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Jan 222016
 
Zuletzt geändert am 13.11.2017 @ 16:46

22.1.2016, aktualisiert 13.11.2017

Siehe auch: Motorsport in der Bahrain-Diktatur; Fifa-Präsidentenwahl 26.2.2016

Vorgeschichte 2011
Das Königreich Bahrain ist ein Inselstaat mit rund 750 Quadratkilometern im Persischen Golf. Es hat eine schiitische Mehrheit von 70 Prozent, wird aber von einer sunnitischen Herrscherfamilie regiert. Die Hälfte der 1,3 Millionen Einwohner sind Bahrainer, die anderen “hochbezahlte Ausländer und asiatische Billig-Gastarbeiter” (Brümmer, Avenarius 21.4.2012; Salloum 2.11.2014).
Im März 2011 gab es Massenproteste gegen die Unterdrückung der Schiiten mit “mehr als 40 Toten, Massenverhaftungen, Folterungen und der Entlassung von Regimekritikern” (Formel 1 fährt in Bahrain, in SZ 14.4.2012). Andere Quellen gehen von über 80 Toten aus (Mekhennet 20.4.2012).
König Hamad bin Isa Al Khalifa konnte sich nur mit Hilfe von 1200 Soldaten aus Saudi-Arabien und militärischer Hilfe des Golf-Kooperationsrates (GCC) an der Macht halten (SZ 11.6.2011; Zekri 12.4.2012). Dieser besteht aus Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. William Dobson erwähnt auch Söldner aus Pakistan: “Bahrains Monarchie heuerte pakistanische Söldner an, die gegen sein Volk vorgingen” (Dobson 2012, S. 455).
“Die meisten Oppositionsführer und Regimekritiker sind inhaftiert, einige von Sondergerichten zum Tode verurteilt. Menschenrechtsorganisationen erheben zudem Foltervorwürfe” (Avenarius 4.6.2011).
Und so unterdrückt das Militär – oft Söldner aus anderen islamischen Staaten -, bis heute die Bevölkerung. In Bahrain ist zudem die 5. Flotte der USA stationiert und für die Sicherung der wichtigen Seewege am Golf zuständig. “Die US-Regierung sieht die Herrscherfamilie daher als einen wichtigen Verbündeten” (spiegelonline 21.4.2012).

Was der Premierminister von Bahrain erzählt
1971 wurde Prinz Chalifa Bin Salman Al Chalifa von seinem Bruder in das Amt des Premierministers berufen – und hat seitdem diese Position inne. Zum Formel 1-Rennen im Jahr 2011 in Bahrain und den einhergehenden heftigen Protesten äußerte Al Chailfa im Spiegel-Interview im April 2012 (alle Zitate: Mekhennet 28.4.2012):
“Ich bin sehr froh, dass dieses Rennen stattgefunden hat… Es war ein glücklicher Event für alle Bahrainer.” – Auf die Frage nach der Opposition. “Wir reden hier von Leuten, die wir in der modernen Welt als Terrorgruppe bezeichnen würden.”
Zu den Demonstrationen gegen die Regierung und den König: “Aber wir haben noch nicht all unsere Kräfte eingesetzt. Wir hatten bisher sehr viel Geduld mit der Opposition.”
Zum Oppositionellen Abd al-Hadi al-Chawadscha: „Sein Zustand ist nicht so schlecht, wie Sie es darstellen.”
Zur Unterdrückung der schiitischen Mehrheit von 75 Prozent: “Wir haben sunnitische und schiitische Minister, wir haben Schiiten, die sehr reich sind.”
Zur Frage, warum er bereits seit 1971 regiere: “Na und? Demokratische Systeme unterscheiden sich.”

Salman Bin Ibrahim Al Khalifa
Salman Al Khalifa (*1965; vereinheitlichte Schreibweise) ist Mitglied der königlichen Familie. Er wurde Präsident der Bahrain Football Association, 2013 Präsident des Asien-Verbandes AFC der Fifa und sitzt seitdem auch im Fifa-Exekutivkomitee.
Zur Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar sagte Al Khalifa, der Zuschlag bedeute viel für den Kontinent. Er sei überzeugt, dass die Organisatoren „alles tun werden, um die Zweifel zu beseitigen“ (spiegelonline 2.6.2014). Das WM-Finale in Katar soll am 18.12.2022 stattfinden, wie Al Khalifa im März 2015 verkündete: „Der für die Turnierorganisation bei der Fifa zuständige Scheich Salam bin Ebrahim al Khalifa aus Bahrain trug den Vorschlag vor, Gegenargumente seien nicht geäußert worden“ (spiegelonline 19.3.2015).
Im Oktober 2015 kündigte er die Kandidatur um das Amt des Fifa-Präsidenten an. Er ist ein Zögling des mächtigsten Sportfunktionärs der Welt, Ahmad Al Fahad Al-Saba.

Blatter fördert Freund Al Khalifa
Der Asien-Verband AFC der Fifa brauchte 2013 einen neuen Chef, da der Vorgänger, Mohamed Bin Hammam, gegen Blatter als Präsident kandidieren wollte und von diesem 2011 abserviert wurde. Hier kam Blatter-Freund Scheich Salman Bin Ibrahim Al Khalifa aus Bahrain ins Spiel. Blatter ließ Kuwait in einem Brief drohen, im Fall der weiteren Unterstützung von Bin Hammam auch die Fußball-WM 2022 wieder zu thematisieren. Kuwait machte den Brief an Katar öffentlich, und Salman wurde mit 33 von 46 Stimmen zum AFC-Chef gewählt und zog in das Fifa-Exekutivkomitee ein. “Sofort trompetete der zwielichtig beleumundete Salman, er werde für Blatters fünfte Fifa-Amtszeit ab 2015 votieren” (Kistner 6.5.2013).

Im April 2015 wurde Al Khalifa als AFC-Präsident wiedergewählt. „Asiens Verbände haben bei der Fifa-Wahl in Zürich 47 von 209 Stimmen und somit großen Einfluss“ (spiegelonline 30.4.2015). Gleichzeitig gewann Al Khalifa gegen Prinz Ali bin Al-Hussein aus Jordanien die Wahl um das Amt des Fifa-Vizepräsidenten. „Den regulären asiatischen Platz im 25-köpfigen Fifa-Exekutivkomitee nimmt Scheich Ahmad al-Sabah ein, der wie Al Khalifa ohne Gegenkandidat per Akklamation bestimmt wurde“ (spiegelonline 30.4.2015).
Die Wahl am 29.5.2015 zum Fifa-Präsidenten gewann wie erwartet Blatter – unter dem Eindruck der Verhaftungen von sieben hohen Fifa-Funktionären im Züricher Hotel Baur au Lac am 27.5.2015. Vier Tage später trat Blatter zurück, wollte sein Amt aber bis zur Neuwahl des Fifa-Präsidenten ausüben. Die Fifa-Ethikkommission sperrte Blatter dann am 21. Dezember 2015 für acht Jahre.

Erneut: Königsmacher Al-Sabah
Ahmad Al Fahad Al-Sabah (*1963) aus Kuwait ist der mächtigste Sportfunktionär der Welt. Seit 1992 ist Al-Sabah IOC-Mitglied, Präsident des Olympic Council of Asia, Präsident der Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees (ANOC) und Verwalter des IOC-Entwicklungshilfefonds. Aus dem Stichwort Al-Sabah im Kritischen Olympischen Lexikon: Al-Sabah bekam dann unter Jacques Rogge auch noch die Leitung der IOC-Kommission „Olympische Solidarität“: Damit kann er rund 435 Millionen US-Dollar „Entwicklungshilfe“ relativ freihändig verteilen. „Und Rogge setzte ausgerechnet ihn an die Spitze jener IOC-Kommission, die mehr als 400 Millionen Dollar aus einem Topf für Entwicklungshilfe verteilt. Dabei wurde Al-Sabah in Kuwait schon 2011 von Parlamentsabgeordneten vorgeworfen, er solle Geld aus einem Investitionsprogramm für das asiatische Olympiakomitee OCA, dem er ebenfalls vorsteht, zweckentfremdet haben“ (Weinreich, Jens, Bach und der Strippenzieher-Scheich, in spiegelonline 3.9.2013). Seit April 2015 ist Al-Sabah auch noch Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees.
Al-Sabah inthronisierte Al Khalifa 2013 als Präsident der asiatischen Fußballkonföderation AFC. Thomas Kistner schrieb dazu im Mai 2013 in der SZ: „Der operative Sieger der jüngsten Wahl-Farce aber ist Scheich Al-Sabah. Nicht zum ersten Mal, des Kuwaitis Verwicklung in Weltsportaffären ist legendär. Der zwielichtige Handball-Weltpräsident Hassan Moustafa (Ägypten) hängt von ihm ab, es gab gar schon gekaufte Olympia-Qualifikationsspiele. (…) Insider verweisen in dem Zusammenhang auf die nächste große Kür: Die IOC-Präsidentenwahl im Herbst. Hier gilt der deutsche Sportchef Thomas Bach als Favorit. Wer auf Bachs exzellente Drähte zu Al Sabah verweist, verrät kein Geheimnis. Der Wirtschaftsanwalt arbeitet im arabischen Raum, präsidiert einer deutsch-arabischen Handelskammer und pflegt eine vielschichtige Liaison mit Kuwait. Im Zuge der Siemens-Affäre wurde 2008 publik, wie Konzernberater Bach sein Bemühen, Kuwait als Großinvestor für ein Projekt zu gewinnen, an ‚Freund und Kollege, Energieminister Scheich Ahmed al-Sabah’ band. Bach verweist stets auf die Trennung von Job und Ehrenamt. Trotzdem, sagen kundige Beobachter, dürfte die AFC-Wahl kein schlechtes Omen sein aus Sicht eines deutschen Schattenkandidaten“ (Kistner SZ 6.5.2013). – „Bach hat den Königsmacher im Weltsport hinter sich: Scheich Al-Sabah aus Kuwait, eine zwielichtige Figur. Mit ihm und Kuwait ist Bach seit langem vernetzt“ (Kistner 10.5.2013b). Wenig überraschend wurde Bach dann im September 2013 IOC-Präsident.
Al-Sabah bezeichnete Kritik an der Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar als „rassistische Angriffe gegen Katar und alle Araber“ (spiegelonline 6.6.2014). – „Er stehe zu seinen Brüdern in ‚Katar’ und zu Scheich Ebrahim al Khalifa (…) Niemand wird Katar die WM 2022 wegnehmen’, sagte Sabah“ (Ebenda).
Am 15.10.2015 kündigte Salman Al Khalifa seine Kandidatur um das Amt des Fifa-Präsidenten bei der Wahl als Blatters Nachfolger am 26.2.2016 an: „Protegiert von einem der einflussreichsten Männer im internationalen Sport: dem Kuwaiter Sheikh Ahmad al-Fahad Al Sabah, der schon als wichtiger Wahlhelfer für Thomas Bach auf dem IOC-Parkett unterwegs war“ (Kalwa 25.10.2015). – „… außerdem wirbelt für ihn der kuwaitische Scheich Al-Sabah, der schon wichtigster Wahlhelfer von Thomas Bach im Internationalen Olympischen Komitee war und auch im Fußball großen Einfluss hat“ (Kägi 27.10.2015). – „Scheich Salman bin Ibrahim Al Khalifa aus Bahrain, asiatischer Fußballchef, wird ganz offen vom mächtigen Multifunktionär Scheich Ahmad al-Sabah (Kuweit) ins Wahlrennen geschickt“ (Ashelm 27.10.2015).
Thomas Kistner schrieb in der SZ: „Der Scheich aus Kuwait fiel in der Fifa-Reformkommission bisher nur als Bremser auf. (…) Während Interimspräsident Issa Hayatou (Kamerun) nach Zeugenberichten mit dem Schlaf kämpfte, winkte das Gremium die Vorschläge der neuen Reformkommission durch. (…) Die stammten weniger aus dem Gremium, dessen Mitglied Ahmad Al-Sabah (Kuwait) die Reformen sogar bis zuletzt hintertrieb, als aus der Feder von Domenico Scala. Der Fifa-Compliance-Chef hatte das schillernd besetzte Grüppchen wiederholt offen kritisiert“ (Kistner 4.12.2015).
Al Khalifa kann also mit Fug und Recht als Produkt von Al-Sabah gelten, der im Erfolgsfall die beiden Spitzenposten im Weltsport bei IOC und Fifa mit seinen Parteigängern Thomas Bach und Salman Al Khalifa besetzt hätte. Al-Sabah ließ auch den Putin-Freund Marius Vizer im Mai 2013 zum Präsident von SportAccord wählen, dem Zusammenschluss aller Sportverbände. In diesem Fall scheiterte der Versuch: Vizer musste nach Ausfällen gegen das IOC im Mai 2015 zurücktreten.

Al Khalifa und die Menschenrechte
Thomas Kistner kommentierte im Mai 2013 die Wahl von Al Khalifa zum AFC-Präsidenten in der SZ: „Nun hat der AFC einen Boss, der von globalen Aktivisten als Folterer bezichtigt wird. Schon vor der AFC-Wahl hatte das Zentrum für Menschenrechte in Bahrain bei der Fifa interveniert: ‘Scheich Salman ist über sein Amt und seine Helfer in Menschenrechtsverletzungen gegen Spieler, Offizielle und Klubs verstrickt, die an den Protesten für Demokratie im Februar 2011 teilnahmen’. Salman ist Cousin des Herrschers von Bahrain, der die Demonstrationen blutig niederschlagen ließ” (Ebenda).
In faz.net schrieben Anno Hecker, Michael Ashelm und Christoph Becker: „Der Internationale Fußball-Verband (Fifa) steht nach wie vor am Scheideweg. Die Reformkräfte haben längst nicht gesiegt. Im Gegenteil: Hinter den Kulissen läuft sich der bahrainische Scheich Salman Al Khalifa für eine aussichtsreiche Kandidatur als Fifa-Präsident warm. Der Chef der Asiatischen Fußball-Konföderation soll, so Menschenrechtsorganisationen, beim unterdrückten Volksaufstand in Bahrain 2011 Fußballspieler eingesperrt und gefoltert haben. Al Khalifa bestreitet das, zeigte sich aber 2012 gegenüber einem BBC-Reporter völlig verdattert, warum um alles in der Welt er sich für Meinungsfreiheit einsetzen sollte. Dass seine Kandidatur eine reale Möglichkeit ist, sagt viel über die Dringlichkeit der Reformaufgabe in den internationalen Verbänden“ (Hecker, Ashelm, Becker 25.10.2015).
Als Al Khalifa im Oktober 2015 seine Kandidatur um das Amt des Fifa-Präsidenten ankündigte (siehe unten), wurde dies umgehend von Human Right Watch, Americans for Democracy, Human Rights in Bahrain und dem Bahrain Institute for Rights and Democracy kritisiert: Er wurde einer „Komplizenschaft in Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ beschuldigt. Er soll ein Komitee geleitet haben, das 150 Sportler einschließlich internationaler Fußballer als Teilnehmer von pro-demokratischen Demonstrationen im Jahr 2011 identifiziert habe. Viele von ihnen wurden später inhaftiert und gefoltert. Said Yousif Almuhafdah, der Vizepräsident des ‚Bahrain Center for Human Rights’, äußerte in der FAZ: „Er hat Spieler nicht persönlich gefoltert. Gleichwohl gilt er sowohl mir als auch den Menschen in Bahrain als Folterer, denn dieses Komitee war dafür verantwortlich, dass Menschen ausgesondert wurden, ihre Arbeit verloren, verhaftet wurden, in Gefängnissen verschwanden, gefoltert wurden“ (Becker 17.1.2016).
Al Khalifa leugnete die Anschuldigungen (Wikipedia). Al Khalifa bestritt auch, dass dieses Komitee jemals gegründet wurde und er in irgendeiner Weise beteiligt gewesen sei (espnfc.com 30.10.2015).
Thomas Kistner schrieb zu Al Khalifa im Oktober 2015 in der SZ: „Der Chef des Asien-Verbandes AFC wird auch noch im Ring erwartet, könnte aber Probleme mit dem Integritäts-Check für alle Kandidaten durch die Fifa kriegen. Menschenrechtsorganisationen beklagen Salmans Rolle bei der Niederschlagung der Demokratie-Bewegung in Bahrain 2011“ (Kistner 26.10.2015). – „Menschenrechtsorganisationen heben immer wieder Salmans dubiosen Part bei der blutigen Niederschlagung der Demokratie-Bewegung in Bahrain 2011 hervor. Als Mitglied der Herrscherfamilie soll er mitgeholfen haben, Sportler und Trainer zu identifizieren, die unter den Protestierern waren; einige mussten ins Gefängnis, manche wurden gefoltert. Salman bestritt das stets, wurde aber ebenso wenig konkret wie bei anderen Vorwürfen, die ein intransparentes Geschäftsgebaren des AFC nahelegen“ (Aumüller, Kistner 27.10.2015).
Jürgen Kalwa schrieb in deutschlandfunk.de: „Es gehört einiges an Fantasie dazu, sich so etwas auszumalen: dass die Angehörigen einer relativ erfolgreichen Fußball-Nationalmannschaft festgenommen und im Gefängnis gefoltert werden. Aber das ist, was vor vier Jahren in Bahrain passierte, als tausende wochenlang gegen das Regime eines Monarchen protestierten, dessen Familie den Öl-Staat im Persischen Golf beherrscht. Inspiriert vom sogenannten arabischen Frühling beteiligten sich auch die Brüder Ala’a and Mohammed Hubail an den Demonstrationen. Sie wurden in Haft genommen und misshandelt. Und vorher noch im staatlichen Fernsehen öffentlich attackiert. Offiziellen Angaben zufolge starben damals mehr als 20 Menschen. 400 wurden auch noch Monate später vermisst“ (Kalwa 25.10.2015; vgl. den Film von Jeremy Schaap).
Die Anschuldigungen gegen Al Khalifa sind konkret: „Sie wurden zum Beispiel 2011 in einem Film des amerikanischen Journalisten Jeremy Schaap für den Sender ESPN belegt. Zwei Jahre später gab es übrigens erneut Meldungen über Verhaftungen von regimekritischen Sportlern. Währenddessen ging die Konsolidierung der Macht von Repräsentanten arabischer Länder in der asiatischen Fußball-Föderation weiter. Viele von ihnen Mitglieder königlicher Familien und über Ämterpatronage installiert“ (Ebenda).
Ueli Kägi schrieb im Tagesanzeiger: „Gegen Salman spricht, dass es Zweifel an seiner Integrität gibt. Menschenrechtsorganisationen werfen ihm vor, an der Folter von 150 demonstrierenden Sportlern in Bahrain beteiligt gewesen zu sein – was er bestreitet“ (Kägi 27.10.2015).
Nach der Niederschlagung der Unruhen in Bahrain begann die Sportfunktionärs-Karriere von Al Khalifa erst richtig: 2013 Präsident AFC und Fifa-Vizepräsident, Mitglied im Exekutivkomitee und nun, 2015, Kandidat um das Präsidentenamt: mit wohl schon sicheren 101 von 209 Stimmen aus Asien und Afrika.

Widerstand gegen Al Khalifa
Die Bundestags-Vizepräsidentin und Grünen-Politikerin Claudia Roth rief Mitte Januar 2016 den DFB und die Uefa auf, Al Khalifa als nächsten Fifa-Präsidenten zu verhindern: „Es wäre ein Hohn der massiven Menschenrechtsverletzungen in Bahrain, wenn eine solche Person Präsident der Fifa würde. (…) Der Versuch einer Demokratisierung, einer Öffnung, mit einer Anerkennung der gleichen Rechte eines großen Teils der Bevölkerung, der Schiiten, wurde 2011 mit brutaler Gewalt niedergeschlagen. Dafür wurden Panzer aus Saudi-Arabien nach Bahrain geschickt. Es gab viele Tote und Verletzte. Unter anderem Sportler wurden verhaftet, es gab deutliche Hinweise auf Folter, auch von Fußballern“ (Becker 17.1.2016).
Der Basler Strafrechtsprofessor und frühere Leiter der Fifa-Reformkommission, Mark Pieth, sagte: „Der Aufschrei müsste von den 209 Verbänden kommen. Sie müssten sagen: Wollen wir das? Wirklich? Sie müssen fragen: Ist Salman ein glaubwürdiger Vertreter für Demokratie und Aufbruch? Taugt er? Ein Vertreter eines autokratischen Herrscherhauses ist nicht geeignet, diese Institution aus der Krise zu führen“ (Becker 17.1.2016). Zur Förderung von Al Khalifa durch Al-Sabah äußerte Pieth: „Der Mechanismus, den wir haben, nennen wir Patronage, nicht Mafia. Aber es ist etwas ähnliches. Das perpetuiert sich bei den Personen, die da in Frage stehen“ (Ebenda).

Sepp Al Khalifa
Am 15.1.2016 ging Al Khalifa den Weg, den Sepp Blatter so oft vor der Präsidentenwahl gegangen ist: Stimmensicherung durch Versprechungen und finanzielle Zuwendungen. Dazu suchte er den Präsidenten des afrikanischen Fußballverbandes Caf (und derzeit amtierenden Fifa-Präsidenten) Issa Hayatou auf.
„Am Freitag war bekannt geworden, dass Scheich Salman und der Präsident des afrikanischen Fußball-Konföderation, der amtsführende Fifa-Präsident Issa Hayatou, eine Vereinbarung zur ‚Fortsetzung der engen Kooperation’ unter anderem im Bereich der Integrität zwischen dem Kontinentalverbänden Afrikas und Asiens geschlossen haben. Beobachter sehen darin ein Versprechen Hayatous, die Scheich Salman in Zürich die 54 afrikanischen Stimmen garantieren sollen. Stimmten alle afrikanischen und alle asiatischen Verbände für Al Khalifa, hätte der Scheich 101 von 209 Stimmen sicher. Prinz Ali bin Al Hussein aus Jordanien, der ebenfalls für das Präsidentenamt kandidiert, sieht darin eine ‚offenkundigen Versuch, einen Stimmenblock zu garantieren’. Er habe die Wahlkommission der Fifa aufgefordert, die Absprache zu untersuchen“ (Becker 17.1.2016).
Während der jordanische Prinz Ali bei der Ehrung der Weltfußballer des Jahres 2015 in Zürich weilte, betrieb Al Khalifa die alte Fifa-Politik: „Der Chef des Asien-Verbandes AFC schwänzte den Treff der weltbesten Kicker und betrieb lieber Lobbyarbeit in Afrika. (…) Der Favorit unter den fünf Kandidaten habe einen Deal mit Afrikas Erdteilverband Caf geschlossen, um sich die entscheidenden Voten für die Fifa-Thronwahl am 26. Februar zu sichern“ (Kistner 18.1.2016). Vier Jahre wollen sich Al Khalifas Asienverband und der skandalumtoste Präsident des afrikanischen Verbandes, Issa Hayatou, gegeneinander unterstützen. „Wobei sich jeder selbst ausmalen darf, wer im Innenverhältnis von Asien und Afrika der Geber von Benefizleistungen ist und wer eher der Nehmer“ (Ebenda).
Mark Pieth äußerte dazu im Interview mit der Berner Zeitung: „Jeder neue Kandidat bei der Fifa-Präsidentschaftswahl birgt das Risiko, dass er nach dem Muster Blatters erst seine Machtbasis erkauft. Das System Blatters existiert so weiter, einfach mit anderen Personen. Es scheint, dass mit Scheich Salman genau das passiert: ‚Entwicklungshilfe’ wird als Wahlkampfmittel eingesetzt. Das stinkt nach Stimmenkauf“ (Endres 18.1.2016). Pieth sieht auch für die Uefa nur theoretische Alternativen: „Die Uefa hätte eine sehr wirkungsvolle Möglichkeit. Sie könnte sagen: Wenn es so weitergeht, dann machen wir nicht mehr mit. Die Uefa könnte sich von der Fifa abkoppeln. So könnte Fußball wieder von Geld getrennt werden. Diese Möglichkeit ist aber nicht sehr realistisch, denn viele europäische Clubs werden durch arabische Staaten finanziert, zum Beispiel der FC Barcelona“ (Ebenda).

Fazit
Für Mark Pieth bleibt Al Khalifa grundsätzlich problematisch: „Salman kommt aus einem autokratischen Herrscherhaus. Ihm wird vorgeworfen, bei der Unterdrückung der demokratischen Bewegung in Bahrain mitgeholfen zu haben. Er hat sich nie von der Unterdrückung des Arabischen Frühlings in seinem Land distanziert. Man muss sich jetzt fragen, ob er geeignet ist, die Fifa aus der Krise zu führen“ (Ebenda).
Ein Fazit von Thomas Kistner in der SZ: „Salman gehört Bahrains Herrscherfamilie an, die 2011 eine prodemokratische Protestbewegung im Lande brutal niederknüppeln ließ. Er verkörpert damit nicht direkt das, was sich als neue Galionsfigur für eine transparentere, moderne Fifa bezeichnen ließe. Menschenrechtler sind entsetzt über die Kandidatur des Mannes, der eine mäßig bedeutende Fußballnation repräsentiert; Bahrain dümpelt hinter Oman und Aruba auf Platz 121 der Weltrangliste. Und das sportpolitische Gespür des Scheichs in stürmischen Zeiten wie diesen offenbart ja nun gerade sein jüngster Deal. Besiegelt nur Wochen vor der Wahl, und zwar mit Issa Hayatou. Das ist der selbst einschlägig vorbelastete Caf-Chef, der die Fifa seit Sepp Blatters Sperre führt. All das zeigt die personelle Verfassung des Weltverbands an: Sie ist unverändert“ (18.1.2016).

Nachtrag 1: Auch Uefas Infantino gibt den Blatter
Auch Al-Khalifas Konkurrent, der Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino, bedient sich der Machtmechanismen Blatters. „Doch keiner bewegt sich so getreu wie Infantino in den Spuren, die die diskreditierten Amtsinhaber Blatter (1998-2016) und João Havelange (1974-98) gelegt haben.(…) Stimmenfang auf traditionelle Art betreibt der Kandidat des DFB auch im Kernbereich Finanzen. Jedem Fifa-Mitglied stellt Infantino fünf Millionen Dollar an Entwicklungs- und Projekthilfen in Aussicht, eine atemberaubende Steigerung jener zwei Millionen pro Verband, die noch im letzten Vierjahreszyklus von 2011 bis 2014 geflossen waren. Zur Rede steht gar eine weitere Million pro Land an Reisekosten. (…) Keine Berührungsängste mit großem Geld und großzügigen Ausgaben offenbart auch Infantinos Wahlkampfbudget. Die Uefa schießt ihm eine halbe Million Euro zu. (…) Derzeit sieht alles nach einem Duell aus, das wie so oft in der Karibik (35 Stimmen) entschieden werden könnte. Nach Antigua ist Infantino übrigens vorletztes Wochenende gedüst; per Privatjet direkt aus Kigali/Ruanda. Auch solche Trips gibt das Budget locker her“ (Kistner, Thomas, Dicke Taschen, dicke Versprechen, in SZ 25.1.2016; Hervorhebung WZ).

Nachtrag 2: Gewaltenteilung?
Die Uefa stand Ende Januar 2016 nicht geschlossen hinter ihrem Kandidaten Infantino. „Den Premier-League-Chef Richard Scudamore bezeichnet Salman genüsslich als ‚Freund‘. (…) Das legt nahe, die zwei Konkurrenten könnten sich die Macht teilen: Salman als Präsident, der in Zukunft stärker repräsentative Funktion haben soll, Infantino als hauptamtlicher Chef“ (Kistner, Thomas, Lieber keine Fragen, in SZ 27.1.2016).

Nachtrag 3: Al Khalifa wird Präsident ohne Gehalt, dafür Infantino fürstlich bezahlt?
Der Deal mit Gianni Infantino könnte so aussehen: Al Khalifa wird Präsident und arbeitet ohne Gehalt, Infantino bekommt viel Geld als Fifa-Generalsekretär. Al Khalifa zum Spiegel: „Anders als meine Kontrahenten kandidiere ich nicht, um acht Millionen Euro jährlich zu verdienen… Das Geld ist wesentlich besser angelegt, wenn wir damit marktgerechte Saläre für die Führungskräfte im operativen Bereich der Fifa zahlen – etwa für den Generalsekretär, der künftig als geschäftsführender Direktor fungieren soll“ (Scheich Salman will kein Gehalt, in Der Spiegel 5/30.1.2016). Dies wäre eine Distanzierung gegenüber Vorgänger Sepp Blatter. „Noch weniger kann Blatter gefallen, dass Scheich Salman ausdrücklich von acht Millionen Euro spricht. Denn der suspendierte Schweizer hatte sich bis zuletzt geweigert, sein Gehalt publik zu machen, es war eines der bestgehüteten Geheimnisse im Fifa-Hauptquartier“ (Ebenda).

Nachtrag 4: Russland für Infantino?
Der russische Sportminister Witali Mutko über Gianni Infantino: „Infantino ist unser Kandidat“ (DPA, Russland für Infantino, in SZ 4.2.2016). Infantino über Russland: „Russland muss ein Vorbild im weltweiten Fußball sein“ (Ebenda).

Nachtrag 5: Afrikaner für Al Khalifa – wie erwartet
Das Caf-Exekutivkomitee sprach sich einstimmig für Al Khalifa aus (Afrikanischer Verband unterstützt Al Khalifa, in spiegelonline 5.2.2016).
Das war vermutlich – wie in Fifa-Kreisen üblich – nicht billig.
Dann hätte Al Khalifa neben den 46 Stimmen des asiatischen Verbandes die 54 Stimmen der Afrikaner. Gegenkandidat Infantino äußerte, ihm seien 105 Stimmen sicher (Ebenda).

Nachtrag 6: Al-Sabah vor der Wahl vom 26.2.2016
Bei der Verleihung des „Ballon d’Or“ – Auszeichnung Fußballer des Jahres in Zürich: „Das IOC-Mitglied Ahmad Al-Fahad Al-Sabah verschwindet gleich nach der Ankunft in einem Konferenzraum. Der Mann aus Kuwait ist ein Unterhändler von Scheich Salman bin Ebrahim Al Khalifa aus Bahrain. Al-Sabah sammelt für Scheich Salman Stimmen, der Ballon d’Or ist eine gute Gelegenheit, den einen oder anderen Verbandsvertreter zu bearbeiten. (…) Ein paar Tage nach der Verleihung des Ballon d’Or gibt es Neuigkeiten von Scheich Salman, es sickert durch, wo er sich aufgehalten hat, während sein Konkurrent Infantino in Zürich Champagner schlürfte. Der Scheich weilte auf Jamaika, er traf sich dort mit Vertretern karibischer Verbände, um sich deren Stimmen zu sichern. So hat es Blatter auch immer gehalten“ Pfeil, Gerhard, Wulzinger, Michael, Halleluja, in Der Spiegel 7/13.2.2016).

Nachtrag 7: Al Khalifa wird noch undemokratischer
Angeblich hat Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino für die Wahl am 26.2.2016 die Stimmen fast aller Europäer (53) und die Mehrheit bei den Amerika-Verbänden Concacaf (35) und Conmebol (10). „Salman zeigt schon Nerven. Und neuerdings auch ein bizarres Demokratieverständnis: Er verlangt nun, die Verbände sollen sich auf einen Kandidaten einigen – vor der Kür. Das ist entlarvend. Dazu passt die letzte Patrone, die Infantinos Leute für die Schlussphase aufbewahren: Salman und die Menschenrechte“ (Kistner, Thomas, Blatters Nachbar, in SZ 13.2.2016). Unterdessen reiste Infantino im Uefa-Business-Jet mit dem Kennzeichen ZS-TEJ durch die Fußball-Welt wie weiland Sepp Blatter und will die WM auf 40 Teams aufblähen: Das bringt Stimmen der Fußball-Zwerge! (Ebenda).
Al Khalifa und Infantino: zwei würdige Nachfolger von Blatter! Vermutlich wird Ersterer Präsident und der Zweite Fifa-CEO. Arbeitsteilung nennt man das – oder Macht-Teilung.

Nachtrag 8: Präsidenten-Wahl am 26.2.2016

– Handy-Foto als Beweis
„Am klarsten positioniert sich bisher Prinz Ali. Am Dienstag teilte der Jordanier mit, er habe sich an den Internationalen Sportgerichtshof (Cas) gewandt, um die Wahl verschieben zu lassen. Ali will, dass die Stimmabgabe in gläsernen Kabinen stattfindet – nur so ließe sich verhindern, dass Delegierte per Handy ihre ausgefüllten Stimmzettel abfotografieren, um hernach beweisen zu können, wen sie gekürt haben. Die Wahlkommission lehnte Alis Antrag in der Vorwoche ab, verbot den Delegierten aber, bei der Stimmabgabe ein Handy mitzuführen. Der Cas kündigte eine Entscheidung bis Donnerstagmorgen an. Ein Votum pro Ali ist unwahrscheinlich“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Streit um die Glaskabine, in SZ 24.2.2016).

– Al-Sabah will Al Khalifa
„So wird auch die Rolle von Domenico Scala zu einem der tragenden Flüsterthemen bei den Zürcher Zusammenkünften. Der Schweizer Manager führt seit Längerem die Wahl- sowie die Auditkommission und galt zuletzt als treibende Kraft hinter den Reformen. (…) In Kandidaten- und anderen Kreisen wird auch diskutiert, dass sich Scala vor kurzem in privatem Rahmen mit Scheich Achmad al-Sabah ausgetauscht habe. Der Fifa-Vorstand, dessen Kuwait-Verband derzeit gesperrt ist, ist sehr umstritten. Bei vielen Wahlen in der Sportwelt, zuletzt im Internationalen Olympischen Komitee, war Al-Sabah der Königsmacher; es gilt als offenes Geheimnis, dass er seinen Scheich-Kollegen Salman gern als Fifa-Chef sähe. In dem Kontext fällt nun auf, dass der von Scalas Kommission bei allen Bewerbern durchgeführte sogenannte Integritätscheck bei Salman zu keinen Beanstandungen geführt hatte, obwohl Menschenrechtsorganisationen seit Jahren dessen Rolle bei der Niederschlagung der bahrainischen Protestbewegung 2011 anprangern. Salman weist die Vorwürfe von sich, doch sogar Sportler belasten ihn“ (Ebenda).

– Al Khalifa von Russland gepushed
“Bisher schien die Grundkalkulation klar zu sein: Salman hat das Gros der Stimmen Asiens (47) und Afrikas (54) hinter sich. Infantino glaubte seine 53 Europäer hinter sich sowie an einen Vorsprung in Ozeanien (11) und den beiden Amerika-Verbänden Concacaf (35) und Südamerikas Conmebol (10). Letzterer hatte sich sogar geschlossen für ihn ausgesprochen. Doch je näher die Wahl rückt, umso wackeliger erscheint diese Wahlstatik. Aus Kreisen von Golf-Funktionären wurde Donnerstagabend transportiert, ein markant großer Teil an Nationalverbänden sei aus dem europäischen Block ausgebrochen – angeblich unter russischer Führung. Dazu passt, dass der russische Verbandschef Witalij Mutko, zugleich Sportminister und ein alter Petersburger Vertrauter von Staatspräsident Wladimir Putin, bis vor Kurzem noch öffentlich einen Deal zwischen Scheich Salman und Infantino befürwortet hatte. Schließlich soll auch der scheidende Fifa-Patron Sepp Blatter im Hintergrund einige Gespräche geführt haben” (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Trend zum Scheich, in SZ 26.2.2016).

– Menschenrechte: Al Khalifa baut vor
“Scheich Salman scheint derweil schon für den Fall vorzusorgen, dass er die Wahl tatsächlich gewinnt. Auszugehen wäre dann davon, dass er bei der ersten Pressekonferenz einen Sturm kritischer Fragen abwehren muss. Seit Wochen steht er wegen seiner Rolle bei der Niederschlagung der Protestbewegung in Bahrain anno 2011 in der Kritik, damals sollen auch Sportler gefoltert worden sein. Salman weist alle Vorwürfe zurück; am Donnerstag tat er Berichte über seine Vergangenheit gegenüber CNN erneut als ‘politisches Werkzeug’ ab. Andererseits liegen Berichte und Zeugenaussagen vor. In Zürich sind jedenfalls bereits bahrainische Fußballer aufgeschlagen – mutmaßlich, um Salman zu stützen” (Ebenda).

– Blatters vergiftetes Lob
Am 26.2.2016 wurde Gianni Infantino im 2. Wahlgang zum Fifa-Präsidenten gewählt. “Direkt nach der Wahl Gianni Infantinos zum neuen Präsidenten des Weltverbandes meldete sich der Vorgänger jedoch mit warmen Worten: Infantino sei ein ‘würdiger Nachfolger’. Der neue Chef habe ‘alle Qualitäten, meine Arbeit fortzusetzen und die Fifa wieder zu stabilisieren’, erklärte der von der Ethikkommission für sechs Jahre suspendierte Blatter. (…) Immer wieder kokettierte Blatter damit, dass sich vier von fünf Präsidentschaftskandidaten vor dem Kongress bei ihm gemeldet hätten. Auch mehrere Verbände fragten nach, wem sie denn ihre Stimme geben sollten. Teile des Wahlprogramms von Uefa-Generalsekretär Infantino und Scheich Salman bin Ibrahim al-Chalifa lesen sich wie aus einem Blatter-Handbuch. Eine Empfehlung für die Kür seines Nachfolgers wollte er öffentlich zwar nicht abgegeben, ließ es sich aber nicht nehmen, den Bahrainer al-Chalifa gegen Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen in Schutz zu nehmen” (Ein Gespenst namens Blatter, in spiegelonline 26.2.2016; Hervorhebung WZ. Infantino flog im von der Uefa gecharterten Flugzeug rund um die Welt und hat Posten verteilt; Tagesschau 26.2.2016).
Da hat der Einfluss von Al-Sabah für Al Khalifa offensichtlich doch nicht ausgereicht. Bleibt abzuwarten, ob die Wahl zwischen Infantino und Al Khalifa nicht doch eine zwischen Pest und Cholera war.

– Infantinos „neuer“ Mann Marco Villiger – und Salman
Der Spiegel erhielt von einem Informanten einen Vertrag (adressiert an Marco Villiger, damaliger Chef der Rechtsabteilung), der am 19.12.2014 zwischen der Fifa (vertreten durch Jérôme Valcke, damaliger Fifa-Generalsekretär und Marcus Kattner, damaliger Fifa-Finanzchef) und der Wirtschaftskanzlei Quinn Emanuel (QE) abgeschlossen wurde. Titel des Vertrages: „Auftragsbestätigung über die Verteidigung der Interessen der Fifa gegenüber dem DOJ“ (Röhn, Tim, Das Komplott, in Der Spiegel 33/12.8.2017; DOJ: US-Department of Justice). Die naheliegende Spiegel-Frage: Warum wurde der Vertrag mit QE schon am 19.12.2014 verfasst, wo die Fifa erst am 29.5.2015 von der Razzia im Hotel Baur au Lac betroffen war? Der Profiteur wurde Villiger: „Villiger wurde zum Leiter eines groß angelegten internen Ermittlungsverfahrens, und dann flogen seine Kollegen reigenweise raus, sogar jene, die den Vertrag mit  QE unterzeichnet hatten: Valcke wegen angeblichen Spendenmissbrauchs und weil er Bestechungsgelder in Millionenhöhe weitergeleitet haben soll. Kattner, weil er seinen ‚treuhänderischen Pflichten‘ nicht nachgekommen sein soll. Beide beteuern ihre Unschuld. Villiger  dient nun Gianni Infantino. Er ist immer noch Chefjurist und zudem stellvertretender Generalsekretär. Er schielt auf den Job seiner Chefin Fatma Samoura. Es wäre der Höhepunkt einer bemerkenswerten Karriere“ (Ebenda). – Im Sommer 2014 erhielt Marco Villiger, der damalige Fifa-Chefjurist, von Scheich Salman bin Ebrahim Al Khalifa, Chef des asiatischen Fußballverbandes AFC, eine Uhr der Marke Audemars Piquet Royal Oak im Wert von mindestens 15.000 Euro. Frage: „war da nicht etwas mit Reformen, neuen ethikregeln, Moral und Anstand? Und: Soll nicht ausgerechnet Marco Villiger für genau diesen Wandel stehen? Er, der Chefjurist, der bei der Jagd auf korrupte Funktionäre das Bindeglied zwischen den US-Staatsanwälten und der Fifa ist? (…) Seine Chefin Fatma Samoura wackelt als Generalsekretärin, der Chefjurist gilt als möglicher Nachfolger. Mehrere mächtige Funktionäre haben sich hinter den Kulissen für ihn ausgesprochen, unter anderem Fifa-Präsident Gianni Infantino. Einer seiner Unterstützer ist angeblich Salman, immer noch Asiens Fußballpräsident“ (Röhn, Tim, Reizvolle Uhr, in Der Spiegel 32/2017).

Quellen:
Ahrens, Peter, Der Prinz, der kein König wird, in spiegelonline 6.1.2015
Ashelm, Michael, Züricher Puppenkiste, in faz.net 27.10.2015
Asiens Verbandschef kandidiert als Fifa-Präsident, in spiegelonline 26.10.2015
Aumüller, Johannes, Ein Scheich und elf Ozeanier, in SZ 8.1.2015
Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Zangenangriff gegen Europa, in SZ 27.10.2015
Avenarius, Tomas
– Ein sündhaft teurer Ring, in SZ 31.10.2009
– Großer Preis für Bahrain, in SZ 4.6.2011
Bahrains Premier vergleicht Opposition mit Terroristen, in spiegelonline 28.4.2012
Becker, Christoph, Widerstand gegen Scheich Salman, in faz.net 17.1.2016
Blatter sammelt seine Truppen, in spiegelonline 7.1.2015
Blatter-Vertrauter Al Khalifa bleibt im Amt, in spiegelonline 30.4.2015
Brümmer, Elmar, Avenarius, Tomas, Rennwagen und Schützenpanzer, in SZ 21.4.2012
Dobson, William J., Diktatur 2.0, München 2012
DPA/SID, Vorteil Scheich, in SZ 9.12.2015
Endres, Fiona, „Es stinkt nach Stimmenkauf“, in bernerzeitung.ch 18.1.2016
Erster Toter bei Protesten in Bahrain, in spiegelonline 21.4.2012
Fischer, Sebastian, „Ihr habt nichts kapiert“, in SZ 18.1.2016
Formel 1 meidet Bahrain, in SZ 11.6.2011
Hecker, Anno, Ashelm, Michael, Becker, Christoph, Sturmreif geschossen, in faz.net 25.10.2015
Hönicke, Christian, Das System lässt sich nicht mit seiner eigenen Logik schlagen, in tagesspiegel.de 8.1.2015
„I don’t want to be AFC head“, in archives.gdnonline.com 4.5.2009
IOC-Mitglied bezeichnet Kritik an Katar als Rassismus, in spiegelonline 6.6.2014
Kägi, Ueli, Fifa-Wahl: Ein Trio startet aus der ersten Reihe, in tagesanzeiger.de 27.10.2015
Kalwa, Jürgen, Der Umstrittene: Scheich Salman, in deutschlandfunk.de 25.10.2015
Katar weist Korruptionsvorwurf zurück, in spiegelonline 2.6.2014
Kistner, Thomas
– Blatters neuer Bruder, in SZ 6.5.2013
– Mit Demut oder Scheich, in SZ 10.5.2013
– Sexwale tritt an, in SZ 26.10.2015
– Thomas, Durch die Tiefgarage, in SZ 4.12.2015
– Ein bisschen Hilfe für Afrika, in SZ 18.1.2016
Mekhennet, Souad, Bahrains Premier vergleicht Opposition mit Terroristen, in spiegelonline 28.4.2012
Salloum, Raniah, Wer unbequem wird, fliegt raus, in spiegelonline 2.11.2014
Schaap, Jeremy, Film Athletes of Bahrain, ESPN
Scheich Salman neuer Präsident des AFC, in focus.de 2.5.2016
Scheich Salman will FIFA in zwei Bereiche aufteilen, in handelsblatt.com 31.12.2015
Scheich Salman will Fußball und Finanzen trennen, in spiegelonline 31.12.2015
Sheikh Salman bin Ebrahim l Khalifa denies human rights allegations, in espnfc.com 30.10.2015
SID, Roth und Pieth gegen Wahl von Scheich Salman zum Fifa-Präsidenten, 17.1.2016
Uefa-Generalsekretär Infantino tritt zur Fifa-Wahl an, in spiegelonline 26.10.2015
Weinreich, Jens, Zwei Männer spalten die Fifa, in spiegelonline 16.11.2014
Wikipedia: Ali bin al-Hussein, Salman Bin Ibrahim Al-Khalifa
WM-finale findet am 18. Dezember statt, in spiegelonline 19.3.2015
Zekri, Sonja, Hunger nach Freiheit, in SZ 12.4.2012

Dez 082015
 
Zuletzt geändert am 07.03.2016 @ 14:15

Der_gekaufte_Winter_20151208_227x321Der gekaufte Winter
Eine Bilanz der künstlichen Beschneiung in den Alpen

Sylvia Hamberger und Axel Doering, Gesellschaft für ökologische Forschung und BUND Naturschutz in Bayern BN e.V. (BN), Dezember 2015

Klimawandel und der Beschneiungstaumel gehören zur Ausgangsmotivation für unser Nolympia-Engagement.

Beim 21. UNO-Klimagipfel (COP21) in Paris wird ein Klimavertrag vereinbart werden, der 2020 in Kraft treten soll – und der nicht ausreichen wird, den Klimawandel deutlich unter dem 2°C einzugrenzen. Nur ein Wunder kann da noch helfen.

Auf ein Wunder im Klimawandel hoffen Anfang Dezember auch die Skigebiets-betreiber im Alpenraum. Zuerst haben sie den Winter mit Kunstschnee verlängert. Nun schmilzt im Klimawandel auch der Kunstschnee.

Aber das Mantra heißt noch immer „Mehr Beschneiung“. Der Verdrängungswettbewerb wird mit steigenden Temperaturen und abnehmenden Naturschneemengen immer härter. Mit Kapazitätssteigerungen, Neuerschließungen, Skigebietsverbindungen und einem größeren Angebot von Pistenkilometern erhofft man sich DEN Wettbewerbsvorteil in einem stagnierenden Markt.

Die Verheißung von Schneesicherheit ist zum Geschäft mit dem Schnee geworden. Seine Basis ist der „Industriekomplex Kunstschnee“.

All dies geschieht im Umfeld der globalen Klimaerwärmung, weshalb die benötigte Menge an technisch produziertem Schnee stetig zunimmt, gleichzeitig aber die Zeitspannen (Kälteperioden), in denen die Schneeanlagen überhaupt betrieben werden können, immer kürzer werden

In den Skigebieten der Alpen verdrängt man die symbolische Dimension dieses inszenierten Winters, der nur mit hohem Wasser- und Energieverbrauch aufrecht erhalten werden kann. Mit einer „Flucht nach vorn“ glaubt man das Schwinden des Winterschnees auszugleichen – und beschleunigt damit noch den Klimawandel.

Die Studie „Der gekaufte Winter“ beschreibt anhand von Dokumenten, Daten und Beispielen, wie der Industriekomplex „Kunstschnee“ funktioniert, wer zahlt und wer verdient. Das Ausmaß der künstlichen Beschneiung in den Alpen, der Energie- und Wasserverbrauch werden mit neuen Fakten belegt. Ein Kapitel widmet sich dem Ausbau mit Beschneiung in bayerischen Skigebieten.

Studie herunterladen (123 Seiten, ca. 1,7 MB)

Kurzfassung herunterladen (9 Seiten, ca. 400 KB)

Dez 042015
 
Zuletzt geändert am 06.02.2016 @ 11:45

4.12.2015, aktualisiert 6.2.2016

Axel Doering, 1. Vorsitzender Bund Naturschutz, Garmisch-Partenkirchen
Für was steht Olympia heute?
Ich freue mich über das Abstimmungsergebnis zu Olympia in Hamburg. Die Demokratie hat gewonnen, gegen die geballte Geldmacht, und von den Wahlbürgern wurde sehr wohl wahrgenommen, dass die Olympische Idee dabei ist, sich zu überleben. Nolympia Garmisch-Partenkirchen, München und seine Freunde haben gute Vorlagen geliefert.
Diese Riesenveranstaltungen stehen inzwischen nicht mehr für das, was man einst „Olympische Idee“ nannte. Sie  stehen für Finanzskandale, Korruption, Kostenüberschreitungen, gnadenlose Naturzerstörungen und Entmündigung der Ausrichter nach dem Zuschlag. Die Richtigkeit des Titels des Olympiabuches von Vyv Simson und Andrew Jennings „Geld, Macht und Doping“ wird immer offensichtlicher, und wir haben uns seit den Olympiabewerbungen für München 2018 und 2022 erfolgreich bemüht, den Bürgern die Fakten aufzuzeigen.
Bei IOC, Fifa, dem Internationalen Leichtathletikverband und anderen helfen inzwischen keine Reformen mehr. Russland hat übelstes Staatsdoping betrieben und erhält zur Belohnung die „European Games“ 2019 zugesprochen. Und wer wird hinfahren? Unsere Spitzensportler. Dieses  „unpolitisch sein“ sendet inzwischen ein böses politisches Signal aus und begünstigt die unehrlichen Sportler, die mit Doping ihre Kollegen die Medaillen stehlen, die Funktionäre, die sich auf Kosten der Ausrichter bereichern und die Diktatoren mit ihren undemokratischen Regimen, denen dadurch eine scheinbare Legitimation verliehen wird.
Die Anregung von Hamburgs Sportbundchef Jürgen Mantell nach der Hamburg-2024-Niederlage, Referenden abzuschaffen, da das alles zu kompliziert fürs Volk sei, oder die Aussage von Georg Konjovic, Geschäftsführer von „meinestadt.de“, dass große Dinge  nicht in kleine Hände gehören und die Volksabstimmung ein großer Fehler war, spricht Bände. Ähnliches mussten wir uns auch nach unseren vier Erfolgen bei den Bürgerentscheiden zu Olympia 2022 anhören.
Es kann doch nicht sein, dass wir das mit unseren Steuern und unseren Stimmen unterstützen sollen. Lasst diese Monsterveranstaltungen aussterben, wie auch die Saurier ausgestorben sind!
Seit der Gründung von Nolympia in München, am 11. Januar 2010, war die  Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten immer harmonisch und immer geprägt von dem Ziel, Wissen über die Bedeutung und die Folgen von Olympischen Spielen zu erwerben und weiter zu geben. Bedanken möchte ich mich heute bei den vielen, die mitgearbeitet haben, bei denen, die uns immer unterstützt haben und denen, die dazu beigetragen haben, dass die Abstimmung in Hamburg zum Desaster für die Olympiabewerber wurde.
Ganz besonders bedanken möchte ich mich aber bei Wolfgang Zängl, der ehrenamtlich, engagiert und über den ganzen langen Zeitraum mit seinem Olympischen Lexikon und der Chronologie die handelnden Personen, ihre Skandale und Affären im Spitzensport nachrecherchiert und aufgezeigt und ihnen damit ihr Handwerk erschwert hat.

Sylvia Hamberger, Gesellschaft für ökologische Forschung, München
Ein Wunder…
Beim 21. UNO-Klimagipfel (COP21) in Paris wird ein Klimavertrag vereinbart werden, der 2020 in Kraft treten soll – und der nicht ausreichen wird, den Klimawandel deutlich unter dem 2°C einzugrenzen. Nur ein Wunder kann da noch helfen.
Klimawandel und der Beschneiungstaumel gehören zur Ausgangsmotivation für unser Nolympia-Engagement. Unsere Fotodokumentation zu Alpengletschern (www.gletscherarchiv.de) hat uns deutlich gemacht, was das heißt: Klimawandel. „Zu warm: Es wird zu warm für Wintersport“ schrieben wir unter den „18 Gründen“ – das war am Beginn unserer Kritik an „München 2018“. Und „München 2022“ wäre ja noch mal vier Jahre später gewesen „- Schnee? Woher sollen der Schnee und das Wasser für die Schneewettbewerbe 2022 kommen?“ – mit Beschneiungs-Hightech in den Klimawandel. Das IOC verlangt für Olympische Winterspiele Schneesicherheit um jeden Preis.
Es waren also zunächst Motive für das Engagement „Nolympia“, die direkt mit Garmisch-Partenkirchen und München zu tun hatten. Bis wir ziemlich schnell auf die dunkle Seite des Spitzensport gestoßen sind: eine Parallelgesellschaft, die auf der Titanic tanzt, so als ob sie alles Andere nichts anginge: Es war dieses hohe Maß an Selbstgefälligkeit, an Intransparenz und an Hochmut, dem wir etwas entgegen setzen wollten. David gegen Goliath? Vielleicht. Wir hätten es damals nicht so formuliert. Es war ein Versuch – für mehr Transparenz und für demokratische Entscheidungen und Umgangsformen. In kleinem Maßstab. Aber mit unglaublich viel Wissen und Zeitaufwand, insbesondere von Wolfgang Zängl. Und mit dem Mut und dem Engagement von Axel Doering und den BN-Aktiven in Garmisch-Partenkirchen, in Berchtesgaden und in Traunstein. Auch die Netzwerke Nolympia Bayern und Nolympia München haben uns alle sehr weit gebracht – die Treffen und Aktionen sind uns heute noch in guter Erinnerung.
Manchmal gibt es Wunder: So wie unsere Erfolge mit Nolympia. Nolympia „Graubünden 2022“ hat die gleichen Entscheidungen möglich gemacht. Und die Hamburger konnten es auch. Gratulation!
Das zweite Wunder war die gute Zusammenarbeit mit allen Nolympias.
Danke.

Wolfgang Zängl, Gesellschaft für ökologische Forschung, München
Brot und Spiele: Von München 2018 über München 2022 zu Hamburg 2024

Einige Ereignisse im Sport-Herbst 2015: endloser Fifa-Skandal, DFB-Skandal um Fußball-WM 2006, verschobene Austragungsorte, System-Doping in Russlands Leichtathletik, im Leichtathletik-Skandal ließ der IAAF-Präsident gegen Geld Dopingproben verschwinden…
Die Organisatoren der Bewerbung Hamburg 2024 müssen die Schuld ihrer Niederlage vom 29.11.2015 nicht auf die Hamburger schieben, die NEIN sagten: Die Groß-Sportereignisse erledigen sich aus dem eigenen Handeln von Sportfunktionären und Sportverbänden.
Je offensichtlicher der Zusammenbruch der ökologischen, ökonomischen und sozialen Systeme wird, umso ignoranter und arroganter wird das IOC, die „Weltherrschaft des Sports“ mit seinen Olympischen Spielen und der Dominanz der großen nationalen und internationalen Sportverbände.
Fifa, Uefa, IOC, DOSB drängen global auf „Brot und Spiele“ – aber die Stimmung ändert sich inzwischen. Fifa, Uefa, IOC, DOSB sind falsche Helden, falsche Idole und falsche Freunde, und sie und verbreiten völlig falsche Ziele in der heutigen Zeit: nationalistische, autoritäre, undemokratische, rein kommerzielle und egomane Ziele.
Ein Ausblick in die unappetitlichen Aspekte des Weltsports liefert die „Sportdemokratur“: ein Vormarsch nationalistischer Tendenzen, dazu die zunehmende Vergabe von Sport-Großereignissen an totalitäre Staaten, siehe Totalitärer Sport-Terminkalender. Der aktuell fatalste Fall: Nach dem System-Doping in Putin-Russland gehen die European Games 2019 natürlich an: Russland.
Ich habe an der NOlympia-Webseite von Februar 2010 bis Dezember 2015 mitgearbeitet: zunächst gegen die Bewerbung München 2018, dann gegen München 2022 und bis zum Referendum in Hamburg 2024. Diese fast sechs Jahre haben tiefe Einblicke in den Sumpf des internationalen und deutschen Sports geliefert: Wir wollten dies auf unserer Webseite sichtbar machen. Allein das Kritische Olympische Lexikon hat über 240 Stichworte. Mit derzeit insgesamt über 1,4 Millionen Besuchern auf der Webseite scheint dies gelungen zu sein. Bei Bedarf werden wir unter „Aktuelles“ neue Entwicklungen aufzeigen.
Wir wollten bis nach der Abstimmung in Hamburg am 29.11.2015 aktuell und präsent bleiben – aus Solidarität mit dem dortigen Widerstand. Ich bin froh, die dunklen Seiten des Spitzensports nach sechs Jahren verlassen zu können: Sie tun der Psyche auf Dauer nicht gut.
Zum Schluss noch ein Zitat aus meinem Text zum Kritischen Olympischen Lexikon: „Ich bin mein Leben lang sportlich tätig gewesen: allerdings bewusst ohne Sportfunktionäre. Ich könnte auch formulieren: Ich bin gegen Olympische Spiele, weil ich Sportler bin. Die vorliegenden Erkenntnisse bestätigen diese Haltung außerordentlich.“
Die Abwahl der Bewerbungen von München 2018 durch das IOC, von München 2022 am 10.11.2013 durch Bürgerinnen und Bürger der vier bayerische Referenden und von Hamburg 2024 am 29.11.2015 durch die Hamburger Bürger ist eine Kompensation für die unendliche ehrenamtliche Arbeit. Und natürlich war die sagenhaft gute Kooperation im Netzwerk NOlympia eine große Freude für mich: vielen Dank an alle!
Wer sich für einen ehe theoretischere Betrachtungsweise interessiert: Mein Vortrag vom 28.10.20115: Das System des Homo industrialis – Einführung in das finale Denken.

Ralf S., München, Verfasser der NOlympia-Presseschau
Februar 1984: Ralf S. schwänzt die Grundschule, um live mitverfolgen zu können, wie Peter Angerer nach Gold und Silber über die Einzeldistanzen mit der bundesdeutschen Biathlonstaffel in Sarajevo zu Bronze läuft.
Dezember 2015: Ralf S. ist Doppel-NOlympiasieger, mit einer großartigen Mannschaft erfolgreich gegen deutsche Bewerbungen für Winter- wie Sommerspiele.
Was ist in der Zwischenzeit geschehen? Wie konnte jemand, der einen Großteil seiner Freizeit wahlweise vor dem Fernsehschirm oder gleich am Spielfeldrand, im Stadion, an Loipen, Schanzen oder Radrennstrecken verbracht hatte, zum NOlympia-Aktivisten werden? Passiert sein muss es wohl irgendwann in den Jahren nach der Jahrtausendwende.
Am Anfang standen Bücher. Geschrieben von Leuten, ohne die wir über das wahre Ausmaß der Sportkorruption, des Dopings und der obskuren Vergabepraktiken von IOC, FIFA und anderen Verbänden wohl bis heute noch im Unklaren wären. Erschienen zu einer Zeit, als dies ganz offenbar noch zu wenige interessierte: „The Lords of the Rings“ (Simson & Jennings 1992), „Der olympische Sumpf“ (Kistner & Weinreich 2000), „Das Milliardenspiel“ (Kistner & Weinreich 1998), „Doping Dokumente“ (Berendonk 1991), „Anklage: Kinderdoping“ (Seppelt & Schück 1999). All diese Bücher vermochten auch Jahre später noch ihre Wirkung zu entfalten. Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke hat dafür einmal den Begriff vom „Virus des Wissens“ geprägt: je mehr die Menschen über die dunklen Seiten des Sports wissen, desto weniger können sie ihre Augen davor verschließen.
Es folgte Korruptionsskandal auf Korruptionsskandal und Dopingskandal auf Dopingskandal. Das Fass zum Überlaufen brachte schließlich der 1. Juli 2006. Knapp 60 Radrennfahrer, von denen viele auf Frankreichs Straßen hätten gegeneinander antreten sollen, hatten ein und denselben Arzt für die medizinische Vorbereitung bezahlt. Bei einem solchen Spiel kann es nur einen Gewinner geben, es ist nur leider keiner der Sportler. Letztere setzen allesamt ihr Leben aufs Spiel, damit Funktionäre, Sponsoren und Medien ihrem Geschäft nachgehen können.
Auch das IOC und sein „Premiumprodukt“ (Zitat Thomas Bach, FDP) machten zur damaligen Zeit keine guten Schlagzeilen. Griechenland hatte viele Milliarden ausgegeben, um im Umfeld der Akropolis neuzeitliche Ruinen zu errichten, Italien sorgte für eine unglaubliche Naturzerstörung in den Alpen, und in China wurden die Menschenrechte mit Füßen getreten und Tausende zwangsumgesiedelt. Trotzdem wurde irgendwo in Oberbayern die Schnapsidee geboren, sich diesen ganzen Saustall ins Haus zu holen.
Aus einem „von Idealismus geprägten Engagement nichtfinanzieller Art“ wurde recht bald die NOlympia-Presseschau. Dass sich dieses Engagement mehr als fünf Jahre später dann doch dermaßen auszahlen würde, konnte zunächst keiner ahnen. Eigentlich sollten die deutschen Sportfunktionäre nun ausreichend Druck haben, sich in ihren jeweiligen Weltverbänden für positive Veränderungen einzusetzen. Von den derzeit weltweit laufenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen darf man sich aber vermutlich mehr erhoffen.
Doch zurück zu Peter Angerer: Leider war auch der nicht der faire Sportsmann, für den er 1984 gehalten wurde. 1986 noch wegen Dopings gesperrt, durfte er bereits 1988 bei der Eröffnungsfeier in Calgary wieder die deutsche Fahne tragen.

Christian Hierneis, Sprecher „NOlympia München“, Vorsitzender BUND Naturschutz München
Es sind natürlich erstmal unsere Erfolge, die im Gedächtnis bleiben. Erfolge, die auf unermüdlicher ehrenamtlicher Arbeit beruhen. Wir haben es geschafft, ohne viel Geld, ohne Machtapparate und ohne global vernetzte Lobbyisten, sondern allein angetrieben von unserer Überzeugung, die wir für die richtige halten (und die Erfolge geben uns hier recht), gegen ein schier übermächtiges System aufzubegehren und das Richtige zu tun.
Aber neben den gewonnenen Bürgerentscheiden habe ich für mich einen noch viel größeren Erfolg errungen: Ich habe viele Menschen kennengelernt, die meine Überzeugung teilen, die sich aus reiner Überzeugung engagieren, die konsequent ein Ziel verfolgen. Und dies nicht tun wegen der Bezahlung, nicht wegen irgendwelcher persönlichen Vorteile, sondern ausschließlich aus ihrer Überzeugung heraus. Und es sind Freundschaften entstanden, die es ohne NOlympia nicht gegeben hätte. Es sind positive Lebenserfahrungen hinzugekommen, die es ohne NOlympia nicht gegeben hätte. Und wir haben andere Menschen ermutigt, sich auch über die Olympiabewerbung hinaus für den Erhalt unseres Planeten und eine lebenswerte Zukunft einzusetzen. Mit den Abstimmungen haben die Menschen der Politik und der Wirtschaft klar gemacht, dass sie kein „immer mehr, immer höher, immer weiter“ mehr wollen. Wir haben gesehen, dass die Vernunft doch noch über die Gier siegen kann. Danken will ich dem IOC und den Olympia-Bewerbern deswegen nicht, aber es hatte am Ende doch auch viel Gutes, dass es dieses Thema gab, so anstrengend es oftmals war. Letztendlich ist genau das Gegenteil von dem herausgekommen, was die Bewerber wollten. Aber genau das ist ja das Gute daran.

Andreas Keller, 2. Vorsitzender Bund Naturschutz Garmisch-Partenkirchen, Grainau
Die Ba(u)chlandung des IOC
Gleichnishafter als die Karikatur von Pepsch Gottscheber in der SZ vom 1. Dezember hätte man die metaphorische Ba(u)chlandung des IOC kaum darstellen können. Die Olympischen Ringe zerbrochen, das IOC mit Bach an der Spitze abgestürzt.
Was viel zu lange funktioniert hat, nämlich die hehren Zielen des Pierre de Fredy, Baron de Coubertin, deren Symbol die fünf Ringe sind, als Vehikel für Projekte zu missbrauchen, die Steuerzahler normalerweise als ökonomischen und sozialen Unsinn zurückweisen würden, bzw. die lediglich den Interessen von Großsponsoren sowie privaten Vorhaben und Vorteilen einiger weniger dienen, hat jetzt endgültig die Zerreißgrenze überschritten.
Was ist denn von Coubertins Idealen übriggeblieben, angesichts ständig neuer Meldungen über Dopingskandale, über wachsende wirtschaftliche und finanzielle Interessen bestimmter Kreise, über immer tieferes Versinken der Weltsportverbände im Korruptionssumpf? Mit dem sportlichen Gedanken und den olympischen Idealen im modernen Sinne hat das alles nichts mehr gemein. Die zurückliegenden Olympiaden sind voller Beispiele dafür, wie olympisches Wunschdenken an der Realität zerbrochen ist und wie das olympische Motto „schneller, höher, weiter“ für viele Gastgeber zu „immer schneller in der Umweltzerstörung, immer höher in den Schulden, immer weiter mit den Betrügereien“ geworden ist.
Es war das große Verdienst von Nolympia, insbesondere der Personen die deren Webseite über die vielen Jahre gepflegt haben, die tiefen und festen Wurzeln des IOC im Faschismus aus der Vergessenheit zu holen, aufzuzeigen wie das zuvor bettelarme IOC über die Jahre zu einer Wirtschaftsmacht geformt wurde, die mit dem Wanderzirkus „Olympische Spiele“ Milliarden erwirtschaften konnte.
Je länger man sich mit dem Mythos der Olympischen Spiele beschäftigte, desto klarer wurde die Geschichte des IOC als eine Reihe von Korruptionsskandalen. Und es war geradezu unglaublich, wie lange es gedauert hat bis endlich aufgedeckt wurde, dass der sog. „Host City Vertrag“ die grundsätzliche Unterwerfung der Gastgeberstadt unter die Spielregeln des IOC bedeutete.
Bedenkt man noch die mit Olympischen Spielen verbundenen Entwicklungen, wie die Erosion der bürgerlichen Freiheiten, immer mehr Überwachungskameras, wachsende Kriminalitätsrate, steigende Mietpreise, Vertreibungen, ökologische und finanzielle Desaster, so wird klar, dass für die Spiele in der gegenwärtigen Form kein Platz mehr ist, in einer wirklich demokratischen und sozial gerechten Gesellschaft.
Es ist Zeit, den Vorhang vor den Olympischen Spielen zu schließen.

Beate Rutkowski, 1. Vorsitzende Bund Naturschutz Traunstein
Die Nolympia-Seite war und ist für uns unverzichtbar als Quelle gut recherchierter und damit belastbarer Informationen!
Unsere Arbeit vor Ort wäre ohne Euch nicht möglich gewesen und die Erfolge bei der Verhinderung der geld- und naturvernichtenden Großveranstaltungen sind zum großen Teil Eurer unermüdlichen Arbeit zu verdanken!
Damit konnten viele Menschen im In- und Ausland erreicht, informiert und damit auch überzeugt werden!

Rita Poser, 1. Vorsitzende Bund Naturschutz Berchtesgadener Land, mit Paul Grafwallner
Mit den umfangreichen Hintergrundinformationen von Euch und den Top-besetzten Informationsveranstaltungen waren die Befürworter immer mehr oder weniger in der Defensive. Hier sei nur an das Rechtsgutachten von Prof. Dr. Gerrit Manssen von der Universität Regensburg zum Host-City-Vertrag erinnert, das erstmals die skandalösen Zustände der Vertragsgestaltung zu Ungunsten der Städte und Gemeinden aber auch der ansässigen Gewerbetreibenden öffentlich bekannt machte. Das war Euer Verdienst!
Es war eine wunderbare Zusammenarbeit mit allen vernetzt Denkenden, und ohne Euch hätten wir den Erfolg im Berchtesgadener Land beim Bürgerentscheid gegen Olympia nicht erreicht.
Danke und wir werden auch künftig auf Eure Webseite schauen um zu sehen, was es Neues aus dem Korruptionsstadel des Spitzensports und des Fußballs gibt.
Hier noch ein Hinweis für alle Sangesfreudigen:
http://daserste.ndr.de/extra3/sendungen/Franz-Beckenbauer-Song,extra10556.html
http://daserste.ndr.de/extra3/sendungen/Sepp-Blatter-Song,extra8560.html
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/FIFA-Song-Der-Sepp-ist-weg,wumms176.html  

Sepp Hohlweger, Kreissprecher Bündnis 90/Die Grünen, Traunstein
Keine Olympiade 2024 in Deutschland
Die Bürger als Verweigerer. Diese Darstellung greift wohl etwas zu kurz. Nach den diversen Affären bei Sportgroßereignissen wie den Vergabepraktiken der Fußballweltmeisterschaften, ist es nur logisch, dass Jenseits der Funktionärswelt die Welt offensichtlich nicht in Ordnung ist.
Demokratische Entscheidungen, wie auch zuletzt bei uns in Bayern zur Olympiabewerbung 2022 mögen zwar für einige schmerzlich sein, sind aber zu respektieren. Die Frage, warum es eine starke Gegnerschaft zu solchen Megaveranstaltungen gibt, werden wohl die Verantwortlichen bei sich selbst suchen müssen. Misslungene Großprojekte wie Elbphilharmonie, BER oder andere lassen die Bürger nicht mehr an die vollmundigen Versprechen der Funktionäre und der verantwortlichen Politiker glauben. Vertrauen ist in den zurückliegenden Jahren offensichtlich massiv verspielt worden.
Es sind nicht die mutmaßlichen Verweigerer, die solche Projekte zu Fall bringen.

Bernhard Zimmer, Sprecher Bündnis 90/Die Grünen Berchtesgadener Land
Zurück in die Zukunft
„Reset“ – Zurücksetzen, um wieder neu beginnen zu können, das ist für uns Menschen spätestens seit der Einführung der Computer nichts Besonderes mehr, ganz im Gegenteil, es war und ist immer die „Notbremse“, wenn mal Nichts mehr geht. Im Sport sind wir an dem Punkt angekommen, wo wir diesen „Reset“-Knopf drücken müssen, um wieder beginnen zu können, das System hat sich „aufgehängt“ und nichts läuft mehr. Die Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger von Hamburg, zeigt, dass die Menschen genug davon haben, dass einige wenige, gierige und skrupellose Mitmenschen sich auf Ihre Kosten bereichern und damit eine Idee, nämlich die Olympische Idee, zerstört haben. Das Schuldbewusstsein der Verantwortlichen ist gering und Reue ist nicht weiter zu erwarten, also bleibt nur noch der „Reset“-Knopf – hoffentlich wird er nun endlich und wirklich gedrückt.
In so kurzer Zeit so viele Menschen zu bewegen, eine liebgewonnene Gewohnheit aufzugeben, ist etwas Seltenes. Olympische Spiele, aus kommerziellen Gründen seit „Kurzem“ alle zwei Jahre, einmal live zu erleben ist ein Wunsch vieler Menschen und gerade wir Bayern, die wir in unserer Jugend die Olympischen Spiele von München erlebt haben, wissen was gemeint ist. Das olympische Jahr war immer das Schaltjahr, wenn der 29. Februar im Kalender steht, dann war es wieder soweit: sportlicher Wettkampf, die besten Sportler der Welt treten gegeneinander an und wir setzen uns zu nachtschlafender Zeit vor den Fernseher und feuern sie an, denn schließlich wollen „wir“ ja auch eine Medaille gewinnen. Das alles ist im Laufe der Zeit verloren gegangen, denn die fünf Ringe sind zur globalen „Marke“ geworden. Das Geld hat die Regentschaft endgültig übernommen, dem „Geldverdienen“ wurde Alles untergeordnet. Immer Größer, immer noch mehr Geld … inzwischen unbezahlbar und in jeder Hinsicht zerstörerisch ist das System Olympia, ist die Marke Olympia geworden.
In so kurzer Zeit, mit so kleinem Budget so viele Menschen zu bewegen, grenzt an ein Wunder. Wunder gibt es aber nicht, denn Wunder muss man selber machen. Dazu braucht es eine Vision, eine Strategie und viel Herzblut und je nach Größe des Wunders enorm viel Ausdauer. Das kleine „NOlympia“ hat eine Vision, eine Strategie und Menschen mit viel Herzblut und das haben die letzten beiden Jahre Hamburg gezeigt auch viel Ausdauer. Glücklicherweise haben sich die „NOlympianer“ nach der endgültigen Entscheidung „München“ nicht zurückgezogen, sondern sind am Ball geblieben. Sie haben weiter Informationen gesammelt und verteilt, haben die Internetseite aktuell gehalten obwohl sie „ihr“ ursprüngliches Ziel, keine Winterolympiade mehr in den (bayerischen) Alpen längst erreicht hatten. Das globale Gemeinwohl hat sie angetrieben, dafür unendlich viel Dank.
Ich lebe, als gebürtiger Münchener seit nunmehr 14 Jahren im Berchtesgadener Land, musste selbst nur zwei von insgesamt sechs olympischen Bewerbungsphasen miterleben. Wo wären wir heute ohne „NOlympia“, ich mag gar nicht darüber nachdenken.
Wer den Sport wirklich liebt, der muss IOC und FIFA, aber auch NOCs und „DFB“s „zurücksetzen“, um dem Sport und vor allem unseren Sportlerinnen und Sportlern eine Zukunft zu geben.

Ludwig Hartmann, MdL, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen und Sprecher vom Netzwerk NOlympia (nachgereicht am 5.2.2016)
Was bleibt ist mehr als ein Nein
Auch mehr als die vielen Neins aus München, Garmisch-Partenkirchen, Traunstein, dem Berchtesgadener Land, Hamburg, Graubünden, Stockholm, Oslo, Barcelona, Boston,… Der weltweite Protest gegen immer weiter ausufernde Korruption, die Umweltzerstörungen vor Ort, die Ausheblung rechtsstaatlicher und haushalterischer Prinzipien und die Korruption in den Spitzen der größten Sportverbände ist weiterhin ungebrochen. Über kurz oder lang wird das IOC dazu gezwungen, sein Geschäftsmodell und seine Aufstellung grundlegend zu reformieren. Lange wird man sich nicht mehr hinter PR-Maßnahmen und Notprogrammen wie der Agenda 2020 verstecken können, die allein auf eine Erweiterung des bisherigen Geschäftsmodells abzielen.
Auch an den europaweiten Ergebnissen der 2011 in Garmisch-Partenkirchen noch so hart erstrittenen Bürgerbeteiligung zeigt sich deutlich: Nolympia ist ein Exportschlager. Gerade die in ehrenamtlicher Arbeit und unter enormen Aufwand geschaffene Internetpräsenz, die Wolfgang zu einer der ersten Adressen für Olympiakritiker*innen ausgebaut hat, hat schon viele Früchte getragen. Ergänzt durch Ralfs unermüdlichen Beitrag zur Dokumentation der immer neuen Kapriolen des IOC, den er über Jahre hinweg mit der Nolympia-Presseschau betrieben hat. So ist ein wahrhaft gigantisches Informationsportal für Olympiakritiker*innen auf der ganzen Welt entstanden. Ich bin mir sicher, dass die hier zusammengetragenen Informationen auch in Zukunft dazu beitragen, dass sich weltweit kritische Menschen mit den Machenschaften des IOC auseinandersetzen und zugleich durch die vielen Beispiele von lokalen Nolympia-Gruppen ermutigt werden, die politische Auseinandersetzung mit den anfangs übermächtig erscheinenden Gegner*innen aufzunehmen.
Ich erinnere mich gerne an unseren gemeinsamen Jubel und die tonnenschwere Erleichterung, als wir uns am 06. Juli 2011 gemeinsam vor dem Fernseher versammelt haben, um die Entscheidung des IOC für Pyeongchang mitzuverfolgen. Der maßgeblich von Axel Doering organisierte lokale Widerstand in Garmisch-Partenkirchen, der in den hart erkämpften Bürgerentscheid führte, war für mich ein maßgeblicher Erfolgsgarant. Die nur knapp für die übermächtig erscheinende Pro-Seite entschiedene Abstimmung war eben ein blaues Auge zu viel für die Bewerbungsgesellschaft.
Man will sich gar nicht vorstellen, welche Frevel mittlerweile schon begangen worden wären, wenn die Münchner Bewerbung damals wirklich den Zuschlag erhalten hätte. Es gäbe wohl zumindest schon Beschlüsse für ineffiziente, größtenteils auf die Bedarfe des motorisierten Individualverkehrs zugeschnittene Verkehrsprojekte, die unwiederbringlichen Schaden für unsere Heimat bedeutet hätten. Der Landtag hatte dem IOC schon zuvor gegen die Stimmen meiner Fraktion einen Blankoscheck ausgestellt, der die vom Haushaltsgesetz geforderte Obergrenze der Ausgaben schlichtweg ignorierte.
Bei all den Rückblicken erlaube ich mir auch einen Rückblick auf unsere ehemaligen Gegner*innen. Um das vorher Geschriebene zu untermauern, mache ich das gerne mit Hilfe des von Wolfgang erstellten Olympischen Lexikons. Wurde die Bewerbung 2018 auch grandios in den Sand gesetzt, so hat sich die Unterstützung der Befürworter*innen persönlich gelohnt: Der heutige IOC-Präsident Thomas Bach, der gescheiterte Bürgermeister Garmisch-Partenkirchens Thomas Schmid, heute Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Bauindustrieverbandes, der DOSB-Generaldirektor Michael Vesper, der heutige DOSB-Präsident Alfons Hörmann und der ehemalige DAV-Hauptgeschäftsführer Thomas Urban. Um nur ein paar Namen zu nennen.
Die Fortschreibungen all dieser Biographien weisen offensichtliche Ähnlichkeiten auf, die nur durch die intensive Verzahnung von wirtschaftlichen, (sport)politischen und medialen Interessen zu erklären sind. In diesem Zusammenhang freut es mich sehr, dass der DAV sich mittlerweile wieder klar zu seinen naturschützerischen Wurzeln bekennt. Dies ist auch den vielen naturschutzbegeisterten Mitgliedern des Verbands zu verdanken, die sich gegen die zeitweilige Dominanz leistungssportlichen Mainstreamings gestemmt haben.
Noch heute beschäftigen uns die Nachwehen der olympischen Bruchlandung: Die Bewerbungsgesellschaft München 2018 benötigte sage und schreibe 1661 Tage um sich abzuwickeln und die Fragen des Obersten Bayerischen Rechnungshofs zu beantworten. Mit der angestammten Dreistigkeit verkündete der DOSB am 22.1.2016, dass lediglich die defizitären 6,6 Mio. Euro von den Steuerzahler*innen zu tragen wären. Doch wir alle wissen, dass weitere ca. 14 Millionen Euro Sponsorenmittel von Unternehmen der Öffentlichen Hand eingetrieben wurden. Für eine Bewerbung, die großspurig damit geworben hatte, sich komplett ohne Staatsgelder zu tragen, ein komplettes Versagen.
Das Thema wird uns weiter beschäftigen. Ich freue mich dabei stets auf den reichhaltigen Informationsfundus von Nolympia zurückgreifen zu können.
Vielen Dank an alle, die mit uns erfolgreich für die Erhaltung unserer Natur und die Nachhaltigkeit unserer öffentlichen Haushalte eingetreten sind und weiter werden!

 

 

 

 

Dez 012015
 
Zuletzt geändert am 10.01.2016 @ 11:10

Danke für Ihr Interesse! Die NOlympia-Presseschau wurde im Dezember 2015 eingestellt. Aktuelle Meldungen zur Korruption im organisierten Sport finden Sie z.B. im Blog von Jens Weinreich. An Doping Interessierte sind bei cycling4fans.de bestens aufgehoben.

31.12.15:
nolympia.de: Chronologie der Ereignisse im Dezember 2015
Welt: Der Sport muss aus seinem Gefängnis heraus
FAZ: Sportjahr 2015: Haft und Liebe
WZ: Dieter Nuhr: „Olympia? Nur noch mit Diktator!“
BadZ: Weltcup der Kombinierer in Schonach soll verlegt werden
sid: Zu warm, kein Schnee: Kombi-Weltcup in Schonach abgesagt

30.12.15:
SZ: Bedrohte Sportarten: Wintermärchen nur noch auf Kunstschnee
FAZ: Wie Wintersport ohne Schnee funktioniert
ND: Rio 2016: Im Trüben fischen
SpOn: Sportverbände in der Krise: Patenlos
WAZ: So denkt Philosophie-Professor Gebauer über das schwärzeste Jahr des Sports
Zeit online: Sportjahr 2015: Und raus bist du
SZ: Fifa-Skandal: Schweizer Behörden frieren 73 Millionen Euro ein

29.12.15:
StZ: Wenn der Chauvinismus Gold gewinnt
Focus online: Umweltschützer empört: „Deutsches Haus“ steht mitten im Naturschutzgebiet
SpOn: Tropenkrankheit Denguefieber: Brasilien lässt neuen Impfstoff zu
sid: Ex-FIFA-Vize Figueredo: Mehr Schmiergeld als Gehalt
DLF: Start der Vierschanzentournee: Springen von grünen Hügeln
20min.ch: Französische Skigebiete: Tonnenweise Schnee mit Helikopter transportiert

28.12.15:
dpa: Schatten über Rios Olympia-Spektakel
Tagesspiegel: Warum nicht Biathlon am Alexanderplatz?
sid: Ski alpin: Rennen von Zagreb und St. Anton verlegt

27.12.15:
DLF: Rio 2016: Deutsches Haus im Naturschutzgebiet
SZ: Neue Besitzer entwurzeln den Triathlon
DLF: Sportpolitik: China spielt mit
DLF: Wie der Fußball die Nähe zur Politik pflegt
sid: Zu wenig Schnee: Programm der Tour de Ski in Oberstdorf geändert
stol.it: Ski Cross Watles offiziell abgesagt

26.12.15:
FAZ: Leichtathletik-Präsident: Russisches Geld für Coe

25.12.15:
SpOn: Fifa-Skandal: Ex-Vizepräsident Figueredo gesteht jahrelange Korruption

23.12.15:
Play the Game: The year that killed the autonomy of sport
FAZ: Verratene Leichtathletik: Doctor Jekyll und Lord Coe
SZ: IAAF-Boss Coe rutscht in den Doping-Sumpf
sportschau.de: Seppelt: „Coes Anti-Doping-Kampf ist nicht glaubwürdig“
MDR: Biathlon-Weltcup in Oberhof abgesagt
TLZ: Oberhof in Nöten
sid: Abgesagter Weltcup bringt Oberhof Probleme
Augsburger Allgemeine: Kein Schnee: Wie die Oberstdorfer das Auftaktspringen schaffen wollen
SN: Wer bezahlt den Schnee? Skigebieten laufen Kosten davon
SZ: Klimawandel: Touristen, die auf Berge starren

22.12.15:
FAZ: Nur die Politik kann den Sport retten
SpOn: Doping in der Leichtathletik: Neue Vorwürfe gegen Coes Büroleiter
SZ: Blatter droht ein viel tieferer Sturz
SZ: Tour de France startet 2017 in Düsseldorf
dpa: Seit Ullrich-Skandal alle Rundfahrten eingestellt
Merkur: Trotz Schneemangel: City-Biathlon gesichert

21.12.15:
FAZ: Doping-Enthüllungen: Bach und Coe pfeifen auf die Whistleblower
SZ: Der Fußball wirft seine Anführer raus
SpOn: Fifa-Sperre für Blatter und Platini: Zwei sind raus, die Strippenzieher bleiben
SZ: Blatter – ein greiser Patron bemitleidet sich selbst
Zeit online: Blatters letzte Blamage
FAZ: Der tiefe Sturz des Fußballpaten
MDR: Klingenthal: Weltcup der Nordischen Kombinierer abgesagt
SpOn: Schneemangel in Skigebieten: Wann wird’s mal wieder richtig Winter?
bayern-rundfahrt.com: Etat nicht gedeckt: 37. Austragung der Bayern Rundfahrt nun für 2017 geplant

20.12.15:
sid: 13,8 Milliarden: Kosten für Olympia in Tokio explodieren
SZ: Leichtathletik: Spur in den Kreml
ARD, Sportschau: Stepanows leben nach Dopingenthüllung in Angst

19.12.15:
dpa: Tokio laufen die Kosten für Olympische Spiele 2020 davon
SZ: Fifa-Affäre: Schweiz empfängt diskrete Besucher aus Amerika
apa: Nord. Kombination: Bewerbe in Schonach und Klingenthal stark gefährdet
Bayernwelle: Trotz Schneemangel – Weltcup in Ruhpolding findet statt
sid: Konkurrenz für Oberhof: Pokljuka bewirbt sich um Biathlon-WM 2020

18.12.15:
SZ: Ex-Chef behauptet: Leichtathletikweltverband hatte Pakt mit Putin
FAZ: Lamine Diack: Geld für Wahlkampf im Senegal?
Welt: Katar: Gewerkschaft rechnet mit 7000 Toten bis zur WM
SpOn: Vor WM-Vergabe: DFB machte Fifa-Funktionär Warner und dessen Verband Millionenzusage
Berliner Zeitung: Bundesrechnungshof erhebt schwere Vorwürfe gegen Deutschen Schwimm-Verband
BR: Neue Lifte, aber kein Schnee: Skiopening im Allgäu fällt aus
mopo24.de: Wintersport adé! Das wird der wärmste 4. Advent aller Zeiten

17.12.15:
SZ: Rom: Kaschmirpullis und süßes Parfüm
sid: Olympia 2024: Pariser Flop mit Internet-Sammelaktion
dpa: DDR-Dopingopfer: Hilfsfonds neu aufgelegt

16.12.15:
NOZ: Wollen und brauchen wir Olympia nicht mehr?
FAZ: Sportfunktionär Gäb: „Der Sport vergisst seine Stärke“
Deutscher Bundestag, Sportausschuss: Konsequenzen aus dem Votum Hamburgs zur Olympiabewerbung
Daily Telegraph: Rio 2014: Australia’s Olympic athletes banned from Rio’s favelas during Games
bundestag.de: WM 2006: Geldflüsse weiter ungeklärt
SZ: WM-Affäre: Eine Woche im Juli
SZ: Unruhe im DFB-Paradies
Tages-Anzeiger: Schweiz blockierte in der Fifa-Affäre über 50 Millionen
SZ: Fifa-Skandal: Blattinis Ära endet mit Wehklagen
FAZ: Blatter und Platini: Gefangen in ihrer eigenen Welt
BR: Vierschanzentournee: In Oberstdorf und Garmisch reicht der Schnee
Merkur: Bau des Kramertunnel bleibt ein Geduldsspielchen

15.12.15:
SZ: Biete Ryder Cup – wer legt noch was drauf?
stopolympia.de: Volksinitiative STOP Olympia Hamburg zustande gekommen
NDR: Hamburgs Nein zu Olympia ist nun amtlich
Hamburger Abendblatt: Leserbriefe: Referendum von oben
insidethegames.biz: Paris 2024 crowdfunding scheme more than €9 million short of target as French public fail to show support
capital.fr: Jeux Olympiques 2024: pourvu qu’on ne les ait pas
japanmarkt.de: Olympia-Stadion vor Entscheidung
SZ: DFB-Affäre: Beckenbauers angeblicher Fingerzeig
SpOn: Laut Niersbach war Schwarzgeld für Blatter-Wiederwahl bestimmt
taz: Mauschelfunktionär Wolfgang Niersbach: Die Verhunzung des Amtes
FAZ: Angriff auf das Feigenblatt der Fifa
Zeit online: EM-Tickets: „Was der DFB macht, ist nicht erlaubt“
sportschau.de: Oberhof mit zweiter „Schnee-Fabrik“ gegen Temperaturflaute

14.12.15:
FAZ: Kein Ryder Cup in Deutschland: Golf im Schatten des Geldes
SZ: Golfer verweigern sich dem Last-Minute-Millionenspiel
Tagesspiegel: Ryder Cup nicht in Bad Saarow: Die Suche nach den Gründen
Tagesspiegel: Der deutsche Sport verliert schon wieder
SpOn: WM-Vergabe 2006: Schweizer Ermittler schalten sich ein
WDR, sport inside: Doping West: Auftraggeber gesucht
CBC: Probability of clean swimming at Rio Olympics is ‚zero,‘ swimming coach says

13.12.15:
der Freitag: Oh, oh, Olympia
Welt: Wie geht Hamburg in Zukunft mit Referenden um?
DLF: Tokio 2020: „Wenig kritische Stimmen“
FAZ: Euro 2016: Die EM der Marke XXL
SZ: In Frankreich ist EM und Platini wird wohl fehlen
B5 aktuell, Der Funkstreifzug: Das Credo vom Schnee – Warum im Wintertourismus immer noch Förder-Unwesen herrscht

12.12.15:
Südostschweiz: «Das Fazit ist immer dasselbe: Nach den Spielen ist fertig lustig»
BadZ: Leserbriefe: Die Hamburger haben gelernt, dass Kostenkalkulationen abweichen können
Hamburger Abendblatt: Wieviel Sinn und Unsinn machen noch Volksabstimmungen?
DLF: Dopingopfer-Entschädigung: Hat Hörmann gelogen?
DLF: Snowboarderin kritisiert IOC: „So kann man mit Sportlern nicht umspringen“
FAZ: Ja, so ist der Chinese halt

11.12.15:
DOH: „Die Todesliste wächst rasant” – Dopingopfer fordern erneut konkrete Unterstützung vom DOSB
SpOn: Tod von Kugelstoßer: Strafanzeige gegen DDR-Trainer
dpa: Rom diskutiert mögliches Olympia-Referendum
sid: 255 Millionen Dollar fehlen für U-Bahn-Ausbau in Rio
SZ: Ryder Cup: Ein Verfahren? Eine Farce!
FAZ: Keine Gnade für Platini
Merkur: Terrorgefahr in Garmisch-Partenkirchen?

10.12.15:
NZZ: Graubünden macht mit Olympia 2026 Ernst
Südostschweiz: Wein in neuen Schläuchen
SpOn: Schwere Zeiten für olympische Sportarten
sid: Eugene verteidigt Vergabe der Leichtathletik-WM 2021
BR: Das Credo vom Schnee – Das Förder-Unwesen im Wintertourismus
DOSB: Klimawandel im Alpenraum: DAV fordert Umdenken
sid: Hochfilzen: Weltcup dank 10.000 Kubikmetern Kunstschnee gesichert

09.12.15:
The Guardian: ‚Fed up of being short-changed‘: the real reason Hamburg said no to the Olympics
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Hamburg ist kein Miniaturwunderland: Das Olympia-Votum ist eine klare Absage an Eventpolitik
Welt: CDU gibt Scholz die Schuld am Olympia-Aus
taz: Rio: Golfplatz im Naturschutzgebiet
sid: In Rio regiert der Rotstift
dpa: Bahn- und Mountainbike-Wettbewerbe bei Olympia 2020 nach Izu verlegt
Tages-Anzeiger: In Graubünden brennt die Olympia-Flamme wieder
sid: BBC: Französische Justiz ermittelt gegen IAAF wegen WM-Vergabe 2021
BBC: French probe Eugene 2021 World Championships decision by IAAF
NZZ: Im Fifa-Schatten: Weitherum nur Ödland
FAZ: Hörmanns Brief ohne Entschuldigung
Merkur: Bayerns Naturschützer wollen keinen künstlichen Schnee

08.12.15:
The Guardian: Rio Olympics linked to widespread human rights violations, report reveals
nolympia.de: Studie “Der gekaufte Winter” erschienen
SZ: Der gekaufte Winter – Umweltverbände fordern Ende der Subventionen für Schneekanonen
AZ: Schneekanonen-Irrsinn: So viel Energie wie ganz Nürnberg
nolympia-hamburg.de: Goodbye Olympia! Hello Besseres Leben!
fairspielen.de: Alles richtig gemacht und gescheitert – Soziale Motive des Neins zu Olympia
Die Zeit: Olympia in Hamburg: „Es ist kein Problem“
Welt: Warum das Volk nicht immer Recht hat
FAZ: Zwischen Pragmatismus und Moral
NZZ: Sanktionen gegen Kirsan Iljumschinow: König, Dame – und auch IS?
SZ: FC Bayern zieht es erneut nach Katar

07.12.15:
nolympia.de: Abwahl Hamburg 2024 (2): NOlympia-Abschiedsbeiträge
WDR, sport inside: Schuld sind immer die anderen
Hamburger Abendblatt: Hamburgs Olympia-Kampagne kostete wohl zehn Millionen Euro
sportspitze.de: Hörmanns verbale Axtschläge
FAZ: Hörmanns Hammer
SZ: Schriftlicher Konter: Digel fordert Entschuldigung
SZ: Hamburgs HafenCity, eine städtebauliche Erfolgsgeschichte
dpa: Hamburgs Nein und Doping-Sumpf: IOC nicht in Feierlaune
SZ: FBI nimmt Blatters neue Geheimnisse ins Visier
SpOn: FBI ermittelt gegen Blatter
FAZ: Jagdszenen mit dicken Fifa-Fischen
WDR, sport inside: Weißer Fleck
DLF: Oberharzer Schneelüge: Region setzt trotz Erderwärmung auf Skitourismus

06.12.15:
WamS: Die Woche danach
SZ: Liste mit Lücken
SZ: Sportbund-Präsident Hörmann kritisiert alle – nur nicht sich selbst
DLF: Nein zu Hamburg 2024: „Das tut mir besonders für unsere paralympischen Sportler leid.“
DLF: de Maizière: Keine Förderung mehr für Sportarten mit Dopingproblem?
Welt: Nach dem Hamburg-Desaster herrscht Angst im Sport
elbmelancholie.de: Die Nacholympische Woche
SZ: London: Das Vermächtnis von Olympia
SZ: Volksentscheide und Demokratie: Wer sind das Volk?
dpa: Witt zu Olympia-Bewerbung: Nicht beleidigt sein und aufgeben
BBC: Fifa: FBI probing Sepp Blatter role in 100m bribery scandal

05.12.15:
DLF: FIFA-Skandal“: Der Sumpf ist weltumspannend“
DLF: Ist Blatter Mitverschwörer Nummer 14?
FAZ: Die gierigen Enkel des João Havelange
DLF: Hörmann attackiert FIFA
FAZ: DOSB-Präsident erhebt schwere Vorwürfe
taz: Philosoph über Olympia-Bewerbung: „Es gab berechtigte Zweifel“

04.12.15:
SZ: Sportphilosoph Gebauer: „Olympia ist aus IOC-Sicht bei Autokraten bestens aufgehoben“
WiWo: Kluges Votum gegen Olympia
taz: Das Wunder von Hamburg
dpa: Große DOSB-Reform statt Olympia – «Kein Nachtreten»
dpa: Kein Empfang der deutschen Olympioniken in Hamburg
SZ: Loretta Lynch zeigt es der Fifa
FAZ: 16 Anklagen im Fifa-Skandal: „Sie werden uns nicht entkommen“
StZ: Deutscher Skiverband: „General“ mit Vergangenheit

03.12.15:
WAZ: „Hamburger Olympia-Nein ist nur logisch“
SZ: DOSB: „Tag der Klarheit“
SZ: Ihre Post zu Hamburgs Olympia-Bewerbung
kompass.im: Zuschauersport in der Krise
AP: Rio Games organizers cut air conditioning from budget
SpOn: Vor lauter Angst reformiert sich die Fifa
SpOn: Fahnder nehmen Fifa-Spitzenfunktionäre in Luxushotel fest
SpOn: Eingecheckt und eingelocht
NYT: FIFA corruption case brings another wave of pre-dawn arrests
US Department of Justice: Sixteen additional FIFA officials indicted for racketeering conspiracy and corruption
SZ: Wie Lord Coe durch den Sumpf schlingert
Merkur: Olympia-Skistadion Garmisch-Partenkirchen: Zurück in den Schoß der Gemeinde?
BR, quer: Zeitenwandel: Tourengehen statt Skizirkus

02.12.15:
interpool.tv: Hamburg 2024: Der nächste Olympia-Flop
Welt: Nach Olympia-Absage positioniert sich der Sport neu
sid: Budapest entscheidet sich gegen Referendum
Der Standard: Winterspiele in China, so sauber und rein wie Eis und Schnee
AP: Rio 2016: ‚Chance of infection very likely‘ after tests show extent of pollution
parlament.gv.at: Transparenz bei Sportgroßveranstaltungen
FAZ: Leichtathletik-WM: Weder Doha noch Eugene
Tagesspiegel: Joseph Blatter ist nur das Symptom
SZ: Fifa: Alles noch schlimmer
FAZ: Der DFB ist und bleibt eine Fußball-Behörde
sid: Dopingsperren für 26 italienische Leichtathleten beantragt
SZ: Klimawandel im Oberland: Der Tourismus schmilzt

01.12.15:
FAZ: Die deutsche Wirklichkeit: Es lebe der Sport
FAZ: Sportwissenschaftler Emrich: „Der Spitzensport muss sich neu bestimmen“
Zeit online: Zehn Ideen für ein neues Sportland
Berliner Zeitung: Olympia ist Zombie-Land
heise.de: Das Olympia-Debakel der Medien und Parteien
Welt: Olympia-Gegner: „Wir sind keine notorischen Nein-Sager“
fairspielen.de: Nach dem Olympia-Aus: Hamburger Sportchef beschimpft WählerInnen als uninformierte, irrationale Bauch-Bürger
ödp: ÖDP-Vize gratuliert Organisatoren von NOlympia
SZ: Olympischer Sport strickt die Dolchstoßlegende
Bloomberg: The first Olympic hurdle should be voter support
AP: Germany deals IOC and Bach a message: No thanks, to Olympics
BostInno: The Olympic brand is in trouble
FR: Keine Olympiade in Frankfurt
dpa: Ist die EM 2024 in Deutschland in Gefahr?
SpOn: Amnesty-Kritik an WM-Ausrichter Katar: „Blut, Schweiß und Tränen“
FAZ: Wanda mit Infront und Ironman: Chinas neuer Gigant fürs globale Sportgeschäft
FAZ: Freestyle-Skifahrer David Wise: „Im Extremfall reagieren wir mit Boykott“

weiter zur Presseschau für November 2015

Nov 302015
 
Zuletzt geändert am 14.12.2015 @ 20:52

Zuerst möchten wir von NOlympia die Hamburgerinnen und Hamburger und den dortigen olympischen Widerstand für die vernünftige Entscheidung vom 29.11.2015 ganz herzlich beglückwünschen. Bei 1.300.418 Wahlberechtigten ergab sich eine Wahlbeteiligung von 50,1 Prozent; bei 650.106 gültigen Stimmen votierten 51,6 Prozent (335.468) gegen Hamburg 2024: Und die meisten hatten per Briefwahl noch vor den Anschlägen in Paris abgestimmt.
Trotz des massiven Einsatz von Millionen Euro durch interessierte Wirtschaftskonzerne, der Handelskammer, der Parteien (außer Die Linke) und den gesamten Apparat des Stadtstaates Hamburg ist es nicht gelungen, die olympische 16-Tage-Milliarden-Party durchzusetzen. Ausschlaggebend waren neben diverser sportinterner Skandale (Fifa, WM-Vergabe 2006 an Deutschland, Leichtathletik-Korruption, System-Doping in Russland etc.) auch die völlig ungeklärte Finanzierung von Hamburg 2024 sowie die völlig unrealistischen Sicherheitskosten – und nicht zuletzt Hamburger Interna wie die unglaublich aufwendige Absiedlung der Hafenwirtschaft vom Kleinen Grasbrook.
Für die deutschen (und internationalen) Sportfunktionäre wäre es an der Zeit, zur Kenntnis zu nehmen, dass in der heutigen Zeit aus guten Gründen milliardenschwere Sport-Megaevents nicht mehr zu vermitteln sind. 

Im Folgenden einige Kommentare zur Abwahl von Hamburg 2024:

Olaf Scholz, Erster Bürgermeister, 29.11.2015, 21 Uhr Ortszeit: „Hamburg wird sich nicht um Olympische Spiele bewerben“ (Exner, Ulrich, „Deutschland und Olympia passen derzeit nicht zusammen“, in welt.de 29.11.2015).

Peter  Ahrens in spiegelonline: „Es gibt grundsätzlich in der Bevölkerung mittlerweile ein tief sitzendes Misstrauen gegen Olympische Spiele und Fußballweltmeisterschaften, diese Supertanker der Sportveranstaltungen. Ein Misstrauen, das sich die großen Sportverbände selbst hart erarbeitet haben. Die Fifa, das IOC, der Leichtathletik-Weltverband IAAF, der Radsportverband UCI, zuletzt gar der Saubermann unter den Verbänden, der Deutsche Fußball-Bund – sie haben mit ihrer absolutistischen Mentalität, die sie über Jahrzehnte praktiziert haben, jegliches Wohlwollen zerstört. Die Funktionäre haben alles dafür getan, den Eindruck zu erwecken, dass vor allem sie selbst – gemeinsam mit ein paar allmächtigen Großsponsoren – am Ende von solchen Events am meisten profitieren. (…) Der komplette organisierte Hochleistungssport ist durch die Verbände diskreditiert, und jetzt bekommen sie von den Bürgern dafür die Quittung. Nicht nur in Hamburg, zuvor in München und Berchtesgaden, aber auch in Oslo, in Toronto, in Boston. Überall dort, wo sich Bürger gegen Spiele ausgesprochen haben“ (Ahrens, Peter, Die Quittung, in spiegelonline 29.11.2015).

Jens Weinreich: „David hat gegen Goliath gesiegt. 51,6 Prozent oder 335.638 Abstimmungsberechtigte stimmten dagegen – 48,4 Prozent oder 314.468 dafür. Das ist ein Hammer. Ich verneige mich vor der Olympia-Opposition, vor Walter Scheuerl, vor den NOlympia-Aktivisten, vor NOlympia Hamburg und vielen anderen, die sich als wahre Demokraten erwiesen und unfassbar hartnäckig gekämpft haben. Respekt.8. ..) Lasst Euch nichts einreden, liebe Leute, nicht destruktive, sondern mündige Bürger haben in Hamburg gegen die Propagandamaschine von Sport, Politik, Medien und Wirtschaft obsiegt“ (Weinreich; Jens, Das Nein für Hamburg 2024 und andere demokratische Regungen: die Parallelgesellschaft Sport kann die Signale immer noch nicht deuten, in jensweinreich.de 29.11.2015).

Michael Reinsch in faz.net: „Noch weniger aber als Politik und Politikern scheint die Öffentlichkeit dem Sport und ihren Vertretern zu glauben. Das dürfte weniger Alfons Hörmann betreffen, den Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbund. Er setzte den Kandidaten Hamburg anstelle des Kandidaten Berlin durch. Vielmehr richtet sich der Blick auf seinen Vorgänger Thomas Bach. Ihn, den Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, holt die Ablehnung der Kandidatur Münchens um die Winterspiele 2018 ein. Weder als erster Mann des deutschen Sports noch als Nummer eins des Weltsports konnte er die Sportbegeisterung seiner Landsleute in eine Bewerbung ummünzen. Wie auch? Ob systematisches Doping im russischen Sport, ob eine erpresserische Verbandsspitze in der Welt-Leichathletik, ob korrupte Fußball-Funktionäre in Handschellen oder dubiose Millionenzahlungen im Zusammenhang mit dem Sommermärchen 2006: So wie Vielfalt und Faszination des Sports sich bei Olympischen Spielen auf siebzehn Wettkampftage verdichten, konzentrieren sich Abscheu und Misstrauen gegenüber dem Sport auf die Organisation im Zeichen der Ringe, den Milliarden-Konzern IOC“ (Reinsch, Michael, Der Traum ist gestorben, in faz.net 29.11.2015).

Alfons Sportdeutschland-Hörmann, DOSB-Präsident: „Wir sind mit Hamburg aufgebrochen, um Sportdeutschland neue Perspektiven zu geben – diese Chance für die nächste Generation ist nun nicht gegeben. Unser Ziel ist es nun, Sportdeutschland ohne die Vision der Olympischen Spiele weiterzuentwicklen. Auf diesem Weg haben wir nun tendenziell mit Gegenwind anzutreten“ (Blog: Das war der Tag des Olympia-Referendums, in ndr.de 29.11.2015). – „Für Sport-Deutschland stellt der heutige Tag einen herben Rückschlag und Tiefschlag dar“ (Lange Gesichter bei Hamburgs Befürwortern, in faz.net 29.11.2015).

Zu Hörmanns „Sport-Deutschland“ Volker Heise in der Berliner Zeitung: „Am Sonntag ist ein neues Land aufgetaucht. Es heißt Sport-Deutschland, und sein Präsident ist Alfons Hörmann. Er führt den Deutschen Olympischen Sport-Bund (DOSB) an und trägt Trauer. Die Niederlage von Hamburg sitzt tief. Sie lässt die Bürger seines Landes bittere Tränen weinen. Vielleicht heulen aber auch nur die Funktionäre. Sport-Deutschland ist ihre Erfindung. Sport-Deutschland ist auf keiner Landkarte verzeichnet. Manche munkeln, es wäre ein Paralleluniversum, das sich neben dem richtigen Deutschland gebildet hätte. (…) Wenn Sport-Deutschland aber ein Paralleluniversum ist, dann muss das Internationale Olympische Komitee (IOC) eine nebelverhangene Insel sein, die zwar längst untergegangen ist, aber trotzdem weiterlebt. (…) Und Alfons Hörmann bemerkt eingeschnappt, dass die olympische Idee und Deutschland im Moment wohl nicht zusammenpassen. Dabei dürfte eher die olympische Idee das IOC verlassen und alles Leben mitgenommen haben. Olympia ist Zombie-Land geworden, eine Welt der Untoten. Da helfen auch keine Tränen mehr“ (Heise, Volker, Olympia ist Zombie-Land, in berliner-zeitung.de 1.12.2015).

Peter Burghardt in der SZ: „Jubeln konnte am Ende nur die Nein-Fraktion, angeführt von den Linken und anderen Gruppen. Florian Kasiske von der Initiative NOlympia freut sich, ‚dass so viele Hamburger für eine andere Stadtentwicklung gestimmt haben“ (Burghardt, Peter, Hamburg sagt Nein, in SZ 30.11.2015).

Benjamin Knaack in spiegelonline: „Wer fragt, der bekommt eine Antwort. Und eine demokratische Entscheidung müssen alle akzeptieren. Jetzt dagegen zu pöbeln, ist sinnlos. Ebenso die Analyse von Hamburgs Sportbundchef Jürgen Mantell, der den Wählerinnen und Wählern die Fähigkeit abzusprechen versuchte, eine abgewogene, durchdachte Wahl getroffen zu haben: ‚Das war keine rationale Entscheidung, sondern eine aus dem Bauch heraus.‘ Vielleicht trifft das eher auf Mantells Analyse zu, denn auf das Abstimmungsverhalten der Hamburger. Die Wahl ist entschieden. Nun müssen die richtigen Lehren gezogen werden. Im Hamburger Rathaus. In der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt, dem Sitz des Deutschen Olympischen Sportbundes. Vor allem aber in der IOC-Hauptzentrale in Lausanne. Letztere hat jedoch schon viele Schüsse nicht gehört. Nicht den aus München, nicht den aus Oslo, nicht den aus Boston. Ob das diesmal anders sein wird?“ (Knaack, Benjamin, Wer fragt, muss mit der Antwort leben, in spiegelonline 30.11.2015).

Dirk Seifert zu den Äußerungen von Jürgen Mantell, Präsident des des Hamburger Sportbundes: „Im Abendblatt ist zu lesen: ‚Alle diejenigen, die dagegen sind, und die Fragen hatten, hätten sich ja informieren können‘, sagte Mantell beim Fernsehsender Hamburg1. ‚Mein Eindruck ist: Sie haben sich nicht informiert. (…) Und dann muss man auch darüber nachdenken, was denn eigentlich das Verhältnis zwischen unserer parlamentarischen Demokratie ist und was Volksentscheide anbelangt.‘ Und weiter: „Ich kann das sagen, auch wenn ich hier als Sportbundpräsident bin, aber ich habe früher gekämpft für direkte Demokratie. Ich habe das Gefühl, wir müssen darüber nachdenken, ob nicht der Eindruck entsteht, als ob die direkte Demokratie eine rationalere Entscheidung ermöglicht als der abwägende, transparente Prozess in den Parlamenten. Diese Entscheidung hier war eine, die war nicht rational geprägt, sondern sie war aus dem Bauch geprägt, aus einer Antihaltung gegenüber allem, was der Staat macht, und das macht mich traurig.‘ Diese Reaktion ist schlicht und einfach skandalös und von einer unglaublichen Mißachtung gegenüber den WählerInnen geprägt. Es wäre zu wünschen, wenn nicht nur im Hamburger Sportbund dieser Vorsitzende aufgefordert wird, derartig abfällige Wählerbeschimpfungen umgehend einzustellen und sich dafür mindestens bei den HamburgerInnen zu entschuldigen!“ (Seifert, Dirk, Hamburger Sportchef beschimpft WählerInnen als uninformierte, irrationale Bauch-Bürger, in fairspielen.de 1.12.2015).

NOlympia Hamburg: „NOlympia Hamburg freut sich über das sich klare Ergebnis des Referendums. Trotz einer millionenschweren vom Senat begünstigten Werbekampagne der ‚Feuer und Flamme’-GmbH und ihrer Medienpartner hat das Pro-Olympia-Lager keine Mehrheit erreicht. (…) Die NOlympia-Aktivistin Marie Behr sagt: ‚Der Senat konnte die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger nicht von seinem Olympiakonzept überzeugen: zu gigantisch, zu wackelig finanziert und zu wenig Nutzen für die Bevölkerung'“ (Es wird keine Olympischen spiele in Hamburg geben, in www.nolympia-hamburg.de 30.11.2015).

René Hofmann in der SZ: „Nach dem Nein für Winterspiele in München hat sich der organisierte Sport nun schon die zweite donnernde Absage bei der Bevölkerung eingehandelt. Diese wird lange nachhallen. Olympia in Deutschland – auf Sicht ist diese Idee zu begraben. All den Sportarten, denen sich nur alle vier Jahre eine große Bühne bietet, muss das einen Schrecken einjagen. Und auch IOC-Präsident Thomas Bach kann das Votum nicht gefallen. Es zeigt, dass sein Programm zur Reformierung des Internationalen Olympischen Komitees nicht überzeugt“ (Hofmann, René, Donnernde Absage, in SZ 30.11.2015).

Oliver Fritsch in zeit.de: „Doch der entscheidende Grund war das Misstrauen der Bürger gegenüber  dem Sport. Das wohlverdiente Misstrauen, muss man sagen. Einigen Insidern ist schon lange klar, dass der Sport eine vordemokratische Institution ist. Unter Werten verstehen sie die Nullen vor dem Komma. Teilweise muss man von organisierter Kriminalität sprechen, wie bei der Fifa. Dieses Wissen über den Saustall Sport ist inzwischen beim Publikum angekommen. Der jüngste Saustall ist das Staatsdoping in Russland“ (Fritsch, Oliver, Olympia in Hamburg: Neue Köpfe braucht das Sportland, in zeit.de 30.11.2015).

Stefan Giannakoulis in n-tv.de: „Doch die Ursachen für die Ablehnung liegen im organisierten Sport selbst. An seiner schlechten Reputation hat er jahrelang hart gearbeitet. Wenn auch das Ergebnis des Referendums als Überraschung gilt: Ein Wunder ist es nicht. Der Sport steckt nicht erst seit gestern in einer Glaubwürdigkeitskrise. Und er sollte damit beginnen, diese Signale ernst zu nehmen. (…) Wir erleben Zeiten, in denen Funktionäre des Weltfußballverbandes ins Gefängnis müssen und gesperrt werden; Zeiten, in denen selbst der angeblich so saubere DFB seine Affäre hat; Zeiten, in denen Skandale, Korruption und Vetternwirtschaft die Verbände verseuchen; Zeiten, in denen russische Leichtathleten nicht mehr mitmachen dürfen, weil sie über Jahre flächendeckend und organisiert gedopt haben. In diesen Zeiten ist das einzig Gesunde das Misstrauen der Bevölkerung gegenüber sportlichen Megaveranstaltungen“ (Giannakoulis, Stefan, Das ist kein Nein zu Olympia, in n-tv.de 30.11.2015).

Christian Spiller in zeit.de: „Michael Vesper sah schlecht aus. Kleine Augen, belegte Stimme, es muss eine kurze Nacht gewesen sein, diese Nacht nach dem überraschenden Olympia-Nein der Hamburger. „Damit ist das Projekt gestorben“, sagte der Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im ARD-Morgenmagazin und machte das entsprechende Gesicht dazu. Selbst den obligatorischen Durchhaltephrasen war die Qual anzumerken. (…) Noch in der Nacht spotteten die ersten, der DOSB müsste sich eigentlich umbenennen. DNOSB, Deutscher Nichtolympischer Sportbund, würde doch besser passen. Es war bereits die vierte gescheiterte deutsche Bewerbung für die Spiele seit den Neunzigern. Berlin 2000, Leipzig 2012 und München 2018 ließ das IOC durchfallen, München 2022 und Hamburg 2024 wurde schon eine Runde vorher gestoppt. Von den Bürgern, die keine Lust hatten auf die teure Party in ihrem Vorgarten. (…) Die Entscheidung ist vor allem eine Backpfeife für die Sportverbände und Funktionäre. Die Herren Blatter, Platini, Beckenbauer, Niersbach, Diack und Coe haben als unfreiwillige Testimonials für die Nolympia-Bewegung ganze Arbeit geleistet. Das IOC bekommt zum wiederholten Male von Demokraten gesagt: Wir wollen euch nicht! Doch man muss kein Utopist sein, um vorherzusehen, dass bei den Männern um Thomas Bach ein Lerneffekt auch dieses Mal ausbleiben wird“ (Spiller, Christian, Nein zu Olympia: Game over? in zeit.de 30.11.2015).

Dirk Seifert in fairspielen.de zur Rolle der Hamburger Grünen: „… und kommen wir zu den Grünen: Im Vorfeld der Bürgerschaftswahlen ein sehr taktisches ‚Ja, aber‘. Danach, als Partner einer SPD im Senat eine zweite Bürgermeisterin, die auf der Präsentation der Hamburger Bewerbung beim DOSB mit einem klaren, eindeutigen und im Grunde bedingungslosem Votum für die Hamburger Bewerbung eintritt. Geradezu symbiotisch die Stellungnahmen der Fraktionsvorsitzenden von SPD und Grünen nach der Entscheidung für Hamburg statt Berlin als deutsche Bewerberstadt. Niemand möge vergessen, dass der DOSB-Geschäftsführer Michael Vesper mal gewichtiger Grüner Minister in NRW war! Während ein rundes Drittel der Grünen skeptisch bleibt, was die Olympia-Bewerbung angeht, tragen die Spitzen der Grünen alle Entscheidungen mit. Vom fragwürdigen Referendum mit der Verfassungsänderung bis hin zu den Mängeln in der Informationslage zum Referendum. Auch das Nein der Jugendorganisation der Grünen wird galant mit Unterstützung der Medien weitgehend ignoriert. An – vielzuvielen Stellen – sind wir den ‚Pragmatismus‘ der ’neuen‘ Grünen gewöhnt. Darf man Fragen: Hat das Scheitern personelle Konsequenzen? Ich denke: ja!“ (Seifert, Dirk, Olympia in Hamburg scheitert an sich selbst, in fairspielen.de 30.11.2015).

Peter Burghardt in sueddeutsche.de: „Wichtiger allerdings ist die Erkenntnis, dass der deutsche Bürgersinn funktioniert. Bürgersinn heißt, nicht alles zu akzeptieren, was einem Politik, Wirtschaft oder Sport vorsetzen; Bürgersinn heißt, seine Meinung friedlich zur Geltung zu bringen. Bei Debatten, bei Wahlen – oder eben bei so einem Referendum. Man nützt seine Stimme, und die Mehrzahl der Stimmen setzt sich durch. So funktioniert lebendige Demokratie. Das Gegenteil ist jene Politikverdrossenheit, über die so viel gejammert wird und die obskure Protestparteien stärkt. (…) Eine gewaltige Werbekampagne überzog die Stadt, so als hänge deren Zukunft an diesem Sportfest. Und es hätte ja beinahe auch funktioniert: 48 Prozent der Abstimmenden folgten der Vision, die tatsächlich schön anzusehen war. Aber die Strategen haben die Gesamtstimmung unterschätzt. (…) Hamburgs Votum ist keine Blamage. Es ist die Meinung einer knappen Mehrheit. Hamburg bleibt eine schöne, attraktive Stadt – die sich ohne Olympia vielleicht umso besser entwickeln kann“ (Burghardt, Peter,  Der Reiz der fünf Ringe verblasst, in sueddeutsche.de 30.11.2015).

Christoph Kapalschinski in handelsblatt.com: „Deutschland zieht zum zweiten Mal seine Olympia-Bewerbung zurück. Nach den Münchenern haben nun die Hamburger Nein gesagt. Aus guten Gründen. Denn Olympia ist kaum finanzierbar – und eine Angelegenheit mit unklarem Nutzen. (…) Vielleicht denkt irgendwann auch das IOC wirklich um und macht aus seinem Giga-Event wirklich wieder ein nettes Sportfest. Bislang sind den schönen Absichtserklärungen zu Bescheidenheit keine Taten gefolgt. Daher ist es ein richtiges Signal, wenn Deutschland zeigt: Wir wollen kein Milliardengrab Olympia. Also, jetzt bitte keine Diskussion um Berlin 2028 oder Frankfurt 2032. Steckt die Milliarden lieber in den gelebten Sport“ (Kapalschinski, Christoph, Gut so! in handelsblatt.com 30.11.2015).

Johannes Aumüller und Thomas Kistner in der SZ: „Das Referendum gleiche einem ‚Dolchstoß für die Entwicklung des Hochleistungs- und Breitensports unterhalb des Fußballs in Deutschland‘, sagte der Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes, Thomas Krohne“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Die Dolchstoß-Legende, in SZ 1.12.2015).

Nolympia-Hamburg-Aktivist Ulf Treger zum Erfolg der NOlympia-Kampagne, die weniger als 5.000 Euro zur Verfügung hatte: „Ich glaube, dass das oft sehr siegesgewisse Auftreten der Spiele-Berfürworter und die überall in der Stadt plakatierten Slogans zu viel waren. Die Bürger sind eher misstrauisch geworden und haben sich gefragt: Woher kommt das Geld für diese riesige Werbekampagne? Der Fokus der Kampagne auf den Emotionen ist nicht aufgegangen und konnte die inhaltlichen Schwächen der Bewerbung nicht überdecken“ (Woldin, Philipp, „Wir sind keine notorischen Nein-Sager“, in welt.de 1.12.2015).

Exkurs Dolchstoßlegende: „Die Dolchstoßlegende (auch Dolchstoßlüge) war eine von der deutschen Obersten Heeresleitung (OHL) in die Welt gesetzte Verschwörungstheorie, die die Schuld an der von ihr verantworteten militärischen Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg vor allem auf die Sozialdemokratie und andere demokratische Politiker abwälzen sollte. Sie besagte, das deutsche Heer sei im Weltkrieg ‚im Felde unbesiegt‘ geblieben und habe erst durch oppositionelle ‚vaterlandslose‘ Zivilisten aus der Heimat einen ‚Dolchstoß von hinten‘ erhalten. Antisemiten verknüpften ‚innere‘ und ‚äußere Reichsfeinde‘ dabei zusätzlich mit dem Trugbild vom ‚internationalen Judentum‘. Diese Legende diente deutschnationalen, völkischen und anderen rechtsextremen Gruppen und Parteien zur Propaganda gegen die Ziele der Novemberrevolution, die Auflagen des Versailler Vertrags, die Linksparteien, die ersten Regierungskoalitionen der Weimarer Republik und die Weimarer Verfassung. Sie gilt in der Zeitgeschichte als bewusst konstruierte Geschichtsfälschung und Rechtfertigungsideologie der militärischen und nationalkonservativen Eliten des Kaiserreichs. Sie lieferte dem Nationalsozialismus wesentliche Argumente und begünstigte seinen Aufstieg entscheidend“ (Wikipedia; Hervorhebung WZ).

Aumüller und Kistner weiter: „Ein Kernargument aber benannte kaum jemand: das System Sport. Die Sportpolitik, das dreiste Treiben mancher Funktionäre und das wachsende Unbehagen, das die Menschen mit diesen autonomen Zirkeln haben. Dabei ist dieses Unbehagen längst mit Händen zu greifen. (…) Die Geschichte des deutschen Olympia-Scheiterns ist aber auch die Geschichte des Mannes, der an der Spitze des sportpolitische Systems steht. Thomas Bach. Bei allen sechs deutschen Kandidaturen war er in unterschiedlichen Rollen präsent. Wie heikel bei einem Olympier, der zum Throne strebt, so eine sportpolitische Interessenskonstellation aussehen kann, zeigte Münchens Kandidatur 2018. Sie war von Anfang an aussichtslos, weil klar war, dass Pyeongchang im dritten Anlauf den Zuschlag erhalten würde. Aber Münchens Kandidatur passte besser in Bachs Pläne als eine durchaus aussichtsreiche Kandidatur für die Sommerspiele 2020 – denn die wurden auf derselben Session vergeben, auf der sich Bach zum IOC-Chef wählen ließ. Und zwei deutsche Sieger, das ist im Weltsport ausgeschlossen. Hamburgs Nein kommentierte Bach am Montag mit den Worten: ‚Wir sehen darin eine verpasste Chance für Hamburg und Deutschland.‘ Aber auch für den IOC-Chef ist das Votum alles andere als ein Vertrauensbeweis. (…) Und wie geht es weiter mit dem Thema Deutschland und Olympia? Nach dem Hamburg-Votum dürfte sich für 2028 jede Debatte verbieten. Pläne für eine weitere rasche Kandidatur ließen sich der Bevölkerung nicht vermitteln. Dazu passt auch die IOC-Perspektive. Ein Nein aus demokratischen Gesellschaften ist für dessen Mitglieder zwar nichts Neues mehr; aber dass ein Sportland wie Deutschland binnen zweier Jahre erst für den Winter und dann für den Sommer die Spiele ablehnt, dürften viele Olympier auch sehr persönlich nehmen“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Die Dolchstoß-Legende, in SZ 1.12.2015).

Aus einem Kommentar von Harald Neuber in Heise Medien zu Medien und Hamburg 2024: „Das ZDF etwa stellte eine eigene Umfrage mit einer angeblich 56-prozentigen Befürwortung am Abstimmungstag quasi schon als Endergebnis dar… Die Sensibilität, Politik breiter als Parteienmeinungen wahrzunehmen, hatten die meisten Medien nicht. Sie haben damit am Sonntag ebenso verloren, weil sie mehrheitlich eine These bestätigt haben, die im medienkritischen Diskurs mit zunehmender Vehemenz vertreten wird: eine zu starke Nähe zur Macht, zu wenig Unabhängigkeit. Das ist das eigentliche Debakel, das Desaster und die Katastrophe: die vehemente Frontstellung, die Arroganz gegen eine Stadt, die mehr Demokratie gewagt hat als Parteien und Medien ihr zugestanden haben. Eigentlich eine schöne Lehre von der Waterkant“ (Neuber, Harald, Das Olympia-Debakel der Medien und Parteien, in heise.de 1.12.2015).

Associated Press: Deutschland sendet dem IOC und Bach eine Botschaft: Nein Danke zu Olympischen Spielen. „Wieder einmal haben Deutschlands Wähler eine brutale und ernüchternde Botschaft an die olympische Bewegung geschickt: Nein Danke. Die Zurückweisung von Hamburgs Bewerbung für die Olympischen Spiele 2024 durch ein Referendum sandte ein weiteres klares Signal, dass das IOC noch viel Arbeit zu leisten hat, um Städte zu überzeugen, dass die Austragung der Spiele ein Segen und keine Last ist. (…) Die deutsche Abstimmung ist auch ein heftiger Schlag gegen das IOC-Programm „Agenda 2020″, das entworfen wurde, um die Bewerbung und Austragung der Spiele flexibler und billiger zu machen. (…) Die gute Nachricht für das IOC: Keiner der vier verbleibenden Bewerber hat angekündigt, ein Referendum abzuhalten“ (Germany deals IOC and Bach a message: No thanks, to Olympics, in sltrib.com 1.12.2015).

„Die Olympische Marke ist in Schwierigkeiten“ (The Olympic Brand is in Trouble, in bostinno.streetwise.com 1.12.2015). „Es stellt sich heraus, dass die Zurückweisung der Olympischen Spiele 2024 von Boston keine Anomalie war. Wie sich erneut bei der Zurückweisung von Hamburg 2024 durch ein Referendum gezeigt hat, sind Olympische Spiele kein Selbstläufer mehr. (…) Hamburg, das die Bewerbung 2024 abwählte, ist nicht einmal die erste Stadt, die sich den Bewerbungsprozess des IOC entschied. München hat sich ebenfalls über ein Referendum entschieden, sich nicht für die Olympischen Winterspiele 2022 zu bewerben. (…) Die sogenannte ‚Olympische Agenda 2020-Reformen‘ haben nicht Wurzeln schlagen können“ (Ebenda).

Leonid Bershidsky in BloombergView: „Keiner der verbleibenden Bewerber – Paris, Rom, Budapest und los Angeles – plant, ein Referendum abzuhalten. Sie sollten es aber. Es ist schade, dass diese Prozedur kein Teil der IOC-‚Olympic Agenda 2020‘ ist…“ (Bershidsky, Leonid, The First Olympic Hurdle Should Be Voter Support, in blombergview.com 1.12.2015).

Johannes Aumüller zur Aufarbeitung der Hamburg-2024-Niederlage durch den DOSB in sueddeutsche.de: „Die DOSB-Frontmänner sagen zwar, sie hinterfragten ihre Arbeit, aber einen konkreten Fehler räumen sie bisher nicht ein“ (Aumüller, Johannes, „Tag der Klarheit“, in sueddeutsche.de 3.12.2015).

René Hofmann zu theoretisch notwendigen Diskussionen auf dem DOSB-Mitgliederversammlung in sueddeutsche.de: „Hamburgs Nein und die Folgen: Das ist das große Thema an diesem Samstag in Hannover. Bei der obligatorischen Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes wird es das große Scherbengericht geben: Wieso lehnten die Hamburger Bürger eine Olympiabewerbung ab? Wieso drang der organisierte Sport nach der Abfuhr, die er sich 2013 mit Blick auf Winterspiele in München, Garmisch-Partenkirchen, Traunstein und Berchtesgaden eingehandelt hatte, auch im Norden mit seinem Werben um Sommerspiele nicht durch? Und welche Konsequenzen sollte er daraus ziehen? (…) Die Olympia-Ablehnung hat eine breite Basis, und sie geht quer durch alle Schichten: Diese Botschaft muss alle Sportpolitiker und jeden Sportfunktionär alarmieren und jeden Profi-Sportler beschäftigen. Sie zeigt, dass womöglich weit mehr verloren gegangen ist als ein Bürgervotum“ (Hofmann, René, Geist sucht Gesichter, in sueddeutsche.de 5.12.2015).
Aber der DOSB spielte „sportbusiness as usual“:

DOSB-Mitgliederversammlung feiert Hörmann. „Sechs Tage nach dem Scheitern der Hamburger Olympia-Bewerbung sicherte sich Hörmann mit seinem sportpolitischen Rundumschlag die Rückendeckung der Mitglieder und wurde mit Standing Ovations gefeiert. Selbstkritik war hingegen kaum zu hören. (…) Besonders attackierte Hörmann den Fußball-Weltverband Fifa und seinen suspendierten Präsidenten Joseph Blatter. (…) Selbstkritik übte er nach dem ‚Schlag in die Magengrube‘ in Hamburg kaum. ‚Ich würde es wieder tun, und ich würde es gleich tun‘ sagte Hörmann“ (Hörmann attackiert die Fifa und wird gefeiert, in spiegelonline 5.12.2015).

Hamburg-2024-Countdown-Uhr läuft rückwärts. Aus einem Tagebuch von Philipp Woldin in welt.de: „Die Countdown-Uhr auf dem Rathausmarkt, in der seit Monaten die Zeit bis zum Referendum rückwärts lief, hat einfach von vorne angefangen. In 9999 Tagen, zeigt sie an, geht das Referendum wieder zu Ende. Gut 27 Jahre sind es bis dahin, eine ganze Generation hat im Rathaus das Sagen, die Olympiasieger der Zukunft sind noch nicht einmal geboren. Vielleicht wagen sie es dann ja noch einmal. Hundert Meter weiter im Rathaus hat die Generation 2015 zehn Stunden zuvor ihre Mission für beendet erklären müssen, schmale Politikergesichter auf der Rathaustreppe mussten eingestehen, dass das Volk sich mit knapper  Mehrheit gegen eine Bewerbung Hamburgs für die Olympischen Sommerspiele 2024 entschieden hat. Die geplanten Siegerpartys fallen aus, es feiern nur spontan die erstaunten Olympiegegner“ (Woldin, Philipp, Die Woche danach, in welt.de 6.12.2015).

Hörmann und „Mutti“. Die Aufarbeitung der Niederlage von Hamburg 2024 am 29.11.2015 sah seitens des sichtlich um Ablenkung bemühte DOSB-Präsidenten Alfons Hörmann so aus: Schuld waren Fifa/Blatter, der DFB und sein früherer Präsident Theo Zwanziger, der Internationale Leichtathletik-Verband IAAF und dessen früheres deutsches Council-Mitglied Helmut Digel. Schuld war nicht: der DOSB. „DLV-Präsident Clemens Prokop war ‚irritiert‘. Rund um den Dopingskandal hätte die deutsche Leichtathletik so viele Initiativen ergriffen, ‚dass ich nicht ins IAAF-Council gewählt wurde‘. An Hörmann gab er die Frage zurück: ‚Welche Initiativen hat der DOSB beim IOC gestartet, um aufzuklären, welche weiteren Sportarten von Russlands Dopingsumpf betroffen sind?'“ (Aumüller, Johannes, Mutti und andere Schufte, in SZ 7.12.2015). Außerdem arbeitete sich Hörmann, an der Politik ab und beklagte mangelnde Unterstützung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble und der Bundeskanzlerin selbst. Bundesinnenminister Thomas de Maizière sprach mit Hörmann am Freitagabend vor der Delegiertenversammlung darüber: „In der Rede am Samstag sparte Hörmann das Thema aus, aber es gab einen Videogruß des Hamburger Unternehmers und Bewerbungs-Unterstützers Alexander Otto, in dem es hieß: ‚Von Angela Merkel hätten wir uns ein bisschen mehr erwünscht.‘ Die Versammlung quittierte das mit Applaus. Hörmann sagte auf Nachfrage, ‚die aktive Unterstützung der Kanzlerin in Form von Beteiligung vor Ort‘ habe leider nicht stattgefunden“ (Ebenda).
So sieht die Aufarbeitung der Niederlage vom 29.11.2015 aus: weiter so, DOSB.
Digel forderte daraufhin eine Entschuldigung von Hörmann: Er, Digel, habe den Kampf gegen Doping als „Lebensaufgabe“ betrachtet. Theo Zwanziger äußerte über Hörmann: „Wenn er Charakter hätte, würde er sich entschuldigen“ (Digel fordert Entschuldigung, in SZ 8.12.2015). Hörmann schrieb daraufhin einen persönlichen Brief an Digel – und lehnte eine Entschuldigung glatt ab (Becker, Christoph, Hörmanns Brief ohne Entschuldigung, in faz.net 9.12.2015).

In einem Kommentar in der SZ äußerte Johannes Aumüller, es fehlten mindestens zwei Namen von Schuldigen: „Der erste lautet: Alfons Hörmann. Der deutsche Sport fiel seit dessen Amtsübernahme vor zwei Jahren nicht gerade dadurch auf, Missstände im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zu benennen oder zu bekämpfen. Hörmann selbst akzeptierte einen aus einer früheren Tätigkeit rührenden Bußgeldbescheid über 150 000 Euro wegen Kartell-Absprachen. Also ein Verstoß gegen das Wettkampfprinzip, das auch ein Grundwert des Sports ist. Auch saß beziehungsweise sitzt er im Vorstand von Biathlon- und Ski-Weltverband. Das sind Sportarten mit chronischen Dopingproblemen. Der zweite Name, den Hörmann aussparte: Thomas Bach. Mehr als jeder andere verkörpert er das internationale sportpolitische System der vergangenen Jahrzehnte. Seit zwei Jahren steht er als IOC-Chef an dessen Spitze. Ein Vorwurf an Funktionäre, sie hätten zu wenig mitbekommen oder unternommen, muss sich auch und erst recht an Bach richten. Zahlreiche Personen, um die es bei den Machenschaften von Fifa und IAAF jetzt geht, gehörten oder gehören zu seiner Ringe-Familie“ (Aumüller, Johannes, Liste mit Lücken, in SZ 7.12.2015).

Aus einem Kommentar von Michael Reinsch in faz.net zu Aussagen von DOSB-Präsident Alfons Hörmann auf der Mitgliederversammlung am 5.12.2015: „Doch leider sprach der Bayer in Hannover rhetorisch im Bierzelt-Modus. So unterband er Kritik an seiner Person und machte aus der Enttäuschung von Hamburg ein
‚Jetzt erst recht!‘. Womöglich hat er den deutschen Sport so einhellig hinter sich gebracht. Doch Hörmann schoss weit über das Ziel hinaus. Neben Schäuble bekam auch die Kanzlerin – ‚Mutti ist schuld‘ – ihr Fett weg. Die Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages erfuhr, dass Hörmann getönt habe, sie schanze einem Studienfreund Millionen zu; in der Sache geht es um die Förderung eines sportwissenschaftlichen Projektes, das Hörmann ablehnt, für das aber der Haushaltsausschuss des Bundestages Geld locker gemacht hat“ (Reinsch, Michael, Hörmanns Hammer, in faz.net 7.12.2015).

DPA: IOS nicht in Feierlaune. „Wenn Thomas Bach von Dienstag an ein letztes Mal für 2015 die IOC-Exekutive zusammenruft, ist seine Agenda 2020 exakt ein Jahr alt. Feierstimmung dürfte in Lausanne am Sitz des Internationalen Olympischen Komitees aber kaum aufkommen. Das Nein im Hamburger Referendum zu Olympischen Spielen 2024 beweist, dass das Reformprogramm des IOC beim Bürger noch nicht so recht angekommen ist. (…) Der Fußball auf der einen, dazu die schwer in Verruf geratene olympische Kernsportart Leichtathletik auf der anderen Seite lassen derzeit kaum Raum für Positiv-Schlagzeilen. Zwar sei die Suspendierung der russischen Leichtathletik wegen des scheinbar flächendeckenden Dopingsystems laut Bach „nicht Sache des IOC“. Acht Monate vor den Sommerspielen bleibt das IOC von dem Skandal aber kaum unberührt. Zumal auch die Läufer-Großmacht Kenia Dopingfälle en masse produziert hat“ (Hamburgs Nein und Doping-Sumpf: IOC nicht in Feierlaune, in sueddeutsche.de 7.12.2015).

Robert Kempe im WDR: „Nach dem verlorenen Olympia-Referendum in Hamburg steht der deutsche Sport vor einem Scherbenhaufen. Für eine erneute deutsche Olympiabewerbung dürfte es auf längere Sicht schwierig werden. Zu groß ist das Misstrauen der Bevölkerung in den organisierten Sport. (…) Die Verantwortlichen suchen die Schuld für das Olympia-Aus aber vor allem bei anderen: Etwa der FIFA oder dem Dopingskandal um die russischen Leichtathleten. Der organisierte Sport in Deutschland hat aus seiner Sicht kaum Fehler gemacht. Gelitten hat durch das ‚Nein‘ der Hamburger Bürger aber auch die Agenda 2020 des deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach – und ob bis zur Olympiawahl 2017 wirklich noch die vier verbliebenen Städte Rom, Budapest, Paris und Los Angeles dabei sind, ist nicht sicher“ (Kempe, Robert, Schuld sind immer die anderen, in wdr.de 7.12.2015).

Katarina Witt zur Niederlage Hamburg 2024. Die frühere Eisläuferin Witt sprach sich für eine eine erneute deutsche Olympia-Bewerbung aus und sagte der Bild am Sonntag: „Vor 300 000 Nein-Sagern, die in Hamburg gegen Olympia gestimmt haben, dürfen wir doch nicht kapitulieren“ (DPA, Witt zu Olympia-Bewerbung: Nicht beleidigt sein und aufgeben, in zeit.de 6.12.2015). Auch sollte künftig die Bevölkerung nicht mehr gefragt werden: „Reicht es nicht, wenn in der Demokratie Volksvertreter gewählt sind und sie dann entscheiden?“ (Ebenda).

Anno Hecker in faz.net: „Dem kritischen Blick auf Digel müsste konsequenterweise eine Betrachtung der Kollegen in und aus Deutschland folgen. Ihr erfolgreichster, Thomas Bach, hat es an die Spitze des Internationalen Olympischen Komitees geschafft. Auch er stammt aus dem Land, in dem Doping in den vergangenen fünfzig Jahren entwickelt, auch an Minderjährigen vorgenommen, hier brutal gefördert und dort zumindest schulterzuckend geduldet wurde. Gehört er damit in die Reihe von Funktionären, die es, in der Diktion Hörmanns, wissen, wenigstens hätten ahnen müssen? Es gibt zu viele, die weder aufstanden noch protestierten. Heuchler, Gutgläubige, Betrüger, Athleten-Verführer, Sportvergifter. Die Liste ist lang. (…) Der DOSB-Chef (Hörmann; WZ) saß, wie Leichtathleten nun süffisant anmerken, einst als Präsident des Deutschen Ski-Verbandes in der Exekutive der internationalen Organisation, fiel aber nicht als offensiver Manipulations-Gegner auf. Obwohl es Doping-Fälle und handfeste Manipulations-Skandale zuhauf gab, auch mit deutscher Beteiligung“ (Hecker, Anno, Zwischen Pragmatismus und Moral, in faz.net 8.12.2015).

Olaf Scholz auf die Frage, ob sechs Millionen Euro in die Bewerbung geflossen sind: „Ja“ (Parnack, Charlotte, Widmann, Marc, „Es ist kein Problem“, in Die Zeit 49/3.12.2015).

Thomas Straubhaar in welt.de: „Die Schlacht um die Olympischen Spiele 2024 in Hamburg ist geschlagen. Die Verlierer lecken ihre Wunden. Senat und Handelskammer, Parteien und Verbände – nahezu alle mit Rang und Namen in Wirtschaft. Gesellschaft und Politik – wollten das Großprojekt. Nicht aber die Mehrheit der Bevölkerung. Der Triumph der Nein-Sager könnte als weiterer Beleg dafür gesehen werden, wie weit sich Elite und Volk, Regierende und Regierte in Deutschland voneinander entfernt haben“ (Straubhaar, Thomas, Warum das Volk nicht immer Recht hat, in welt.de 8.12.2015).

Christian Holl in freitag.de: „Ich kenne keine Untersuchung über die Gründe der Hamburger Ablehnung. Aber man sollte in Erwägung ziehen, dass sie nicht nur mit korrupten Funktionären, FIFA-Skandal, Doping oder Terrorangst zusammenhängt. Sondern auch damit, dass die Balance in deutschen Städten nicht mehr stimmt. Damit, dass sich in ihnen eine gesellschaftliche Schieflage räumlich bitter spürbar niederschlägt. Damit, dass man mit Olympia eine ‚Vision‘ verbindet, in der Mieter vertrieben, Bürger überwacht und der sogenannte öffentliche Raum den Interessen derer ausgeliefert wird, für die die olympischen Spiele kein fröhliches Sportfest, sondern eine Gelddruckmaschine sind“ (Holl, Christian, Oh, oh, Olympia, in freitag.de 13.12.2015).

 

 

Nov 122015
 
Zuletzt geändert am 10.08.2017 @ 16:16

Es ist also erst einmal begrüßenswert, dass der europäische Leichtathletik-Verband EAA sich der verseuchten Historie stellt und nun das plant, womit der deutsche Verband vor 17 Jahren gescheitert war: einen Rekord-Neustart, zum 1. Januar 2018. Dieser würde sämtliche alten Taten in eine historische Liste überführen, eine Quarantäne. 12.11.2015, aktualisiert 5.5.2017

Vergleiche auch: Doping Russland (1): IAAF etc.; Doping Russland (III): Laborleiter von Sotschi 2014 packt aus

Die Entwicklung im Internationalen Leichtathletik-Verband IAAF überschlug sich im November 2015, kurz vor und nachdem Richard Pound und seine Kollegen Richard McLaren und Günter Younger ihren im Auftrag der World Anti-Doping Agency (Wada) entstandenen Abschlussbericht zum russischen Staats-Dopingsystem mit 335 Seiten vorstellten, der aufgrund des WDR-Films von Hajo Seppelt und Kollegen entstanden ist. (Richard Pound war IOC-Mitglied und Präsident der Wada; Prof. Richard H. McLaren ist Mitglied des Internationalen Sportgerichtshofes Cas; Günter Younger ist Kriminaldirektor im bayerischen LKA. Zum Report mit 335 Seiten: hier)

Angeklagt: Lamine Diack
Der seit 1999 und bis August 2015 amtierende Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, Lamine Diack, ist von den französischen Justizbehörden angeklagt worden. (Der IAAF residiert in Monaco.) Die IAAF wurde unangemeldet am 9.11.2015 in Anwesenheit ihres Präsidenten Sebastian Coe von französischen Ermittlungsbehörden durchsucht und Unterlagen sichergestellt.
Diack wird Bestechlichkeit und Geldwäsche vorgeworfen.  untersuchten am 9.11.2015 die Liegenschaften der IAAF. Das französische Ermittlungsverfahren betrifft “Korruption, Hehlerei, bandenmäßige Geldwäsche und Bildung einer kriminellen Vereinigung, welches zu der Durchsuchung und den Festnahmen am Dienstag führte” (Reinsch, Michael, Lichterlohe Flammen in der Leichtathletik, in faz.net 5.11.2015).
„Die Wada-Ermittler seien auf ein ‚Mafia-ähnliches Geflecht‘ gestoßen, aufgezogen von Diack und seinen Söhnen. Das Anti-Doping-Ressort der IAAF habe weniger der Aufklärung gedient, sondern als Geschäftsmodell, mit dem sich die Familie Diack bereichert haben soll, mit Dollé als Teilhaber.
Die Diack-Söhne Papa, jahrelanger Marketingberater der IAAF, und Khalid sowie der Anwalt Cissé wurden in einem Fall angeblich mit einer Liste gedopter russischer Athleten beim russischen Verband vorstellig, kurz vor den Olympischen Spielen 2012. Es begann ein Spiel aus Erpressungen und Deals. Manche Athleten kauften sich über den russischen Verband frei. (…) Diack senior soll ‚mehr als eine Million Euro‚ damit erlöst haben, positive Dopingproben zu vertuschen. Und auch Sohn Papa Diack sei wegen seiner ‚aktiven Rolle‘ zur Fahndung ausgeschrieben“ (Knuth, Johannes, Erpressung über die Söhne, in SZ 7.11.2015; Hervorhebung WZ). Diack wurde gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von 500.000 Euro freigelassen; er musste seinen Pass abgeben und darf Frankreich nicht verlassen. Diacks Anwalt Habib Cissé wurde ebenfalls angeklagt: Beide wurden festgenommen und auf Kaution freigelassen. Auslöser war zunächst die Enthüllung des russischen Dopingsystems im Herbst 2014 durch WDR und Sunday Times. „Im August 2015 war die IAAF erneut in die Negativschlagzeilen geraten. Laut Medienberichten habe der Verband die Veröffentlichung einer vor der WM 2011 durchgeführten anonymen Athletenbefragung aktiv blockiert. In der Studie hatten knapp ein Drittel der Teilnehmer angegeben, in den zwölf Monaten vor der WM in Daegu gedopt zu haben“ (Diack wird wegen Korruption angeklagt, in spiegelonline 4.11.2015). – „ARD und die britische Zeitung Sunday Times hatten auch recherchiert, dass seit 2001 ein Drittel aller Medaillengewinner auf den Mittel- und Langstrecken verdächtige Blutproben abgeben hatten, ohne dass die IAAF reagiert hätte. Vor der Leichtathletik-WM in Peking im August 2015 wurden dann 28 Athleten rückwirkend gesperrt, weil nachträglich festgestellt wurde, dass in ihren bei den Titelkämpfen 2005 und 2007 abgegebenen Proben verbotene Mittel enthalten waren“ (Knuth, Johannes, Mölter, Jürgen, Diack unter Anklage, in SZ 5.11.2015). Der Nachfolger Diacks als IAAF-Präsident, der Brite Sebastian Coe, hatte sich über die ARD-Recherchen in Peking noch lustig gemacht.
Diack wird der Korruption und Geldwäsche beschuldigt: Er soll über eine Million Dollar vom russischen Leichtathletikverband angenommen haben, um mindestens sechs russischen Athleten einen Start bei den Olympischen Sommerspielen 2012 in London zu erlauben, die wegen Dopings gesperrt werden sollten. Diack wurde gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von 500.000 Euro freigelassen; er musste seinen Pass abgeben und darf Frankreich nicht verlassen. Die IAAF wurde unangemeldet in Anwesenheit ihres Präsidenten Sebastian Coe durchsucht und Unterlagen sichergestellt. Und wer nicht bezahlte, flog auf: „So wie es laut französischen Medien der türkischen Läuferin Asli Cakir Alptekin, Olympiasiegerin über 1500 Meter von London, passiert sein soll. Diack und sein Sohn sollen von ihr im November 2012 500.000 Euro verlangt haben, schreibt die Zeitung ‚Lyon Capitale‘ Weil Alptekin sich weigerte, wurde ihr Dopingtest öffentlich gemacht. Die Türkin wurde für acht Jahre gesperrt“ (Ahrens, Peter, Ganz tief im Sumpf, in spiegelonline 9.11.2015).
Auslöser war zunächst die Enthüllung des russischen Dopingsystems im Herbst 2014 durch WDR und Sunday Times. “Im August 2015 war die IAAF erneut in die Negativschlagzeilen geraten. Laut Medienberichten habe der Verband die Veröffentlichung einer vor der WM 2011 durchgeführten anonymen Athletenbefragung aktiv blockiert. In der Studie hatten knapp ein Drittel der Teilnehmer angegeben, in den zwölf Monaten vor der WM in Daegu gedopt zu haben” (Diack wird wegen Korruption angeklagt, in spiegelonline 4.11.2015). – “ARD und die britische Zeitung Sunday Times hatten auch recherchiert, dass seit 2001 ein Drittel aller Medaillengewinner auf den Mittel- und Langstrecken verdächtige Blutproben abgeben hatten, ohne dass die IAAF reagiert hätte. Vor der Leichtathletik-WM in Peking im August 2015 wurden dann 28 Athleten rückwirkend gesperrt, weil nachträglich festgestellt wurde, dass in ihren bei den Titelkämpfen 2005 und 2007 abgegebenen Proben verbotene Mittel enthalten waren” (Knuth, Johannes, Mölter, Jürgen, Diack unter Anklage, in SZ 5.11.2015).
Aus einem Kommentar von Claudio Catuogno in der SZ: „Man kann zum Beispiel vieles gegen Sepp Blatter vorbringen, aber der Weltfußballpatriarch hat nach allem, was man weiß, nie seine Söhne losgeschickt, um von positiv getesteten Fußballern Geld abzupressen. Wie auch – wo es Doping im Fußball ja gar nicht gibt! Und wo Blatter ja auch gar keine Söhne hat! Da hatte es der Weltleichtathletikpatriarch Lamine Diack mit den russischen Spritzensportlern natürlich deutlich einfacher. In Diacks Welt – auch so ein Thema dieser Woche – galt über Jahre offenbar eine Art Anti-Doping-Gesetz, das in seiner mafiösen Schlichtheit auf einen Bierdeckel passt: Geld her, Positivtest weg“ (Catuogno, Claudio, Zwielicht-Gestalten, in SZ 14.11.2015).

Lamine Diack, Habib Cissé, Gabriel Dollé ohne Reisepässe
“Einer der größten Sportfachverbände der Welt taumelt seiner bislang wohl größten Krise entgegen. Ermittler einer unabhängigen Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) tauchten laut einem Bericht des britischen Guardian bereits im Juni in der IAAF-Zentrale auf. Was sie an Dokumenten hoben, war offenbar derart ergiebig, dass die Wada die Ermittler von Interpol informierte. (…) Diack soll demnach positive Dopingfälle versenkt und dafür 200 000 Euro kassiert haben, mindestens. Das meiste Geld floss offenbar aus Russland. Ein Fall soll die Marathonläuferin Lilija Schobuchowa betreffen, sie soll russischen Funktionären 450 000 Euro bezahlt haben, um Dopingtests verschwinden zu lassen. (…) Was wiederum jene ARD-Enthüllungen bestätigen würde, wonach Doping in der russischen Leichtathletik lange systematisch gefördert und gedeckt wurde, mit dem Weltverband als Komplizen” (Beweise in Ton und Bild, in SZ 6.11.2015). – “Zur Vertuschung positiver Doping-Proben sollen auch zwei spätere Olympia-Medaillengewinner von London Bestechungsgelder an die Führung des Leichtathletik-Weltverbands IAAF gezahlt haben” (Olympiasieger soll für Vertuschung gezahlt haben, in spiegelonline 8.11.2015). Acht russische Athleten sollen sich mit hohen Summen freigekauft haben und waren dann bei den Sommerspielen 2012 am Start: Ein “Sportler” wurde Olympiasieger, einer gewann Silber (Harris, Nick, Kelner, Martha, Draper, Rob, Corruption on a whol new scale: A social report into widespread doping and subsequent cover-ups in athletics, in mailonsunday.com 8.11.2015).- “Im Zentrum der Korruptionsaffäre steht der frühere IAAF-Präsident Lamine Diack. Die französische Justiz hat den Senegalesen wegen Bestechlichkeit und Geldwäsche angeklagt. Der 82-Jährige soll in seiner Amtszeit nach Angaben der französischen Staatsanwaltschaft mehr als eine Million Euro kassiert haben, um positive Dopingproben zu vertuschen. Auch sein Anwalt Habib Cisse wurde angeklagt. Zudem sind der einstige Leiter der Anti-Doping-Abteilung der IAAF, Gabriel Dolle, und Diacks Sohn Papa Massata ins Visier der Justiz gerückt. (…) Der IAAF-Skandal dürfte auch im Mittelpunkt der Veröffentlichung des Berichts einer unabhängigen Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA am Montag in Genf stehen. Dort sollen Ergebnisse der Ermittlungen über angeblich flächendeckendes Doping in Russland vorgestellt werden. ‘Dieser Bericht wird den Sport verändern. Das ist ein völlig anderes Ausmaß der Korruption als der Fifa-Skandal’, sagte Richard McLaren, Mitglied der WADA-Kommission” (Olympiasieger soll für Vertuschung gezahlt haben, in spiegelonline 8.11.2015).

Sebastian Coe hatte “keine Ahnung”
IAAF-Präsident Sebastian Coe zum Doping-Skandal um Lamine Diack und wem auch immer in der Leichtathletik: “Das sind dunkle Tage für unseren Sport” (“Dunkle Tage”, in nzz.ch 8.11.2015). ”Die jüngsten Vorwürfe seien ‘widerlich’, sagte Coe. Von Erpressung habe er, der acht Jahre bei Diack als Vizepräsident in die Lehre gegangen war, ‘keine Kenntnis’” (Knuth, Johannes, “Widerlich”, in SZ 9.11.2015).
Coe, der Nachfolger Diacks als IAAF-Präsident, hatte sich über die ARD-Recherchen in Peking noch lustig gemacht: Angesichts der Doping-Enthüllungen von WDR und Sunday Times in der Leichtathletik im Vorfeld der Leichtathletik-WM 2015 schimpfte Coe über “selbsternannte Experten” und sprach von einer “Kriegserklärung an meinen Sport” (Knuth, Johannes, “Eine Kriegserklärung”, in SZ 6.8.2015).
Fragt sich, wer hier dem Sport den Krieg erklärt hat.

Und das IOC?
„Das IOC hält fest, dass die Gründe für diese Untersuchung sich auf Handlungen beziehen, die in der Vergangenheit liegen“ (Leicester, John, Former IAAF head investigated in Russia doping probe, in AP 4.11.2015).
Warum interessiert sich das IOC nicht für die Gegenwart – oder gar für die Zukunft?
– „Aufgrund seiner Null-Toleranz-Politik gegen Doping wird das IOC alle notwendigen Maßnahmen und Sanktionen einleiten…“ (IOC entzieht Diack die Ehrenmitgliedschaft, in spiegelonline 10.11.2015).
Hahaha. Doping ist – wie im aktuellen IAAF-Skandal – immer erst dann für das IOC ein Problem, wenn Doping offenkundig ist, bewiesen und an die Öffentlichkeit gelangt ist.

Das IOC-Ehrenmitglied Diack
Da improvisiert das außer Tritt geratene IOC in seiner Mitteilung: “Mit Bezug auf die polizeilichen Ermittlungen gegen den ehemaligen IAAF-Präsidenten Lamine Diack hat das IOC-Ethik-Komitee heute empfohlen, Diacks Ehrenmitgliedschaft provisorisch zu annullieren” (“Radsport abgelöst”, in SZ 10.11.2015; Hervorhebung WZ). Gleichzeitig wird nicht gegen Diack persönlich ermittelt: „Außerdem ermittle die IAAF-Ethikstelle gegen die Beschuldigten. Bis auf Diack senior. Coes geistiger Präsident steht unter Schutz, so lange wie möglich“ (Knuth, Johannes, „Widerlich“, in SZ 9.11.2015; Hervorhebung WZ).

Wada-Report fordert Ausschluss Russlands
Am 9.11.2015 veröffentlichte die Wada-Untersuchungskommission den Report von Richard Pound, Richard McLaren und Günter Younger zum WDR-Film über das Doping-System in Russland (zum Report mit 335 Seiten: hier). “Und jetzt berichtete Pound, das alles noch viel schlimmer sei, er erzählte von ‘Korruption und Schmiergeld-Praktiken auf höchster Ebene in der Welt-Leichtathletik. (…) Als Begründung zog Pound den Tatbestand des ‘staatlich gestützten Dopings’ heran. (…)  Die Ermittler ordneten viele Akteure aus der ARD-Dokumentation der Betrugsseite zu, sie fügten sogar weitere Darsteller dazu, die zeigten, wie tief das Betrugssystem in Russland Wurzeln geschlagen hat. Im Verband habe eine ‘Kultur des Betrügens’ geherrscht, die teils bis heute andauere. Gregory Rodschenkow, Chef des von der Wada akkreditierten Anti-Doping-Labors in Moskau, soll insgesamt 1417 Dopingproben zerstört haben. Ein zweites, baugleiches Labor habe offenbar dazu gedient, Dopingproben vorzutesten; die Kontrolleure ließen positive Proben verschwinden, negative reichten sie an die offiziellen Testbehörden weiter” (Knuth, Johannes, Russlands Leichtathletik droht Ausschluss, in SZ 10.11.2015; Hervorhebung WZ).- “Pounds Kommission sollte ein paar Monate später feststellen, dass es neben dem Wada-akkreditierten Labor in Moskau noch ein zweites gibt, das über die gleichen Apparate und wissenschaftlichen Kenntnisse verfügt. Mutmaßlich wurden dort Urinproben von gedopten Athleten Vorkontrollen unterzogen. Waren sie sauber, gingen sie weiter an das offizielle Labor” (Geisser, Remo, Schweinestall Leichtathletik, in nzz.ch 9.11.2015). Richard Pound zur Involvierung des russischen Staates: “Ich glaube nicht, dass es irgendeine andere mögliche Schussfolgerung gibt. Sie können es nicht nicht gewusst haben” (Rilke, Lukas, Das große Ausmisten, in spiegelonline 10.11.2015; Hervorhebung WZ).

Das russische Staats-Doping
Sergej Portugalow, einst Chefarzt der Leichtathleten, sicherte den Nachschub an Dopingmitteln, manche Athleten behandelte er persönlich. Dirigiert wurde das System von Gregory Rodschenkow, dem Leiter des Moskauer Kontroll-Labors. Rodschenkow soll sich einmal wöchentlich mit Agenten des Geheimdienstes FSB getroffen haben, um über die ‚Laune der Wada‘ Bericht zu erstatten. Er soll auch mehr als 1400 Proben vernichtet und Athleten erpresst haben, um Dopingtests verschwinden zu lassen“ (Knuth, Johannes, Der Patient wehrt sich, in SZ 11.12.2015; Rodschenkow trat am 11.11.2015 zurück).

Witali Mutko diffamiert Pound
Der russische Sportminister Mutko spielte die Bedeutung der französischen Untersuchung herunter und sagte der Tass, dass das alte Management ausgetauscht wurde. Mutko: “Bei uns gibt es Doping-Probleme wie im Rest der Welt auch” (“Dunkle Tage”, in nzz.ch 8.11.2015).
Bezahlte der Rest der Welt wirklich auch an Diack & Co und die IAAF, um ertappte Dopingsünder freizukaufen?‘
„Mutko ging schnell zum Gegenangriff über. Pounds Aussagen seien durch den Bericht nicht gedeckt. ‚Pound hat seine Kompetenzen überschritten und seine persönlichen Schlüsse gezogen‘, sagte Mutko. Auf die Arbeit der Dopingkontroll-Labore im Land habe er keinen Einfluss, zudem sei es ‚unmöglich, irgendetwas zu verstecken. Alle Daten werden von der Wada überwacht.‘ Die Welt-Anti-Doping-Agentur sieht das gänzlich anders, am Dienstag entzog sie dem Dopingkontroll-Labor in Moskau vorläufig die Akkreditierung, dort dürfen nun weder Urin- noch Blutproben analysiert werden. Es hätte diesen Beweis nicht gebraucht, um klar zu machen, dass die Wada nichts auf Mutkos Wort gibt. Sie hat ihre Gründe. Seit 2008 ist der 56-Jährige Sportminister des Landes, seit 2009 auch Mitglied der Fifa-Exekutive, was ja in diesen Tagen auch nicht unbedingt ein Siegel für uneingeschränktes Vertrauen ist“ (Rilke, Lukas, Das große Ausmisten, in spiegelonline 10.11.2015). – „In Bedrängnis bringt der Bericht auch Witali Mutko, Russlands Sportminister. (…) Damit ist der Fall auch bei der Fifa angekommen. Mutko ist Vize-Präsident und OK-Chef der WM 2018. Die Ethikkommission der Fifa prüft bereits. Bei der internen Fifa-Untersuchung waren die Russen mit der billigen Ausrede davongekommen, dass ihre Computer nicht mehr vorhanden seien. Die neuen Forderungen der Wada-Kommission wies Russland übrigens als politisch motiviert zurück“ (Fritsch, Oliver, Spiller, Christian, Leichtathletik: Dagegen ist der Fifa-Skandal ein Witz, in zeit.de 10.11.2015). – „Mutko nannte den (Pound-)Bericht einen politischen Anschlag und behauptete, wenn bei den Olympischen Spielen 2012 in London gedopte Russen am Start gewesen sein sollten, sei dies zuerst das  Versagen der britischen Doping-Kontrollen“ (Reinsch, Michael, Eine Botschaft an Russland, in faz.net 14.11.2015).

Putins Sport-Minister
„Die Wada solle sich gefälligst an Fakten halten, wetterte Witalij Mutko in einer ersten Erklärung, die sein Ministerium verbreiten ließ. Es gebe einen großen Unterschied zwischen Informationen, die die Medien verbreiteten, und bewiesenen Tatsachen. Auslöser für die Ermittlungen war ein Film gewesen, den die ARD im vergangenen Dezember ausstrahlte und in dem Sportler von systematischem Doping in Russland berichteten. (…) Der Sportminister Witalij Mutko vereint so viele Funktionen auf sich, dass er fast ganz allein einen Klüngel bilden kann. Er ist Chef des russischen Fußballverbandes, Chef des russischen Organisationskomitees für die Fußball-WM 2018 und Mitglied in den Exekutivkomitees von Uefa (europäischer Fußballverband) und Fifa (Fußball-Weltverband). (…) Er ist einer der letzten, die noch zu Sepp Blatter halten“ (Hans, Julian, zu gut, in SZ 12.11.2015). Mutko begann als Matrose, war später mit dem St. Petersburger Bürgermeister Anatolij Sobtschak befreundet. „Zu Sobtschaks Mannschaft gehörte auch Wladimir Putin, der Mutko mit nach Moskau nahm, wo er ihn beim Präsidentschaftswahlkampf 2000 unterstützte“ (Ebenda). Nur scheinbar ruderte Mutko später zurück und erklärte: „Wenn es Fragen oder Vorschlage der Wada, der IAAF oder des IOC in dieser Hinsicht gibt, dann sind wir bereit, unser Labor wieder akkreditieren zu lassen, es zu reformieren oder auch einer neue Anti-Doping-Agentur zu schaffen“ (Sportminister will neues Anti-Doping-System aufbauen, in spiegelonline 13.11.2015).
Welches Labor will Mutko wohl akkreditieren lassen? Das Vorprüf-Labor Nr. 1) vom Geheimdienst, das harmlose Nr. 2 mit den Persilscheinen, oder vielleicht ein ganz Neues, Nr. 3 – mit ganz neuen Tricks?

Der russische Patient
Kommissionsleiter Richard Pound hatte vorgeschlagen, den russischen Leichtathletikverband für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio zu sperren. „Pound hatte die Verbannung mit einer Operation verglichen, der sich der schwerkranke Patient Russland unterziehen müsse, gefolgt von einer langen Reha. Die russischen Funktionäre sahen aber gar nicht ein, sich überhaupt eine Krankheit einzugestehen. Wadim Zelischenok, Chef des russischen Leichtathletik-Verbandes, sprach von einer ‚Verschwörung‘, Rusada-Vorstand Nikita Kamaew von ‚Nonsens‘. Sportminister Witalij Mutko, der die Zerstörung von Dopingproben angeordnet haben soll, hatte kürzlich zur SZ gesagt: ‚Wir haben alle denkbaren Maßnahmen ergriffen, um unsere Anti-Doping-Politik zu verschärfen, wir arbeiten da eng mit der Wada und dem IOC zusammen.‘ IAAF-Präsident Sebastian Coe teilte sanft mit, er werde das Council dazu drängen, einen Ausschluss zu ‚erwägen‘. Coe hat das Council, die Regierung der Leichtathletik, für Freitag einberufen, aber ob er dort eine Mehrheit für einen Bannspruch zusammenkratzen kann, gilt als unsicher“ (Knuth, Johannes, Patient wehrt sich, in SZ 11.11.2015). – „Walentin Balachnitschew, offiziell zurückgetretener Präsident des russischen Leichtathletik-Verbandes Araf, kündigte an, vor den internationalen Sportgerichtshof Cas zu ziehen“ (Chef vom russischen Anti-Doping-Labor tritt zurück, in spiegelonline 11.11.2015).

– Russische Sport-Gelder
Die IAAF und der russische Leichtathletik-Verband wollen 2016 in Kasan die Junioren-WM ausrichten. Ein Sponsor der IAAF ist die russische, staatsnahe VTB-Bank; sie wird „zu 60,9 Prozent vom russischen Staat gelenkt wird. Und damit wohl auch von Putin“ (Ebenda). Am 12.11.2015 war es soweit: Die VTB-Bank „teilte mit, dass sie den Weltverband IAAF demnächst nicht mehr unterstützen werde. Das habe aber nichts mit den Doping-Enthüllungen zu tun. Der Vertrag laufe demnächst halt aus“ (Knuth, Johannes, Zahmes Biest, in SZ 13.11.2015).
Dazu kommt als Sponsor der Fußball-WM 2018 (und des deutschen Bundesligisten FC Schalke 04) der Staatskonzern Gazprom. „IOC-Präsident Thomas Bach lässt sich gerne mit Putin blicken, bei den Winterspielen in Sotschi prosteten sie sich mit Champagner zu, kurz darauf überfielen russische Soldaten die Krim. Kaum überraschend, dass die Reaktion des IOC am Montag den Keim der Verharmlosung in sich trug. Sie sprach von ‚Athleten und ihrem Gefolge‘, nicht von staatsimmanentem Betrug, und vor allem müsse man die sauberen Athleten schützen“ (Ebenda).

– Putin lässt sprechen
Dimitri Peskow, Sprecher von Staatschef Wladimir Putin, richtete am Dienstag aus, die unabhängige Kommission der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada habe leider vergessen, ihren Aufsatz über systemisches Doping in der russischen Leichtathletik mit Beweisen anzureichern. Deshalb sei die Geschichte für den Kreml ‚eher gegenstandslos‘. Es gibt Hinweise darauf, dass Peskow seine Ausführungen tatsächlich ernst meinte; zumindest war es der vorerst einzige Versuch der russischen Regierung, den 335 Seiten prallen Bericht vom Montag zu kommentieren. Jenen Bericht also, der an Fakten und Details über systemischen Betrug überquillt. Und den Richard Pound, Chef der Untersuchungskommission, am Montag als ’staatlich gesponsertes Doping‘ klassifizierte“ (Knuth, Johannes, Patient wehrt sich, in SZ 11.11.2015).

Sport-Staat Putin-Russland
Zu dieser kriminellen Energie kommt der Druck vom Staat: “Der Bericht spricht zudem von ‘direkter Beeinflussung des russischen Staates bei den Moskauer Laborprozessen’. Agenten des russischen Geheimdiensts FSB sollen die Labore in Moskau und während der Winterspiele 2014 in Sotschi überwacht und ein ‘Klima der Einschüchterung’ verbreitet haben. Staatliche Eingriffe waren derart verbreitet, so Pound, dass Witali Mutko, der russische Sportminister, unmöglich nichts von all dem habe wissen können; Mutko soll sogar angeordnet haben, Proben zu vernichten” (Ebenda). – “Wie das Beispiel Russland zeigt. Trainer setzen Sportler unter Druck und fungieren als Drogendealer. Die Cheftrainer, Mediziner und Verbandsbosse fördern dieses System. Die vermeintlichen Dopingbekämpfer schützen es. In Russland war der Chefmediziner des Verbandes, Sergei Portugalow, ein Dopingdealer, der auch für die Athleten Pläne zur effizienten Einnahme von Medikamenten erstellte und sogar selbst die Spritzen setzte. Außerdem war er eine zentrale Figur, wenn es darum ging, die Sportler unter dem Radar der internationalen Kontrollsysteme zu halten. Wer bezahlte, blieb sauber. Dafür sorgte Portugalow zusammen mit dem Direktor des Moskauer Labors, Gregori Rodschenko. Dieser ersetzte den Urin von Dopern durch saubere Wässerchen oder liess Tests fehlerhaft durchführen. Seine Unverfrorenheit zeigte sich im Dezember 2014, als die Wada eine Kontrolle das Labors ankündigte. Rodschenko räumte nach eigenen Worten ein wenig auf – und zerstörte 1417 Dopingproben” (Geisser 9.11.2015).
Zur Erinnerung: Wladimir Putin forderte im Oktober 2015 von der UN eine Resolution zur “Ent-Politisierung” des Sports (Back in Russia, Bach speaks out against political boycotts, in usatoday.com 21.10.2015).
“Entpolitisierung des Sports”: Das ist doch super! Putin müsste z. B. seinen Sportminister von direkten Eingriffen in die Dopingpolitik abziehen und seine FSB-Geheimdienstmannen sofort aus den Labors zurückziehen!
Einige Ergebnisse über die Verhältnisse im russischen Leistungssport: “Die Untersuchung zeigt, dass die Akzeptanz von Betrug auf allen Ebenen und seit Längerem verbreitet ist” (SID, Die wichtigsten Ergebnisse der Wada-Untersuchung, in SZ  10.11.2015). Unethisches Verhalten wurde zur Norm; Medaillen werden finanziell ausgebeutet. Athleten, die nicht am Staatsdoping teilnehmen wollten, wurden nicht nominiert. Es hat systematischen Dopingbetrug bei den russischen Sportlern gegeben. Russische Ärzte und Laborpersonal ermöglichten in Kooperation mit den Trainern systematischen Dopingbetrug. Es gab Korruption und Bestechung bis hinauf in höchste Ebenen. Deshalb empfiehlt die Kommission: 1. Ausschluss des russischen Leichtathletik-Verbandes aus dem Weltverband. 2. Entzug der Akkreditierung für das Moskauer Anti-Doping-Labor. 3. Ausschluss russischer Leichtathleten durch das IOC, bis der Verband regelkonform mit dem Wada-Code ist. 4. Lebenslanger Ausschluss der betrügerischen russischen Funktionäre (Ebenda).

Wird Russland ausgeschlossen?
Joachim Mölter
in der SZ: “Die Wada hat ja bloß die Möglichkeit, die Empfehlung ihrer Kommission an die IAAF und das Internationale Olympische Komitee (IOC) weiterzuleiten; nur die können Sanktionen um- und durchsetzen. (…) Wird sich die IAAF, wird sich das IOC trauen, einen Verband aus einem so großen und mächtigen Reich einfach rauszuwerfen? (…) Bach ist ja nicht von einer breiten Öffentlichkeit gewählt worden, sondern von einer kleinen Kaste ähnlich gesinnter Funktionärsveteranen. Und wie das Beispiel des ehemaligen IAAF-Chefs und aktuellem IOC-Ehrenmitglieds Lamine Diack zeigt, scheint ein Großteil dieser Veteranen eher persönliche Interessen zu verfolgen als moralische Werte und Standpunkte zu verteidigen” (Mölter, Joachim, Papier und Praxis, in SZ 10.11.2015). Mölter befürchtet, dass – wie bei US-Banken, Russland too big to fail sein wird.
Wetten dass … das IOC und die IAAF gar nicht daran denken, Russland rauszuwerfen?

Russland-Doping 2015: Zwischenbilanz
Rücktritte russischer Leichtathletik-Sportfunktionäre: Präsident Leichtathletikverband, Valentin Balachnitschew; Cheftrainer Valentin Maslakow; Geher-Trainer Viktor Tschjogin; Leiter des Wada-Labor Moskau, Gregori Rodschenkow;
Gesperrte Leichtathletik-Sportler im November 2015: Marathonläuferin Maria Konowalowa, Hammerwerferin Maria Bespalowa, Geher Jewgeni Nuschtajew, Läufer Wlas Bredichin, Läufer Jaroslaw Cholopow (Fünf russische Leichtathleten gesperrt, in spiegelonline 5.11.2015; Hans, Julian, Zu gut, in SZ 12.11.2015).

Stimmen zum russischen Doping- und IAAF-Skandal
– Aus einem Kommentar von Claus Dieterle in faz.net: “„Das hat es noch nie gegeben: Dass eine Ermittlungskommission der Welt-Antidoping-Agentur (Wada) den Ausschluss eines ganzen Verbandes fordert. Wenn es nach der Empfehlung der Wada vom Montag ginge, würde Russland aufgrund schwerer Verfehlungen seine Mitgliedschaft im internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) verlieren, das Kontrolllabor in Moskau müsste dicht gemacht, dessen Direktor abgelöst, der russische Leichtathletik-Verband von Grund auf erneuert werden – genau wie die russische Anti-Doping-Agentur (Rusada). Dagegen nimmt sich die lebenslange Sperre von fünf Athleten sowie fünf Trainern auf Lebenszeit noch harmlos aus. Und im Grunde wirft die Kommission den Russen sogar Staatsdoping vor, mit dem russischen Sportminister Witali Mutko als Chef-Manipulateur an der Spitze.” (Dieterle, Claus, Jetzt sind Bach und Coe gefragt, in faz.net 9.11.2015).
– Aus einem Kommentar von Joachim Mölter in der SZ: “Legt man die jüngsten Erkenntnisse aus der Leichtathletik zugrunde, dämmert das Bild eines furchterregenden Systemzwangs herauf, in den Athleten heutzutage geraten: Um als Profis Geld zu verdienen, sind sie fast genötigt, mit unerlaubten Mitteln nachzuhelfen, für die sie bei skrupellosen Ärzten, Trainern und sonstigen Hintermännern bezahlen müssen. Und wenn sie dann mal erwischt werden, zahlen sie an nicht minder korrupte Funktionäre dafür, dass man sie laufen lässt, indem Beweise unter Verschluss gehalten werden. Es ist das Übel des modernen Sportbetriebs, dass immer mehr Geld ins Spiel kommt, durch Sponsoren, durchs Fernsehen. Wo aber viel Geld ist, sind auch viele Geier, und wo viele Geier kreisen, muss für gewöhnlich etwas sterben. In diesem Fall ist es der Sport” (Mölter, Joachim, Zeitalter der Aufklärung, in SZ 9.11.2015).
– Aus einem Beitrag von Oliver Fritsch und Christian Spiller in zeit.de: „Doch was die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) da am Montag in einem dicken Bericht veröffentlicht hat, hat eine neue Dimension. Spitzenfunktionäre des Weltleichtathletikverbands IAAF haben sich in Kooperation mit dem russischen Staat von Dopingbetrügern dafür bezahlen lassen, dass Testergebnisse vertuscht werden. Mehr als 1.400 Proben sollen zerstört worden sein. In Moskau gab es ein Schattendopinglabor, das zwecks Vertuschung vorsortierte. (…) Und Olympia ist betroffen. Leichtathletik ist die Kernsportart der Sommerspiele. Viele Ergebnisse von London 2012 sind entwertet. Gleiches gilt für Sotschi 2014, die Spiele Putins. Er ist einer der mächtigsten Männer im Weltsport. Und wie Diack und Coe ein Verbündeter des IOC-Präsidenten Thomas Bach. Die IAAF und das IOC können nun sehen, wohin es führt, wenn man sich solchen Leute an den Hals wirft“ (Fritsch, Oliver, Spiller, Christian, Leichtathletik: Dagegen ist der Fifa-Skandal ein Witz, in zeit.de 10.11.2015). Und Fritsch und Spiller stellen sich eine sehr naheliegende Frage zum Supersportler der Leichtathletik: „Was würde ein kriselnder Sport alles tun, um eine positive Dopingprobe ihres Superstars Usain Bolt unter Verschluss zu halten?“ (Ebenda).
Robin Schembera, deutscher 800-Meter-Läufer, beschrieb über Facebook den Zustand der Leichtathletik: „Tief verwurzelte Betrugskultur, Ausbeutung von Athleten, Betrug durch Athleten, Beteiligung von Ärzten, Trainern und Laborpersonal an Dopingbetrug, Korruption und Bestechung innerhalb der IAAF“ (zitiert nach: Dreis, Achim, „Es geschieht…: Nichts“, in faz.net 10.11.2015). Schemberas Schlussfolgerung: „Ich wage einen Blick in meine private Glaskugel und sage voraus: Es geschieht… Achtung, Trommelwirbel: NICHTS!“ (Ebenda).
Ralf Wiegand in sueddeutsche.de: „Nein, die große Vertrauens- und Glaubwürdigkeitskrise des Sports scheint auf in den Vorgängen um den Leichtathletik-Weltverband und das russische Doping-System, das die Welt-Anti-Doping-Agentur gerade beschrieben hat. Dieser Skandal ergießt sich wie ein zäher Brei aus Korruption, Staatsdoping, Erpressung und Kontrollversagen in den Sport. (…) Man könnte sagen: Na und? Es gibt ein Leben ohne Sepp Blatter, es wird eines ohne Wolfgang Niersbach geben, es gab eines ohne Tour de France im Fernsehen, nachdem sich der Radsport mit seinem System-Doper Lance Armstrong zerlegt hatte. Es wird eines ohne russische Leichtathleten geben, falls sie für alle Wettbewerbe gesperrt werden. (…)
Akzeptiert der Verband das Ausmaß des Skandals, muss er Russland bannen und sich von einem großen Markt verabschieden. Tut er es nicht, muss sich etwa eine Stadt wie Hamburg fragen, ob sie wirklich Olympische Spiele veranstalten will, deren Kernsport diese Leichtathletik ist“ (Wiegand, Ralf,  Wie verkommen der Spitzensport ist, in sueddeutsche.de 11.11.2015; Hervorhebung WZ).
Fritz Sörgel, deutscher Anti-Doping-Experte: “Die Leichtathletik ist im Moment sicher die Sportart, die es am schwersten haben dürfte, wieder Vertrauen herzustellen. Insofern haben sie die Radfahrer da abgelöst” (Hans, Julian, zu gut, in SZ 12.11.2015).

– Der merkwürdige Mr. Reedie
Hauptberuflich ist Craig Reedie eigentlich Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada. „Der hatte vor einem Jahr zwar Pounds Kommission auf die russische Leichtathletik angesetzt, dem Vernehmen opponierte er intern aber gegen eine derartige Mission. Die Daily Mail hatte zudem enthüllt, dass Reedie im Sommer sanfte E-Mails an Witalij Mutko schickte, den russischen Sportminister: Man werde schon nichts ausgraben, was die Partnerschaft zu Russland beeinträchtigt, beteuerte Reedie. Die Wada-Kommission stellte in ihrem Bericht nun pikiert fest: ‚Derartige Zusicherungen wurden gegeben, bevor die Vorwürfe gegen Russland überhaupt untersucht werden konnten.‘ Was Reedie jetzt, in einem Interview mit der New York Times, gar nicht leugnet. Er bedauert vor allem, dass die E-Mail in die Öffentlichkeit gezerrt wurde. Was die Frage aufdrängt: Welche Rolle spielt der Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur lieber: Kontrolleur oder Beschützer des Sports? (…) Die Wada, schrieb der Guardian zuletzt, habe sich „in ein zahmes Biest verwandelt, gefesselt von ihrer Verfassung und ihrem Budget“. Zuletzt nahm die Agentur 26 Millionen Dollar jährlich ein, ein kümmerlicher Betrag, um ein weltumspannendes Netz gegen Dopingtäter zu knüpfen. Andererseits hängt sie an den Gremien des Sports; Reedie, seit 2013 Präsident, ist auch Vizepräsident im Internationalen Olympischen Komitee und Vertrauter Thomas Bachs (Knuth, Johannes, Zahmes Biest, in SZ 13.11.2015; Hervorhebung WZ). – „Wenn die beiden russischen Whistleblower, Top-Läuferin Julia Stepanowa und Witali Stepanov, Mitarbeiter der russischen Anti-Doping-Agentur, den Umweg über das deutsche Fernsehen – ‚Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht‘ – gehen müssen, weil sie offenbar auf kein großes aufklärerisches Interesse beim Wada-Präsidenten und Mutkin-Freund (Mutko/Putin? WZ) Craig Reedie stießen, dann zeigt es, dass auch in dieser Organisation nicht alles zum Besten steht“ (Dieterle, Claus, Jetzt sind Bach und Coe gefragt, in faz.net 9.11.2015).

– Lord Wiesel. Joachim Mölter schrieb in der SZ:, dass IAAF-Präsident Sebastian Coe 2000 in den Adelsstand erhoben wurde – nebst Sitz im Oberhaus. „Auf dessen gepolsterten Sesseln macht es sich der 59-Jährige sicher lieber bequem, als auf harten Stühlen herumzurutschen wie dem, auf dem er am Montagabend Fragen des Journalisten Jon Snow vom Fernsehsender Channel 4 beantworten sollte. Vor allem eine: ‚Haben Sie während Ihrer Arbeit gepennt, oder sind Sie korrupt?‘ Das klingt unverschämt, zumal einem Lord gegenüber. Doch diese Respektlosigkeit hat sich Coe verdient als Vizepräsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF von 2007 bis 2015 und neuerdings als dessen Präsident“ (Mölter, Joachim, Der kleine Lord Wiesel, in SZ 11.12.2015).) Die britische Zeitung Independent bezeichnete Coes Auftritt als „weasel words“ (Ebenda). „Doch weder von Diacks erpresserischen Machenschaften, noch von Russlands organisiertem Doping will Sebastian Coe jemals etwas mitbekommen haben. (…) Außer der IAAF steht Coe seit 2012 auch dem britischen Olympia-Komitee vor. Er sitzt im Internationalen Olympischen Komitee (IOC), wo er die Nähe zu Präsident Thomas Bach pflegt. (…) Sebastian Coe ist nicht qualifiziert für die Aufgabe, die olympische Kernsportart Nummer eins aus dem Sumpf zu ziehen, in dem sie gerade zu versinken droht“ (Ebenda; Hervorhebung WZ).

– Deutsche Sportler gegen IAAF-Skandal. „Am Mittwoch begrüßte die Athletenkommission des Dachverbands DOSB die Wada-Empfehlung, Russlands Leichtathleten auszuschließen. Und zuvor hatte eine andere Bayer-Athletin, die zweimalige Olympiasiegerin im Hochsprung, Ulrike Nasse-Meyfarth, 59, den Weltverband vor vollendete Tatsachen gestellt. Sie verzichtete auf die ihr angetragene Aufnahme in die Hall of Fame (HoF) der IAAF. (…) Nasse-Meyfarth begründete den Verzicht mit den kriminellen Machenschaften des früheren IAAF-Chefs Diack und in der russischen Leichtathletik. ‚Da kann man doch nicht mitgehen (in die Hall), das ist unterste Schublade‘, sagte sie der SZ (Gernandt, Michael, Verschmähte Ruhmeshalle, in SZ 12.11.2015). Diack hat 2012 die Hall of Fame der IAAF eröffnet, in der auch durchaus dopingverdächtige Sportler wie der US-Amerikaner Carl Lewis, die Deutsche Marita Koch und die Chinesin Wang Junxia Platz fanden (Ebenda).

IAAF suspendiert Russland – vorerst. Sportminister Mutko will dies bis zu dem Olympischen Spielen 2016 bereinigt wissen. Hochsprungtrainer Jewgeni Saagorulko gab sich uneinsichtig: „Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen“ (Russlands Sportminister beschwichtigt, in spiegelonline 14.11.2015).
Hinter den Kulissen läuft mit Sicherheit zwischen IAAF und Putin-Sport-Russland längst das Zulassungsprocedere der russischen Leichtathleten für Rio 2016!

– Bach: Russland auf “gutem Weg”! IOC-Präsident Thomas Bach besuchte das Treffen der europäischen Olympischen Komitees in Prag und berichtete, “er habe ein gutes Gespräch mit Alexander Schukow, dem Chef des russischen Olympischen Komitees, geführt” (SID, Schnelle Strafen, in SZ 21.11.2015). Laut Schukow sollen alle am Doping Beteiligen zur Verantwortung gezogen werden.
Da würde es leer werden in der Aschenbahn! Interessant: Niemand spricht mehr von unrichtigen Anschuldigungen gegenüber Russland – da war wohl die Beweislage zu erdrückend.
“Gedopte Athleten würden nach den Standards internationaler Anti- Doping-Regeln bestraft. Zudem würden sich die russische nationale Anti-Doping-Agentur, das Anti-Doping-Labor in Moskau sowie der nationale Leichtathletik Verband dem Wada-Code unterwerfen. ‘Wir haben das mit großer Zufriedenheit registriert’, sagte Bach” (Ebenda).
Das russische Doping-White-Washing ist im vollem Gang.
Dazu passt, dass der Präsident des European Olympic Comittee (EOC), der einschlägig bekannte Patrick Hickey, Russland schon die Generalabsolution erteilte – dabei ist der Wada-Bericht über das systematische russische Dopingsystem gerade einmal zwei Wochen bekannt. “Er wolle russische Athleten bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro sehen, sagte Hickey laut der russischen Nachrichtenagentur Tass in Prag… Es sei an der Zeit für das EOC, das Nationale Olympische Komitee Russlands zu unterstützen” (Becker, Christoph, Europa-Spiele 2019 finden in Russland statt, in fazt.net 20.11.2015). Hickey zum russischen System-Doping: “Ich glaube, dass Russland zukünftig in einer Führungsrolle vorangehen kann” (Trotz Dopingskandal: Russland soll Europaspiele 2019 ausrichten, in zeit.de 21.11.2015).
Dazu aus einem Kommentar von Thomas Kistner in sueddeutsche.de: “Die klarste Reaktion aber steuert Leichtathletik-Chef Wadim Selitschenok bei, der die böse Welt-Anti-Doping-Agentur Wada gern zurückstutzen würde: ‘Niemand bestreitet, dass sie sehr wichtig ist. Aber mir scheint, dass sie zu viele Vollmachten bekommen hat.’ (…) Wer einen IOC-Vize wie den Doping-Verharmloser Craig Reedie an der Wada-Spitze und einen weiteren Abkömmling der alten Funktionärsschule, Sebastian Coe, an der Spitze der globalen Leichtathletik weiß, braucht nicht zu befürchten, dass die Milliardenindustrie mit der (naturgemäß weithin manipulierten) Körperleistung auf Dauer Schaden nimmt durch die Russen-Affäre. Zur Sicherheit hat Bach erklärt, dass sein IOC nicht die Autorität hätte, Russland von den Spielen auszusperren. Warum auch? Das IOC ist nur Besitzer der Spiele. Es wird also noch allerlei Theater fürs Publikum aufgeführt, bevor, kurz vor Beginn der Rio-Spiele 2016, die Entwarnung vom IOC kommt: Russlands Sport hat sich selbst gereinigt – wir heißen Putins porentief saubere Athleten willkommen!” (Kistner, Thomas, Wie viel Ulm mit Moskau gemein hat, in sueddeutsche.de 20.11.2015).

– Russland auf noch besserem Weg! Zur Belohnung für das raffinierte Dopingsystem mit doppeltem Anti-Doping-Labor von Putin-Russland soll der Doping-Staat die European Games 2019 bekommen – mit den Austragungsorten Sotschi und Kasan. Nachdem Diktator Ilham Alijev aus Aserbaidschan im Jahr 2015 die Erstauflage der European Games austragen durfte, ist nun Putin-Russland 2019 dran. Patrick Hickey: “Russland ist weiterhin der bevorzugte Partner des EOC für die European Games 2019″ (Trotz Dopingskandal: Russland soll Europaspiele 2019 ausrichten, in zeit.de 21.11.2015).
Vorschlag für die European Dictator Games 2023: Kasachstan, Turkmenistan, Usbekistan…
Im Ernst: Es ist schon so unglaublich wie vorhersagbar, mit welcher Chuzpe das IOC und Internationale Sportverbände über den Wada-Bericht zum russischen System-Doping hinweggehen und die Szene wie IOC-Präsident Thomas Bach gesundbeten nach dem Motto: Null Toleranz (gegenüber den Kritkern des IOC-Dopingssystems).

Doping-Nation Russland. Zum Thema des gezielten russischen Doping-Systems äußerte der Dopingexperte des WDR, Hajo Seppelt: “Es ist ein Ereignis von sporthistorischem Ausmaß. Es wurde ein System offengelegt, das sich über Jahrzehnte aufrechterhalten hat, und bis in die Zeit der Sowjetunion zurückgeht. (…) In der Leichtathletik geht es hingegen um einen klaren Eingriff in die Integrität des sportlichen Wettbewerbs. Korruption erreicht die Laufbahn. Nehmen wir die Olympischen Spiele in London 2012: Dort waren gedopte Sportler am Start, die sich ihren Platz durch die Unterstützung der IAAF gesichert hatten. Die IAAF hat Startplätze an Doper verkauft. Sportler haben gewonnen, die nie hätten antreten dürfen. Der sportliche Wettbewerb wurde verfälscht, gebilligt vom Weltverband. So lautet der Vorwurf. Das ist gravierender als jeder Fifa-Skandal. (…) Für Russland hingegen liegen die Dinge viel schwerer. Da ist nachweislich gegen fast alles bei der Dopingbekämpfung verstoßen worden, was man sich vorstellen kann. Zum Beispiel gab es neben dem offiziellen Labor noch ein zweites Untergrundlabor, was parallel dazu Proben vorgeprüft oder manipuliert haben dürfte. Athleten haben Kontrolleure bestochen oder wurden gar nicht erst getestet. Eine der erfolgreichsten Sportnationen der Welt hat die Öffentlichkeit jahrelang getäuscht. (…) Ideal wäre jetzt ein eindeutiges Signal an Russland und die gesamte Sportwelt. Wer wie Russlands Leichtathleten die Regeln in diesem Ausmaß verletzt, darf nicht an Olympia teilnehmen. Ich sehe aber bereits jetzt so viele Hintertürchen aufgehen, durch die Russland zu gerne spazieren würde. (…) Olympia ohne Russland will der deutsche IOC-Chef Thomas Bach nicht, das will der IAAF-Chef Sebastian Coe nicht, und das will Wladimir Putin nicht” (Scheler, Fabian, Hajo Seppelt: “Die IAAF hat Startplätze an Doper verkauft”, in zeit.de 22.11.2015).

Wada-Bericht keine zwei Wochen her: schon wird Russland rehabilitiert. „Das IOC verfügt leider über ‚keine Autorität‘ (Bach), den russischen Verband zu sperren oder von seinen schönen Olympischen Spielen fernzuhalten. Na dann. Die Frage, die die Dopingaffäre in Russland in diesen Tagen aufwirft, ist ja schon eine spannende: Sollte man einen Verband, der systematisch betrügt, nicht auch systematisch, sprich: jahrelang sperren, wie einen Dopingtäter? Oder gibt unser Wertesystem eine derartige Kollektivstrafe nicht her? (…) Russlands Sportminister Witalij Mutko hat die Kronzeugen Witali und Julia Stepanow, die das verrottete System entblößten, am Sonntag als ‚Denunzianten‘ tituliert. Das fasst den Reformwillen des russischen Sports ganz gut zusammen. Sollten sie dafür mit einem Olympia-Startrecht belohnt werden, Kollektivstrafe hin- oder her, verschütten die Macher des Weltsports die letzten Tropfen an Glaubwürdigkeit“ (Knuth, Johannes, Schrecklich nette Familie, in SZ 16.11.2015).
Die Glaubwürdigkeit von IOC, IAAF etc. ist längst dahin.

– Aus einem Kommentar von Michael Reinsch in faz.net: „Wenn das kein Blitzstart ist: Kaum sind die Vorwürfe gegen die russischen Leichtathleten und ihre Komplizen bestätigt, scheint das russische Team schon auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Rio zu sein – trotz Ausschlusses aus dem Welt-Verband. Vor fast einem Jahr noch hatte der offizielle Teil der Leichtathletik-Welt das Offensichtliche bestritten: Videoaufnahmen von russischen Sportlerinnen, die über Doping-Substanzen sprechen, russische Trainer, die Medikamente zum Kauf ausbreiten, Überweisungen von Bestechungsgeld, auf denen bekannte Namen zu lesen sind. Die Bilder sendete im Dezember 2014 die ARD. Der Bericht einer Untersuchungskommission bestätigt nun die Vorwürfe. Keine Woche später, nach der fast zwangsläufigen Suspendierung der Russen, scheinen Aufräumen, Neubeginn und die freudige Rückkehr der russischen Athleten nur mehr Formsache zu sein. (…) Der russische Verbandspräsident Valentin Balachnitschew, der von seinen Ämtern zurücktreten musste, als seine Korruption bekanntwurde, gab anlässlich der WM in Peking nicht nur den Finanzbericht, als wäre er immer noch Schatzmeister des Weltverbandes. Er nahm sogar Siegerehrungen vor. Bis heute ist Balachnitschew führendes Mitglied des Russischen Olympischen Komitees. Sein Komplize Lamine Diack, der von Dopern Hunderttausende Dollar kassierte, um sie zu decken, ist bis heute Ehrenpräsident des Verbandes“ (Reinsch, Michael, Fehlstart, in faz.net 16.11.2015).

– Was Günter Younger berichtet. Das Mitglied in der Pound-Kommission zum russischen System-Doping und langjähriger Leiter  des Drogendezernats von Interpol äußerte im SZ-Interview u. a.: „Die Athleten und Trainer, die in der ARD-Dokumentation genannt worden sind, haben gewusst, dass wir auf sie zukommen werden, die konnten sämtliche Beweise vernichten. (…) Für mich als Polizist war es überraschend, wie arrogant dann teilweise mit uns umgegangen worden ist. Nach dem Motto: Es wird schon nichts passieren. (…) Vereinzelt wurde sogar weiter gedopt, während wir dort waren. Bei der Gruppe von Viktor Tschegin (ehemaliger Trainer der Geher) wurde Equipment für Bluttransfusionen gefunden, das steht auch im Bericht. (…) Die Betrugskultur zu entwurzeln, wird Jahrzehnte dauern. (…) wenn ich lese, dass die Wada mit 26 Millionen Dollar pro Jahr auskommen muss, während das IOC Milliarden einstreicht – da hoffe ich, dass die Agentur aufgerüstet wird. Und dann müssen sie als Erstes nach Kenia laufen, ganz schnell. (…) Uns war wichtig, dass Personen wie Diack von der Justiz belangt und nicht nur von irgendeiner Ethikkommission für 80 Tage gesperrt werden. Die eine Nacht, die der im Gefängnis  verbracht hat, wird Eindruck hinterlassen haben. Was ich schlimm finde, ist, dass der Betrug bis zu den Athleten in den Wettkampf hineinreichte, dass Doper sich freikaufen konnten. Da habe ich kein Verständnis mehr“ (Alle Zitate: Knuth, Johannes, „Man kann viele Skandale einfach aussitzen“, in SZ 25.11.2015).

– „Putins schmutzige Sportarmee“ (1): „Wir sehen nur die Spitze des Eisbergs. Aber sie ist riesig. Der Chefmediziner des russischen Leichtathletikverbandes hat für ungezählte Sportler Pläne für effizientes Doping erstellt, er war als Dealer von verbotenen Substanzen tätig, und er setzte gern auch mal selbst eine Spritze. Die Trainer arbeiteten mit ihm Hand in Hand und entschieden darüber, wer mit Doping an die Spitze vorstossen durfte. Korrupte Dopingkontrolleure halfen bei der Vertuschung, und notfalls wurde im Antidoping-Labor Urin ausgetauscht, manipuliert oder einfach weggeschüttet. Und es gab ein zweites, klandestines Labor, in dem vor grossen Wettkämpfen Sportler darauf überprüft wurden, ob von ihnen verwendete Substanzen auch wirklich nicht mehr nachweisbar waren. Wenn all das nur die Spitze des Eisbergs bildet – wie gross muss dann der Eisberg sein? Unvorstellbar“ (Geisser, Remo, Gertsch, Christof, Donath, Klaus-Helge, Putins schmutzige Sportarmee, in nzz.ch 16.11.2015).

– „Putins schmutzige Sportarmee“ (2): Der Sportminister Witali Mutko soll selbst die Vertuschung von Dopingfällen angeordnet haben, die vom Staat finanzierte Antidoping-Behörde Rusada half kräftig mit. (…) Dass dem russischen Regime zur Erreichung seiner Ziele alle Mittel recht sind, gilt nicht nur für den Sport. Aber auch für den Sport. Denn der Sport ist als propagandistisches Mittel Teil einer Kriegsführung. Jeder Spitzensportler ist zurzeit ein Putin-Soldat. Er verteidigt Russlands Interessen gegen einen eingebildeten Feind an einer imaginierten Front. (…). Sportminister Witali Mutko, der im Zusammenhang mit der Untersuchung zum Doping in der Leichtathletik beschuldigt wird, selbst die Vertuschung von Fällen angeordnet zu haben, sitzt in den Exekutiven der beiden Fussballverbände Fifa und Uefa, er war OK-Präsident der Leichtathletik-WM 2013 in Moskau, und er leitet nun die Organisation der Fussball-WM 2018. Von Interessenkonflikten redet niemand mehr, seit Putin wieder alle Macht in seinen Händen hat“ (Geisser, Remo, Gertsch, Christof, Donath, Klaus-Helge, Putins schmutzige Sportarmee, in nzz.ch 16.11.2015).

– Bachs „Plan A“: Thomas Bach, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), empfing am Samstag (14.11.2015; WZ) in Lausanne den Chef-Aufräumer des russischen Sports, Alexander Schukow, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees. Beide gaben sich optimistisch, dass bis August 2016, bis zu den Sommerspielen an der Copacabana, die Vorwürfe, welche die russische Leichtathletik und damit auch die Olympischen Spiele belasten, ausgeräumt sein und der Verband rehabilitiert sein sollte. (…) Weniger als 24 Stunden vor dem Treffen von Bach und Schukow war der russische Verband am Freitagabend von der IAAF vorläufig ausgeschlossen worden; er darf keine Athleten mehr zu internationalen Veranstaltungen melden. Nie zuvor ist ein Leichtathletikverband so schwer bestraft worden“ (Reinsch, Michael, Bis Rio rehabilitiert, in faz.net 16.11.2015).

– Mutkos „Plan B“: „Gleichzeitig stellte der russische Sportminister Witalij Mutko Plan B vor. Saubere russische Athleten könnten demnach, wenn sich das Großreinemachen als zeitraubender als erwartet erweisen sollte, statt unter der russischen unter der Fahne Olympias in Rio antreten“ (Reinsch, Michael, Bis Rio rehabilitiert, in faz.net 16.11.2015).

– Verharmloser Reedie. Thomas Kistner in der SZ: „Die klarste Reaktion aber steuert Leichtathletik-Chef Wadim Selitschenok bei, der die böse Welt-Anti-Doping-Agentur Wada gern zurückstutzen würde: ‚Niemand bestreitet, dass sie sehr wichtig ist. Aber mir scheint, dass sie zu viele Vollmachten bekommen hat.‘ Das sind die Leute, die für Russlands Neuanfang stehen. (…) Wer einen IOC-Vize wie den Doping-Verharmloser Craig Reedie an der Wada-Spitze und einen weiteren Abkömmling der alten Funktionärsschule, Sebastian Coe, an der Spitze der globalen Leichtathletik weiß, braucht nicht zu befürchten, dass die Milliardenindustrie mit der (naturgemäß weithin manipulierten) Körperleistung auf Dauer Schaden nimmt durch die Russen-Affäre. Zur Sicherheit hat Bach erklärt, dass sein IOC nicht die Autorität hätte, Russland von den Spielen auszusperren. Warum auch? Das IOC ist nur Besitzer der Spiele“ (Kistner, Thomas, Immer weiter so! in SZ 20.11.2015).

– Der kanadische Anwalt Richard H. McLaren, Mitglied der Pound-Untersuchungskommission, im Interview zum russischen Staats-Doping: „Ich dachte also, dass ich die dunkle Seite des Sports kenne und mich nichts mehr schockieren würde. Das kann ich seit der Untersuchung gegen die russischen Sportverbände nicht mehr sagen. Der Umfang des Betruges ist gigantisch, viel schlimmer, als wir erwartet haben. Weil alle mitgemacht haben. Trainer, Sportler, Funktionäre und sogar Mediziner, die einen Eid geschworen haben, zu heilen. (…) So setzten zum Beispiel Mitglieder des russischen Geheimdienstes Mitarbeiter eines Labors unter Druck, damit die positive Dopingtests von Topathleten vertuschten. Ein Labor zerstörte absichtlich über 1400 Dopingproben. Aber am schlimmsten war die Korruption“ (Kraft, Alexandra, „Die Olympischen Spiele 2012 waren komplett verseucht“, in stern.de 27.11.2015). . (…) Und auf die Frage nach dem Ausmaß des Doping-Betruges in London sagte McLaren: „Die Spiele waren komplett vergiftet. Betrügerische Athleten konnten starten und haben Medaillen gewonnen. Andere die fair und hart trainiert hatten, bekamen nichts. Für mich ist dieses Vorgehen ein schmerzhafter Angriff auf den Kern des Sports. Doping zerstört jeden Wettkampf. (…) Die Show der Russen war perfekt. Vieles passiert ja im Land selbst. Sie behaupteten, so viele Tests wie sonst niemand auf der Welt zu machen. Im Hintergrund investierten sie viel Geld in Vortests oder Bestechung und Manipulation in Labors. Aus der Ferne, konnte man glauben, Russland verhalte sich vorbildlich. Als wir nun die Chance bekamen, genauer hinzuschauen, sagen wir, dass alles ein gigantischer Betrug ist“ (Ebenda).

– Gesamte Rusada-Führung abgetreten. „Nach dem aufsehenerregenden Skandal in der russischen Leichtathletik ist die Spitze der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada geschlossen zurückgetreten. ‚Alle vier Top-Funktionäre, inklusive des geschäftsführenden Direktors Nikita Kamajew, haben ihre Ämter aufgegeben‘, sagte eine Rusada-Sprecherin der französischen Nachrichtenagentur AFP. Dazu gehört auch der Generaldirekto

Okt 302015
 
Zuletzt geändert am 01.12.2015 @ 23:30

30.11.15:
nolympia.de: Abwahl Hamburg 2024: Kommentare
Zeit online: Neue Köpfe braucht das Sportland
Zeit online: Game over?
FAZ: Der Tod der Spiele
DLF: Vertrauen in die Politik geht anders
fairspielen.de: Olympia in Hamburg scheitert an sich selbst
fairspielen.de: Es lebe der Sport und Hamburg: Danke an alle!
BUND Hamburg: BUND Hamburg begrüßt Referendums-Entscheidung gegen Olympia
stopolympia.de: 13.167 Unterschriften im Rathaus abgegeben
Handelsblatt: Gut so!
SZ: Der Reiz der fünf Ringe verblasst
Berliner Zeitung: Warum das Nein zu Olympia 2024 vernünftig ist
taz: Feuer aus, Flamme auch
n-tv: Das ist kein Nein zu Olympia
Deutschlandradio Kultur: Berechtigte Zweifel, wer die Zeche zahlt
Eurosport: Sigi Heinrich über das Referendum in Hamburg: Olympia fehlt die Strahlkraft
SpOn: Wer fragt, muss mit der Antwort leben
WDR, sport inside: Fall der Großmächte
BR: Schnee von morgen – Der Wintertourismus der Zukunft
BR: schnee-von-morgen.br.de
Merkur: BR-Winterstudie: Skigebiete vor großen Herausforderungen

DANKE Hamburg!

29.11.15:
Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein: Ergebnisse des Referendums
kiel.de: Bürgerentscheid zur Olympiabewerbung 2024
jensweinreich.de: Das Nein für Hamburg 2024 und andere demokratische Regungen: die Parallelgesellschaft Sport kann die Signale immer noch nicht deuten
fairspielen.de: Unglaublich – aber gewonnen! Olympia in Hamburg am Ende – Eliten unter Schock
SpOn: Mehrheit der Hamburger sagt Nein zu Olympia
SpOn: Die Quittung
FAZ: Der Traum ist gestorben
SZ: Olympia in Deutschland – auf Sicht ist diese Idee zu begraben
Welt: „Deutschland und Olympia passen derzeit nicht zusammen“
DOSB: Hamburg lehnt Olympiabewerbung ab
FAZ: Lange Gesichter bei Hamburgs Befürwortern
NDR: Ja oder Nein? Die Olympia-Entscheidung im Live-Blog
taz: Ines Geipel über Olympia in Hamburg: „Ein makabrer Spaß“
FAZ: Und wer soll das bezahlen?
ARD, Sportschau: Sebastian Coe und die IAAF unter Zugzwang
DLF: Doping in der Leichtathletik: Verschleiern und wegdiskutieren
DLF: Südamerikanischer Fußballverband: FIFA-Skandal räumt Präsidentenstühle leer

28.11.15:
Zeit online: Die Spielverderber
MDR: Jens Weinreich: „Bei Olympia-Vergaben stimmt etwas fundamental nicht“
n-tv: Dennis Pauschinger: „Eine Bankrotterklärung an Hamburgs Senat“
Tagesspiegel: Ist das noch sinnvoll?
FAZ: Olympia in Hamburg geht uns alle an
FAZ: Olympia spaltet Hamburg
fairspielen.de: Hafen und Arbeit: Olympia? Besser nicht!
Tagesspiegel: Was sollen diese Werbeblätter für Olympia in Hamburg?
NDR: Hohe Briefwahlbeteiligung am Olympia-Referendum
SZ: Spur in der WM-Affäre führt zu Jack Warner
SpOn: Sommermärchen-Affäre: Die Spur führt zu Leo Kirch
FR: Sebastian Coe: Jämmerlicher Sportfunktionär

27.11.15:
Augsburger Allgemeine: Nolympia-Aktivist Florian Kasiske: „Olympia wird für Hamburger nur Nachteile haben“
stopolympia.de: Über 13.000: Volksinitiative STOP Olympia Hamburg in der Zielgeraden
Zeit online: Der Finanzplan bleibt unvollständig
sid: Finanzexperte: Hohes Olympia-Budget wird zum Problem für Hamburg
fairspielen.de: Mieter helfen Mieter warnt: Olympia treibt Mieten in die Höhe
ND: »Alles wunderbar« bei Olympia? Immer mehr sagen Nein
SZ: Streiche gegen die Skepsis
FAZ: Nikolas Hill: Ein Beamter für Olympia
taz: Hamburg muss Olympia
stern.de: „Die Olympischen Spiele 2012 waren komplett verseucht“

26.11.15:
fairspielen.de: Olympia, die Konzerne, Medien, Politik und das große Geschäft – Die Konflikte nach einem Ja beim Referendum gehen weiter
dpa: Dirk Seifert: „Es wird sicherlich knapp werden“
SZ: Ja zu Olympia würde die Kassen öffnen
Sozialverband Deutschland, LV Hamburg: Stellungnahme zur Bewerbung Hamburgs für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024
Piraten Hamburg: Finanzreport analysiert – Erhebliche Mehrkosten zu erwarten – Kosten bis zu 20 Mrd. Euro möglich
taz: Wollen wir Olympia?
SZ: Auf hanseatische Art
katharina-schulze.de: Lust an Leistung – der Wert des Leistungssports in der Gesellschaft
insidethegames.biz: Mexico warned by IOC autonomy tsar they could be suspended from Rio 2016
FAZ: IAAF-Chef Coe: Bis zu den Knöcheln im Dreck
Tagesspiegel: Sebastian Coe: Vom Retter zur Problemfigur
SZ: WM-Bewerbung: Wie die Bundesregierung Fifa-Mitglieder aus Asien umwarb
DLF: Präsident des Weltschachbunds FIDE: Ölgeschäfte für Assad?

25.11.15:
MOPO: Hafenumzug wegen Olympia: Trickst die Stadt bei den Kosten?
nolympia-hamburg.de: NEIN-Sagen ist manchmal die bessere Antwort
stopolympia.de: Die SPD Schnelsen traut sich
NZZ: Hamburgs Unverschämtheit
SZ: Ruder-Standort Allermöhe: Sensible Stelle
Die Zeit: London: Die Stille nach dem Schluss
FAZ: WM-Vergabe an Eugene: Wo bleibt Coes Erklärung?
SZ: Günter Younger: „Es wurde sogar weiter gedopt, während wir dort waren“
SpOn: Doping-Höchststrafe: Russischer Biathlonverband muss 100.000 Euro zahlen

24.11.15:
Welt: „Okay des Bundes“ – unter Vorbehalt
dpa: Bund und Hamburg streiten weiter über Olympia-Kosten
SZ: Wie Hamburgs Medien die Olympia-Bewerbung fördern
Hamburger Abendblatt: Hamburg hat etwas Besseres als Olympia verdient
Gedankenprotokolle: Meinungsumschwung bei Olympia?
jugendgegenolympia.de: Interview mit Heike Sudmann, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft
detektor.fm: Hamburg will – aber wollen auch die Bürger?
N24: Hamburg und München: Die Olympia-Macher und ein Alptraum
SZ: Nicht gewollte Diskussion
FR: Ein schwieriges Ja
taz: taz Salon HH: Gold wert? Olympia in Hamburg
dpa: 16 NOKs unterstützen Olympia-Bewerbung von Budapest
FAZ: Revolte in Nairobi: Kenias Läufer besetzen Verbandszentrale
SZ: Kenias Athleten wollen „Blutsauger“ loswerden
SpOn: Governance-Studie: Skandalverband Fifa? Da lachen die Schützen!
FAZ: Lebenslang für Blatter und Platini?
Merkur: Gutachter: Zweite Stammstrecke unwirtschaftlich

23.11.15:
WDR, sport inside: Stadt, Land, Bund
Welt: Olympia 2024 – Streit um Chancen und Risiken
fairspielen.de: Olympia Hamburg? Zustimmung sinkt weiter – BUND: Hafen-Kosten steigen
fairspielen.de: Anzeige gegen Olympische Spiele in Hamburg
dpa: Hamburgs Woche der Wahrheit
dpa: Hamburg mit höchstem Budget
Reuters: Athletes storm Kenyan athletics federation office in protest over doping
SZ: Blatter hätte das Bundesverdienstkreuz eigentlich nicht bekommen dürfen

22.11.15:
Deutschlandradio Kultur: Persönliches Plädoyer: Gegen Olympia in Hamburg
DLF, Sportgespräch: Sport, Terrorgefahr und Olympia
FAZ: Doping-Opfer und Hamburg 2024: Kein Wandel ohne Aufarbeitung
NOlympia Kiel: Argumente der Befürworter nicht überzeugend
WamS: Chance oder Horrorszenario? Das Duell um Olympia
Welt: Hamburgs Ringen um die Spiele in Zeiten des Terrors
scharf-links.de: Demonstration „Nein zu Olympia! Die Spiele der Reichen verhindern!“
FR: Rio: Ausländische Dienste sollen helfen
Deutschlandradio Kultur: Olympische Spiele im TV: Gold in der Glotze nur gegen Cash?
Zeit online: Hajo Seppelt: „Die IAAF hat Startplätze an Doper verkauft“

21.11.15:
taz: Olympia-Referendum: Die Stimmungsmacher
Welt: Mehrheit ist Mehrheit – aber wie lange noch?
elbmelancholie.de: Fünf ständig wiederholte falsche Informationen zur Olympia-Bewerbung
naturschutz.ch: Unterschreiben Sie gegen die Olympische Abholzung
DLF: Olympia im TV: Rechte-Verhandlungen laufen
sid: Trotz Dopingskandal: Russland soll Europaspiele 2019 ausrichten
DLF: Whistleblower im Sport: Wichtige Informanten werden leicht zu Opfern
FAZ: WM-2006-Affäre: Kaiserliche Torheit

20.11.15:
DOH: Hamburg kann München
sportspitze.de: „Nichts, null, niente“
olympiakritik-aus-der-wissenschaft.de: Hamburger WissenschaftlerInnen: Wir empfehlen ein NEIN! beim Olympia-Referendum
taz: Sport-Wahlkampf: Der lange Marsch
SpOn: Hamburgs Olympia-Bewerbung: Teurer wird’s immer
nolympia-hamburg.de: Sag Ja zu Nein
Welt: Hafen arrangiert sich mit Olympia
dpa: Hafenwirtschaft und Senat einig über Olympia-Zusammenarbeit
FAZ: Europa-Spiele 2019 finden in Russland statt
SZ: Doping: Wie viel Ulm mit Moskau gemein hat
sid: Doping: Bulgariens Gewichtheber nicht bei Olympia in Rio dabei
SpOn: Beckenbauer-Interview über WM-Affäre: Die Unterschreibmaschine

19.11.15:
BUND Hamburg: Nachhaltigkeitskonzept Olympia: zu spät und zu unverbindlich
SpOn: Olympia-Referendum in Hamburg: Der Ringkampf
taz: Zweifelhafte Finanzen: Der wählbare Albtraum
dpa: NOlympia-Aktivisten appellieren an die Hamburger Bürger
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Sabine Boeddinghaus: Olympische Spiele sind kein Wohnungsbauprogramm
Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein: Nachhaltige olympische und paralympische Spiele 2024 in Hamburg? Aspekt Flugverkehr
Welt: Olympia-Zustimmung in Hamburg kühlt ab
forsa: Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg zur Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele 2024
insidethegames.biz: Los Angeles 2024 look at „several“ new locations for Olympic village as costs rise at preferred site
andreas-krieger-story.de: Gemeinsames Filmprojekt von Andreas Krieger, USADA und NADA
BR: Ulmer Doping-Prozess: Sportarzt hatte offenbar doch Kontakt zu Kaderathleten
FAZ: Dopingverdacht: Langläufer Wurm suspendiert
Zeit online: DFB-Präsident: Reinhard wer?

18.11.15:
NOlympia Hamburg/YouTube: Von London lernen: Die andere Seite von Olympia
SZ: „Hamburg kann München“: Post für Hörmann
DLF: Dopingopfer machen Druck auf DOSB
DOH: Vorstellung der DOH-Olympia-Aktion „Hamburg kann München!“
NDR: Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit
SpOn: Feiern ja, bezahlen nein: Deutschlandweit gibt es eine Mehrheit für die Olympia-Kandidatur – nur kosten soll sie nichts
Die Zeit: Olympia – dafür oder dagegen?
Heinrich-Böll-Stiftung: Kehrseite der Medaille: Sportgroßereignisse in Brasilien zwischen Fehlplanung, Spekulation und dem Recht auf Stadt
FAZ: Olympia bei Discovery: Auf dem Weg zu „Gladiatorenspielen“
NZZ: Korruption im kenyanischen Leichtathletikverband: Lukrative Nebengeschäfte
dpa: Skispringen bei Plusgraden: Auftakt dank Technik gesichert
sportschau.de: „Weinendes Auge“ in Klingenthal

17.11.15:
SZ: Die heimlichen Kosten Olympias – Warum sich Hamburg nicht um die Sommerspiele 2024 bewerben sollte
NDR: Olympia-Check: Referendum im Norden
jugendgegenolympia.de: Olympia-KritikerInnen nicht willkommen – Neutralität in der Debatte muss besonders an Schulen gewährt werden
SpOn: Länderspiel-Absage wegen Terrorgefahr: Mit Sicherheit richtig
SZ: Ein Fußball-Abend mit bitterer Botschaft
dpa: Länderspiel in Belgien wegen Terrorgefahr abgesagt

16.11.15:
fairspielen.de: Olympia in Hamburg: Es wird teurer
stopolympia.de: Olympia-Märchen
taz: Olympia: Der Preis der Sicherheit
FAZ: Terrorziel Stadion: Der verwundbare Sport
FAZ: Russischer Geheimdienst verhinderte Anschlag in Sotschi
sid: Olympia 2020: Tokio verschärft Sicherheitsmaßnahmen nach Pariser Terror-Attacken
WDR, sport inside: Ohne Sicherheitsgarantie
NDR: Holstein: Olympia ist das Gegenbeispiel zum Terror
NZZ: Putins schmutzige Sportarmee
WDR, sport inside: Leichtathletik: Vorläufig ohne Russland
FAZ: Bis Rio rehabilitiert
FAZ: Leichtathletik räumt auf: Fehlstart
SZ: Schrecklich nette Sportfamilie
SpOn: WM-Affäre: Finanzminister fordert Überprüfung des DFB-Steuervorteils
WDR, sport inside: WM 2006: Es war einmal
Tagesspiegel: Reinhard Grindel: Ein Interesse zu viel
Handelsblatt: Alpen ohne Schnee: Frau Holle streikt in Ischgl

15.11.15:
SpOn: St. Pauli-Mitglieder sprechen sich gegen Olympia-Bewerbung aus
Welt: St. Paulis Mitglieder gegen Olympia in Hamburg
taz: Olympia macht auf Charity: „Wer sicher gewinnt, sind die Kinder“
KielKontrovers: Keine Transparenz: Frage nach Kosten blieb unbeantwortet
StZ: Korruption bei den Sportverbänden: Empört Euch!
sid: 96-Boss Kind für Aussetzung von Deutschlands EM-Bewerbung 2024
sid: Brasilien „garantiert“ Sicherheit bei Olympischen Spielen 2016
SZ: Warum die Spiele weitergehen müssen
FAZ: Cheforganisator schließt Fußball-EM-Absage aus
FAZ: Attentäter wollten Sprengsätze im Stadion zünden
DLF: Leichtathletik-Dopingaffäre: Erst Russland, dann Kenia?
DLF: Sebastian Coe: IAAF-Chef im Zwielicht

14.11.15:
WSJ: Suicide bomber wearing an explosive vest was blocked from entering Stade de France soccer venue
WAZ: Olympiakritiker: Spiele stoppen, hier und überall
fairspielen.de: Olympische Spiele verschärfen die soziale Spaltung der Stadt – Wohlfahrtsverband SOAL ruft zum NEIN auf
jugendgegenolympia.de: Olympia und die Flüchtlingsfrage – oder warum es unmöglich ist, Flüchtlinge in der Kampagne gegen Olympia zu instrumentalisieren
fairspielen.de: Olympia Hamburg: Wählen bis es passt
fairspielen.de: Wenig olympisch: „Todes-Diesel-Zone“ – Dicke Luft in Hamburg – Landstrom in Los Angeles
ARD, Sportschau: Russlands Dopingskandal ist beispiellos
FAZ: Ausschluss der Leichtathleten: Eine Botschaft an Russland
Sächsische Zeitung: Finanzspritze für Bob-Weltcup

13.11.15:
fairspielen.de: Mobilitätskonzept Olympia 2024 lagert weitere Kosten auf Bund & DB aus
Handelsblatt: Dagmar Freitag: „Es geht schließlich um Milliardensummen“
sid: Bei negativem Referendum: Hamburger Olympiabewerbung um 2028 möglich
NDR: 20 Prozent haben schon abgestimmt
jugendgegenolympia.de: Stellungnahme zum 8. November
nolympia.de: Doping Russland (2): Die Wada-Untersuchung
SZ: Anti-Doping-Gesetz: Der gespielte Witz
Berliner Zeitung: Reinhard Grindel: Wie hält es der DFB-Aufklärer mit der Korruption?
SZ: Ex-DFB-Funktionär bestätigt: Beckenbauer-Vertrag seit 2000 bekannt
dpa: Leichtathletik-EM 2018 in Berlin: OK gegründet – Stadt beteiligt sich mit 17 Millionen

12.11.15:
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Olympia statt Schulsport: Senat lässt Schulen und Vereine hängen
okiel.wordpress.com: Präsident der FH Kiel mag keine Olympia-Gegner
insidethegames.biz: Los Angeles 2024 appoint Goldman Sachs banker as unpaid chief executive
FAZ: In Putins Reich des Sports
Zeit online: Witali Mutko: Putins Mann für den Sport
SZ: DFB hat die WM-Affäre 15 Jahre lang verschwiegen
SpOn: WM-Vergabe 2006: Vertrag gefunden, Vertrag versteckt – und wieder gefunden
SZ: DFB-Spitze wusste von Beckenbauer-Warner-Deal
kicker: Präsidentenfrage beim DFB: Es wäre ein Skandal im Skandal
DLF: DFB-Lobbyist im Bundestag?
FAZ: Fragwürdige Freundschaftsspiele des FC Bayern

11.11.15:
NDR: Olympia-Abstimmung ohne Finanz-Garantien aus Berlin
Radio Hamburg: Droht Hamburg zu Olympia der Verkehrskollaps?
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Die Linke stoppt private „Wahlurnen“ der Pro-Olympia-Kampagne
stopolympia.de: BUND Hamburg unterstützt STOP Olympia
ZDF: Hamburg 2024: Kollateralschaden durch DFB-Skandal?
FAZ: Der Sport ist ein grenzenloses Geschäft
SZ: Wie verkommen der Spitzensport ist
SZ: Leichtathletik: Patient wehrt sich
FAZ: Russisches Doping-System: Blaupause des Betrugs
SpOn: Ligachef Rauball zu DFB-Affäre: „Höchst problematische Situation“
Tagesspiegel: Die ARD kann ohne Olympia

10.11.15:
Yahoo: Reformen? Eine Revolution muss her
dpa: Keine Einigung mit dem Bund über Olympiafinanzierung
nolympia-hamburg.de: 20 Kilometer Sonderfahrspuren fürs IOC: Hamburgs Olympic Lanes
Welt: War der Olympia-Weltrekord im Stadtpark gar keiner?
ratsinfo.kiel.de: Kleine Anfrage: Kosten der Olympiabewerbung bis zur Entscheidung des IOC im September 2017 in Peru
Zeit online: Leichtathletik: Dagegen ist der Fifa-Skandal ein Witz
FAZ: Doping und seine Folgen: „Es geschieht…: Nichts“
SZ: Der kleine Lord Wiesel
jensweinreich.de: Nachrichten aus Absurdistan: Russlands Sportminister Witali Mutko reagiert auf den WADA-Bericht
Daily Mail: Swimming has global doping problem on same scale as athletics, warn top coaches
taz: Sommermärchen? Von wegen!
SZ: Ein Papier, das alles verändert
SZ: Spur zu Beckenbauer in WM-Affäre
sid: Skisprung-Auftakt in Klingenthal trotz Wärme nicht in Gefahr
SZ: Olympiapark München: Hain des Friedens

09.11.15:
hamburg-fuer-die-elbe.de: Olympia – falscher Deal
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Olympia-Propaganda mit falschen Zahlen: Die erfundenen Fans vom Stadtpark
jensweinreich.de: Black Monday (II): der WADA-Bericht zu den kriminellen Aktivitäten der Diack-Familie und zum russischen Staatsdoping
NZZ: Schweinestall Leichtathletik
SZ: Doping-Bericht erschüttert die Leichtathletik
SZ: Papier und Praxis
FAZ: Jetzt sind Bach und Coe gefragt
SZ: Leichtathletik: Hunderte Seiten voller Ferkeleien
SZ: Brisantes Dokument belastet DFB
SpOn: Niersbach-Rücktritt: Im letzten Moment
FAZ: Niersbachs Rücktritt ist nur der erste Schritt
Express: Tour de France: Geisel-Freund Manni Breuckmann schießt quer

08.11.15:
nolympia.de: Chronologie der Ereignisse im Oktober 2015
SZ: Zeitalter der Aufklärung
DLF: Doping in der Leichtathletik: „Das gab es noch nicht in diesem Ausmaß“
SpOn: Doping: Olympiasieger soll für Vertuschung gezahlt haben
Mail on Sunday: Corruption on a whole new scale: A special report into widespread doping and subsequent cover-ups in athletics
DLF: Machenschaften im Sport: Die Opfer der Korruption
FAZ: Die Anführer des Fußballs: Schweiger und Sesselkleber
SpOn: WM 2006: CDU-Politiker setzen Niersbach und Beckenbauer unter Druck
sid: Nordische Ski-WM 2021: Zwei Konkurrenten für Oberstdorf
dpa: Handball: WM 2019 ohne Spielort Berlin?
Express: Keine Mehrheit mehr mit Rechten: Notfalls fährt die Tour vor die Wand

07.11.15:
DLF: Hamburg 2024: Parasitäres IOC
SpOn: Vergabe der WM 2006: Handschriftliche Notizen belasten Niersbach
DLF: DFB-Affäre: Gemeinnützigkeit auf dem Prüfstand

06.11.15:
jensweinreich.de: Olympia-Referendum: Alfons Hörmann kann die zweite Kasse des DOSB auffüllen
sid: Hörmann: Keine Klarheit über Olympia-Finanzierung bis zum Referendum
Augsburger Allgemeine: Wie Hamburg um Olympia ringt
Tagesspiegel: Olympia in Hamburg: Und jetzt alle mitsingen
SZ: Leichtathletik: „Mafia-ähnliches Geflecht“ von Familie Diack
Gießener Anzeiger: Herbert Fischer im Interview zu „janusköpfigem“ Theo Zwanziger und DFB-Affäre
SpOn: DFB soll rund 2,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben
SZ: DFB-Affäre: Konkrete Spur zu Bin Hammam
SZ: „Der Emir ist ja ein guter Freund von uns“
SpOn: Tour de France 2017: Düsseldorf bewirbt sich um Startetappe
SRF: Die Walliser Regierung macht sich stark für Olympische Spiele
suedostschweiz.ch: St. Moritz: Kritik für das Schanzendebakel

05.11.15:
BUND Hamburg: Briefwahl-Unterlagen verschickt, entscheidende Informationen fehlen
jugendgegenolympia.de: Unsere Lieblingszitate aus der Gratis Olympia-BILD
FAZ: Doping und Korruption: Lichterlohe Flammen in der Leichtathletik
Grüne, Bundestagsfraktion: Weiter keine Klarheit über verschwundene WM-Millionen
sid: Ski alpin: Weltcup-Rennen in Levi abgesagt
APA: Weltcup-Slaloms in Levi abgesagt, derzeit kein Ersatz in Sicht

04.11.15:
SZ: Ermittlung gegen Diack – IAAF-Zentrale durchsucht
SpOn: Ex-Leichtathletikboss: Diack wird wegen Korruption angeklagt
AP: Former IAAF head investigated in Russia doping probe
sid: Fanclubszene des FC St. Pauli gegen Olympische Spiele in Hamburg
sid: Gefährdet DFB-Krise Hamburger Olympia-Bewerbung?
KN: Deutscher Olympia-Chef: 50,01 Prozent reichen
hh-mittendrin.de: Kolumne Wahnsinnsstadt: „Olympia-Referendum“
CIPRA: Schweizer wärmen Olympia-Kandidatur auf
FAZ: Die langen Schatten des Sommermärchens
bundestag.de: Streit um Umgang mit Doping-Opfern

03.11.15:
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Von wegen „Olympia-Reform“: Zum Host-City-Contract für Hamburg
fairspielen.de: Olympia in Hamburg oder NO: „Nachhaltig ist Beschiss“
jugendgegenolympia.de: Olympischer Überwachungsrekord
Welt: Olympia-Saboteure bringen Scholz in Rage
HWWI/Universität Hamburg: Befragung zur Ausrichtung Olympischer Spiele in Hamburg
Staatsanwaltschaft Frankfurt/Main: Durchsuchungen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB)
SZ: DFB zerlegt sich selbst
Berliner Zeitung: Stammt vermeintliches Schmiergeld aus öffentlichen Mitteln?
Grüne, Bundestagsfraktion: DFB-Skandal vollständig aufklären

02.11.15:
Zeit online: Da bahnt sich was an
faszination-fankurve.de: Proteste gegen Olympia im Volksparkstadion
ND: Kiel: Segeln gibt’s hier schon auf Weltniveau
WDR, sport inside: Missbraucht für Medaillen – Doping und Menschenversuche im DDR-Sport

01.11.15:
NDR: Zukunftsrat ist gegen Olympia-Bewerbung
zukunftsrat.de: Position des Zukunftsrats zur Olympia-Bewerbung Hamburgs: Ja oder nein zu Olympia – eine Vertrauensfrage
jugendgegenolympia.de: Eine Analyse der Hamburger Olympia-Plakatkampagne
SZ: Malta-Verbandsboss: 250.000 Dollar fielen vom Himmel
Mail on Sunday: Franz Beckenbauer hit by new claims of corruption as German legend is alleged to have been key player in Malta cash ‚bribe‘
Welt: Sollte Franz Beckenbauer ausgetrickst werden?
SZ: IPC-WM in Doha: Leistungsschübe vor leeren Tribünen

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Okt 202015
 
Zuletzt geändert am 05.12.2017 @ 17:56

21.10.2015, aktualisiert 5.12.2017

Gliederung:
Intro * 1. Fifa-Exekutivmitglieder * 2. Die deutschen Beteiligten * 2.1. Das deutsche Organisationskomitee * 2.2. Weitere deutsche Beteiligte * 2.3. Die deutsche Industrie * 3. Die Wahl * 3.1. Die Bestechungs-Historie * 3.2. Robert Louis-Dreyfus * 4. Fazit * 5. Der DFB und die Freshfields-Ermittlungen

Intro
Über die Vergabe der Fußball-WM 2006, die – offenbar unter dubiosen Umständen – nach Deutschland ging (das Märchen vom „Sommermärchen“), stimmten die Fifa-Exekutivmitglieder am 6.7.2000 in Zürich ab. Die meisten Mitglieder dieses Fifa-Exekutivkomitees sind inzwischen unter Korruptionsverdacht oder von der Fifa selbst gesperrt worden. Ihr (sicher nicht vollständiger) Werdegang findet sich unter 1. Die Verbindungen zu deutschen Sportfunktionären, zu ungewöhnlichen Fußballbegegnungen und zur deutschen Industrie stehen unter 2. Die Wahl am 6.7.2000 steht unter 3., ebenso die Rolle von Robert Louis-Dreyfus und ein Fazit unter 4.

1. Fifa-Exekutivkomitee-Mitglieder

Sepp Blatter, Präsident, Schweiz
Seit 1975 ist Blatter auf Initiative von Horst Dassler (Adidas) in hohen Ämtern in der Fifa, ab 1998 als Präsident. Im Oktober 2015 wurde er für 90 Tage von der Fifa gesperrt, im Dezember 2015 für acht Jahre gesperrt, im Februar 2016  wurde die Sperre auf sechs Jahre reduziert.

Europa
Michel d’Hooghe, Belgien
Seit 1988 Mitglied der Fifa-Exekutive. Die Fifa-Ethikkommission ermittelt gegen den belgischen Fifa-Chefmediziner, weil dessen Söhne Laurant und Pieter für Firmen in Katar arbeiten (Weinreich 21.9.2015). Vorwürfe wegen WM-Vergaben 2018 und 2022 (Hofmann u. a. 23.12.2015).
Senes Erzik, Türkei: „Vertreter des problembelasteten türkischen Fußballs, gilt in den Fifa-Affären als unbescholten“ (Hofmann u. a. 23.12.2015).
Lennart Johannson, Schweden
Antonio Matarrese, Italien

War gerade als Uefa-Vize abgewählt, bekam vor der WM-Wahl 2000 einen Beraterposten (Kistner 15.7.2000).
Joseph Mifsud, Malta
Inszenierte am 12.1.2001 ein Fußballspiel von FC Bayern gegen Malta (3:1). TV-Vertrag mit Leo Kirch, Zahlung auf Treuhandkonto, eine Summe von 250.000 Dollar wird erwähnt (Jakobs, Kistner, Ott 22.4.2003; Dahlkamp u. a. 17.10.2015).
Peer Ravn Omdal, Norwegen
Ángel María Villar Llona, Spanien

seit Jahrzehnten in hohen Fifa- und Uefa-Ämtern. Der Präsident der spanischen Profiliga, Javier Tebas: „Die Mehrheit des Fifa-Exekutivkomitees ist im Gefängnis oder suspendiert. Villar muss entweder sehr klug oder sehr dumm sein, um nichts bemerkt zu haben“ (sports.yahoo.com 16.10.2015). – „Zum anderen ist der Sesselkleber Villar umstritten und schon lange auf dem Radar der Ethikkommission“ (Birrer 18.120.2015). Die Fifa-Ethikkommission ermittelt gegen Villar, da er nicht mit dem Fifa-Chefermittler Michael Garcia kooperiert hat. „Neben der Causa Beckenbauer ist sein Fall der Einzige, den die Untersuchungskammer abgeschlossen und der rechtssprechenden Kammer vorgelegt hat“ (Aumüller, Kistner 22.10.2015). Im November 2015 im Zusammenhang mit den WM-Vergaben 2018 und 2022 verwarnt und zu 23.000 Euro Geldstrafe verurteilt (Hofmann u. a. 23.12.2015).
David Will, Schottland

Afrika
Ismael Bhamjee, Botswana

Bhamjee musste 2006 im Gefolge eines Ticketskandals bei der WM 2006 in Deutschland von allen Fußballämtern zurücktreten (BBC.co.uk 20.8.2006). „Während der WM 2006 in Deutschland wurde er als hoher FIFA-Vertreter seines Amtes enthoben und musste Deutschland verlassen. In einem Frankfurter Lokal hatte er einem Reporter überteuerte Tickets, insgesamt rund zwölf Stück, angeboten. Sie waren um rund zweihundert Dollar teurer als der Festpreis“ (Wikipedia). Von der Fifa-Ethikkommission 2010 für vier Jahre gesperrt (fifa.com 18.11.2010).
Amadou Diakite, Mali
Von der Fifa-Ethikkommission 2010 für drei Jahre wegen der Vergabe der Fußball-WM 2018 an Russland und 2022 Katar gesperrt (fifa.com 18.11.2010). Diakite soll der Sunday Times gesagt haben, dass ihm und Amos Adamu aus Nigeria 1 bis 1,2 Millionen Dollar für ihre Stimmen zugunsten von Katar angeboten wurde (bbc.com 18.10.2011).
Issa Hayatou, Kamerun
seit Jahrzehnten hochbelastet; siehe hier. Vom IOC wegen Bestechlichkeit abgemahnt. „Weist Vorwürfe zurück, für seine Stimme bei der WM-Vergabe nach Katar Schmiergeld erhalten zu haben“ (Hofmann u. a. 23.12.2015). Interims-Fifa-Präsident nach Blatters Rücktritt im Juni 2015. – „Von April bis Dezember 2000 stellten der DFB und sein Hauptsponsor Mercedes-Benz dem Afrika-Verband über den Verleiher Avis zwei Mercedes-Limousinen der E-Klasse vor die Tür. Auf der Rechnung, knapp 30.000 Euro pro Wagen, stand in Handschrift ganz schlicht – und aus heutiger Sicht ganz schlecht – der Verwendungszweck: ‚WM 2006′“ (Buschmann u. a. 3.5.2016).
Slim Aloulou, Tunesien
FC Bayern spielte am 17.1.2001 in Tunesien (2:0). TV-Vertrag mit Leo Kirch. In den wahrscheinlichen Stimmenkauf für Russland 2018 und Katar 2022 verwickelt. (AP 15.1.2015). Von der Fifa-Ethikkommission 2010 für zwei Jahre gesperrt (fifa.com 18.11.2010).

Asien
Chung Moon-jong, Südkorea
Gerade von der Fifa auf sechs Jahre gesperrt mit einer Geldstrafe von 100.000 Schweizer Franken (Aumüller, Kistner 22.10.2015). Chung ist sechster Sohn des Gründers vom Autokonzern Hyundai. DaimlerChrysler stieg im Juni 2000 mit 428 Millionen Dollar bei Hyundai ein (Kistner 15.7.2000; Dahlkamp u. a. 17.10.2015). Die Bayer AG erwarb den südkoreanischen Kunststoffplatten-Hersteller Sewon Enterprises und stellte Großinvestitionen in Aussicht. BASF kündigte vor der Wahl am 6.7.2000 Investitionen in Südkorea in Höhe von 800 Millionen Mark an (Ebenda). Hyundai war 2006 offizieller Fifa-Sponsor bei der WM in Deutschland. Wurde im Oktober 2015 von der Fifa-Ethikkommission für sechs Jahre gesperrt.
Abdullah Khalid Al Dabal, Saudi-Arabien
Der Bundessicherheitsrat beschloss am 28.9.2000 die Lieferung von 1200 Panzerfäusten nach Saudi-Arabien (Kistner 15.7.2000).
Mohamed Bin Hammam, Katar
Soll maßgeblich an der Vergabe der Fußball-WM 2022 an Katar beteiligt gewesen sein. Wollte im Mai 2011 gegen Fifa-Präsident Blatter kandidieren, wurde der Korruption angeklagt. Die FIFA sperrte ihn zunächst am 23. Juli 2011. „Am 17. Dezember 2012 wurde beschlossen, ihn lebenslang zu sperren. Daraufhin trat bin Hammam von allen seinen Ämtern zurück“ (Wikipedia).
Worawi Makudi, Thailand
Siemens kündigte Investitionen in Thailand in Höhe von 2,5 Milliarden Mark bei der Wafer-Produktion an (Kistner 15.7.2000). Makudi hatte gut dotierte Freundschaftsspiele seines Thai-Teams gegen den FC Bayern (3.6.2000) und die deutsche Nationalmannschaft. „Die Zahlung an den Thailänder kam damals angeblich von einer Firma des verstorbenen Medienmächtigen Leo Kirch“ (spiegelonline 4.6.2015). „Seine Frau verkaufte plötzlich in Thailand Autos des DFB-Hauptsponsors Mercedes-Benz“ (Buschmann u. a., 5.3.2016). – „Mehr Fragen warf seinerzeit der Umstand auf, dass er zu Hause in Bangkok plötzlich Mercedes-Autos vertrieb. (…) Makudi soll WM-Fernsehverträge für seine Region zu Dumpingpreisen erhalten haben“ (Kistner 13.10.2015). Hat Privatgrund in seiner Heimatregion für 860.000 Dollar über das Fifa-Entwicklungshilfe-Projekt Goal verkauft (Ebenda). Die Fifa-Ethikkommission ermittelte gegen Makudi, da Thailand kurz vor dem WM-Votum 2022 ein Gasgeschäft mit Katar abgeschlossen hat. „Makudi, der stets alle Vorwürfe zurückwies, gilt als Jack Warner Südostasiens“ (Hofmann u. a. 23.12.2015). Im Oktober 2015 wurde er für zunächst 90 Tage von der Fifa gesperrt. „Die Fifa-Disziplinarkommission befand, dass Worawi Makudi in dieser Zeit weiter für den FAT tätig war (…) und sperrte ihn deshalb für drei Monate für sämtliche nationalen und internationalen Fußballtätigkeiten“ (fifa.com 22.2.2016; FAT: Football Association of Thailand; WZ).
Nachtrag Oktober 2016: Makudi wurde von der Fifa-Ethikkommission für fünf Jahre gesperrt und zu 10.000 Franken Geldstrafe verurteilt; er hatte Statuten in seinem Landesverband eigenmächtig geändert (Fifa  sperrt Funktionär Makudi für fünf Jahre, in spiegelonline 18.10.2016).

Nord- und Zentralamerika/Karibik
Chuck Blazer, USA
„Im Juni 2015 wurde bekannt, dass Blazer gegenüber US-Ermittlungsbehörden die Annahme von Schmiergeldern zugegeben hat. Im Juli 2015 sperrte die FIFA-Ethikkommission Blazer lebenslang. Blazer hatte mit dem in viele Skandale verwickelten karibischen Fußballfunktionär Jack Austin Warner über zwei Jahrzehnte die Nord- und Zentralamerikanische und karibische Fußballkonföderation CONCACAF geführt und dabei Millionen Dollar für sich abgezweigt. Zu dieser Zeit erhielt er den Beinamen ‚Mister 10 Prozent’, was dem Anteil entsprach, den er für sich privat abschöpfte. Als 2011 das Federal Bureau of Investigation und der Internal Revenue Service wegen Veruntreuung hoher Beträge gegen ihn ermittelten, erklärte er sich bereit, seine Kollegen, Kunden und Geschäftspartner auszuspionieren“ (Wikipedia). Im Juli 2015 lebenslang von der Fifa gesperrt.
David Isaac Sasso-Sasso, Costa-Rica
Jack Warner, Trinidad & Tobago

Bekam TV-Rechte von Sepp Blatter zu Spottpreisen, sicherte ihm im Gegenzug die Stimmen. Ende Mai 2011 mussten sich Warner und Mohamed bin Hammam wegen Bestechungsvorwürfen vor der Ethik-Kommission des Weltverbandes verantworten. Warner stand im Verdacht, den Ethik-Code der FIFA verletzt zu haben; er und bin Hammam wurden vorläufig suspendiert. Sie sollen gegen den Ethikcode der FIFA verstoßen haben, indem sie beim Treffen der Karibischen Fußball-Union versucht haben sollen, für die Wahl bin Hammams zum FIFA-Präsidenten Stimmen zu kaufen. Im Juni 2011 ist Warner von seinen Ämtern im Weltverband zurückgetreten. (…) Ernst & Young schätzen, dass er und seine Familie wenigstens 1 Million US-Dollar Profit aus dem Wiederverkauf von Tickets für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 gemacht haben, welche Warner geordert hat“ (Wikipedia). Jack Warner wurde mit Wirkung vom 25. September 2015 von der FIFA auf der Grundlage einer Untersuchung der Ethikkommission zur Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 und 2022 lebenslang gesperrt.

Südamerika
Julio Grondona, Argentinien

Seit Blatters Wahl zum Fifa-Präsidenten 1998 wurde Grondona vom neu gewählten Fifa-Präsidenten Blatter zum Vorsitzenden der Finanz- und TV-Marketingkommission gemacht. „Seit 2011 wird gegen ihn in Argentinien wegen des Verdachts auf Korruption, Geldwäsche und Steuerhinterziehung in einem hohen zweistelligen Millionenbereich ermittelt“ (Wikipedia). – „Die Strafsache 228078/2011 hat es in sich. Es geht um – bislang – mehr als 72 Millionen Dollar, die der Erste FIFA-Vizepräsident Julio Grondona mit seinen Verbündeten und Kindern auf einem Dutzend Auslandskonten gehortet hat. Grondona ist FIFA-Finanzchef und zeichnungsberechtigt für den Milliardenkonzern FIFA“ (Weinreich 12.11.2011). – „‘Don Julio’, wie der mächtige Argentinier respektvoll genannt wurde, war bis zu seinem Tod im Juli 2014 die Nummer zwei in der Fifa hinter Sepp Blatter. Er war der Chef der Finanzkommission und stand im Fokus des Bundesanwalts von Buenos Aires. Über die Jahre war rund um Grondonas Familie ein Firmengeflecht gewuchert, dessen Konten einen dreistelligen Millionenbetrag aufwiesen” (Aumüller, Kistner 10.6.2015). Grondona starb kurz nach der WM 2014.
Nicolas Leoz, Paraguay
„Während der Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Konkurs des Sportmarketingunternehmens International Sport and Leisure wurde bekannt, dass Leoz in seiner Position als hochrangiger FIFA-Funktionär Schmiergeldzahlungen der ISL zwischen 1997 bis 2000 angenommen hatte. Am 3. Juni 2015 nannte Interpol ihn zusammen mit einem weiteren FIFA-Funktionär und vier hochrangigen Mitarbeitern der FIFA in einer Red Notice, um die Behörden auf einen anstehenden Auslieferungsantrag der USA im Zusammenhang mit der Untersuchung von Korruptionsvorwürfen aufmerksam zu machen und um entsprechende Mithilfe zu ersuchen. Leoz wurde daraufhin unter Hausarrest gestellt“ (Wikipedia), der Auslieferungsantrag an die USA läuft.
Ricardo Teixeira, Brasilien
Von 1989 bis 2012 Präsident des brasilianischen Fußballverbandes CBF. Vor Korruptionsvorwürfen flüchtete Teixeira nach Florida – und wieder zurück nach Brasilien aus Furcht, an die USA ausgeliefert zu werden. „Im Laufe seiner Karriere wurde er mehrfach mit dem Vorwurf der Korruption, Steuerhinterziehung und Geldwäsche konfrontiert und zog sich schließlich aufgrund erwiesener Schmiergeldannahmen aus dem Führungskreis der FIFA zurück. (…) Die Laufbahn Teixeiras als Verbandsobmann war von Skandalen wie Vetternwirtschaft, Spesenreiterei, unverzollten Einfuhren und dergleichen gepflastert. Im Zuge des Korruptionsskandals um die 2001 in Insolvenz gegangene Sportvermarktungsagentur International Sport and Leisure stellte die Staatsanwaltschaft des Kantons Zug am 11. Mai 2010 mittels Einstellungsverfügung fest, dass er und sein damaliger Schwiegervater João Havelange jahrelang Schmiergelder in Höhe von 21,9 Millionen Schweizer Franken erhalten hatten“ (Wikipedia). Seit 1989 „durchgehend mit Vorwürfen wie Korruption, Steuerhinterziehung, Geldwäsche konfrontiert“ (Hofmann u. a. 23.12.2015).

Ozeanien
Charles Dempsey, Neuseeland
Reiste überraschend kurz vor der WM-Abstimmung am 6.7.2000 aus Zürich ab – damit erhielt Deutschland die WM 2006.

Resumee
Die Aufstellung über diese ehrenwerte Fifa-Gesellschaft kann notgedrungen nur unvollständig sein. Die von der Fifa gesperrten Fifa-Funktionäre wurden nicht etwa gesperrt, weil die Fifa sich demokratisch entwickelt hätte: Das wäre eine Contradictio in adjecto. Sie wurden gesperrt, weil sie einfach nicht mehr zu halten waren.

Ergänzung: Fifa-Exekutive 2007 – ganze zwei unbescholten
Die SZ stellte das Fifa-Exekutivkomitee 2007 vor. Von 25 Mitgliedern sind derzeit gerade einmal zwei unbescholten: Junji Ogura, Japan und Geoff Thompson, England. Zehn Mitglieder werden unlauterer Geschäfte verdächtigt oder sind gesperrt, 13 Mitglieder sind in Strafverfahren verwickelt (Hofmann, R., Kistner, T., Flohr, A., Familienaufstellung, in SZ 23.12.2015).

2 Die deutschen Beteiligten an der Fußball-WM 2006

2.1 Das deutsche WM-Organisationskomitee (OK)
Franz Beckenbauer (OK-Präsident, offizieller Adidas-Repräsentant, Präsident FC Bayern), Wolfgang Niersbach (DFB-Mediendirektor), Fedor Radmann (OK-Vizepräsident bis 2003, inoffizieller Adidas-Repräsentant), Horst R. Schmidt (DFB-Generalsekretär), Theo Zwanziger (DFB-Vorstand) (Quelle: SZ 17.10.2015). Beckenbauer wurde am 13.6.2014 von der Fifa mit einer 90-Tage-Sperre belegt; er verweigerte dennoch die Zusammenarbeit mit den internen Ermittlern (Hofmann u. a. 23.12.2015). Ein Verfahren vor der Fifa-Ethikkommission läuft, siehe weiter unten.

2.1. Der WM-Aufsichtsrat
Thomas Bach, DSB-Präsident, Werner Hackmann (DFB-Vizepräsident), Gerhard Müller-Vorfelder (DFB-Präsident), Manfred Maus (AR-Vorsitzender OBI AG), Engelbert Nelle (DFB-Vizepräsident), Günter Netzer (Infront Sports & Media AG), Wolfgang Schäuble (Bundesinnenminister), Otto Schily (SPD, Bundesinnenminister), Heinrich Schmidhuber (BFV-Präsident), Wilfried Straub (Quelle: SZ 17.10.2015, 19.10.2015).

2.2. Weitere deutsche Beteiligte
„Es war kein Zufall, dass Spielgeschäfte mit drei Nationalverbänden abgeschlossen wurden, die Fifa-Vorstandsmitglieder stellten“ (Hecker, Ashelm 16.10.2015).
Leo Kirch, Medienmogul, hielt bis vor seiner Pleite die Medienrechte an den Fußball-Weltmeisterschaften bis 2006. Er erwartete sich von einer WM 2006 in Deutschland wesentlich mehr Geschäft als von einer in Südafrika. Kirch „wollte die WM 2006 unbedingt in Deutschland sehen – nach seinen Berechnungen würde ihm das 250 Millionen Franken mehr einbringen als eine WM in Afrika“ (Dahlkamp u. a., 17.10.2015; Hervorhebung WZ). Er „kauft zu völlig überhöhten Preisen Lizenzen an Freundschaftsspielen Bayern Münchens“ (Fritsch 16.10.2015).

Günter Netzer vermittelte mit seiner Medienagentur CWI die Fußballspiele des FC Bayern in Zusammenhang mit der WM 2006; er rechnete mit Leo Kirchs Firma Taurus ab. Netzer kaufte später mit Finanzinvestoren die WM-TV-Rechte von Kirch (Jakobs, Ott 19.4.2003) und wurde Infront-Gesellschafter (Dahlkamp u. a. 17.10.2015). – „Ein hoher DFB-Funktionär soll Günter Netzer gefragt haben, was mit den 6,7 Millionen damals eigentlich passiert sei. Netzer, der als WM-Botschafter für das Bewerbungskomitee gearbeitet hatte, antwortete angeblich verblüffend offen: ‚Damit haben wir die vier Asiaten bezahlt’“ (Dahlkamp u. a. 17.10.2015).

Fedor Radmann beriet Kirch und Adidas (Jakobs, Ott 19.4.2003). Radmann und CWI-Gründer Cesar W. Lüthi waren Teilhaber bei der S+K Marketing GmbH. Die CWL war ein Sportrechtevermarkter, den Leo Kirch 1999 gekauft hatte. Im Verwaltungsrat saß Günter Netzer. „Radmann ist im April 2002 aus der CWL ausgestiegen, offenbar eine Voraussetzung, damit S+K vom WM-Organisationskomitee (Vizechef: Radmann) mit einem Marketing-Auftrag bedacht werden konnte“ (Ebenda).

2.3 Die deutsche Industrie
„Deutsche Unternehmen machten große Geschäfte in und mit Ländern, in denen wichtige Mitglieder der Fifa-Exekutive zu Hause waren“ (Leyendecker, Ott 17.10.2015).
Daimler, Volkswagen und Bayer investierten just vor der WM-Vergabe in solchen Gegenden, aus denen dann die Stimmen für Deutschland kamen“ (Fritsch 16.10.2015). Siehe oben: Thailand etc.

3. Die Wahl
Zur Vorgeschichte: Sepp Blatter hat 1998 den afrikanischen Exekutivkomitee-Delegierten die WM 2006 in Südafrika versprochen. „Blatter war den Afrikanern seit 1998 noch etwas schuldig, für ihre Unterstützung bei seiner Wahl zum Präsidenten gegen den Europa-Verbandschef Lennart Johansson“ (Dahlkamp u. a. 17.10.2015).
Wahlgang 1: Deutschland 10, Südafrika 6, England 5, Marokko 3.
Wahlgang 2: Deutschland 11, Südafrika 11, England 2.
Wahlgang 3: Deutschland 12, Südafrika 11. Charles Dempsey reiste ab. Bei 12:12 hätte Blatters Präsidentenstimme doppelt gezählt.
Blatter erwähnte bereits 2012: „Gekaufte WM… Da erinnere ich mich an die Vergabe für 2006, wo im letzten Moment jemand den Raum verließ“ (focus.de 15.7.2012).
Die Südafrikaner mussten zugunsten der Deutschen warten: Erst 2010 kam die WM nach nach Südafrika – und kostete das Land über vier Milliarden Dollar.

3.1. Die Bestechungs-Historie
10,3 Millionen Franken (umgerechnet 13 Millionen DM) kamen vom früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus. „Eingesetzt wurde das Darlehen offenbar, um die vier Stimmen der asiatischen Vertreter im 24-köpfigen Fifa-Exekutivkomitee zu sichern. Die vier Asiaten hatten zusammen mit den Europäern bei der Wahl im Juli 2000 für Deutschland gestimmt. Weil außerdem der Neuseeländer Charles Dempsey beim letzten Wahlgang überraschend nicht abstimmte, siegte Deutschland mit 12:11 Stimmen. (…) Von den drei noch lebenden Asiaten, die im Jahr 2000 im Exekutivkomitee für Deutschland gestimmt hatten, ließen zwei die Anfragen des SPIEGEL unbeantwortet. Der dritte, der Südkoreaner Chung Mong-Joon, ließ ausrichten, die Fragen seien es nicht wert, beantwortet zu werden“ (spiegelonline 16.10.2015; Chung entstammt der südkoreanischen Autobauerdynastie Hyundai).
Louis-Dreyfus wollte 2005 das Geld zurück. Daraufhin überwies der DFB für eine „Eröffnungsgala“ der WM 2006 im Berliner Olympiastadion 6,7 Millionen an die Fifa. Fedor Radmann war damals im Komitee als Berater für Kultur zuständig (Dahlkamp u. a. 17.10.2015). Niersbach schrieb in einer Randnotiz: „Honorar für RLD“, Beckenbauer höchstpersönlich hatte den Schuldschein unterzeichnet (Ebenda). „Wofür aber brauchte das Komitee so viel Geld, so kurzfristig, so heimlich? Und welche Rolle spielte die Fifa, die anscheinend eingeweiht war? Das Geld zahlte das deutsche Organisationskomitee 2005 nämlich nicht etwa direkt an Louis-Dreyfus zurück. Es lief über ein diskretes Fifa-Konto. So diskret, dass die Fifa-Macher es nicht bei ihrer Hausbank eingerichtet hatten, sondern bei einem anderen Schweizer Geldhaus“ (Ebenda). Die Fifa überwies die Summe weiter auf ein Konto von Louis-Dreyfus in Zürich (spiegelonline 16.10.2015).
Dann ließ man die Gala platzen. „Der seinerzeitige Fifa-Generalsekretär Urs Linsi schrieb im Januar 2006 an Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, man müsse ‚schweren Herzens’ auf die Gala verzichten, wegen der ‚ungelösten Rasenprobleme’ im Berliner Olympiastadion“ (Aumüller, Kistner 17.10.2015). Die interessante Frage: „Warum ist das Geld, das offenkundig für ein Kulturereignis deklariert war, das nicht stattfand, später vom DFB nicht zurückgefordert worden? Warum blieb ein solcher Vorgang in den Büchern all die Jahre verborgen?“ (Aumüller, Leyendecker, Ott 19.10.2015). – „Warum forderte dann das OK das Geld nicht im Jahr 2006 zurück, nachdem die Fifa, völlig überraschend für die Bundesregierung und das OK, die Berliner Gala abgesagt hatte?“ (Leyendecker, Ott 20.10.2015).

3.2. Robert Louis-Dreyfus (*1946; †2009)
Bereits 1993 kaufte Dreyfus 15 Prozent von Adidas (Dahlkamp u. a. 17.10.2015). Zur Erinnerung: Im Jahr 2000 war Robert Louis-Dreyfus der damalige Chef von Adidas, der die Adidas-Anteile von Bernard Tapie gekauft hatte. Tapie, der im französischen Präsidentschaftswahlkampf 2007 Nicolas Sarkozy unterstützte, erhielt 2008 vom französischen Staat die phänomenale Entschädigungszahlung von 403 Millionen Euro, da er angeblich beim Verkauf der Adidas-Anteile durch die frühere Staatsbank Crédit Lyonnais übervorteilt worden war (SZ 11.7.2013). Von den 403 Millionen Euro waren 45 Millionen Euro “Schmerzensgeld”, 73 Millionen Zinsen. Die ehemalige Finanzministerin von Sarkozy und jetzige Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, wurde deswegen im Mai 2013 vor dem Gerichthof in Paris vernommen: “Im verschwörungsverliebten Frankreich sehen trotzdem viele Sarkozy, den Wahlsieger von 2007, als heimlichen Drahtzieher hinter der üppigen Entschädigung” (Kläsgen 27.5.2013).
„Sowohl Beckenbauer als auch Radmann hatten Verträge mit Adidas“ (Aleythe 17.10.2015). – „2002 organisierte er (Louis-Dreyfus; WZ) den Übergang der Sportrechte aus dem insolventen Kirch-Imperium an die Schweizer Infront-Gruppe um Günter Netzer, ein weiterer Schritt, das Netzwerk im Fußball noch enger zu knüpfen. Heutiger Chef von Infront ist Philippe Blatter, der Neffe des Fifa-Präsidenten. Man kennt sich eben“ (Ahrens 17.10.2015).

3.3. Robert Louis-Dreyfus und Uli Hoeneß
Es war Louis-Dreyfus, der Bayern-Manager Uli Hoeneß im Jahr 20000 heimlich 20 Millionen Mark zur Verfügung gestellt hatte, angeblich rein privat, angeblich zum Verzocken an der Börse“ (Dahlkamp u. a., 17.10.2015). Louis-Dreyfus richtete das inzwischen bekannte Konto bei Vontobel ein und stellte Hoeneß 20 Millionen Mark für Spekulationsgeschäfte zur Verfügung: Fünf Millionen Mark auf ein Konto und 15 Millionen Mark über eine Bürgschaft. Angeblich soll der Bayern-Manager nach kurzer Zeit die fünf Millionen und den Kredit zurückgezahlt haben (Ebenda). „Auch im späteren Steuerfall Uli Hoeneß war Dreyfus früh mit Geld behilflich“ (Leyendecker, Ott 17.10.2015).
Nur: Warum stellte der Adidas-Chef dieses Millionen-Spielgeld Hoeneß zur Verfügung? “Diese Geschäfte zwischen Hoeneß und dem 2009 verstorbenen Louis-Dreyfus fallen genau in die Zeit, in der der FC Bayern München mit Adidas über einen Einstieg des Sportartikelherstellers in die künftige FC Bayern AG verhandelte. Im September 2001 verkündete Hoeneß, dass sich der Konzern aus Herzogenaurach mit zehn Prozent am Klub beteilige und dafür 75 Millionen Euro in Aktien bezahle. Außerdem verlängerte der FC Bayern den Ausrüstervertrag mit Adidas um sieben Jahre, bis 2010. Diese Partnerschaft besteht bis heute fort. (…) Louis-Dreyfus war bis März 2001 Vorstandschef von Adidas. Sein Nachfolger wurde Herbert Hainer, der den Sportartikelkonzern bis heute führt und auch im Aufsichtsrat des FC Bayern sitzt” (Leyendecker, Ott 13.4.2013). – „Adidas und der FC Bayern bekräftigten 2001, ein Jahr nach dem privaten Dreyfus-Kredit an Hoeneß, ihre gemeinsame Sponsoren-Partnerschaft, obwohl der Konkurrent Nike erheblich mehr Geld geboten haben soll. Dass es dort einen Zusammenhang gegeben haben soll, hat Hoeneß allerdings vehement bestritten“ (Ahrens 17.10.2015). 2002 kauft Adidas einen Anteil von 10 Prozent am FC Bayern. „Als der Deutsche Fußball-Bund (DFB) 2007 einen über zehn Jahre laufenden Ausrüstervertrag mit Adidas abschloss, war die Aufregung groß. Schließlich hatte der US-Sportkonzern Nike dem DFNB mehr als 60 Millionen Euro pro Jahr geboten, Adidas hingegen nur rund 25 Millionen Euro“ (Diekmann 20.10.2015).

4. Fazit
Die Fußball-Weltmeisterschaften Frankreich (1998), Deutschland (2006), Russland (2018) und Katar (2024) stehen unter Korruptionsverdacht. Südafrika ist undefiniert. Einzig Brasilien 2014 ist – unbeabsichtigt – sauber: Da verfolgte die Fifa die Idee, einen Kontinent das Austragungsland auswählen zu lassen. Einzig Brasilien bewarb sich. Bestechungen sind da nicht notwendig. Daraufhin änderte die Fifa sofort wieder den Wahlmodus.
Zur WM 2006 aus dem Beitrag des Spiegel: „15 Jahre hat es gedauert, bis die Logik und die Tatsachen nun offenbar zusammengefunden haben: Warum sollte die deutsche WM die einzig saubere gewesen sein? Sie war nicht sauber“ (Dahlkamp u. a. 17.10.2015).
Und Oliver Fritsch in zeitonline: „Dass die deutsche Bewerbung nicht ganz sauber lief, war lange bekannt. Aber dieser Fall hat neue Dimensionen. Er wird die Debatten verändern. Seit Jahren stöhnt die Fußballwelt aufgebracht über Katar und Russland sowie über die Fifa, das Syndikat des Schweigens und Schmierens. Doch der Fall, sollten die Anschuldigungen stimmen, zeigt: Korruption ist nicht nur die Sache von Diktatoren, Scheichs und Bananenrepubliken. Der Schlamm fließt mitten durch Deutschland. Deutschland wäre Teil der Fußballmafia“ (Fritsch 16.10.2015).

5. Der DFB und die Freshfields-Ermittlungen

– Niersbach nur „Medienfuzzi“
Die Kanzlei Freshfields, welche im Auftrag des DFB die WM-Vergabe 2006 aufklären soll, hat die Zahl ihrer Ermittler auf 30 Anwälte erhöht. Am 5.7.2000, einen Tag vor der WM-Vergabe, erhielt unter dem Code „E16“ eine Person 250.000 Dollar. Freshfields wollte von Niersbach wissen, ob sich dahinter der Neuseeländer Charles Dempsey verberge. Niersbach verwies darauf, dass er bei der WM 2006 nur der „Medienfuzzi“ gewesen sei – und außerdem: „Er habe noch nie mit Zahlen umgehen können“ (Leyendecker, Hans, Mascolo, Georg, Ott, Klaus, Sechshundert Suchbegriffe, in SZ 28.1.2016).
Was Niersbach natürlich als DFB-Präsident besonders qualifiziert…

– Theo Zwanziger belastet
„Zwanziger sei schwer belastet, heißt es aus Verbandskreisen und bei Insidern, die wissen, was so alles gefunden wurde. Unter anderem ein Vermerk mit Zwanzigers Handschrift, der dokumentiert, wie genau im WM-Organisationskomitee (OK) ein Zahlungsvorgang manipuliert worden sein soll – bis exakt jene 6,7 Millionen Euro herauskamen, die als Kulturzuschuss für die WM getarnt wurden und die im Frühling 2005 über den Weltverband Fifa an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus flossen. Als Ausgleich für ein Jahre zuvor heimlich von Louis-Dreyfus gewährtes Darlehen, das wohl dubiosen Fifa-Zwecken diente.
Nach Recherchen von SZ, NDR und WDR spielt der Vermerk vom 18. April 2005 mit Zwanzigers Handschrift mittlerweile eine zentrale Rolle bei der Aufklärung der Millionen-Schieberei. Zwanziger gehörte damals dem Präsidium des WM-OK an. Das hatte seinerzeit dem eigenen Aufsichtsrat mitgeteilt, man wolle eine Fifa-Gala zum WM-Auftakt mit sieben Millionen Euro unterstützen. Anschließend wurden aber im OK 300. 000 Euro herausgerechnet, die für die eigene Personalkosten einzubehalten seien. So kam genau jener Betrag zustande, den man Dreyfus schuldete und für den man eine ‚Buchungsstelle‘ brauchte“ (Zwanzigers Handschrift, in SZ 30.1.2016).

– Fedor Radmann soll zahlen
„In der WM-Affäre fordert der Deutsche Fußball-Bund der ‚Bild‘-Zeitung zufolge von Fedor Radmann, dem früheren Vizepräsidenten des WM-Organisationskomitees, die Zahlung von 6,7 Millionen Euro. Der Vertraute des einstigen OK-Chefs Franz Beckenbauer soll die Summe demnach innerhalb von 20 Tagen an den Verband überweisen. Der Betrag entspricht der Summe, die der DFB vor der Weltmeisterschaft 2006 auf ein Konto des Weltverbands Fifa geleitet hatte. (…) Mit dem Vorgehen gegen Radmann würde der DFB einen weiteren Schritt unternehmen, um einen möglichen finanziellen Schaden vom Verband fernzuhalten. (…) Zuvor hatte der DFB Güteanträge bei der Öffentlichen Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle in Hamburg eingereicht, um den Anspruch auf möglichen Schadensersatz in Millionenhöhe zu wahren. Die Ansprüche richten sich neben Beckenbauer und Radmann auch gegen die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach, Ex-DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt, den Testamentsvollstrecker von Robert Louis-Dreyfus sowie die Fifa“ (DFB fordert von Beckenbauer-Freund Radmann 6,7 Millionen Euro, in spiegelonline 9.2.2016).

– Russland 2018 und Katar 2022 und die Geldwäsche
„Das Strafverfahren wegen möglicher Korruption im Fußball-Weltverband Fifa im Zusammenhang mit der WM-Vergabe an Russland und Katar macht Fortschritte. Neun Monate nach Eröffnung bestehe bei inzwischen 152 Finanztransaktionen der Verdacht der Geldwäsche, teilte die Schweizer Bundesanwaltschaft in Zürich mit. Dabei handele es sich um Verdachtsmeldungen über Bankkonten, die jeweils mehrere Geschäftsbeziehungen betreffen können. ‚Die Meldestelle für Geldwäscherei leistet sehr gute Analysearbeit, was die Führung der Strafverfahren der Bundesanwaltschaft wesentlich unterstützt‘, sagte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft“ (152 verdächtige Transaktionen, in spiegelonline 23.2.2016).

– Vergabe WM 2006, auf ein Neues
Der Libanese Elias Zaccour hatte bereits früh gewusst, dass von den vier Stimmen des asiatischen Fußballverbandes AFC die Stimme des Südkoreaners Chung in ein anderes Lager gehen würde. 2003 wurde bekannt, “dass der Medienunternehmer Leo Kirch einen Vertrag aufsetzen ließ, der dem Rennpferde-Liebhaber Zaccour 250.000 Dollar im Jahr bescheren sollte, insgesamt eine Million. Kirch wollte unbedingt die WM ins eigene Land holen, um seine Fernsehrechte teurer vermarkten zu können. Er hatte auch das Geld für so einen Vertrag. der eigentliche Kopf dahinter aber war Fedor Radmann, der engste Vertraute von WM-Bewerbungschef Franz Beckenbauer. Radmann hatte kurz vor dem Vergabetermin Druck gemacht, dass Kirchs Leute den Zaccour-Vertrag schleunigst unter Dach und Fach bringen sollten” (Buschmann, Rafael, Dahlkamp, Jürgen, Latsch, Gunther, Schmitt, Jörg, Der vierte Mann, in Der Spiegel 8/22.2.2016).

– Dresdner-Bank-Mitarbeiterin wird DFB-Personalchefin
Luana K. war früher Firmenkundenberaterin der Dresdner Bank in Frankfurt und „dort zuständig für den Geldverkehr des DFB, kannte seine Konten und zahlreiche Transfers, darunter wohl auch jene 6,7 Millionen Euro, die der DFB im Jahr 2005 über den Umweg an Robert Louis-Dreyfus leitete. Vor einigen Jahren schied Luana K. bei der Bank aus; bald danach hatte sie einen neuen Arbeitgeber: den DFB. Das Merkwürdige: Der Verband machte sie zur Personalleiterin, ein Amt, das sie heute noch hat. (…) Ihre Stelle verdankt sie dem DFB-Vize-Generalsekretär Stefan Hans, den sie aus seiner Zeit als Finanzexperte des WM-Komitees kannte. Bevor er kürzlich wegen seiner Rolle in der Sommermärchen-Affäre seine Stelle verlor“ (Ebenda).

– 4.3.2016: Präsentation des Freshfields-Report
Die Kanzlei Freshfields Bruckhaus Derringer sichtete mit zeitweilig 35 Juristen 128.000 elektronische Dokumente und 740 Aktenordner. Die Freshfields-Juristen können einen Stimmenverkauf vor der Vergabe der WM 2006 nicht beweisen, aber auch nicht ausschließen. Die Drei Freshfields-Kernthesen: 1) Kein Beweis für Stimmenkauf bei WM 2006, aber auch kein Gegenbeweis; 2) Die 10 Millionen Franken wurden im direkten Umfeld von Franz Beckenbauer nach Katar lanciert. 3) Der frühere DFB-Präsident Wolfgang Niersbach wusste früher, als er zugab, von der Affäre.
Einige Ergebnisse des 380 starken Freshfields-Berichtes in Kurzform:
– Ab Ende Mai 2002 flossen sechs Millionen Franken in mehreren Tranchen von einem Konto, das auf Robert Schwan oder Franz Beckenbauer lief, auf ein Konto der Kanzlei Gabriel & Müller im Schweizer Ort Sarnen, Kanton Obwalden.
– Beckenbauers früherer Berater Hans Hess hatte eine Kanzlei, in der Rechtsanwalt Othmar Gabriel gearbeitet hat. Gabriel stand auch mit Beckenbauer-Manager Robert Schwan im Handelsregister der Fa. SKK-Rofa, die im Jahr 2010 von Gabriel liquidiert wurde. Beckenbauer hatte 1977 seinen Wohnsitz aus steuerlichen Gründen nach Sarnen verlegt. Hess saß seit 1978 für die FDP im Ständerat und war seit 1981 Justizdirektor im Kanton Sarnen, wo er sich für eine Tiefsteuerpolitik einsetzte. Beckenbauer verdiente bei Cosmos New York von 1977 bis 1980 sieben Millionen DM – und zahlte dank Hess knapp 20.000 Franken Steuern pro Jahr in Sarnen (Buschmann, Raphael u. a., Schmutz in der Schweiz, in Der Spiegel 10/5.3.2016). Hess war wiederum über die Fa. Heka GmbH mit den Werbeeinnahmen Beckenbauers der Jahre 1970 bis 1975 befasst: Heka war das Kürzel für Hess und Kaiser.  – „Als Hess die Firma Heka liquidierte, versuchte er, wie die Richter später feststellten, gut 1,2 Millionen Franken an der Steuer vorbeizuschleusen“ (Dahlkamp u. a., Beckenbauer bediente sich eines alten Schweizer Netzwerks, in spiegelonline 5.3.2016). Beckenbauer musste seine Steuerschulden nachzahlen. Hess wurde wegen der Steueraffäre Beckenbauer in erster Instanz verurteilt und zog bis vor das Schweizer Bundesgericht. Er wurde im Sommer 1989 zu 124.000 Franken Geldbuße verurteilt und trat als Regierungsrat zurück (Haniman, Carlos, Der Briefkastenkönig, in woz.ch 21.1.2010).

– Der Geld-Terminplan der WM 2006
* 29.5. – 8.7.2002: Beckenbauer/Robert Schwan überwiesen in vier Tranchen 6 Millionen Schweizer Franken für „Asienspiele 2006“ an Advokaturbüro und Notariat Gabriel & Müller in Sarnen.
* 6 Millionen Franken gingen von dort kurz danach an Kemco Scaffolding Co. in Katar; einziger Anteilseigner seit 1985: Mohamed bin Hammam, Fifa-Exekutivmitglied bis 2011, von der Fifa lebenslang wegen Bestechung gesperrt.
* Am 16.8.2002 werden von Robert Louis-Dreyfus 10 Millionen Franken an Gabriel & Müller überwiesen.
Wo diese landeten, ist bislang unklar. Jack Warner? Chung Jong-Moon? Sepp Blatter – der bei der Fifa-Präsidentenwahl im Mai 2002 vom afrikanischen Fußball-Chef Issa Hayatou herausgefordert wurde? Genaueres wird man wohl bei den Ermittlungen der Schweizer und der US-Behörden erwarten können.
* 6 Millionen Franken gingen am 3.9.2002 von Gabriel & Müller an Beckenbauer/Schwan zurück. „Damit erhielt Beckenbauer die Summe zurück, die er Bin Hammam zuvor hatte zukommen lassen“ (Dahlkamp, Jürgen u.a., Beckenbauer Schlüsselfigur bei ominöser Millionenzahlung, in spiegelonline 4.3.2016). 4 Millionen Franken gingen am 5.9.2002 an die Kemco von Hammam. Hammam hatte also insgesamt 10 Millionen Franken erhalten. Verwendungszweck: „Asien Games 2006 Schlusszahlung“.
* Der DFB überwies am 27.4.2005 6,7 Millionen Euro = 10 Millionen Franken an die Fifa, Titel: „Kulturprogramm WM-Eröffnung“.
* Die Fifa sandte dann umgehend die 6,7 Millionen Euro an Robert Louis-Dreyfus.
(Quellen: WM-Affäre: Der Weg des Geldes, in SZ 5.3.2016; Kemco – Dienstleister im Fifa-Sumpf, in SZ 5.3.2016; Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Spur nach Kitzbühel, in SZ 5.3.2016; Buschmann, Raphael u. a., Schmutz in der Schweiz, in Der Spiegel 10/5.3.2016).

– Damalige DFB-Spitze überweist auf Fifa-Konto
Freshfields-Anwalt Christian Duve erklärte, die damaligen OK-Mitglieder Horst R. Schmidt und Theo Zwanziger hätten im April 2005 die Rückzahlung der fiktiven Überweisung auf ein Fifa-Konto vorgenommen. Offizielle Deklaration: Zuschuss für WM-Gala 2006 (DFV verschleierte Millionenzahlung, in spiegelonline 4.3.2016). Von dem Fifa-Konto floss die Summe dann an Robert Louis-Dreyfus zurück. „Als die Gala dann im Januar 2006 abgesagt wurde, habe es vom DFB keine Rückforderung gegeben“ (Ebenda).
Der frühere DFB-Präsident Wolfgang Niersbach wusste bereits im Sommer 2015 von der fragwürdigen Millionenüberweisung – und lehnte eine Information der DFB-Spitze ab (DFB-Spitze weicht Fragen nach Niersbach aus, in spiegelonline 4.3.2016).

Aus einem Kommentar von Peter Ahrens in spiegelonline: „Allen durchaus glaubwürdig klingenden Beteuerungen in Sachen Transparenz zum Trotz, die am Freitag vor allem vom kommissarischen Verbandschef Rainer Koch zu hören waren – beim DFB wäre man sicherlich heilfroh, wenn nach den turbulenten Monaten der Vergangenheit wieder Ruhe einkehren könnte. Zumal der designierte DFB-Präsident Reinhard Grindel jahrelang im Vorstand des Verbands eng an der Seite Niersbachs saß und die Fragen, was und wann er exakt von all dem erfahren hat, auch noch auf ihn zukommen werden. Die Sache aus DFB-Sicht jetzt als erledigt zu betrachten, wäre allerdings der Schritt in die falsche Richtung. Wer glaubwürdig einen Neuanfang machen will, der muss auch billigend in Kauf nehmen, dass noch für den Verband Unangenehmes an die Öffentlichkeit kommen kann. Dazu gehört auch die unweigerliche Debatte, ob Wolfgang Niersbach den deutschen Fußball tatsächlich in den internationalen Gremien weiter vertreten sollte“ (Ahrens, Peter, Erst ein Anfang, in spiegelonline 4.3.2016).

– Niersbach laut Niersbach unschuldig
„Durch den am Freitag veröffentlichten Bericht der Wirtschaftskanzlei Freshfields sieht sich der 65-Jährige, der im vergangenen November von seinem Posten als DFB-Chef zurückgetreten war, keineswegs belastet. Dass der Weltverband Fifa 6,7 Millionen Euro quasi als ‚Provision‘ für einen Zuschuss zur Weltmeisterschaft 2006 gefordert habe, habe er erst im Sommer 2015 erfahren, sagte Niersbach. Das habe der Report auch ‚zweifelsfrei bestätigt‘. (…) Dass eine Mitarbeiterin von Niersbach einen Aktenordner mit der Aufschrift ‚Fifa 2000‘ aus dem DFB-Archiv entliehen hat, der seitdem verschwunden ist, habe er nicht angeordnet. ‚Ich habe weder angewiesen, dass ein Ordner aus dem Archiv geholt wird, noch habe ich einen verschwinden lassen. Dieser Vorwurf macht mir persönlich am meisten zu schaffen. Ich bin seit 43 Jahren in der Sportlandschaft unterwegs, davon 27 Jahre beim DFB, und ich denke, dass ich mir in dieser Zeit einen seriösen und glaubwürdigen Ruf erworben habe. Dass da an meiner Reputation gezweifelt wird, tut unglaublich weh.‘ Seine Ämter in den Exekutivkomitees der Uefa und der Fifa möchte er behalten: „Das habe ich vor, ja“ (Niersbach gibt sich unschuldig, in spiegelonline 6.3.2016).

Fifa-Ethikkommission prüft Niersbach
„Wolfgang Niersbach droht weiterer Ärger: Die Fifa-Ethikkommission prüft Konsequenzen aus dem Untersuchungsbericht der Kanzlei Freshfields zur DFB-Affäre. Darin wird der ehemalige DFB-Boss massiv belastet. (…) Niersbach könnte durch die Fifa-Ethikhüter gesperrt werden und damit seine Ämter bei der Fifa und der Uefa verlieren. Die Interimsspitze des Deutschen Fußball-Bundes hatte sich zuletzt von Niersbach distanziert. Bei der Präsentation des Freshfields-Berichts am Freitag hatte DFB-Interimschef Rainer Koch das Verhalten Niersbachs bei der Skandalaufarbeitung im Vorjahr als ‚inakzeptables Vorgehen‘ bezeichnet“ (Fifa prüft Konsequenzen aus Freshfields-Bericht, in spiegelonline 5.3.2016).

– Freshfields-Kanzlei  gehandicapt

Der Freshfields-Kanzlei fehlten Befugnisse wie sie die Frankfurter Staatsanwaltschaft und die mit der Causa Fifa beschäftigten Schweizer und US-Stellen haben: Freshfields konnte dennoch Vertuschung und Verklärung feststellen. „Bei der Sicht der DFB-Unterlagen stellte Freshfields fest, dass elektronische Datenbestände mittlerweile gelöscht wurden und dass ganze Dokumentenstapel nicht mehr auffindbar waren. Einer der verschwundenen Ordner trug den Namen: ‚Fifa 2000‘. Das Jahr 2000 war das Jahr der WM-Vergabe“ (Buschmann, Rafael u. a., Ein Konto in Sarnen, in spiegelonline 4.3.2016).
– Die nach wie vor unbeantwortete Frage: Was geschah mit den zehn Millionen Franken? Ging das Geld an Jack Warner, weil der Südkoreaner Chung Jong-Moon Deutschland nicht wählte? Freshfields betonte den prophylaktischen Status des Vertrags mit Warner: Das Thema Stimmenkauf umgeht Freshfields mehr oder weniger elegant: „Freshfields hakt das Thema flott ab“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Das Zehn-Millionen-Rätsel, in SZ 8.3.2016). Im Mai 2001 wurde der Vertrag des DFB mit Jack Warner (über zehn Millionen DM, nicht Schweizer Franken) vom Juli 2000 im DFB unter „Budgetfragen“ diskutiert (Ebenda). Allein 1000 WM-Premium-Tickets gingen an Warner: „Ernst & Young beschrieb, wie sein Familienbetrieb bis zu 840.000 Euro Gewinn abschöpfte“ (Ebenda; siehe auch oben).

– Franz Beckenbauer Schlüsselfigur
Aus einem Kommentar von Jürgen Dahlkamp in spiegelonline: „Beckenbauer hatte geglaubt, davonzukommen, als Idol, Ikone, zur Not als Idiot. Als der SPIEGEL die ominöse Zahlung von 6,7 Millionen Euro des früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus aufdeckte und danach noch eine Menge anrüchiger Dinge rund um die Vergabe der deutschen WM 2006 ans Licht kamen, hatte Beckenbauer zunächst versucht, sich mit seiner angeblichen Naivität herauszureden. (…) Franz Beckenbauer war die Schlüsselfigur bei der Zahlung von 10 Millionen Schweizer Franken an den zwielichtigen Fifa-Funktionär Mohamed Bin Hammam aus Katar. Keiner kann, und schlimmer, keiner will ihm mehr glauben, dass er keine Ahnung hatte, wohin das Geld am Ende ging. Und wofür. Denn er selbst war zunächst mit sechs Millionen Franken in Vorleistung getreten, und er selbst bekam von den zehn Millionen des Franzosen deshalb sechs Millionen zurück. (…) Es war sein dunkles Geheimnis, es sollte sein dunkles Geheimnis bleiben: Was musste er für seinen Sieg tun, die WM nach Deutschland zu holen? Oder was für den Triumph, ihr finanzielles Gelingen mit einem hart umkämpften Fifa-Zuschuss zu sichern – obwohl nicht nur die WM, sondern auch dieser Zuschuss längst sicher waren, als Beckenbauer und dann Louis-Dreyfus das Geldkarussell in Gang setzten? Was also war so wichtig, dass Beckenbauer so eisern schwieg bis heute (…) Der Kaiser ist Geschichte. Das ist tragisch, das ist traurig, bei all seinen Verdiensten. Aber auch verdient. Für all seine Fehler“ (Dahlkamp, Jürgen, Dank ab, Kaiser! in spiegelonline 5.3.2016).

Aus einem Kommentar von Claudio Catuogno in sueddeutsche.de: „Über seine Rolle in der Sommermärchen-Affäre hat Franz Beckenbauer wörtlich gesagt, er sei ein ‚Trottel‘ gewesen. Trottel, das klingt irgendwie niedlich. Das klingt gutmütig und arglos, und genauso wollte Beckenbauer diese Selbstbezichtigung auch verstanden wissen. Da habe er es im Jahr 2002 doch tatsächlich in Erwägung gezogen, zehn Millionen Franken aus seinem Privatvermögen an die Fifa zu überweisen, um im Gegenzug 250 Millionen Franken Finanzzuschuss für die Organisation der Fußball-WM 2006 zu bekommen. (…) Außerdem legt der Bericht offen, wie im DFB sämtliche Kontrollmechanismen versagten, als es 2005 an die diskrete Rückzahlung des Louis-Dreyfus-Darlehens ging, und wie der inzwischen zurückgetretene Präsident Wolfgang Niersbach 2015 einen letzten verzweifelten Versuch unternahm, die Dinge nach alter Fußballer-Tradition still unter Kameraden zu lösen. (…) Franz Beckenbauer hingegen verkriecht sich weiter in seiner Märchenwelt. Ob er nicht reinen Tisch machen könne, fragen sich viele. Die Zeiten waren eben andere damals, das Sommermärchen bleibt unvergessen – und ihm, der Lichtgestalt, würde das Land doch quasi alles verzeihen. Die neuen Erkenntnisse geben einen Anhaltspunkt, warum Beckenbauer das eben nicht kann. Weil sich auf dem Tisch über die Jahre zu viel Unrat angesammelt hat“ (Catuogno, Claudio, DFB-Affäre: Beckenbauers Märchen, in sueddeutsche.de 4.3.2016).

Beckenbauer weiß von nichts
„‚Ich habe erst vergangenen Mittwoch erfahren, dass das Geld nach Katar gegangen ist‘, sagte der ehemalige Chef des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 der Bild am Sonntag. Die Ermittlungen der Kanzlei Freshfields beim Deutschen Fußball-Bund hatten zuvor ergeben, dass im Juli 2002 sechs Millionen Schweizer Franken von einem Konto von Beckenbauer und seinem noch im gleichen Monat gestorbenen Manager Robert Schwan zunächst in die Schweiz und von dort nach Katar an eine Firma des dubiosen FIFA-Spitzenfunktionärs Mohammed bin Hammam geflossen waren. (…) Beckenbauer betonte erneut, es habe sich um eine Sicherheit gehandelt, um vom Weltverband Fifa einen Finanzzuschuss für die WM zu bekommen. (…) Die Freshfields-Anwälte beurteilten die Aussagen so: ‚Es ist für uns kaum vorstellbar, dass man derartige Geldbewegungen auf eigenen Konten nicht mitbekommt.‘ Beckenbauers Unkenntnis sei ‚befremdlich‘. (…) Die Freshfields-Anwälte kamen deshalb nur zu dem Schluss, dass es für die Vorgänge rund um Beckenbauer, Louis-Dreyfus und bin Hammam keine ‚plausible Erklärung‘ gebe“ (Beckenbauer will von Millionenzahlung nach Katar nichts gewusst haben, in sueddeutsche.de 5.3.2016).

Fifa verklagt Fifa-Funktionäre
Die Fifa informierte am 16.3.2016 die US-Behörden auf 22 Seiten, dass sie Dutzende von Millionen Dollar von früheren korrupten Funktionären wie Jack Warner und Chuck Blazer zurückfordert. Im Einzelnen fordert die Fifa von folgenden ehemaligen Fifa-Funktionären folgende Beträge: Chuck Blazer (USA) 5 374 148 Dollar; Rafael Salguero (Guatemala) 5 134 980 Dollar; Jack Warner (Trinidad) 4 462 263 Dollar; Ricardo Teixeira (Brasilien) 3 514 025 Dollar; Nicolás Leoz (Paraguay) 3 254 886 Dollar; Jeffrey Webb (Cayman) 2 016 205 Dollar; Marco Polo Del Nero (Brasilien) 1 673 171 Dollar; Eugenio Figueredo (Uruguay) 1 011 018 Dollar (Spitzenreiter Blazer, in SZ 17.3.2016).
Das liest sich wie ein (ehemaliges) „Who-is-Who“ der Fifa-Nomenklatur. Sepp Blatter fehlt – noch.
„Nach Einschätzung der US-Justiz flossen in den Korruptionsfällen mindestens 190 Millionen Dollar Schmiergeld, mehr als die Hälfte haben die Behörden schon eingefroren“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Klage gegen die Korrupten in SZ 17.3.2016).

– Blatters Gehalt ungenau bekannt
Blatter bemühte sich bis zum Schluss, die Höhe seines Gehaltes geheim zu halten: Der Einzige, der wohl darüber Bescheid wusste, war sein ehemaliger Vize Julio Grondona. Im Fifa-Finanzbericht für das Jahr 2015 steht nun für den Fifa-Paten ein Gehalt von 3,32 Millionen Euro. (Das Gehalt für Blatter betrifft aber ein „Rumpf-Geschäftsjahr“, denn Anfang Juni 2015 trat er zurück, seit Oktober 2015 war er suspendiert und durfte sein Büro nicht mehr betreten.) Der entlassene Generalsekretär Jerôme Valcke erhielt 1,94 Millionen Euro, die Mitglieder des Exekutivkomitees 270.000 Euro. Im Jahresreport von 2014 wurden für die „leitenden Organe“ 35 Millionen Euro aufgelistet. „Setzt man die 24 Exekutivmitglieder mit 270.000 Euro pro Kopf an und jeden der zehn Direktoren großzügig mit einer halben Million Euro, blieben immer noch zirka 20 Millionen Euro übrig. Und auf der Empfängerseite nur noch zwei Personen: der Generalsekretär und der Präsident“ (Kistner, Thomas, 3,3 Millionen für Blatter, in SZ 18.3.2016).

– DFB verklagt Organisationskomitee der WM 2006
„Der frühere OK-Chef Beckenbauer und seine damaligen Vizes sollen bei der Öffentlichen Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle (ÖRA) der Hansestadt Hamburg erklären, ob sie gedenken, 7,7 Millionen Euro an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) zu zahlen. Als Schadenersatz in der Affäre um die WM 2006. Es geht um die 6,7 Millionen Euro, die das von Beckenbauer geleitete OK vor der Weltmeisterschaft verschoben hatte, plus eine Million Euro Zinsen. Mindestens. Weitere Forderungen könnten noch folgen. Der DFB hat die 7,7 Millionen Euro Ende 2015 geltend gemacht; in einem bei der ÖRA eingereichten ‚Antrag auf Einleitung eines Güteverfahrens’“ (Leyendecker, Hans, Ott, Klaus, „Erheblichen Schaden zugefügt“, in SZ 22.3.2016).

Fifa geht gegen Niersbach und Beckenbauer vor
„Die Fifa-Ethikkommission hat ein Verfahren wegen der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 an Deutschland eröffnet. Die Untersuchungen richten sich unter anderem gegen den früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und den damaligen Organisationskomitee-Chef Franz Beckenbauer, teilte der Weltverband Fifa mit. Auch gegen Niersbachs Vorgänger Theo Zwanziger, die Ex-Generalsekretäre Helmut Sandrock und Horst R. Schmidt sowie Ex-DFB-Mitarbeiter Stefan Hans werde ermittelt. Alle sechs waren Mitglieder des Organisationskomitees für die WM. Sie werden jeweils verdächtigt, den Fifa-Ethikcode verletzt zu haben“ (Fifa leitet Verfahren gegen Niersbach und Beckenbauer ein, in spiegelonline 22.3.2016). – Niersbach „muss damit rechnen, bald auch seine Vorstandsämter im Weltverband sowie im Europaverband Uefa zu verlieren. (…) Niersbach hat als Einziger aus dem Sextett (des OK der WM 2006; WZ) noch hohe, lukrative Ämter in den Vorständen von Fifa und Uefa inne“ (Aumüller, Johannes, Kistner, Thomas, Fifa gegen Sommermärchen, in SZ 23.3.2016). Auch gegen den früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger ermittelt die Fifa. Zwanziger gab sich im Interview empört, „wie Niersbach offenbar mit Samthandschuhen behandelt werden soll. (…) Während die Ethikkommission bei Blatter und Platini sofortige Sperren ausgesprochen hat, bleibt Niersbach, der monatelang die Verbandsführung getäuscht hat, im Amt. Sehr erstaunlich“ (Teevs, Christian, Zwanziger attackiert Fifa-Ermittler, in spiegelonline 22.3.2016).

– Reinhard Grindel neuer DFB-Präsident
Am 15.4.2016 wurde der CDU-Bundestagsabgeordnete und vormalige DFB-Schatzmeister zum DFB-Präsidenten als Nachfolger von Wolfgang Niersbach gewählt. Im SZ-Interview sagte er davor: „Vor allem wurden die Fragen um die WM-Vergabe im Jahr 2000 und die Zahlungsflüsse der 6,7 Millionen Euro in den Jahren danach unabhängig und soweit es für uns möglich war, transparent aufgeklärt“ (Kistner, Thomas, „Die Seele des Fußballs ist unantastbar“, in SZ 15.4.2016).
Mit Betonung auf: „Soweit als möglich…“ Nach wie vor sind die Geldflüsse und Adressaten unklar.
Aus einem Kommentar von Christian Teevs in spiegelonline: „Laut einem Bericht der ‚Bild‘-Zeitung hat Grindel in seiner Funktion als DFB-Schatzmeister versäumt, das Finanzamt rechtzeitig über die dubiose 6,7-Millionen-Euro-Zahlung zu informieren, die im Zentrum der WM-Affäre steht. (…) Doch für einen glaubwürdigen Neuanfang, den der DFB angesichts der zahllosen ungeklärten Fragen in der WM-Affäre braucht, steht Grindel nicht. Er war seit Oktober 2013 Schatzmeister des Verbands, arbeitete still an der Seite von Niersbach und steht nun fast zwangsläufig von Beginn an unter Druck. Dazu kommt: Auch den Posten des Generalsekretärs übernimmt mit Friedrich Curtius jemand, der dafür steht, dass beim DFB alles so weiter gehen soll wie bisher. Curtius war bis zu seiner Wahl Büroleiter von Niersbach, seit 2006 arbeitet er für den Verband“ (Teevs, Christian, Typisch DFB, in spiegelonline 15.4.2016).
Aus einem Beitrag von Johannes Aumüller in der SZ: „Rein formal läuft das Ganze am Ende wieder so, wie solche Tage in Sportverbänden nun mal ablaufen. Eine Tagung im Saal ‚Harmonie‘, nur ein Kandidat fürs verwaiste Präsidentenamt, eine offene Abstimmung und nahezu nordkoreanische Verhältnisse beim Wahlergebnis: 98,4 Prozent für den Bewerber – also ist an diesem Freitag um 13.04 Uhr der CDU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Grindel, 54, zum zwölften Präsidenten in der Geschichte des Fußball-Bundes (DFB) gewählt. (…) Es gibt viele in der Szene, die zweifeln, ob Reinhard Grindel tatsächlich geeignet ist, einen ’neuen DFB‘ zu errichten. Und so mancher Skeptiker fühlt sich vom Ablauf des Wahltages in seiner Meinung durchaus bestätigt“ (Aumüller, Johannes, Schwärmen von Seeler, in SZ 16.4.2016. Laut HeuteJournal des ZDF vom 15.4.2016 wurden die Journalisten während des Wahlvorgangs vom DFB des Saales verwiesen.) Aumüller weiter: „Aber neben dem Disput zwischen Profis und Amateuren gab es ja noch dieses Thema, das den außerordentlichen Bundestag und die Präsidenten-Neuwahl überhaupt erst ausgelöst hat: die WM-Affäre. Grindel spricht viel davon, dass es jetzt um Vertrauen und Integrität gehe. Aber Anmerkungen über pikante Zutaten des Skandals wie etwa die anrüchigen 6,7 Millionen Euro fehlen in seiner Rede, ebenso Vorwürfe in Richtung der damals Verantwortlichen wie etwa Franz Beckenbauer“ (Ebenda). – „Der Neue beim DFB, Reinhard Grindel, brachte es fertig, das Publikum nur zwei Tage nach seiner Wahl vor gut einer Woche zu enttäuschen. Es gebe ’nichts‘, was für eine gekaufte WM 2006 in Deutschland spreche, sagte er der ‚Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung‘. So als habe er den Freshfields-Untersuchungsbericht des DFB zu einer dubiosen Zahlung von 6,7 Millionen Euro, in dem es von Hinweisen nur so wimmelt, nicht gelesen“ (Buschmann, Rafael, Dahlkamp, Jürgen, Latsch, Gunther, Schmitt, Jörg, VIP-Service, Tor 13, in Der Spiegel 17/23.4.2016).

– Niersbach bleibt privilegierter Fußball-Funktionär
Am Tag des Rücktritts von Niersbach boten Reinhard Grindel, Reinhard Rauball und Rainer Koch diesem einen Vertrag an, der ihn neben dem VIP-Service am Frankfurter Flughafen und einer Sekretärin als Vertreter des DFB in der Fifa (bis 2019, 264.000 Euro pro Jahr plus Tagespauschale) und der Uefa (bis 2017, mindestens 50.000 Euro) bestätigte. „Ein absurder Vorgang. Denn das DFB-Präsidium kann Niersbach in diesen Gremien weder bestätigen noch abberufen“ (Ebenda).

– Netzer und Zwanziger einigen sich
Günter Netzer und der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger haben sich vor einem Gerichtstermin geeinigt. Zwanziger hatte behauptet, Netzer habe ihm im Herbst 2012 am Züricher Flughafen berichtet, dass die vier asiatischen Stimmen bei der WM-Wahl 2006 von Deutschland gekauft worden seien. Zwanziger erklärte nun, es gebe für ihn „nach Vorlage des Freshfields-Berichtes keinen Grund mehr, die Aussage zu wiederholen“ (SID, Streit beigelegt, in SZ 25.4.2016).
Dazu aus einem Kommentar von Thomas Kistner in der SZ: „Günter Netzer wollte Zwanziger die Aussage verbieten, er habe diesem gegenüber in Hinblick auf ungeklärte Geldzahlungen im Organisationskomitee (OK) für die WM 2006 erklärt, damit seien die Voten von vier asiatischen Wahlleuten gekauft worden. (…) Netzer zog gleich eine außergerichtliche Einigung vor. Leider. (…) Denn hier sind relevante Fragen offen. Es wäre sehr erkenntnisfördernd gewesen, den Mann vor Gericht zu hören, der rund um die Affäre nach Aktenlage eine viel weiterreichende Rolle ausgeübt haben dürfte, als im Untersuchungsreport der vom DFB eingesetzten Kanzlei Freshfields zum Ausdruck kommt. (…) Netzer vs. Zwanziger: Das hätte spannend werden können. (…) Netzers Rückzug passt in die Defensivhaltung der damaligen Akteure. Dass Zwanziger hier gefühlt der Sieger ist, legt auch die gemeinsame Erklärung nahe. Darin erklärt Netzer, er habe keine Aussage getroffen, die als Stimmkauf interpretiert werden könne. Das nimmt Zwanziger nur zur Kenntnis; ist über das Thema also doch gesprochen worden? Zwanziger erkl&

Sep 302015
 
Zuletzt geändert am 03.11.2015 @ 14:16

31.10.15:
Welt: Der olympische Wahl-O-Mat
MZ: Dagmar Freitag zur DFB-Affäre: Nur staatliche Ermittler zielführend
StZ: Adidas im Weltfußball: Wie Kaugummi am Turnschuh

30.10.15:
fairspielen.de: Bewerbungskosten: 25 Millionen aus der Wirtschaft? Bisher 0 Zusagen
stopolympia.de: Dichtung und Wahrheit – Was die SPD so im Abstimmungsheft schreibt
NDR: Ungültige Stimmen – Probleme bei Olympia-Briefwahl
Welt: Angst um Rasen – Kein Bogenschießen im Stadtpark?
KN: Linke sagt Nein zu Olympia
zeckensalon.blogsport.de: Aufruf zum Heimspiel gegen Düsseldorf (09.11.15): Kein Olympia in Hamburg
3wiresports.com: The Olympic scene drops in on the USA
SZ: DFB: Zu lange auf Kuschelkurs mit Blatter und seinem System

29.10.15:
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Olympia kostet Hamburg viel mehr – Wirtschaft hält sich raus
elbmelancholie.de: Olympia 2024: Ja oder Nein?
SZ: Städtischer Etat: Wie München sparen will
ZDFneo, Neo Magazin Royale: „Fußball ist Adidas, Adidas ist Fußball“

28.10.15:
YouTube: Eröffnungsdiskussion des Hamburger NOlympia-Kongresses
fairspielen.de: Transparenz bei der Olympiabewerbung? NOlympia Hamburg hakt nach
dpa: Olympia-Bewerbung auf dem Prüfstand
FAZ: Hamburger Olympia-Referendum: Ja oder nein
Blick: Gian Gilli über CH-Kandidatur: «Olympia wäre eine gute Geschichte für uns»
SZ: DFB: Das zweite schwarze Loch
SZ: Das Geheimnis des Mannes, der einfach aus der Tür ging

27.10.15:
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Olympia 2024: Der Lack blättert ab
SHZ: Alle machen Olympia-Werbung – außer St. Pauli
jW: Olympia-Werber des Tages: Walther Tröger
sid: WM-Affäre: Freitag stellt Unterstützung für EM 2024 infrage
SZ: Mehr als nur ein Fehler
FAZ: Fifa-Kandidaten: Züricher Puppenkiste
insidethegames.biz: San Diego set to be awarded first ANOC World Beach Games in 2017

26.10.15:
freitag.de: Nein zu Olympia
Welt: Kauflust der Frauen soll Olympia-Zuschlag bringen
olympia-nein.ch: Zwängerei gegen den Volkswillen
WDR, sport inside: European Games: Das Schweigen des Sports
WDR, sport inside: Märchen im Herbst
SZ: Der Kaiser muss auspacken
ZDF, WISO: Wer zahlt für das DFB-Museum?
taz: Doping im Spitzensport: Persönlich designte Moleküle
SZ: Olympia-Attentat: Gedenkstätte im grünen Hügel

25.10.15:
SZ: Haushaltsloch: München spart an der EM 2020
SZ: EM 2020 in München: Ein Zurück gibt es nicht
FAZ: Hamburgs Olympia-Bewerbung: Friede, Freude, Fischbrötchen
jugendgegenolympia.de: Für Breitensport, gegen Olympia – (K)ein Widerspruch?!
stopolympia.de: STOP Olympia Hamburg unterwegs
dpa: Funktionäre fürchten Schaden für Olympia-Bewerbung
SpOn: Die DFB-Millionen – und wer von ihnen gewusst haben muss
SZ: WM 2006: Alles verjährt? Nicht unbedingt
FAZ: Sturmreif geschossen
DLF: FIFA-Kandidaten – Der Umstrittene: Scheich Salman
Play the Game: New report shows need for fundamental reform across all international sports

24.10.15:
Welt: Olympia-Sicherheit zum Schnäppchenpreis
NDR: NOlympia: Mit Tipps aus Boston Olympia stoppen?
nolympia-hamburg.de: Jetzt mit NEIN stimmen
FAZ: Die Abfahrer gehen ab
SZ: Fifa wollte „Afrika-Spende“ vom WM-OK

23.10.15:
NDR: Jetzt entscheiden die Bürger
Anti-Olympisches Komitee der Universität Hamburg: NOlympia-Kongress
SpOn: Theo Zwanziger zur WM-Bewerbung 2006: „Es ist eindeutig, dass es eine schwarze Kasse gab“
SZ: Von Glanz ist im Deutschen Fußballmuseum wenig zu spüren

22.10.15:
dpa: Panne bei Imagefilm für Hamburger Olympia-Initiative
Zeit online: DFB: Die Karikatur eines Sportverbands
SZ: Wer mit der Fifa spielt, verliert
SpOn: Sein Name ist Niersbach, er wusste von nichts
jensweinreich.de: Das kann man ja auch mal so sehen …
Zeit online: Der über dem Gesetz steht

21.10.15:
taz: Hamburgs Olympia-Bewerbung: Umweltschützer uneins
nolympia.de: Fußball-WM 2006: Blatters WM-Kabinett 2000 – und was daraus wurde
FAZ: WM-Vergaben 2018 und 2022: Der Kaiser auf der Anklagebank
SZ: Kaiser im Visier
FIFA: Untersuchungskammer der unabhängigen Ethikkommission bestätigt ordentliches Verfahren gegen Blatter, Platini und Valcke
AP: Back in Russia, Bach speaks out against political boycotts

20.10.15:
BUND Hamburg: Rückenwind aus Berlin
The Guardian: Olympic Park’s Orbit tower costing taxpayer £10,000 a week
Handelsblatt: Dagmar Freitag zu WM 2006 und Olympia: „Nicht wundern, wenn sich die Menschen abwenden“
FAZ: Lassen Sie Ihr Amt ruhen, Herr Niersbach!
SZ: Niersbach in der Bredouille
FAZ: Helmut Digel: „Ich war zwei Jahrzehnte Teil einer Heuchelei“
RP: FDP stimmt gegen Tour de France in Düsseldorf

19.10.15:
jugendgegenolympia.de: Gründung des Bündnisses Jugend gegen Olympia
Cicero: Brot oder Spiele
NDR: VW, FIFA, DFB: Hamburgs Olympia-Pläne gefährdet?
SpOn: Olympia-Bewerbung ohne Frauen: Mann, Hamburg!
FAZ: Keine krummen Dinger!
FAZ: Zwanziger bringt Niersbach in Bedrängnis
SZ: Zwanzigers alte Rechnung mit Niersbach
Welt: „Spiegel“ gegen DFB – Erklärungsnöte in der WM-Affäre
Grüne, Bundestagsfraktion: Schwarze Kassen und Stimmenkauf?
FAZ: Helmut Digel: „Blatter hat das nicht erfunden“
SZ: Eiskunstlaufen: Betrüger will Chef werden

18.10.15:
nolympia.de: Chronologie der Ereignisse im September 2015
SpOn: Niersbach und die SPIEGEL-Enthüllung: Die Ehre des Präsidenten
DLF: DFB bleibt Antworten schuldig
SZ: Welches Märchen stimmt?
DLF: WM 2014: Neue Runde im Ticketskandal

17.10.15:
taz: Hamburg ist schon tot
DLF: Streit um Olympia-Kosten
NDR: „Ein Beben in der deutschen Fußball-Oligarchie“
SZ: So soll der Schmiergeld-Trick des DFB gelaufen sein
SpOn: Der Mann hinter dem WM-Deal: Die Affäre Dreyfus
DLF: Tour-Start 2017 in Düsseldorf?

16.10.15:
SpOn: Skandal um deutsche Bewerbung: Schwarze Kasse – Fußball-WM 2006 mutmaßlich gekauft
jensweinreich.de: Schwarze Kassen bei der WM 2006
SZ: Das Fußballgeschäft – eine bizarre Parallelwelt
sportspitze.de: So zerlegt man ein Sommermärchen
SpOn: Das Sommermärchen-Märchen
FAZ: Jetzt ist Niersbach dran
FAZ: Korruption bei Vergabe der Fußball-WM 2006?
nolympia-hamburg.de: Viele gute Gründe für ein NEIN zu Olympia
SZ: Erste Fehlkalkulation
NDR: Hamburg darf Olympia-Flamme nicht mehr nutzen
FNP: Diffuses Bild
nolympia-hamburg.de: Nachttanzdemo gegen Olympia
Daily Mail: So much for the Olympic legacy! 400,000 fewer are doing sports after London’s 2012 Games
bundestag.de: Sportausschuss reist nach Kanada und in die USA – Olympische Spiele und Dopingbekämpfung im Fokus

15.10.15:
BUND Hamburg: BUND empfiehlt „Nein“ beim Olympia-Referendum
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Nein des BUND: Ein notwendiger Schlag ins Olympia-Kontor
SpOn: Bund erteilt Scholz‘ Milliarden-Wunsch eine Absage
Hamburger Abendblatt: Bund will keine 6,2 Milliarden Euro für Olympia zahlen
fairspielen.de: Olympischer Sport-Chef Hörmann und das Vertrauen: Der Bürger als Untertan
NZZ: Skiverband im Dilemma: Gibt es bald keine Olympia-Abfahrt mehr?
Merkur: Münchner Olympiapark: Red-Bull-Arena droht das Aus

14.10.15:
NDR: NOlympia: Hamburg verschwendet Geld
Welt: Das kritisieren Olympia-Gegner am Finanzreport
Welt: Das Pokern um Olympia hat begonnen
sid: „Manipulative Züge“: Wissenschaftler kritisieren Hamburgs Olympiapläne
thelocal.de: Leading academics slam Hamburg Olympic bid
dpa: Hörmann sieht Hamburger ausreichend über Olympia informiert
fairspielen.de: Prinzipien – auf deutsch – HOST CITY CONTRACT 2024 – PRINCIPLES
insidethegames.biz: IOC to involve TOP sponsors in bidding process for 2024 Olympics
SZ: Sanierung des Münchner Olympiaparks
SZ: Perspektive für Blatter und Platini: Lebenslänglich

13.10.15:
olympiakritik-aus-der-wissenschaft.de: Positionspapier Hamburger WissenschaftlerInnen zur Bewerbung um Olympische und Paralympische Sommerspiele 2024
dpa: Wissenschaftler kritisieren Hamburgs Olympia-Bewerbung
Play the Game: Olympic Games reloaded?
sid: Amateurbox-WM 2017 in Hamburg
sid: FIS-Präsident Kasper bangt um traditionelle Ski-Wettbewerbe
StZ: Gerichtschef mit Doppelfunktion: Ein ganz privater Dienstwagen
sportschau.de: Jens Sejer Andersen: „Blatter wird weiter in der FIFA mitreden“
dpa: Vesper: Blatter das Verdienstkreuz entziehen
FAZ: Europas großer Fußball-Skandal
SZ: Leichtathlet Charles Friedek: Dreisprung zum Schadenersatz
FAZ: Friedek gewinnt Rechtsstreit: Der späte Sieg des Dreispringers

12.10.15:
Zeit online: Wochenrückblick: Berlin grätscht dazwischen
SZ: Rio: Der Strand, ein „Kriegsschauplatz“
WDR, sport inside: FIFA: Stabiles System

11.10.15:
DLF: Hamburgs knapp berechnetes Sicherheitsbudget
Welt: Nun beginnt das Feilschen um die Olympia-Milliarden
taz: Bürgermeister in der Zwickmühle
DLF: Unzertrennlich: Adidas und der Fußball-Weltverband

10.10.15:
NDR: Wer zahlt die Rechnung?
DLF: Kritik für Hamburger Finanzplan
FAZ: Dubiose Sport-Präsidenten: Die feinen Herrschaften

09.10.15:
Welt: Noch keine Einigung mit Bund über Olympia-Kosten
fairspielen.de: Olympische Kosten Hamburg: Hafenverband sagt „unsolide“ und „vorläufige Schätzung“
Handelsblatt: Olympia wird zum überflüssigen Luxus
Tagesspiegel: Muss Hamburg derart alimentiert werden?
jensweinreich.de: Nur noch 89 Tage: zu den Suspendierungen von Blatter und Platini
SZ: Der Pate wankt
NZZ: Der interimistische Fifa-Präsident Hayatou: Ein Mann wie Joseph Blatter

08.10.15:
hamburg.de: Finanzreport „Olympische und Paralympische Spiele 2024 in Hamburg“
stern.de: Hamburg, bitte keine Olympischen Spiele
SZ: Schöne Schimäre
SZ: Inklusive Inflation
SZ: Der 7,4-Milliarden-Euro-Plan
NOZ: Sind Olympische Spiele noch tragbar?
nolympia-hamburg.de: Finanzreport: Schaum oder reiner Wein?
fairspielen.de: Schnäppchen ohne Gigantismus: Olympia derzeit für 11,2 – 14,7 Mrd. Euro
stopolympia.de: Die Zahlen sind da
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: „Wahre Zahlen gibt es erst nach dem Referendum“
Welt: „Werden über die Katze im Sack abstimmen müssen“
Welt: Olympia in Hamburg kostet 11,2 Milliarden Euro
SpOn: Korruptionsskandal: Fifa suspendiert Blatter und Platini für 90 Tage
Zeit online: Comical Sepp

07.10.15:
dpa: De Maizière: Olympia-Bewerbung wichtiger als EM-Austragung
Welt: Finanzkonzept: Was kosten Olympische Spiele in Hamburg?
GEW Hamburg: Olympia in Hamburg? Eine GEWerkschaftliche Informations- und Diskussionsveranstaltung
NZZ: Weltsport in der Krise: Eine grosse Lüge
SZ: Deutsche Sportpolitik: Mehr Macht für die Zentrale
SZ: Bogner: Willy und seine Freunde

06.10.15:
sid: Rio kürzt Olympia-Kosten um zehn Prozent
SZ: DDR-Zwangsdoping: 10,5 Millionen Euro Entschädigung – aber wer zahlt?
Merkur: Protest gegen Ausbau des Skigebiets am Riedberger Horn

05.10.15:
Weser-Kurier: Fifa: Eher ein Mafia-Clan als ein Sportverband
SZ: Adidas und die Fifa: Wenn Treue teuer wird
WDR, sport inside: Wir bauen uns eine Bobbahn

04.10.15:
Merkur: Garmisch-Partenkirchen: Das Herz sagt ja, der Verstand nein
nolympia-hamburg.de: 1. Olympiakritischer Hamburger Staffellauf
SZ: Fifa: „Sponsoren wissen jetzt, dass dieses Geschäft riskant ist“
FAZ: Hilfe für Doping-Opfer: Druck für den Sport
Welt: Ryder Cup 2022: Was 18 Löcher mit dem Roten Platz zu tun haben

03.10.15:
DLF: DOSB-Chef Hörmann zum Dopingopfer-Hilfsfonds: „Ein Missverständnis“
FAZ: Gesamtdeutscher Sport: Erfolg ist mehr als Medaillenflut
FAZ: Blatter muss bleiben

02.10.15:
sid: Kein Ski-Weltcup auf dem Olympiaberg – Neujahrs-Slalom fällt komplett aus
Merkur: 40-Jahr-Feier der BN-Kreisgruppe Garmisch-Partenkirchen: Schön, mal nicht beschimpft zu werden
SZ: Wie der Rekordsommer Bayerns Gletschern zusetzt

01.10.15:
fairspielen.de: Olympia-Referendum: Bürgerschaft beschließt NOlympia-Gegenvorlage
NDR: Olympia-Plan steht – nur das Preisschild fehlt
FAZ: Ines Geipel über Doping-Opfer: Die Kernlüge des Sports
SZ: Ligapräsident Rauball zur Fifa: „So eine Reform geht nur mit einer Neugründung“
SpOn: Schweizer Ermittler zweifeln an Aussagen Blatters
SZ: Platini: Zwei Millionen, viele Fragen
SZ: Münchner Sportamt: Ein Kommen und Gehen

weiter zur Presseschau für September 2015

Sep 082015
 
Zuletzt geändert am 05.10.2015 @ 10:39

30.09.15:
stopolympia.de: Volksinitiative STOP Olympia Hamburg präsentiert Stellungnahme zum Referendum am 29.11.15
fairspielen.de: Gegenvorlage Stop-Olympia zum Referendum und eine Volksinitiative
SZ: Hamburg 2024: Fifa und Flüchtlinge
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Warnung des Rechnungshofs lässt sich nicht wegreden
fairspielen.de: Und schon spielt die Jazzcombo: Kulturolympiade setzt auf Klamauk
sid: Studie: Deutsche Olympia-Begeisterung im Vergleich schwach
SZ: Garmisch-Partenkirchen: Ein Parallelslalom und viele offene Fragen
TA: Bewerbung um Biathlon-WM: Land steuert 10 Millionen bei
MZ: Steuerzahlerbund prangert Conti-Arena an
FAZ: Platini: Wie einem das Geld die Sinne vernebelt

29.09.15:
urbanshit.de: Interview-Duell: Die Olympischen Spiele 2024 in Hamburg machen wirklich (k)einen Sinn
Welt: Kulturelle, nachhaltige Spiele?
olympia-nein.ch: Millionen für eine erneute Olympia-Kandidatur verschwenden?
SRF: Olympia 2026 im Wallis: Kantonsregierung schaut genau hin
SpOn: Neue Snowden-Dokumente: Wie die NSA sich auf Olympia vorbereitet
Zeit online: Mit Olympia kam die NSA
Welt: Hamburgs U-Bahn-Pläne werden konkret
FAZ: Die Blatters sind überall
SZ: Fifa-Sperre gegen Jack Warner: Vier Jahre zu spät
WDR: Düsseldorf mit guten Chancen auf Tour-Start 2017

28.09.15:
SpOn: Sportarten-Programm für Tokio 2020: Wird Skateboarden bald olympisch?
TA: Überzogene Wünsche
Play the Game: London 2012: Failure of Olympic promises forces the government to revise sports strategy
SZ: FIFA: Der Fall Max und Moritz

27.09.15:
SZ: Vom Olympiaberg nach Garmisch-Partenkirchen
SpOn: DFB-Chef Niersbach und der Fifa-Skandal: Hochbezahlt und ahnungslos
DLF: Wenn die FIFA ein Autokonzern wäre
sid: Sunday Times: Armstrong legt Rechtstreit mit SCA Promotions bei
DLF: Elite-Sportschulen: Teuer und ineffizient
SZ: Fürstenfeldbruck: Zwei Museen gehen nicht

26.09.15:
Grüne Jugend Hamburg: Junge Meinungen unerwünscht – “It’s Your Choice”-Tour ohne Jugend
fairspielen.de: It’s Your Choice? Senat startet an Schulen PR-Show zu Olympia
tz: Neujahrs-Parallelslalom: Ausgekurvt am Olympiaberg
DLF: Justin Reiter: Allein gegen das IOC
SZ: Warum der Fifa-Skandal noch nicht ausgestanden ist

25.09.15:
Merkur: Neujahrs-Parallelslalom kommt nach Garmisch-Partenkirchen
Zeit online: Die Herren der Spiele
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Unakzeptable Verpflichtungen für Hamburg schon vor dem Referendum
Welt: Zu viele konkurrierende Initiativen gegen Olympia?
fairspielen.de: Initiative zur Gegenvorlage gescheitert – Entschieden wird am Tag des Referendums
nolympia-hamburg.de: Zu wenig gültige Unterschriften für Initiative „Nein zu Olympia“
stopolympia.de: STOP Olympia arbeitet an Stellungnahme und sammelt weiter
SpOn: Olympia-Kritiker scheitern mit Unterschriftensammlung
FAZ: Wegen Tokio 2020: Japanischer Sportminister tritt zurück
Bundesanwaltschaft der Schweiz: Strafverfahren gegen FIFA-Präsident eröffnet
SpOn: Kaputte Organisation: Das Konstrukt Fifa zerfällt
SpOn: Das Präsidentenbeben
Zeit online: Der DFB nimmt den Gestank an
FAZ: Blatter im Visier der Ermittler
SZ: Späte Einsicht der Fifa

24.09.15:
FAZ: Kritik am Olympia-Vertrag: „Das Wort Menschenrechte kommt nicht vor“
fairspielen.de: Warum soll der Bund Hamburgs Stadtentwicklung bezahlen?
hamburg-fuer-die-elbe.de: Hafen und Olympia 3
taz: Skisport in Österreich: Wieder so ein Einzelfall

23.09.15:
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Olympia im Hafen: Kostenschätzungen steigen massiv
NDR: Hafenwirtschaft warnt vor teurem Olympia-Umzug
bild: Kostet Olympia Hamburg eine Milliarde?
bundestag.de: Kritik an Grünen-Antrag zu Vergaberegeln bei Sportgroßereignissen
FAZ: Blatter im Gefängnis

22.09.15:
SZ: Sportlicher Stillstand
NDR: Wegen Olympia: Neue Hafenfläche für Tschechien?
SpOn: Gewalt im Amateurfußball: Hamburgs Schiedsrichter schlagen Alarm
insidethegames.biz: Survey suggests majority of Hungarians want referendum on whether to press ahead with Budapest 2024 Olympic bid
FAZ: Fifa: Die Schlinge zieht sich zu
NZZ: Schliesst Magglingen

21.09.15:
fairspielen.de: Haltbarkeitsdatum 29.11.: Hamburg stellt sein „Sicherheitskonzept“ vor
Welt: Hafenverlegung für Olympia-Pläne: Tschechien und Hamburg einigen sich auf Ausgleichsfläche
DLF: Kritik vom Rechnungshof
bundestag.de: Sportausschuss in Hamburg: Unterstützung für Olympiabewerbung 2024 der Hansestadt
Deutscher Bundestag, Sportausschuss: TOP 1: Stand des Bewerbungsverfahrens zur Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele 2024
dpa: AIBA-Präsident räumt Hamburg große Chancen auf Box-WM ein
StMI Bayern: Herrmann: 3,7 Mio. Euro zum Umbau der Oberstdorfer Heini-Klopfer-Skiflugschanze
WDR, sport inside: FIFA: Hilfloses Reform-Schauspiel
SpOn: Streit über Fußball-WM 2022: Zwanziger kontert Klage aus Katar
jensweinreich.de: Sportschurkenstaat Katar vs Theo Zwanziger (II): die Klageerwiderung
The Guardian: Fifa crisis: Jack Warner’s extradition to United States moves a step closer

20.09.15:
nolympia.de: Chronologie der Ereignisse im August 2015

19.09.15:
Zeit online: Rio 2016: Schon wieder geht der Sport auf Kosten der Armen
DLF: FIFA-Skandal: Die vielen Leben des Jack Warner

18.09.15:
ND: Olympia unter Kontrollzwang
Merkur: Ski-Weltcup in München wackelt
The Guardian: Zaha Hadid abandons new 2020 Tokyo Olympics stadium bid
Tagesspiegel: Steuerbefreiung für Ryder Cup 2022
Tagesspiegel: Beitrags-Milliarden für Fußball und Olympia
sid: ARD und ZDF bemühen sich um Sublizenz für Olympia 2018-24
SpOn: Fifa nach Valcke-Entlassung: Der Mann neben Blatter
DER SPIEGEL: Fifa behindert Schweizer Ermittler
SZ: Warum Deutschland im Fifa-Skandal schweigt
SZ: Wie die Fifa zerbröselt

17.09.15:
SZ: Slalom im Olympiapark vor dem Aus
SZ: Echter Wagemut geht anders
neinzuolympia.de: Mehr als 10.000 Unterschriften für „Argumente für ein NEIN zu Olympia“
SpOn: Gegner sammeln mehr als 10.000 Unterschriften
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Von Berlin und München lernen: Hamburg sagt Nein zu Olympia
dpa: Rio: Weltschwimmverband kritisiert Olympia-Organisatoren
Tagesspiegel: Ryder Cup 2022: DOSB fordert Steuerbefreiung
Tages-Anzeiger: Der Fifa-Generalsekretär und sein privater «Fonds»
SZ: Fifa suspendiert Generalsekretär Valcke
NZZ: Schweizer Sport verlangt mehr Subventionen
Merkur: Unbekannte Akten zum Olympia-Attentat

16.09.15:
Welt: Diese harten Forderungen müsste Hamburg umsetzen
SpOn: Vorläufiges Regelwerk für Olympia-Vergabe: 508 Seiten Prinzipien
SZ: Trügerische Transparenz
nolympia-hamburg.de: Nichts Neues vom IOC
fairspielen.de: Bitte aufhören
SpOn: Hamburgs Bewerbung: „Olympia ist teuer, das muss allen klar sein“
FC St. Pauli Marathon: FCSP-Marathonabteilung sagt Nein zu Olympia 2024 in Hamburg
IOC: Five world-class cities in strong competition for Olympic Games 2024
thelocal.de: Does Hamburg stand a chance vs Paris or LA?
hamburg.de: FAQ zum Ablauf des Olympia-Referendums
SZ: Ryder Cup: Bitte keine Steuern
FAZ: Reformgruppen der Fifa: Ein Gruselkabinett von Dunkelmännern

15.09.15:
neinzuolympia.de: Unterschriftensammlung geht in den Endspurt
taz: Olympische Spiele 2024: Unkalkulierbares Risiko
ak: The Game of the Games
DLF: Hamburg muss sich hinten anstellen
Zeit online: Toronto verzichtet auf Bewerbung um Olympische Spiele
NOlympia Kiel: Nach Boston auch Toronto ausgestiegen. Ein Kommentar
taz: Anti-Korruptions-Gesetz in der Schweiz: Sportbosse sind lieb und teuer

14.09.15:
avaaz.org: Internationales Olympisches Komitee: Urwaldzerstörung stoppen
Toronto Star: Toronto will not bid for 2024 Summer Olympics
WDR, sport inside: Labskaus und Landungsbrücken
FAZ: Wo das olympische Herz schlagen soll
Welt: Olympia-Skepsis: Hamburg chancenlos gegen L.A. und Paris?
sid: EOC erwägt Einführung von Europaspielen im Winter – DOSB zurückhaltend
SpOn: Die Frage nach Blatter bleibt unbeantwortet – vorerst
SpOn: Fifa-Experte rechnet mit Ermittlungen gegen Blatter
SZ: Ermittler kämpfen sich durch den Sumpf
SZ: Fragwürdiger Deal mit Blatters Unterschrift
WDR, sport inside: Financial Fair Play: Tiger aus Papier
Tagesspiegel: Steuervorteile? Nein, Golf ist nur Randsportart

13.09.15:
Huffington Post: A costly Toronto Olympic bid is unlikely to pay off
SpOn: Ermittlungen gegen die Fifa: Schlechte Geschäfte sind auch gute Geschäfte

12.09.15:
DLF: Olympia 2016: Arbeitssklaven im Olympischen Dorf
SpOn: Bewerber Bad Saarow: Schäuble verweigert Ryder Cup Steuerprivileg
Schwäbisches Tagblatt: Erst die Norm, dann die Moral

11.09.15:
hamburg.de: Beratende Äußerung des Rechnungshofs: Olympische Spiele mit Risiken
Linke, Hamburgische Bürgerschaftsfraktion: Rechnungshof bestätigt Warnung vor Olympia
Tagesspiegel: Landesrechnungshof schwächt Hamburgs Bewerbung
sid: Auch Kiel stimmt am 29. November ab
Boston Globe: Olympic bid left debt of millions
Globe and Mail: The 2024 Toronto Olympics? No thanks
SRF: Blatter verkaufte TV-Rechte weit unter dem Marktpreis
SZ: Fifa: In der Höhle des Löwen
SpOn: DFB-Akademie wird 20 Millionen Euro teurer

10.09.15:
CP: ‚Unprecedented secrecy‘ surrounding Toronto’s Olympic bid process: critics
Welt: Senator präsentiert Klima-Masterplan für Hamburg
SpOn: Reformpapier für die Fifa: Acht Punkte Altbekanntes
NZZ: Korruptionsstrafrecht verschärft: «Lex Fifa» unter Dach und Fach

09.09.15:
NDR: Hamburg und DOSB versenden Bewerbungsbrief
ZDF: Olympia-Wahlkampf kommt in Fahrt
dpa: Linke: Olympia-Bewerbung bringt Mietsteigerungen und Sozialkürzungen
FAZ: Fifa: Skurrile Züge der neuen Reformgruppen

08.09.15:
neinzuolympia.de: NOlympia-Aktivist_innen ziehen positive Zwischenbilanz – Große Unterstützung für Unterschriftenkampagne „Argumente für ein NEIN zu Olympia“
Tagesspiegel: Ruder-WM 2019: Wie Hamburg gegen die Weltmetropole Ottensheim verlor
Globe and Mail: Why Toronto should say No to the Olympics
scoutcambridge.com: Q&A: Chris Dempsey of No Boston Olympics
DLF: Spitzensport: 160 Millionen Euro gibt’s vom Bund

07.09.15:
fairspielen.de: Die Olympische Berwerbungsgesellschaft hat (fast) einen Aufsichtsrat
fairspielen.de: IOC ändert Bewerbungsregeln – Referendum verschieben
NDR: Schanzenfest: Protest gegen Olympiapläne
dpa: Hamburg scheitert mit Bewerbung um Ruder-WM 2019 an Linz
FAZ: Respekt vor Sportlern – das war einmal
WDR, sport inside: WM unter Verdacht

06.09.15:
nolympia-hamburg.de: Olympia-Maskottchen befreit

05.09.15:
DLF: FIFA: Schlüssel zu einer Kettenreaktion
NZZ: Die Fifa-Reformen fallen nicht vom Himmel

03.09.15:
ADFC Hamburg: Kritik an Olympiabewerbung – Mobilitätskonzept fehlt
SZ: Bei uns in Tokio: Olympia und kein Ende

02.09.15:
Welt: Glimmt der Olympiafunke bei den Hamburgern noch?
SpOn: Olympia-Bewerber Los Angeles: Sexy und stolz darauf
FAZ: Olympia 2024: Los Angeles gibt Gas
SZ: DDR-Dopingopfer: Vom Staat vergiftet

01.09.15:
Welt: Kieler sollen im November über Olympia abstimmen
SZ: Gefahrenherd Rio
correctiv.org: Freiheit für Khadija

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