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Graubünden gegen Olympische Winterspiele

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Okt 262010
 
Zuletzt geändert am 11.03.2013 @ 16:58

26.10.2010

BayNatSchG Art. 42: Mitwirkung von Vereinen
(2) Die Anerkennung wird auf Antrag erteilt. Sie ist zu erteilen, wenn der Verein
1. nach seiner Satzung ideell und nicht nur vorübergehend vorwiegend die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege fördert…

Im Vorfeld
Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus. Im Folgenden sollen zwei Schlüsselzitate aus der vorolympischen Schattenwelt des Jahres 2007 die dann kommenden Ereignisse erhellen, über deren Gründe und Bedeutung wir immer noch rätseln…

Thomas Urban, Hauptgeschäftsführer des DAV, am 29.11.2007 in der Süddeutschen Zeitung zum Rollenverständnis des DAV als Naturschutzverband:
»Der DAV hat sich lange Zeit nicht als Sportverband verstanden, sondern wurde als Naturschutzverband gesehen. Das sind wir, sogar gesetzlich anerkannt, aber wir machen keinen altruistischen Naturschutz. Das können andere besser. Wir dagegen sind der Fachverband, der am besten über Bergsport Bescheid weiß und auf die diesbezüglichen Veränderungen reagiert.«

Michael Vesper, Generaldirektor des DOSB, am 10.12.2007 zu Fragen der Olympiabewerbung 2018 und der Rolle des Alpenvereins bei der Bewältigung der olympischen Umweltprobleme:

DOSB-Presse: »… Klimapolitik und Umwelt könnten Faktoren sein, die den Erfolg des Münchener Projekts ausbremsen. Alpine und nordische Wettbewerbe mit Kunst- oder herangefahrenem Naturschnee werden schon von Bedenkenträgern angeprangert. Wie wollen Sie dieses Problem in den Griff bekommen?«
Michael Vesper: »Gerade ich als Grüner bin bestrebt, die Bewerbung gemeinsam mit allen Beteiligten so zu gestalten, dass die Umweltauflagen des IOC nicht nur erfüllt, sondern übererfüllt werden. Deshalb werde ich mit dem Deutschen Alpenverein, aber auch mit vielen anderen Institutionen und Fachleuten darüber sprechen, wie man diese wichtigen Zielsetzungen konkret erreichen kann. Niemand kann die klimatische Situation im Jahre 2018 einschätzen, aber ich gehe davon aus, dass in Garmisch-Partenkirchen genügend Schnee vorhanden sein wird, um die alpinen Wettbewerbe veranstalten zu können. Also, wir werden alles tun, um die Ansprüche der Charta des IOC, aber auch unserer eigenen Ausarbeitung „green olympics“ durchzusetzen.«

Zuspitzung
Am 5.7.2010 waren viele Naturschützer und Bergsteiger wie vom Donner gerührt. Stand doch in den Zeitungen, der Präsident des DAV, Prof. Heinz Röhle, habe seine Präsidentschaft hingeworfen. Die Meldung war kryptisch: Es habe eine Routinesitzung des Verbandsrat des DAV gegeben, es habe keine! inhaltlichen Differenzen zwischen Verbandsrat und Präsidenten gegeben, es habe nur eine heftige Debatte um mehr hierarchischen oder mehr demokratischen Führungsstil gegeben. Dahinter sollte man die Botschaft sehen: Röhle habe sich als Präsident in unerträglich autoritärer Manier durchsetzen wollen! Es klang so, als ob in einer Art demokratischer Notlage der Verbandsrat des DAV und sein Hauptgeschäftsführer den Präsidenten so schnell wie möglich aus dem Amt entfernen mussten. Für das Angebot Röhles, es zur nächsten Jahreshauptversammlung Ende Oktober niederzulegen, gab es kein Votum. War Gefahr im Verzug? Und wenn ja – welche?

Dass bei Röhles „Rücktritt“ nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein kann, das hat man von Anfang an vermutet. Wer Röhle kennt, hat die Geschichten vom allein herrschenden und autoritären Typ und von ansonsten fehlenden Konflikten nie ganz geglaubt. Und die ersten Pressemeldungen gegen Röhle, die genau darauf abhoben, waren zu perfekt, als dass sie spontan entstanden sein könnten. Was also könnte passiert sein?

In den vier Monaten, die seit Juli 2010 vergangen sind, war zumindest durchgesickert, dass es um eine Art Machtkampf zwischen dem Hauptgeschäftsführer Thomas Urban und dem Präsidenten Heinz Röhle gegangen sei. Die folgenden inzwischen öffentlich gewordenen Berichte aus dem inneren Zirkel lassen darüber wenig Zweifel aufkommen:

–       Trojok
–       Erklärung-Kühnl
–       Schreiben-Röhle
–       Beiträge in www.dav-community.de vom 15. & 17.10.2010

Offenbar hatte der Hauptgeschäftsführer den Verbandsrat vor die Wahl gestellt: Er oder ich. Die Frage bleibt, wieso der Verbandsrat dem Hauptgeschäftsführer für dieses Anliegen nicht die rote Karte zeigte – sondern dafür dem von der Hauptversammlung schon zum zweiten Mal gewählten Röhle, und zwar sofort!? Dieser erstaunliche Vorgang wurde kaschiert. Er stand weder in der Mitteilung an die Presse, noch im Brief an die DAV-Sektionsvorsitzenden noch im Protokoll der Verbandsratssitzung, wie in der Zwischenzeit zu vernehmen war.

Risiko
Kryptische Ereignisse erschließen sich manchmal besser über ihre Bedeutung für die Um-, Mit- und Nachwelt – als über eine detektivische Rekonstruktion der aktuellen Vorgänge vor und hinter den Kulissen.

Eigentlich steht alles in den Zeitungen oder im Internet. Die ersten Statements stammen aus dem Jahr 2007 und wurden oben schon zitiert. These: Es geht um den DAV als „gesetzlich anerkannten Naturschutzverband“, die Rolle des DAV im DOSB und seine Haltung zur Olympiabewerbung.

Genau dazu munkelt der Münchner Merkur am 19.1.2010 im Anschluss an die Jahrespressekonferenz des DAV im Januar 2010:
»Wenn dann noch der DAV – mit mehr als 850 000 Mitgliedern der sechstgrößte Sportverband und die stärkste Naturschutz-Organisation in Deutschland – aus dem Aufsichtsrat [der Bewerbungsgesellschaft] und aus der Fachkommission Umwelt austreten würde, wäre die Vision der „grünen Spiele“ kaum mehr zu vermitteln.«

Gian-Franco Kasper, FIS-Weltpräsident & IOC-Mitglied, bestätigt Anfang Oktober diesen Jahres im Deutschlandfunk die entscheidende Rolle der Umweltverbände für die Chancen einer deutschen Olympiabewerbung: „… wenn natürlich in Deutschland jetzt alle die Umweltschutzverbände geschlossen sich plötzlich dagegen stellen würden, was, soweit ich weiß, nicht der Fall ist, dann wird sich das negativ auswirken…“ (Fischer-Solms, Herbert, Konflikte mit Olympiagegnern schaden München, in dradio.de 10.10.2010).
Und der Münchner Merkur fährt in der Berichterstattung der DAV-Jahrespressekonferenz vom Januar fort: „Das weiß auch der DAV-Präsident Professor Heinz Röhle. Selbstbewusst formulierte er deswegen bei der Jahrespressekonferenz des Alpenvereins am Montagabend [18.1.2010] in München Kritik und Ziele. Röhle sieht den DAV gleichermaßen als Sport- und als Naturschutzverband. Doch die zweite Komponente empfindet er gerade als sträflich vernachlässigt.«

Röhle verweigerte also noch im Januar 2010 die Garantie für die Unterstützung der Bewerbung München 2018 durch den DAV als „anerkannter Naturschutzverband“. Damit war Röhle für die Bewerber zum Risiko geworden. Denn die Strategie zur Durchsetzung Olympischer Winterspiele 2018 basiert auf der unmöglich zu leistenden „Nachhaltigkeit“ unter den Bedingungen des Klimawandels. Vesper hatte diese Strategie in seinem Interview schon 2007 (s.o.) anklingen lassen: »Niemand kann die klimatische Situation im Jahre 2018 einschätzen, aber ich gehe davon aus, dass in Garmisch-Partenkirchen genügend Schnee vorhanden sein wird, um die alpinen Wettbewerbe veranstalten zu können.«

Das soll heißen: Welcher „Schnee von morgen“ auch immer vorhanden sein wird – er wird das Prädikat „nachhaltig“ bekommen. Und das soll für die ganze Umweltproblematik gelten. Sie wird umdefiniert in eine beispiellose „Nachhaltigkeit“.

Doch dazu benötigt der DOSB die Deutungshoheit über die olympische Nachhaltigkeitsdiskussion. Es müssen die »Umweltauflagen des IOC« (Vesper) als „Maßstab der Nachhaltigkeit“ akzeptiert werden. Was man von dieser umweltgerechten Selbstbeschränkung des IOC halten kann, zeigt allein schon die strikte Zurückweisung der Nutzung der gerade neu gebauten Anlagen in Inzell und Ruhpolding für 2018 durch die Bewerber, da damit die Chancen der sogenannten „kompakten Bewerbung“ auf Null sinken würden. Nicht der Schutz der Umwelt durch sinnvollen Einsatz vorhandener Anlagen, sondern die kurze Inszenierung eines riesigen Spektakels hat für die Bewerbungsgesellschaft – und offenbar für das IOC – den absoluten Vorrang. Auch wenn Vesper die »Umweltauflagen des IOC« mit dem Etikett »Ich als Grüner …« vorbringt, sie werden damit nicht „grüner“.

Der DOSB ist kein anerkannter Naturschutzverband. Er kann dem „Schnee von morgen“ die Absolution „nachhaltiger Spiele“ nicht erteilen. Aber der DAV als verlässliches Mitglied innerhalb der Bewerbungsphase hat dazu das „gesetzlich anerkannte“ Potential. Er soll damit die Bewerbung aufwerten und den Zuschlag möglich machen.

Doch den DAV drückt in dieser Rolle eine Altlast: Das Grundsatzprogramm aus dem Jahr 1994. Dieses definiert den „Schnee von morgen“ noch ganz vorolympisch: Es geht nicht nur um den Kunstschnee, dessen flächendeckenden Einsatz der DAV 1994 ablehnt, sondern auch um die Formen des Tourismus und der Sportveranstaltungen überhaupt, zu denen der DAV 1994 zukunftsweisend erklärt:

»Übergang zu umweltschonenden Tourismusformen«, »Sportveranstaltungen … in den Alpen nur in Gebieten …, die bereits über geeignete Einrichtungen verfügen«

»Alle Alpenstaaten sind aufgerufen, die Umweltrisiken des technisierten Tourismus zu mildern bzw. durch Ersatzmaßnahmen zu kompensieren. Hierzu sind Modellvorhaben anzuregen und umweltschonende Tourismusformen zu fördern.« (Alle Zitate aus Grundsatzprogramm Teil 3).

Wer aus einem solchen Aufruf die Legitimation für Olympische Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen und Schwaiganger ableitet und z.B. die „temporären“ Großanlagen als Modellvorhaben im Sinne dieses Grundsatzprogramm interpretiert, reißt Grenzen nieder, die mit diesem Grundsatzprogramm gegen einen industriell ausgebauten und betriebenen Tourismus formuliert worden sind. Wogegen sonst wäre es denn geschrieben worden, wenn nicht gegen die Größendimensionen von Veranstaltungen wie den Olympischen Winterspielen mit ihrem immensen Bedarf an Natur und Landschaft für nur knapp einen Monat, wenn man die Paralympics mitzählt? Und wo sich solche Größenordnungen an Sportgroßveranstaltungen nicht verhindern lassen, da hat der DAV des Jahres 1994 sich diese nicht zu eigen gemacht, sondern ist mit dem Grundsatzprogramm dazu auf kritische Distanz gegangen.

Die DOSB-Mitgliederversammlung zum Thema München 2018 hat am 8.12.2007 stattgefunden. Genau eine Woche vor dieser Mitgliederversammlung, am 29.11.2007, hat sich der Hauptgeschäftsführer des DAV, Thomas Urban, mit dem Eingangs zitierten Statement vom ideellen („altruistischen“) Naturschutz im Sinne des Artikels 42 BayNatSchG und damit – so muss man es interpretieren – vom eigenen Grundsatzprogramm verabschiedet.

Die Frage ist: Warum gibt der DAV seine Naturschutzidentität auf diese Weise Preis!?

Ist das eine Art Zusage gegenüber der eine Woche später stattfindenden DOSB-Mitgliederversammlung? Ist der DAV erst damit für die ihm zugedachte Rolle in der Olympiabewerbung wirklich interessant geworden? Nach dem Motto: „Dabei sein ist alles“? Noch dazu als „gesetzlich anerkannter Naturschutzverband“, aber mit der Einschränkung ‚ wir sind eigentlich doch keiner mehr? Da sich der DAV somit vom „Altruismus“ des Naturschutzes verabschiedet hat, kann der DOSB nun das Wagnis eingehen, Olympische Winterspiele gegen eine umwelt- und klimakritische Öffentlichkeit dem Oberland und den oberbayerischen Bergen „anzupassen“.

Das DAV-Grundsatzprogramm von 1994 zum Natur- und Umweltschutz, durchaus ideell motiviert, war noch unter der Regie von Professor Heinz Röhle entstanden. Damals war er noch nicht „zurückgetretener“ Präsident, sondern ehrenamtlicher Leiter des Naturschutzreferats. Mit ihm war der DAV aufgebrochen, als Bergsport- und Naturschutzverband die „Zukunft zu schützen“.

Gefahr gebannt?

Pressemeldung des DAV vom 13. September 2010
»Wir sind mittlerweile der Überzeugung, dass München 2018 sowohl bei den Spielen selbst als auch bei der Umsetzung der begleitenden Umwelt-Leitprojekte Maßstäbe für die Durchführung von umweltverträglichen Winterspielen setzen kann. … Der Alpenverein wird auch zukünftig in der Fachkommission Umwelt mitarbeiten und seinen Einfluss geltend machen. Wir unterstützen die Bewerbung

Zwei Monate nach Röhles „Rücktritt“ feiern der Hauptgeschäftsführer Thomas Urban und sein Interimspräsident Ludwig Wucherpfennig die Spiele von 2018 als Maßstab der Nachhaltigkeit. Damit will man dem Ziel näher kommen, der Bewerbung das wichtige Etikett »umweltverträgliche Winterspiele« umzuhängen. Röhle hatte im Januar 2010 auf der Jahrespressekonferenz dies alles noch infrage gestellt.

Ab jetzt soll das Gewicht des DAV als „gesetzlich anerkannter Naturschutzverein“ und das Votum von 850.000 Mitglieder (ob die wollen oder nicht) vorbehaltlos in die Waagschale des DOSB und der Olympiabewerbung geworfen werden. Der „olympische Schnee von 2018“ (metaphorisch gesprochen) wird, ganz gleich, was da kommen mag, das DAV-Zertifikat der Nachhaltigkeit bekommen:

»… einer der drei Gründe, die Münchens Olympiabewerbung nach einem schlimmen Sommer gerettet haben, […ist,] dass nach Ausstieg des Deutschen Naturschutzrings wenigstens der Deutsche Alpenverein bei der Stange blieb – mit dem Gewicht seiner fast 900 000 Mitglieder und seiner politischen Bedeutung im Alpenraum« (FAZ vom 16.10.2010).

Gefahr war im Verzug – sie scheint mit dem „Rücktritt“ Röhles gebannt. Das wird auch die Mehrheit des Verbandsrats so sehen.

Resümee
Der Rücktritt Röhles und die Kryptomania beim DAV dokumentieren die Spaltung, die die Bewerbung für München 2018 in und zwischen die Naturschutzverbände (und nicht nur hier) hineinträgt. Denn diese Bewerbung muss, um erfolgreich zu sein, die massiven Umweltprobleme von Olympischen Winterspielen in eine „Erfolgsgeschichte der Nachhaltigkeit“ umdefinieren (oder sollte man besser sagen: umbiegen). Dass das Nichtmögliche und Unwahre wahr gemacht wird, das führt zur Spaltung. Denn die meisten Naturschutzverbände sind gutbegründet aus der Fachkommission Umwelt ausgestiegen: Sie sehen insbesondere die ökologischen – aber auch die finanziellen – Folgen Olympischer Winterspiele in dieser fragilen Landschaft. Zuletzt ist auch der Deutsche Naturschutz Ring (DNR) wegen der befürchteten Folgen ausgestiegen. Der DAV aber scheint nicht mehr an den guten Gründen und Tatsachen interessiert bzw. orientiert zu sein, sondern in erster Linie an der Durchsetzung von München 2018. Anders kann man die Reaktionen (in diesem Fall von Thomas Urban) nicht interpretieren:

»Der Deutsche Alpenverein (DAV) hat den Ausstieg des Deutschen Naturschutzrings (DNR) aus der Fachkommission Umwelt der Münchner Olympiabewerbung kritisiert. „Wir können das nur als politisches Spiel abtun“, sagte DAV-Hauptgeschäftsführer Thomas Urban am Montag in München und bestätigte der Bewerbungsgesellschaft „München 2018“, sie leiste mit Blick auf die Umwelt „sehr gute Arbeit“.« (Focus-Online vom 27.9.2010)

Im DAV hat man eine Reißleine ganz anderer Art gezogen. Offenbar hat man den verdienten Präsidenten als Exponenten des Naturschutzes geopfert. Wahrscheinlich stand mit Röhle doch die Ungewissheit im Raum, als einer der letzten „Naturschutzverbände“ noch aus der Bewerbung auszusteigen. Wenn die weiteren Olympischen Planungen für den Natur- und Umweltschutz weiterhin so dünn und kontraproduktiv ausfallen wie bisher – und eigene Beschlüsse nicht erfüllt sind? -, Röhle hatte man diese Konsequenz zugetraut. Aus dieser Sicht der Dinge war er zum Risiko für die Strategie geworden, die Bewerbung München 2018 mit einem „gesetzlich anerkannten Naturschutzverband“ aufzuwerten. Und wahrscheinlich (kann man vermuten), waren für die Pragmatiker im Verbandsrat die politischen Unsicherheiten eines späten Ausstiegs so groß geworden, dass sie bereit waren, gegen Röhle und damit indirekt für den Schulterschluss des DAV mit dem DOSB und damit die Durchsetzbarkeit der Bewerbung zu votieren.

Immer deutlicher wird damit, dass die Olympiabewerbung die Naturschutzverbände auseinanderdividiert hat. Ganz gleich, ob München 2018 den Zuschlag erhält oder nicht, die Naturschutzwelt wird hinterher skeptischer vor allem im Umgang miteinander sein: Wer ist warum als Naturschutz-„Tiger“ aufgebrochen (»Wir müssen vor Olympia retten, was zu retten ist!«), um als Bettvorleger im Dienste des DOSB und München 2018 zu landen (»Wir unterstützen den Bewerbung!«)? Symbolisch wird diese Entwicklung mit dem einen Satz dokumentiert, mit dem im Jahr 2007 dem Naturschutz im Sinne des Artikels 42 des BayNatSchG eine Abfuhr erteilt wurde (bei gleichzeitiger Rettung des wertvollen Signums: „anerkannter Naturschutzverein“): » … wir machen keinen altruistischen Naturschutz. Das können andere besser.«

Ohne Idealismus – also Altruismus – ist kein Naturschutz denkbar. Die Mitwirkung der Vereine und das ehrenamtliche Engagement am „kooperativen Naturschutz“ lebt davon und füllt den Naturschutz mit Inhalt. Diese selbstlose Arbeit anderen zu überlassen – und doch an der Reputation „anerkannter Naturschutzverbände“ partizipieren zu wollen, kann man nur als große „Legitimationsleistung“ interpretieren: An den DOSB und damit an das IOC und an die Bewerbung München 2018. Aber ist dies die Aufgabe eines „gesetzlich anerkannten Naturschutzvereins“? Müsste nicht hinterfragt werden, ob und wie lange der DAV diese gesetzlich geregelte und von Staats wegen verliehene Anerkennung noch tragen darf? Aber machen wir uns nichts vor: Auch die Bayerische Staatsregierung entzündet über der Olympiabewerbung die täuschende „Fackel der Nachhaltigkeit“.

Die Bewerbung München 2018 wird zum Exempel einer unwahrhaftigen Politik, die umweltschädigende Großprojekte zu „Märchen der Nachhaltigkeit“ umdeuten muss, um sie vor den Augen einer kritischen (Welt)Öffentlichkeit begründen und durchsetzen zu können:

»… wir werden alles tun, um die Ansprüche der Charta des IOC, aber auch unserer eigenen Ausarbeitung „green olympics“ durchzusetzen.« (Vesper, 2007)

Damit lassen sich garantiert goldene Nasen verdienen und vielleicht auch ein paar goldenen Medaillen gewinnen – eine „grüne“ Zukunft aber sicher nicht.

Sylvia Hamberger, Wolfgang Zängl und Kollegen

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