissbrauchs verdächtigt. (…) Er wird verdächtigt, die im Konflikt um die Fusion zweier Samsung-Töchter Aktionärsstimmen zugunsten der Gründerfamilie Lee manipuliert zu haben. Damit hätte er die Einleger der nationalen Rentenkasse geschädigt, also fast alle Koreaner. Obwohl die Familie Lee nur geringe Anteile an Samsung hält, kontrolliert sie die Gruppe von fast hundert Firmen über Kreuzbeteiligungen und Holding-Konstruktionen bis heute“ (Neidhart, Christoph, Verhaftung im Samsung-Fall, in SZ 28.12.2016). Die Samsung-Tochterfirmen Samsung Construction and Trading und Cheil sollten fusionieren, um die Macht des Sohns von Lee Kun Hee, Lee Jae-yong zu sichern: Dagegen wehrten sich Kleinaktionre und ein amerikanischer Hedge-Fond.  „Gleichwohl stimmte die nationale Rentenkasse mit der Besitzerfamilie Lee; angeblich unter dem direkten Druck Moons, wie einer seiner Manager im Verhör zugegeben haben soll. Der Rentenfonds war mit 11,6 Prozent an Samsung C&T und mit fünf Prozent an Cheil beteiligt und damit nach den Lees einer der größten Aktionäre beider Firmen. (…) Mit ihren Stimmen verhalf sie auf der Aktionärsversammlung den Lees zur knappen Stimmenmehrheit für die Fusion. Kurz danach bezahlte Samsung der Tochter von Choi Soon-sil das Dressurpferd Vitana V, das mehr als zwei Millionen Euro gekostet haben soll. Der Sonderstaatsanwalt wirft Choi und Park vor, sie oder ihre Helfer hätten Moon gedrängt, zugunsten der Familie stimmen zu lassen. Das Dressurpferd sei eine direkte Gegenleistung des Konzerns. Moon hätte sich somit von der Präsidentin instrumentieren lassen“ (Ebenda).

Nachtrag 18: Leistete Samsung-Erbe Lee Jae-yong einen Meineid?
„Lee ist der Chef von Samsung Electronic, dem Kronjuwel der Samsung-Gruppe, des größten Chaebols, wie die Südkoreaner ihre Familienkonzerne nennen. Als Vize-Präsident der Gruppe von etwa 80 Tochterfirmen führt er den Konzern auch – sein Vater Lee Kun-hee, der eigentliche Samsung-Chef, liegt seit zwei Jahren im Koma. Die Ermittler verdächtigen den jungen Lee und die suspendierte Präsidentin Park, sie hätten ausgehandelt, dass Samsung die Präsidenten-Freundin Choi unterstützt. Das Gegengeschäft: Der staatliche Pensionsfonds als Großaktionär von zwei Samsung-Töchtern werde für deren Fusion stimmen – obwohl dies die Anleger der Kasse, also fast alle Koreaner, um viel Geld prellen würde. Mit diesem Kuhhandel sicherte sich Lee die Kontrolle über den ganzen Chaebol. Moon Hyung-pyo, der Chef des Pensionsfonds, der ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt, hat zugegeben, seine Leute gezwungen zu haben, für die Sieben-Milliarden-Euro-Fusion zu stimmen“ (Neidhart, Christoph, Was ist schon wahr, in SZ 12.1.2017). Lee hatte im Dezember 2016 vor einer Parlamentskommission unter Eid ausgesagt, er hätte nichts von Choi gewusst, als er im Juli 2015 eine Privataudienz bei Präsidentin Park hatte. Die Ermittler haben aber Zeugenaussagen, Telefonprotokolle und E-Mails auf Chois Tablet-Computer gefunden, die das Gegenteil beweisen. „Später überwies Samsung 22 Milliarden Won, 17 Millionen Euro, an eine als Sporthilfe-Stiftung getarnte Deckfirma Chois nach Deutschland. Die Zahlung wurde als Honorar für ‚Consulting‘ verbucht. Choi kaufte mit dem Geld ein Hotel in der Eifel und finanzierte das Dressurreiten ihrer 20-jährigen Tochter, die zur Zeit im dänischen Aalborg in Auslieferungshaft sitzt“ (Ebenda). – „Lee wird der Bestechung, der Unterschlagung und des Meineids beschuldigt. Samsung soll Parks Freundin, der Schamanin Choi Soon-sil, 43,6 Milliarden Won (35 Millionen Euro) zugesteckt haben, damit der staatliche Pensionsfonds als Großaktionär zweier Samsung-Töchter in der Hauptversammlung für deren Fusion stimmte, obwohl seine Anleger damit viel Geld verloren. Präsidentin Park wird verdächtigt, dieses Geschäft mit Lee im Juli 2015 unter vier Augen ausgehandelt zu haben. Bis vorige Woche stritten Lee und Moon das ab, sie deckten Park, die jede Schuld von sich weist. In einem Verhör vorige Woche, das ohne Unterbrechung 22 Stunden dauerte, knickte Lee ein und gab den Händel zu. (…) Der Samsung-Konzern protestierte in einer Erklärung gegen den Haftbefehl und wies alle Bestechungsvorwürfe zurück. Der koreanische Industrieverband warnte, Samsung drohe ein ‚ernsthaftes Führungsvakuum‘. Die Handelskammer rief das Gericht auf, dem Ankläger den Haftbefehl für Lee zu verweigern“ (Neidhart 17.1.2017).

Nachtrag 19: Im Gefängnis
Samsung-Erbe Lee Jae-yong verbrachte die Nacht vom 18. auf 19.1.2017 im Gefängnis. Ein Bezirksgericht lehnte am Morgen des 19.1.2017 den Antrag auf Haftbefehl ab (Samsung-Erbe entgeht Untersuchungshaft, in spiegelonline 19.1.2017). Aber am 17.2.2017 entschied das Bezirksgericht Mitte in Seoul, Lee Jae-yong in Untersuchungshaft zu nehmen. „Lee Jae-yong wird vorgeworfen, Parks Freundin umgerechnet 35 Millionen Euro gezahlt zu haben, die in einen Sporthilfefonds fließen sollten, und die Choi aber selbst einsteckte. Die Präsidentin soll im Gegenzug veranlasst haben, dass der staatliche Pensionsfonds als Großaktionär zweier Samsung-Töchter einen Umbau des Konzerns unterstützt, die der Familie Lee die Kontrolle über das Konglomerat sichert. Der Pensionsfonds schädigte damit seine eigenen Anleger. Ex-Gesundheitsminister Moon Hyung-pyo, der Chef des Pensionsfonds, sitzt deshalb bereits in Haft. Er gibt zu, seine Leute dazu gezwungen zu haben, für die Sieben-Milliarden-Euro-Fusion zu stimmen. (…) Lee hat die Zahlung an Choi zwar zugegeben, aber jeden Zusammenhang mit Samsungs Restrukturierung bestritten. Das werde auch daraus ersichtlich, dass die Millionen erst nach der Hauptversammlung an Choi überwiesen wurden, behauptete er vor Gericht. Das Gespräch zwischen Lee und Park, bei dem der Handel vereinbart worden sein soll, fand unter vier Augen statt. Ein Protokoll ist nicht bekannt, ein Gegengeschäft kann damit nicht belegt werden“ (Neidhart, Christoph, Samsung außer Kontrolle, in SZ 18.2.2017).
Das werden interessante Olympische Winterspiele 2018 in Pyeongchang: mit dem Diktator in Nordkorea und den Verhältnissen in Südkorea plus das Chaos beim TOP-Sponsor Samsung… Das wird die Olympische Familie ganz schön Nerven kosten!

Nachtrag 20: Chaebol Samsung
Der Diktator General Park-Chung-hee putschte sich 1960 an die Macht: im damals bitterarmen Südkorea. „Er hatte die Macht, die Armee, ein ausgehungertes ausgebombtes Volk und die Erfahrung aus der Mandschurei. Was ihm fehlte, waren Unternehmer. Auch dazu bot Japan mit den sogenannten Zaibatsu, seinen großen Mischkonzernen, das Vorbild: Sumitomo, Mitsui, Mitsubishi und Yasuda. Park Chung-hee bestellte gewitzte Kleinunternehmer zu sich: Einer war Lee Byung-chul, ein Lebensmittelhändler und Nudelhersteller aus Daegu, seiner Heimatregion. Dessen Firma hieß Samsung Sanghoe, übersetzt: Drei-Sterne-Handelshaus. Ein anderer hieß Chung Ju-yung, der für die US-Armee mit seinen Brüdern Quartiere besorgte, Jeeps reparierte und Transporte erledigte. Er nannte seine Garage Hyundai, also: Moderne. Der Präsident forderte die beiden und weitere Kleinpatriarchen auf, sie sollten in Wirtschaftszweige der Zukunft expandieren. Als der Staat, als den er sich selbst verstand, garantierte er ihnen den Binnenmarkt. Dazu sperrte er die Grenzen für Importe und duldete in jeder Branche nur zwei Anbieter. Wenn Samsung & Co. zögerten, investierte der Staat. Wenn sie die Gesetze umgingen, etwa beim Arbeiter- und später beim Umweltschutz, schaute er weg. Und auch, wenn sie sich maßlos bereicherten. Hauptsache war, dass sie Wachstum lieferten, dem ordnete sich der Staat unter. Park schickte die Chaebol-Bosse los, im Ausland Produktionsaufträge zu akquirieren. Und zwang die Koreaner, länger und fleißiger zu arbeiten als jedes andere Volk. In jener Zeit liefen Südkoreas Fließbänder 30 Prozent schneller als jene in den Vereinigten Staaten. US-Unternehmen, die damals in Korea produzierten, taten das für bloße vier Prozent der Kosten zu Hause. Park lenkte Südkorea planwirtschaftlich, allerdings nur auf der Makroebene. An der Basis ließ er den Markt spielen. Zusammen mit den Chaebol-Bossen setzte er Fünfjahrpläne auf, nach denen Südkorea in immer neue Industriezweige einstieg: vom T-Shirt zum Auto und zur Schiffswerft. Und nach seinem Tod 1979 kam der Sprung vom Fernseher zum Computer. Dazu gründeten die Chaebol jeweils neue Tochterfirmen – Samsung Heavy, Samsung Engineering, Samsung Electronics –, die sie mit der eigenen Bank finanzierten, mit der eigenen Versicherung versicherten und für die ihre eigene Baufirma eine Fabriken baute“ (Neidhart, Christoph, Das Samsung-Fiasko, in SZ 4.3.2017). Und so eroberten ein Dutzend Clans die südkoreanische Wirtschaft. Samsung richtete sogenannte Samsung-„Stipendien“ ein. „Naturgemäß fördert das Unternehmen Wissenschaftler. Aber ‚Samsung-Stipendium‘ kann auch Schmiergeld bedeuten. Samsung-Boss Lee Kun-hee, der seit drei Jahren im Koma liegt, richtete für die Bestechung von Staatsanwälten und Richtern eigens eine schwarze Kasse ein“ (Ebenda). Nun wurde Lee Jae-yong verhaftet – und die südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye am 10.3.2017 von Südkoreas Verfassungsgericht – mit einstimmigem Urteil – wegen der Einmischung ihrer Freundin Choi Soon Sill in Regierungsgeschäfte amtsenthoben (Park endgültig entmachtet, in tagesschau.de 10.3.2017). „Die Bestechung, derer Samsungs Kronprinz Lee Jae-yong, der Sohn von Lee Kun-hee, nun angeklagt wurde, belegt diese Arroganz. Aber auch die selbstverständliche Dreistigkeit, mit der sich die Präsidentin wie einst ihr Vater über das Recht hinweggesetzt hat oder haben soll; noch gibt es kein Urteil. Samsung ist freilich nicht der einzige Chaebol, der Politiker bestochen hat. Gemessen an den Deliktsummen früherer Präsidenten verblasst der Händel zwischen Park und Lee. Die beiden waren bloß naiv genug, sich ertappen zu lassen. Genauer: sich von der Eitelkeit von Parks Freundin, der Schamanin Choi Soon-sil, und ihrer Tochter verraten zu lassen. Park Geun-hye und Lee Jae-yong haben, selbst wenn sie freigesprochen werden sollten, die Korruption zwischen Chaebol und Politik entblößt, die Parks Vater duldete, und die sich bis heute erhalten hat. Das kann Südkorea nicht länger ignorieren. Künftig muss der Rechtsstaat auch für die Chaebol gelten, selbst wenn das Koreas Wirtschaft vorübergehend bremsen sollte“ (Neidhart, Christoph, Das Samsung-Fiasko, in SZ 4.3.2017).

Nachtrag 21: Nur Beiträge an Sporthilfe
Lee Jae-yong, der Vize-Chef von Samsung, hat am Donnerstag bei der Eröffnung seines Prozesses wegen Bestechung, Unterschlagung und Meineid alle Punkte der Anklage bestritten. (…) Die Anklage beschuldigt ihn, er habe mit Präsidentin Park Geun-hye unter vier Augen ausgehandelt, Samsung zahle ihrer Freundin Choi Soon-sil umgerechnet 36 Millionen Euro. Dafür sollte die Präsidentin den staatliche Pensionsfonds, ein Großaktionär zweier Samsung-Töchter, veranlassen, gegen die Interessen seiner Einleger eine Umstrukturierung des Samsung-Konzerns zu unterstützen. Damit wollte sich Lee die Kontrolle über das Konglomerat für die Zukunft sichern. (…) Dass Samsung Choi die 36 Millionen Euro zugehalten habe, räumt Lee ein. Aber dies seien übliche gemeinnützige Beiträge an deren Sporthilfe gewesen, wie sie von der Regierung immer wieder erbeten würden, und eben kein Schmiergeld“ (Samsung-Vize vor Gericht, in SZ 10.3.2017; Hervorhebung WZ).

Nachtrag 22: Zwölf Jahre Haft für Lee Jae-yong?
„Im Strafprozess gegen Lee Jae-yong, Vizechef des Samsung-Konzerns, hat die Anklage am Montag zwölf Jahre Haft beantragt. Sie wirft dem 49-Jährigen schwere Bestechung, Unterschlagung, schwarze Kassen im Ausland und Meineid vor. Lee soll der abgesetzten Staatspräsidentin Park Geun-hye 43,3 Milliarden Won, 32,5 Millionen Euro, für ihre Freundin Choi Soon-sil versprochen oder angeboten haben. Als Gegenleistung habe ihm die Ex-Präsidentin geholfen, seine Macht über den Familienkonzern durch die Fusion zweier Tochterfirmen der Samsung-Gruppe zu sichern. Gegen Park läuft ebenfalls ein Prozess. Sie soll Südkoreas staatlichen Rentenfonds angewiesen haben, die Fusion zu unterstützen, obwohl das koreanische Volk damit viel Geld verloren hat. Sonderstaatsanwalt Park Young-soo sagte in seinem Plädoyer, er habe während der Ermittlungen den Eindruck gewonnen, dass Südkoreas ‚Top-Firma‘, die 18 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erwirtschafte, nur für ihren Chef existiere. Das Vermögen von Lee wird auf sieben Milliarden Euro geschätzt. Lee leitete zunächst Samsung-Electronics, die größte Einzelfirma der Gruppe von etwa 60 Samsung-Firmen. Sein Vater Lee Kun-hee erlitt im Mai 2014 einen schweren Herzinfarkt. Seither führt der Sohn den ganzen Chaebol, wie die Koreaner ihre Familienkonzerne nennen. Nach hartnäckigen Gerüchten soll der alte Lee seither im Koma liegen, das Unternehmen hat das jedoch nie bestätigt“ (Neidhart, Christoph, Zwölf Jahre Knast, in SZ 8.8.2017).

Nachtrag 23: Das Urteil
„Fünf Jahre Gefängnis, dazu verurteilte das Bezirksgericht Seoul Mitte am Freitag den Vize-Chef von Samsung. Lee Jae-yong wurde schuldig gesprochen der Bestechung, der Unterschlagung, schwarzer Kassen im Ausland und des Meineids. Zwei weitere Samsung-Manager müssen vier Jahre ins Gefängnis. Lee wies jede Schuld von sich. Es wird erwartet, dass er in die Berufung geht. Aber das Gericht hält es für erwiesen, dass der 49-Jährige Südkoreas inzwischen geschassten Präsidentin Park Geun-hye mit umgerechnet 5,4 Millionen Euro bestochen hat. Das Geld ging an Parks Freundin Choi Soon-sil, die so das Reittraining ihrer Tochter finanzierte, ihr ein Dressurpferd kaufte und ein Hotel in der Eifel. Lee habe dafür erwartet, so die Richter, dass Park ihm helfe, sich die Kontrolle über das Samsung-Konglomerat von 60 Tochterfirmen zu sichern. (…) Samsung generiert ein Viertel von Südkoreas Wirtschaftsleistung. Seit Lee im Februar in Untersuchungshaft kam, ist Samsung führungslos, Vater Lee liegt seit drei Jahren im Koma. Andererseits hat der Sohn begonnen, die Hierarchien zu verflachen, mehr Transparenz zuzulassen und manche Firmenzweige abzustoßen. Diese Reformen sind nun gestoppt. Das Unternehmen wird nicht fünf Jahre auf seinen Erbprinz warten können“ (Neidhart, Christoph, Ein Urteil spaltet Südkorea, in SZ 26.8.2017).

Quellen:
Bernau, Varinia,  Kopf der Woche: Lee Kun Hee, in SZ 18.1.2012
Bernau, Varinia,  Hauck, Mirjam, Dreist gewinnt, in SZ 9.1.2013
IOC Marketing: Media Guide, Vancouver 2010
Kistner, Thomas, So korrupt ist das IOC, in Cicero Juni 2008
Kistner, Thomas/Weinreich, Jens, Der olympische Sumpf, München 2000
Kreisl, Volker, Milliarden statt Schnee, in SZ 22.6.2010
Lee Kun Hee, in SZ 2.2.2013
Lee reinstated to IOC, in AP/sports.espn. 7.2.2010
Martin-Jung, Helmut, Neidhart, Christoph, Der Patriarch, in SZ 13.5.2014
Neidhart, Christoph
– Es bleibt alles in der Familie, in SZ 4.12.2010
– Die Schlinge zieht sich zu, in SZ 17.1.2017
Sackmann, Christoph, Das Samsung-Imperium, in Chip.de 04/20113
Seung-woo, Kang, Governor Wants IOC to Reinstate Lee Kun-hee’s Membership, in The Koreatimes 17.11.2009
Wagner, Wieland, Der Reiter des Kraken, in der Spiegel 18/30.4.2012
Wikipedia


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