Das wahnwitzige Sport-Jahr 2010

13.5.2011

Dr. Wolfgang Zängl, Gloria Görgner

Die Absicht dieser Zusammenstellung:

Jeder nimmt wie selbstverständlich hin, dass am Ende der Nachrichten in Radio und Fernsehen jeden Tag über sportliche Highlights berichtet wird. Schleichend nimmt insgesamt der Anteil an Sportberichterstattung und Sportübertragungen zu. Das Geschäftsfeld Profisport oder besser Elitensport weitet permanent sein kommerzielles Umfeld aus und ist ein milliardenschwerer globaler Wirtschaftszweig geworden.

Zur Methode:

Im Rahmen einer ausführlichen Untersuchung der Sportübertragungen mit exakten Sendezeiten in den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten ARD und ZDF, die wir demnächst unter www.nolympia.de veröffentlichen, haben wir anhand des kompletten Fernsehprogramms vom Jahr 2010 die wichtigsten Sportereignisse wie Weltcups, Europameisterschaften, Weltmeisterschaften aufgelistet  – und natürlich die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver und die Fußball-WM in Südafrika.

Das sportliche „Grundrauschen“ wie die wöchentliche Bundesliga etc. wurde dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Die Aufstellung ergab für 2010 fast 200 weltweite Sport-Großereignisse und erhebt dabei noch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Eventuell haben sich kleinere Details verändert, da die Programmvorschau und der tatsächliche Verlauf differieren.

Fazit:

Eine wachsende Heerschar von Spitzensportlern und Trainern, Funktionären und Lobbyisten fliegen täglich – mit jeder Menge Sportausrüstung als Luftfracht – an irgendeinen Punkt der Erde, um ihre Wettkämpfe zu zelebrieren.

Die Austragungsorte und die Steuerzahler bezahlen grundsätzlich die Rechnung. Die Zuschauer entrichten hohe Eintrittspreise. Und die großen Sportverbände ziehen mit dem Gewinn davon. Oberstdorf hatte 2005 die Nordische Ski-WM ausgerichtet und ist seitdem finanziell am Ende. Die Fußball-WM kostete das arme Land Südafrika (offiziell) rund vier Milliarden Dollar, und die Fifa nahm vier Milliarden Dollar Gewinn mit nach Lausanne. Und bei der Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen investierte die Gemeinde (mit öffentlichen Zuschüssen) rund 35 Millionen Euro, während der Deutsche Skiverband die fünf Millionen Euro Gewinn komplett einstrich.

Die internationalen Fernsehanstalten überweisen jährlich Milliardenbeträge, um über die Sportevents zu berichten. Wegen dieser öffentlichkeitswirksamen Übertragungen überweisen dann die internationalen Sponsoren Milliarden an die großen Sportorganisationen. Der finanzielle Kreislauf des Spitzensports wächst, ebenso wie der Geldbedarf der großen internationalen Sportverbände und ihrer Funktionäre.

Ein weiterer, nicht unerheblicher Effekt: Der Spitzensport und seine Verbände bestimmen zunehmend das gesellschaftliche Leben. Der Spitzensport wird damit zum Verdrängungsmechanismus der real existierenden Probleme und der Gefahren für unseren Blauen Planeten. Der Spitzensport setzt dazu seine Prioritäten: Egoismus, Materialismus, Konkurrenz, Elitarismus.

Bisher wird mit hunderten Millionen Euro an Steuergeldern der Spitzensport gefördert. Sinnvollerweise sollten Steuergelder künftig in den umweltfreundlichen, weil lokalen Breitensport fließen, der zudem noch der Bevölkerung zugute kommt.