Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin vor vielen Jahren in den DAV eingetreten, weil ich das DAV-Engagement für Natur und Umwelt zu schätzen wusste.
Dies hat sich gerade in den letzten zwei Jahren entscheidend geändert. Das Streben nach weiterem Mitgliederwachstum sowie die Integration modischer und die Umwelt belastender Sportarten begannen in den Mittelpunkt der Interessen zu rücken. Dazu passt die kritiklose Annäherung an die Politik des Deutschen Olympischen Sportbundes und das unveränderte Mitwirken in der vom DOSB gesteuerten Fachkommission Umwelt der Bewerbungsgesellschaft München 2018. Dass der DAV den Kurs des starren Festhaltens an der Bewerbung um Olympische Winterspiele 2018 ungeachtet der bestehenden Kritik (siehe unsere Website www.nolympia.de) stur fortsetzt, zeigt sich an der Ankündigung der DAV-Naturschutztagung „Vielfalt im Alpenraum bewahren“ vom 24. bis 26. September 2010 in Garmisch-Partenkirchen.
Ausgerechnet an diesem Ort, der durch die Sportinvestitions-Politik des derzeitigen Bürgermeisters schon schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde und durch künftige Olympische Winterspiele 2018 nahezu irreparabel geschädigt sein wird, lässt der DAV den DOSB und die Bewerbungsgesellschaft 2018 im Forum 3 unter dem Titel
Olympiabewerbung München 2018 – Nachhaltige Bergsport- und Tourismusentwicklung
zu Wort kommen. Das kann kein Zufall sein. Hier wird offen für die Bewerbung Propaganda gemacht und diese auch noch als nachhaltig verkauft. Natürlich wird kein einziger Kritiker eingeladen.
Auch die Exkursion 2 findet statt unter dem Thema
Olympiabewerbung 2018 – Sportstätten in alpiner Landschaft.
Damit zeigt sich die wirkliche Interessenslage der derzeitig tonangebenden Geschäftsführung in der DAV-Leitung. Bei dem einen oder anderen DAV-Beschäftigten würde mich eine Fortsetzung seiner Karriere beim DOSB nicht wundern.
Auch die DAV-Tagung im April 2010 in Bad Boll hat keinerlei Möglichkeit zu einer Diskussion geboten; die rigide undemokratische Diskussionsleitung des Geschäftsführers gab den Stil vor, so sehr sich das Publikum auch dagegen wehrte.
Der DAV wird den Spagat zwischen Sport- und Naturschutzverband nicht länger leisten können, da die Kräfte in Richtung Sportverband (siehe die Orientierung am DOSB) überhand genommen haben und die eher naturschützerisch Interessierten in den Hintergrund gedrängt werden.
Als Gründungsmitglied der Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. (1977) und Mitautor vieler Ausstellungen und Bücher über Natur und Berge wie zum Beispiel Grün kaputt (1983), Schöne neue Alpen (1998) und Gletscher im Treibhaus (2004) finde ich diese Entwicklung unerträglich.
Deshalb kündige ich mit sofortiger Wirkung meine Mitgliedschaft.
Hochachtungsvoll
Dr. Wolfgang Zängl