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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Nov 282012
 
Zuletzt geändert am 07.12.2012 @ 16:47

28.11.2012, aktualisiert 7.12.2012

Siemens und AtoS
Siemens ist in vielfältiger Weise mit der Geldmaschine IOC verbunden. Es ist größter Einzelaktionär des IOC-TOP-Sponsors AtoS („Worldwide IT-Partner“), der 74.000 Mitarbeiter (2012) und 6,8 Milliarden Euro (2011) Umsatz hatte (Wikipedia). Der französische Konzern Atos Origin übernahm 2010 die IT-Sparte IT Solutions and Services von Siemens (daher stammt das große S im Namen). AtoS ist seit 2002 verantwortlich für die technologischen IT-Lösungen bei Olympischen Spielen: von der Übertragung der Wettkampfergebnisse bis zur Organisation der Informatikinfrastruktur und der Emails für die Wettkampfstätten.

AtoS wird nach London 2012 auch Sotschi 2014 und Rio 2016 organisieren (Deutsch-französischer IT-Dienstleister AtoS, ein diskreter Gewinner der Olympischen spiele in London, www.ambafrance-de.org).

Siemens selbst beliefert mit hohem Auftragsvolumen regelmäßig die Olympischen Spiele. Bereits 2008 stand in der SZ: „Siemens wiederum erhält rund um Olympia immer wieder lukrative Aufträge, für U-Bahnen und Flughäfen, für Energie- und Wasserversorgung“ (Kistner, Ott, Ritzer 8.8.2008).

Siemens und Olympische Spiele
„Siemens hatte in den Jahren 1999 bis 2006 insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro für Schmiergeldzahlungen ausgegeben, um sich lukrative Auslandsgeschäfte zu sichern“ (Eisert 14.11.2011). Der berüchtigte Siemens-Schmiergeld-Sumpf erstreckte sich auch auf die Überwachungs- und Sicherheitstechnik bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen (Telloglou, Ott 27.2.2012)

Für die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking stattete Siemens Stadien und Hotels aus und lieferte technische Anlagen für U-Bahnen und ein Gepäcktransportsystem für den Flughafen. Der Konzern gab den Gesamtumsatz für Peking 2008 mit 1,1 Milliarden Euro an.

Auch Vancouver 2010 lief für Siemens blendend. „In Vancouver lieferte Siemens unter anderem Technik für das Medienzentrum und Antriebe für Hybrid-Busse(handelsblatt.com 23.3.2010).

„Sotschi 2014 ist für die Technikkonzerne deutlich attraktiver, da hier die Infrastruktur praktisch komplett neu aufgebaut werden muss“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).

Siemens und Russland
Die Geschäfte von Siemens mit Putins Russland laufen wie geschmiert.
Bundeskanzlerin Merkel war am 16.11.2012 auf Kurzbesuch beim russischen Präsidenten. Begleitgast war Peter Löscher, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. Er unterzeichnete mit der russischen Staatsbahn eine Absichtserklärung über die Lieferung von 695 E-Loks im Wert von 2,5 Milliarden Euro (manager-magazin.de 16.11.2012). Dazu kommen Pläne zum Kauf von Transformatoren für 350 Millionen Euro (spiegelonline 16.11.2012).

Und für Sotschi 2014 soll Siemens noch mehr Aufträge eingesammelt haben als für Vancouver 2010. Für die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi summierten sich die Aufträge bis März 2010 bereits auf 700 Millionen Euro (Ebenda).

Einige Siemens-Lieferungen für Sotschi 2014

– 54 Regionalzüge Typ Desiro – 38 werden in Deutschland gebaut, 16 in Jekaterinenburg; Auftragsvolumen 380 bis 420 Millionen Euro (www.aktuell.ru 30.12.2009; handelsblatt 23.3.2010; www.lok-report.de 2012, S. 1). „Die Siemens-Züge vom Typ Desiro für den Regionalverkehr können eine
Geschwindigkeit von bis zu 160 km/h erreichen und sollen im Herbst 2013 in Betrieb gehen“ (LOK Report, S. 13). „Insgesamt sind die Aufträge über Herstellung und Wartung fast 1,1 Milliarden Euro wert“ (Pressemitteilung Siemens 7.2.2012, zitiert nach LOK Report 2012, S. 1). Der Flughafen, der Olympiapark und die Sportstätten sollen per Bahn erreichbar sein.
Wozu diese aufwändigen Bahnverbindungen nach den Spielen noch benötigt werden, ist unklar.

– Turbinen und Generatoren, mit denen die Leistung des Sotschi-Kraftwerks verdoppelt wird; Auftragsvolumen über 125 Millionen Euro (handelsblatt.com 23.3.2010;). Markus Tacke, Siemens Energy: „Wir freuen uns, mit unseren energieeffizienten Kraftwerkslösungen die Energieersorgung der Winterspiele in Sotschi sichern zu können“ (www.siemens.com 25.3.2010).
Wer diese für die Spitzenlast der Olympischen Winterspiele Sotschi 2014 aufgebaute Kraftwerksleistung später nutzen soll, ist unbekannt.

– Sechs SGT-800-Gasturbosätze mit zusammen 282 MW im Rahmen des Olympia-Projekts, Auftragsvolumen unbekannt (Ebenda).

Und nach Sotschi 2014 kommen für Siemens die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro 2016 und die Winterspiele 2018 in Pyeongchang und die Sommerspiele 2020 und die Winterspiele 2024…

Siemens und DOSB-Präsident Thomas Bach
Siemens hatte seit 2000 einen Beratervertrag mit dem DOSB-Präsidenten, IOC-Vizepräsidenten und Wirtschaftsanwalt Bach. Dieser Vertrag wurde 2004 und 2005 verlängert. Zunächst betrug die Jahressumme 250.000 DM, zum Schluss 400.000 Euro. Dazu kam ein Tagessatz von 5.000 Euro. Selbst der Siemens-Aufsichtsrat missbilligte diesen Vertrag, der erst Anfang April 2008 bekannt wurde. Ende April 2008 nahm Bach deswegen mit der Siemens-Abteilung Compliance Kontakt auf. Der Vertrag wurde dann im Juni 2008 im gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst „wobei Siemens versicherte, es habe alles seine Ordnung gehabt“ (Kistner, Ott, Ritzer 8.8.2008).  „Siemens sprach von einer ‚erfolgreichen Beratungstätigkeit'“ ( Kistner, Ott, Ritzer 25.10.2008).

Nachtrag:
Siemens verkauft auch Technik für Skigebiete. So lieferte der Konzern für die Söldener Bergbahnen Anlagenkomponenten für die Beschneiungstechnik: Antriebe, Steuerungen, Leittechnik. Die Neuanlage beschneit fast 70 Hektar in Höhenlagen von 1970 Metern bis ins Gletschergebiet auf 3.000 Metern“ („Golden Gate “ im Ötztal). Drei Pumpwerke versorgen die Schneekanonen mit Druckwasser“Alle Beschneiungsanlagen der Bergbahnen Sölden zusammen haben für den Fall des Voillbetriebs eine  elektrische  Anschlussleistrung von elf Megawatt“ (Ebenda).
Vergleiche im Kritischen Olympischen Lexikon: Siemens olympisch
Und zu den Kontakten von Siemens zu DOSB-Präsident und Wirtschaftsanwalt Bach: Bach, Thomas

Quellen:
Auslieferung des ersten Desiro RUS an die RZD, in www.lok-report.de 2012
Eisert, Rebecca, Siemens-Sumpf nimmt kein Ende, in wiwo.de 14.11.2011
„Golden Gate“ im Ötztal, www.cee.siemens.com Juni 2009
Kistner, Thomas, Ott, Klaus, Ritzer, Uwe
– Leipziger Altlast, in SZ 8.8.2008
– Bedingt wissbegierig, in SZ 25.10.2008
Siemens baut Vorortzüge für Olympiade in Sotschi, in www.aktuell.ru 30.12.2009
Siemens beliefert Olympische Winterspiele 2014 in Sotschi, www.siemens.com 25.3.2010
Siemens liefert 700 Loks nach Russland, in manager-magazin.de 16.11.2012
Siemens profitiert von Olympia in Sotschi, in handelsblatt.com 23.3.2010
Siemens verkauft 700 E-Loks nach Russland, in spiegelonline 16.11.2012
Telloglou, Tasos, Ott, Klaus, Siemens verhandelt mit Athen über Schuldendeal, in sueddeutsche.de 27.2.2012
Wikipedia
www.ambrafrance-de.org
www.siemens.com

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