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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Mrz 302011
 
Zuletzt geändert am 30.03.2011 @ 16:25

Paul Grafwallner, Bund Naturschutz KG-Berchtesgaden, 29.3.2011

Beim ersten Teil des Umbaus der Kunsteisbahn für Bob, Rodel und Skeleton am Königssee sind Mehrkosten von rund 900.000 Euro entstanden. Das teilte Landrat Georg Grabner am 28.3.2011 auf einer Kreisratssitzung mit. Als Grund nannte er u.a. witterungsbedingte Einflüsse und einen Brand während der Bauarbeiten. Ein Großteil der Mehrkosten würde laut Grabner über Fördermaßnahmen finanziert. Der Landkreis muss 100.000 Euro selbst tragen. Der Kreisrat genehmigte zudem das Maßnahmenpaket B. Für 2,75 Millionen Euro werden weitere Bauarbeiten ausgeführt. Hier würden auch 90 Prozent bezuschusst (bayernwelle.de 28. März 2011).

Ausbau und Sanierung der Kunsteisbahn Schönau / Königssee, 7.11.2

Vom 14. bis 27. Februar 2011 trug man die Weltmeisterschaft für Bob- und Skeleton in Schönau am Königssee aus. In der Nationalparkgemeinde war das vorhandene Zentrum der Bob- und Rodelbahn mit Geldern aus dem Konjunkturförderprogramm II für die WM und mit Blick auf die Olympiabewerbung um- und ausgebaut worden: mit einem neuen Zielhaus, einem neuen Zielbereich mit größerem Radius der Zielkurve und Anpassung der ganzen Strecke für höhere Geschwindigkeiten sowie neuen Startbereichen und Steinschlagschutzmaßnahmen. Insbesondere beim Neubau und der Erweiterung des Rodelstarts wurden Felsen gesprengt, ein Wildbach verbaut und Bergwald (Schutzwald) gerodet. Dazu kamen drei Zuschauertribünen, die ebenfalls im Waldbereich gebaut wurden.

Bei diesem Ausbau hatte man natürlich die Bewerbung „München 2018“ im Blick – Schönau am Königssee soll dabei das „Königssee Sliding Centre“ aufnehmen.

Doch Wolfgang Staudinger, der Cheftrainer des kanadischen Rodel-Verbandes, bezweifelte bereits Anfang Januar 2011, ob die neue Bahn den olympischen Anforderungen genügen könnte: „Für Weltcups und Weltmeisterschaften reicht es, aber für Olympia kann ich sie mir noch nicht vorstellen“ (SZ 7.1.2011).

Die Kosten für die Sanierung der Kunsteisbahn wurden bereits im Jahr 2009 um 40% teurer angegeben als ursprünglich geplant. Aus 22 Millionen Euro wurden über 30 Millionen Euro, so dass die Maßnahme je nach Priorität in die Bauabschnitte A, B und C unterteilt wurde. Allein die zu erneuernde Ammoniak-Fernleitung für die Kühlung der Kunsteisbahn war mit 1,4 Mio Euro kalkuliert worden.

Der erste Bauabschnitt A war mit 22 Millionen Euro ausgelobt worden, wurde im März 2010 begonnen und kurz vor Beginn der WM im Februar 2011 nahezu fertig gestellt. Jetzt teilte der Landrat dem Kreisrat mit, dass in diesem ersten Umbau-Teilabschnitt bereits Mehrkosten von 900.000 Euro entstanden sind (s.o.).

Die Zustimmung des Kreistags hatte man durch das Druckmittel erreicht, man müsse sonst Fördergelder zurück zahlen: Dies stellte sich aber nach einer Bundestagsanfrage als nicht wahrheitsgemäß heraus.

Als Träger der Kunsteisbahn zahlt der Landkreis Berchtesgadener Land 10% der Kosten: Bei einem Investitionsvolumen von etwa 22 Mio Euro des Maßnahmenkatalogs von Abschnitt A sind das über 2 Mio Euro für den Landkreis.

Der Kreisrat genehmigte am 28.3.2011 (s.o.) das Maßnahmenpaket B mit 2,75 Millionen Euro für weitere Bauarbeiten und Ausstattungen. Hier würden auch 90 Prozent bezuschusst

Abschnitt B wurde im Jahr 2009 mit insgesamt 6 bis 8 Millionen Euro veranschlagt: für eine ganzjährig vereiste Trainingsbahn (Energieverbrauch und Klimawandel !) und weitere Nachrüstungen wie Beleuchtung, Beschallung und Videoüberwachungen. Diese Kosten sollen vor allem der Bund und das Land Bayern übernehmen, denn unter den 20 oberbayerischen Landkreisen belegt das Berchtesgadener Land in der Umlagekraft Platz 18 (bis 2009 auf Platz 20). Wie hoch die Gesamtkosten für die Bauabschnitte B und C tatsächlich sein werden, ist noch offen.

Die hohen Baukosten werden mit dem Argument der „Olympiatauglichkeit“ begründet. Wie teuer die Bauanpassung an olympische Normen wirklich werden könnte, steht noch völlig aus.

Außer durch die bautechnische Fehlplanung können sich die Kosten noch durch die besonderen geologischen Bedingungen im Bereich der Bob-/Rodelbahn weiter erhöhen: Diese Bedingungen und mögliche Gefahren werden im geotechnischen Gutachten der Betreiberseite nicht ausreichend berücksichtigt.

Durch die Bau-Eingriffe, die auch jetzt nach der WM noch nicht abgeschlossen sind, wurde das Steinschlagrisiko forciert und die Murengefährdung erhöht. Damit werden weitere Verbauungs-Maßnahmen in direkter Nachbarschaft zum Nationalpark wahrscheinlich.

Das Gelände der Rodelbahn liegt in einer sogenannten geologischen Bruchstaffel mit mehreren großen, parallel verlaufenden Störungen. In der Erdgeschichte können hochmobile Gebirgsbereiche eingelagert worden sein, die heute an und in der Nähe der Rodelbahn liegen.

Bei der geplanten Erweiterung des Rodelstarts 1 wird zwangsläufig gleitungsgefährdetes Gelände angeschnitten. Es könnte damit in naher Zukunft zu Felsausbrüchen, und eventuell zu Hangabgleitungen kommen, die die Rodelbahn gefährden würden. Die Steinschlag-Häufigkeit ist bekannt und könnte zunehmen.

Ein großer Teil des Steinschlags wurde bisher durch den Schutzwald abgefangen, der aber für die Baumaßnahmen teilweise gerodet wurde. Steinschlag ist auch in anderen Hangbereichen zu erwarten, vor allem, wenn es zur Entwurzelung von Bäumen am Steilhang kommt.

Bereits im Jahr 2009 lagen die Schätzungen für die wichtigsten Steinschlagschutzmaßnahmen schon bei 1 Mio Euro – aber das wird bei weitem nicht reichen.

In keinem Gutachten ist bisher eine Schädigung durch Eisabbruch im Winter angesprochen worden.

Außerdem wird die Gefahr einer katastrophalen Murenbildung – Beispiel Gerner Bach-Katastrophe – für den Klingerbach in keinem Gutachten angesprochen: aus dem Einzugsgebietgebiet kann es bei Sturzregenfällen trotz der Verbauungen zur Bildung von Muren kommen, die die Installationen der Bob-/Rodelbahn erheblich beschädigen würden.

Auf jeden Fall liegt hier ein Gebiet mit erhöhtem Georisk-Potential vor.

Resümee: Die Olympischen Winterspiele 2018 sind in den dafür „auserwählten“ Alpengemeinden ohne hohen Natur- und Landschaftsverbrauch und immensen Finanzbedarf nicht zu haben.

Mrz 182011
 
Zuletzt geändert am 04.04.2011 @ 11:45

18.3.2011

Keine Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen!

Gegen den Ausverkauf unserer Heimat!

zur Pressemitteilung:  PDF-Fassung

Die Übergabe des Bürgerbegehrens mit 2422 Unterschriften hat heute um 9.30 Uhr im Rathaus von Garmisch-Partenkirchen stattgefunden. Die gesammelten Unterschriften wurden Bürgermeister Schmid von Renate Grünauer, Reiner Schmid-Egger und Karl Merk persönlich überreicht.

Mrz 082011
 
Zuletzt geändert am 09.03.2011 @ 17:17

Die Bewerbung Münchens um die Olympischen Winterspiele 2018

Rechtsanwalt Seitz übergab am 1.3.2011 mit einem Vertreter der Grundeigentümer der Evaluierungs-Kommision des IOC ein Schreiben.

Darin werden die Gründe aufgezeigt, warum die Grundeigentümer die Bewerbung um die olympischen Spiele für 2018 ablehnen.

In der deutschen und der englischen Fassung  können sie die  „Ablehnungsgründe betroffener Grundstückseigentümer in Garmisch-Partenkirchen“ lesen.

Deutsche Fassung

Englische Fassung

Mrz 072011
 
Zuletzt geändert am 12.03.2011 @ 11:08

Wall Street Journal 4.3.2011
http://online.wsj.com/article/SB10001424052748703752404576178630968232532.html

By MARY M. LANE

Protesters rallied against Munich’s 2018 Winter Olympics bid on Tuesday. Farmers and environmentalists oppose the bid.

As Munich officials woo Olympic committee inspectors this week in a pitch to stage the 2018 Winter Games, they face one major snag: a broad coalition of local farmers and environmentalists is trying to kill the bid.

German Chancellor Angela Merkel and former ice-skating champion Katarina Witt were among those courting a visiting International Olympic Committee delegation this week as the Bavarian city vies against South Korea’s Pyeongchang and Annecy, France, to host the 2018 Winter Olympics.

Unlike those contenders, though, Munich faces growing resistance to its bid close to home. So far, nearly six dozen local farmers have refused to cede their land for use during the Games, arguing that the event would be too costly and environmentally destructive.

A group dubbed „Nolympia“ is seeking to force a referendum in the nearby Alpine town of Garmisch-Partenkirchen, where many of the events would be staged, on whether to host the Games at all.

Local opposition to cities‘ bids to host the Olympics aren’t entirely new. Both London’s and Chicago’s recent campaigns to host the Summer Olympics drew protesters objecting to the potential crowds and cost.

But the resistance to Munich’s bid is unusual in its breadth, ranging from local farmers to Bavaria’s Green Party. It could also become one of the first to deploy a referendum to block the games. Axel Doering, an environmental activist leading the referendum campaign, says the petition has „well over half“ of the 1,700 signatures needed to force a local vote.

Whether a referendum would have a chance of succeeding in a ban is far from certain. But Munich bid organizers fear the vocal opposition could hurt the city’s chances nonetheless. On Tuesday, Ludwig Hartmann, a local Green parliamentarian, organized a meeting between „Nolympia“ protesters and the IOC, urging them to reject Munich.

„Naturally the IOC delegates weren’t particularly delighted about the ‚IOC, Go Home!‘ signs,“ Mr. Hartmann said. The reception was a far cry from the greeting the IOC inspectors received last month in Pyeongchang from a crowd of several hundred South Koreans singing ABBA’s „I Have a Dream“ in polished English against a backdrop of freshly fallen snow.

Though there is still broad support for Munich’s bid, polls suggest it may be waning. While a nationwide survey a year by the German research group Infratest dimap showed that some 80% of German backed the effort to stage the Winter Games in Munich, a January poll by the same group showed Bavarian approval currently at 60%.

Meanwhile, the German Nature Conservation—a consortium of 98 environmental groups—withdrew support for the Olympic bid in September, calling it „environmentally irresponsible.“ Green Party leader Claudia Roth resigned from the bid committee after her party voted against Munich’s bid. Critics also complain the estimated €3 billion (about $4.2 billion) needed to stage the Games would be a waste of taxpayers‘ money.

Jochen Faerber, a spokesman for Munich’s bid, argued that of the €1.7 billion that would be allocated for infrastructure, less than half would come from taxpayers. The rest would come from sponsors and participating countries, all of which would go toward improving the region’s infrastructure. Of the €1.3 billion earmarked for the Games‘ organizing budget, only €35 million would be drawn from federal taxpayer money, and would be used solely to promote the Paralympics, he said.

Mr. Faerber argued that constructing a traffic tunnel in Garmisch-Partenkirchen and increasing rail access, as the Munich Olympics bid calls for, would result in infrastructure improvements that would benefit the region for decades. „These are projects the region has already demanded for years,“ he said.

Quelle: The Wall Street Journal

Mrz 052011
 
Zuletzt geändert am 07.03.2011 @ 10:46

Ges(ch)ichtsklitterung – Wie der DAV die Oberammergauer einmal vor Olympia gerettet hat…

5.3.2011

Die DAV-Oberen sorgen sich momentan um ihre 850000 Mitglieder. Am 28.2.2011 hat es in der SZ geheißen, „Alpinisten werben für Olympia“ – und der DAV war gemeint. Da stellt sich doch jedem gestandenen Alpinisten die Frage, warum macht „unser“ Bergsteiger- und Naturschutzverein bei dem olympischen Zauber überhaupt mit? Gerade jetzt, wo sogar noch die Zugspitze über das Platt mit einem Tunnel bis zum Ehrwalder Skigebiet erschlossen werden soll! Von Süden soll zur Vollendung der Skischaukel eine dritte Seilbahn auf die Zugspitze gebaut werden. Die Begründung der Betreiber: Die olympische Option muss genutzt werden (Münchner Merkur vom 25.1.2011)! Da nutzt es nichts, wenn der DAV gegen den Zusammenschluss der Skigebiete Garmisch und Ehrwald über die Zugspitze hinweg mit einer einsamen Presseerklärung zu Felde zu zieht. Schließlich hält er gleichzeitig die olympische Idee des Schneller-Weiter-Höher hoch! Und höher als die Zugspitze geht es in Deutschland halt nicht. Und schneller als mit einem Tunnel kommt man vom Platt auch nicht ins Ehrwalder Skigebiet, um den olympischen Mehrwert einzuheimsen. Wer das olympische JA sagt, der muss auch das olympische B sagen, B wie Bumerang.

Der DAV ist dabei, als Naturschutzverband das Gesicht zu verlieren. Was Wunder, dass der DAV auf Erfolgssuche an der olympischen Naturschutzfront ist.

Am härtesten umkämpft ist der Austragungsort für das „Nordische Zentrum“ mit den Biathlon- und Langlaufwettbewerben. Zweimal musste der von der Bewerbungsgesellschaft ausgemachte Standort aufgegeben werden und die Suche von neuem beginnen. Die Odyssee um den geeigneten Standort hat – jeden Naturschutz ignorierend – bei Kaltenbrunn und Krün zwischen Mittenwald und Garmisch begonnen, hat dann in Oberammergau, unter Missachtung des Ortes als weltberühmter Passionsspielstätte und seiner authentischen Landschaft, Zwischenstation gemacht – und ist nun in einem Akt der Ratlosigkeit im ebenfalls ungeeigneten Schwaiganger gestrandet. Dennoch, die Entscheidungen scheinen gefallen zu sein. Da könnte man doch im Rückblick zur Rettung seines Rufes als Naturschutzverein gefahrlos punkten: In einer Pressemitteilung vom 27.2.2011 berichtet der DAV, wie er sich in der Fachkommission Umwelt der Bewerbungsgesellschaft für die Sache des Naturschutzes nicht nur ein-, sondern sogar durchgesetzt habe:

»In diesem Prozess hat sich der DAV mit seinem Sachverstand als Naturschutz- und Sportverband eingebracht. So wurden auf Drängen des DAV Kaltenbrunn und Krün sowie Oberammergau als Standorte für die Nordischen Disziplinen verworfen. Im ersten Fall hätten die Wettbewerbe das Schutzgebiet „Mittenwalder Buckelwiesen“ und mehrere Biotopflächen betroffen. Im Fall Oberammergau wären Probleme mit der Verkehrsanbindung und der mangelhaften Wasserversorgung der Beschneiungsanlagen unausweichlich gewesen. Sollten die Spiele 2018 nach München kommen, würden die Nordischen Disziplinen jetzt am Gut Schwaiganger bei Murnau stattfinden.«

(http://cms.alpenverein.de/download_file.php?id=7500&showfile=1 oder http://www.alpin.de/news/news/8542c1bc-e477-4cc1-8eff-dce996020a41)

Jetzt ist es also raus: Es war der DAV, der dafür gesorgt hat, dass zuerst Kaltenbrunn und Krün abgeschmettert und dann Oberammergau als Standort für die nordischen Disziplinen Biathlon und Langlauf »verworfen« worden ist. Nimmt man die Aussage beim Wort – und das ist in einer Pressemitteilung wohl beabsichtigt –, dann hat die Bewerbungsgesellschaft mit dem DAV einen selbsternannten „Naturschutzpartisan“ in ihren Reihen!

Ja, so klittert man Geschichte und damit gleich auch das eigene Naturschutzgesicht:

Gegen Kaltenbrunn und Krün sprach von Anfang an schlicht und ergreifend das bestehende Naturschutzrecht. Dafür als „anerkannter Naturschutzverband“ die Stimme nicht zu erheben, wäre für den DAV schlichtweg blamabel gewesen. Er tat mit anderen Naturschutzverbänden seine Pflicht. Hier sind keine Meriten zu holen, auch nicht für den DAV.

Grob klitternd agiert der DAV im Umgang mit den Bürgern von Oberammergau: Dass der olympische Kelch am Passionsspielort vorbei gegangen ist, das haben die Oberammergauer ausschließlich sich selbst zu verdanken. Es war das rasant anlaufende Bürgerbegehren, das der Bewerbungsgesellschaft sehr schnell gezeigt hat, dass die Oberammergauer auch mit mehr als 30 Silberlingen für einen Verrat an ihrer Natur und Landschaft nicht zu haben sind.

Der DAV hat zwar mehrmals auf die Wasser- und Verkehrsproblematik in Oberammergau hingewiesen – aber nicht als „no go“-Kriterien, sondern als Aufgaben, die gelöst werden müssen und können.

Man hat es noch immer in den Ohren, wie sich der DAV-Hauptgeschäftsführer Thomas Urban am 9. Juli 2009 vor der Presse für das neue Konzept in die Bresche geworfen hat. Kaltenbrunn und Krün waren aus Naturschutzgründen tabu, Oberstdorf und Ruhpolding waren wieder im Gespräch. In der Bewerbungsgesellschaft war es dann endgültig zum Schwur gekommen: Gegen Oberstdorf und Ruhpolding und für Oberammergau. Dem DAV als einzigen Naturschutzverband im Aufsichtsrat der Bewerbungsgesellschaft war dann der Job zugefallen, für ein olympisches Oberammergau die ökologischen Kohlen aus dem Feuer zu holen:

Süddeutsche Zeitung, 10.07.2009:
»Der Deutsche Alpenverein, der als einziger Naturschutzverband auch im Aufsichtsrat der Bewerbungsgesellschaft sitzt, fordert hier [für den Austragungsort Oberammergau] ein schlüssiges Verkehrskonzept. Im Übrigen könne man [der DAV] aus ökologischer Sicht voll hinter der Bewerbung stehen.«

Abendzeitung – Online, 9.7.2009:
»Was sagen Naturschützer?
„Nach jetzigem Stand ist das Konzept absolut naturverträglich“, sagt Thomas Urban vom Deutschen Alpenverein, „auch mit Oberammergau können wir gut leben.“«

Münchner Merkur, 9.7.2009:
»Unter den sportfachlichen, ökologischen sowie verkehrstechnischen Aspekten sei das Areal unterhalb der Romanshöhe [in Oberammergau] der beste Standort, lobte Schwank. Thomas Urban, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Alpenvereins, stimmte zu: Es sei die wesentlich bessere Lösung. „Das können wir naturschutzfachrechtlich absolut mittragen.“«

Welt kompakt, 10.07.2009:
»Thomas Urban vom Deutschen Alpenverein gibt diesen Plänen aus umweltfachlicher Sicht seinen Segen: „Es [Langlauf und Biathlon in Oberammergau] ist ökologisch das beste Konzept!“ Der Vorschlag, die Langlauf- und Biathlon-Wettbewerbe nach Oberstdorf und Ruhpolding zu verlegen, sei keine Alternative.«

Am 15.3.2010, acht Monate nach der olympischen Kür von Oberammergau, lieferte Willy Bogner beim IOC in Lausanne das Mini-Bid-Book (die „kleine Bewerbunsgschrift“) für München 2018 ab. Darin immer noch und fraglos: Oberammergau. Acht Monate hätte der DAV Zeit gehabt, darauf zu drängen, dass Oberammergau „verworfen“ wird. Nichts ist geschehen. Am 16.4.2010, also einen Monat nach der Präsentation des Mini-Bid-Books, informiert der DAV-Hauptgeschäftsführer Thomas Urban seine Mannen über den weiteren Ablauf der Olympiaambitionen des DAV. Er nutzt dazu das „Forum“ (Nr. 4/2010), das eigens für die »interne Kommunikation mit Entscheidungsträgern« und für Ehrenamtliche da ist. Er schreibt:

»Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2018

… Wichtigster Schritt der jüngsten Zeit war zum einen die Abgabe des Mini-Bid-Books durch die Bewerbungsgesellschaft an das IOC sowie die Verabschiedung des Umweltkonzeptes Ende März durch die Fachkommission Umwelt. Dieses Umweltkonzept hat gegenüber dem letzten Entwurf substanziell an Qualität gewonnen und stellt nach Ansicht des DAV eine gute Basis für das weitere Vorgehen dar. … Allerdings weist das Umweltkonzept derzeit noch einige kritische Punkte auf, die dringend geklärt werden müssen. Diese sind aus Sicht des DAV

  • offene Fragen zur Beschneiung in Oberammergau. Das dafür benötigte Wasser müsste der Ammer entnommen werden, doch dafür reicht die Wasserführung des Flusses im Winter nicht aus;
  • der fehlende Ansatz, wie die vom IOC vorgeschriebene Verbreiterung der Skipiste am Gudiberg in Garmisch-Partenkirchen umgesetzt werden soll, da der gesamte umgebende Bereich FFH-Gebiet ist und somit keine Erschließung mehr zulässig ist;…«

Der Tenor ist eindeutig: Es werden von Urban Defizite angemahnt, aber weder Oberammergau noch der Gudiberg werden als Austragungsorte in Frage gestellt. Das Umweltkonzept, das wesentlich um Oberammergau kreist, wird über den Schellenkönig gelobt. Im Bodensatz der Kritik, die ein „anerkannter Naturschutzverband“ angesichts der Wucht der Pläne schon anstandshalber im Munde führen muss, findet sich nicht einmal mehr die prekäre Verkehrsanbindung Oberammergaus.

Und jetzt brüstet man sich, man habe u.a. wegen der »Probleme mit der Verkehrsanbindung« dafür gesorgt, dass Oberammergau verworfen worden ist!

Die wahre Passion

Am 9.6.2010 findet in Oberammergau im Pfarrsaal eine Bürgerversammlung „Nein zu Olympia 2018“ statt. Mitte Juni formieren sich Oberammergauer zu einem Bürgerbegehren mit der Frage: „Sind Sie dafür, dass Oberammergau alle Planungen hinsichtlich Olympia 2018 auf dem Gemeindegebiet sofort einstellt, damit unsere einmalige Landschaft in ihrem derzeitigen Zustand weitgehend erhalten bleibt?“

Am 2. Juli wurden bereits 773 Unterschriften eingereicht, um den Bürgerentscheid zu beantragen. Nur 410 Unterschriften wären dafür notwendig gewesen. Am 14. Juli hätte der Gemeinderat über die Rechtmäßigkeit des Antrages abstimmen müssen, aber da war Oberammergau schon aus der Bewerbung genommen worden. Bereits am 3.7.2010 schreibt die FAZ:

»Oberammergau aus dem Spiel

Wegen massiver Proteste der Bevölkerung verändert die Münchner Bewerbungsgesellschaft das deutsche Olympia-Konzept für die Winterspiele 2018. Der Sportstätten-Standort Oberammergau soll ersetzt werden, … Stattdessen soll auf staatliche Flächen ausgewichen werden. „Wir aktivieren Plan B“, zitiert die Zeitung einen hochrangigen Mitarbeiter. Der Widerstand im Dorf, wo am Donnerstag 773 Unterschriften übergeben wurden, sei zu deutlich. … Als Ausweich-Areal für die Wettbewerbe in Biathlon und Langlauf bietet sich das traditionsreiche Gestüt Schwaiganger im Landkreis Garmisch-Partenkirchen an. Es ist seit 90 Jahren in Staatsbesitz und liegt vergleichsweise nahe an der Autobahn A95.«

Wo war der DAV bei dieser Selbstrettung der Oberammergauer Bürger zwischen dem 9. Juli 2009 und dem 3. Juli 2010? Er hat für seinen Dachverband, den DOSB, die fünf Ringe hochgehalten, damit auch die Naturschützer für ein Zuckerl durchspringen!

»Pragmatischer Naturschutz« und der »positive Effekt der Mitgestaltungsmöglichkeit«

Die beiden Vorstände der größten Sektionen des DAV „München“ und „Oberland“ haben Ende letzten Jahres ein paar „Experten“ eingeladen zu einem Brainstorming über die Rolle des DAV bei der Olympiabewerbung 2018. Man kann durchaus sagen, die Bergler kreißten und gebaren eine Maus, siehe alpinwelt Nr. 1-2011.

Der Naturschutz wurde bei diesem Treffen zwar nicht neu erfunden, aber neu definiert. Er heißt nun »pragmatischer Naturschutz«. Laut Wikipedia bedeutet »Pragmatismus«: Ein »Verhalten oder Handlungen, die sich nach den bekannten Gegebenheiten richten, und auf eine theoretische Analyse und genaue Begründung der Wirkungen verzichten.« Das heißt für die beiden größten Sektionen des DAV: Wenn es für die Natur wirklich ums Eingemachte geht, wie z.B. bei den Olympischen Winterspielen 2018 im Werdenfelser Land, dann hält man sich an die »bekannten Gegebenheiten«, d.h. an die Stadt- und Staatsraison und „trägt Mitverantwortung für Eingriffe in Natur und Landschaft“, immerhin mit »dem positiven Effekt der Mitgestaltungsmöglichkeit«! Aber welche wäre das?

Der DAV unter seinem Hauptgeschäftsführer Thomas Urban hat es in der Causa Oberammergau vorgemacht, welcher »Effekt der Mitgestaltungsmöglichkeit« für einen Naturschutzverein im olympischen Bewerbungsprozess bleibt: Dem DOSB und dem Rumpelstilz Christian Ude die Naturschutz-Kohlen aus dem Feuer holen – und dann das verlorene Gesicht mit Geschichtsverdrehungen an eben dieser Causa wieder zurechtklittern. In der Hoffnung, dass das öffentliche Gedächtnis kurz ist. Und auf Kosten der Ehre der Oberammergauer, einer Ehre, die der DAV gerne heute für sich reklamiert hätte. Es waren aber allein die Oberammergauer, die sich gegen den erheblichen Druck der Presse und der Politik nicht haben unterkriegen lassen – und niemand sonst!

„By fair means“? Für den DAV offensichtlich kein olympisches Prinzip, um ans Ziel zu kommen. Bleibt die Frage: Welches Ziel?

Mrz 042011
 
Zuletzt geändert am 12.03.2011 @ 11:10

Anläßlich des Besuchs der Evaluierungskommission des IOC hat das Bündnis Nolympia-München am Dienstag, 1.3.2011, eine Aktion unter dem Motto IOC GO HOME veranstaltet. Auch in Schwaiganger kam es zu Protesten gegen „München 2018“ und das IOC.

Über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren zur Aktion auf dem Marienplatz gekommen. Auch die Presse war sehr zahlreich vertreten.

Anlässlich der Aktion sprachen Ludwig Hartman, MdL, Christian Hierneis, Vorsitzender des Bund Naturschutz München sowie Axel Doering, Initiator des Bürgerbegehrens in Garmisch-Partenkirchen.

NOlympia hat in einem anschließenden Treffen den IOC-Vertretern der Evaluierungskommission ein fünfseitiges Schreiben mit auf dem Weg gegeben, in dem die zentralen Argumente der Olympiakritiker gesammelt sind.

Selbst das Wall Street Journal berichtete mit großem Bild über die Aktion:
http://online.wsj.com/article/SB10001424052748703752404576178630968232532.html

Mrz 042011
 
Zuletzt geändert am 04.03.2011 @ 11:29

Bericht der Nolympia-Gruppe Murnau: Am Mittwoch, dem 2.März kam morgens um 9.30 Uhr der Tross der IOC-Evaluierungskommission aus Murnau nach Schwaiganger, um sich dort (auf der grünen Wiese ) das Gelände für die geplanten Langlauf- und Biathlon-Wettbewerbe anzuschauen.

Wir von der Murnauer Nolympia-Gruppe haben mit ca. 40 Personen den vollbesetzen Bus des IOC erwartet. Der Bus musste uns langsam passieren, und wir konnten uns gut mit Pfiffen und Buuhs bemerkbar machen. Auch unsere Transparente und T-Shirts mit dem NOLYMPIA-Buchstaben wurden aus dem Bus sicher gut gesehen.

Es waren auch fähnchenschwenkende Befürworter mit GAP-Gemeindebussen herangekarrt worden. Deren Auftritt mit gesponserten weißen Schals und großen weißen Winke-Winke-Handschuhen war zwar auch lautstark, aber eher peinlich, weil es klar war, daß es bestelltes Jubeln war.

Mrz 022011
 
Zuletzt geändert am 02.03.2011 @ 17:06

„Es ist schade, dass sich die IOC-Evaluierungskommission trotz ihres dreitägigen Aufenthalts in Bayern nur eine halbe Stunde Zeit für die Argumente der Olympiakritiker genommen hat“, so Ludwig Hartmann, einer der Sprecher der Plattform NOlympia.
Deshalb hat NOlympia den IOC-Vertretern ein fünfseitiges Schreiben mit auf dem Weg gegeben, in dem die zentralen Argumente der Olympiakritiker gesammelt sind: Der durch zahlreiche Umfragen belegbare mangelhafte Rückhalt in der Bevölkerung, der in einem am 22.02.2011 gestarteten Bürgerbegehren in Garmisch-Partenkirchen mündete, die weiterhin ungeklärten Grundstücksfragen in Garmisch-Partenkirchen, die Intransparenz der Bewerbung sowie die negativen ökologischen Auswirkungen von Olympischen Winterspielen im kleinen Loisachtal, aber auch in München.
„Mittlerweile sind bei uns über 13.000 Unterschriften gegen die Durchführung der Winterspiele in Bayern eingegangen. Davon stammen über 3.000 direkt aus der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen. Über 85% der Unterstützerinnen und Unterstützer unseres Anliegens wohnen in den direkt betroffenen Kommunen und Landkreisen“, so Hartmann weiter.
Gerne hätten die Olympiagegner aus Garmisch-Partenkirchen das IOC vor Ort über die negativen Auswirkungen der Bewerbung für das Werdenfelser Land informiert. So mussten sie jedoch zu einer Audienz in den „Bayerischen Hof“ nach München anreisen.
Ludwig Hartmann: „Natürlich darf man das Treffen, welches in freundlicher aber distanzierter Atmosphäre stattfand, nicht überbewerten. Wir gehen jedoch davon aus, dass wir die IOC-Delegation trotz der Kürze der Zeit auf die weiterhin ungeklärten Grundstücksfragen, die Intransparenz der Bewerbung, den mangelnden Rückhalt in der Bevölkerung, das Bürgerbegehren in Garmisch-Partenkirchen, sowie die ökologischen und finanziellen Folgen hinweisen konnten. Insbesondere beim Thema Bürgerbegehren zeigten sich die IOC-Vertreterinnen und Vertreter sehr interessiert.“

Seitens des Bündnisses NOlympia nahmen neben dem Grünen Landtagsabgeordneten Ludwig Hartmann, Axel Doering, Bund Naturschutz Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen, Christian Hierneis, Bund Naturschutz Kreisgruppe München und Dr. Wolfgang Zängl von der Gesellschaft für ökologische Forschung teil. Die IOC-Evaluierungskommission wurde vertreten durch Gilbert Felli aus der Schweiz, der das Gespräch leitete, sowie dem Australier Simon Balderstone, der US-Amerikanerin Ann Cody und Barry Maister, IOC-Vertreter aus Neuseeland. Außerdem nahmen der Garmisch-Partenkirchner Landwirt Anton Hornsteiner und der die Grundeigentümer vertretende Rechtsanwalt Ludwig Seitz an dem Treffen teil.

Schreiben an die Evaluierungskommission: deutsche PDF-Fassung
Letter to the Evaluation Committee

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