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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Apr 082013
 
Zuletzt geändert am 23.11.2015 @ 12:30

8.4.2013, aktualisiert am 13.3.2014

Die Leichtathletik-Europameisterschaft fand vom 6. bis 11. August 2002 in München statt. Wir haben die (meist erst nachträglich festgestellten) Dopingvergehen der damaligen EuropameisterInnen aufgelistet. Eine Zusammenstellung der Sieger/Teilnehmer findet sich bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Leichtathletik-Europameisterschaften_2002

Zum Hintergrund

12.08.2002: „Leichtathletik-EM – eine Steilvorlage für Olympia“
http://www.faz.net/aktuell/sport/interview-leichtathletik-em-eine-steilvorlage-fuer-olympia-170430.html

15.03.2010: „2002 war unsere Stadt Gastgeberin der großartigen 18. Leichtathletik-Europameisterschaften.“
http://www.ris-muenchen.de/RII2/RII/DOK/ANTRAG/2288629.pdf

25.05.2009: „Über alles gesehen, ist sicher die Leichtathletik-Europameisterschaft 2002 etwas ganz Besonderes gewesen.“
http://www.merkur-online.de/lokales/muenchen/stadt-muenchen/mister-olympiapark-nimmt-seinen-hut-abschiedsinterview-wilfrid-spronk-316353.html

„Wie sportbegeistert wir sind, das war schon bei der fantastischen Stimmung der Leichtathletik-EM 2002 und der Fußball-WM 2006 zu sehen“
http://münchen-pro-2022.de/download/121210_flyer.pdf

09.04.2009: Offener Brief von Gerhard Treutlein an Clemens Prokop, DLV
„2002 wurde auf mein Betreiben hin der DLV über Dopingvertuschungspraktiken der ungarischen Werfer (Annus, Fazekas) informiert. Bei der EM 2002 in München soll es trotzdem keine Kontrolle im Diskuswerfen gegeben haben; Annus und Fazekas sind trotz dieser Information erst 2004 bei den Olympischen Spielen aufgeflogen.“

Offener Brief von Gerhard Treutlein an Clemens Prokop

Die Doper/innen

Männer:

100 m: Dwain Chambers
2003 positiv auf THG getestet (Verwicklung in den „BALCO-Skandal“); EM-Titel von München aberkannt

http://www.welt.de/sport/article3312472/Chambers-nahm-Doping-Cocktail-mit-300-Drogen.html

200 m: Konstantinos Kenteris
2004 mehrere verpasste Dopingkontrollen; fingierter Motorrad-Unfall während der Olympischen Spiele 2004 in Athen; 2011 wegen Meineides verurteilt

http://www.faz.net/aktuell/sport/thanou-und-kenteris-legendaeres-fluchtverhalten-1635626.html

5000 m: Alberto García
2003 positiv auf EPO getestet; 2010 im Zuge der „Operacion Galgo“ wegen des Verdachts auf Beteiligung an einem Dopingring verhaftet
http://www.leichtathletik.de/index.php?NavID=1&SiteID=28&NewsID=30596
Operacion Galgo: „Im Dezember 2010 fand der Dopingskandal Fuentes seinen nächsten Höhepunkt. Die Guardia Civil verhaftete im Rahmen der Operación Galgo (‚Operation Windhund’ – in Anspielung auf Läufe in der Leichtathletik) vierzehn Personen, die unter dem Verdacht standen, Handel mit Dopingpräparaten betrieben zu haben. Festgenommen wurden neben Eufemiano Fuentes unter anderem seine Schwester Yolanda, die Langstreckenläuferin und Vizepräsidentin des spanischen Leichtathletikverbandes Marta Domínguez, deren Manager José Alonso, die Leichtathletiktrainer César Pérez und Manuel Pascua, der Langstreckenläufer Alberto García sowie der ehemalige Mountainbiker Alberto León“ (Wikipedia).

3000 m Hindernis: Antonio Jiminéz Pentinel
2014 bei der Polizeiaktion „Operación Jimbo“ neben zwölf anderen festgenommen: Ihnen wird illegaler Handel mit Dopingmitteln vorgeworfen. Es wurden Spritzen, Wachstumshormone und Blutkonserven sichergestellt.
Beitrag im Tagesspiegel: hier

4 x 100 m Staffel: Großbritannien/Dwain Chambers
2003 positiv auf THG getestet (Verwicklung in den „BALCO-Skandal“); EM-Titel von München aberkannt

http://www.welt.de/sport/article3312472/Chambers-nahm-Doping-Cocktail-mit-300-Drogen.html

20 km Gehen: Francisco Javier Fernández
2009 bei einer Hausdurchsuchung im Zuge der „Operacion Grial“ (Aktion der Guarda Civil gegen Doping im August 2009) der Besitz von EPO nachgewiesen.
http://www.focus.de/sport/mehrsport/leichtathletik-dopingskandal-in-spanien-geher-legt-gestaendnis-ab_aid_479153.html

Kugelstoßen: Jurij Bilonoh
2004 bei den Olympischen Spielen in Athen positiv auf Oxandrolon getestet (erst 2012 durch Nachkontrolle nachgewiesen)
http://www.olympic.org/Documents/Commissions_PDFfiles/Disciplinary_commission/ATHR005-DECISION-DOC.pdf

Diskuswurf: Róbert Fazekas
2004 bei den Olympischen Spielen in Athen der Manipulation einer Dopingkontrolle mittels „ungarischer Arschrinne“ (Fremdurin über Kanüle) überführt; 2012 positiv auf Stanozolol getestet
http://www.olympic.org/Documents/Reports/EN/en_report_860.pdf

http://www.olympic.org/Documents/Reports/EN/en_report_860.pdf

Hammerwurf: Adrián Annus
2004 bei den Olympischen Spielen in Athen der Manipulation einer Dopingkontrolle mittels „ungarischer Arschrinne“ überführt

http://www.olympic.org/Documents/Reports/FR/fr_report_919.pdf

Frauen: 

100 m: Ekaterini Thanou
2004 mehrere verpaßte Dopingkontrollen; fingierter Motorrad-Unfall während der Olympischen Spiele 2004 in Athen; 2011 wegen Meineides verurteilt
http://www.faz.net/aktuell/sport/thanou-und-kenteris-legendaeres-fluchtverhalten-1635626.html

800 m: Jolanda Čeplak
2007 positiv auf EPO getestet
http://www.iaaf.org/news/News/doping-rule-violation-264

1500 m: Süreyya Ayhan
2004 der Manipulation einer Dopingkontrolle mit Fremdurin überführt; 2007 positiv auf Stanozolol und Methandienon getestet

http://www.tas-cas.org/d2wfiles/document/3711/5048/0/Award20158520158620internet.pdf
http://www.berliner-zeitung.de/archiv/vor-olympia-werden-drei-leichtathleten-des-dopings-ueberfuehrt-positivtrend,10810590,10201304.html


5000 m: Marta Dominguez

2010 im Zuge der „Operacion Galgo“ wegen des Verdachts auf Beteiligung an einem Dopingring verhaftet (später weitgehend entlastet); als Kundin von Eufemiano Fuentes („Operacion Puerto“) verdächtigt
http://www.sueddeutsche.de/sport/doping-in-spanien-gold-im-dopen-1.1034973
Im November 2015 wurde  Dominguez vom internationalen Sportgerichtshof Cas für drei Jahre gesperrt; der Cas erkannte ihr alle Titel ab, die sie zwischen dem 5.8.2009 und dem 4.1.2013 errungen hatte (Läuferin Dominguez verliert ihren WM-Titel, in spiegelonline 20.11.2015).

4 x 400 m Staffel: Deutschland/Grit Breuer

Anfang 1992 der Manipulation einer Dopingkontrolle verdächtigt; im Juli 1992 positiv auf Clenbuterol getestet; Lebenspartnerin von Thomas Springstein, der 2006 wegen Minderjährigen-Dopings verurteilt wurde; anschließendes Ermittlungsverfahren gegen Grit Breuer wird aufgrund Verbandsaustritts vorläufig eingestellt
http://www.faz.net/aktuell/sport/mehr-sport/breuer-schumann-urbansky-dopingverfahren-beendet-1405675.html

4 x 400 m Staffel: Deutschland/Florence Ekpo-Umoh

2003 positiv auf Stanozolol getestet
http://www.leichtathletik.de/index.php?NavID=25&SiteID=28&NewsID=4846

20 km Gehen: Olimpiada Iwanowa
bereits 1997 positiv auf Stanozolol getestet

http://www.leichtathletik.de/dokumente/europameisterschaft/eurostars/ivanova_o.html

Weitsprung: Tatjana Kotowa
2005 positiv getestet (erst 2013 durch Nachkontrolle nachgewiesen)

http://www.rusada.ru/en/press/news/russian-athlete-tatyana-kotova-provisionally-suspended

Kugelstoßen: Irina Korschanenko
bereits 1999 positiv auf Stanozolol getestet; 2004 bei den Olympischen Spielen in Athen erneut positiv auf Stanozolol getestet

http://www.olympic.org/Documents/Reports/EN/en_report_921.pdf

Hammerwurf: Olga Kusenkowa
2005 positiv getestet (erst 2012 durch Nachkontrolle nachgewiesen)

http://www.iaaf.org/news/press-release/helsinki-2005-re-tests-reveal-six-adverse-fin

Fazit
Das ergibt 18 von 46 Europameistern und Europameisterinnen, die vor, während oder nach den Europameisterschaften von München 2002 des Dopings überführt wurden. Das entspricht 39 %! Die Dunkelziffer dürfte noch weitaus höher sein.
„Auf Vorschlag von IOC-Mitglied Walther Tröger hat der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Dr. Jacques Rogge, den Zuschauern der Leichtathletik-Europameisterschaften 2002 den Olympischen Pokal als offiziellen Ehrenpreis für faires und positives Verhalten verliehen“ (dosb.de, Münchner Leichtathletik-Publikum der EMK 2002 vom IOC ausgezeichnet, 3.4.2003; Hervorhebung von uns).
Die Zuschauer waren fair, aber hatten die Sieger den Jubel verdient?

Vergleiche auch im Kritischen Olympischen Lexikon: Doping

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