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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Aug 012010
 
Zuletzt geändert am 26.05.2014 @ 0:36

31.08.10:
SZ: Renoviert für den Abriss

30.08.10:
Tagesspiegel: Neue Studie zu Olympia 72: Nazi-Konzepte und ein Scheck der Bundesregierung
tz: Im Pentagon: Schneider bettelt für Olympia 2018 um diesen Golfplatz

29.08.10:
SpOn: Bayerns Regierung bettelt in USA um Grundstück

28.08.10:
Merkur: Staatskanzlei: „Plan C“ soll Olympia-Bewerbung retten
Tagesspiegel: „Manche nennen das Bestechung“
Deutschlandfunk: Morddrohung für Olympiakritiker – Streit um München 2018 spitzt sich zu

27.08.10:
klimaherbst.de: “Das IOC kommt mit dem großen Schöpflöffel”
Sat.1 Bayern-Video: Weiter Zoff um Olympia
stern.de: Olympia-Gegner erhalten wirre Morddrohung

26.08.10:
FR: Morddrohung schüchtert Olympia-Gegner nicht ein

24.08.10:
Merkur: Morddrohung gegen Olympia-2018-Gegner Axel Doering

23.08.10:
SZ: “DaBayern sein ist alles!” – Karikaturen zur Olympiabewerbung

21.08.10:
SZ: Mietshaus steht Olympia im Weg
ND: »Der Schaden für München wäre groß«

20.08.10:
SZ-Magazin: Gesichter des Widerstands
Merkur: Naturschützer wollen Olympiapark vor Olympia schützen
AZ: Olympische Spiele statt Tollwood?
jensweinreich.de: Olympia 2018: eine Wasserstandsmeldung und ein nervöser Bewerber
dpa: Keine Bundesmittel für München – Messner-Kritik

19.08.10:
Tagesspiegel: Die olympische Währung

18.08.10:
BR: Das Kreuz mit dem IOC
FR: Die Stunde der Lobbyisten
FTD: Wie München IOC-Vize Bach in die Bredouille bringt

17.08.10:
SZ: Vertrag der Zumutungen
Merkur: Naturschützer kündigen Bürgerbegehren an

13.08.10:
SZ: Umweltkonzept für Olympia 2018: Vage Versprechen
Merkur: Schweigen um Schwaiganger
MZ: Dabeisein ist für Garmisch nicht alles

12.08.10:
Deutschlandfunk-Audio: Ringen um Olympia 2018 – Bund für Naturschutz Bayern reiht sich in den Kritikerchor ein
Merkur: Zähes Ringen um Flächen fürs Snow-Village

11.08.10:
BN: Olympiabewerbung bewirkt ökologischen und ökonomischen Schaden für Bayern
Merkur: Bund Naturschutz fährt schwerstes Geschütz auf
Merkur: Land- und Golfclub droht offen mit Bürgerbegehren

10.08.10:
stern.de: Garmisch rebelliert gegen Olympia

09.08.10:
Merkur: Übergriffe beschädigen Außendarstellung

07.08.10:
Merkur: Olympia-Vertrag: München im Griff des IOC
Deutschlandfunk-Audio: „Dann muss man rabenschwarz sehen für die Münchener Bewerbung“

05.08.10:
Deutschlandfunk: Grundstückspoker in Garmisch-Partenkirchen – Stolperstein für Münchens Olympiabewerbung
Deutschlandfunk-Audio: Münchens Olympia-Chancen – Gespräch mit Jens Weinreich, Sportjournalist
SZ: Olympia-Gegnerin das Auto beschädigt
Merkur: Ude besucht umstrittene Olympia-Wiesen

04.08.10:
Focus: Grünen-Landeschef: „Was man liebt, betoniert man nicht“
Focus: Dagegen sein ist alles

03.08.10:
SZ: Grüne gegen Grüne
Merkur: Doch ein Ratsbegehren?

02.08.10:
jensweinreich.de: München 2018: das Sportstättenkonzept

Jul 262010
 
Zuletzt geändert am 29.07.2010 @ 12:49

25.7.2010

Für London 2012 gibt das IOC folgende TOP-Partner (The Olympic Partner) an: Coca-Cola, Acer, Atos Origin, General Electric, McDonald’s, Omega, Panasonic, Samsung und Visa.
Im Juli 2010 kam ein neuer TOP-Sponsor dazu. Es ist der Chemie-Gigant Dow Chemical Company.

Dow Chemical ist einer der umstrittensten Konzerne der Welt – aus vielen Gründen:

– Napalm
Alleinhersteller der im Vietnam-Krieg eingesetzten Chemikalie war Dow Chemical (Der Spiegel 21/1968). Da Napalm extrem schlecht verheilende Brandwunden und große Schmerzen verursacht, fällt es inzwischen unter die übermäßiges Leid verursachenden geächteten Waffen des Artikels 23 der Haager Landkriegsordnung (Wikipedia). Das schließt aber die weitere Anwendung nicht völlig aus.

– Agent Orange
wurde von den US-Firmen Dow Chemical und Monsanto hergestellt. Agent Orange war der militärische Codename eines dioxinhaltigen Entlaubungsmittel, das im Vietnamkrieg aus amerikanischen Flugzeugen oder Helikoptern versprüht wurde. Ziel war die Entlaubung der Wälder – viele dieser Wälder sind abgestorben, Erosion und Überschwemmungen nahmen zu. Auch Ackerflächen und sogar Dörfer wurden besprüht. Die US-Armee soll während der Vietnamkriegs 80 Millionen Fässer Agent Orange über Nordvietnams versprüht haben, die insgesamt 300 Kilogramm reines Dioxin (genauer: TCDD) enthielten. Zum Vergleich: Während des Sevesounglücks 1976 wurden „nur“ 1,5 kg an die Umwelt freigesetzt. TCDD ist ein anerkanntes Karzinogen (aerzteblatt.de, April, 2009). Ein weiteres Dioxin (OCDD) gilt als „typisches Waldbranddioxin“ und verursachte Waldbrände (wie auch Napalm). Neuere Untersuchungen belegen, dass Dioxine in Vietnam noch immer im Boden und im Grundwasser bis in 20 m Tiefe nachgewiesen werden können (Forschungsprojekte April 2007: dieuniversitaet-online). Laut Angaben des Vietnamesischen Roten Kreuzes leiden zirka 500.000 Vietnamesen an den Spätfolgen von Agent Orange. Eine Gruppe vietnamesischer Opfer hat gegen die amerikanischen Hersteller Klage eingereicht, die jedoch im März 2005 abgewiesen wurde (Wikipedia).

– Bhopal
Im indischen Werk des amerikanischen Chemiekonzerns Union Carbide ereignete sich am 3.12.1984 die bislang größte Chemiekatastrophe aller Zeiten. Durch Fehleinleitung von Wasser in einen Tank erhöhte sich der Innendruck, und 36 Tonnen Methylisocyanat (MIC), ein Vorprodukt des Pestizids Sevin, entwichen in die Umgebung. Nach Schätzungen wurden mehr als 20.000 Menschen getötet und eine halbe Million gesundheitlich schwer geschädigt. Noch heute leiden 100.000 Menschen an den Folgen.
Fast sämtliche Sicherheitssysteme waren abgeschaltet, Notfallpläne nicht vorhanden, das Personal nicht ausgebildet: Schließlich hatte Union Carbide das Werk in Bhopal aus Gründen niedriger Löhne und niedriger Sicherheitsvorschriften errichtet. Union Carbide zahlte erst 1989 aufgrund eines Urteils des Obersten Indischen Gerichtes 470 Millionen Dollar Entschädigung; der Konzern machte zu dieser Zeit fast 10 Milliarden Dollar Umsatz.
2001 wurde Union Carbide ein Tochterunternehmen von Dow Chemical. Das Bhopal-Gelände ist nach wie vor verseucht. Dow Chemical verweigert weitere Entschädigungszahlungen an die Opfer.

– Pestizide
Dow Chemical gehört mit seinem 100 prozentigen Tochterunternehmen DowAgroSciences zu den fünf weltweit führenden Pestizid-Herstellern. 2008 wurde Dow Chemical in die Top 3 des „Toxic 100 Index“ aufgenommen. Greenpeace zählt 2008 DowAgroSciences zu den „schwärzesten Pestizid-Portfolios“ mit hohen Risiken für Gesundheit und Umwelt.

– Gentechnik
DowAgroSciences (Jahresumsatz: 4,5 Mrd $US – Firmeninformation) zählt zu den „six gene giants“ – zu den sechs Weltmarktführern in der Agro-Gentechnik (Ute Sprenger, BUND -12/2008). Zu DowAgroSciences gehören u.a. „Mycogen Seeds“ und „PhytoGen“. Seit wenigen Jahren gehen diese Konzerne – zu denen außer DowAgroSciences die Konzerne Monsanto, BASF Plant Science, Syngenta, Bayer CropScience und DupontPioneer gehören – strategische Zusammenschlüsse im Bereich von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen aus dem Nahrungs- und Bioenergie-Bereich ein. Diese transgenen Pflanzen – wie Mais, Soja, Baumwolle und Raps – tragen in erster Linie sogenannte Herbizid- und Pestizid-Resistenzen, die an die jeweiligen Firmen-Pestizide angepasst sind.
Beispiele:
– Gen-Mais „Herculex“ von Dow gemeinsam mit Pioneer Hi-Breed
– Gen-Mais 1507, von „Mycogen Seeds, c/o DowAgroScienes LLC und Pioneer Hi-Breed International, Inc.“ in der EU beantragt (Antrag efsa, European Food Safety Authority – s. dazu die Kritik von: www.testbiotech.de). Der gentechnisch veränderte Mais darf inzwischen in die EU importiert werden, die Genehmigung für den Anbau steht kurz vor der Bewilligung. Das hat bereits zu heftigen Protesten der Gentech-Kritiker geführt.
– Gen-Mais „SmartStax“ von Dow und Monsanto: Er enthält sechs verschiedene Genkonstrukte für Insektengifte, und zwei Genkonstrukte für Herbizidtoleranz. Dieser Mais zeigt, wie sehr die Gentechnik zu einer Spirale des Wettrüstens auf dem Acker führt, während Beikräuter und Insekten sich immer weiter anpassen.
– Gen-Baumwolle: Lizenzabkommen von DowAgroSciences/PhytoGen-Baumwollsaatgut mit BayerCropScience. Dies beeinhaltet auch das US-Patent von Dow auf Gen-Baumwolle mit Glyphosat-Resistenz. Man will u.a. den nord- und südamerikanischen Markt aufrollen (Quelle: PM Bayer, 20.5.2010).
– KEIN Patent auf Leben: Dow hat mit den genannten Tochterfirmen mehrere Patente am Europäischen Patentamt erteilt bekommen – sowohl auf Gen-Pflanzen als auch auf „High oil Maize“ ohne Gentechnik.

Pecunia non olet – Geld stinkt nicht:
Jetzt ist Dow Chemical TOP-Sponsor des IOC geworden und darf mit den fünf Ringen für seine Produkte werben. Das IOC ist derzeit etwas knapp bei Kassen, da vier TOP-Sponsoren abgesprungen sind. Da kann man offenbar nicht so wählerisch sein bei der Auswahl seiner Groß-Förderer. Dow Chemical zahlt für die auf zehn Jahre angelegte Partnerschaft immerhin 100 Milllionen USD. (Werbe-) Beginn dieser wunderbaren Freundschaft sind die Olympischen Sommerspiele 2012 in London.

Sylvia Hamberger, Wolfgang Zängl, Gesellschaft für ökologische Forschung, 26.7.2010

Quellen:
aerzteblatt.de, Dioxine, 23.4.2009
Bayer CropScience und DowAgrosciences-Firmeninformationen
Dieuniversitaet-online, Vietnam: Dioxin im Grundwasser, Forschungsprojekte, 11. April 2007
EFSA – European Food Safety Authority, Zusammenfassung des Gutachtens, Antrag (Referenz EFSA-GMO-NL-2005-15) von Mycogen seeds …, The EFSA Journal (2009), 1074
Greenpeace e.V.: Die schmutzigen Portfolios der Pestizidindustrie, Deutsche Zusammenfassung, Juni 2008
Kazim, Hasnain, Stadt unterm Leichentuch, in spiegelonline 2.12.2009
Kessler, Manuela, Der schleichende Tod von Bhopal, in SZ 2.12.2004
Matern, Tobias, Freier Eintritt zur Hölle, in SZ 16.11.2009
spiegelonline: Der Spiegel, Nr. 21/1968
stern.de, Nachforschungen: Im Vietnam-Krieg wurde mehr „Agent Orange“ versprüht, 17.4.2003
Tippe, Dr. Ruth, Kein Patent auf Leben, mündliche Mitteilungen
Ute Sprenger, Studie im Auftrag des BUND, Die Heilsversprechen der Gentechnikindustrie – ein Realitäts-Check, Dezember 2008
Wikipedia
www.testbiotech.de

Jul 212010
 
Zuletzt geändert am 17.09.2010 @ 7:52

20.7.2010

Oder: Wie man mit der Olympischen Fackel gutes Geld verbrennt

Wer soll das bezahlen
Wer hat das bestellt
Wer hat so viel Pinke-pinke
Wer hat so viel Geld?

(Jupp Schmitz, 1949)

Des Kaisers neue olympische Kleider

Was war das für ein Jubel 2008 und 2009:

Wir schaffen das. München 2018 ist super. Alles easy! Die Olympischen Spiele helfen der Umwelt! Alle sind dafür – in München, Garmisch-Partenkirchen und überall! Wir brauchen keine öffentlichen Gelder! Wir finanzieren alles selbst!

Und jetzt?

Das Umweltkonzept ist pures „Greenwashing“. Das Unternehmen „Nachhaltiges Garmisch-Partenkirchen“, am 12.7.2010 pompös im Garmischer „Olympiasaal“ vorgestellt (mit dem Signet München 2018 auf jedem Powerpoint-Bild) ist ein alter Hut. Der Umweltbeauftragte Prof. Seiler lobte sein Konzept und sagte mehrmals, dass man da „öffentliche Gelder abgreifen“ könne. Die Bevölkerung in Oberammergau hat die dortigen Pläne schon gekippt. Die Bevölkerung in Garmisch-Partenkirchen ist gerade dabei, ihren Unmut zu organisieren. Und jetzt steht die Pleiten- und Pannenbewerbung auch noch vor der Insolvenz.

Das viele Geld wird knapp:

Die Bewerbungsgesellschaft München 2018 hat außer Schwierigkeiten und Arroganz bis dato nicht viel produziert. Und nun hat sie auch noch Geldschwierigkeiten. Die Bewerbung war noch nie billig und wird immer teurer, zum Beispiel durch olympische Lobbyisten und Spitzen-Bid-Book-Schreiber wie Jon Tibbs und George Hirthler: „Es heißt, Spitzenkräfte unter den Olympiastrategen könnten bis zu 8.000 Euro pro Tag berechnen.” (Jens Weinreich, Alles, nur kein Lobbyist, in SZ 16.2.2010)

Dazu kommen Spitzen-Film-Projekte von Bewerbungschef Willy Bogner: “War für Filmprojekte ursprünglich eine Million Euro in den Bewerber-Etat eingestellt, soll sich nach SZ-Informationen allein dieser Betrag auf vier bis fünf Millionen Euro erhöht haben.” (Kistner, Mayer SZ 14.7.2010) Bogner hat den teuersten Ein-Euro-Job der Republik, und für Werbefilmchen vor dem IOC ist keine Summe zu gering.

30 Millionen Euro hatte die Bewerbungsgesellschaft München 2018 ursprünglich im Budget – nur für die Bewerbung. Mit seiner Rücktrittsdrohung Mitte Juli 2010 verband Bogner dann die Forderung von 37 Millionen. (Laut Spiegel forderte Bogner zunächst sogar 47 Millionen Euro.) Bei der Aufsichtsratssitzung am 15.7.2010 wurde das Budget „nur“ auf 33 Millionen Euro erhöht. Niemand weiß, woher das Geld plötzlich kommen soll.

Bogner sagte nach der Aufsichtsratssitzung, das reiche für eine „ordentliche Bewerbung“. Seehofer verbesserte: für eine „erstklassige“ Bewerbung. Und ermahnte die Journalisten, doch positiv zu berichten. Aber über was in aller Welt?

Außer Spesen nichts gewesen:

Viele können sich noch erinnern, was man früher für 30 Millionen Euro (vulgo 58,6 Millionen DM) auf die Beine stellen konnte. Was hat die Bewerbungsgesellschaft München 2018 eigentlich auf die Beine gestellt? Außer dunkler Limousinen und Aufhebungsverträgen, außer Planüberarbeitungen und Überheblichkeit und ökologischem Blabla?

Und keiner sagte am 15.7.2010, wo die Differenz von angeblich vorhandenen 22 Millionen auf 33 Millionen Euro herkommen könnte/sollte/dürfte. Es würden keine öffentlichen Gelder fließen, erzählte Seehofer. Also müssen wir uns selbst Gedanken darüber machen.

Die Straßenbauer gehen so vor: Irgendwo wird eine Autobahnbrücke in die Landschaft gebaut. Sie steht einfach „so da“ (daher der Name „Soda“-Brücke). Dann wird noch eine Brücke gebaut und noch eine. Und irgendwann sagt der Richter am Verwaltungsgericht, dass der Autobahnbau grundsätzlich nicht rechtens ist, aber leider schon zu viel Millionen investiert wurden. Und dann genehmigt er den Bau, und die restlichen Millionen müssen dann  vom Staat, also vom Steuerzahler investiert werden.

Die Bewerbungsgesellschaft München 2018 geht ähnlich vor. Natürlich wird sie im Herbst wieder bei ihren Gesellschaftern anklopfen und Geld brauchen. Die Gesellschafter sind: LH München 30 Prozent, „Freistaat“ Bayern 9 Prozent, Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen 8 Prozent und Landkreis Berchtesgaden 2 Prozent. Der aufmerksame Leser rechnet nach und stellt fest, dass 51 Prozent Anteile fehlen. Nun ja, die gehören dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der damit die Mehrheit hat, aber nichts zahlt und kein Risiko trägt.

Im Herbst werden, schätze ich, noch einmal 15 Millionen fehlen. (Ich lade alle ein, mitzuschätzen. Wer am nächsten dran ist, hat das Buch Gletscher im Treibhaus von Wolfgang Zängl und Sylvia Hamberger gewonnen. Einsendeschluss ist der 31.10.2010, 24 Uhr.)

Und diese Kostensteigerung betrifft nur DIE BEWERBUNG für 2018! Man kann ahnen, um wie viel die Kosten für die AUSRICHTUNG DER WINTERSPIELE 2018 steigen würden.

Finanzielle Intransparenz:

Die Bewerbungsgesellschaft München 2018 behauptet gern, dass der offizielle Haushalt des Organizing Committee of the Olympic Games (OCOG) für die Durchführung der Olympischen Spiele kein Defizit haben würde. Das  NON-OCOG-Budget enthält Kosten für Infrastrukturmaßnahmen, die angeblich sowieso „längst geplant“ gewesen seien, was meist nicht stimmt. Zu dieser kreativen Buchungstechnik schrieb Jens Weinreich: “Es ist alles eine Frage der Buchungstechnik: Was nicht in den OCOG-Etat passt, wird in den NON-OCOG-Etat ausgelagert.” (Weinreich, 7.5.2009) Das heißt, es werden so lange Kosten in den NON-OCOG-Haushalt verschoben, bis der OCOG-Haushalt aus dem Minus ist.

Doch selbst Haushaltsaufstellungen und Wirtschaftspläne werden als Geheimnis behandelt. So stand in einer Verlautbarung der Bewerbungsgesellschaft München 2018 am 15.7.2010: „Zudem haben wir uns einstimmig und im Einvernehmen der Geschäftsführung auf den Wirtschaftplan der Bewerbung geeinigt.“

Jens Weinreich schrieb dazu am 16.7.2010 seinen Blog  München 2018 und der intransparente Umgang mit Steuermitteln“: Wirtschaftsplan? Welcher „Wirtschaftsplan”? und stellte folgende Fragen:

  • Auf welchen “Wirtschaftsplan” hat man sich geeinigt?
  • Gibt es einen Beweis dafür, dass ein “Wirtschaftsplan” existiert?
  • Warum ist der “Wirtschaftsplan” nicht öffentlich?
  • Warum wird der “Wirtschaftsplan” nicht öffentlich gemacht, so wie es sein sollte, vor allem jetzt, da die öffentliche Hand wieder mit etlichen Millionen als Sponsor auftritt?
  • Warum wird Abgeordneten der Parlamente von Gesellschaftern trotz mehrfacher Anfrage dieser “Wirtschaftsplan” verheimlicht?
  • Was soll/darf die Öffentlichkeit, Hauptsponsor der Bewerbung, nicht wissen?
  • Wo sind die Beweise, dass Sponsoren bislang überhaupt Geldmittel für die Bewerbung bereit gestellt haben?
  • Wie verteilen sich die Sponsorenleistungen – sofern es überhaupt welche gibt – in Geld- und Sachmittel?
  • Wie verteilen sich die Sponsorenleistungen – sofern es überhaupt welche gibt – auf wirklich private Firmen und auf halbstaatliche bzw. staatliche “Unternehmen”, also auf verkappte Subventionen der öffentlichen Hand?
  • Warum gibt es keine sauberen, öffentlich nachprüfbare OCOG- und NON-OCOG-Etats?

Sonstige Intransparenz:

Bernhard Schwank und Michael Vesper von München 2018 äußerten: „Die Bewerbung habe nie ein Transparenzproblem gehabt, es gebe keine Geheimniskrämerei – weder um Bauten noch um Finanzen. Schließlich stünde das sogenannte Mini Bid Book im Internet, zwar nur in englischer und französischer Sprache, aber das sei allgemein verständlich, auch in Garmisch-Partenkirchen.“ (SZ 21.7.2010)

Nun werden die Pläne der Wettkampfstätten von der Bewerbungsgesellschaft behandelt wie Militärgeheimnisse. Über die Bauten im Münchner Olympiapark ist nichts genaues bekannt, ebensowenig über die vorgesehenen Bauwerke in Garmisch-Partenkirchen. Beim Projekt Gut Schwaiganger wissen weder Betroffene des Gutes noch die Gemeinde Bescheid. Das Mini Bid Book hat eine Blätterfunktion und ist weder im Einzelblatt (schwärzender Mittelbalken) geschweige denn komplett ausdruckbar. Das ist natürlich Absicht.

Es macht den Eindruck, dass sich München 2018 die Strategie des IOC zu eigen gemacht hat. Die Stiftung One World Trust, die 2009 30 internationale Organisationen und Konzerne untersuchte, hat dem IOC den Titel „intransparentestes Unternehmen der Welt“ verliehen – noch vor dem Öl- und Rüstungskonzern Halliburton. (Das IOC löste übrigens die FIFA ab, die diesen Titel 2007 erhielt.)

Wer zahlt was privat und öffentlich:

Angeblich sind bis August 2010 25 Millionen eingesammelt. Angeblich. Wie sieht es aus?

1) Private nationale Förderer:
Adidas, BayWa, BMW Group, Lufthansa, seit August 2010 Allianz.
Man geht davon aus, dass jeder drei Millionen Euro monetär und in Sachmitteln mitbringt.

Das macht von den Privatkonzernen: 15 Millionen Euro.

Weitere nationale Förderer im Besitz der Öffentlichen Hand sind:
Flughafen München (2,5 Milliarden Euro Darlehen von der Öffentlichen Hand) und Finanzgruppe Sparkassen.

Öffentliche Gelder Förderer: 6 Millionen Euro.

2) Nationale Ausstatter, Beitrag gern um die 300.000 Euro:
Private Förderer: Deloitte; GfK Verein (Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg; sie führt z.B. Umfragen in der Bevölkerung über die Akzeptanz der Bewerbung durch, die durchwegs zustimmende Ergebnisse liefern und die nie veröffentlicht werden); Norton Rose (Anwaltskanzlei, zahlt wohl ebenfalls eher in Beratungsleistung);

Weitere nationale Ausstatter im Besitz der Öffentlichen Hand sind:
Messe München (in Öffentlicher Hand; über 23 Millionen Euro Defizit im Jahr 2009); Olympiapark München (im Besitz der Stadt München); Stadtwerke München (im Besitz der Stadt München).

Öffentliche Gelder Ausstatter: 0,9 Millionen Euro.

3) Freunde der Bewerbung, Beitrag ca. 30.000 Euro (alle irgendwie geschäftlich an München 2018 interessiert):

APA Firmengruppe (Werbemittel), Arena One (Gastronomie, Events), Autobus Oberbayern, Drees & Sommer (Projektmanagement, Immobilienberatung, koordinierte Allianz-Arena und den Bau der Großen Schanze in Garmisch-Partenkirchen, deren Kosten von 9 auf 18 Millionen Euro stieg); IHK München; Management, Riebel Bau, Picture Management (Software), Sporthaus Schuster.

Öffentliche Förderung der Bewerbung:

Nationale Förderer:                                               6 Millionen Euro

Nationale Ausstatter:                                             0,9 Millionen Euro

Darlehen Land Bayern:                                        0,5 Millionen Euro

Darlehen Stadt München:                                    1,0 Millionen Euro

Darlehen Garmisch-Partenkirchen:                   0,45 Millionen Euro

———————————————————————————————–

8,85 Millionen Euro

Fazit: Die Bewerbungsgesellschaft München 2018 wollte 30 Millionen Euro nichtöffentliche Gelder einsammeln und hat nach eigenen Angaben 25 Millionen Euro zusammengebracht, wovon fast neun Millionen Euro Öffentliche Gelder sind. Nun will sie auf 33 Millionen erhöhen.

Und am 15.9.2010 kündigte München 2018 den nächsten in öffentlicher Hand befindlichen Sponsor an: Lotto Bayern, im Bayerischen Ministerium für Finanzen angesiedelt, wird mit zwei Millionen Euro mitspielen. Siehe auch unter Aktuelles:
http://www.nolympia.de/2010/09/lotto-bayern-wie-es-leibt-und-lebt/

Kleiner Rat an die Industrie: Die Förderung der Bewerbung München 2018 wird sich nicht rentieren. Sie ist vom Erfolg her vergleichbar mit den Investitionen bei Lehman Brothers oder Bernard Madoff.

Der nächste Untersuchungsausschuss ?

Die Bewerbung München 2018 (Olympischen Winterspiele) wird genauso im Chaos und Defizit landen wie jene von Berlin (Olympische Sommerspiele 2000) und Leipzig (Olympische Sommerspiele 2012): Damals verschwanden wichtige Unterlagen und Unsummen an Geldern, wie Staatsanwälte feststellten.

Ist es das wert?

Der amerikanische Wirtschaftsprofessor Andrew Zimbalist veröffentlichte in der Zeitschrift Finance & Development des International Monetary Fund unter dem bezeichnenden Titel „Is it worth it?“ eine Warnung an die aktuellen Austragungsorte: „Denkt, bevor ihr euch bewerbt!“ Die Bewerber für 2018 – Annecy, München und Pyeongchang – „würden gut daran tun, sich vom unvermeidlichen olympischen Hype fernzuhalten und einen langen, harten und nüchternen Blick auf die langfristigen Entwicklungsziele ihrer Region zu richten“.

Ist es das wert: dass für eine seit Jahrzehnten marode, abgewirtschaftete, sündteuere „olympische Idee“ eine Bundeskanzlerin, diverse Bundesminister, ein Ministerpräsident, diverse Landesminister, ein Oberbürgermeister, mehrere Bürgermeister und andere Helden der Politik sich vor den olympischen Karren spannen lassen – und sich blamieren? Während die Olympioniken (wer ist das?) bedingt amüsiert und zumindest finanziell unbeteiligt zusehen? Oder sich heimlich über so viel Unvermögen wundern?

Und so werden noch viele dunkle, große Limousinen in nächster Zeit mit vielen Versprechungen und lukrativen Angeboten aller Art ins Oberland fahren. So wollte am 19.7.2010 der bayerische Landwirtschaftsminister nach Garmisch-Partenkirchen zu den Bauern fahren und „die negative Stimmung umdrehen“. Von denen wurde der Termin aber nicht wahrgenommen. Am 21.7. wollte er es erneut versuchen.Auch diesen Termin wollten die Bauern nicht wahrnehmen. Jetzt will Horst Seehofer mit Kathi Witt kommen.

Und warum vertritt eigentlich der Bayerische Bauernverband nicht die Interessen der Bauern, also seiner eigentlichen Klientel, sondern die Interessen der Bewerbungsgesellschaft München 2018 – und hilft noch bei der Abfassung von Verträgen, mit denen die Bauern ihr Land und ihre Existenz temporär oder dauerhaft verlieren?

Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende:

Das Ende der Pleiten- und Pannen-Bewerbung München 2018 wäre in jedem Fall besser, als die nächsten Millionen aus knapp bemessenen Öffentlichen Geldern hinterher zuwerfen. Die Langzeitschäden und Langzeitschulden würden nämlich weit länger dauern als  bis ins Jahr 2018.

Gerade hat der Finanzminister der kanadischen Provinz British Columbia bekannt gegeben, dass das Defizit der Winterspiele 2010 in Vancouver nicht bei 600, sondern bei 925 Millionen kanadischer Dollar (etwa 713 Millionen Euro) liegt. War es das wert?

Wolfgang Zängl, 21.7.2010

18 Irrtümer

In unseren „18 Gründen gegen Olympia“ – hier auf dieser Webseite – wollte man „18 Irrtümer“ nachweisen – ein Eigentor.
Dieter Janecek (Plattform Nolympia) hat sich näher damit befasst.

Verwendete Fachliteratur:

Brunner soll Bauern für Olympia gewinnen, in SZ 19.7.2010)
Fahrenholz, Peter, Lode, Silke, Sebald, Christian, Mehr Geld für Olympia, aber nicht genug, in SZ 16.7.2010
Fong, Petty, B.C. taxpayer’s Olympic cost: $ 925 million, olympics.thestar.com 9.7.2010
Höhmann, Ingmar, Olympia-Werbetour mit Hindernissen, in Handelsblatt 19.7.2010
Kistner, Thomas, Mayer, Christian, Frust beim Frontmann, in SZ 14.7.2010
Lotto-Millionen für Olympia-Bewerbung, in SZ 15.9.2010
Neue Probleme für Olympia 2018, in SZ 22.7.2010
Pfeil, Gerhard, Schwammige Verträge, in Spiegel 29/2010
Ruhland, Michael, Poker um die Spiele, in SZ 16.7.201
Prummer, Karin, Riedel, Katja, Auf die Mütze, in SZ 20.7.2010
Sebald, Christian, Rätselhaftes Schweigen, in SZ 16.7.2010
Verlust bei der Messegesellschaft, in SZ 9.7.2010
Weinreich, Jens:
Macht ohne Kontrolle – Das IOC arbeitet noch intransparenter als Rüstungskonzerne, in SZ 30.12.2008
Alles, nur kein Lobbyist, in SZ 16.2.2010
München 2018 und der intransparente Umgang mit Steuermitteln: Wirtschaftsplan? Welcher „Wirtschaftsplan”? 16.7.2010
Zimbalist, Andrew, Is it worth it? inFinance & Development March 2010

Jul 162010
 
Zuletzt geändert am 28.07.2010 @ 7:34

17.7.2010

Insolvenz! Welch eine drohende Blamage für die Bewerbungsgesellschaft! Schnell wird das Budget um 10% auf 33 Mio. erhöht. Zuwenig für die Filme von Willy Bogner. Aber besser wie nix. Das Geld von den Sponsoren dümpelt immer noch bei 22 Mio. Ministerpräsident Seehofer spricht hoffnungsfroh von „Dingen, die noch in der Pipeline sind“. Man wird den „Dingen“ mit Krediten auf die Sprünge helfen müssen. Bogner hat’s am 15.7. im SZ-Interview gesagt: „Wir brauchen eine Garantie von der Politik, eventuelle Defizite auszugleichen.“

Das fängt ja schon gut an – und es wird so weitergehen. Bogner, du Prophet! Der Markt gibt nicht her, was man von ihm erwartet. Deshalb die Garantie von der Politik, dass deren eigener Ehrgeiz von den Steuerzahlern gesponsort werden muss. Natürlich nur, wenn’s eng wird. Das gilt für 2010, das gilt für 2018.

Aber es wird eng werden, das beweisen alle andern Großplanungen. Man muss gar nicht nach Turin gehen, man muss nur an der neuen Großschanze in Garmisch-Partenkirchen  Maß nehmen: Von 10 Mio. auf nahezu 20 Mio. fast verdoppelt!

Aber woher kommt die Abstinenz der Wirtschaft? Krise, sagen alle. Aber welche Krise? Nur die Finanzkrise? Der Markt weiß mehr, sagen die Wirtschaftsliberalen. Die Unsicherheit im Jahr 2018 ist die Klimakrise: Sind dann Winterspiele noch opportun? Die Münchner Rück investiert in der Krise mit anderen Unternehmen 400 Mrd. für das Wüstenprojekt Desertec, um dort in Jahrzehnten Sonnenenergie einzufangen. Im Jahr 2018 dagegen kann man sich in Garmisch-Partenkirchen nur die Schnee-Insolvenz einfangen. Und die Begeisterungs-Insolvenz.

Die Begeisterungs-Insolvenz, die gibt es jetzt schon. Deshalb auch der allseits beklagte Hochmut der Politiker. Die haben sich einfach nicht vorstellen können, dass man den Leuten die fünf Ringe hinhält, und keiner springt begeistert durch. Nach den Oberammergauern am wenigsten die Wirtschaft. Die einen rechnen mit ihren Wiesen, die anderen mit ihrem Kapital: Was bringt die Zukunft, was bringt Zukunft?

Andere haben für ihre Zukunft kein Wiesen- und kein Geldkapital, sondern symbolisches Kapital. Wiesenkapital haben die Bauern, Geldkapital haben die Unternehmen, symbolisches Kapital haben die Naturschützer. Ihr symbolisches Kapital ist ihre Reputation in Umweltsachen. Und da passiert Erstaunliches: Was die einen an Wiesen und Geld der Bewerbungsgesellschaft aus Weitsicht und Vorsicht nicht geben, verschleudern die anderen mit vollen Händen: Ihre Reputation als Natur- und Umweltschützer. 2018 wird schon alles gut gehen – 2018 muss alles gut gehen! Keine Klima-Insolvenz, keine Platz-Insolvenz in den engen Tälern, keine Zustimmungs-Insolvenz!

Ausgerechnet die Naturschutzexperten vom Deutschen Alpenverein (DAV) und vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) sind noch dabei, nachdem der Bund Naturschutz (BN), CIPRA Deutschland, Mountain Wilderness und der Verein zum Schutz der Bergwelt (VzSB) bereits letztes Jahr sich geweigert haben, der Olympia-Bewerbung das grüne Feigenblatt vor die ökologische Blöße zu halten. DAV & LBV sind die letzten, die noch in der Umweltkommission mitpaddeln, denen noch nicht die Düse geht, dass sie zu den Verlierern gehören könnten. Willy Bogner weiß das schon lange, deshalb wollte er sich auch davonmachen, bis ihn der Bayerische Horst am Krawattl gepackt hat, dass er nicht öffentlich den Horst macht, den anderen Horst.

Die Naturschutzverbände haben außer ihrer Vereinskasse nur symbolisches Kapital. Das ist das Wichtigste, was sie haben, im Kampf für die Nachhaltigkeit. Nein, nicht für die Nachhaltigkeit der olympischen Winterspiele, da ist Nachhaltigkeit sowieso nur Lug und Trug, das hat der Markt schon längst kapiert. Nein: Für ihren Einsatz für Natur und Umwelt vor und nach 2018. Dieses Kapital wird gerade verspielt. „Poker um die Spiele“, hat der Kommentar in der SZ vom 16.7. geheißen.

Die Naturschutzverbände, die noch in der Umweltkommission sitzen, die haben, anders als die Wirtschaft, in diesem Poker schon längst die Arschkarte gezogen. Höchste Zeit, dass sie den Spieltisch verlassen. Sonst könnten ihre Mitglieder, aber auch die ganze Gesellschaft merken, dass sie gerade die Zukunft verspielen. Nicht nur ihre, nicht nur symbolisch: Eine Natur- und Umwelt-Insolvenz können wir uns nicht leisten, noch weniger als eine finanzielle Insolvenz.

Jul 162010
 
Zuletzt geändert am 06.12.2011 @ 16:24

Aktualisiert 6.12.2011

OB Ude zur vom DOSB abgeblockten Bewerbung München 2022: „Ich scheue die politische Auseinandersetzung überhaupt nicht, weil ich der Meinung bin, dass die Garmischer Grundstücksbesitzer ihre Möglichkeiten ausgereizt haben und die Mehrheitsverhältnisse in Garmisch bekannt sind“ („Die Olympia-Bewerbung ist nicht vom Tisch“, in sueddeutsche.de 5.12.2011).

Es folgen Aussagen von hier wohnenden oder arbeitenden Münchern, welche die konkreten Probleme und Existenzbedrohungen der Garmisch-Partenkirchner Grundeigentümer leugnen und herunterspielen oder ihnen rein finanzielle und egoistische Interessen unterstellen. Sie selbst würden vermutlich im umgekehrten Fall sofort mit Rechtsanwalt und Polizei drohen, falls ihr eigener Besitz bedroht wäre.

„Am Ende handelte es sich um parteipolitische Grabenkämpfe im Garmischer Unterholz. Uns haben abgewählte Gemeinderäte Knüppel zwischen die Beine geworfen.“ OB Ude nach Durban (zeitonline 8.7.2011)

„Mehrheitsentscheidungen müssen respektiert werden, das entspricht unserer demokratischen Kultur. Man darf aber nicht erlauben,dass Einzelinteressen die Mehrheitsentscheidungen torpedieren.“

Thomas Bach zu den Garmisch-Partenkirchner Grundeigentümern  (merkur-online 13.2.2011)

“Die große Mehrheit der Menschen dort ist für die Spiele. Dass sich ein paar querstellen, ist ganz normal, das wird sich legen.”
Willy Bogner über die Garmisch-Partenkirchner Grundeigentümer (Interview in faz.net 28.1.2011)

„Aber das IOC ist in der Lage, das Ganze in die Perspektive zu rücken und zu erkennen, was PR-Aktionen eines einzelnen Anwalts sind und wo wirkliche Substanz steckt.“ Thomas Bach (Neues Deutschland 26.1.2011)

„Ich habe wenig Verständnis dafür, dass Menschen ihre Einzelinteressen nicht in den Hintergrund stellen und sagen: Hier geht es um eine Sache, die unserem Land insgesamt gut tut. Solch ein Ereignis nützt auch der Wirtschaft und schafft viele Jobs.“  Roland Berger
(SZ 8.1.2011)

Ude nach dem Skirennen am Münchner Schuttberg: „Den von den Medien beschriebenen ‚Bauernaufstand“ gegen die Spiele gebe es nicht. Das habe ihm der Präsident des Bauernverbandes kürzlich bestätigt. Die Bauern, die ihr Geld mit der Landwirtschaft verdienten, seien für die Bewerbung. Probleme machten ‚vier, fünf, sechs Grundeigentümer, die etwas für sich herausschlagen wollen‘. Diese Gruppe veranstalte ein ‚öffentliches Spektakel‘, was einfach dadurch motiviert sei, dass sie ‚keinerlei Chancen auf Erfolg‘ hätten“ (SZ 3.1.2011).

„Hier muss die Mehrheit der Deutschen hinter diesen Spielen stehen. Unsere Chancen sind wirklich gut. Das lassen wir uns nicht von einzelnen kaputt machen.“
Thomas Bach, ZDF-Sendung Sportler des Jahres 19.12.2010 (Hahn, Jörg, Verwirrende Signale, in faz.net 20.12.2010).

„Bei aller Liebe zur bayerischen Folklore – so langsam reicht es jetzt mit dem Provinz-Aufstand der Garmischer Grundstücksbesitzer gegen die Olympischen Spiele. Was die Bauern und Grundeigner aufführen, mag mancher für sympathische Aufmüpfigkeit halten – in Wahrheit ist das Sturheit und Egoismus… Aber hier stehen Einzelinteressen gegen die Mehrheit. Es wäre demokratisch, sich zu beugen.“
Arno Makowsky, Auf dem Ego-Trip, in Abendzeitung 15.12.2010

Die Wünsche der Mehrheit „verschwinden hinter dem lauten Protest der wenigen. Immerhin sprechen sich 64 Prozent der Garmisch-Partenkirchner für die Bewerbung aus…“ Mit dem Ultimatum „haben sie einen kritischen Punkt überschritten. Sie haben sich nicht nur im Ton vergriffen. Mit der Drohung, sich selbst an das IOC zu wenden, fordern sie die Regierung geradezu heraus: Die kann nun nicht mehr auf Einfühlungsvermögen und Entgegenkommen setzen, sie muss jetzt zeigen, dass sie das Gemeinwohl über das Eigentum der Grundbesitzer stellt.“ Annette Ramelsberger, 59 Bauern gegen den Rest der Welt, in SZ 14.12.2010

„Saure Wiesen gibt’s auch in München, aber wenigstens sind die nicht subventioniert.“
Willy Bogner (SZ 20.7.2010)

„Die Bewerbung habe nie ein Transparenzproblem gehabt, es gebe keine Geheimniskrämerei – weder um Bauten noch um Finanzen. Schließlich stünde das sogenannte Mini Bid Book im Internet, zwar nur in englischer und französischer Sprache, aber das sei allgemein verständlich, auch in Garmisch-Partenkirchen.“ Bernhard Schwank, Michael Vesper (SZ 21.7.2010)

OB Ude wird anlässlich der Eröffnung der Oktoberfest-Ausstellung im Münchner Stadtmuseum zitiert: „Die Münchner Bürger seien schon vor 200 Jahren bereit gewesen,ein großes Ereignis durch die Bereitstellung ihrer Grundstücke zu unterstützen, stichelt Ude – ‚dies als kleine Botschaft nach Garmisch‘.“   SZ 10.7.2010

„Mir gehen diese Quertreiber in Alpennähe gegen den Strich.“
Karl-Heinz Rummenigge, SZ 15.7.2010

„Wenn ihr die Spiele nicht wollt, kriegt ihr keine.“
Willy Bogner SZ 15.7.2010

„An ‚einzelne Bauern’, die ‚ihre hochsubventionierten Wiesen’ nicht an die olympischen Organisatoren verpachten wollten, appellierte er, ihrer Verantwortung für das Land gerecht zu werden’.“
SZ 28.1.2010 über Willy Bogner

„Was machen wir Sportler, wenn’s schlecht läuft, wenn nix mehr geht? Dann muss man mit Brachialgewalt sozusagen die Bewegungsmuster aufbrechen…“
Christian Neureuther, Quer 15.7.2010

„Niemand hat Gemeinden gezwungen, sich zu bewerben.“
Willy Bogner, Gasteig 13.4.2010

„Ich glaube, dass in der Zukunft in Oberammergau auch Stimmen laut werden, dass das so schlau nicht gewesen ist, sich hier allzu sehr zu zieren. Hier wurde ein Kuchenstück zurückgewiesen.“
Christian Ude, 5.7.2010 B5

In der Sendung „Quer“ kommen Bauern aus Garmisch-Partenkirchen zu Wort, denn: „Für diese Menschen hat die Wiese einen Wert, der mit Geld nicht zu bezahlen ist“ – Veronika Bartl, Bäuerin in Garmisch-Partenkirchen äußert sich dazu: Es geht darum, dass wir unseren Grund erhalten möchten und da gibts so einen Spruch, der heißt „Wenn ich gewusst hätt, dass mei Kuah a Gras frisst, na hätt i mein Acker net teert.“
Quer 15.7.2010

Willy Bogner an die Bauern in Garmisch-Partenkirchen: „Die haben sich jeglicher Kommunikation verschlossen“.  Es gehe ihnen vor allem um Geld.
Auf die Frage, ob die widerspenstigen Grundbesitzer nur die Preise hochtreiben wollten, antwortete er: „Dem würde ich nicht widersprechen. “
Willy Bogner eine Woche nach seinem Rücktritt,  merkuronline 13.9.2010

Jul 142010
 
Zuletzt geändert am 28.07.2010 @ 7:39

BN-Presseinfo vom 14.7.2010

14.7.2010

PM der BN-Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen:

„Die Chaostruppe der Bewerbungsgesellschaft München 2018 hat offenbar nicht einmal mehr den Bewerbungsetat im Griff

Völliges Unverständnis zeigen nicht nur die Gegner der Olympiabewerbung in Garmisch-Partenkirchen über das Chaos in der Bewerbungsgesellschaft München 2018. Diese hat offenbar nicht einmal mehr ihren Etat für die Bewerbung im Griff. Zum einen wurden bisher erst circa zwei Drittel des Bewerbungsetats von 30 Millionen  Euro eingeworben, zum anderen erklärt der Vorsitzende  Willy Bogner im gleichen Atemzug, dass die Kosten auf 36,4 Millionen Euro steigen sollen. In anderen Veröffentlichungen ist bereits von mehr als 40 Millionen die Rede. Was machen die Bewerber mit dem Geld eigentlich? Es kann gut sein, dass nach der Abwicklung der Bewerbung durchaus die Frage nach der sinnvollen Verwendung des Geldes gestellt wird.

Wie soll man da den anderen Versprechungen der Bewerber glauben, dass die Spiele „ökologisch und nachhaltig“ durchgeführt werden sollen?

Ständige Umplanungen zeigen, dass es keine wirklich guten Lösungen für Biathlon und Langlauf gibt. Mit Schwaiganger behauptet man – nach Kaltenbrunn und Oberammergau – inzwischen zum dritten Mal, einen hervorragenden Standort gefunden zu haben. Das Gestüt liegt allerdings noch tiefer, ist noch sonniger und noch wärmer als alle bisherigen Standorte. Die Reaktionen in Ohlstadt sind bisher sehr verhalten und reserviert. Bei näherer Information wird in Ohlstadt das Gleiche geschehen wie in Garmisch-Partenkirchen und Oberammergau: Der Widerstand gegen die überzogenen Forderungen von IOC und Bewerbern wird auch dort wachsen.

In Garmisch-Partenkirchen ist die Informationsstand der Beteiligten inzwischen so gut, dass sie schnell bemerken, wenn sie über den Tisch gezogen werden sollen.

Es handelt sich schon lange nicht mehr nur um den Widerstand Einzelner, wie von den Bewerbern gebetsmühlenartig verkündet, sondern um eine Bewegung. Das erleichtert den einzelnen Bauern auch, mit dem Druck umzugehen, der wegen  der Grundstücksverhandlungen auf ihnen lastet. Denn der Umgang mit den Grundbesitzern ist miserabel. Sie bekommen immer nur ganz kleine Kartenausschnitte mit ihrem Grundstück gezeigt, damit sie nie das gesamte Ausmaß der Baumaßnahmen und Eingriffe beurteilen können. Diese Herablassung und die völlig fehlende Transparenz der Bewerbung führen inzwischen zu wachsender Erbitterung. Zu den letzten Grundstücksverhandlungen sind die meisten Grundbesitzer gar nicht mehr hingegangen.

Für die Bewerbungsgesellschaft und Herrn Bogner rächt sich jetzt, dass sie die berechtigten Anliegen und Sorgen der Einheimischen und der Grundstückseigentümer nie ernst genommen haben und immer noch nicht ernst nehmen. Auch die häufigen Versprechungen es in Zukunft besser zu machen blieben immer Makulatur. Es wurden höchstens Büros eröffnet, wie in Garmisch-Partenkirchen oder das Direktorium vergrößert wie erst vor einigen Tagen in München.

Wer glaubt nach den Erfahrungen mit der Bewerbergesellschaft und ihrem Umgang mit Geld noch irgendeine Behauptung, dass die Kommunen nach dem Zuschlag  nicht massiv zur Kasse gebeten werden?

Die Unterschriftensammlung des Netzwerkes Nolympia wird zeigen, dass auch die Behauptung der Bewerber, dass die Bewerbung von einer großen Mehrheit der Bevölkerung getragen, wird nicht stimmt (Informationen unter: www.nolympia.de oder www.nolympia2018.de).

Die Bewerbung ist zur Farce geraten! Es wird Zeit, sie endlich zu beenden, bevor noch mehr Steuergelder verschwendet werden, und das Ansehen von Bayern, München und Garmisch-Partenkirchen weiter leidet.

Axel Doering
Kreisvorsitzender“

Pressemitteilung des Bund Naturschutz, Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen vom 14. Juli 2010 “Die Chaostruppe der Bewerbungsgesellschaft München 2018 hat offenbar nicht einmal mehr den Bewerbungsetat im Griff” als pdf-Datei

Jul 142010
 
Zuletzt geändert am 28.07.2010 @ 7:39

14.7.2010

Olympische Winterspiele forcieren den Klimawandel – und kosten SEHR VIEL GELD

Unmittelbar vor dem Klimagipfel in Kopenhagen hatte Kanzlerin Merkel noch 1,26 Milliarden Euro für den Klimaschutz in Entwicklungsländern zugesagt. Je 420 Mio. Euro sollten in den Jahren 2010 bis 2012 zusätzlich aufgebracht werden, um Entwicklungsländer bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.

Nach den Haushaltsverhandlungen im März 2010 blieben davon nur noch drei mal 70 Mio. Euro übrig – jetzt werden wohl auch die den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen.

Der Haushaltstitel „Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern“ soll für die kommenden zwei Jahre auf null gesetzt werden.

Kein Geld für Klimaschutz, aber für Olympische Winterspiele 2018 ?: Willy Bogner, der Geschäftsführer der Bewerbungsgesellschaft „München 2018“ für die Olympischen Winterspiele 2018, droht mit seinem Rücktritt und fordert von der Politik mehr Geld für die Bewerbung: 20 Millionen hat diese Bewerbung schon gekostet – 30 Millionen Euro waren geplant, aber Sponsoren wollten nicht mehr zahlen. Inzwischen ist schon von mehr als 40 Millionen die Rede. Sollen die „fehlenden“ 20 Millionen aus Steuergeldern kommen?

Wohlgemerkt: Hier geht es nur um die Bewerbungskosten für „München 2018“ – mit München, Garmisch-Partenkirchen, Ohlstadt und Schönau am Königssee als umstrittene Austragungsorte.

Olympische Winterspiele forcieren den Klimawandel und kosten erst recht in ihrer Durchführung SEHR VIEL GELD:

Der Internationale Währungsfonds IMF warnt die Austragungsorte vor den Risiken 2018.

Der amerikanische Wirtschaftsprofessor Andrew Zimbalist veröffentlichte im März 2010 in der IMF-Zeitschrift Finance & Development unter dem bezeichnenden Titel „Ist es das wert?“ eine Warnung an die Austragungsorte. Er schilderte darin die vielfältigen Risiken für Olympische Sommer- und Winterspiele. So mussten jeweils viele zusätzliche Milliarden Dollar an öffentlichen Geldern eingesetzt werden:

Defizitär waren die Spiele in Seoul (1988), Barcelona (1992: vier Mrd. Dollar Defizit); Nagano (1998: 11 Mrd. Dollar Defizit); Sydney (2000); Athen (2004: geschätzte Kosten 1,6 Mrd. Dollar, tatsächliche Kosten 16 Mrd. Dollar; allein die Kosten für Sicherheit stiegen auf 1,4 Mrd. Dollar) und Peking (2008: geschätzte Kosten 1,6 Mrd. Dollar, tatsächliche Kosten mehr als 40 Mrd. Dollar).

Sotschi (2014) wurde zunächst mit 12 Mrd. Dollar angesetzt; 2010 lag die Schätzung schon bei 33 Mrd. Dollar. Für London (2012) waren ursprünglich weniger als 4 Mrd. Dollar angesetzt: Nun rechnet man mit 19 Mrd. Dollar. Die zuständige Ministerin Tessa Jowell sagte bereits 2008: „Wenn wir gewusst hätten, was wir heute wissen, hätten wir uns dann um die Spiele beworben? Mit Sicherheit nicht.“

Zimbalist verwies noch auf die „White Elephants“, also Sportstätten, die für knapp drei Wochen Olympische Spiele plus Paralympics benötigt werden und danach nicht mehr – aber über Jahrzehnte hohe Unterhaltskosten verursachen. So kostete die Bobbahn in Turin 108 Mill. Dollar und verursacht jährlich hohe laufende Kosten für den Unterhalt; sie ist seit den Spielen 2006 außer Betrieb.

Zimbalist kam zu dem Schluss: „Denkt, bevor ihr euch bewerbt!“ Die Bewerber für 2018 – Annecy, München und Pyeongchang – „würden gut daran tun, sich vom unvermeidlichen olympischen Hype fernzuhalten und einen langen, harten und nüchternen Blick auf die langfristigen Entwicklungsziele ihrer Region zu richten“.

Jul 132010
 
Zuletzt geändert am 28.07.2010 @ 7:46

13.7.2010

Jetzt ist es soweit: Die Plattform Nolympia 2018, der auch wir angehören, macht eine Unterschriftensammlung.

Der Text lautet:

„Unterschriftensammlung zum Erhalt unserer Landschaft – Einstellung der Planungen zur Münchner Olympia-Bewerbung 2018:

Angesichts der ökologischen und finanziellen Schwierigkeiten, die bei der Durchführung der Spiele im Landkreis Garmisch-Partenkirchen zu erwarten sind, lehne ich die Münchner Bewerbung für die olympischen Winterspiele 2018 ab.

Begründung:

–          Wir sind für den Erhalt unserer einmaligen Landschaft

–          Der geplante Eingriff steht in keinem Verhältnis zu dem Nutzen der Veranstaltung

–          Bestehende  Wintersportanlagen in Ruhpolding (Biathlon) und Oberstdorf (Nordisch) werden nicht in die   Bewerbung eingebunden. Stattdessen werden temporär neue Anlagen geschaffen

–          Die Gemeinde Garmisch-Partenkirchen setzt mit den Planungen ihre landwirtschaftliche Struktur aufs Spiel

–          Keinen Eingriff in den Grüngürtel von Garmisch-Partenkirchen“

Bitte unterschreiben Sie: Unterschriftenliste

Drucken Sie die Unterschriftenliste im Querformat aus
und geben Sie sie auch an Freunde und Bekannte weiter.

Die unterschriebenen Listen bitte senden an:

Axel Doering,  Höllentalstr. 25, 82467 Garmisch-Partenkirchen
oder
Ludwig Hartmann, MdL, Maximilianeum, 81627 München
ONLINE-Unterschrift unter:    http://www.nolympia2018.de

Jul 122010
 
Zuletzt geändert am 28.07.2010 @ 7:40
Blumenwiese, Garmisch-Partenkirchen, Zugspitzmassif, Mai 2004

Blumenwiese, Garmisch-Partenkirchen, © Axel Doering/göf

12.7.2010

Wann steigt man endlich aus der Bewerbung „München 2018“ aus?

Eigentlich hätte schon der Ausstieg von Oberammergau zum AUS für die Bewerbung führen müssen, denn der Status “candidate city” für “München 2018″ bezieht sich auf das Konzept mit München, Garmisch-Partenkirchen, Schönau am Königssee und Oberammmergau!

Für 18 Tage Olympische Winterspiele soll wertvolle und kostbare Kultur- und Natur-Landschaft im Oberland geopfert werden – Landschaft, die nicht nur für den Tourismus da ist, von dem man lebt, sondern vor allem auch für die Einheimischen selbst, die ihre Landschaft lieben, pflegen und stolz darauf sind.

Die bisherigen Erfahrungen mit der Bewerbungsgesellschaft zeigen, dass das ganze „olympische“ Vorgehen gegenüber der einheimischen Bevölkerung im Oberland unfair und undemokratisch ist – die Bürgerinitiative und viele Grundbesitzer in Oberammergau haben sich erfolgreich dagegen gewehrt. Vielleicht auch bald in Garmisch-Partenkirchen? Denn Sportfunktionäre und einige Politiker wollen offenbar in Gutsherrenart über die Wirtschaftsgrundlagen der Bauern und Grundbesitzer verfügen.

Die verständliche Weigerung von Landwirten und Grundbesitzern in Garmisch-Partenkirchen, ihre Wiesen und Gründe abzutreten und danach jahrelang nicht mehr bewirtschaften und selbst darüber verfügen zu können, könnte jetzt das gesamte Olympia-Konzept endgültig zur Makulatur machen. Aber die Rote Karte kriegen nicht die Bauern und die Grundbesitzer, sondern die Bewerbungsgesellschaft „München 2018“.

Axel Doering schrieb in der Pressemitteilung der Kreisgruppe des BN-GaP: „Die nötigen ständigen Umplanungen zeigen, dass die Olympischen Winterspiele in unseren Tälern bei weitem nicht so begeistert aufgenommen werden, wie von den Planern immer behauptet. Das liegt zum einen daran, dass die Bewerbungesellschaft absolut intransparent vorgeht. Sie gibt an Informationen immer nur das Allernötigste heraus, oder das was bereits bekannt ist, zudem wird der Umgang der Bewerbungsgesellschaft mit den Betroffenen vor Ort als äußerst arrogant empfunden. Der andere Grund ist, dass die Bürger vor Ort immer mehr begreifen, dass Olympische Winterspiele für unsere Gebirgstäler viel zu groß sind.“

Bewerbungschef Willy Bogner lehnte die Pläne der neun Garmisch-Partenkirchener Verbände und Vereine ab, das Olympische Dorf – statt auf ihren Wiesen – auf dem Gelände des Golfplatzes in Burgrain unterzubringen. Er appelierte an „einzelne Bauern, die ihre hochsubventionierten Wiesen nicht an die olympischen Organisatoren verpachten wollten, ihrer Verantwortung für das Land gerecht zu werden.“ (Bielicki, Jan, München über den Wolken, in: SZ 28.1.2010).

Im Februar verlangt Bogner von den „Staatsbürgern“ noch, sie sollten vor den Volksvertretern kuschen: „Winterspiele sind ein Ereignis von nationaler Bedeutung, die Staatsbürger sollten sich an die Zusagen, die die Volksvertreter einmal gemacht haben, halten.“ Und der Spiegel kommentiert: „Ein harter, drohender Satz.“ (Pfeil, Gerhard, Weiße Krawatten, in: Der Spiegel 8/22.2.2010)

Es gehört aber zu den demokratischen Errungenschaften dieses Landes, dass andere Meinungen akzeptiert – und nicht diffamiert – werden. Das hätte sich auch die Bewerbungsgesellschaft zu eigen machen sollen.

Doch auch Oberbürgermeister Ude schreckt noch in einem Interview vom 3.7.2010 in der Süddeutschen Zeitung nicht davor zurück, den Landwirten eine Pokermentalität zu unterstellen – und nimmt dies einen Satz später wieder zurück:

SZ: Was hilft Ihnen eine Zweidrittelmehrheit, wenn die Grundeigentümer nicht mitspielen? Unterschätzen Sie das nicht?

Ude: Ich habe das nie unterschätzt. Bei manchen Lösungen muss jeder mitwirken, und dass lange hoch gepokert wird, versteht sich von selbst. Ich habe niemals etwas Negatives gesagt über Menschen, die der Olympiabewerbung skeptisch gegenüberstehen.“ (Stimmt leider nicht, aber darüber berichten wir an anderer Stelle in www.nolympia.de)

In Garmisch-Partenkirchen wollen einige Grundbesitzer die Verträge über die „olympische Nutzung“, die sie zugeschickt bekommen hatten und „unterschrieben im Rathaus” abgeben sollen, unter den gegebenen Umständen nicht unterzeichnen. Denn: „Darin sollen die Grundstückseigentümer unterschreiben, dass sie ihr Land für Parkplätze, Wettkampfstätten, Stadion, olympische Infrastruktur und Zufahrtswege zur Verfügung stellen. Was auf jedem einzelnen Stück Land geschehen soll, wird nicht schriftlich fixiert – für viele Eigentümer ein Grund, warum sie den Vertrag ablehnen.” (SZ, 9.7.2010). Nur ein eingeschworener kleiner Kreis, der entgegen der demokratischen Gepflogenheiten sein Wissen nicht öffentlich machen will, hat bisher die ganze Planung gesehen. Und gebilligt.

Oberammergau wurde wegen “massivem Widerstand” im Passionsspielort aus den Planungen für die Olympischen Spiele 2018 genommen – ein Erfolg der Bürgerinitiative und vieler Grundbesitzer, die der olympischen Nutzung – und damit der längerfristigen Zerstörung – ihrer Grundstücke nicht zugestimmt haben.

Jetzt sind die Biathlon- und Langlauf-Wettbewerbe auf dem staatlichen Grund von Gut Schwaiganger bei Ohlstadt geplant – aber keineswegs gesichert.

Der Widerstand in Garmisch-Partenkirchen mit der Weigerung einiger Grundbesitzer und der Unterschriftenliste der Plattform Nolympia könnte das endgültige Aus für die Bewerbung „München 2018“ bedeuten – und damit könnte man die Grundbesitzer, die Bauern und die übrige Bevölkerung im Oberland und in München nur beglückwünschen.

Denn – wie schon erwähnt: Die Rote Karte kriegen nicht die Bauern und die Grundbesitzer, sondern die Bewerbungsgesellschaft „München 2018“: für ihr undemokratisches, undiplomatisches, unprofessionelles und undurchsichtiges Agieren – und dafür, dass sich „München 2018“ überhaupt für Olympische Winterspiele beworben hat. Wider besseres Wissen.

Jetzt stellt sich nur die Frage: Wann steigt man endlich aus dieser Pannen-Bewerbung aus?

Sylvia Hamberger

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