13.3.2014, aktualisiert 1.11.2014
Bis 14.3.2014 muss die norwegische Regierung die Bewerbung für Olympische Winterspiele 2022 in Oslo abgeben. Die Mehrheit der Norweger ist dagegen. Deshalb im Folgenden einige Einzelheiten zu Oslo 2022: Die Situation ähnelt der bei den Bewerbungen Graubünden 2022 und München 2022, die von der Bevölkerung mit gutem Grund abgewählt wurden.
Klimaprobleme auch in Oslo
Neben der zu erwartenden Kostenexplosion kommt in Norwegen die Befürchtung der Klimaforscher bezüglich des Klimawandels hinzu. Im Dezember 2013 gab es sehr wenig Schnee. Der Klimaforscher Oskar Landgren: “Die Klimastatistik zeigt, dass es sehr schnell viele Probleme mit Olympischen Winterspielen 2022 in Oslo geben kann” (Berglund 20.12.2013). Landgren ist überrascht, dass es nicht mehr Diskussionen oder Bedenken über Schneesicherheit und die weitere Aussicht auf Schnee gegeben habe: “Alle unsere Klimamodelle sagen eine Klimaerwärmung voraus, und die Zahl der Schnee-Tage in Oslo werden weniger” (Ebenda). Winterschnee und Winterkälte werden instabiler, und niemand kann sich allein auf die künstliche Beschneiung verlassen.
Dagegen äußerte Eli Grimsby, die Direktorin des Organisationskomitees Oslo 2022, dass sie die Bedenken von Landgren nicht teilt und die künstliche Beschneiung kein Problem darstelle: “Unsere Schlussfolgerung ist, dass wir dies nicht als problematisch ansehen” (Ebenda).
Bevölkerung gegen Oslo 2022
Im September 2013 hatten sich nach einer Materialschlacht der Befürworter 55 Prozent der Bevölkerung von Oslo für die Olympischen Winterspiele 2022 in Oslo ausgesprochen. Nun wurden Anfang 2014 zwei Umfragen in ganz Norwegen durchgeführt: Und die sahen anders aus.
a) Umfrage von Norstat für die konservative Zeitung Minerva im Januar 2014 zur staatlichen Defizitgarantie für die olympische Rechnung: Sogar in Oslo war nun die Mehrheit gegen Oslo 2022. In ganz Norwegen waren 58 Prozent dagegen, im Norden Norwegens sogar 75 Prozent – und insgesamt nur 26 Prozent dafür (Berglund 24.1.2014). Nina Berglund berichtete noch von einer Norstat-Umfrage im Auftrag des norwegischen Fernsehens (NRK): Hier antworteten auf die Frage, ob Oslo und Lillehammer 2022 die Olympischen Winterspiele ausrichten sollten, 55 Prozent mit Nein und nur 38 Prozent mit Ja; 7 Prozent waren unentschieden. Keine einzige Region war dafür: In Zentral-Norwegen waren 54 Prozent dagegen, in West-Norwegen 58 Prozent, in Ost-Norwegen 48 Prozent und in Süd-Norwegen 57 Prozent (Berglund, Nina 4.2.2014). Sogar einer der Haupt-Promotoren von Oslo 2022, IOC-Mitglied Gerhard Heiberg, musste eingestehen, dass viele andere Länder kein Interesse mehr haben, sich um Olympische Spiele zu bewerben, darunter ernsthafte Kandidaten wie die Schweiz, Deutschland und Schweden (Ebenda).
b) Umfrage des InFac-Institutes: “55,9 Prozent der Norweger lehnten eine Ausrichtung der Spiele ab, nur 34,5 Prozent bekundeten ihre Unterstützung. Das ergab eine Meinungsumfrage des InFac-Instituts. (…) In der Region um die Hauptstadt Oslo war die Unterstützung mit 44,8 Prozent etwas stärker als landesweit. In der nördlichen Region des Landes erreichte die Ablehnung einen Wert von 81,7 Prozent. (…) Norwegens Hauptstadt hat vier Rivalen: Peking, Lwiw (Ukraine), Almaty (Kasachstan) und Krakau (Polen mit Slowakei). Die Entscheidung über den Gastgeber der Winterspiele 2022 fällt auf der 127. Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Kuala Lumpur am 31. Juli 2015″ (merkur-online 12.2.2014).
Falls Oslo aussteigt, bleiben zumindest drei eindeutig totalitäre Bewerber übrig. Sicher kein Problem für das IOC, das sich im Putin-Russland bestens aufgehoben fühlt.
Sotschi 2014: Norwegerinnen dürfen nicht trauern
Der Bruder der Norwegischen Langläuferin Astrid Jacobsen war am 7.2.2014 überraschend verstorben. Die norwegischen Langläuferinnen waren daraufhin beim Skiathlon mit einem Trauerflor unterwegs. Sie bekamen vom IOC deshalb eine Rüge. Das IOC bezog sich auf die Olympische Charta, Regel 50.3: “Jede Demonstration oder politische, religiöse oder rassische Propaganda ist an den olympischen Stätten, Austragungsorten oder in anderen olympischen Bereichen untersagt.” IOC-Sprecherin Emanuelle Moreau: “Doch wir glauben, dass an den Wettkampfstätten, in denen die Atmosphäre festlich ist, nicht der richtige Ort für Trauer ist” (spiegelonline 10.2.2014).
Dazu Inge Andersen, Generalsekretär des Norwegischen Sportverbandes, in der Zeitung Aftenposten: “Das war eine ganz natürliche Reaktion der norwegischen Langlaufmannschaft. Das Menschliche ist viel wichtiger als Sport, wenn so etwas passiert. Wir würden das gerne mit dem IOC auf einer höheren Ebene diskutieren” (Ebenda).
Parlamentarier verwundert
Die Forderungen des IOC bezüglich der Bewerbung Oslo 2022 um Olympische Winterspiele sorgten am 28.2.2014 für Spott und Kopfschütteln unter den Mitgliedern des norwegischen Parlaments. So soll IOC-Präsident Bach mit einem roten Teppich auf dem Rollfeld begrüßt werden. Die IOC-Mitglieder wollen in Fünf-Sterne-Hotels untergebracht werden. Die IOC-Führungsebene möchte eine ganze “VIP”-Etage und einen medizinischen 24-Stunden-Service. Die IOC-Mitglieder möchten ihr eigenes Auto mit Fahrer und anderes. Dazu sagte Bard Vegar Solhjell von der Sozialistischen Partei SV: „Ich denke, es wäre gut für sie, die U-Bahn (T-bane) wie jeder andere auch zu benutzen“ (Berglund, 28.2.2014). Carl I. Hagen von der Konservativen Fortschrittspartei monierte die Möglichkeit des IOC, Pläne einseitig zu ändern sowie die geringe finanzielle Beteiligung an den Kosten.
Die Forderungen des IOC an Oslo 2022 stehen auf über 7.000 Seiten. Die „Herren der Ringe“ vom IOC äußerten in ihren Forderungen hohe Erwartungen, sodass ein spottender Politiker einer Radiostation sagte:“Diese Leute vom IOC müssen wieder auf den Boden zurück gebracht werden” (Ebenda).
Was eben so in den Host City Contracts vom IOC und in den Manuals steht, siehe den Host City Contract München 2018 und das Gutachten von Prof. Manssen.
Schließlich veröffentlichte die Bewerbungsgesellschaft Oslo-2022 auf Druck der norwegischen Politiker alle Unterlagen.
Eine neue Umfrage der Zeitung VG ergab am 27.2.2014, dass 56 Prozent der Norweger die Oslo-2022-Pläne ablehnen; die Bürger von Nord-Norwegen lehnen mit 77,8 Prozent ab (Ebenda).
Holmenkollen-Event vor dem Bankrott
Zehn Tage, bevor die Stadt Oslo am 14.3.2014 ihre Bewerbung beim IOC abgeben muss, wurde bekannt, dass das Holmenkollen Ski Festival und der Weltcup ernste finanzielle Schwierigkeiten haben. Ein hohes Defizit und unsichere Einnahmen lassen einen Bankrott befürchten (Berglund 3.3.2014). Das Norwegische Fernsehen (NRK) berichtete am 3.3.2014, dass das Defizit am Holmenkollen auf zwölf Millionen Norwegische Kronen (rund 1,5 Millionen Euro) gestiegen sei (Ebenda; Butler 9.3.2014). Nun soll das 50-Kilometer-Skirennen als ein separates Event an einen Sponsor verkauft werden.
Die Stadt Oslo musste schon die meisten Kosten für die neue Holmenkollen-Sprungschanze übernehmen, die für die Nordische Ski-WM 2011 gebaut wurde. Die Kostenüberschreitungen waren enorm. „Die Kosten für die gesamte Modernisierung des Holmenkollen-Areals zur Vorbereitung auf die WM 2011 betrugen inklusive der Midtstubakken und der Langlaufanlagen über 200 Mio. Euro“ (http://www.skisprungschanzen.com).
Und die Zuschauerzahlen gingen zurück, weil 2012 die Ticketpreise hochgesetzt wurden und sich die Gewohnheiten und Interessen im Publikum sich geändert haben. Dazu wurde das Holmenkollen-Event auch von schlechtem Wetter, milden Wintern, Schneemangel und Nebel betroffen.
Hier ergeben sich interessante Parallelen zur Situation in Garmisch-Partenkirchen.
Vor dem Holmenkollen-Event 2014 regnete es, Nebel lag über den Hügeln. Das Event 2014 soll 18 Millionen Norwegische Kronen (rund 2,2 Millionen Euro) kosten. Wenn dieses Event für schlechte Nachrichten sorgt, ist das schlecht für die Bewerbung Oslo 2022. Kritiker äußern, das Hollmenkollen-Fiasko ist der Sargnagel für die olympische Bewerbung. Ein Kommentator schrieb im Blog des NRK: „Lasst uns die Olympischen Spiele in Oslo beerdigen. Wir können nicht ignorieren, dass viele Menschen die Nase voll haben von dem ganzen Sport-Hype in diesem Land“ (Ebenda).
Sieben Forderungen
Die beiden Sportsprecher, Svein Harberg von der Konservativen Partei und Ib Thomsen von der Fortschrittspartei, haben in dieser Situation einen Brief an die Bewerbungsgesellschaft Oslo 2022 geschrieben, der sieben Forderungen enthält, die in der Zeitung Aftenposten aufgelistet waren.
– Die Kosten für die Unterbringung der IOC-Mitglieder während der Spiele sollen vom IOC selbst getragen werden. – Zusätzliche Wettbewerbe sollen reglementiert werden, damit keine weiteren unkalkulierbaren Kosten entstehen. – Bestehende Sportstätten sollen mehr genutzt werden, um kosten zu senken und die Umweltbelastungen zu reduzieren. – Die Rechte der Arbeiter, welche die olympischen Stätten für Oslo 2022 bauen, sollen garantiert werden – eine Reaktion auf Sotschi 2014. – Bei Oslo 2022 müssen nachdrücklich Einbeziehung, Gleichheit und Respekt für die Menschenrechte garantiert werden. – Die Athleten sollen im Zentrum der Spiele stehen. – Oslo 2022 soll mit den Olympischen Winterjugendspielen 2016 in Lillehammer kooperieren (Mackay 7.3.2014; Livingstone 7.3.2014).
Harberg und Thomsen schrieben noch: „Es ist entscheidend, dass demokratische Länder, die die Menschenrechte achten, immer noch Olympische und Paralympische Spiele veranstalten wollen“ (Simeoni 10.3.2014).
Diese Aussage geht an der Tatsache vorbei, dass das IOC selbst keine demokratische Organisation ist, sondern ein Schweizer Privatverein, besser ein Wirtschaftsunternehmen, das – im zunehmenden Verbund mit diktatorischen und totalitären Regimes – den Weltsport dominieren will. Von daher ist es keine Pflicht für demokratische Staaten, für das undemokratische IOC die Bühne abzuliefern: An den IOC-Strukturen ändert auch eine Demokratie nichts. Die Kontinuität der IOC-Politik unter den Präsidenten Juan Antonio Samaranch (1980 – 2001), Jacques Rogge (2001 – 2013) und Thomas Bach (ab 2013) ist logisch und gewollt. Aus dem olympischen Motto „schneller, höher, stärker“ wurde das IOC-Motto „größer, teurer, zerstörender“.
Der Kanton Graubünden, München (zusammen mit Garmisch-Partenkirchen und den Landkreisen Traunstein und Berchtesgaden) und Stockholm haben aus gutem Grund für 2022 abgesagt.
Garantien nötig
Interessant wird, ob die norwegische Regierung die nötigen Garantien ausstellen wird – unbegrenzte Defizitgarantie etc. Das wurde – wie so oft bei Bewerbungen – von der Bewerbungsgesellschaft Oslo 2022 tunlichst verschwiegen, muss aber wohl bei Abgabe der Bewerbung am 14.3.2014 geklärt sein (Livingstone 7.3.2014).
Zur Erinnerung: Bei der Bewerbung Graubünden 2022 ging es zunächst um eine Garantie von einer Milliarde Franken – die Bewerbungsgesellschaft rückte mit der „unbegrenzten Defizitgarantie“ erst ganz zum Schluss heraus. Milliarden Gewinne garantiert für das IOC, Milliarden Verluste garantiert für das Austragungsland…
Fünf Bewerber
Am 14.3.2014 lagen beim IOC in Lausanne fünf Bewerbungen für die Olympischen Winterspiele 2022 vor: Almaty/Kasachstan, Krakau/Polen, Lwiw/Ukraine, Peking – und Oslo. Die Entscheidung fällt am 31.7.2015 in Kuala Lumpur/Malaysia.
Zuständig für Oslo 2022: Gerhard Heiberg, IOC-Mitglied
IOC-Mitglied Gerhard Heiberg (* 1939) wird demnächst aus Altersgründen aus dem IOC ausscheiden. Nun hat er ein letztes Vermächtnis hinterlassen: Er war treibende Kraft hinter der Bewerbung Oslo 2022.
Rückblick aus der Chronologie Februar 2012: Der Stadtrat von Oslo hat am 6.6.2012 mit 52 zu 7 Stimmen beschlossen, sich um 2022 zu bewerben. Als nächsten Schritt will die Stadt Oslo Norwegen wegen der vom IOC geforderten staatlichen Garantien anfragen, obwohl niemand weiß, wieviele Milliarden benötigt werden. Das langjährige norwegische IOC-Mitglied Gerhard Heiberg (und Cheforganisator der Olympischen Winterspiele in Lillehammer 1994) brachte bei der Nordischen WM 2011 die Idee einer norwegischen Bewerbung in die öffentliche Diskussion.
Das ist die eigentliche Funktion der IOC-Mitglieder: Bewerbungen aquirieren! siehe Sebastian Coe (London 2012/Großbritannien), Thomas Bach (München/Deutschland 2018), Jean-Claude Killy (Annecy/Frankreich 2018), Sergej Bubka (Lviv/Ukraine 2022) etc. – in diesen Fällen alles Gewinner einer olympischen Goldmedaille. Das IOC braucht bei der Vergabe der Olympischen Spiele mehrere Bewerber: Die Peinlichkeit bei den Olympischen Winterspielen 2018 mit nur drei Bewerbern (Pyeongchang, Annecy und München) war schon ziemlich groß.
Heiberg war zudem in ein dunkles Bewerbungsgeschäft verwickelt: „Gerhard Heiberg, der auf der am Mittwoch mit der Wahl des Winterspielortes für 2010 beginnenden IOC-Session in Prag zum Vizepräsidenten gewählt werden will, ist sicher nicht zufällig in einen vorerst nur sogenannten ‚2010 Bewerbungs-Vorsitz-Skandal’ verwickelt worden. Der 64jährige Wirtschaftsboß und Bänker aus Oslo soll geschäftliche Interessen, speziell in der kanadischen Provinz British Columbia, mit seinem Urteil als Vorsitzender der Evaluierungskommission für 2010 verknüpft haben – natürlich zugunsten des Favoriten Vancouver. (…) Heiberg, der frühere Aufsichtsratsvorsitzende der norwegischen Handelskammer, der Den Norske Bank und der Aker SA, habe, nach der Fusion der letzteren Firma mit dem Unternehmen Kvaerner, die Geschäftspolitik des neuen Multi Aker Kvaerner in Kanada – genauer: in Vancouver – gefördert. Dort operieren vier Niederlassungen oder Tochterunternehmen von Aker Kvaerner, die sich mit Chemie, Schiffsbau und anderen Stahlkonstruktionen befassen“ (Waldbröl, Hans-Joachim, Welchen Hut hat Heiberg getragen? Vancouver kämpft gegen Vancouver, in faz.net 29.6.2014).
Ich vermute einmal, dass Oslo 2022 en total mindestens zehn Milliarden Euro kosten wird. Für dieses Vermächtnis ist hauptsächlich Heiberg zuständig. Die Verantwortung wird er nicht mehr übernehmen: Im Jahr 2022 wird er 83 Jahre alt sein.
Kostenlawinen bei Olympischen Winterspielen
Am 10.2.2014 erklärte die Stadt Oslo, dass das Budget für Oslo 2022 die Summe von 4,4 Milliarden Euro nicht übersteigen werde (merkur-online 12.2.2014). Was ist davon zu halten?
Der niederländische Sporthistoriker Jurryt van de Vooren hat alle 22 Olympischen Winterspiele seit 1924 untersucht. Fazit: „Olympische Winterspiele kosten fünfmal mehr als von den Organisatoren angekündigt – nicht nur in Sotschi, sondern im Durchschnitt aller Spiele. (…) Die prozentual gesehen größten Kostenexzesse gab es 1960 in Squaw Valley (+1350 Prozent) und 1976 in Innsbruck (+1354 Prozent). Der schlimmste Sündenfall der jüngeren Olympiageschichte ist Nagano 1998. Aus 1,17 Milliarden Euro wurden in Japan am Ende 14,6 Milliarden Euro – schätzungsweise, da laut van de Vooren alle Unterlagen nach den Spielen verbrannt wurden. (…) Selbst 1994 in Lillehammer, gern als Gipfel der olympischen Bescheidenheit verklärt, stiegen die Kosten auf ein Fünffaches. Die prozentuale Steigerung war mit 456 Prozent sogar noch höher als in Sotschi (419 Prozent), auch wenn die Spiele absolut deutlich günstiger waren. (…) Inzwischen befindet sich die olympische Idee in demokratischen Ländern in einer Ausrichterkrise, wie auch der krachend gescheiterte Volksentscheid zu einer Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2022 verdeutlicht hat“ (Wolf 7.3.2014).
„Olympische Schneebälle„
Oslos Stadtpolitiker und Sportfunktionäre kämpften nach dem Einreichen der Bewerbung darum, dass die Zustimmung zu Oslo 2022 steigt. Das IOC verlangte natürlich umgehend die fehlenden unbegrenzten finanziellen Garantien. Sport- und Kulturministerin Thorhild Widvey hatte der Bewerbung einen Brief mit eigenen Forderungen angefügt, in dem sie das Recht zu Verhandlungen mit dem IOC einforderte, um eine Kostenkontrolle zu erreichen (Berglund 14.3.2014).
Gegner von Oslo 2022 sehen in der Regierung ihre letzte Chance, Oslo 2022 zu stoppen. Die Bewerbungskosten sollen jetzt schon bei 200 Millionen Norwegische Kronen (rund 24 Millionen Euro) liegen, von denen der Großteil an Beratungsfirmen wie „First House“ gehen soll. Der frühere Leiter der Spiele 1994 in Lillehammer, Hans B. Skaset, protestierte dagegen, dass hochbezahlte Beratungsunternehmen wie First House und andere mit norwegischen Steuermitteln unterstützt würden. Für Skaset ein weiterer Beweis, dass die Sportfunktionäre keinen Kontakt mehr mit der Bevölkerung haben und Geld freigiebig ausgeben, das ihnen nicht gehört (Ebenda). Der Präsident der Sportorganisation, Borre Rognlien, pochte dagegen darauf, dass Norwegen aufgrund der vielen gewonnenen Medaillen in Sotschi 2014 eine Verpflichtung habe, olympische Spiele abzuhalten.
Schließlich werden die Mitglieder des Parlaments entscheiden müssen, ob sie diese unbegrenzten finanziellen Garantien abgeben werden. Einige konservative Mitglieder in Oslos Städteparlament sprachen sich schon dagegen aus. Michael Tetzschner von den Konservativen sagte, die Bewerbung hänge von klareren Kostenkalkulationen ab, und „ob es möglich sein wird, das IOC zu bewegen, auf spezielle Steuerbefreiungen, überzogenen VIP-Luxus und teuere Forderungen zu verzichten (Ebenda). Die Abgeordneten Marianne Borgen und Ivar Johansen von der Sozialistischen Linkspartei (SV) schlugen dem Rat der Stadt Oslo vor, dass für Oslo 2022 keine Gesetze geändert werden und keine Steuerbefreiung gewährt wird, sondern im Rahmen der ordentlichen Besteuerung mit Lohnsteuer und Sozialversicherung der Beschäftigten stattfinden kann (Bergen, Johansen 14.3.2014).
Nachtrag 25.3.2014: Die Oslo-2022-Gegner haben inzwischen über 50.000 Facebook-Unterstützer.
Nachtrag April 2014: Oslo 2022 baut ab. Eine Umfrage der Zeitung “Klassekampen” Anfang April 2014 unter 1000 Norwegern ergab eine Ablehnung von knapp 60 Prozent gegen Olympische Winterspiele 2022 in Oslo – nur knapp 35 Prozent waren dafür. “Laut der Umfrage hat jetzt noch nicht einmal in der Hauptstadt die Mehrheit der Menschen Lust auf Olympia” (Norweger gegen Olympia, in faz.net 7.4.2014).
Nachtrag Mai 2014: Oslo 2022 am Ende? Norwegens Progress Party (FRP) will sich gegen die Bewerbung Oslo 2022 engagieren. Der Juniorpartner in der Regierung hält Olympische Winterspiele für einen Missbrauch öffentlicher Gelder: Ihr Parteivorsitzender Siv Jensen ist zugleich norwegischer Finanzminister (Butler, Nick, Norwegian Congress Party consider opposing Oslo 2922 bid at National Congress, in insidethegames.biz 1.5.2014).
Am 4.5.2014 sprang die kleinere Regierungspartei ab: „Die Fortschrittspartei, die mit der konservativen Partei Hoyre in Norwegen eine Minderheitsregierung bildet, sprach sich am Sonntag gegen die Spiele aus. Auf einem Parteitag stimmte die Mehrheit der Delegierten gegen eine Staatsbürgschaft von rund vier Milliarden Euro. Das Geld solle besser in Infrastruktur, Steuererleichterung und Bildung gesteckt werden. (…) Bei einer Umfrage im April gab es nur noch 35 Prozent Zustimmung“ (Bewerbung vor Aus, in SZ 5.5.2014).
Hallo, zur Erinnerung: Der IOC-Konzern will keine Staatsbürgschaft über vier Milliarden Euro. Das reicht dem IOC-Konzern nicht. Er will EINE UNBEGRENZTE DEFIZIT-GARANTIE.
Die Progress Party stützte sich auf die letzten Umfragen: Fast 80 Prozent der Einwohner des Nordens sind gegen Oslo 2022, landesweit 59,2 Prozent; nur 34 Prozent aller Norweger befürworten die Spiele (Berglund, Nina, FRP blows out Olympic flame, in newsinenglish, 4.5.2014; vgl. auch Häussler, Randi, Aus der Traum für Oslo? in deutschlandfunk.de 5.5.2014). Die FRP will das Geld lieber in die Infrastruktur, Ausbildung, Gesundheitsfürsorge und andere Ausgaben investieren. Auch die Konservativen und die Labour Party zögern, noch dazu, wo die Zustimmungsrate weiter fällt. Eine Umfrage von Norstat für das Noirwegische Fernsehen ergab nur 35 Prozent Zustimmung – bei 60 Prozent Ablehnung (Berglund, Nina, Olympic opposition hits new high, in newsinenglish.no 14.5.2014). Harald Tom Nesvik von der Progress Party hält es nunmehr für völlig klar, dass die Regierenden die Bewerbung aus Eis legen sollten. Audun Lysbakken, der Vorsitzende der Socialist Left Party: „Dieses Umfrageergebnis ist eine eindeutige Aussage gegen das Internationale Olympische Komitee und die Geldverschwendung, die die Durchführung Olympischer Spiele mit sich bringt. Es ist unmöglich, eine olympische Bewerbung zu unterstützen, solange sich die öffentliche Meinung nicht ändert“ (Ebenda).
Die Ministerpräsidentin Erna Solberg von den Konservativen: „Ich glaube, dass die Olympischen Spiele eine fantastische, aber sehr kostspielige Erfahrung sind“ (Mackay, Duncan, Norwegian Prime Minister claims Olympics „fantastic experience, but very costly“ as Oslo 2022 try to save bid, in insidethegames.biz 5.5.2014). Der Präsident des norwegischen NOK, Borre Rognlien, kämpft unverdrossen weiter: „Norwegen hat eine moralische Verpflichtung, sich um die Spiele zu bewerben“ (Ebenda). – „In der Zwischenzeit nutzten Almaty und Peking die Chance und wiederholten erneut, dass sie jeweils die sicherste und machbarste Wahl seien, nachdem sie einen ruhigeren und problemloseren Frühling als ihre europäischen Rivalen erlebt haben (Butler, Nick, Oslo 2022 outline importance of „fighting“ to save bid following latest IOC scrutiny, in insidethegames.biz 8.5.2014).
Eine große Rolle spielen die tatsächlichen Kosten. Bislang wurden für die Bewerbung Oslo 2022 umgerechnet 18,3 Millionen Euro ausgegeben. Kritiker bezweifeln, dass das angegebene Budget von 4,3 Milliarden Euro ausreichen würde. Atle Simonsen von der FRP: „Wer glaubt, dass Oslo 2022 weniger als 50 Milliarden norwegische Kronen (6,1 Milliarden Euro) kosten würde, kann auch an den Weihnachtsmann glauben“ (Ebenda). Natürlich schielen die Befürworter bezüglich der Defizitgarantie auch auf den Norwegischen Staatsfonds, der im Jahr 2012 über 508 Milliarden Euro Rücklagen aus den Öleinnahmen verwaltete (Wikipedia). Die SZ nannte im August 2014 sogar die Summe von 650 Milliarden Euro: Die Milliarden des Fonds „sollen die Norweger versorgen, wenn ihr natürlicher Reichtum erschöpft ist: das Öl in der Nordsee“ (Bigalke 8.8.2014).
– IOC-Präsident sucht norwegischen König heim. Der IOC-Konzernchef Thomas Bach wird sich am 19.5.2014 nach Oslo begeben und dort König Harald treffen (No Olympic decisions at Hoyre’s meeting, in newsinenglish.no 12.5.2014).
Warum wohl? Um nach der chancenlosen Kandidatur Krakaus dem IOC-Konzern den letzten demokratischen Bewerber für 2022 warm zu halten. Um Oslo zu animieren, noch mehr Millionen in eine – gegen Almaty chancenlose – Kandidatenfarce zu stecken.
– IOC bedrängt Oslo. Die norwegische Umweltorganisation Bellona mit Sitz in Oslo berichtete, dass das IOC bzw. sein Präsident Thomas Bach Norwegen bzw. die Stadt Oslo drängt, die Bewerbung 2022 aufrecht zu erhalten. Bellonas Generaldirektor Nils Bøhmer übergab Bach eine Kopie des Umweltreports über Sotschi, der von der Umweltwacht Nordkaukasus (Environmental Watch on the North Caucasus) erstellt worden war. Der Leiter der Umweltwacht Nordkaukasus, Vladimir Kimaev, äußerte angesichts der Umweltschäden in Sotschi 2014: „Ich würde Oslo sehr stark anraten, sich so weit entfernt von den Olympischen Spielen zu halten wie irgend möglich“ (Digges, Charles, As 2022 Olympic contenders fall away, IOC urges Oslo to remain in the running, in bellona.org 19.6.2014). Bøhmer sagte auch zu Bach: „Es gibt eine starke Opposition in Norwegen“ (Ebenda).
– Da waren’s nur noch drei. „Die ukrainische Stadt Lwiw hat ihre Bewerbung um Olympia 2022 zurückgezogen und will 2026 einen neuen Anlauf nehmen. Grund für die Entscheidung seien die schwierigen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse im Land, teilte das Internationale Olympische Komitee (IOC) mit“ (Lwiw zieht zurück, in SZ 1.7.2014). Damit haben abgesagt: Graubünden 2022, Barcelona 2022, München 2022, Stockholm 2022, Krakau 2022, Lwiw 2022.
Es bleiben für 2022: Oslo/Norwegen (noch) und die Diktatoren in Almaty/Kasachstan und Peking/China. Das norwegische IOC-Mitglied Gerhard Heiberg äußerte: „Es ist schade, dass nur noch drei Städte übrig geblieben sind“ (Berglund, Nina, Another Olympic host drops out, in newsinenglish.no 30.6.2014). Die Norweger lehnten in allen jüngeren Umfragen Oslo 2022 mit über 60 Prozent ab.
Vielleicht sind es ja trotzdem bald nur noch zwei…
– Kampf um Oslo 2022. Nun läuft die Oslo-2022-Befürworterkampagne an. Die Entscheidung über die (im Sinn des IOC absolut nötige und UNBEGRENZTE) Defizitgarantie ist verschoben worden. Bezahlte Berater und PR-Agenturen streuen positive Kommentare über die Olympischen Spiele. Der frühere Gewerkschaftsboss Yngve Hagensen ist wie der frühere Verteidigungsminister Kristin Krohn Devold in ein handverlesenes Gremium aufgenommen worden. Unzählige Sportstars promoten die Spiele. Auch der zwölffache olympische Medaillengewinner und Skilangläufer Björn Dählie kämpft für Oslo 2022: „Wir arbeiten hart, und wir haben wenig Zeit“ (Simeoni 7.7.2014). Biathlet Ole Einar Björdalen hat dreizehn Medaillen gewonnen sagte kürzlich reichlich impertinent: „Ich glaube nicht, dass der Lebensstandard des durchschnittlichen Norwegers sinken wird, wenn x Milliarden Kronen für Winterspiele ausgegeben werden“ (Ebenda).
Der Immobilienhai Bjorn Rune Gjelsten und der Hotel-Tycoon Petter Stordalen wurden eingebunden, das Team von Oslo 2022 aufgestockt (Ebenda). 3.000 olympische Botschafter in ganz Norwegen sollen die Stimmung aufhellen. Nach neuesten Umfragen brachte die Materialschlacht eine leichte Verbesserung: Waren im Frühjahr 60 Prozent gegen Oslo 2022, ergab eine Umfrage im Juni 2014 49,7 Prozent Ablehnung und 35,5 Prozent Zustimmung (Walden, Laura, Oslo 2022: Public opinion for the Olympic winter bid warming up, in sportfeatures.com 1.7.2014).
Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Umbauten an den Holmenkollen-Schanzen für die Nordische Ski-WM 2011 statt 118,5 Millionen Norwegische Kronen (NOK) nunmehr 174 Millionen NOK kosten werden. Weitere Umbauten sind für die Biathlon-WM 2016 nötig (Ny budsjettsprekk i Holmenkollen, in www.nrk.no 26.6.2014).
Der Leiter der Jugendorganisation der Progress Party, Atle Simonsen, äußerte: „Ich bin enttäuscht, dass der Nagel noch nicht in den Sarg geschlagen wurde. Aber ich bin sicher, dass die norwegische Bevölkerung und das norwegische Parlament letztlich nein sagen werden. (…) Es gab keine einzigen Olympischen Winterspoiele, die im Budgetrahmen geblieben sind. Es sind die Steuerzahler, welche die Rechnung bezahlen müssen, während andere wichtige Bereiche wie Gesundheitswesen, Infrastruktur und Polizei heruntergestuft werden“ (Woodgate, Emily, Oslo official OL candidate city, in newsinenglish.no 7.7.2014). Auch der frühere konservative Premierminister Kare Willoch ging an die Öffentlichkeit und erklärte, die jetzt veranschlagten 35 Milliarden Norwegische Kronen seien schwindelerregend und die Gefahr einer Kostensteigerung alarmierend (Ebenda).
– Thomas Hahn in der SZ zum norwegischen Zögern bei Oslo 2022: „Wer im Sport mehr sieht als ein Fernsehprogramm und eine Industrie, versteht gar nicht mehr, warum es diese Spiele überhaupt noch braucht. Wenn jetzt auch noch Norwegen an ihren Werten zweifelt, kann man wirklich bald fordern, Winter-Olympia abzuschaffen“ (Hahn, Thomas, Nordisches Zögern, in SZ 8.7.2014).
– Oslo 2022: immer unbeliebter. Die Zeitung Nordlys in Tromso hat vom Forschungsinstitut InFact eine Befragung über die Bewerbung Olympische Winterspiele Oslo 2022 erstellen lassen. Gerade einmal 32 Prozent der Norweger sind dafür, 10,4 Prozent sind unentschieden und 57,6 Prozent sind dagegen. In Nord-Norwegen sind sogar 80 Prozent dagegen, in West-Norwegen 64 Prozent. Selbst in Oslo sind 50 Prozent dagegen und nur 44,4 Prozent dafür. Für Oslo 2022 wird mit sechs Milliarden Dollar Kosten gerechnet. „Die Unterstützer behaupten weiterhin, da Norwegen eine Wintersportnation ist, muss es sich auch um Olympische Winterspiele bewerben. Aber Norwegen hat schon zweimal Olympische Winterspiele gehabt, und andere, viel größere Wintersportnationen wie die Schweiz, Deutschland und Schweden sehen in dieser Hinsicht keinerlei Verpflichtung, weil sie angesichts der damit verbundenen Kosten schon ausgestiegen sind“ (Berglund, Nina, Only three of 10 back an Olympics, in newsinenglish.no 8.8.2014). Gleichzeitig stellte der Kulturredakteur von Nordlys, Lasse Jangas, der für Sport zuständigen norwegischen Kulturministerin Thorhild Widvey die Frage, warum sie dem IOC beim Besuch von IOC-Präsident Thomas Bach Besuch im Mai 2014 umfassende Zusagen gemacht habe (Hei, Thorhild – hvorfor vil du gi IOC både bankkortet og koden? Hallo Thorhild, warum haben Sie Kreditkarte plus Geheimzahl an das IOC gegeben? in nettovisen.no.nyheter 6.8.2014; Widvey anklages for knefall overfor IOC, http://www.vg.no/sport 5.8.2014). – „Die Veröffentlichung der letzten Umfrage fiel zusammen mit der Bestätigung, dass Norwegens Kultur- und Sportministerin Thorhild Widvey zugestimmt hat, dass die norwegische Bewerbung mit der Olympischen Charta übereinstimmen wird – dies hat sie anfangs stets abgelehnt. (…) In diesem Zusammenhang bedeutet die Entscheidung von Widvey eine Kehrtwendung zu ihren anfänglichen Äußerungen, dass die Bewerbung ein reines Projekt Norwegens sein würde, bei der das Land eine komplette Kontrolle über alle Ausgaben erhalten solle“ (Butler, Nick, Fears grow over Oslo 2022 bid as public opposition in Norway continues to mount, in insidethegames.biz 8.8.2014; Übersetzung WZ).
Auf einem Foto vom Mai 2014 ist die Sportministerin mit Bach und einem Fußball (?) zu sehen. Was so ein Besuch eines IOC-Präsidenten doch so alles bewirkt…
– Parteijugend gegen Oslo 2022. Nur eine Jugendorganisation der norwegischen Parteien ist für Oslo 2022: die der Konservativen Partei. Alle anderen Jugendorganisationen – von der Arbeiterpartei, der Fortschrittspartei, den Liberalen, den christlichen Demokraten, der Zentrumspartei, den Grünen und den Sozialistischen Linken – sind gegen Oslo 2022. Die Direktorin des Bewerbungskomitees Oslo 2022, Eli Grimsby, hatte immer behauptet dass die Mehrheit der jungen Norweger unter 30 für die Spiele seien. „Nun liefert das Votum der Parteienjugend „den neuesten Sargnagel“ für Oslo 2022 (Berglund, Nina, Party Youth also reject Oslo OL, in newsinengish.no 12.8.2014).
– Noch weniger Zustimmung. Zwei Umfragen im August 2014 zu Oslo 2022 zeigen noch schlechtere Zustimmungswerte. Die Umfrage im Auftrag der Zeitung Bergens Tidende erbrachte gerade einmal 26 Prozent für Oslo 2022. Und eine Umfrage für die Zeitung Verdens Gang erreichte 30 Prozent Zustimmung – bei 56,4 Prozent Kontra-Stimmen (Berglund, Nina, Olympic support sinks to new low, in newsinenglish.no 28.8.2014). Selbst bei einer Umfrage im Auftrag der Stadt Oslo waren nur 35 Prozent für, aber 50 Prozent gegen eine Bewerbung (Olympia-Zustimmung in Oslo sinkt massiv, in spiegelonline 28.8.2014). Unverzagt proklamierte der parlamentarische Vorstand der Christan Democrats, Hans Olav Syversen: „Je weiter die öffentliche Zustimmung sinkt, umso besser müssen die Argumente für Oslo 2022 von der Regierung sein“ (Berglund 28.8.2014).
– Budget für Oslo 2022 stark gekürzt. Da die Zustimmung für die Bewerbung um Olympische Winterspiele 2024 in Oslo weiter gesunken ist und ein Hauptgrund die hohen Kosten sind, wurde nun das Budget vom Bewerbungskomitee um eine Milliarde Euro gekürzt. Es liegt nun bei 3,2 Milliarden Euro. Das Parlament in Oslo soll im Herbst über 2022 entscheiden (Kostenreduizierung soll Olympia 2022 für Norweger attraktiver machen, in europeonline-magazin.eu 4.9.2014). Der Osloer Rathauschef Stian Berger Rosland bestritt eine Krise und äußerte zu der Budgetkürzung: „Es ist eher eine neue Beschreibung dessen, was möglich wäre“ (Berglund, Nina, Oslo drastically cuts its Olympic budget, in newsinenglish.no 1.9.2014).
Das heißt natürlich gar nichts, weil die Kosten im Fall Oslo 2022 in jedem Fall um einen Faktor drei bis fünf über der offiziellen Budgetsumme liegen würden. Und was den Norwegern auch verschwiegen wird: Der Staat müsste dem IOC eine UNBEGRENZTE Defizitgarantie geben.
– Dagegen, dafür: Am 19.9.2014 demonstrierte die Jugendorganisation der Sozialistischen Partei in Oslo gegen die Spiele 2022. Gleichzeitig sprachen sich – wenig überraschend – 18 von 19 regionalen Sportkonföderationen für Oslo 2022 aus. Unterstützung kam vom Präsidenten der norwegischen Handelskammer (schon wieder eine Handelskammer, siehe Hamburg 2024, Berlin 2024 und München2018 und 2022!) und dem Generaldirektor des norwegischen Unternehmensverbandes (Butler, Nick, Messaage of sporting support but still much opposition to Oslo 2022, in insidethegames.biz 17.9.2014).
Angeblich sind nun für die einfach so um eine Milliarde Euro abgespeckte Version „Oslo 2022 light“ nach einer Umfrage von Dagbladet 53 Prozent der Norweger dafür, 41 Prozent dagegen (SID, Olympia 2022 in Oslo: Mehrheit für „billige“ Spiele, in zeitonline 30.9.2014).
– IOC-Tricks für Oslo 2022. Das OK Oslo 2022 rechnet billig, das IOC präsentiert vermeintliche Erleichterungen beim Host City Contract. Siehe unter Aktuelles „IOC-Knebelvertrag bleibt IOC-Knebelvertrag“: hier
– Aus für Oslo 2022. Am 1.10.2014 zog die norwegische Premierministerin Erna Solberg (Konservative Partei) die Bewerbung um Olympische Winterspiele 2022 zurück.
Es hatte sich schon länger angedeutet. Die Umfrageergebnisse für Oslo 2022 sanken beständig – und nicht nur in den Landesteilen, sondern auch in Oslo selbst. auch ein Last-Minute-Sparvorschlag mit einer (unrealistischen) Kostenreduzierung von einer Milliarde Euro – im Vergleich zum bestehenden Kostenansatz von sechs Milliarden Euro – nichts mehr.
Anders Todal Jenssen, Professor in Trondheim, sah ein hohes Risiko für Solbergs Konservative Partei, falls diese die mehrheitliche Volksmeinung missachten sollte. Jenssen verwies auf den enormen Druck der Lobbyisten von Sport, Geschäftswelt und Arbeitswelt hin, die auf die vom IOC verlangte Staatsgarantie drängten. Aber auch innerhalb der Konservativen Partei formierten sich Gegner wie zum Beispiel der populäre Bürgermeister von Tromso, Jens Johan Hjort, der zuerst für Oslo 2022 war und nun öffentlich verkündete, seine Meinung geändert zu haben (Berglund, Nina, Solberg caught in Olympic battle, in newsinenglish.no 30.9.2014).
Vergleiche: Oslo 2022 abgesagt
Quellen:
Bergen, Marianne, Johansen, Ivar, Olympischen Spiele nur im Rahmen der ordentlichen Steuer- und Verbrauchsvorschriften, 14.3.2014
Berglund, Nina
– State can’t guarantee Olympic snow, in newsinenglish.no 20.12.2013
– Norwegian ‘no’ to OL guarantee, in newsinenglish.no 24.1.2014
– Public still rejects an Oslo Olympics, in newsinenglish,no 4.2.2014
– IOC’s demands met with ridicule, in newsinenglish.no 28.2.2014
– Bankruptcy fears hit Holmenkollen, in newsinenmglish.no 3.3.2014
– Olympic effort keeps snowballing, in newsinenglish.no 14.3.2014
Bigalke, Silke, Volksvermögen und Moral, in SZ 8.8.2014
Livingstone, Robert, Norway’s Parliament Lists Demands to IOC If Oslo 2022 Bid Is Approved, in gamesbids.com 7.3.2014
Mackay, Duncan, Norwegian politicians want IOC to pay own accomodation at Oslo 2022 as part of a series of demands, in insidethegames.biz 7.3.2014
Norwegen beklagt “Riesendummheit” des IOC, in spiegelonline 10.2.2014
Norweger gegen Olympia 2022 in Oslo, in merkur-online 12.2.2014
SID, Norweger gegen Olympia 2022 in Oslo, in merkur-online 12.2.2014
Simeoni, Evi
– Selbst die Norweger fremdeln mit den Winterspielen, in faz.net 10.3.2014
– Dählie will die Norweger wecken, in faz.net 7.7.2014
Wolf, Christoph, Winterspiele lösen stets Kostenlawinen aus, in n-tv.de 7.3.2014
www.skisprungschanzen.com