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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Feb 152012
 
Zuletzt geändert am 12.08.2012 @ 15:16

15.2.2012

Die italienische Regierung unter Ministerpräsident Mario Monti stieg am 14.2.2012 aus dem Rennen
um Olympische Sommerspiele 2020 aus. Letzter möglicher Anmeldetermin wäre der 15.2.2012 gewesen, um die vom IOC geforderten staatlichen Garantien in Lausanne abzuliefern. 60 italienische Spitzenathleten appelierten kurz zuvor an die Regierung, die Kandidatur zu unterstützen.
Die Begründung von Mario Monti: Die schlechte Wirtschaftslage erlaube es nicht, Steuergelder in Olympische Spiele zu investieren und finanzielle Garantien abzugeben. Die schwierige Situation der italienischen Wirtschaft könne nicht ignoriert werden. Es wäre “nicht konsequent, eine derartige Garantie abzugeben und Gelder der Steuerzahler zu riskieren” (Piller, Tobias, Kein Geld für Rom, in faz.net 14.2.2012).
Das abschreckende Beispiel der Olympischen Sommerspiele 2004 in Athen mit inzwischen auf 30 Milliarden Euro geschätzten Kosten und einem milliardenschweren Defizit sowie die Vervielfachung der Kosten von London 2012 schreckten die italienische Regierung ab (Roma 2020, il governo dice no, in corriere della sera 12.2.2012).
Die Kosten für eine Ausrichtung der Spiele Rom 2020 wurden mit 9,5 Milliarden Euro angesetzt. London 2012 kostet schon jetzt knapp das Dreifache und nach Sky TV sogar das Zehnfache der ursprünglich angesetzten Summe! Jens Weinreich schrieb zu den stets weitaus zu niedrig angegebenen olympischen Kosten: „Dass diese Summen nichts mit der Realität gemein haben, gehört zu den olympischen Grundgesetzen – nicht nur in Italien. Am Ende dieses Abenteuers – gerade auch in Italien – wäre ein Vielfaches dieser neuneinhalb Milliarden verprasst worden“ (Weinreich, Jens, Rom und die Olympia-Finanzen, in dradio.de  19.2.2012).
Diesen Prozess, der bei München 2018 identisch ablief, beschrieb Weinreich so: „An derlei Wahrheitsbeugungen beteiligen sich stets auch so genannte Wissenschaftler und Wirtschaftsberatungsgesellschaften, die mit bezahlten Gutachten die Öffentlichkeit täuschen, selbst gut daran verdienen und den Olympia-Kreislauf in Gang halten. Mahnende Stimmen gibt es kaum. Es ist nun gewissermaßen ein historisches Verdienst des Wirtschaftswissenschaftlers Mario Monti, die Spirale des Wahnsinns punktuell zu stoppen“ (Ebenda).

Das IOC verlangt von allen Bewerbern um Olympische Spiele umfangreiche Garantien, welche die italienische Regierung angesichts der wirtschaftlichen Situation nicht abgeben kann  (Italien zu klamm für Olympische Spiele, in spiegelonline 14.2.2012; Sportpolitik – IOC: Rom zieht Olympia-Kandidatur für 2020 zurück, in sueddeutsche.de 14.2.2012).
Bravo! Eine weise Entscheidung – und ein IOC-Opfer weniger!

DOSB-Präsident Bach sagte hingegen: “… aber meiner Ansicht nach hat die italienische Regierung eine Chance versäumt, ein Signal für wirtschaftliches Wachstum zu senden” (Grohmann, Karolos, Wieder ostwärts?, in wienerzeitung.at 16.2.2012). Weinreich bezeichnete das Statement Bachs als „üblichen olympischen Singsang“ (Weinreich 19.2.2012).
Schwer zu glauben, dass Bach seine Aussage ernst nimmt!

Als olympische Kandidaten 2020 verblieben schließlich noch  Baku (Aserbaidschan, Erdöl, Erdgas), Doha (Katar, Erdöl, Erdgas), Madrid, Tokio und Istanbul.
Spanien ist in einer ebenso schlechten finanziellen Situation wie Italien: Und Madrid ist derzeit mit 6,4 Milliarden Euro verschuldet. Treibende Kraft der spanischen Bewerbung ist IOC-Mitglied Juan Antonio Samaranch junior – der Senior Juan Antonio Samaranch war 21 Jahre IOC-Präsident. Also bewirbt sich Madrid offiziell um 2020 (Cáceres, Javier, Alles für Olympia, in SZ 21.2.2012). Und Japan bräuchte die Milliarden für Olympische Spiele wahrlich dringender für die Opfer desTsunami und dem Atom-Gau von Fukushima.
Warum die autoritären Staaten Katar und Aserbaidschan auf Olympische Spiele setzen? Das ist historisch betrachtet nicht neu: Diktatorische Regimes wie Hitler-Deutschland mit den Olympischen Spielen in Garmisch-Partenkirchen und Berlin 1936, der UDSSR (Moskau 1980), China (Peking 2008) etc. frönen dem olympischem Sportsgeist.

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