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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Nov 112010
 
Zuletzt geändert am 13.11.2010 @ 16:20

11.11.2010
Zwischen Dachauerstraße und Olympiaberg liegt ein Gelände, das (noch) im Eigentum der Bundeswehr ist. Die prämierte lockere Bebauung mit Bürogebäuden aus den siebziger Jahren wurde soeben für acht Millionen Euro saniert und beherbergt 1500 sichere Arbeitsplätze in München, deren Steuerabgaben wiederum der Region nützen.

Kantine der Bundeswehr

Der Park der Bundeswehr ist ein Naherholungsgebiet für den angrenzenden Stadtteil Neuhausen. Er ist aber auch eine Frischluftschneise, ein klimatisch wichtiges Gebiet neben der dichten Bebauung an der Dachauer Straße. Unter riesigen Bäumen und ursprünglichen Waldresten, in den großzügigen Grünanlagen oder an einem Feuchtbiotop fühlt sich ein ganzer Stadtteil wohl und hat einen exklusiven Durchgang zum Olympiapark. Radler, Spaziergänger und Kinder nutzen ihn.

Und der vom früheren Standortkommandanten eingerichtete Freiluft-Kinderspielplatz wird von zwei Kindergärten in Neuhausen, die selbst über keine Freiflächen verfügen, als grüne Oase genutzt.

Öffentlicher Kinderspielplatz

Die olympische Propaganda von der Bewerbungsgesellschaft München 2018 und von Oberbürgermeister Ude gaukeln dagegen vor, dass dies ein unzugängliches Gelände sei, eingezäunt, verwahrlost, das endlich befreit und mit einem Olympischen Dorf bebaut werden muss – gerade als ob hier Panzer herumstehen würden, Schützengräben ausgehoben wären und die Öffentlichkeit ausgesperrt sei.

Diese Oase ist durch den geplanten Bau des Olympischen Dorfes 2018 bedroht. Und in Gefahr sind damit auch 2.630 Bäume, davon offiziell 108 sehr erhaltenswert und 1.594 erhaltenswert. Und 14.784 Quadratmeter Gehölzfläche, davon offiziell erhaltenswert 4.652 Quadratmeter. Das hat alles fein säuberlich am 28.9.2010 die LH München aufgelistet, Referat für Stadtplanung und Bauordnung. Die Münchner Stadtbaurätin erzählte im Oktober 2010, „dass um den Baumbestand möglichst herum gebaut werde“ (Münchner Forum, Standpunkte 10/2010, Online-Magazin). Dies ist bei der vorhandenen Baumdichte einigermaßen unmöglich. Und die Bagger zum Ausheben der Tiefgaragen warten schon.

Dazu soll ein völlig intaktes Gebäude mit 80 Wohneinheiten abgerissen werden. Und für die abzureißenden Bundeswehrbauten müsste für 120 Millionen Euro ein vielgeschoßiger Ersatzbau an der Dachauerstraße errichtet werden.

Olympisches Dorf 2018 (Ausriss aus einem Plan der Bewerbungsgesellschaft)

Mit dem Totschlagargument Wohnungsbau werden seit geraumer Zeit in München und anderswo die letzten Grünanlagen bebaut. Und das Olympische Dorf 2018 müsste in Anbetracht des Attentats von 1972 sehr wahrscheinlich als Hochsicherheitstrakt konzipiert werden.

Nach den Spielen 2018 ist derzeit geplant, dass die 880 Wohnungen des Olympischen Dorfes dem Münchner Mietmarkt zur Verfügung stehen sollen. Aber aufgrund der nacholympischen Finanznot werden sie mit Sicherheit als Eigentumswohnungen verscherbelt, wie es in Vancouver 2010 geschehen ist. Dann gilt „Betreten verboten“ für das teuere Olympische Eigentumswohnungs-Dorf. Und aus ist es mit dem Naherholungsgebiet für die Neuhausener Bevölkerung. Und mit dem Theaterzelt „Das Schloss“. Und mit „Tollwood“ – viel zu laut und nah an der neuen Wohnbebauung. Und die Montessori-Schule? Etc.

Als ehemaliger Zivildienstleistender (18 Monate Pfennigparade) kann ich als neutraler Beobachter feststellen: Die Bundeswehr hat hier mit der Gestaltung des Parks vorbildlich und sozial gehandelt

Am besten ist es für alle, wenn es bleibt, wie es ist. Auch deshalb: Bewerbung München 2018 zurückziehen!

Dr. Wolfgang Zängl

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