4.12.2015, aktualisiert 6.2.2016
Axel Doering, 1. Vorsitzender Bund Naturschutz, Garmisch-Partenkirchen
Für was steht Olympia heute?
Ich freue mich über das Abstimmungsergebnis zu Olympia in Hamburg. Die Demokratie hat gewonnen, gegen die geballte Geldmacht, und von den Wahlbürgern wurde sehr wohl wahrgenommen, dass die Olympische Idee dabei ist, sich zu überleben. Nolympia Garmisch-Partenkirchen, München und seine Freunde haben gute Vorlagen geliefert.
Diese Riesenveranstaltungen stehen inzwischen nicht mehr für das, was man einst „Olympische Idee“ nannte. Sie stehen für Finanzskandale, Korruption, Kostenüberschreitungen, gnadenlose Naturzerstörungen und Entmündigung der Ausrichter nach dem Zuschlag. Die Richtigkeit des Titels des Olympiabuches von Vyv Simson und Andrew Jennings „Geld, Macht und Doping“ wird immer offensichtlicher, und wir haben uns seit den Olympiabewerbungen für München 2018 und 2022 erfolgreich bemüht, den Bürgern die Fakten aufzuzeigen.
Bei IOC, Fifa, dem Internationalen Leichtathletikverband und anderen helfen inzwischen keine Reformen mehr. Russland hat übelstes Staatsdoping betrieben und erhält zur Belohnung die „European Games“ 2019 zugesprochen. Und wer wird hinfahren? Unsere Spitzensportler. Dieses „unpolitisch sein“ sendet inzwischen ein böses politisches Signal aus und begünstigt die unehrlichen Sportler, die mit Doping ihre Kollegen die Medaillen stehlen, die Funktionäre, die sich auf Kosten der Ausrichter bereichern und die Diktatoren mit ihren undemokratischen Regimen, denen dadurch eine scheinbare Legitimation verliehen wird.
Die Anregung von Hamburgs Sportbundchef Jürgen Mantell nach der Hamburg-2024-Niederlage, Referenden abzuschaffen, da das alles zu kompliziert fürs Volk sei, oder die Aussage von Georg Konjovic, Geschäftsführer von „meinestadt.de“, dass große Dinge nicht in kleine Hände gehören und die Volksabstimmung ein großer Fehler war, spricht Bände. Ähnliches mussten wir uns auch nach unseren vier Erfolgen bei den Bürgerentscheiden zu Olympia 2022 anhören.
Es kann doch nicht sein, dass wir das mit unseren Steuern und unseren Stimmen unterstützen sollen. Lasst diese Monsterveranstaltungen aussterben, wie auch die Saurier ausgestorben sind!
Seit der Gründung von Nolympia in München, am 11. Januar 2010, war die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten immer harmonisch und immer geprägt von dem Ziel, Wissen über die Bedeutung und die Folgen von Olympischen Spielen zu erwerben und weiter zu geben. Bedanken möchte ich mich heute bei den vielen, die mitgearbeitet haben, bei denen, die uns immer unterstützt haben und denen, die dazu beigetragen haben, dass die Abstimmung in Hamburg zum Desaster für die Olympiabewerber wurde.
Ganz besonders bedanken möchte ich mich aber bei Wolfgang Zängl, der ehrenamtlich, engagiert und über den ganzen langen Zeitraum mit seinem Olympischen Lexikon und der Chronologie die handelnden Personen, ihre Skandale und Affären im Spitzensport nachrecherchiert und aufgezeigt und ihnen damit ihr Handwerk erschwert hat.
Sylvia Hamberger, Gesellschaft für ökologische Forschung, München
Ein Wunder…
Beim 21. UNO-Klimagipfel (COP21) in Paris wird ein Klimavertrag vereinbart werden, der 2020 in Kraft treten soll – und der nicht ausreichen wird, den Klimawandel deutlich unter dem 2°C einzugrenzen. Nur ein Wunder kann da noch helfen.
Klimawandel und der Beschneiungstaumel gehören zur Ausgangsmotivation für unser Nolympia-Engagement. Unsere Fotodokumentation zu Alpengletschern (www.gletscherarchiv.de) hat uns deutlich gemacht, was das heißt: Klimawandel. „Zu warm: Es wird zu warm für Wintersport“ schrieben wir unter den „18 Gründen“ – das war am Beginn unserer Kritik an „München 2018“. Und „München 2022“ wäre ja noch mal vier Jahre später gewesen „- Schnee? Woher sollen der Schnee und das Wasser für die Schneewettbewerbe 2022 kommen?“ – mit Beschneiungs-Hightech in den Klimawandel. Das IOC verlangt für Olympische Winterspiele Schneesicherheit um jeden Preis.
Es waren also zunächst Motive für das Engagement „Nolympia“, die direkt mit Garmisch-Partenkirchen und München zu tun hatten. Bis wir ziemlich schnell auf die dunkle Seite des Spitzensport gestoßen sind: eine Parallelgesellschaft, die auf der Titanic tanzt, so als ob sie alles Andere nichts anginge: Es war dieses hohe Maß an Selbstgefälligkeit, an Intransparenz und an Hochmut, dem wir etwas entgegen setzen wollten. David gegen Goliath? Vielleicht. Wir hätten es damals nicht so formuliert. Es war ein Versuch – für mehr Transparenz und für demokratische Entscheidungen und Umgangsformen. In kleinem Maßstab. Aber mit unglaublich viel Wissen und Zeitaufwand, insbesondere von Wolfgang Zängl. Und mit dem Mut und dem Engagement von Axel Doering und den BN-Aktiven in Garmisch-Partenkirchen, in Berchtesgaden und in Traunstein. Auch die Netzwerke Nolympia Bayern und Nolympia München haben uns alle sehr weit gebracht – die Treffen und Aktionen sind uns heute noch in guter Erinnerung.
Manchmal gibt es Wunder: So wie unsere Erfolge mit Nolympia. Nolympia „Graubünden 2022“ hat die gleichen Entscheidungen möglich gemacht. Und die Hamburger konnten es auch. Gratulation!
Das zweite Wunder war die gute Zusammenarbeit mit allen Nolympias.
Danke.
Wolfgang Zängl, Gesellschaft für ökologische Forschung, München
Brot und Spiele: Von München 2018 über München 2022 zu Hamburg 2024
Einige Ereignisse im Sport-Herbst 2015: endloser Fifa-Skandal, DFB-Skandal um Fußball-WM 2006, verschobene Austragungsorte, System-Doping in Russlands Leichtathletik, im Leichtathletik-Skandal ließ der IAAF-Präsident gegen Geld Dopingproben verschwinden…
Die Organisatoren der Bewerbung Hamburg 2024 müssen die Schuld ihrer Niederlage vom 29.11.2015 nicht auf die Hamburger schieben, die NEIN sagten: Die Groß-Sportereignisse erledigen sich aus dem eigenen Handeln von Sportfunktionären und Sportverbänden.
Je offensichtlicher der Zusammenbruch der ökologischen, ökonomischen und sozialen Systeme wird, umso ignoranter und arroganter wird das IOC, die „Weltherrschaft des Sports“ mit seinen Olympischen Spielen und der Dominanz der großen nationalen und internationalen Sportverbände.
Fifa, Uefa, IOC, DOSB drängen global auf „Brot und Spiele“ – aber die Stimmung ändert sich inzwischen. Fifa, Uefa, IOC, DOSB sind falsche Helden, falsche Idole und falsche Freunde, und sie und verbreiten völlig falsche Ziele in der heutigen Zeit: nationalistische, autoritäre, undemokratische, rein kommerzielle und egomane Ziele.
Ein Ausblick in die unappetitlichen Aspekte des Weltsports liefert die „Sportdemokratur“: ein Vormarsch nationalistischer Tendenzen, dazu die zunehmende Vergabe von Sport-Großereignissen an totalitäre Staaten, siehe Totalitärer Sport-Terminkalender. Der aktuell fatalste Fall: Nach dem System-Doping in Putin-Russland gehen die European Games 2019 natürlich an: Russland.
Ich habe an der NOlympia-Webseite von Februar 2010 bis Dezember 2015 mitgearbeitet: zunächst gegen die Bewerbung München 2018, dann gegen München 2022 und bis zum Referendum in Hamburg 2024. Diese fast sechs Jahre haben tiefe Einblicke in den Sumpf des internationalen und deutschen Sports geliefert: Wir wollten dies auf unserer Webseite sichtbar machen. Allein das Kritische Olympische Lexikon hat über 240 Stichworte. Mit derzeit insgesamt über 1,4 Millionen Besuchern auf der Webseite scheint dies gelungen zu sein. Bei Bedarf werden wir unter „Aktuelles“ neue Entwicklungen aufzeigen.
Wir wollten bis nach der Abstimmung in Hamburg am 29.11.2015 aktuell und präsent bleiben – aus Solidarität mit dem dortigen Widerstand. Ich bin froh, die dunklen Seiten des Spitzensports nach sechs Jahren verlassen zu können: Sie tun der Psyche auf Dauer nicht gut.
Zum Schluss noch ein Zitat aus meinem Text zum Kritischen Olympischen Lexikon: „Ich bin mein Leben lang sportlich tätig gewesen: allerdings bewusst ohne Sportfunktionäre. Ich könnte auch formulieren: Ich bin gegen Olympische Spiele, weil ich Sportler bin. Die vorliegenden Erkenntnisse bestätigen diese Haltung außerordentlich.“
Die Abwahl der Bewerbungen von München 2018 durch das IOC, von München 2022 am 10.11.2013 durch Bürgerinnen und Bürger der vier bayerische Referenden und von Hamburg 2024 am 29.11.2015 durch die Hamburger Bürger ist eine Kompensation für die unendliche ehrenamtliche Arbeit. Und natürlich war die sagenhaft gute Kooperation im Netzwerk NOlympia eine große Freude für mich: vielen Dank an alle!
Wer sich für einen ehe theoretischere Betrachtungsweise interessiert: Mein Vortrag vom 28.10.20115: Das System des Homo industrialis – Einführung in das finale Denken.
Ralf S., München, Verfasser der NOlympia-Presseschau
Februar 1984: Ralf S. schwänzt die Grundschule, um live mitverfolgen zu können, wie Peter Angerer nach Gold und Silber über die Einzeldistanzen mit der bundesdeutschen Biathlonstaffel in Sarajevo zu Bronze läuft.
Dezember 2015: Ralf S. ist Doppel-NOlympiasieger, mit einer großartigen Mannschaft erfolgreich gegen deutsche Bewerbungen für Winter- wie Sommerspiele.
Was ist in der Zwischenzeit geschehen? Wie konnte jemand, der einen Großteil seiner Freizeit wahlweise vor dem Fernsehschirm oder gleich am Spielfeldrand, im Stadion, an Loipen, Schanzen oder Radrennstrecken verbracht hatte, zum NOlympia-Aktivisten werden? Passiert sein muss es wohl irgendwann in den Jahren nach der Jahrtausendwende.
Am Anfang standen Bücher. Geschrieben von Leuten, ohne die wir über das wahre Ausmaß der Sportkorruption, des Dopings und der obskuren Vergabepraktiken von IOC, FIFA und anderen Verbänden wohl bis heute noch im Unklaren wären. Erschienen zu einer Zeit, als dies ganz offenbar noch zu wenige interessierte: „The Lords of the Rings“ (Simson & Jennings 1992), „Der olympische Sumpf“ (Kistner & Weinreich 2000), „Das Milliardenspiel“ (Kistner & Weinreich 1998), „Doping Dokumente“ (Berendonk 1991), „Anklage: Kinderdoping“ (Seppelt & Schück 1999). All diese Bücher vermochten auch Jahre später noch ihre Wirkung zu entfalten. Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke hat dafür einmal den Begriff vom „Virus des Wissens“ geprägt: je mehr die Menschen über die dunklen Seiten des Sports wissen, desto weniger können sie ihre Augen davor verschließen.
Es folgte Korruptionsskandal auf Korruptionsskandal und Dopingskandal auf Dopingskandal. Das Fass zum Überlaufen brachte schließlich der 1. Juli 2006. Knapp 60 Radrennfahrer, von denen viele auf Frankreichs Straßen hätten gegeneinander antreten sollen, hatten ein und denselben Arzt für die medizinische Vorbereitung bezahlt. Bei einem solchen Spiel kann es nur einen Gewinner geben, es ist nur leider keiner der Sportler. Letztere setzen allesamt ihr Leben aufs Spiel, damit Funktionäre, Sponsoren und Medien ihrem Geschäft nachgehen können.
Auch das IOC und sein „Premiumprodukt“ (Zitat Thomas Bach, FDP) machten zur damaligen Zeit keine guten Schlagzeilen. Griechenland hatte viele Milliarden ausgegeben, um im Umfeld der Akropolis neuzeitliche Ruinen zu errichten, Italien sorgte für eine unglaubliche Naturzerstörung in den Alpen, und in China wurden die Menschenrechte mit Füßen getreten und Tausende zwangsumgesiedelt. Trotzdem wurde irgendwo in Oberbayern die Schnapsidee geboren, sich diesen ganzen Saustall ins Haus zu holen.
Aus einem „von Idealismus geprägten Engagement nichtfinanzieller Art“ wurde recht bald die NOlympia-Presseschau. Dass sich dieses Engagement mehr als fünf Jahre später dann doch dermaßen auszahlen würde, konnte zunächst keiner ahnen. Eigentlich sollten die deutschen Sportfunktionäre nun ausreichend Druck haben, sich in ihren jeweiligen Weltverbänden für positive Veränderungen einzusetzen. Von den derzeit weltweit laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen darf man sich aber vermutlich mehr erhoffen.
Doch zurück zu Peter Angerer: Leider war auch der nicht der faire Sportsmann, für den er 1984 gehalten wurde. 1986 noch wegen Dopings gesperrt, durfte er bereits 1988 bei der Eröffnungsfeier in Calgary wieder die deutsche Fahne tragen.
Christian Hierneis, Sprecher „NOlympia München“, Vorsitzender BUND Naturschutz München
Es sind natürlich erstmal unsere Erfolge, die im Gedächtnis bleiben. Erfolge, die auf unermüdlicher ehrenamtlicher Arbeit beruhen. Wir haben es geschafft, ohne viel Geld, ohne Machtapparate und ohne global vernetzte Lobbyisten, sondern allein angetrieben von unserer Überzeugung, die wir für die richtige halten (und die Erfolge geben uns hier recht), gegen ein schier übermächtiges System aufzubegehren und das Richtige zu tun.
Aber neben den gewonnenen Bürgerentscheiden habe ich für mich einen noch viel größeren Erfolg errungen: Ich habe viele Menschen kennengelernt, die meine Überzeugung teilen, die sich aus reiner Überzeugung engagieren, die konsequent ein Ziel verfolgen. Und dies nicht tun wegen der Bezahlung, nicht wegen irgendwelcher persönlichen Vorteile, sondern ausschließlich aus ihrer Überzeugung heraus. Und es sind Freundschaften entstanden, die es ohne NOlympia nicht gegeben hätte. Es sind positive Lebenserfahrungen hinzugekommen, die es ohne NOlympia nicht gegeben hätte. Und wir haben andere Menschen ermutigt, sich auch über die Olympiabewerbung hinaus für den Erhalt unseres Planeten und eine lebenswerte Zukunft einzusetzen. Mit den Abstimmungen haben die Menschen der Politik und der Wirtschaft klar gemacht, dass sie kein „immer mehr, immer höher, immer weiter“ mehr wollen. Wir haben gesehen, dass die Vernunft doch noch über die Gier siegen kann. Danken will ich dem IOC und den Olympia-Bewerbern deswegen nicht, aber es hatte am Ende doch auch viel Gutes, dass es dieses Thema gab, so anstrengend es oftmals war. Letztendlich ist genau das Gegenteil von dem herausgekommen, was die Bewerber wollten. Aber genau das ist ja das Gute daran.
Andreas Keller, 2. Vorsitzender Bund Naturschutz Garmisch-Partenkirchen, Grainau
Die Ba(u)chlandung des IOC
Gleichnishafter als die Karikatur von Pepsch Gottscheber in der SZ vom 1. Dezember hätte man die metaphorische Ba(u)chlandung des IOC kaum darstellen können. Die Olympischen Ringe zerbrochen, das IOC mit Bach an der Spitze abgestürzt.
Was viel zu lange funktioniert hat, nämlich die hehren Zielen des Pierre de Fredy, Baron de Coubertin, deren Symbol die fünf Ringe sind, als Vehikel für Projekte zu missbrauchen, die Steuerzahler normalerweise als ökonomischen und sozialen Unsinn zurückweisen würden, bzw. die lediglich den Interessen von Großsponsoren sowie privaten Vorhaben und Vorteilen einiger weniger dienen, hat jetzt endgültig die Zerreißgrenze überschritten.
Was ist denn von Coubertins Idealen übriggeblieben, angesichts ständig neuer Meldungen über Dopingskandale, über wachsende wirtschaftliche und finanzielle Interessen bestimmter Kreise, über immer tieferes Versinken der Weltsportverbände im Korruptionssumpf? Mit dem sportlichen Gedanken und den olympischen Idealen im modernen Sinne hat das alles nichts mehr gemein. Die zurückliegenden Olympiaden sind voller Beispiele dafür, wie olympisches Wunschdenken an der Realität zerbrochen ist und wie das olympische Motto „schneller, höher, weiter“ für viele Gastgeber zu „immer schneller in der Umweltzerstörung, immer höher in den Schulden, immer weiter mit den Betrügereien“ geworden ist.
Es war das große Verdienst von Nolympia, insbesondere der Personen die deren Webseite über die vielen Jahre gepflegt haben, die tiefen und festen Wurzeln des IOC im Faschismus aus der Vergessenheit zu holen, aufzuzeigen wie das zuvor bettelarme IOC über die Jahre zu einer Wirtschaftsmacht geformt wurde, die mit dem Wanderzirkus „Olympische Spiele“ Milliarden erwirtschaften konnte.
Je länger man sich mit dem Mythos der Olympischen Spiele beschäftigte, desto klarer wurde die Geschichte des IOC als eine Reihe von Korruptionsskandalen. Und es war geradezu unglaublich, wie lange es gedauert hat bis endlich aufgedeckt wurde, dass der sog. „Host City Vertrag“ die grundsätzliche Unterwerfung der Gastgeberstadt unter die Spielregeln des IOC bedeutete.
Bedenkt man noch die mit Olympischen Spielen verbundenen Entwicklungen, wie die Erosion der bürgerlichen Freiheiten, immer mehr Überwachungskameras, wachsende Kriminalitätsrate, steigende Mietpreise, Vertreibungen, ökologische und finanzielle Desaster, so wird klar, dass für die Spiele in der gegenwärtigen Form kein Platz mehr ist, in einer wirklich demokratischen und sozial gerechten Gesellschaft.
Es ist Zeit, den Vorhang vor den Olympischen Spielen zu schließen.
Beate Rutkowski, 1. Vorsitzende Bund Naturschutz Traunstein
Die Nolympia-Seite war und ist für uns unverzichtbar als Quelle gut recherchierter und damit belastbarer Informationen!
Unsere Arbeit vor Ort wäre ohne Euch nicht möglich gewesen und die Erfolge bei der Verhinderung der geld- und naturvernichtenden Großveranstaltungen sind zum großen Teil Eurer unermüdlichen Arbeit zu verdanken!
Damit konnten viele Menschen im In- und Ausland erreicht, informiert und damit auch überzeugt werden!
Rita Poser, 1. Vorsitzende Bund Naturschutz Berchtesgadener Land, mit Paul Grafwallner
Mit den umfangreichen Hintergrundinformationen von Euch und den Top-besetzten Informationsveranstaltungen waren die Befürworter immer mehr oder weniger in der Defensive. Hier sei nur an das Rechtsgutachten von Prof. Dr. Gerrit Manssen von der Universität Regensburg zum Host-City-Vertrag erinnert, das erstmals die skandalösen Zustände der Vertragsgestaltung zu Ungunsten der Städte und Gemeinden aber auch der ansässigen Gewerbetreibenden öffentlich bekannt machte. Das war Euer Verdienst!
Es war eine wunderbare Zusammenarbeit mit allen vernetzt Denkenden, und ohne Euch hätten wir den Erfolg im Berchtesgadener Land beim Bürgerentscheid gegen Olympia nicht erreicht.
Danke und wir werden auch künftig auf Eure Webseite schauen um zu sehen, was es Neues aus dem Korruptionsstadel des Spitzensports und des Fußballs gibt.
Hier noch ein Hinweis für alle Sangesfreudigen:
http://daserste.ndr.de/extra3/sendungen/Franz-Beckenbauer-Song,extra10556.html
http://daserste.ndr.de/extra3/sendungen/Sepp-Blatter-Song,extra8560.html
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/FIFA-Song-Der-Sepp-ist-weg,wumms176.html
Sepp Hohlweger, Kreissprecher Bündnis 90/Die Grünen, Traunstein
Keine Olympiade 2024 in Deutschland
Die Bürger als Verweigerer. Diese Darstellung greift wohl etwas zu kurz. Nach den diversen Affären bei Sportgroßereignissen wie den Vergabepraktiken der Fußballweltmeisterschaften, ist es nur logisch, dass Jenseits der Funktionärswelt die Welt offensichtlich nicht in Ordnung ist.
Demokratische Entscheidungen, wie auch zuletzt bei uns in Bayern zur Olympiabewerbung 2022 mögen zwar für einige schmerzlich sein, sind aber zu respektieren. Die Frage, warum es eine starke Gegnerschaft zu solchen Megaveranstaltungen gibt, werden wohl die Verantwortlichen bei sich selbst suchen müssen. Misslungene Großprojekte wie Elbphilharmonie, BER oder andere lassen die Bürger nicht mehr an die vollmundigen Versprechen der Funktionäre und der verantwortlichen Politiker glauben. Vertrauen ist in den zurückliegenden Jahren offensichtlich massiv verspielt worden.
Es sind nicht die mutmaßlichen Verweigerer, die solche Projekte zu Fall bringen.
Bernhard Zimmer, Sprecher Bündnis 90/Die Grünen Berchtesgadener Land
Zurück in die Zukunft
„Reset“ – Zurücksetzen, um wieder neu beginnen zu können, das ist für uns Menschen spätestens seit der Einführung der Computer nichts Besonderes mehr, ganz im Gegenteil, es war und ist immer die „Notbremse“, wenn mal Nichts mehr geht. Im Sport sind wir an dem Punkt angekommen, wo wir diesen „Reset“-Knopf drücken müssen, um wieder beginnen zu können, das System hat sich „aufgehängt“ und nichts läuft mehr. Die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger von Hamburg, zeigt, dass die Menschen genug davon haben, dass einige wenige, gierige und skrupellose Mitmenschen sich auf Ihre Kosten bereichern und damit eine Idee, nämlich die Olympische Idee, zerstört haben. Das Schuldbewusstsein der Verantwortlichen ist gering und Reue ist nicht weiter zu erwarten, also bleibt nur noch der „Reset“-Knopf – hoffentlich wird er nun endlich und wirklich gedrückt.
In so kurzer Zeit so viele Menschen zu bewegen, eine liebgewonnene Gewohnheit aufzugeben, ist etwas Seltenes. Olympische Spiele, aus kommerziellen Gründen seit „Kurzem“ alle zwei Jahre, einmal live zu erleben ist ein Wunsch vieler Menschen und gerade wir Bayern, die wir in unserer Jugend die Olympischen Spiele von München erlebt haben, wissen was gemeint ist. Das olympische Jahr war immer das Schaltjahr, wenn der 29. Februar im Kalender steht, dann war es wieder soweit: sportlicher Wettkampf, die besten Sportler der Welt treten gegeneinander an und wir setzen uns zu nachtschlafender Zeit vor den Fernseher und feuern sie an, denn schließlich wollen „wir“ ja auch eine Medaille gewinnen. Das alles ist im Laufe der Zeit verloren gegangen, denn die fünf Ringe sind zur globalen „Marke“ geworden. Das Geld hat die Regentschaft endgültig übernommen, dem „Geldverdienen“ wurde Alles untergeordnet. Immer Größer, immer noch mehr Geld … inzwischen unbezahlbar und in jeder Hinsicht zerstörerisch ist das System Olympia, ist die Marke Olympia geworden.
In so kurzer Zeit, mit so kleinem Budget so viele Menschen zu bewegen, grenzt an ein Wunder. Wunder gibt es aber nicht, denn Wunder muss man selber machen. Dazu braucht es eine Vision, eine Strategie und viel Herzblut und je nach Größe des Wunders enorm viel Ausdauer. Das kleine „NOlympia“ hat eine Vision, eine Strategie und Menschen mit viel Herzblut und das haben die letzten beiden Jahre Hamburg gezeigt auch viel Ausdauer. Glücklicherweise haben sich die „NOlympianer“ nach der endgültigen Entscheidung „München“ nicht zurückgezogen, sondern sind am Ball geblieben. Sie haben weiter Informationen gesammelt und verteilt, haben die Internetseite aktuell gehalten obwohl sie „ihr“ ursprüngliches Ziel, keine Winterolympiade mehr in den (bayerischen) Alpen längst erreicht hatten. Das globale Gemeinwohl hat sie angetrieben, dafür unendlich viel Dank.
Ich lebe, als gebürtiger Münchener seit nunmehr 14 Jahren im Berchtesgadener Land, musste selbst nur zwei von insgesamt sechs olympischen Bewerbungsphasen miterleben. Wo wären wir heute ohne „NOlympia“, ich mag gar nicht darüber nachdenken.
Wer den Sport wirklich liebt, der muss IOC und FIFA, aber auch NOCs und „DFB“s „zurücksetzen“, um dem Sport und vor allem unseren Sportlerinnen und Sportlern eine Zukunft zu geben.
Ludwig Hartmann, MdL, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen und Sprecher vom Netzwerk NOlympia (nachgereicht am 5.2.2016)
Was bleibt ist mehr als ein Nein
Auch mehr als die vielen Neins aus München, Garmisch-Partenkirchen, Traunstein, dem Berchtesgadener Land, Hamburg, Graubünden, Stockholm, Oslo, Barcelona, Boston,… Der weltweite Protest gegen immer weiter ausufernde Korruption, die Umweltzerstörungen vor Ort, die Ausheblung rechtsstaatlicher und haushalterischer Prinzipien und die Korruption in den Spitzen der größten Sportverbände ist weiterhin ungebrochen. Über kurz oder lang wird das IOC dazu gezwungen, sein Geschäftsmodell und seine Aufstellung grundlegend zu reformieren. Lange wird man sich nicht mehr hinter PR-Maßnahmen und Notprogrammen wie der Agenda 2020 verstecken können, die allein auf eine Erweiterung des bisherigen Geschäftsmodells abzielen.
Auch an den europaweiten Ergebnissen der 2011 in Garmisch-Partenkirchen noch so hart erstrittenen Bürgerbeteiligung zeigt sich deutlich: Nolympia ist ein Exportschlager. Gerade die in ehrenamtlicher Arbeit und unter enormen Aufwand geschaffene Internetpräsenz, die Wolfgang zu einer der ersten Adressen für Olympiakritiker*innen ausgebaut hat, hat schon viele Früchte getragen. Ergänzt durch Ralfs unermüdlichen Beitrag zur Dokumentation der immer neuen Kapriolen des IOC, den er über Jahre hinweg mit der Nolympia-Presseschau betrieben hat. So ist ein wahrhaft gigantisches Informationsportal für Olympiakritiker*innen auf der ganzen Welt entstanden. Ich bin mir sicher, dass die hier zusammengetragenen Informationen auch in Zukunft dazu beitragen, dass sich weltweit kritische Menschen mit den Machenschaften des IOC auseinandersetzen und zugleich durch die vielen Beispiele von lokalen Nolympia-Gruppen ermutigt werden, die politische Auseinandersetzung mit den anfangs übermächtig erscheinenden Gegner*innen aufzunehmen.
Ich erinnere mich gerne an unseren gemeinsamen Jubel und die tonnenschwere Erleichterung, als wir uns am 06. Juli 2011 gemeinsam vor dem Fernseher versammelt haben, um die Entscheidung des IOC für Pyeongchang mitzuverfolgen. Der maßgeblich von Axel Doering organisierte lokale Widerstand in Garmisch-Partenkirchen, der in den hart erkämpften Bürgerentscheid führte, war für mich ein maßgeblicher Erfolgsgarant. Die nur knapp für die übermächtig erscheinende Pro-Seite entschiedene Abstimmung war eben ein blaues Auge zu viel für die Bewerbungsgesellschaft.
Man will sich gar nicht vorstellen, welche Frevel mittlerweile schon begangen worden wären, wenn die Münchner Bewerbung damals wirklich den Zuschlag erhalten hätte. Es gäbe wohl zumindest schon Beschlüsse für ineffiziente, größtenteils auf die Bedarfe des motorisierten Individualverkehrs zugeschnittene Verkehrsprojekte, die unwiederbringlichen Schaden für unsere Heimat bedeutet hätten. Der Landtag hatte dem IOC schon zuvor gegen die Stimmen meiner Fraktion einen Blankoscheck ausgestellt, der die vom Haushaltsgesetz geforderte Obergrenze der Ausgaben schlichtweg ignorierte.
Bei all den Rückblicken erlaube ich mir auch einen Rückblick auf unsere ehemaligen Gegner*innen. Um das vorher Geschriebene zu untermauern, mache ich das gerne mit Hilfe des von Wolfgang erstellten Olympischen Lexikons. Wurde die Bewerbung 2018 auch grandios in den Sand gesetzt, so hat sich die Unterstützung der Befürworter*innen persönlich gelohnt: Der heutige IOC-Präsident Thomas Bach, der gescheiterte Bürgermeister Garmisch-Partenkirchens Thomas Schmid, heute Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Bauindustrieverbandes, der DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, der heutige DOSB-Präsident Alfons Hörmann und der ehemalige DAV-Hauptgeschäftsführer Thomas Urban. Um nur ein paar Namen zu nennen.
Die Fortschreibungen all dieser Biographien weisen offensichtliche Ähnlichkeiten auf, die nur durch die intensive Verzahnung von wirtschaftlichen, (sport)politischen und medialen Interessen zu erklären sind. In diesem Zusammenhang freut es mich sehr, dass der DAV sich mittlerweile wieder klar zu seinen naturschützerischen Wurzeln bekennt. Dies ist auch den vielen naturschutzbegeisterten Mitgliedern des Verbands zu verdanken, die sich gegen die zeitweilige Dominanz leistungssportlichen Mainstreamings gestemmt haben.
Noch heute beschäftigen uns die Nachwehen der olympischen Bruchlandung: Die Bewerbungsgesellschaft München 2018 benötigte sage und schreibe 1661 Tage um sich abzuwickeln und die Fragen des Obersten Bayerischen Rechnungshofs zu beantworten. Mit der angestammten Dreistigkeit verkündete der DOSB am 22.1.2016, dass lediglich die defizitären 6,6 Mio. Euro von den Steuerzahler*innen zu tragen wären. Doch wir alle wissen, dass weitere ca. 14 Millionen Euro Sponsorenmittel von Unternehmen der Öffentlichen Hand eingetrieben wurden. Für eine Bewerbung, die großspurig damit geworben hatte, sich komplett ohne Staatsgelder zu tragen, ein komplettes Versagen.
Das Thema wird uns weiter beschäftigen. Ich freue mich dabei stets auf den reichhaltigen Informationsfundus von Nolympia zurückgreifen zu können.
Vielen Dank an alle, die mit uns erfolgreich für die Erhaltung unserer Natur und die Nachhaltigkeit unserer öffentlichen Haushalte eingetreten sind und weiter werden!