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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Feb 092013
 
Zuletzt geändert am 29.01.2015 @ 17:00

9.2.2013

Ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen in Sotchi 2014 präsentiert sich der olympische Gedanke, das olympische Erbe und die olympische Nachhaltigkeit folgendermaßen in der Presse:

Anne Gellinek, Putins Spiele – ein Jahr vor Sotschi, in ZDF-Sport 3.2.2013:
“Eilfertige Oligarchen haben komplette Skidörfer und Hotelkomplexe spendiert, um dem Präsidenten zu gefallen”. Aus Angst vor Anschlägen der kaukasischen Nachbarländer spielen Armee und Geheimdienst Szenarien von Terrorattacken durch.
“Eins scheint aber klar: Es werden keine Spiele für die Menschen von Sotschi. Hier herrscht nach anfänglichem Enthusiasmus die totale Ernüchterung . Neben den gigantischen Baustellen in Krasnaja Poljana liegt noch das alte Dorf. Ehedem eine verschlafene Ansammlung von Holzhäusern. Früher, so erinnern sich die Bewohner, gab es hier Bären, klare Bäche und ein paar versprengte Bergsteiger und Skiläufer. Jetzt wohnen die Dörfler neben der Baustelle des Jahrhunderts. Tag und Nacht donnern riesige LKW die alte Straße entlang. Schmutz, Staub und Lärm. Seit zwei Jahren ohne Pause… Noch zu keinem der Testwettbewerbe sei auch nur ein Dorfbewohner eingeladen worden, die Olympischen Spiele gingen komplett an den ‘Ureinwohnern’ vorbei.“

Gesine Dornblüth, Ein Jahr vor den Olympischen Spielen, in dradio.de 3.2.2013:
Am 7.2.2013 begann der Ticketverkauf für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi. Der Straßenbau kommt nicht rechtzeitig voran. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch: Davon ist die Qualität des Eises im Eisstadion abhängig. Sotschi ist ein Erdbebengebiet. Ende Dezember 2012 gab es in der Region ein Beben der Stärke 5,6. Die Kosten für Sotchi 2014 haben sich verdreifacht.

Julia Smimova, In Putins Traumstadt wuchert die Korruption. in welt.de 3.2.2013:
“Es ist Ende Januar und plus 15 Grad, normal für das subtropische Klima… Im Olympiastadion (…) sind die geschätzten Kosten um das Zweifache auf knapp 590 Millionen Euro gestiegen… Für Russland und seinen Präsidenten ist Sotchi ein Prestige-Objekt, das Russland als Sport-Großmacht, wie einst die Sowjetunion, etablieren soll… Das Budget ist inzwischen auf rund 38 Milliarden Euro gewachsen… Das kühnste Projekt ist die ‘kombinierte’ Auto- und Eisenbahn, die die Stadt Sotchi und den Olympia-Park mit den Sportanlagen in den Bergen verbinden wird… 48 Kilometer der Straße kosten etwa 5,7 Milliarden Euro… Hektare von seltenen Bäumen wurden abgeholzt. Das Ökosystem des Flusses ist durch den Bau verschmutzt…. Die Bauarbeiten im Flusstal wurden bereits begonnen, als es noch keine Gutachten gab… ‘Die meisten Anlagen – die Stadien und Infrastrukturobjekte – bekommen eine Umweltbegutachtung post factum’, sagt Wladimir Kimajew von der ‘Umweltwache Nord-Kaukasus’… Die illegalen Mülldeponien rund um Sotchi wachsen mit jedem Tag.”

– Stephan Laack, Ein Sumpf aus Betrug, Bestechung und Korruption, www.tagesschau.de 4.2.2013:
Ursprüngliche Kosten neun Milliarden Euro, momentaner Stand: 37,7 Milliarden Euro: “Knapp die Hälfte davon würde von privaten Investoren aufgebracht, die andere Hälfte käme aus dem Staatshaushalt. Die Kostenexplosion ist zu einem erheblichen Teil auf Betrug, Bestechung und Korruption zurückzuführen… Bislang haben die Behörden eher Strafverfahren gegen Mitglieder der Ökowacht Nordkaukasus eröffnet, statt mit ihnen zusammenzuarbeiten.”

– Elke Windisch, Das russische Prestigeobjekt, in tagesspiegel.de 7.2.2013:
Sotchi 2014 wird laut Vizepremier Dmitri Kosak 51,08 Mrd. US-$ kosten, Tendenz steigend. “Und wenn sich herumspricht, dass die Grenze zu Georgiens abtrünniger Region Abchasien in unmittelbarer Nähe des Eisstadions verläuft, könnten sich manche Olympiafans dazu entschließen, die Spiele doch lieber auf der Couch im sicheren Wohnzimmer verfolgen.”
Zur Kritik von Human Rights Watch
Ende Januar 2013: “Die Sportbürokraten wären blind und taub für die gravierenden Menschenrechtsverletzungen in der südrussischen Region Krasnodar, zu der auch Sotschi gehört. Gemeint war vor allem die Situation der ethnischen Minderheiten: Armenier, Turken und Tscherkessen. Auch fiel Gouverneur Alexander Tkatschow, der nicht nur mit regulärer Polizei, sondern auch mit umstrittenen paramilitärischen Kosaken-Milizen in seinem Beritt für Ordnung sorgt, mehrfach durch fremdenfeindliche Sprüche unangenehm auf… Wettkampfstätten und Infrastruktur der Spiele würden von miserabel entlohnten, in überfüllten Baracken zusammengepferchten Gastarbeitern errichtet. Mehr als 16.000 Ukrainer, Serben, Armenier, Usbeken, Kirgisen und Tadschiken schuften seit 2009 für Hungerlöhne zwölf Stunden täglich, heißt es in einem Bericht, den HRW in Lausanne dem IOC überreichte. Die Menschenrechtsorganisation empfiehlt dem IOC, bei den Feierlichkeiten am Donnerstag, ein Jahr vor den Spielen in Sotschi, in Putins Anwesenheit von Russland „Achtung von Menschenrechten und Menschenwürde“ zu fordern.”

– Johannes Aumüller, Putin entläst, in SZ 8.2.2013:
„Doch all das Geglitzere kann die massiven Probleme in der Vorbereitung nicht verdeckten: Umweltschützer und Menschenrechtler erheben immer neue Klagen, bei diversen Objekten kommt es zu Verzögerungen, und unter anderem wegen der immensen Korruption haben sich die Gesamtkosten mittlerweile auf zirka 40 Milliarden Euro vervielfacht – eine Rekordsumme für Winterspiele, die noch weiter anwachsen dürfte. Der Unmut im Land darüber ist groß, und das kann der Polit-Führung um Staatspräsident Wladimir Putin nicht gefallen. Schließlich waren die Spiele von Anfang an auch sein Projekt. Und somit nutzte er die Gelegenheit, um mal wieder ein Stück aus der bei ihm beliebten Reihe ‚Gibt es Probleme? Dann kümmer‘ ich mich schon!“ aufzuführen.“ Ergebnis:  Achmet Bilalow, Vize-Präsident des Olympischen Komitees, Chef der Behörde für die touristische Entwicklung des nördlichen Kaukasus, musste abdanken.“Der 42jährige, der das Geldverdienen im Bankwesen begann (…), wurde bereits des Öfteren mit kriminellen Geschäften und Korruptionsskandalen in Verbindung gebracht. Kritiker werfen dem Mitglied der IOC-Marketingkommission vor, er kümmere sich mehr um die Privatgeschäfte als um Olympia.“

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