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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Jan 122011
 
Zuletzt geändert am 13.01.2011 @ 10:50

12.1.2011

Wir übernehmen hier zwei Leserbriefe eines Grundeigentümers und Landwirts aus Garmisch-Partenkirchen mit Erlaubnis des Autors. Die Leserbriefe wurden bereits im Garmisch-Partenkirchner Tagblatt am 27.12. und am 31.12.2010 veröffentlicht.

(zur PDF-Fassung)

„Als Landwirt in einer Hochburg der Spaß- und Fungesellschaft hat man wahrlich keinen leichten Stand. Eine Sportveranstaltung, ob im Sommer oder Winter, jagt die nächste. Fast immer sind wir Bauern direkt oder indirekt betroffen, sei es durch Parkplätze oder einfach nur durch eine Sperrung eines Weges, mitten in der Erntezeit, wegen eines Radrennens. Macht man alles mit, man will ja nicht so ein! Nun mit Olympia 2018 kommt aber eine Veranstaltung, die alle Dimensionen sprengt. Da würde ein Dorf gebaut, so groß wie für alle Bewohner Burgrains (anschließend wieder weggerissen?). Mit Sicherheit müssten neue Straßen zu den Sportstätten gebaut werden, Parkplätze aufgeschüttet und täglich Zehntausende von Besuchern hin- und her transportiert werden, und was bleibt wirklich nachhaltig? Wir Grundstücksbesitzer fürchten um unsere Heimat, und diese Furcht kann weder ein Minister Schneider noch unser Bürgermeister zerstreuen, die mit unserem Grund planen, als gehörte er ihnen. Zum Glück gibt es in Garmisch und Partenkirchen noch etliche Leute, in deren Augen noch kein Dollarzeichen zu sehen ist. Zum Schluss noch ein paar Worte zum „Erpressungsfall Wanktunnel“: Werden die Planer solcher Bauwerke nach Quadratmeter verschandelter Fläche bezahlt? Das Straßengewirr in der Skizze erinnert an amerikanische Großstädte. Meine Bitte: Nicht von Olympia 2018 unter Druck setzen lassen, sondern möglichst umweltschonend planen, auch wenn’s ein paar Jahre länger dauert. Anschauen müssen solche Straßen auch noch unsere Ur-Ur-Urenkel.“
Anton Hornsteiner, Garmisch-Partenkirchen

„Jeder kann über Olympia denken, wie er will, aber man kann uns doch nicht dazu zwingen, unser eigenes Grab zu schaufeln und unseren Grund für eine höchst zweifelhafte Megaveranstaltung kaputtmachen zu lassen.  Wir Bauern in Garmisch-Partenkirchen sind größtenteils Idealisten, uns geht’s um den Erhalt der Heimat und nicht ums Geld. Wenn wir uns nun wehren, geschieht das, weil wir mit dem Rücken zur Wand stehen. Schon im Sommer haben mehr als 160 Grundstücksbesitzer unterschrieben, dass sie keinen Grund hergeben. Die Bewerbungsgesellschaft missachtet dies systematisch, in der Hoffnung, mit steigendem öffentlichem Druck die Bewerbung irgendwie durchzuboxen.
Und wenn immer nur von ein paar benötigten Flächen die Rede ist, so stimmt das schlichtweg nicht. Parkplätze und Zufahrtsstraßen müssen nur jetzt noch nicht ans IOC gemeldet werden.
Als heuer der Golfplatz als Mediencenter für Olympia eingeplant wurde, war die Entrüstung der Golfer groß. Sie protestierten erfolgreich und auch zu Recht. Wenn sich sogar Sportler wehren, dann sollte es doch auch das gute Recht von uns Grundstücksbesitzern sein, den letzten Rest unserer Wiesen vorm Ausverkauf zu bewahren. Im Übrigen machen wir genügend Sportveranstaltungen mit, wir sperren uns ohnehin nicht überall. Olympia aber ist eine Nummer zu groß für unser enges Tal, da geht eindeutig die Heimat vor.“
Anton Hornsteiner, Garmisch-Partenkirchen

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